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ECHO Top100 Schwaz 2023

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TOP 100 SCHWAZ | INTERVIEW<br />

„Kriminelle Teuerungen“<br />

Steuerberater. Markus Schwaiger und Bernhard Pfister fordern von der<br />

Regierung klare Entscheidungen, ärgern sich über die Teuerungen und<br />

sorgen sich um die Zukunftsaussichten Europas.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern sind die Teuerungen<br />

gegenwärtig Teil Ihrer Arbeit?<br />

Bernhard Pfister: Gerade setzen<br />

wir uns mit den ersten neuen Gasrechnungen<br />

unserer Kunden auseinander.<br />

Von 2022 auf <strong>2023</strong> ist der<br />

Arbeitspreis pro Kilowattstunde von<br />

0,02 auf 0,16 Euro gestiegen. Das<br />

entspricht einer Steigerung von 728<br />

Prozent bzw. einem Faktor von 8. Bei<br />

einem größeren Tourismusbetrieb<br />

mit dementsprechend großem Wellnessbereich<br />

verursacht dies Mehrkosten<br />

im Millionenbereich. Diese<br />

Steigerungen sind nur mit einer hohen<br />

Eigenkapitalquote für maximal<br />

zwei Jahre zu stemmen. Wohl zwei<br />

Drittel der Tourismusbetriebe müssen<br />

sich bezüglich der Energiekosten<br />

ernste Gedanken machen. Für einen<br />

gewissen Teil werden diese nicht<br />

nachvollziehbaren Preiserhöhungen<br />

existenzbedrohend werden. Ich habe<br />

mich darum bei der TIGAS erkundigt,<br />

wie ein Faktor 8 zustandekommt.<br />

Denn ich habe selbst nachgerechnet,<br />

und aus der Ermitttlung der durchschnittlichen<br />

Börsenwerte aus 2022<br />

ergibt sich nur ein Faktor von 2,3. Zur<br />

Antwort bekam ich, der neue Preis<br />

würde sich aus dem Durchschnitt<br />

der Börsenwerte von 2022 ergeben<br />

und wäre bei jedem Energieversorger<br />

etwa gleich.<br />

Markus Schwaiger: Wir wollen<br />

uns mit Steuerberatung beschäftigen.<br />

Wir müssen uns mit solchen künstlich<br />

geschaffenen Problemen befassen, die<br />

mit Zuschussmaßnahmen erfolglos<br />

zu lösen versucht werden. Zusätzlich<br />

negativ wirkt sich aus, dass die Richtlinien<br />

zu den Förderungen erst sehr<br />

„Politiker und Beamte<br />

müssen Entscheidungen<br />

treffen und zu deren<br />

Konsequenzen stehen.<br />

Nicht zu entscheiden,<br />

ist die schlechteste<br />

Option.“<br />

<br />

Markus Schwaiger<br />

spät veröffentlicht werden und dann<br />

kurze Antragszeitfenster haben. Bis<br />

dorthin müssen die Betriebe die Teuerungen<br />

erst mal allein stemmen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sind Förderungen eine wirksame<br />

Maßnahme gegen die Teuerung?<br />

Pfister: Unser Land macht seine Einwohner,<br />

Unternehmen wie Privatpersonen,<br />

auf diese Weise zu Bittstellern.<br />

Über Steuern wird so viel wie möglich<br />

abgegriffen. Die Regierung profitiert<br />

über die im Verhältnis der Inflation<br />

gestiegenen Steuermehreinnahmen.<br />

Über Umwege und viel Bittebitte in<br />

Form von Förderungen wird ein Teil<br />

dieses Geldes wieder an die Unternehmen<br />

zurückgegeben und so ein Teil<br />

der Mehrkosten übernommen. Würde<br />

der Staat die Rahmenbedingungen<br />

schaffen, dass den Menschen im Land<br />

von ihrer Arbeit mehr bleibt, müssten<br />

diese nicht als Bittsteller auftreten.<br />

Schwaiger: Förderungen sind sinnlos,<br />

wenn der Preis nicht unter Kontrolle<br />

ist. Dieser ist hausgemacht. Das<br />

gilt auch für Strom. Die Produktionskosten<br />

der TIWAG sind nicht wie ihre<br />

Preise gestiegen.<br />

Pfister: Die TIWAG soll natürlich<br />

Gewinne schreiben und diese in nachhaltige<br />

Energieversorgung investieren,<br />

ohne sich zu bereichern.<br />

<strong>ECHO</strong>:Welche Maßnahmen<br />

bräuchte es gegen die Teuerungen?<br />

Schwaiger: Die TIGAS und die TI-<br />

WAG gehören dem Land Tirol. Das<br />

Land gehört den Bürgern. Die Bürger<br />

sind nicht daran interessiert, dass Energieversorger<br />

und Politiker sich und<br />

ihre Klientel bereichern. Wenn der<br />

Markt wie jetzt bei der Preisbildung<br />

Foto: Steinlechner<br />

38 <strong>ECHO</strong> TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK SCHWAZ <strong>2023</strong>

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