Pack & Log 03/2023

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Außenansichten Wer kennt ihn nicht – den Orient Express. Agatha Christie, Graham Greene und schließlich Hollywood machten ihn zum Mythos. Doch welche Geschichte, welche Vision steckt dahinter? Um 1880 stehen die Zeichen in Europa auf Nationalismus, viele europäische Länder streben eine Großmachtstellung an und schotten sich ab. In dieser Zeit taucht ein Mann auf, der die europäischen Staaten miteinander verbinden will: der Belgier Georges Nagelmackers (1845–1905). Er stammte aus einer wohlhabenden belgischen Familie und interessierte sich schon als Kind besonders für Technik. So studierte er später in Lüttich Elektrik und Mechanik, wo er sich zum Leidwesen seiner erzkatholischen Eltern in seine neun Jahre ältere Cousine Marie Joséphine verliebte. Um die Liaison zu unterbinden, schickte der Vater seinen Sohn in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort sollte dieser, von zwei Freunden eskortiert, zur Vernunft kommen. In den USA war das Eisenbahnfieber entbrannt und die Streckennetze der Ostküste und der Westküste wuchsen aufeinander zu, um sich 1869, als Nagelmackers und seine Freunde noch dort waren, zu vereinen. Die zurückzulegenden Entfernungen waren damals so groß geworden, dass man tagelang unterwegs sein konnte. Ein gewisser George Mortimer Pullman kam deshalb auf die Idee, an die Züge Wagen zu hängen, in denen man schlafen konnte. Das war zu dieser Zeit allerdings wenig komfortabel. Männer und Frauen schliefen bunt durcheinander in einem großen Raum auf provisorischen Pritschen, die vom Durchgang lediglich durch Vorhänge getrennt waren. Das war wohl ein Schlüsselerlebnis für Nagelmackers. Wieder zu Hause feilte er an seinem revolutionären Konzept mit dem Titel: Projekt zur Einführung von Schlafwagen auf den Eisenbahnen des Kontinents. Während die Spannungen zwischen Frankreich und Deutschland täglich wuchsen und sich 1870/71 im Krieg entluden, wollte Nagelmackers kreuz und quer über Ländergrenzen fahren. Er hatte alles bis ins kleinste Detail geplant: Ein Schlafwagen braucht Kabinen, Waschräume, WC und jede erdenkliche Annehmlichkeit. Er wollte einen Diener an Bord, der sich um die Reinigung, von Manfred Meixner Betreuung der Heizung, das Putzen der Schuhe und das Bürsten der Kleidung kümmert. Für die Damen plante er getrennte Coupés. Nagelmackers zeichnete alle Details, selbst Kissen und Matratzen. Er wollte keine Eisenbahngesellschaft gründen, sondern seine Schlafwagen an bestehende Züge ankoppeln. Die technischen Hürden waren groß, die finanziellen noch größer. Doch 1873 fuhr der erste Schlafwagen von München nach Wien. Das berühmteste Projekt Nagelmackers war und ist jedoch der Orient Express, der 1883 erstmals von Paris nach Konstantinopel fuhr. Abendland und Morgenland zu verbinden und das bei größtem Luxus und in bester Gesellschaft: Das war sein Ziel. Eine absolute Novität war dazu der Speisewagen. Konnten Zugreisende bis dahin nur bei Zwischenhalten in Bahnhofsgaststätten einkehren, ließ der Zugpionier das Restaurant erstmals mitrollen. Hervorragende Küchenchefs nahmen die Herausforderung an, auf engstem Raum zu kochen. Die benötigten Zutaten wurden unterwegs frisch an die Waggontür geliefert, von Hühnern bis Kräutern, und es wurden Gerichte der Gegend kredenzt, durch die man fuhr. Der Biograf Gerhard J. Rekel recherchierte über drei Jahre hinweg das Leben des europäischen Schlafwagenpioniers. So bekommen wir einen Einblick in das höchst wechselvolle Leben des perfektionistischen Ingenieurs und Unternehmers mit all seinen Niederschlägen und grandiosen Erfolgen, dem es gelang, trotz Vorurteilen, Fremdenhass und bürokratischer Hindernisse ein Netzwerk von über 180 europäischen Nachtzugverbindungen aufzubauen. Dazu Baudouin Nagelmackers, ein Mitglied der Familie: „Georges Nagelmackers hat etwas komplett Neues für Europa eingeleitet: Er hat es vollbracht, Grenzen zu überwinden, ohne Krieg zu führen.“ m.meixner@packundlog.at Erleben Sie die Automatisierung der Zukunft Entdecken Sie unsere einzigartige PhotoBionicCell sowie weitere Innovationen und erfahren Sie, wie elektrische, digitale Automatisierung von Festo die industrielle Zukunft nachhaltig mitgestaltet. Besuchen Sie uns – Halle DC, Stand 129 Design Center Linz, 23. bis 25. Mai 2023 Messeinformation: www.festo.at/messe
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