Archäologie und Ehrenamt - Bayerisches Landesamt für ...
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system (GIS) importierte <strong>und</strong> mit der digitalen Flurkarte zusammenführte.<br />
Zusätzlich lag ein Digitales Geländemodell<br />
(DGM) aus Airborne-Laserscanning (ALS)-Daten vor, aus<br />
dem die Höhenlinien abgeleitet wurden.<br />
Spezialisten des Bayerischen <strong>Landesamt</strong>es <strong>für</strong> Denkmalpflege<br />
führten die fachliche Analyse der archäologischen<br />
Quellen, also v. a. der mesolithischen Silices, durch. Typische<br />
Artefakte aus dem F<strong>und</strong>inventar datierten dieses an<br />
den Beginn des frühen Mesolithikums ins 9. Jahrtausend.<br />
Kernsteine <strong>und</strong> Kerbreste belegen eine Geräteproduktion aus<br />
den hauptsächlich über größere Distanz eingebrachten Rohmaterialien<br />
vor Ort, wobei allerdings die Kernsteine unterrepräsentiert<br />
erschienen. 134 Stücke wurden ausgewählt <strong>und</strong><br />
testweise einer Detailanalyse hinsichtlich ihrer räumlichen<br />
Verteilung unterzogen. Dabei deuteten sich schon Muster <strong>für</strong><br />
künftige Einzelf<strong>und</strong>einmessungen <strong>und</strong> Untersuchungen an.<br />
Die Ergebnisse der Arbeit wurden zusammen mit Ralf<br />
Obst, Andreas Tillmann <strong>und</strong> Lukas Werther unter dem Titel<br />
„Lesef<strong>und</strong>e auf der Höhe der Steinzeit – Die Tiefenthaler<br />
Höhe, Lkr. Würzburg“ in den „Beiträgen zur <strong>Archäologie</strong><br />
in Unterfranken 2011“ publiziert. Dieser Aufsatz sollte Ansporn<br />
<strong>für</strong> andere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
sein, sich moderner Technik bei der Einmessung von<br />
F<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>en zu bedienen.<br />
Der reichhaltige F<strong>und</strong>niederschlag von der „Tiefenthaler<br />
Höhe“ belegt, dass die exponierte Kuppe, deren Lage auch<br />
an eine (vielleicht sogar über die Mikroregion hinaus) herausgehobene<br />
Bedeutung denken lässt, wiederholt aufgesucht<br />
wurde. Den Gr<strong>und</strong>stein <strong>für</strong> weitergehende Forschungen legte<br />
das ehrenamtliche Engagement, das von der Feldarbeit bis<br />
zur Publikation in einer Fachzeitschrift reichte. Um das Aussagepotential<br />
weiter zu verbessern, werden Begehungen mit<br />
Einzelf<strong>und</strong>einmessung mittels GPS räumlich ausgedehnt<br />
Einmessung mittels GPS-Handgeräten<br />
Seit wenigen Jahren gibt es die Möglichkeit, mittels mobiler<br />
GPS-Navigationssysteme Geodaten umgehend vor<br />
Ort zu ermitteln. Mit einem geeigneten GPS-Empfänger<br />
können Strecken <strong>und</strong> Punkte eingemessen <strong>und</strong> die gewonnenen<br />
Daten <strong>für</strong> Kartierungen von Begehungsflächen,<br />
Lesef<strong>und</strong>en oder Geländemerkmalen genutzt <strong>und</strong><br />
bei F<strong>und</strong>meldungen weiterbearbeitet werden. Voraussetzung<br />
ist hier<strong>für</strong> ein entsprechendes Gerät <strong>und</strong> ein ausreichender<br />
Empfang von GPS-Satelliten (was mitunter in<br />
tief eingeschnittenen Tälern oder sehr dichten Wäldern<br />
problematisch sein kann).<br />
Ein handelsübliches „Navi“ reicht hier<strong>für</strong> in der Regel<br />
nicht aus, <strong>und</strong> an ein GPS-Handgerät sollten neben hoher<br />
Messgenauigkeit <strong>und</strong> Laufzeit auch einige weitere Ansprüche<br />
gestellt werden. Mittlerweile werden auch mehr<br />
<strong>und</strong> mehr Smartphones, Fotoapparate oder PDAs mit<br />
GPS-Funktion ausgestattet, <strong>und</strong> dieser Trend wird sicher<br />
zukünftig noch weiter ausgebaut werden. Wichtig ist, dass<br />
eine PC-Schnittstelle vorhanden ist, also die Möglichkeit,<br />
über entsprechende Software Daten auf den PC bzw. von<br />
Stefan Fach – Von der Feldarbeit bis zur Publikation<br />
<strong>und</strong> sollen so die Datenbasis <strong>für</strong> zukünftige Untersuchungen<br />
vergrößern. Mittlerweile sind r<strong>und</strong> 2000 Silices einzeln<br />
eingemessen worden. Gerade wegen der noch sehr unbefriedigenden<br />
Situation hinsichtlich aussagekräftiger archäologischer<br />
Bef<strong>und</strong>e von Freilandstationen des nordbayerischen<br />
Mesolithikums wird ein systematisch begangener F<strong>und</strong>platz<br />
im Löß neue Ansatzmöglichkeiten bieten.<br />
Für Überraschungen sorgte schließlich das Zusammentreffen<br />
mit einem in Baden-Württemberg wohnhaften<br />
Sammler, der diesen F<strong>und</strong>platz bereits im Mai 1992 entdeckt<br />
hatte. Sein aufgelesenes Material fügt sich sehr gut in<br />
das vorliegende F<strong>und</strong>gut ein <strong>und</strong> geht in einigen Aspekten<br />
auch darüber hinaus. Mit den nun neu aufgetauchten Altf<strong>und</strong>en<br />
liegen weit über 10000 mesolithische Artefakte von<br />
der „Tiefenthaler Höhe“ vor.<br />
Topografie der „Tiefenthaler Höhe“ mit F<strong>und</strong>streuung; 3D-Ansicht, 10fach<br />
überhöht, Blick von Nordosten (Geobasisdaten: © Bayerische Vermessungsverwaltung,<br />
2010; Umsetzung: Lukas Werther)<br />
dort auf das Gerät zu übertragen. Das Positionsformat<br />
muss frei wählbar sein, damit „Gauß-Krüger-Koordinaten“<br />
einstellbar sind. Das Gerät sollte <strong>für</strong> den Einsatz einer<br />
Micro-SD-Karte mit zusätzlichem Speicherplatz ausgestattet<br />
sein. Sehr zweckmäßig ist auch die Möglichkeit<br />
einer Texteingabe zu den jeweiligen Messpunkten <strong>und</strong> ein<br />
elektronischer Kompass.<br />
Zumeist werden mit den Geräten auch spezielle Karten<br />
verkauft, die manchmal teurer als die Hardware sind <strong>und</strong><br />
auch nur von dieser gelesen werden können. Eine gute<br />
Alternative bieten OpenStreetMaps aus dem Internet, die<br />
frei verwendbar sind. Mitunter muss man Karten konvertieren,<br />
um sie sowohl auf dem Empfangsgerät als auch<br />
auf dem PC nutzen zu können; auch hier<strong>für</strong> gibt es freie<br />
Programme.<br />
Wer hier noch tiefer einsteigen will, dem empfiehlt sich<br />
ein Geographisches Informationssystem (GIS), womit die<br />
gewonnenen Daten weiter bearbeitet, organisiert, analysiert<br />
<strong>und</strong> präsentiert werden können. Entsprechende leistungsstarke<br />
Programme gibt es ebenso schon in Form<br />
von OpenSource-GIS kostenfrei im Internet. Das lässt<br />
sich dann etwa mit einer F<strong>und</strong>kartei verknüpfen.<br />
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