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Soziale Medien unabdingbar in Zukunft?
„Ich glaube, dass die unterschiedlichen Mediengattungen unterschiedliche
Aufgaben übernehmen. Das Smartphone an
sich ist dafür da die schnelle Information zu verbreiten“, schildert
Michael Kaufmann. Er glaubt, dass klassische Medien
nie ganzheitlich von digitalen Netzwerken abgelöst werden,
sondern dass Social Media verstärkt zusätzlich genutzt wird,
um speziell den Live-Charakter hervorzuheben, beispielsweise
ein „Live Ticker zu Nationalratssitzungen“. „Die ausgewogene
Berichterstattung, die würde ich dann in einem
Long-Read der Online-Ausgabe oder am nächsten Tag in
der Tageszeitung erwarten. Genau das ist die unterschiedliche
Aufgabe der unterschiedlichen Mediengattungen“, so
Kaufmann. Der Leiter der Digitalabteilung des Medienhauses
„Wimmer“ glaubt außerdem, dass es insbesondere im Bereich
der Online-Werbung vor allem auf der technischen Ebene Änderungen
geben wird. Hier werden zukünftig die Werbecookies
verschwinden. Der Trend könnte möglicherweise wieder
vermehrt in Richtung “Contextual Targeting” gehen.
Das Thema Markensicherheit spielt dabei eine entscheidende
Rolle, da viele Werbetreibende genau wissen wollen,
wo die eigene Werbung aufscheint und Kontrolle darüber
haben möchten. Dies stellt sich als großer Vorteil gegenüber
der Werbeschaltung in den sozialen Netzwerken dar.
Ambra Schuster glaubt auch nicht, dass soziale Medien die
Herkömmlichen ganz ablösen werden, sondern dass „soziale
Medien an klassische Medien heranführen“. Denn wenn Rezipient*innen
etwa die „ZIB“ auf TikTok sehen, dann lernen
sie diese kennen und wissen, dass diese auch im Fernsehen
präsent ist und bauen so ein gewisses Grundvertrauen auf.
Abschließend meint die Journalistin: „Soziale Medien sind
quasi das vierte Genre, das zusätzlich dazugekommen ist.“
Klassische Medien sind somit längst nicht abgeschrieben,
sondern bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil in der
Medienwelt. Dennoch, die Relevanz der sozialen Medien
steigt kontinuierlich an, weshalb es unabdingbar ist diese in
klassischen Medienhäusern zu integrieren.
Alexandra Bauer
Antonella Bacher
Meinungsbeitrag:
Generation Selbstinszenierung:
Wie Kunst zum Wisch-Objekt wurde
Liken, wischen, liken, wischen. Das ist der Takt und er dauert
genau zwei Sekunden. Egal ob zu Hause am Küchentisch,
heimlich im Unterricht oder wie in meinem Fall nonstop im
Zug. Die Head-Down-Generation liked und wischt sich durch
die Sphären von Social Media – egal wo, egal wann. Ich bin
da keine Ausnahme, immerhin wurde meine Generation so
sozialisiert. Im Schnitt verbringt ein Digital Native 90 Minuten
am Tag in den sozialen Netzwerken. Die stundenlange
strategische Selbstinszenierung einiger weniger wird von der
Masse im Schnelldurchlauf (nicht) gewürdigt. Die Erinnerung
verschwindet, der visuelle Hunger bleibt und im Hintergrund
singt Ariana Grande leise „thank u, next“. Das ist die Realität.
Social Media bietet Raum für Selbstinszenierung, wobei der
Auftritt zur Kunst und die Kunst zum Wisch-Objekt wird. Das
Soziale Netzwerk um uns herum verschafft uns große Reichweite
für wenig Aufmerksamkeit. Ein Deal, der allen gängigen
Normen der Kunstszene widerspricht. Kunst entsteht, sie
wächst und entwickelt sich – mit der Zeit. Zumindest hat das
der österreichische Künstler Alfred Haberpointner in einem
Interview mal gesagt. Stundenlange Selbstinszenierung, die
in einem einzigen Post auf Social Media präsentiert und dann
von der breiten Öffentlichkeit weggewischt wird? Vielleicht ist
das ein Kollateralschaden des 21. Jahrhunderts, wo alles immer
noch schneller und besser werden muss. Wobei vielleicht
liegt das Problem auch in der begrenzten Aufmerksamkeitsspanne
meiner Generation.
All diese Gedanken schwirren mir durch den Kopf, während
ich den Takt automatisiert fortsetze. Ich schrecke erst aus
meiner Wisch-Stakkato, als die Tür meines Abteils mit einem
Quietschen aufgeschoben wird. Ein Unbekannter setzt sich
auf den freien Platz gegenüber. Der Zug ist mittlerweile in Bischofshofen
angekommen. Über 30 Minuten sind vergangen,
seitdem ich in Zell am See eingestiegen bin und Instagram
geöffnet habe. Es ist mir fast peinlich, wie wenig Aufmerksamkeit
ich meiner Umgebung gewidmet habe. Die Landschaft
draußen ist genauso spurlos an mir vorbeigezogen wie
die vielen bunten Bilder auf meinem Bildschirm. Trotzdem
wird mir diese Zugfahrt lange in Erinnerung bleiben, denn
nachdem sich der Unbekannte in unserem Abteil ausgebreitet
hat, haben wir uns unterhalten. Ich kenne seinen Namen
nicht, aber er war auch Student vor dreißig Jahren. In einer
ganz anderen Zeit, wie uns im Laufe des Gesprächs beiden
bewusst wird. Damals gab es noch keine kleinen schwarzen
Kästchen, die uns heute unserer Zeit berauben. Wir
unterhalten uns bis Salzburg, dann steige ich aus und greife
automatisch wieder zu meinem Handy. Allerdings dieses
Mal bewusst. Immerhin muss ich nachschauen auf welchem
Bahnsteig mein Anschlusszug abfährt.
Antonella Bacher
Generation Selbstinszenierung: Wie Kunst zum Wisch-Objekt Thema wurde
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