Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zweitgrößte<br />
Bibliothek der Welt.<br />
Die British Library<br />
besitzt 25 Millionen<br />
Bücher.<br />
»<br />
Was in Oxford 1602 mit zweitausend gestifteten<br />
Bänden begonnen hatte, geriet bald außer Kontrolle.<br />
vor allem den „British Library Crime Classics“,<br />
zu Unrecht vergessenen und neu aufgelegten<br />
Krimis aus dem frühen 20. Jahrhundert,<br />
und der womöglich noch attraktiveren<br />
hausgemachten Reihe „British<br />
Library Women Writers“ mit Titeln von<br />
einst populären und später vernachlässigten<br />
Autorinnen der Zehner- bis Vierzigerjahre<br />
viele Regalmeter zu.<br />
Als die Magna Carta abgefasst wurde,<br />
strömten Studenten bereits in großer Zahl<br />
nach Oxford. In der Stadt galten sie als aufgeblasene<br />
Rowdys, die sich betranken, ihre<br />
Rechnungen nicht bezahlten und Latein<br />
miteinander sprachen. Die Verstimmungen<br />
zwischen town and gown dauerten<br />
jahrhundertelang an, doch wurde hier entgegen<br />
anderslautender Gerüchte immer<br />
auch studiert – vor allem in den Bibliotheken<br />
von Colleges und Uni. Die „Bod“, wie<br />
die Universitätsbibliothek Oxfords kurz,<br />
aber liebevoll genannt wird, ist seit Anfang<br />
des 17. Jahrhunderts, als sie die von Herzog<br />
Humfrey von Gloucester gestiftete und<br />
1550 zerstörte Bibliothek ersetzte, ständig<br />
erweitert worden. Heute besteht sie aus<br />
mehreren eindrucksvollen Bauten im Zentrum<br />
der Stadt. Was 1602 mit zweitausend<br />
vom Diplomaten Sir Thomas Bodley gestifteten<br />
Bänden begonnen hatte, geriet bald<br />
außer Kontrolle, zumal schon ab 1610 eine<br />
Ausgabe jedes auf der Insel erschienenen<br />
Buchs hier deponiert wurde. 1914 war der<br />
Bestand auf eine Million Bücher angewachsen.<br />
Heute sind große Teile des Zentrums<br />
mit Regalfläche unterkellert, um den dreizehn<br />
Millionen Druckerzeugnisse umfassenden<br />
Besitz der zweitgrößten Bibliothek<br />
Radcliffe Camera. Der Rundbau beheimatet<br />
einen wunderschönen Lesesaal.<br />
des Landes (nach der British Library) zu<br />
fassen. Seit 2010 trägt die zentrale Universitätsbibliothek<br />
in Anerkennung der 25 ihr<br />
zugehörigen Bibliotheken in der Stadt Plural<br />
und heißt somit The Bodleian Libraries.<br />
Raritäten. Die ungezählten Schätze der<br />
Libraries – darunter eine Bibel Elizabeths I.<br />
aus dem Jahr 1584, fiktive Landkarten von<br />
C.S. Lewis und J. R.R. Tolkien, die beide<br />
in Oxford lehrten, chinesische Karten<br />
aus dem 17. Jahrhundert, arabische Handschriften<br />
und europäische Stundenbücher<br />
aus dem Mittelalter – werden durch wechselnde<br />
Ausstellungen ans Licht gespült,<br />
viele sind in der für Raritäten zuständigen<br />
Weston-Bibliothek zu sehen.<br />
Die Divinity School, die in den ersten beiden<br />
Harry-Potter-Verfilmungen als Krankenflügel<br />
des Zauberinternats Hogwarts<br />
aufgetreten ist, gehört ebenso zum Komplex<br />
wie die Radcliffe Camera, ein Rundbau<br />
aus dem 18. Jahrhundert. Er beheimatet<br />
einen Lesesaal von nahezu unwirklicher<br />
Schönheit, dessen obere Etage als<br />
Galerie Blicke in Kuppel und ins Parterre<br />
öffnet. Der Leibarzt Queen Annes stiftete<br />
den Bau und hinterließ ihm auch seinen<br />
Namen. Wer nicht in Oxford eingeschrieben<br />
ist, kann bei Bibliotheksführungen<br />
einen Blick hineinwerfen. Eine der schönsten<br />
Bibliotheken ist die Duke Humfreys<br />
Library mit gotischen bleigefassten Fenstern<br />
und warm beleuchteten Leseplätzen.<br />
Von 1610 bis 1612 erbaut, erwarb sie vierhundert<br />
Jahre später als Bibliothek von<br />
Hogwarts Leinwandruhm. Eröffnet wurde<br />
diese Bibliothek schon 1488. Diese älteste<br />
Universitätsbibliothek Oxfords fiel indes<br />
1550 einer einsamen Zensur zum Opfer,<br />
als der Dekan des Colleges Christ Church<br />
beschloss, die englische Kirche von schädlichen<br />
katholischen Einflüssen zu reinigen –<br />
mitsamt aller abergläubischen Bücher und<br />
Bilder. Er entfernte alle Bücher aus der Bibliothek<br />
und verbrannte die meisten. Dass<br />
die Bücher der Bodleian noch bis 1860 an<br />
den Regalen angekettet wurden, leuchtet<br />
vor diesem Hintergrund ein. e<br />
Tipp<br />
British Library. Sonderausstellung:<br />
Bis zum 27. August<br />
geht es in „Animals“ um Dokumentation<br />
und Darstellung<br />
von Tieren im Lauf der vergangenen<br />
2000 Jahre. .<br />
Bodleian Libraries. Führungen<br />
finden täglich statt.<br />
Visit.bodleian.ox.ac.uk<br />
Fotos: British Library, Stefanie Bisping(1).<br />
36 <strong>Kulturmagazin</strong>