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Archäologie und Ehrenamt - Bayerisches Landesamt für ...

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<strong>Ehrenamt</strong>liche Projekte – Erforschung<br />

Gerd Riedel <strong>und</strong> Magnus Wintergerst<br />

„Smitstat“ <strong>und</strong> die Frühgeschichte Ingolstadts<br />

Lehrgrabung mit <strong>Ehrenamt</strong>lichen in Mailing-Schmidtmühle<br />

Nördlich des Ingolstädter Ortsteils Feldkirchen lag bei der<br />

Schmidtmühle am Ufer des Mailinger Baches <strong>und</strong> an einer<br />

alten Straße eine der mutmaßlichen Ursprungssiedlungen der<br />

heutigen Stadt Ingolstadt. Die Mühle des Ortes leistete im<br />

Spätmittelalter Abgaben an die Stadtpfarrkirche St. Moritz.<br />

Um 1231 ist ein herzoglicher Hof in der Ortschaft „Smitstat“<br />

überliefert, der recht bedeutend gewesen sein soll. Noch im<br />

14. Jahrh<strong>und</strong>ert dürfte die Siedlung aus mehreren Höfen bestanden<br />

haben, worauf auch erste Bef<strong>und</strong>beobachtungen in<br />

der 1. Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts hinweisen. In den Karten<br />

des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts ist die Ortschaft bis auf ihre Mühle verschw<strong>und</strong>en.<br />

Erst 1743 war das Gelände wieder Schauplatz<br />

einer, allerdings nur kurzfristigen, Bautätigkeit. Während<br />

der Belagerung der kur<strong>für</strong>stlichen Landesfestung Ingolstadt<br />

durch die Österreicher wurde eine Schanze errichtet.<br />

In diesem <strong>für</strong> die Frühgeschichte Ingolstadts bedeutenden<br />

Siedlungsareal finden seit 2006 Lehrgrabungen der<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Archäologie</strong> in Bayern e.V. statt. Für die<br />

fünfte Kampagne vom 23. August bis 12. September 2010<br />

galten die gleichen Voraussetzungen wie <strong>für</strong> die erste Grabung.<br />

Wieder sollten Laien den technischen Ablauf einer archäologischen<br />

Ausgrabung kennenlernen <strong>und</strong> in möglichst<br />

großem Umfang Grabungs- <strong>und</strong> Dokumentationsarbeiten<br />

selbst durchführen. Im Vorfeld mussten jedoch wieder folgende,<br />

von der Denkmalpflege geforderte Gr<strong>und</strong>voraussetzungen<br />

erfüllt sein:<br />

1. Es muss sich um ein akut gefährdetes Bodendenkmal<br />

handeln,<br />

2. es gibt keinen Veranlasser, der zur Finanzierung der Grabung<br />

verpflichtet werden kann,<br />

3. es muss ein Träger <strong>und</strong> ein verantwortlicher Wissenschaftler<br />

gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Mailing; Stadt Ingolstadt; Grabungsleiter Dr. Magnus Wintergerst (Mitte)<br />

<strong>und</strong> ein Teil seiner Mannschaft (Foto: Stadtarchiv Ingolstadt, 2010)<br />

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Da während der letzten Kampagnen die Steinf<strong>und</strong>amente<br />

des kleinen Gotteshauses der abgegangenen Ortschaft<br />

„Smitstat“ untersucht wurden, waren <strong>für</strong> 2010 vor allem<br />

Bef<strong>und</strong>e von Holzbauten, Siedlungsgruben <strong>und</strong> Gräber zu<br />

erwarten. Die wissenschaftliche Grabungsleitung lag erneut<br />

bei Magnus Wintergerst. Ziel der Ausgrabung war es<br />

vor allem, die Ostgrenze des bekannten Friedhofs um das<br />

Kirchlein zu erforschen. Man erhoffte sich außerdem weitere<br />

Aufschlüsse über die Ausdehnung der Siedlung, welche<br />

die Kirche <strong>und</strong> den Bestattungsplatz umgab, über deren<br />

Zeitstellung sowie ergänzende Informationen zur Fünfecksschanze<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Die Finanzierung übernahm neben dem Historischen<br />

Verein Ingolstadt e. V. als Träger der Maßnahme das Modellprojekt.<br />

Durch die Teilnahme am Tag des offenen Denkmals<br />

kamen ein Zuschuss der Stadt Ingolstadt hinzu sowie private<br />

Spenden <strong>und</strong> die Teilnehmergebühren. Die Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Archäologie</strong> in Bayern e. V. konnte die Lehrgrabung 2010 nur<br />

ideell mittragen, da das Einverständnis aller Betroffenen zur<br />

Durchführung der Kampagne erst sehr spät zustande kam<br />

<strong>und</strong> so die Grabung nicht mehr ins Programm der Gesellschaft<br />

aufgenommen werden konnte. Für Kurzentschlossene<br />

war die Teilnahme dennoch möglich. Insgesamt nahmen neun<br />

Mitglieder des Historischen Vereins <strong>und</strong> der Gesellschaft teil.<br />

Hinzu kam eine Praktikantin des Bayerischen <strong>Landesamt</strong>es<br />

<strong>für</strong> Denkmalpflege.<br />

Das <strong>Landesamt</strong> <strong>und</strong> der Historische Verein statteten<br />

die Grabung mit Werkzeug <strong>und</strong> Dokumentationsmaterial<br />

aus. Das <strong>Landesamt</strong> übernahm auch die digitale Vermessung<br />

der Ausgrabung. Ganz besonders ist das Interesse<br />

<strong>und</strong> die Unterstützung von Familie Eckerlein (Besitzer der<br />

Schmidtmühle) zu erwähnen, die immer wieder <strong>für</strong> das<br />

Schnitt 17 mit mutmaßlicher Schmiedegrube – Blick nach Westen<br />

(Foto: Stadtarchiv Ingolstadt 2010)

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