Dokumentation des Workshops Modellregion Integration ... - Kassel
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wendig seien. Elternarbeit war und ist oft Resultat aus<br />
Forderungen:<br />
- Forderung nach Anwesenheit bei Elternsprechtagen<br />
oder Geburtstagsgesprächen,<br />
- nach Anwesenheit bei Festivitäten der Einrichtungen,<br />
- nach Engagement in Form von Kuchenbacken und<br />
Standbetreuung,<br />
- danach, den normalen Kita-Alltag möglichst nicht<br />
zu stören etc.<br />
Dass Elternarbeit eine Form der sozialpädagogischen<br />
Begleitung und Erwachsenenbildung ist, die nicht<br />
selbstverständlich mit erledigt werden kann und eine<br />
andere Kommunikation als „Tür-und-Angel-Gespräche“<br />
erfordert, ist z. T. noch immer nicht anerkannt.<br />
Zweitens ist ärgerlich, dass es zwar viele Eltern gibt,<br />
die aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen<br />
Barrieren nicht so agieren, wie man sich das wünscht,<br />
aber man sieht keine Veranlassung, daran etwas zu<br />
ändern. Und diese Perspektive hat natürlich angesichts<br />
der zur Verfügung stehenden Ressourcen in den<br />
Einrichtungen und dem Personalschlüssel auch seine<br />
Berechtigung.<br />
Seit Pisa (2000) verschärfte sich diese Problemlage.<br />
Elternschaft ist seitdem keine Privatsache mehr, sondern<br />
rückt ins Blickfeld <strong>des</strong> öffentlichen Interesses:<br />
Eltern werden begleitet, gefördert, umworben, beraten,<br />
informiert. Das Spektrum reicht vom pränatalen<br />
Zustand <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> bis zu seinem Schulabschluss und<br />
darüber hinaus. Erwartet wird, dass sie Kinder so<br />
erziehen, dass sie geräuschlos und erfolgreich durch<br />
unsere Bildungslandschaft wandern können. Sie sind<br />
die Zulieferer, die über den Erfolg und Misserfolg der<br />
Arbeit aller Institutionen und Einrichtungen entscheiden,<br />
denn gelungene <strong>Integration</strong> wird immer noch<br />
daran gemessen, inwieweit die An- und Einpassung in<br />
das vorhandene Bildungssystem funktioniert, obwohl<br />
doch schon gleichzeitig deutlich wird, dass es im<br />
Getriebe <strong>des</strong> deutschen Bildungssystems mächtig<br />
knirscht.<br />
Der Erwartungshorizont und -druck ist für Eltern<br />
daher groß geworden. Und dieser Prozess verliert<br />
jene aus den Augen, die diesem Druck nicht standhalten<br />
können. Deshalb ist es sinnvoll, dass wir alle diese<br />
Angebote haben, denn natürlich gibt es Eltern, die<br />
eine Unterstützung in jeweils verschiedenen Lebensphasen<br />
der Kinder brauchen:<br />
- Sie sollen die Möglichkeiten kennen, wie man<br />
Sprachförderung betreiben kann, selbst wenn das<br />
Kind noch nicht sprechen kann,<br />
- sie sollen wissen, dass das Sprechen der eigenen<br />
Muttersprache eine wesentliche Rolle beim Spracherwerb<br />
spielt,<br />
- sie sollen verstehen können, warum Bewegung<br />
von Anfang an für ein Kind wichtig ist,<br />
- sie sollen verstehen können, was das Kind in der<br />
Kita im freien Spiel lernen kann,<br />
- sie sollen verstehen können, warum ein Schulkind<br />
einen Arbeitsplatz braucht und<br />
- wie dieser aussehen könnte,<br />
- warum ein gesun<strong>des</strong> Schulfrühstück wichtig ist und<br />
was sich hinter einer Anlauttabelle und Mauernrechnen<br />
verbirgt.<br />
Gerade die Eltern, die unter völlig anderen kulturellen<br />
Bedingungen und ja z. T. auch ohne Schulbildung<br />
aufgewachsen sind, brauchen diese Unterstützung.<br />
Denn auch sie wollen ja, dass ihre Kinder „erfolgreich“<br />
sind.<br />
Angesichts der viele Möglichkeiten, die Eltern in <strong>Kassel</strong><br />
inzwischen geboten werden, dürfte es eigentlich<br />
kein Problem mehr geben. Jede Elternarbeit versteht<br />
sich inzwischen als zumin<strong>des</strong>t interkulturelle Elternarbeit.<br />
Der Begriff „kultursensibel“ hat sich da noch nicht<br />
durchgesetzt. Wenn Sie Kitas, Schulen, Beratungsstellen,<br />
freie Träger etc. fragen, wird Ihnen jeder sagen<br />
„natürlich machen wir das“. Entsprechende Fortbildungen<br />
hätten die jeweiligen Mitarbeiter geschult. Wie<br />
bei unserer Arbeit hat sich die Zusammenarbeit mit<br />
interkulturellen bzw. sprachlichen Vermittlerinnen vor<br />
allem bei freien Trägern und Beratungsstellen durchgesetzt.<br />
Das hängt natürlich auch mit der Suche nach<br />
neuen Zielgruppen und der Erweiterung der Angebote<br />
als wirtschaftliche Notwendigkeit zusammen.<br />
Insofern ist tatsächlich eine Sensibilität gewachsen, die<br />
sehr viel wert ist.<br />
Und dennoch stellt sich immer wieder die Frage: „Wie<br />
kommen wir nur an die Eltern heran, die wir erreichen<br />
müssten“, denn viele Projekte, Anlaufstellen etc.,<br />
die für diese Eltern initiiert werden, finden keinen<br />
Kontakt zu ihrer Zielgruppe. Das Soziale-Stadt-Projekt<br />
Nordstadt hat dazu sogar einen eigenen Arbeits-<br />
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