faktor Frühjahr 2023
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mensch<br />
Mit Ecken und Kanten Krankenpfleger Sascha Heise hat ein Gespür für gutes Design und dafür, wie ein Raum zu einem Wohlfühlraum wird.<br />
dem Handy im Treppenhaus abzulichten“, erzählt der<br />
33-Jährige, „weil das damals hier die schönste Ecke war.“<br />
Von diesen improvisierten Laienfotos ist heute auf Instagram<br />
und ihrer stylischen Website jedoch nichts mehr<br />
zu sehen. Inzwischen fotografiert Marius die Stücke<br />
höchst professionell in einer eigens dafür eingerichteten<br />
Studio ecke mit entsprechender Beleuchtung. Hier werden<br />
die Möbel in Szene gesetzt und für den Verkauf dokumentiert<br />
– mit jeder charmanten Macke.<br />
DENN JEDES STÜCK, DAS HEUTE in der Fabrikhalle in<br />
Volpriehausen steht, hat eine eigene Geschichte zu erzählen:<br />
von vielen Jahrzehnten – jeder Kratzer ein gelebtes<br />
Leben. „Wir lieben Möbel, die nicht zu Tode restauriert<br />
sind, sondern noch ihre Kanten und Ecken haben“, erklärt<br />
Sascha. „Es ist gerade die bestimmte Haptik und<br />
Form der alten Stücke, die einem Raum erst Atmosphäre<br />
und Flair verleihen“, ergänzt Marius, dessen Lieblingsplatz<br />
die Werkstatt ist. „Nachhaltiger geht es eigentlich<br />
nicht. Das sage ich aus vollster Überzeugung: Diese<br />
Möbelstücke haben keinen Wertverlust.“ Er kaufe gern<br />
Sachen, die er einfach schön finde, obwohl er wisse, dass<br />
noch einiges an Zeit reingesteckt werden müsse – und es<br />
sich nicht immer rentiere. „Aber wer anders außer mir<br />
würde sich diese Arbeit machen?“ Gewinnoptimierung<br />
stehe nicht im Vordergrund.<br />
Dabei war es Marius, der vor fünf Jahren dazu drängte,<br />
aus dem Hobby ein richtiges, eingetragenes Unternehmen<br />
zu machen. Seit der Gründung – die zu einem<br />
denkbar schlechten Zeitpunkt stattfand, denn kurz danach<br />
kam das Krisenjahr 2020 – verzeichnet Riøt Furniture<br />
ein langsames, aber stetiges Wachstum. Mit ihrem<br />
Gespür für moderne Design-Klassiker haben sie den<br />
Nerv der Zeit getroffen. Im vergangenen Jahr stieg der<br />
Umsatz in den sechsstelligen Bereich, von dem beide inzwischen<br />
auch leben könnten.<br />
„Doch dann wäre da plötzlich der Druck und die<br />
Freude an unserem ,Hobby‘ vielleicht dahin“, erklärt<br />
Sascha. Es sei ihnen wichtiger, Spaß bei der Arbeit<br />
zu haben, vor allem, wenn sie nach einem langen Tag<br />
im Krankenhaus noch weitere Stunden bis tief in<br />
die Nacht an der Werkbank verbringen. „Das klappt<br />
natürlich nicht immer“, sagt Marius. „Aber immerhin<br />
sehr oft.“ Wenn er sich beispielsweise mal wieder ins<br />
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