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Archäologie und Ehrenamt - Bayerisches Landesamt für ...

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<strong>Ehrenamt</strong>liche Projekte – Inwertsetzung<br />

Mathias Hensch <strong>und</strong> Walter Schraml<br />

F<strong>und</strong>amente über den F<strong>und</strong>amenten<br />

Historische Informations- <strong>und</strong> Dokumentationsstätte St. Martin in Ermhof<br />

Durch mehr als 1000 Jahre, vom späten 8. bis zu ihrer Profanierung<br />

am Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, war die St.-Martinskirche<br />

von Ermhof im westlichen Landkreis Amberg-<br />

Sulzbach ein Ort des Glaubens, des Gebets <strong>und</strong> des Gottesdienstes.<br />

Mit ihrem endgültigen Abbruch 1979 verschwand<br />

eine der ältesten Kirchen in der heutigen Oberpfalz nördlich<br />

von Regensburg. Das Areal, auf dem die kleine Kirche<br />

stand, wurde eingeebnet <strong>und</strong> die letzten Jahre als landwirtschaftliche<br />

Betriebsfläche genutzt.<br />

Ermhof, Lkr. Amberg-Sulzbach; St. Martin vor dem Abbruch<br />

(Foto: Walter Schraml 1979)<br />

Im Jahre 1306 erstmals urk<strong>und</strong>lich erwähnt, belegt ein in<br />

Rom ausgestellter Ablassbrief von 1457 die außergewöhnliche<br />

Rolle des Gotteshauses in der spätmittelalterlichen<br />

Kirchenlandschaft der Region. Ab dem Spätmittelalter war<br />

die Ermhofer Martinskirche zudem eine der bedeutendsten<br />

Wallfahrtskirchen der mittleren Oberpfalz. In dieser Zeit<br />

hatte das Gotteshaus mit dem hl. Wendelin, dem Schutzheiligen<br />

des Viehs, einen weiteren Patron bekommen.<br />

Doch dass die Anfänge der Kirche von Ermhof bis<br />

in die Frühzeit des Christentums in Ostbayern zurückreichen,<br />

wurde erst durch die archäologischen Grabungen<br />

der Jahre 2006 bis 2008 aufgedeckt, die Mathias Hensch<br />

in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Regensburg des<br />

Bayerischen <strong>Landesamt</strong>es <strong>für</strong> Denkmalpflege durchführte.<br />

Es konnten hierbei insgesamt vier Bauabschnitte festgestellt<br />

werden. Die älteste Kirche war mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

ein Holzbau in Pfostenbauweise. Der Ort<br />

Ermhof, dessen althochdeutscher Name als „Arbinhofen“<br />

rekonstruiert werden kann, war als Fronhof offenbar Bestandteil<br />

einer frühmittelalterlichen Gr<strong>und</strong>herrschaft. Es<br />

ist durchaus möglich, dass der fränkische König Karl der<br />

68<br />

Große in der Zeit um 800 an der Gründung der Kirche<br />

beteiligt war. Ermhof lag inmitten eines fränkisch strukturierten<br />

Einflussgebietes zwischen den Burgzentren<br />

Sulzbach, Ammerthal <strong>und</strong> Kastl sowie den Königshöfen<br />

Lauterhofen <strong>und</strong> Velden. Im Laufe des 9. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

trat an die Stelle des Holzbaus eine steinerne Saalkirche<br />

mit R<strong>und</strong>apsis. Steinkirchen auf dem Land müssen in<br />

frühmittelalterlicher Zeit als Ausnahme gelten. Die frühe<br />

Ausführung in Stein verdeutlicht die besondere Stellung<br />

der Martinskirche von Ermhof während der beiden Folgejahrh<strong>und</strong>erte.<br />

In salischer Zeit brach man die Apsis ab,<br />

<strong>und</strong> die Kirche erhielt einen Rechteckchor, der sich wie<br />

der spätkarolingische Saal bis 1979 erhalten hatte. Vielleicht<br />

steht der Umbau während des 11. Jahrh<strong>und</strong>erts im<br />

Zusammenhang mit überlieferten Altar- <strong>und</strong> Kirchenweihen,<br />

die der Eichstätter Bischof G<strong>und</strong>ekar II. um 1060 bei<br />

zahlreichen Kirchen, schwerpunktmäßig im Nordosten<br />

seines Bistums, vornahm. Die neben der Kirche freigelegten<br />

Gräber wiesen zum Teil frühmittelalterliche Grabriten<br />

wie Steinsetzungen oder Fesselungen auf.<br />

Die Reste der Martinskirche von Ermhof stellen unbestritten<br />

ein einmaliges <strong>und</strong> überregional bedeutendes<br />

Bodendenkmal dar. Deshalb wurde der Entschluss gefasst,<br />

eine Informations- <strong>und</strong> Dokumentationsstätte vor Ort zu<br />

errichten, um der Bevölkerung <strong>und</strong> nachfolgenden Generationen<br />

die Ausgrabungsergebnisse, die Baugeschichte <strong>und</strong><br />

wechselvolle Vergangenheit des Gotteshauses mit modernen<br />

Methoden zu vermitteln. Das geplante Projekt fand ein<br />

überwältigendes Echo <strong>und</strong> eine nachhaltige Unterstützung<br />

bei Bürgern <strong>und</strong> Verantwortlichen der Kommunalpolitik<br />

<strong>und</strong> der beiden Kirchen. Auf Initiative von Bürgermeister<br />

Winfried Franz <strong>und</strong> Heimatpfleger Walter Schraml wurde<br />

daher der gemeinnützige Verein „Fre<strong>und</strong>e von St. Martin<br />

Ermhof e. V.“ gegründet, der seither Planung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

eigenverantwortlich betreut. Der Verein ist auch seit<br />

2010 Eigentümer des Gr<strong>und</strong>stücks, auf dem sich das Bodendenkmal<br />

befindet. Für die architektonische Planung ist<br />

ein in denkmalpflegerischen Fragen erfahrenes Architekturbüro<br />

verantwortlich. Der Planung der Informationsstätte<br />

liegt eine zeitlos moderne, klare <strong>und</strong> einsichtige Konzeption<br />

zugr<strong>und</strong>e.<br />

Im Zentrum der Präsentation steht die Darstellung<br />

der einzelnen Bauphasen der Kirche, soweit diese aus<br />

dem archäologischen Bef<strong>und</strong> heraus ersichtlich sind. Für<br />

eine denkmalpflegerisch akzeptable Umsetzung dieses<br />

Vorhabens im Maßstab 1:1 im sensiblen Bereich des Bodendenkmals<br />

wurde ein Antrag auf Unterstützung der<br />

ehrenamtlichen Arbeiten im Modellprojekt gestellt. Die<br />

Darstellung der Gr<strong>und</strong>risse erfolgte aus konservatorischen<br />

<strong>und</strong> denkmalpflegerischen Gründen nicht auf der vorhandenen<br />

Originalbausubstanz, sondern in einer Aufschüttung

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