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ECHO Top100 Schwaz 2023

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TOP 100 SCHWAZ | WISSENSCHAFT<br />

Albert Jäger wurde am<br />

8. 12. 1801 in <strong>Schwaz</strong><br />

geboren. Der Benediktiner<br />

und Historiker war<br />

Begründer des Instituts<br />

für Österreichische<br />

Geschichtsforschung an<br />

der Universität Innsbruck.<br />

1809 richtete ein Brand<br />

in <strong>Schwaz</strong> schwere<br />

Zerstörung an. Auch<br />

das Elternhaus Albert<br />

Jägers wurde Opfer der<br />

Flammen. Bei seinem<br />

Bozner Onkel sollte er<br />

nun das Bäckerhandwerk<br />

erlernen. Er brach die<br />

Lehre jedoch ab und besuchte<br />

stattdessen noch<br />

mit 18 Jahren das dortige<br />

Franziskanergymnasium.<br />

1825 trat er in das<br />

Benediktinerstift ein. 1826<br />

begann er in Brixen, Theologie<br />

zu studieren. 1829<br />

wurde er zum Priester<br />

geweiht. Als Professor an<br />

das Benediktinergymnasium<br />

in Meran berufen,<br />

begann er nun seine<br />

Forschungen zur Tiroler<br />

Geschichte. Schon seine<br />

erste Publikation machte<br />

Jäger berühmt. In Folge<br />

arbeitete er als Professor<br />

für Universal- und ös-<br />

Vom Ritter zum Wissenschaftler<br />

Interview. Georg Neuhauser erforscht die Geschichte Tirols.<br />

Georg Neuhauser<br />

brennt für Geschichte<br />

und Musik. Freddy<br />

Mercury ist sein Idol.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sind<br />

Sie geworden, was<br />

Sie heute sind?<br />

Georg Neuhauser:<br />

Mit vier Jahren<br />

besuchte ich<br />

Schloss Tratzberg.<br />

Fortan stand fest:<br />

Ich werde Ritter.<br />

Später schwenkte<br />

ich notgedrungen<br />

um auf Soldat. Im<br />

Wehrdienst merkte<br />

ich, hauptberuflich<br />

passt das nicht. Im<br />

Milizstand bin ich bis heute. Ich beschloss,<br />

Lehrer zu werden. Weil es nach dem Studium<br />

hieß, ich müsste zehn Jahre auf eine Stelle<br />

warten, studierte ich Archäologie, für Urgeschichte,<br />

Mittelalter und Neuzeit. Währenddessen<br />

bekam ich eine Dissertationsstelle, die<br />

thematisch an die Geschichte des Bergbaus<br />

im Montafon und in Vorarlberg gebunden<br />

war. Mich packte die Leidenschaft. Seither<br />

arbeitete ich an diversen Forschungsprojekten<br />

mit.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erforschen Sie?<br />

Neuhauser: Die Geschichte der Europaregion<br />

Tirol zur Zeit des Mittelalters und der<br />

frühen Neuzeit, z. B. Bergbau, Militär, Burgen,<br />

Waldnutzung. In der Lehre zeige ich auf, welche<br />

große Rolle Tirol in der Geschichte gespielt<br />

hat und dass eine Auseinandersetzung<br />

mit Tirol zugleich eine Auseinandersetzung<br />

mit der Welt bedeutet. Vieles, was uns heute<br />

selbstverständlich erscheint, z. B. historische<br />

Gebäude, wie das <strong>Schwaz</strong>er Rathaus, die<br />

Pfarrkirche, das Stöckl Palais usw., gehen auf<br />

den Bergbau zurück, wie die Politik der Habsburger<br />

überhaupt, die nur dadurch denkbar<br />

war. Meine Arbeit findet zu einem Teil in Archiven<br />

statt. Ich erforsche und entziffere historische<br />

Urkunden. Den handelnden Personen<br />

fühle ich mich verbunden. Meine Erkenntnisse<br />

publiziere ich. Es geht auch darum, unsere<br />

Forschung den Menschen begreifbar zu<br />

machen, nicht im Elfenbeinturm zu arbeiten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Warum machen Sie das?<br />

Neuhauser: Ich brenne für das, was ich tue.<br />

Ich liebe die Frage: Warum? Da ich früh merkte,<br />

dass ich kein Genie bin, gab es für mich<br />

nur zwei Optionen, mich meinem Schicksal<br />

zu fügen oder mir Wissen anzueignen. Ich<br />

entschied mich für Zweiteres. Ich begeistere<br />

mich für die Erforschung jener Region, die<br />

vor meiner Haustür liegt. Es sind nicht nur<br />

Forschungsdomänen großartig, die möglichst<br />

weit von uns entfernt sind, sondern insbesondere<br />

das, was vor unseren Augen liegt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Inwiefern hat <strong>Schwaz</strong> als Herkunftsbezirk<br />

mit Ihrem Werdegang zu tun?<br />

Neuhauser: Das gesamte Unterinntal hat<br />

mich sehr geprägt. Dieses Land mit bewegter<br />

Geschichte war immer eine Grenzregion. Mit<br />

meiner Affinität für Burgen bin ich hier genau<br />

richtig, ebenso wie mit meinem Interesse an<br />

der Geschichte des Bergbaus. Aus dem Klassenzimmerfenster<br />

sah ich zu den Freundsbergern<br />

und der Liebfrauenkirche. <strong>Schwaz</strong> ist<br />

sehr interessiert an historischer Forschung,<br />

bemüht, die Geschichte lebendig zu halten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welchen Rat haben Sie für junge<br />

<strong>Schwaz</strong>er, die Forscher werden möchten?<br />

Neuhauser: Das Wichtigste ist, zu erkennen,<br />

wofür man brennt. Dann dranbleiben,<br />

durchhalten, Disziplin und Leistungsbereitschaft<br />

zeigen. Wer an der Uni arbeiten möchte,<br />

braucht einen langen Atem. Und man darf<br />

sich nicht davon beeinflussen lassen, was<br />

andere sagen, z. B. bloß nicht Geografie oder<br />

Archäologie zu studieren, weil es in der Wirtschaft<br />

„nicht gebraucht“ wird.<br />

80<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 100 UNTERNEHMEN IM WIRTSCHAFTSRAUM SCHWAZ <strong>2023</strong>

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