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Stenographischer Bericht 22. Sitzung - Deutscher Bundestag

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Dr. Thea Dückert<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>22.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Donnerstag, den 25. Februar 1999 1651<br />

(A) Ihre sozialpolitische Doktrin hat dazu geführt, daß Sie tiven Entwicklung der Beschäftigung beitragen müssen, (C)<br />

gerade im Bereich Beschäftigungspolitik Maßnahmen also bei den Arbeitgebern, bei den Gewerkschaften und<br />

ergriffen haben, die sich gegen die Menschen gerichtet bei der Regierung. Die Überwindung dieser Gräben ist<br />

haben, indem Sie beispielsweise die Lohnfortzahlung deshalb notwendig, weil gerade Sie, meine Damen und<br />

im Krankheitsfall reduziert haben und indem Sie den Herren von der CDU/CSU, die gesellschaftlichen Partei-<br />

Kündigungsschutz untergraben haben. Diese Art einer en mit dem verbockten „Bündnis für Arbeit“ in diese<br />

sozialpolitischen Doktrin, die sich gegen die Menschen<br />

richtet, ist jetzt zu Ende.<br />

Gräben hereingetrieben haben.<br />

(V o r s i t z : Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

und bei der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer<br />

[F.D.P.]: Auch Herr Zwickel hat sich für eine<br />

Lockerung des Kündigungsschutzes ausgesprochen!)<br />

– Frau Schwaetzer, ich komme gleich auf Herrn Zwickel<br />

zu sprechen; aber ich gehe auch noch einmal auf Ihre<br />

Bemerkungen ein.<br />

Gerade wegen der zerstörten Vertrauensbasis in diesem<br />

Sozialstaat ist es natürlich für uns die größte Herausforderung,<br />

dieses Vertrauen wieder aufzubauen, indem<br />

wir gründliche sozialpolitische Reformen durchsetzen.<br />

Deswegen haben wir insbesondere den Abbau von<br />

Massenarbeitslosigkeit und vor allen Dingen von Jugendarbeitslosigkeit<br />

an die erste Stelle unserer arbeitsmarkt-<br />

und sozialpolitischen Agenda gestellt.<br />

Wir haben bereits in diesem Haushalt neue Akzente<br />

in der Sozialpolitik gesetzt. Wir haben das Sofortprogramm<br />

für jugendliche Arbeitslose aufgelegt. Wir haben<br />

in ganz erheblichem Umfang die Mittel für die aktive<br />

Arbeitsmarktpolitik erhöht. Wir haben insbesondere die<br />

Lohnnebenkosten, das heißt auch die Rentenbeiträge,<br />

herabgesetzt. Davon haben Sie in den vergangenen<br />

16 Jahren doch nur geträumt.<br />

Wir wollen drei Dinge voranstellen: erstens Jugendarbeitslosigkeit<br />

abbauen und die Arbeitsmarktpolitik<br />

stärken, zweitens das Leben mit Kindern wieder lebbar<br />

machen und die Benachteiligungen aufheben und<br />

schließlich drittens die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik<br />

in besonderer Weise fördern. Deswegen<br />

werden wir nicht nur die Lohnnebenkosten durch die<br />

ökologisch-soziale Steuerreform senken, sondern wir<br />

haben damit auch ein Mittel gefunden, um innovative<br />

Effekte auf dem Arbeitsmarkt zur Herausbildung neuer<br />

Technologien wirksam werden zu lassen. Das ist die<br />

wirtschaftspolitische Ebene.<br />

Auf einer anderen Ebene wollen wir das „Bündnis<br />

für Arbeit“ – das heißt, den Konsens über beschäftigungspolitische<br />

Fragen – in dieser Gesellschaft vorantreiben.<br />

Ich glaube, nach der aktuellen Debatte und insbesondere<br />

der heutigen wird deutlich, wie wichtig dieses<br />

Bündnis ist, um die Tabus und Gräben bei all denjenigen<br />

in dieser Gesellschaft zu überwinden, die zu einer posi-<br />

Das Sofortprogramm für jugendliche Arbeitslose<br />

nehmen Sie schon einmal nicht ernst. Ich will auf Herrn<br />

Schäuble nicht mehr eingehen. Seine Ausführungen waren<br />

einfach entlarvend und zynisch. Aber an der Stelle<br />

möchte ich einen anderen Punkt des Jugendarbeitslosigkeitsprogramms<br />

aufgreifen. Wir haben eine Bringschuld<br />

in dieser Gesellschaft. Diese ist sehr hoch, weil in den<br />

letzten Jahren die Unsicherheit der Jugendlichen über ihre<br />

berufliche Zukunft und über ihren langfristigen Lebensweg<br />

in der Erwerbstätigkeit immer mehr zugenommen<br />

hat. In den letzten Jahren haben wir die Situation<br />

bekommen, daß die Jugendlichen nicht mehr sicher sein<br />

konnten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das<br />

neue Sofortprogramm setzt da an. Ich hoffe sehr, daß es<br />

so gut weiterläuft, wie es der Minister vorgetragen hat.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

und bei der SPD)<br />

Aber ich weiß auch – das sage ich hier sehr kritisch<br />

auch an die Adresse der eigenen Reihen –, daß es der<br />

völlig falsche Zeitpunkt ist, in der heutigen Debatte<br />

Wir haben sehr schnell angefangen und Ihre schlimmsten<br />

und gröbsten Klötze beim Kündigungsschutz und<br />

Sanktionen gegen Jugendliche dermaßen in den Vordergrund<br />

zu stellen.<br />

bei der Lohnfortzahlung weggeräumt. Sie wissen das. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES<br />

(B) (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Haben wir<br />

90/DIE GRÜNEN)<br />

(D)<br />

gemerkt!)<br />

Wir haben die Bringschuld. Wir müssen erst einmal das<br />

Angebot erbringen, dann können wir über das Verhältnis<br />

zwischen Leistung und dem, was die Jugendlichen zu<br />

geben haben, diskutieren.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

Meine Damen und Herren, die gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen haben sich erheblich verändert.<br />

Die Menschen wissen das auch. Deshalb müssen wir<br />

aktiv in die Arbeitsmarktpolitik einsteigen. Die gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen haben sich vor allen<br />

Dingen im Verhältnis zwischen den Generationen und<br />

im Verhältnis zwischen Männern und Frauen verändert.<br />

Wir haben mittlerweile eine Situation, in der es sehr<br />

viele unterbrochene Erwerbsbiographien gibt und in der<br />

Menschen im Alter mit den sozialen Folgen, die sich aus<br />

der Teilzeitarbeit und kleinen Beschäftigungsverhältnissen<br />

ergeben, alleine gelassen werden. Nach der Reform<br />

der 630-DM-Jobs wird es unsere Aufgabe sein, die soziale<br />

Sicherheit gerade für Menschen in Teilzeitarbeitsverhältnissen<br />

und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen<br />

auszubauen. Das ist eine unserer großen Aufgaben.<br />

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben<br />

sich verändert. Deswegen müssen wir über Reformen in<br />

allen gesellschaftspolitischen Bereichen diskutieren. Die<br />

Diskussion muß, wie unser Kollege Metzger gefordert

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