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TOP 100 SCHWAZ | WISSENSCHAFT<br />
Albert Jäger wurde am<br />
8. 12. 1801 in <strong>Schwaz</strong><br />
geboren. Der Benediktiner<br />
und Historiker war<br />
Begründer des Instituts<br />
für Österreichische<br />
Geschichtsforschung an<br />
der Universität Innsbruck.<br />
1809 richtete ein Brand<br />
in <strong>Schwaz</strong> schwere<br />
Zerstörung an. Auch<br />
das Elternhaus Albert<br />
Jägers wurde Opfer der<br />
Flammen. Bei seinem<br />
Bozner Onkel sollte er<br />
nun das Bäckerhandwerk<br />
erlernen. Er brach die<br />
Lehre jedoch ab und besuchte<br />
stattdessen noch<br />
mit 18 Jahren das dortige<br />
Franziskanergymnasium.<br />
1825 trat er in das<br />
Benediktinerstift ein. 1826<br />
begann er in Brixen, Theologie<br />
zu studieren. 1829<br />
wurde er zum Priester<br />
geweiht. Als Professor an<br />
das Benediktinergymnasium<br />
in Meran berufen,<br />
begann er nun seine<br />
Forschungen zur Tiroler<br />
Geschichte. Schon seine<br />
erste Publikation machte<br />
Jäger berühmt. In Folge<br />
arbeitete er als Professor<br />
für Universal- und ös-<br />
Vom Ritter zum Wissenschaftler<br />
Interview. Georg Neuhauser erforscht die Geschichte Tirols.<br />
Georg Neuhauser<br />
brennt für Geschichte<br />
und Musik. Freddy<br />
Mercury ist sein Idol.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sind<br />
Sie geworden, was<br />
Sie heute sind?<br />
Georg Neuhauser:<br />
Mit vier Jahren<br />
besuchte ich<br />
Schloss Tratzberg.<br />
Fortan stand fest:<br />
Ich werde Ritter.<br />
Später schwenkte<br />
ich notgedrungen<br />
um auf Soldat. Im<br />
Wehrdienst merkte<br />
ich, hauptberuflich<br />
passt das nicht. Im<br />
Milizstand bin ich bis heute. Ich beschloss,<br />
Lehrer zu werden. Weil es nach dem Studium<br />
hieß, ich müsste zehn Jahre auf eine Stelle<br />
warten, studierte ich Archäologie, für Urgeschichte,<br />
Mittelalter und Neuzeit. Währenddessen<br />
bekam ich eine Dissertationsstelle, die<br />
thematisch an die Geschichte des Bergbaus<br />
im Montafon und in Vorarlberg gebunden<br />
war. Mich packte die Leidenschaft. Seither<br />
arbeitete ich an diversen Forschungsprojekten<br />
mit.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was erforschen Sie?<br />
Neuhauser: Die Geschichte der Europaregion<br />
Tirol zur Zeit des Mittelalters und der<br />
frühen Neuzeit, z. B. Bergbau, Militär, Burgen,<br />
Waldnutzung. In der Lehre zeige ich auf, welche<br />
große Rolle Tirol in der Geschichte gespielt<br />
hat und dass eine Auseinandersetzung<br />
mit Tirol zugleich eine Auseinandersetzung<br />
mit der Welt bedeutet. Vieles, was uns heute<br />
selbstverständlich erscheint, z. B. historische<br />
Gebäude, wie das <strong>Schwaz</strong>er Rathaus, die<br />
Pfarrkirche, das Stöckl Palais usw., gehen auf<br />
den Bergbau zurück, wie die Politik der Habsburger<br />
überhaupt, die nur dadurch denkbar<br />
war. Meine Arbeit findet zu einem Teil in Archiven<br />
statt. Ich erforsche und entziffere historische<br />
Urkunden. Den handelnden Personen<br />
fühle ich mich verbunden. Meine Erkenntnisse<br />
publiziere ich. Es geht auch darum, unsere<br />
Forschung den Menschen begreifbar zu<br />
machen, nicht im Elfenbeinturm zu arbeiten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Warum machen Sie das?<br />
Neuhauser: Ich brenne für das, was ich tue.<br />
Ich liebe die Frage: Warum? Da ich früh merkte,<br />
dass ich kein Genie bin, gab es für mich<br />
nur zwei Optionen, mich meinem Schicksal<br />
zu fügen oder mir Wissen anzueignen. Ich<br />
entschied mich für Zweiteres. Ich begeistere<br />
mich für die Erforschung jener Region, die<br />
vor meiner Haustür liegt. Es sind nicht nur<br />
Forschungsdomänen großartig, die möglichst<br />
weit von uns entfernt sind, sondern insbesondere<br />
das, was vor unseren Augen liegt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat <strong>Schwaz</strong> als Herkunftsbezirk<br />
mit Ihrem Werdegang zu tun?<br />
Neuhauser: Das gesamte Unterinntal hat<br />
mich sehr geprägt. Dieses Land mit bewegter<br />
Geschichte war immer eine Grenzregion. Mit<br />
meiner Affinität für Burgen bin ich hier genau<br />
richtig, ebenso wie mit meinem Interesse an<br />
der Geschichte des Bergbaus. Aus dem Klassenzimmerfenster<br />
sah ich zu den Freundsbergern<br />
und der Liebfrauenkirche. <strong>Schwaz</strong> ist<br />
sehr interessiert an historischer Forschung,<br />
bemüht, die Geschichte lebendig zu halten.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welchen Rat haben Sie für junge<br />
<strong>Schwaz</strong>er, die Forscher werden möchten?<br />
Neuhauser: Das Wichtigste ist, zu erkennen,<br />
wofür man brennt. Dann dranbleiben,<br />
durchhalten, Disziplin und Leistungsbereitschaft<br />
zeigen. Wer an der Uni arbeiten möchte,<br />
braucht einen langen Atem. Und man darf<br />
sich nicht davon beeinflussen lassen, was<br />
andere sagen, z. B. bloß nicht Geografie oder<br />
Archäologie zu studieren, weil es in der Wirtschaft<br />
„nicht gebraucht“ wird.<br />
80<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 100 UNTERNEHMEN IM WIRTSCHAFTSRAUM SCHWAZ <strong>2023</strong>