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ECHO Top100 Schwaz 2023

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„Es begann mit einem Anruf“<br />

Interview. Philosoph Michael Schorner arbeitet im Archiv.<br />

Wer wie Michael<br />

Schorner mehr wissen<br />

möchte, muss tief hinein-<br />

E C H O :<br />

Wie wird<br />

man Forscher?<br />

Schorner:<br />

Ic h<br />

habe in<br />

Innsbruck<br />

Philoso-<br />

blicken.<br />

phie und Architektur studiert. Allan<br />

Janik, ein langjähriger Mitarbeiter des<br />

Brenner-Archivs und Wittgensteinforscher,<br />

rief mich eines Tages an und<br />

fragte mich, ob ich an einem Editionsprojekt<br />

mitarbeiten will – ich sagte zu.<br />

Ein Jahr später begann ich in Kooperation<br />

mit dem Institut Wiener Kreis ein<br />

Forschungsprojekt zur Vertreibung<br />

und Rückkehr der Wissenschaftstheorie.<br />

Es ging um die Philosophie des<br />

Wiener Kreises, dessen Mitglieder<br />

in den 30er Jahren zur Emigration<br />

gezwungen waren und darum, wie<br />

diese Philosophie es wieder in ihre<br />

Ursprungsländer geschafft hat. Es gab<br />

dann ein Folgeprojekt, ebenfalls finanziert<br />

vom FWF. Seit 2012 beschäftige<br />

ich mich mit dem Nachlass des Philosophen<br />

und Kommunikationsforscher<br />

Ernst von Glasersfeld.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was erforschen Sie?<br />

Schorner: Im Brenner-Archiv werden<br />

Nachlässe aufbewahrt, erschlossen<br />

und erforscht. Derzeit bereite ich<br />

eine Sammlung von Aufsätzen von<br />

Ernst von Glasersfeld für eine Edition<br />

vor und beschäftige mich mit seinen<br />

frühen Arbeiten zur maschinellen<br />

Sprachübersetzung, die Ende der<br />

1950er Jahre im Auftrag der U.S. Army<br />

am Mailänder Zentrum für Kybernetik<br />

entstanden. Glasersfeld gehörte zu<br />

den Pionieren in diesem Bereich. In<br />

den 70er Jahren entwickelte er eine<br />

Symbolsprache zur Kommunikation<br />

mit Menschenaffen, später hat er sich<br />

mit Mathematikdidaktik auseinandergesetzt.<br />

Daraus entstand dann seine<br />

sehr einflussreiche Theorie des Wissens,<br />

der Radikale Konstruktivismus.<br />

<strong>ECHO</strong>: Warum machen Sie das?<br />

Schorner: Archive leisten einen<br />

wichtigen Beitrag dazu, unser kulturelles<br />

Erbe zu bewahren. Aus unseren<br />

Beständen erhalten wir das Wissen<br />

über die Vergangenheit. Ich interessiere<br />

mich für Wissenschaftsgeschichte und<br />

Archive sind eine Voraussetzung dafür,<br />

den oft verschlungenen Wegen des<br />

Wissens nachgehen zu können. Durch<br />

die Erschließung der Nachlässe sorgen<br />

wir dafür, dass sie überhaupt für die<br />

Forschung verwertbar werden. Und<br />

mit Digitalisierung und Langzeitarchivierung<br />

sorgen wir dafür, dass das auch<br />

so bleibt. Außerdem möchten wir die<br />

nicht-akademische Öffentlichkeit für<br />

das interessieren, was wir aufbewahren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Kennen Sie (historische)<br />

Forscher aus dem Bezirk <strong>Schwaz</strong>?<br />

Schorner: Der Historiker Wolfgang<br />

Meixner kommt aus Jenbach und befasst<br />

sich auch in seiner Forschung mit<br />

Jenbach. Er hat z. B. zur Geschichte<br />

der Industriellenfamilie Reitlinger und<br />

zur Arisierung der Jenbacher Werke<br />

geforscht. Und Simon Moser, ein aus<br />

Jenbach stammender Philosoph und<br />

einer der Gründer des Forum Alpbach.<br />

Kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges<br />

wurden hier Wissenschaftler<br />

eingeladen, die emigriert waren.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was raten Sie jungen <strong>Schwaz</strong>ern,<br />

die Forscher werden möchten?<br />

Schorner: Sich so früh wie möglich<br />

darüber zu informieren, wie der Alltag<br />

und die Möglichkeiten für Forscher<br />

aussehen. Sich vernetzen, Tagungen<br />

besuchen und die lange Nacht der<br />

Forschung. Wer sich für die Arbeit im<br />

Archiv interessiert, kann sich gerne<br />

melden!<br />

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