Schätze. Die ersten gesammelten Werke Shakespeares sind in der British Library. Regalkilometer. Neben Büchern gibt es auch Zeitschriften, Tonträger, Gemälde. Harmonisch. Das Hauptgebäude in St.Pancras fügt sich gut in die Umgebung ein. Forschung, Inspiration und Genuss. So lautet das Motto der Bibliothek. Bibliophiles Wunderland. Der Lesestoff geht einem hier sicher nicht aus. Fotos:Clare Kendall, Paul Grundy, Colin St John Wilson, The British Library Board, Stefanie Bisping(1). 34 <strong>Kulturmagazin</strong>
Der Sieg der Gedanken über die Zeit Die British Library in London und die Bodleian in Oxford sind die beiden größten Bibliotheken Englands. Eine Erkundung: von den Beowulfs bis zu den Beatles. Text: Stefanie Bisping Scheinbar mühelos notierte John Lennon den Text von „A Hard Day’s Night“ hastig auf der Rückseite einer Geburtstagskarte, Paul McCartney hielt musikalische Geistesblitze auf alten Briefumschlägen fest. Tagebücher, die Robert Falcon Scott bis zu seinem Tod in der Antarktis im Jahr 1912 geführt hat, faszinieren durch ihr Bestehen gegen widrigste Bedingungen ebenso wie als Zeugnis vom Sieg der Gedanken über tödliche Kälte und die Zeit. Das tragbare Schreibpult, das Jane Austen 1794 von ihrem Vater geschenkt bekam, ist mit der Entstehung einiger der berühmtesten und meistgeliebten Romane der englischen Sprache verbunden. Der Spaziergang durch die Dauerausstellung der British Library im Londoner Stadtteil St. Pancras führt nicht nur in die Vergangenheit des Königreichs. Aus den Kästen leuchtet mit Handschriften und Objekten auch das Vermächtnis einer Spezies, die noch im Scheitern manches hinbekommen hat. Das einzige erhaltene Manuskript des altenglischen Versepos „Beowulf“, zwei der vier verbliebenen Exemplare der Magna Carta, mit der Monarch und Adel sich 1215 auf einer Wiese an der Themse auf Gewaltenkontrolle und Grundrechte verständigten, mehrere First Folios – die ersten gesammelten Werke Shakespeares, die seine Freunde 1623, sieben Jahre nach dem Tod des Dramatikers, veröffentlichten – sowie handgeschriebene Gedichte Emily Brontës gehören zu den Schätzen der Treasure Gallery. Auch zwei Exemplare der GutenbergBibel sind im Besitz der Bibliothek, ebenso frühe Karten der Erde und die ersten Fotos vom Mond. Handschriften und frühneuzeitliche Druckerzeugnisse strahlen im Halbdunkel in Vitrinen, von denen sich mancher Besucher erst nach mehreren Minuten losreißt, um dann doch noch einmal zurückzukehren. Zweitgrößte Bibliothek der Welt. Wer dazu neigt, an Bahnhöfen und Flughäfen Druckerzeugnisse zu hamstern aus Angst, im Abteil oder in der Luft womöglich aufs Trockene zu geraten, kann hier durchatmen. Mit 25 Millionen Büchern besitzt die Studenten galten in Oxford als aufgeblasene Rowdys, die sich betranken und ihre Rechnungen nicht bezahlten. British Library den zweitgrößten Buchbestand der Welt nach der Bibliothek des Kongresses in Washington, D.C. Hinzu kommen rund 125 Millionen Zeitschriften, Zeitungen und Karten, aber auch Tonträger, Briefmarken, Drucke und Gemälde. Von jedem Buch, das im Vereinigten Königreich erscheint, und auch von jeder Zeitung wird hier ein Exemplar hinterlegt. „Für Forschung, Inspiration und Genuss“ sei sie gedacht, so steht es schon auf der Website der British Library. Es ist nicht zu viel versprochen. Farblich ist der 1997 fertiggestellte Bau an den roten Backstein des Viertels St. Pancras und insbesondere an den benachbarten Komplex aus dem 1873 eröffneten und 1935 geschlossenen Bahnhofshotel – das seit 2011 ein zweites Leben als Hotel begann – und dem Bahnhof selbst angepasst. Ein Turm in der Mitte beherbergt die King’s Library, die Büchersammlung Georges III. mit 65.000 Bänden. Die Nationalbibliothek entstand 1973 aus der Bibliothek des Britischen Museums sowie anderer Sammlungen wie der des britischen Patentamtes, verblieb aber zunächst im riesigen Britischen Museum in Bloomsbury. In seinem Kuppelsaal versenkte sich Karl Marx in die Arbeit an seinem „Kapital“, George Bernard Shaw und Virginia Woolf, die womöglich größte Autorin des 20. Jahrhunderts, kamen regelmäßig zu Recherche und Lektüre. Latein als Studentensprache. Vor der British Library erstreckt sich eine weite, unterhalb der Straße gelegene Terrasse. Ein Café, Hecken und steinerne Bänke geben ihr Struktur und Sinn, der 1998 gepflanzte AnneFrankBaum erinnert außer an seine Namenspatin an alle Kinder, die im 20. Jahrhundert durch Kriege und Konflikte ums Leben kamen. Weniger bedrückend ist die hauseigene Buchhandlung. Sie misst <strong>Kulturmagazin</strong> 35 »
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