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„Es begann mit einem Anruf“<br />
Interview. Philosoph Michael Schorner arbeitet im Archiv.<br />
Wer wie Michael<br />
Schorner mehr wissen<br />
möchte, muss tief hinein-<br />
E C H O :<br />
Wie wird<br />
man Forscher?<br />
Schorner:<br />
Ic h<br />
habe in<br />
Innsbruck<br />
Philoso-<br />
blicken.<br />
phie und Architektur studiert. Allan<br />
Janik, ein langjähriger Mitarbeiter des<br />
Brenner-Archivs und Wittgensteinforscher,<br />
rief mich eines Tages an und<br />
fragte mich, ob ich an einem Editionsprojekt<br />
mitarbeiten will – ich sagte zu.<br />
Ein Jahr später begann ich in Kooperation<br />
mit dem Institut Wiener Kreis ein<br />
Forschungsprojekt zur Vertreibung<br />
und Rückkehr der Wissenschaftstheorie.<br />
Es ging um die Philosophie des<br />
Wiener Kreises, dessen Mitglieder<br />
in den 30er Jahren zur Emigration<br />
gezwungen waren und darum, wie<br />
diese Philosophie es wieder in ihre<br />
Ursprungsländer geschafft hat. Es gab<br />
dann ein Folgeprojekt, ebenfalls finanziert<br />
vom FWF. Seit 2012 beschäftige<br />
ich mich mit dem Nachlass des Philosophen<br />
und Kommunikationsforscher<br />
Ernst von Glasersfeld.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was erforschen Sie?<br />
Schorner: Im Brenner-Archiv werden<br />
Nachlässe aufbewahrt, erschlossen<br />
und erforscht. Derzeit bereite ich<br />
eine Sammlung von Aufsätzen von<br />
Ernst von Glasersfeld für eine Edition<br />
vor und beschäftige mich mit seinen<br />
frühen Arbeiten zur maschinellen<br />
Sprachübersetzung, die Ende der<br />
1950er Jahre im Auftrag der U.S. Army<br />
am Mailänder Zentrum für Kybernetik<br />
entstanden. Glasersfeld gehörte zu<br />
den Pionieren in diesem Bereich. In<br />
den 70er Jahren entwickelte er eine<br />
Symbolsprache zur Kommunikation<br />
mit Menschenaffen, später hat er sich<br />
mit Mathematikdidaktik auseinandergesetzt.<br />
Daraus entstand dann seine<br />
sehr einflussreiche Theorie des Wissens,<br />
der Radikale Konstruktivismus.<br />
<strong>ECHO</strong>: Warum machen Sie das?<br />
Schorner: Archive leisten einen<br />
wichtigen Beitrag dazu, unser kulturelles<br />
Erbe zu bewahren. Aus unseren<br />
Beständen erhalten wir das Wissen<br />
über die Vergangenheit. Ich interessiere<br />
mich für Wissenschaftsgeschichte und<br />
Archive sind eine Voraussetzung dafür,<br />
den oft verschlungenen Wegen des<br />
Wissens nachgehen zu können. Durch<br />
die Erschließung der Nachlässe sorgen<br />
wir dafür, dass sie überhaupt für die<br />
Forschung verwertbar werden. Und<br />
mit Digitalisierung und Langzeitarchivierung<br />
sorgen wir dafür, dass das auch<br />
so bleibt. Außerdem möchten wir die<br />
nicht-akademische Öffentlichkeit für<br />
das interessieren, was wir aufbewahren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Kennen Sie (historische)<br />
Forscher aus dem Bezirk <strong>Schwaz</strong>?<br />
Schorner: Der Historiker Wolfgang<br />
Meixner kommt aus Jenbach und befasst<br />
sich auch in seiner Forschung mit<br />
Jenbach. Er hat z. B. zur Geschichte<br />
der Industriellenfamilie Reitlinger und<br />
zur Arisierung der Jenbacher Werke<br />
geforscht. Und Simon Moser, ein aus<br />
Jenbach stammender Philosoph und<br />
einer der Gründer des Forum Alpbach.<br />
Kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges<br />
wurden hier Wissenschaftler<br />
eingeladen, die emigriert waren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was raten Sie jungen <strong>Schwaz</strong>ern,<br />
die Forscher werden möchten?<br />
Schorner: Sich so früh wie möglich<br />
darüber zu informieren, wie der Alltag<br />
und die Möglichkeiten für Forscher<br />
aussehen. Sich vernetzen, Tagungen<br />
besuchen und die lange Nacht der<br />
Forschung. Wer sich für die Arbeit im<br />
Archiv interessiert, kann sich gerne<br />
melden!<br />
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