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Kulturmagazin

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Pachner trägt hier einen Mantel von Jennifer Milleder,<br />

darunter ein Mesh-Set aus Langarm-Shirt und Hose von Rendl.<br />

Als wir uns anlässlich des Filmstarts von „Der Boden unter den<br />

Füßen“ im Jahr 2018 zuletzt unterhielten, war gerade unsicher,<br />

wo es Sie hinziehen würde. Wo leben Sie denn heute?<br />

Ich hatte tatsächlich zwei Jahre lang keine Wohnung, weil ich für<br />

Dreharbeiten so viel unterwegs war. Damals stand im Raum, dass<br />

ich nach Los Angeles ziehen könnte, nach New York oder London,<br />

aber viele internationale Drehs finden ohnehin in Europa statt, die<br />

Castings als elektronisches Format in Videokonferenzen. Darum<br />

war mein Gedanke, dass ich dort wohnen möchte, wo ein Großteil<br />

meiner Freunde lebt und auch viel los ist, und das war dann Berlin.<br />

Hat die Zeit der Pandemie Ihre Karriere verlangsamt?<br />

Die Pandemie war beruflich keine arge Bremse. Es war ja recht<br />

bald wieder möglich zu drehen. So war ich schon im Herbst 2020<br />

in London, um für den Kinofilm „Fantastic Beasts“ zu drehen, ein<br />

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„Harry Potter“-Prequel, und ich war in Spanien für die Westernserie<br />

„The English“. Ich war aber davor einfach ständig on the go,<br />

darum war dieses Innehalten-Müssen für mich schon eine starke<br />

Zäsur. Dadurch hat sich in meinem Leben etwas verschoben, und<br />

ich hatte plötzlich ein stärkeres Bedürfnis, mir an einem konkreten<br />

Ort eine Basis schaffen zu wollen. Als die Pandemie ausbrach, hatte<br />

ich in meiner Wohnung in Berlin nicht einmal die Küche eingerichtet,<br />

nur ein Bett und einen Kühlschrank, das war’s. Für viele ist<br />

die Wohnung damals ja sogar zu einer Art Erweiterung ihrer selbst<br />

geworden; früher oder später hätte sich dieses Gefühl wohl ohnehin,<br />

auch für mich, eingestellt, so ist es eben früher dazu gekommen.<br />

Würden Sie sagen, Sie sind ein rastloser Mensch?<br />

Das Unterwegssein war früher wie ein Anker für mich: Damit<br />

meine ich, das Einzige, das feststand, war, dass ich viel unterwegs<br />

bin. Ein eigentlich rastloser Mensch bin ich trotzdem nicht, aber<br />

schon sehr gern unterwegs. Fest irgendwo ansässig zu sein, das<br />

ist nicht so meins. Ich muss in Bewegung sein können, alles, was<br />

sich so anfühlt, als würde es mich zurückhalten, finde ich schnell<br />

beengend. Ensemblemitglied in einem Theater zu sein etwa, da<br />

habe ich auch bald gemerkt, dass mir das im Moment nicht so entspricht.<br />

Während der Pandemie hat sich dann noch am ehesten so<br />

ein Gefühl der Sesshaftigkeit eingestellt, danach war für mich allerdings<br />

bald wieder klar, es hat sich jetzt wieder mit der Häuslichkeit.<br />

Ab wann hat es sich für Sie endgültig so angefühlt, dass die<br />

Phase der Pandemie überstanden war?<br />

Den Eindruck, dass es jetzt wirklich vorbei ist und alles wieder normal<br />

wird, hatte ich erst, als ich im vergangenen Herbst wieder auf<br />

größere Konzerte gehen konnte. Zurückzuschauen auf alles, was<br />

wir in der Zeit davor nicht tun konnten, war schon krass. Gerade<br />

hier in den kälteren Regionen braucht man ja diese Art von Räumen<br />

für das Zusammenkommen von Menschen.<br />

Haben Sie zuletzt wieder viel gedreht?<br />

Nein, denn aus all dem hat sich das Gefühl ergeben, dass ich eine<br />

Pause brauche. Darum habe ich mir das Jahr 2022 freigenommen.<br />

Auch weil ich den Eindruck hatte, dass die Welt sich gerade extrem<br />

stark verändert, und künstlerisches Arbeiten muss ja auf die Welt<br />

reagieren können. Als es sich ein bisschen so anfühlte, dass ich<br />

Abstand brauche, um durchatmen zu können, kam mir das wilde<br />

Drauflosproduzieren fast absurd vor. So habe ich mir die Möglichkeit<br />

geschaffen, einen Schritt zurück zu machen und mir das Ganze<br />

mit Distanz und mehr Zeit anzuschauen.<br />

Wie haben Sie diese Zeit des Innehaltens verbracht?<br />

Ich habe in dieser Phase zunächst einmal viel Zeit an einem Ort<br />

verbracht, hauptsächlich Berlin. Etwas Vergleichbares hatte ich<br />

lang nicht in meinem Leben gehabt. Wahrscheinlich wirklich, seit<br />

ich angefangen habe zu arbeiten, und noch mehr, seit ich vom<br />

Residenztheater weggegangen bin, das war 2017. Ab 2013 war ich<br />

in München, ab 2015 habe ich parallel schon viel gedreht. An sich<br />

hat mich das gar nicht gestört, aber dann wollte ich mich eben aus<br />

diesem Wanderleben herausnehmen und auch aus der Fremdbestimmtheit,<br />

die Filmdrehs mit sich bringen.<br />

Wie wichtig ist es Ihnen, die Kontrolle nicht ganz abzugeben?<br />

Als Schauspielerin brauche ich auch einfach ein Stück weit das<br />

eigene Leben, um meine Batterien aufzuladen, um etwas zu sehen<br />

und zu erleben. Sobald ich drehe, erlebe ich zwar ultimativ viel,<br />

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