Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
5. 5. 2023<br />
magazin<br />
Herz, Schmerz<br />
Eine Premiere bei den Salzburger Festspielen: Valerie Pachner<br />
spielt im „Jedermann“ die Buhlschaft und den Tod.
Fotos: ©J.&L. Lobmeyr /©MAK/Georg Mayer<br />
Plakat: Jakob Mayr, Kilian Wittmann
Inhalt<br />
magazin<br />
Cover: Marcela Ruiza Cruz. Fotos: Christine Pichler.<br />
Editorial<br />
Das Wichtigste ganz eigennützigerweise zuerst: Wir gratulieren herzlich<br />
– und zwar uns selbst. Klingt komisch, doch bitte sehen Sie es uns nach,<br />
es ist das jugendliche Ungestüm. Das „<strong>Kulturmagazin</strong>“ ist zehn, im Frühling<br />
2013 lag die erste Ausgabe des Hochglanzformats der „Presse“ bei.<br />
Damals produziert von Barbara Petsch und mir, heute machen wir das Magazin,<br />
das redaktionell an das freitägliche „Schaufenster“ der Zeitung angedockt ist, als<br />
dynamisches Trio (das Foto rechts spricht hoffentlich für sich). Nach dem Ausblasen<br />
der Geburtstagskerzen (zehn schaffen wir gerade noch, ohne in Ohnmacht<br />
zu fallen) geht die Feierlaune nahtlos weiter – voll Begeisterung über diese Frühjahr/Sommer-Ausgabe<br />
2023, prall gefüllt mit kulturell wertvollen Inhalten. Dass<br />
wir Valerie Pachner, die heuer im „Jedermann“ Buhlschaft und Tod spielen wird,<br />
auf die Titelseite holen konnten, freut mich außerordentlich.<br />
Man könnte sagen: ein Geschenk an<br />
uns selbst. Auch, weil das Gespräch am Rand<br />
einer Fotoproduktion mit, wie ich finde, überaus<br />
ansprechenden Resultaten stattfand. Aber ich bin<br />
ja natürlich nicht ganz objektiv, auch nach zehn<br />
Jahren nicht, selbst wenn sie, das ist in diesem Fall<br />
wirklich keine Übertreibung, vergangen sind wie<br />
im Fluge. Nun denn, halten Sie inne und diese Ausgabe<br />
ein paar Monate lang in Ehren – das nächste<br />
„<strong>Kulturmagazin</strong>“ erscheint am 20. Oktober.<br />
Daniela Tomasovsky, Sissy Rabl,<br />
Daniel Kalt<br />
Daniel Kalt.<br />
Impressum<br />
Erste Dekade! Vor<br />
zehn Jahren erschien<br />
das erste<br />
„<strong>Kulturmagazin</strong>“,<br />
seitdem ist einiges<br />
an Titeln zusammengekommen.<br />
04 Panorama. Kulturtipps aus allen Himmelsrichtungen<br />
im In- und Ausland.<br />
14 Im Rampenlicht. Valerie Pachner mimt bei den Salzburger<br />
Festspielen die Buhlschaft – und den Tod.<br />
22 Im Paradiesgarten. Was sind die Herausforderungen<br />
bei der Planung eines jungen Festivals?<br />
26 Visuals. Festivals legen auch Wert aufs Design – die<br />
Wiener Festwochen etwa mit Socken.<br />
30 Hin und Weg. Das Theaterfestival in Litschau zeigt die<br />
Produktion „Eine Nacht mit Lady Macbeth“.<br />
34 Kulturdestination. Bibliophile Schätze birgt die British<br />
Library, die zweitgrößte Bibliothek der Welt.<br />
38 Ausnahmetalent. Bruno de Sá ist Sopranist und in<br />
Hosen- und Rockrollen zu Hause.<br />
40 Grafenegg. Shootingstar Nikola Hillebrand singt zur<br />
Festivaleröffnung im „Sommernachtstraum“.<br />
42 Salzburg. Wilhelm Sinkovicz erklärt, welche Opern<br />
man sich heuer nicht entgehen lassen sollte.<br />
44 Eindorf. Die Choreografin Linda Samaraweerová hat<br />
eine neue Performance-Plattform geschaffen.<br />
46 ImPulsTanz. Tanzend über das Leben sinnieren –<br />
Meg Stuart zeigt ihr Signaturestück „Blessed“.<br />
52 Die Welt retten. Der deutsche Singer-Songwriter Tim<br />
Bendzko ist heuer bei Langenlois blooomt zu hören.<br />
54 Meeresbrise. Carolina Schutti hat einen Roman über<br />
Isolation, Lügen und Kindheit geschrieben.<br />
56 Die Kinderfrage. Kabarettistin Maria Muhar beschäftigt<br />
sich in „Storno“ mit gechillter Fortpflanzung.<br />
58 Kino-Helden. Absurde Macho-Macker oder achtsame<br />
Role Models? Die Wandlung der Action-Helden.<br />
60 Ausstellungen. Der ultimative Überblick wichtiger<br />
Museumsschauen der kommenden Monate.<br />
68 Kunst und Klima. Wie setzt sich die bildende Kunst<br />
mit der Klimakrise auseinander?<br />
74 Kunstmarkt. Die Londoner Kunstmesse Frieze ist 20<br />
und hat die Welt erobert. Eine Messe-Rundschau.<br />
82 Ultra Contemporary. Junge Künstler waren auf dem<br />
Markt noch nie so erfolgreich wie heute.<br />
86 Programmteil. Eine Vorschau auf die Festivalsaison<br />
mit all ihren Höhepunkten.<br />
90 Kultursommer. MQ-Chefin Bettina Leidl hat Veranstaltungstipps<br />
für das Frühjahr und den Sommer.<br />
Medieninhaber und Herausgeber: „Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33, Tel.: 01/514 14-Serie. Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger, Andreas Rast.<br />
Chefredaktion „Die Presse“: Mag. Florian Asamer. Leitung „<strong>Kulturmagazin</strong>“: Mag. Dr. Daniel Kalt. Produktion: MMag. Daniela Tomasovsky, Sissy Rabl BA MA. Mitarbeit (Text, Foto): Mag. Andrey Arnold, Stefanie<br />
Bisping, Dipl. Des. Carolina Frank, Johanna Hofleitner, Samir H. Köck, Eva Komarek, Mag. Magdalena Mayer BA, Christine Mayrhofer BA MA, Mag. Ditta Rudle, Mag. Sabine Hottowy, Mag. Dr. Wilhelm Sinkovicz,<br />
Dr. Theresa Steininger-Mocnik, Mag. Erwin Uhrmann, Mag. Walter Weidringer. Bildredaktion: Mag. art. Christine Pichler. Art Director: Matthias Eberhart. Produktion/Layout: Peter Jaunig, Bakk. Thomas<br />
Kiener, Christian Stutzig. Hersteller: Druck Styria GmbH & CoKG, Graz. Herstellungsort: Wyszków/PL. Projektleitung Vermarktung: Adelheid Liehr, Tel.: +43/(0)1/514 14-554<br />
Compliance-Hinweis: Beiträge über Kooperationspartner der „Presse“ mit Club-Kennzeichnung erscheinen in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der jeweiligen Partner.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 3
Panorama<br />
SÜD<br />
Adrett. Niemand steht so aufrecht<br />
auf der Bühne wie der deutsche<br />
Chansonnier Max Raabe. Immer gut<br />
gekleidet mit Fliege und Frack, begeistert<br />
der gelernte Opernsänger<br />
sein Publikum mit viel Humor und<br />
nostalgischem Charme. Am 18. 9.<br />
in der Stadthalle Graz.<br />
Kunstoase. Barbara<br />
Kapusta arbeitet aktuell<br />
als Artist in Residence des<br />
Österreichischen Skulpturenparks<br />
in Premstätten südlich<br />
von Graz. Punktgenau zum<br />
20-Jahr-Jubiläum präsentiert<br />
die Objekt-, Sprach- und Medienkünstlerin<br />
nun eine eigens<br />
für den Skulpturenpark<br />
konzipierte neue Arbeit. Frühlingsfest<br />
am 21. 5.<br />
Betörend. Klangekstase und Bilderrausch.<br />
Strawinskys Ballettmusik<br />
„Der Feuervogel“ und Orffs Chorwerk<br />
„Carmina Burana“ zum einen,<br />
die Tänzerinnen und Tänzer der Performing<br />
Academy Wien zum anderen.<br />
Einer der raren Tanzabende in<br />
Klagenfurt.12.–25. 5., Stadttheater.<br />
Gute Besetzung. Ihr Stimme ist<br />
mädchenhaft lieblich, ihre Videos<br />
sind bunt, ihre Melodien und Texte<br />
melancholisch: Die Grazerin Resi<br />
Reiner ist einer der hochkarätigen<br />
Gäste am Klagenfurt Festival neben<br />
Lola Marsh, Lars Eidinger oder Tocotronic.<br />
17. 5–4. 6. in Klagenfurt.<br />
4 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Radikal. Mit seiner kompromisslosen<br />
Modernität und radikalen<br />
Ausdrucksmalerei zog<br />
Jean (Hans) Egger (1897–<br />
1934) nicht nur die Pariser<br />
Kunstwelt in seinen Bann.<br />
Das MMKK in Klagenfurt widmet<br />
dem gebürtigen Kärntner<br />
nun eine große Retrospektive.<br />
Ab 22. 6.<br />
Popikone. Seine Lieder hat man unweigerlich<br />
so oft gehört, man kann<br />
sie nur lieben oder hassen. Der wohl<br />
bekannteste „Englishman“ ist statt<br />
in New York in Klagenfurt zu Gast:<br />
Sting lässt sich auch mit 71 Jahren<br />
nicht vom Touren abbringen. Am<br />
19.7. in der Black Arena.<br />
Fotos: Leontina Berkova / Barbara Kapusta, Courtesy Kunstsammlung des Landes Kärnten/MMKK, Foto: F. Neumüller. gregor-hohenberg.com; Ferdinand Neumueller; Helge Bauer; M. Sensche; beigestellt.
Abo<br />
Klassik<br />
Jazz, World &Pop<br />
Film &Literatur<br />
Alte&NeueMusik<br />
Kinder- &Jugendprogramm<br />
u. v. m.<br />
konzerthaus.at<br />
23/24<br />
Jetzt<br />
bestellen!<br />
© Marco Borggreve<br />
Patricia Kopatchinskaja<br />
Geigerin
Panorama<br />
NORD<br />
Arriviert. Sie sind schon länger im<br />
Geschäft, und doch hält sich ihre<br />
Fangemeinde: Das spricht für die<br />
deutsche Rockband Element of<br />
Crime. In wehmütigen Texten verarbeitet<br />
die Band rund um Sven<br />
Regener ihren Weltschmerz. Am<br />
22. 9. im Posthof Linz.<br />
Meisterhaft. Mit Eleganz und<br />
Humor lässt Choreograf Andrey<br />
Kaydanovskiy „Dornröschen“<br />
heute als verwöhnten Teenager<br />
erwachsen werden. Die aktuelle<br />
Version des klassischen Balletts<br />
begeistert Publikum und Kritikerinnen.<br />
Musiktheater Linz, 4.,15.,<br />
29. 5., 13. 6.<br />
Solitär. Unterwegs in den verschiedensten<br />
Medien, setzt der<br />
Linzer Künstler Gerhard Knogler<br />
immer wieder auch Doppeldeutigkeit,<br />
Manipulation und<br />
Missverständnis als kreative<br />
Mittel ein. Ab 10. 5. im Schlossmuseum<br />
Linz.<br />
Ein Fest. Die Bühnenpräsenz<br />
des israelischen<br />
Duos Lola Marsh ist<br />
schlichtweg verführerisch.<br />
Ihre eingängigen<br />
IndieHymnen werden<br />
mit nicht enden wollender<br />
Energie und gezielter<br />
dramatischer Steigerung<br />
vorgetragen. Am 2.<br />
6. im Rockhouse Salzburg.<br />
6 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Gegen den Strich. Zum<br />
70JahrJubiläum der Internationalen<br />
Sommerakademie für<br />
bildende Kunst Salzburg zeigt<br />
das Traklhaus Positionen eines<br />
feministisch, queer und nonbinär<br />
erweiterten Malereibegriffs.<br />
Den Anfang macht Ad Minoliti<br />
(Bild). Bis 30. 9.<br />
Schwarm. Salò genießt die Bühne<br />
wie kein anderer. Der Grazer<br />
mit rauem Sound macht Post<br />
PunkMusik mit deutschem<br />
Text. Er ist ein Künstler, den<br />
man nicht vorher gehört haben<br />
muss, um live für ihn zu schwärmen.<br />
Am 15. 6 im Rockhouse<br />
Salzburg.<br />
Fotos: Ashley Taylor; Nicolas Ferrando, Lois Lammerhuber, © 2021 Baltic.; beigestellt.
Gustav Klimt, Wasserschlangen II(Detail), 1904/1906–07, Privatsammlung, courtesy of HomeArt<br />
KLIMT<br />
Inspired by<br />
VANGOGH<br />
RODIN<br />
MATISSE<br />
…<br />
NUR NOCH BIS 29. 5. 2023 /TÄGLICH 9–18 UHR<br />
JETZT TICKETS &TIME-SLOTS BUCHEN: www.belvedere.at/tickets<br />
Diese Ausstellung wurde ermöglicht durch die Kooperation mit Rosaline Wong und HomeArt.<br />
#KlimtInspiredBy @BelvedereMuseum
Panorama<br />
WEST<br />
Unsichtbare Mächte. Sie wissen<br />
um Tod und Schönheit, Gefühle<br />
und Erinnerungen, Nähe und<br />
Distanz. Sie sind immateriell und<br />
doch unmittelbar. Die Rede ist<br />
von Gerüchen. Unter dem Titel<br />
„Odor“ widmet das Innsbrucker<br />
Ferdinandeum diesen immateriellen<br />
Skulpturen nun eine umfangreiche<br />
Ausstellung. Bis 8. 10.<br />
Ciao. Die Möchtegernitaliener<br />
Roy Bianco & Die Abbrunzanti<br />
Boys sind recht erfolgreich in<br />
pastelligen Retroanzügen und<br />
trashigen Pop-Schlagern gespickt<br />
mit italienischen Wortfetzen.<br />
Dem Urlaubsgefühl kommt<br />
man dabei nicht aus. Am 27.05<br />
in Innsbruck.<br />
Angebetet. Das Poetische mit<br />
dem Politischen verbindet Mélanie<br />
Demers, wenn sie in ihrem<br />
Solo „Icône Pop“ Frauenbilder<br />
verkörpert und fragt, wer heute<br />
angebetet wird: Heilige oder Popikonen?<br />
16., 17. 6., Festival tanz.<br />
ist mit Fokus Kanada, Spielboden<br />
Dornbirn.<br />
Hochkulturfestival. Die Musicbanda<br />
Franui holt Freunde und<br />
Weggefährten in ihre Heimat im<br />
Osttiroler Innervillgraten: Auf der<br />
Unterstalleralm ist visionäre Musik<br />
zu hören, etwa Víkingur Ólafsson<br />
(Bild) mit seinen Goldberg-<br />
Variationen. 10.–12. August.<br />
Unterhaltsam. Kauzig, schrullig.<br />
schräg: Helge Schneider<br />
war dank schriller Outfits und<br />
belustigender Texte immer<br />
schon Magnet für die allerbuntesten<br />
Attribute. Beim Poolbar<br />
Festival in Feldkirch stellt er<br />
seine neue Platte „Der letzte<br />
Torero“ vor. Am 29 Juli.<br />
8 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Dingwelten. Welche Daseinsberechtigung hat<br />
Skulptur heute? Wie grenzt sie sich gegen das<br />
Design ab? Studierende der Objekt-Bildhauerei an<br />
der Akademie der bildenden Künste spüren diesen<br />
Fragen in einer eigens für den Kunstraum Schwaz<br />
entwickelten Group-Show nach. Ab 17. 6.<br />
Fotos: © Teresa Margolles Foto: Philipp Ottendörfer; Katrin Schneider; Mathieu Doyon; beigestellt.
Yoshitomo Nara, Miss Margaret (Detail), 2016, Privatecollection ©Yoshitomo Nara /Pace Gallery<br />
10.5. —1.11. 2023
Panorama<br />
OST<br />
Kreisläufe. Frenzi Rigling sammelt,<br />
inszeniert und verfremdet in ihrer<br />
Kunst Alltagsobjekte und Fundstücke<br />
aus der Natur. In feinfühligen Installationen<br />
kontert sie dem Kreislauf<br />
des Konsums mit einer Ästhetik<br />
des Bewahrens. Landesgalerie Niederösterreich,<br />
13. 5.–12. 11.<br />
Grenzgänger. SoiL Thornton widersetzt<br />
sich gängigen Kategorien<br />
wie Medium, Genre, Identität<br />
oder Biografie, um die Mechanismen<br />
des Kunstbetriebs aufzudecken.<br />
Auch in der Wiener Secession<br />
wird er nicht im grünen Bereich der<br />
Konventionen verbleiben. Ab 15. 9.<br />
EIn Spektakel. Die isländische<br />
Sängerin Björk ist wunderbar<br />
unvorhersehbar, sei es musikalisch,<br />
in ihrer Erscheinung und Inszenierung<br />
ihrer Bühnenshows.<br />
Nach 25 Jahren kommt die Künstlerin<br />
nun wieder nach Wien in die<br />
Stadthalle. Am 19. September.<br />
Merkwürdig. Fantastische Tierwesen<br />
lässt der spanische Choreograf<br />
Marcos Morau mit dem Skåne<br />
Dansteater auftreten. Die Musik für<br />
den „Karneval der Tiere“ stammt<br />
von Camille Saint-Saëns. Festspielhaus<br />
St.Pölten, Familienvorstellungen:<br />
3. 6., 14 und 18 Uhr.<br />
Can’t Stop. Nur Bands vom Format<br />
der Rockband Red Hot Chili Peppers<br />
aus Kalifornien füllen Spielstätten<br />
wie das Ernst-Happel-Stadion.<br />
Die Truppe um Frontsänger<br />
Anthony Kiedis wird auch 40 Jahre<br />
nach ihrer Gründung der Live-Auftritte<br />
nicht müde. Am 14. Juli.<br />
Abstand. Bei Konzerten des österreichischen<br />
DJs Parov Stelar steht<br />
man lieber gern in den hintersten<br />
Reihen. Für seinen Electro Swing<br />
braucht man schließlich genug<br />
Raum, um sich bewegen zu können.<br />
Am 7. 7. bis 9. 7 beim Butterfly<br />
Dance im Schlosspark Eisenstadt.<br />
Fotos: SoiL Thornton; © Frenzi Rigling, Foto: Alois Mosbacher; Kevork Djansezian/Getty; Lars Kroon; Santiago Felipe; beigestellt.<br />
10 <strong>Kulturmagazin</strong>
Auktionshaus im Kinsky<br />
Freyung 4, 1010 Wien<br />
Wir feiern<br />
30 Jahre erfolgreichen<br />
Kunstverkauf<br />
Wirsuchen bedeutende Kunstwerkefür<br />
unsere Jubiläumsauktion vom27. 11.bis 01.12.<br />
Erzielen SieTop-Ergebnissefür IhreWerke durch<br />
persönlicheBetreuungund unsere langjährigeErfahrung.<br />
JETZT KUNST EINBRINGEN UND<br />
ERFOLGREICH VERKAUFEN.<br />
Alte Meister<br />
schmid@imkinsky.com, +43 1532 42 00-20<br />
Gemälde des 19. Jahrhunderts<br />
schweighofer@imkinsky.com, +43 1532 42 00-10<br />
Antiquitäten<br />
kuthy@imkinsky.com, +43 1532 42 00-19<br />
Jugendstil &Design<br />
stippl@imkinsky.com, +43 1532 42 00-66<br />
Schmuck &Uhren<br />
wolf@imkinsky.com, +43 1532 42 00-15<br />
Klassische Moderne<br />
moerth-gasser@imkinsky.com, +43 1532 42 00-14<br />
Zeitgenössische Kunst<br />
pfeiffer@imkinsky.com, +43 1532 42 00-13<br />
imkinsky.com
Panorama<br />
INTERNATIONAL<br />
Déjà-vu. Beinahe alles, was<br />
„Queen B“ tut, wird medial rezipiert.<br />
Folgerichtig sorgte die Veröffentlichung<br />
von Beyoncés Album<br />
„Renaissance“ letztes Jahr<br />
für Aufsehen. Nach vier Jahren<br />
ohne große Touren kommt sie<br />
nun wieder nach Europa. Am 17.,<br />
18. 6. etwa nach Amsterdam.<br />
Aufbruchsstimmung. Weltweit<br />
begannen sich Künstlerinnen<br />
ab 1940 der Abstraktion zuzuwenden.<br />
Mit der groß angelegten<br />
Ausstellung „Action, Gesture,<br />
Paint“ nimmt die Fondation<br />
Vincent van Gogh Arles dieses<br />
Interesse im Dialog mit Van<br />
Gogh unter die Lupe. Ab 3. 6.<br />
„Zauberflöte“. Ist Sarastro wirklich<br />
der Good Guy, als der er<br />
sich ausgibt? Eine interaktive<br />
Zauberflöte zeigt das Staatstheater<br />
Kassel, das Publikum<br />
bekommt die Deutungshoheit.<br />
Am Pult steht ein junger Shootingstar<br />
aus Wien: Viktor Jugovic.<br />
25., 27. Mai, 2., 25., 30. Juni.<br />
Kung Fu Kenny. Wer vor großen<br />
Festivals nicht zurückschreckt,<br />
ist am Primavera Sound in Barcelona<br />
gut aufgehoben. Das<br />
Line-up ist hochkarätig: Einer der<br />
größten Rapper der Geschichte,<br />
Pulitzer-Preisträger Kendrick Lamar,<br />
wird etwa performen. Seine<br />
poetische Wahrhaftigkeit rührt<br />
jedes Publikum. Am 7. Juni.<br />
Der Romantiker. Caspar David<br />
Friedrich (1774–1840) gilt als<br />
der große Neuerer der Landschaftsmalerei.<br />
Vor seinem<br />
250. Geburtstag beleuchtet das<br />
Kunstmuseum Winterthur erstmals<br />
auch die Einflüsse der<br />
Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts<br />
auf seine Malerei. Ab 26.8.<br />
12 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Hoch hinaus. Der österreichische<br />
Choreograf Georg Reischl<br />
erklimmt mit der Compagnie<br />
am Münchener Gärtnerplatztheater<br />
die heimischen Alpen.<br />
Alte Bräuche und neuer Tanz,<br />
das perfekte Rezept für einen<br />
„Höhenrausch“. Ab 1. 6.<br />
Fotos: Musée Cantini, Musées de Marseille; Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie.
Originalgraphics designed by Dewynters,London | Foto: vbw ©Deen vanMeer<br />
EIN MUSICAL VON<br />
MICHAEL KUNZE &SYLVESTER LEVAY<br />
REGIE: FRANCESCA ZAMBELLO<br />
JETZT TICKETS SICHERN!<br />
Ab<br />
Oktober<br />
2023<br />
#WeAreMusical<br />
WWW.MUSICALVIENNA.AT
Valerie Pachner trägt hier einen Komplettlook von Chanel. Fotografiert wurde sie im<br />
Showroom des Vintage-Designladens Ohne Butter, ohne-butter.com<br />
14 <strong>Kulturmagazin</strong>
„Ich fühle mich gelöst,<br />
sagen zu können:<br />
Ich bin nicht nur die<br />
Buhlschaft,<br />
ich bin auch der Tod“<br />
Das letzte Jahr verbrachte Valerie Pachner<br />
damit, innezuhalten, einen Schritt zurück-<br />
zutreten und auf die Welt zu blicken.<br />
Ihre Rückkehr ins Rampenlicht feiert sie<br />
heuer im „Jedermann“ mit einer nie<br />
da gewesenen Doppelrolle.<br />
Fotos: Marcella Ruiz Cruz Produktion: Eva Dinnewitzer Interview: Daniel Kalt<br />
Es hat etwas Ritualartiges: Sobald eine Neubesetzung von<br />
Buhlschaft und Jedermann in Salzburg bekannt wird,<br />
beginnt die Maschinerie der Aufmerksamkeitsökonomie<br />
zu surren und zu brummen. Dasselbe Stück am selben<br />
Ort seit über hundert Jahren, das ist ebenso beruhigend traditionell<br />
wie anachronistisch und eigentlich kurios. Auf gewisse Art und<br />
Weise mag es sich wie ein Karrierehöhepunkt, ja die Krönung einer<br />
künstlerischen Laufbahn anfühlen, eine dieser Rollen angeboten<br />
zu bekommen und damit im Nu in den Mittelpunkt der sommerlichen<br />
Festspielgesellschaft zu rücken. Gezögert hat Valerie Pachner<br />
zwar nicht, als sie das Salzburger Angebot vergangenes Jahr während<br />
einer langen Schaffenspause erhielt, sie war aber froh, dass<br />
ihr nicht nur die Rolle der Buhlschaft, sondern auch jene des Todes<br />
angeboten wurde, wie sie im persönlichen Gespräch erzählt.. »<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 15
»<br />
Pachner trägt hier einen Mantel von Jennifer Milleder,<br />
darunter ein Mesh-Set aus Langarm-Shirt und Hose von Rendl.<br />
Als wir uns anlässlich des Filmstarts von „Der Boden unter den<br />
Füßen“ im Jahr 2018 zuletzt unterhielten, war gerade unsicher,<br />
wo es Sie hinziehen würde. Wo leben Sie denn heute?<br />
Ich hatte tatsächlich zwei Jahre lang keine Wohnung, weil ich für<br />
Dreharbeiten so viel unterwegs war. Damals stand im Raum, dass<br />
ich nach Los Angeles ziehen könnte, nach New York oder London,<br />
aber viele internationale Drehs finden ohnehin in Europa statt, die<br />
Castings als elektronisches Format in Videokonferenzen. Darum<br />
war mein Gedanke, dass ich dort wohnen möchte, wo ein Großteil<br />
meiner Freunde lebt und auch viel los ist, und das war dann Berlin.<br />
Hat die Zeit der Pandemie Ihre Karriere verlangsamt?<br />
Die Pandemie war beruflich keine arge Bremse. Es war ja recht<br />
bald wieder möglich zu drehen. So war ich schon im Herbst 2020<br />
in London, um für den Kinofilm „Fantastic Beasts“ zu drehen, ein<br />
16 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
„Harry Potter“-Prequel, und ich war in Spanien für die Westernserie<br />
„The English“. Ich war aber davor einfach ständig on the go,<br />
darum war dieses Innehalten-Müssen für mich schon eine starke<br />
Zäsur. Dadurch hat sich in meinem Leben etwas verschoben, und<br />
ich hatte plötzlich ein stärkeres Bedürfnis, mir an einem konkreten<br />
Ort eine Basis schaffen zu wollen. Als die Pandemie ausbrach, hatte<br />
ich in meiner Wohnung in Berlin nicht einmal die Küche eingerichtet,<br />
nur ein Bett und einen Kühlschrank, das war’s. Für viele ist<br />
die Wohnung damals ja sogar zu einer Art Erweiterung ihrer selbst<br />
geworden; früher oder später hätte sich dieses Gefühl wohl ohnehin,<br />
auch für mich, eingestellt, so ist es eben früher dazu gekommen.<br />
Würden Sie sagen, Sie sind ein rastloser Mensch?<br />
Das Unterwegssein war früher wie ein Anker für mich: Damit<br />
meine ich, das Einzige, das feststand, war, dass ich viel unterwegs<br />
bin. Ein eigentlich rastloser Mensch bin ich trotzdem nicht, aber<br />
schon sehr gern unterwegs. Fest irgendwo ansässig zu sein, das<br />
ist nicht so meins. Ich muss in Bewegung sein können, alles, was<br />
sich so anfühlt, als würde es mich zurückhalten, finde ich schnell<br />
beengend. Ensemblemitglied in einem Theater zu sein etwa, da<br />
habe ich auch bald gemerkt, dass mir das im Moment nicht so entspricht.<br />
Während der Pandemie hat sich dann noch am ehesten so<br />
ein Gefühl der Sesshaftigkeit eingestellt, danach war für mich allerdings<br />
bald wieder klar, es hat sich jetzt wieder mit der Häuslichkeit.<br />
Ab wann hat es sich für Sie endgültig so angefühlt, dass die<br />
Phase der Pandemie überstanden war?<br />
Den Eindruck, dass es jetzt wirklich vorbei ist und alles wieder normal<br />
wird, hatte ich erst, als ich im vergangenen Herbst wieder auf<br />
größere Konzerte gehen konnte. Zurückzuschauen auf alles, was<br />
wir in der Zeit davor nicht tun konnten, war schon krass. Gerade<br />
hier in den kälteren Regionen braucht man ja diese Art von Räumen<br />
für das Zusammenkommen von Menschen.<br />
Haben Sie zuletzt wieder viel gedreht?<br />
Nein, denn aus all dem hat sich das Gefühl ergeben, dass ich eine<br />
Pause brauche. Darum habe ich mir das Jahr 2022 freigenommen.<br />
Auch weil ich den Eindruck hatte, dass die Welt sich gerade extrem<br />
stark verändert, und künstlerisches Arbeiten muss ja auf die Welt<br />
reagieren können. Als es sich ein bisschen so anfühlte, dass ich<br />
Abstand brauche, um durchatmen zu können, kam mir das wilde<br />
Drauflosproduzieren fast absurd vor. So habe ich mir die Möglichkeit<br />
geschaffen, einen Schritt zurück zu machen und mir das Ganze<br />
mit Distanz und mehr Zeit anzuschauen.<br />
Wie haben Sie diese Zeit des Innehaltens verbracht?<br />
Ich habe in dieser Phase zunächst einmal viel Zeit an einem Ort<br />
verbracht, hauptsächlich Berlin. Etwas Vergleichbares hatte ich<br />
lang nicht in meinem Leben gehabt. Wahrscheinlich wirklich, seit<br />
ich angefangen habe zu arbeiten, und noch mehr, seit ich vom<br />
Residenztheater weggegangen bin, das war 2017. Ab 2013 war ich<br />
in München, ab 2015 habe ich parallel schon viel gedreht. An sich<br />
hat mich das gar nicht gestört, aber dann wollte ich mich eben aus<br />
diesem Wanderleben herausnehmen und auch aus der Fremdbestimmtheit,<br />
die Filmdrehs mit sich bringen.<br />
Wie wichtig ist es Ihnen, die Kontrolle nicht ganz abzugeben?<br />
Als Schauspielerin brauche ich auch einfach ein Stück weit das<br />
eigene Leben, um meine Batterien aufzuladen, um etwas zu sehen<br />
und zu erleben. Sobald ich drehe, erlebe ich zwar ultimativ viel,<br />
»
Valerie Pachner in einem Anzug von Jana Wieland,<br />
darüber eine Lodenweste von Klar. Mules von Rani Bageria.<br />
„Als Frau kriegst du den Platz der Buhlschaft, wo du der<br />
Love Interest bist, und als Schauspielerin musst du dich<br />
noch dazu rechtfertigen, warum du das machst.“<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 17
Hier trägt Valerie Pachner ein Kleid von Christina Seewald,<br />
dazu Slippers von Rani Bageria. Handschuhe privat.<br />
„Ich hatte wieder Lust,<br />
auf der Bühne zu stehen<br />
und den ganzen Raum<br />
vor mir zu haben.“<br />
18 <strong>Kulturmagazin</strong>
»<br />
Pachner in einem Kostüm und Schmuck von Chanel,<br />
darunter ein Mesh-Top von Rendl.<br />
aber es fühlt sich manchmal auch so an, als würde ich in einer Bubble<br />
leben. Man fährt an einen Ort, wo die Dreharbeiten stattfinden,<br />
und taucht sofort ein in die Welt des Drehs und, parallel dazu, jener<br />
der gedrehten Geschichte. Man geht also immer in diese anderen<br />
Welten, und daraus leitet sich dann unweigerlich für mich die<br />
Frage ab, wo denn die meine sei. Dafür habe ich mir letztes Jahr<br />
mehr Zeit genommen.<br />
Mit dem „Jedermann“ endet nun diese Phase?<br />
Als die Anfrage der Festspiele letzten Sommer kam, war mir eigentlich<br />
sofort klar, dass ich das machen möchte. Und der Auftritt ist<br />
tatsächlich das erste Große nach meiner Pause.<br />
Haben Sie irgendwelche frühen Festspiel-Erinnerungen?<br />
Das Mozarteum hat parallel im Sommer ein Festival für andere<br />
Schauspielschulen veranstaltet: Ich habe teilgenommen und<br />
erinnere mich, wie wir auf einem Matratzenlager im Mozarteum<br />
geschlafen haben. Diese Energie war ganz besonders, es war Sommer,<br />
es war heiß, wir waren übernächtig, sind gemeinsam durch<br />
die Stadt gestreunt. Diesen Vibe, den ich damals gespürt habe,<br />
mochte ich sehr gern: Ein Sommerfrische-Schauspiel-Feeling, bei<br />
dem sich alles irgendwie überreizt und aufgeladen angefühlt hat.<br />
Salzburg hat auch durchaus etwas Schräges, würde ich sagen.<br />
Sind Sie nun also bereit für den offiziellen, etwas gesetzteren<br />
Part des Salzburger Lebens während der Festspiele?<br />
Natürlich bin ich bereit, Teil der sprichwörtlichen Festspielgesellschaft<br />
in diesem Sommer zu werden. Sagen wir so, ich weiß nicht<br />
ganz genau, was mich da erwartet. Aber ich freue mich darauf, vor<br />
Ort zu sein, auf die Probenzeit und dann die Wochen der Aufführungen<br />
– insgesamt sind es doch fast drei Monate, die man in der<br />
Stadt verbringt. Ich bin schon sehr gespannt auf alles, was sich im<br />
Sommer vor Ort zuträgt.<br />
Dass Sie Buhlschaft und Tod spielen sollen, stand zum Zeitpunkt<br />
der ersten Anfrage bereits fest?<br />
Ja, und es hat mit den Ausschlag gegeben zu wissen, dass ich auch<br />
den Tod spielen soll. Schon weil ich dadurch wusste, ich muss mich<br />
nicht rechtfertigen, weil ich eine Rolle mit so wenigen Zeilen angenommen<br />
habe – was ja immer und immer wieder Thema ist, wenn<br />
es um die Buhlschaft geht. Auch als künstlerische Herausforderung<br />
für mich, wenn ich mich für eine so lange Zeit in Salzburg blockiere,<br />
ist es durch die Doppelrolle etwas ganz anderes. Wie wir die<br />
Dynamik zwischen den beiden Parts anlegen werden, zwischen<br />
der Buhlschaft, die für das Lebendige und Liebende steht, und dem<br />
Tod, der als Antagonist den Jedermann herausfordert, das finde<br />
ich schon wirklich spannend und wird sich während der Proben<br />
weisen.<br />
Die Frage ist fast obligatorisch: Welche Deutung kann heute der<br />
Buhlschaft gegeben werden, um die Figur aufzuwerten?<br />
Als Frau kriegst du den Platz der Buhlschaft, wo du der Love Interest<br />
bist, und als Schauspielerin musst du dich noch dazu rechtfertigen,<br />
warum du das machst. Innerhalb des Systems dieses Stücks ist<br />
die Funktion der Buhlschaft aber klar festgelegt, und zwar als die<br />
Rolle, die eine jüngere Frau spielen kann. Es gibt übrigens ja nur<br />
die Buhlschaft und die Mutter des Jedermann sowie „Des Schuldknechts<br />
Weib“, die ursprünglich klar als Frauen definiert waren,<br />
die Allegorien und Personifikationen sind Sonderfälle. Auch auf<br />
die Schauspielerinnen bezogen doppelt sich die Konstellation: Man<br />
bekommt einen bestimmten Platz zugewiesen, der im Theaterbetrieb<br />
noch dazu besondere Bedeutung hat – fast immer sind es ja<br />
Schauspielerinnen, die schon Karriere gemacht haben, denen die<br />
Rolle angeboten wird. Jede Buhlschaft bekommt auch immer fast<br />
dieselben Fragen gestellt: Was man aus der Rolle mit so wenig Text<br />
machen kann, und natürlich, wie das Kleid aussehen wird, und so<br />
weiter. Und der Jedermann, ein männlicher Schauspieler, ist halt<br />
einfach als die Hauptrolle gesetzt. Es reflektieren sich in dieser<br />
Konstellation bestimmte Strukturen: Der Platz, den eine junge Frau<br />
in dem Stück einnehmen darf, die Rolle, die ihr zugewiesen wird,<br />
spiegelt sich in der Art, wie mit ihr oder über sie in dieser Rolle<br />
gesprochen wird.<br />
Buhlschaft und Tod, das kann ein neues Ganzes ergeben?<br />
Meine erste Reaktion war da schon, oh Gott, wie soll ich denn<br />
die Buhlschaft spielen, wie kann ich die Rolle neu anlegen. Mein<br />
Ansatz beruht nämlich nicht darauf, besonders stark über das Wie<br />
»<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 19
Auf dieser Seite und auf dem Cover trägt Valerie Pachner ein Top von Ferrari<br />
Zöchling zu einer Hose von Jennifer Milleder. Schuhe von Rosa Mosa.<br />
Tipp<br />
„Jedermann“. Premiere am<br />
21. Juli, insgesamt 14 Vorstellungen<br />
bis 29. August.<br />
Regie führt Michael Sturminger,<br />
den Jedermann<br />
spielt Michael Maertens,<br />
seine Mutter Nicole Heesters.<br />
Informationen zu Stück und<br />
Terminen auf<br />
salzburgerfestespiele.at<br />
FOTOS: Marcella Ruiz Cruz PRODUKTION &STYLING:<br />
Eva Dinnewitzer HAAR &MAKE-UP: Hanna Stantejsky/www.hannastantejsky.com<br />
ASSISTENZ: Oskar Ott LOCATION: Vielen Dank an Ohne Butter, Wildpretmarkt 3,1010 Wien<br />
BEZUGSQUELLEN:<br />
Chanel, Tuchlauben 1, 1010 WienJennifer Milleder, jennifermilleder.comRendl,<br />
rendl.coJana Wieland, janawieland.atKlar, klaraneuber.atChristina Seewald,<br />
christinaseewald.comRani Bageria, Seilergasse 14, 1010 WienFerrari Zöchling,<br />
Kirchengasse 27, 1070 WienRosa Mosa, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien<br />
20 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
»<br />
zu gehen, sondern über das Was, und das ist nun einmal in erster<br />
Linie der Text. Und da stellt sich bei der Buhlschaft eher schnell<br />
das Gefühl ein, dass ich zwar etwas mit der Figur machen kann,<br />
indem ich neue Wege finde, über sie zu sprechen; aber spielerisch<br />
etwas wirklich anderes aus ihr machen, das kann ich nicht. Auch<br />
deswegen fand ich es so toll, als mir sofort der Tod mitangeboten<br />
wurde, weil ich mich dadurch gelöst gefühlt habe und befreit von<br />
dem Zwang, als Schauspielerin mehr hineinlegen zu müssen, als da<br />
vorhanden ist. Sondern eben sagen zu können, ich bin nicht nur<br />
die Buhlschaft, ich bin auch der Tod.<br />
Werden Sie sich vergangene Inszenierungen anschauen?<br />
An sich bereite ich mich nicht auf eine Produktion vor, indem ich<br />
mir anschaue, wie ältere Inszenierungen funktioniert haben. Weil<br />
ich in erster Linie von mir ausgehen möchte, um möglichst frisch<br />
an eine Rolle herangehen zu können. Darum habe ich mir noch<br />
keine Aufnahmen von vergangenen „Jedermann“-Inszenierungen<br />
angeschaut, könnte mir in diesem speziellen Fall aber vorstellen,<br />
dass ich das noch tun werde, wenn die konkreten Vorbereitungen<br />
beginnen. Es ist auch toll, dass Michael Sturminger schon so erfahren<br />
ist mit dem Stück, auch mit dem Spektakel vor Ort. Zugleich ist<br />
das eine neue Inszenierung, mit anderen Schauspielerinnen und<br />
Schauspielern, also wird sich das noch einmal ganz frisch anfühlen.<br />
Wie lang ist es her, dass Sie Theater gespielt haben? Hat Ihnen<br />
die Bühne zwischendurch gefehlt?<br />
Ich spiele zum ersten Mal seit vier Jahren wieder Theater, das letzte<br />
Mal war nach meinem Weggang vom Residenztheater, als ich noch<br />
als Gast dort gespielt habe. In der Phase, als ich viel gedreht habe,<br />
hat mir das Theater nicht besonders gefehlt, es war einfach auch<br />
immer so viel los, dass ich keinen Kopf hatte, darüber nachzudenken.<br />
Ich habe in letzter Zeit aber gemerkt, dass der Gedanke an<br />
dieses vergrößerte Spielen wieder angefangen hat, mich zu interessieren.<br />
Beim Filmdreh arbeitet man ja doch eher naturalistisch,<br />
was ich auch liebe, aber es ist parallel eben wieder die Lust größer<br />
geworden, etwas zu machen, wo ich mit dem ganzen Körper<br />
arbeiten kann, auf der Bühne stehen und den ganzen Raum vor mir<br />
haben. Bei dieser Sehnsucht, wieder eine andere Art von Kontakt<br />
mit dem Publikum zu haben, kann schon auch die Pandemie eine<br />
Rolle spielen, das liegt eigentlich nahe.<br />
Werden Sie nach Salzburg wieder zu drehen beginnen?<br />
Ja, direkt danach geht es weiter, wie es derzeit aussieht, drehe ich<br />
dann wieder mit zwei internationalen Projekten, bis Ende des Jahres<br />
bin ich ausgebucht.<br />
Man findet Sie weder auf Twitter noch auf Instagram, ist dieser<br />
Verzicht auf eine Social-Media-Präsenz in Castings jemals ein<br />
Thema gewesen?<br />
Bisher war es in meiner Arbeit nie von Belang, dass ich nicht in<br />
sozialen Medien aktiv bin. Es kann schon sein, dass es Projekte gibt,<br />
für die ich nicht infrage gekommen bin, weil ich das so handhabe,<br />
aber das sind dann wohl auch nicht die, die zu mir gehören. Es ist<br />
gar keine dogmatische Entscheidung, dass ich nicht auf Twitter<br />
oder Instagram zu finden bin, aber bisher wollte ich das eben nicht.<br />
Ich bin ohnehin durch das Drehen schon so viel in anderen Welten<br />
unterwegs, da muss das nicht auch noch sein. Aber klar, Social<br />
Media verändern die Medienwelt, haben auch Einfluss auf künstlerische<br />
Berufe, ich kann gar nicht einschätzen, was sie aus meinem<br />
Beruf in ein paar Jahren machen werden. Vielleicht gibt es irgendwann<br />
gar keine Spielfilme mehr, sondern nur mehr TikTok-Videos<br />
oder zumindest Kürzestformate. Ich bin mir nicht so sicher, ob ganz<br />
junge Menschen von heute in ein paar Jahren noch abendfüllende<br />
Filme oder Theaterstücke anschauen wollen. Gibt es noch eingefleische<br />
Theaterfans in dreißig Jahren? Wenn, dann wahrscheinlich<br />
wirklich in Salzburg, Wien oder Berlin. Mal sehen, ob der „Jedermann“<br />
dann noch immer am Domplatz gegeben wird. e
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Die Klassik-Konzertreihe Haydnregion Niederösterreich findet<br />
an 15 Orten rund um das Haydn-Geburtshaus in Rohrau statt.<br />
Schloss Petronell-Carnuntum – immer wieder Schauplatz<br />
hochkarätiger Konzerte der Haydnregion Niederösterreich.<br />
Haydnregion Niederösterreich 2023<br />
Die Region rund um den Haydn-Geburtsort Rohrau bietet<br />
erlesenen Musikgenuss an außergewöhnlichen Spielorten.<br />
Fotos: Niklas Schnaubelt, Rico Molaro, Dieter Steinbach<br />
Unter dem Motto „Mythos Haydn“ präsentiert<br />
die „Haydnregion Niederösterreich“ noch bis<br />
10. Dezember ein durch Joseph und Michael<br />
Haydn inspiriertes Klassik-Programm an<br />
15 Standorten rund um das Haydn-Geburtshaus in<br />
Rohrau. Der Konzertzyklus zeichnet sich durch den<br />
Zauber und den besonderen Charme der Spielorte<br />
aus, deren Bandbreite sich von der antiken Römertherme<br />
über barocke Festsäle bis zum Heurigen-Innenhof<br />
erstreckt. Seit 2022 wird auch im Naturpark Mannersdorfer<br />
Wüste und im Festsaal von Schloss Ebergassing<br />
konzertiert, 2023 gastiert die Haydnregion erstmals im<br />
zauberhaften Schloss Walterskirchen in Wolfsthal und<br />
in der Hainburger Pfarrkirche, wo einst schon der<br />
junge Joseph Haydn musizierte.<br />
Der künstlerische Leiter Dr. Michael Linsbauer über<br />
das Programm: „Ich freue mich, dass wir auch heuer<br />
wieder hochkarätige Kunstschaffende als Mitwirkende<br />
gewinnen konnten: etwa die israelische Sopranistin<br />
Shira Patchornik, Kammersängerin und Volksopernmitglied<br />
Annely Peebo, Countertenor Valer Sabadus,<br />
Bariton Adam Plachetka, die Originalklang-Ensembles<br />
Barucco und Salzburger Hofmusik, die Schauspielstars<br />
Kristina Sprenger und Cornelius Obonya. Und mit<br />
Joseph Haydns ,Tobias‘ dürfen wir uns auf eine Programmrarität<br />
in internationaler Starbesetzung freuen.“<br />
PROGRAMM-HÖHEPUNKTE bis Ende Juni: Im Barockschloss<br />
Petronell präsentieren das Originalklang-<br />
Ensemble Barucco und Countertenor Valer Sabadus<br />
mit „In Arkadien“ ein raffiniertes Programm zwischen<br />
orchestralen Raritäten der Frühklassik und musikalischen<br />
Rezeptionen antiker Mythen.<br />
Ende Mai leistet der „5. Internationale Haydn-Wettbewerb<br />
für Klassisches Lied und Arie“ mit der Juryvorsitzenden<br />
Kammersängerin Angelika Kirchschlager einen<br />
wichtigen Beitrag zur Förderung aufstrebender Nach-<br />
Kalender<br />
IN ARKADIEN. EIN FEST-<br />
KONZERT ZWISCHEN<br />
SAGEN UND MYTHEN<br />
Sa, 6. Mai 2023,<br />
19.30 Uhr<br />
Petronell-Carnuntum,<br />
Schloss<br />
FINALKONZERT 5. Internationaler<br />
Haydn-Wettbewerb<br />
für Klassisches Lied<br />
und Arie und Publikumspreis-Verleihung<br />
So, 28. Mai 2023, 18 Uhr<br />
Rohrau, Schloss<br />
HAYDN UND DIE JAZZ.<br />
Robert Burns und der Weltmusiker<br />
Joseph Haydn<br />
So, 11. Juni 2023, 16 und<br />
19 Uhr, Rohrau, Haydn-<br />
Geburtshaus<br />
GROSSES ORATORIUM:<br />
„TOBIAS“<br />
Sa, 24. Juni 2023,<br />
19.30 Uhr<br />
Bruck a. d. Leitha, Pfarrkirche<br />
zur hl. Dreifaltigkeit<br />
INFOS & KARTEN:<br />
+43/(0)2164/22 68<br />
tickets@haydnregion-noe.at<br />
www.haydnregion-noe.at<br />
Künstlerische Leitung:<br />
Dr. Michael Linsbauer<br />
Projekt von: Abteilung<br />
Kunst & Kultur des Landes<br />
Niederösterreich<br />
In Kooperation mit: Regionalentwicklungsverein<br />
„Römerland Carnuntum“<br />
Die preisgekrönte<br />
israelische<br />
Sopranistin Shira<br />
Patchornik –<br />
zu erleben am<br />
24. Juni im Oratorium<br />
„Tobias“.<br />
Cornelius Obonya<br />
– Auftritt am 11.<br />
Juni im Rahmen<br />
von „Haydn und<br />
die Jazz“, mit Kontrabassist<br />
Peter<br />
Havlicek und Ensemble.<br />
wuchssänger:innen. Das Finalkonzert mit Publikumsvoting<br />
findet wegen des großen Interesses<br />
erstmals in Schloss Rohrau statt.<br />
Im Rahmen von „Haydn und die Jazz“ überrascht<br />
ein illustres Ensemble um Schauspielstar<br />
Cornelius Obonya und Kontragitarrist Peter<br />
Havlicek mit jazzig-wienerischen Interpretationen<br />
von Joseph Haydns schottischen und walisischen<br />
Liedbearbeitungen.<br />
Mit dem Oratorium „Tobias“ steht ein Meisterwerk<br />
Joseph Haydns in Spitzenbesetzung auf<br />
dem Programm: mit Starbariton Adam Plachetka,<br />
der international preisgekrönten israelischen<br />
Sopranistin Shira Patchornik und dem Czech<br />
Ensemble Baroque.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 21
Windig. Felix Mayr-Melnhof, Elise Accaraun<br />
und Konstantin Klimt (v. l. n. r.) organisieren<br />
das Paradiesgarten-Festival.<br />
Fotos: Christine Pichler, Melanie Lehmann.<br />
22 <strong>Kulturmagazin</strong>
Wie beim ersten Mal<br />
Die Premiere größerer wie kleinerer<br />
Musikfestivals birgt viele Hürden – vier<br />
Veranstalter zeigen, wie es trotzdem gehen kann.<br />
Text: Sissy Rabl<br />
Paradiesgarten<br />
B-Seite. Die zweite Ausgabe des<br />
Elektronikfestivals findet am<br />
4., 5. und 6. 8. auf den Gründen<br />
von Schloss Prugg in Bruck an<br />
der Leitha statt. Einige der DJs<br />
im Line-up sind etwa Salute (im<br />
Bild), Overmono, Palms Trax,<br />
Anna Ullrich & Bitschu Batschu<br />
oder Laurine & Cecilio. Die Musik<br />
umfasst House, Trance, Techno<br />
u. v. m. paradiesgartenfestival.at<br />
Wind und Wetter machten es<br />
einem im April noch schwer,<br />
sich im Schlossgarten sommerlich<br />
bekleidete, tanzwütige<br />
Festivalgäste vorzustellen. Nur die<br />
gatscherprobten Gummistiefel kamen<br />
einem mühelos in den Sinn. In Pullover,<br />
Jacken und mit zerzausten Haaren posierten<br />
die jungen Veranstalter des Paradiesgarten<br />
Festivals da noch am Rand des<br />
ausgelassenen Pools vor Schloss Prugg<br />
in Bruck an der Leitha. Die Kulisse, die<br />
sich Gästen in den weitläufigen Gärten<br />
des unbewohnten Privatschlosses da aufdrängt,<br />
ist allerdings bei jeder Wetterlage<br />
betörend. Die abblätternde Farbe an der<br />
Fassade des herrschaftlichen Schlosses mit<br />
300 leer stehenden Zimmern trägt nur zu<br />
seiner Romantik bei, der Innenhof ist von<br />
Rosensträuchern eingefangen, die wilden,<br />
weichen Wiesen gehen in Waldflächen<br />
über. Zum ersten Mal hat das Elektronikfestival<br />
genau da im vergangenen August stattgefunden.<br />
Es sollte ein Treffpunkt für die<br />
Wiener Clubszene werden und damit eine<br />
Lücke im heimischen Angebot schließen.<br />
Rund 6000 Besucherinnen und Besucher<br />
zählten Felix Mayr-Melnhof, Elise Accarain<br />
und Konstantin Klimt am Wochenende<br />
dieser Festivalpremiere. Heuer hoffen sie,<br />
dass sich diese Zahl verdoppelt. Man wolle<br />
organisch wachsen und auch nicht über<br />
eine bestimmte Grenze hinaus. DJs und<br />
Live-Acts wie Âme, Wolfram, Jayda G waren<br />
Teil des Line-ups.<br />
Das Triumvirat. Eine der großen Herausforderungen<br />
für Organisatoren einer Festivalpremiere<br />
stellt der Veranstaltungsort<br />
dar. Dem Team von Paradiesgarten war es<br />
wichtig, den CO2-Fußabdruck ihres Events<br />
von Anfang an möglichst gering zu halten.<br />
Deshalb musste der Ort gut öffentlich<br />
angebunden sein. Eine Nähe zu Wien sei<br />
zum einen ratsam gewesen, weil dort wohl<br />
der größte Teil der österreichischen Clubszene<br />
beheimatet ist, also das Kernpublikum<br />
des Festivals. Zum anderen müsse das<br />
„Triumvirat“, wie es die jungen Organisatoren<br />
scherzhaft bezeichnen, hinter der Veranstaltung<br />
stehen: also die lokale Behörde,<br />
die Stadtbevölkerung und natürlich der<br />
Grundbesitzer selbst. Da geht man auch<br />
schon mal von Tür zu Tür, um die Anrainer<br />
von seiner Sache zu überzeugen. „Am Vortag<br />
waren wohl die Zeugen Jehovas unterwegs,<br />
da habe ich viele Türen ins Gesicht<br />
bekommen“, erinnert sich Felix Mayr-Melnhof<br />
an seinen städtischen Rundgang vergangenen<br />
Sommer.<br />
Sorge hatten viele Bewohner Brucks um<br />
den öffentlich zugänglichen Schlosspark<br />
und seine außergewöhnliche Pflanzenvielfalt.<br />
Nachdem ein nachhaltiger Zugang in<br />
der Kommunikation rund ums Festival im<br />
Vordergrund stand, waren die campenden<br />
Gäste dementsprechend sensibilisiert<br />
und sorgsam, freut sich auch Elise Accarain,<br />
die für das Nachhaltigkeitskonzept<br />
verantwortlich ist. Und ganze 70 Prozent<br />
der Gäste seien mit dem Zug angereist. „In<br />
Österreich ist die Festivalkultur nicht so<br />
ausgeprägt wie etwa in Belgien oder den<br />
Niederlanden“, sagt Accarain. Deshalb sei<br />
man hierzulande Großveranstaltungen<br />
gegenüber erst zögerlicher, ließe sich aber<br />
eines Besseren belehren. Sie selbst ist Belgierin<br />
und hat dort Festivals organisiert.<br />
Für Freaks und Gute-Laune-Gäste. Das<br />
Budget für das kleine neue Festival ist<br />
begrenzt, große Headliner sind deshalb<br />
nur schwer leistbar. „Dafür arbeiten wir<br />
direkt mit der Community zusammen,<br />
also mit Wiener Clubs wie der Praterstraße<br />
oder DJ-Kollektiven wie Grüß dich Bussi<br />
Bussi Club oder dem Tattu Tatta Club.<br />
Dadurch wächst auch unsere Glaubwürdigkeit<br />
innerhalb der Szene“, sagt Konstantin<br />
Klimt. Die Kollektive und Clubs werden in<br />
die Gestaltung des Line-ups miteingebunden,<br />
so sei auch der Musikmix stimmig, reiche<br />
von House und Techno bis Disco und<br />
Trance, sowohl Vinylfreaks als auch reine<br />
Gute-Laune-Party-Gäste kämen auf ihre<br />
Kosten.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 23<br />
»
Vernetzt. Karin Tonsern<br />
organisiert das Sisters<br />
Festival mit dem gemeinnützigen<br />
Verein<br />
Sisters of Music.<br />
Sisters Festival<br />
Inklusiv. In der Arena Wien<br />
feiert das von Frauen organisierte<br />
Festival am 7. Juli seine<br />
Premiere. Fünf weiblich besetzte<br />
Bands und Künstlerinnen<br />
werden auftreten: Dives, Cocorosie,<br />
Amy Montgomery, Aygyul.<br />
Auch ein solidarisches Ticket<br />
für einkommensschwache<br />
Frauen gibt es zu erwerben.<br />
sistersofmusic.com<br />
aber für alle!“, so Tonsern. Zur Unterstützung<br />
von Geringverdienerinnen haben<br />
die Veranstalterinnen ein solidarisches<br />
Ticket ersonnen: 39 Euro kostet das Ticket,<br />
das von gemeinnützigen Organisationen<br />
wie dem FEM.A, dem Verein Feministische<br />
Alleinerzieherinnen, an einkommensschwächere<br />
Frauen vergeben wird.<br />
»<br />
„Wir wollen schon<br />
auch als Vorbilder<br />
fungieren und<br />
zeigen, dass Frauen<br />
auch hinter der<br />
Bühne arbeiten.“<br />
Als Festivalnewcomer macht man es<br />
sich definitiv einfacher, wenn man auf<br />
bestehende Infrastrukturen zurückgreift.<br />
Deshalb lässt Karin Tonsern das Sisters<br />
Festival in der Arena Wien stattfinden.<br />
Die selbstständige Produktionsleiterin<br />
und Stage-Managerin ist Teil des gemeinnützigen<br />
Netzwerks Sisters of Music, das<br />
sich für mehr Frauen hinter, auf und rund<br />
um die Bühne einsetzt und nun zum ersten<br />
Mal auch ein größeres Event ausrichtet.<br />
„Wir wollen als Vorbilder fungieren,<br />
jungen Frauen zeigen, dass sie etwa in der<br />
Bühnentechnik oder Produktion mitarbeiten<br />
können“, sagt Tonsern. Das eintägige<br />
Festival führt fünf weibliche Acts im Programm.<br />
Den großen Publikumsmagneten<br />
oder Headliner kann man sich für die Erstauflage<br />
zwar nicht leisten, Tonsern glaubt<br />
aber trotzdem, mit Werbung und Promotion<br />
viele Besucherinnen und Besucher<br />
anzuziehen. Immerhin erreiche man in<br />
der Stadt ein anderes Publikum, etwa auch<br />
ältere Personen oder Eltern, die nicht so<br />
gern campen oder ein Kind zu betreuen<br />
haben. Auf jeden Fall seien auch Männer<br />
im Publikum erwünscht, unterstreicht sie.<br />
„Es ist ein Festival von Frauen, mit Frauen,<br />
In Linz beginnt’s. „Wir werden im ersten<br />
und zweiten Jahr keinen Cent verdienen“,<br />
sagt Filip Potocki, Leiter vom Veranstaltungshaus<br />
Arcadia. Das Festival, von dem<br />
er da spricht, hat eine andere Größenordnung<br />
als die bisher genannten. Das Lido<br />
Sounds wird am Linzer Donauufer am<br />
Urfahrmarkt gegenüber dem Brucknerhaus<br />
stattfinden. Die riesige asphaltierte<br />
Fläche wurde lang als Parkplatz und Marktfläche<br />
genutzt, jetzt sollen im Sommer dort<br />
auch an drei Tagen bis zu 30.000 Leute pro<br />
Tag tanzen. Arcadia Live ist ein erfahrener<br />
Veranstalter, man greift auf ein größeres<br />
Team an Bookern, etablierte Partnerschaften<br />
mit Produktionsfirmen oder Caterern,<br />
aber auch mit lokalen Veranstaltern wie<br />
dem Posthof Linz und dem Bruckner Haus<br />
zurück. Daher kann man auch größere und<br />
internationale Künstler und Künstlerinnen<br />
ins Line-up mitaufnehmen. Trotzdem<br />
ist ein städtischen Festival in dieser Ausrichtung<br />
ein Novum für Arcadia. Campingmöglichkeit<br />
gibt es keine, die drei Tage des<br />
Festivals sind einzeln auf jeweils andere<br />
Genres zugeschnitten: Der Freitag ist mit<br />
Bands wie Florence and the Machine, Alt-<br />
Fotos: Christine Pichler, Marie Haefner, Melanie Lehmann., Harald Dostal, Getty Images. .<br />
24 <strong>Kulturmagazin</strong>
Lido Sounds<br />
Vielfältig. Das Festival wird vom<br />
16. bis 18. Juni am Urfahrmarkt<br />
mitten in Linz stattfinden. Drei<br />
sehr unterschiedlich programmierte<br />
Tage bieten große internationale<br />
Headliner, aber auch<br />
ausgewählte österreichische<br />
Acts. Mit dabei Florence and<br />
the Machine (Bild), Peter Fox,<br />
die Toten Hosen, Alt-J u. v. m.<br />
lidosounds.com<br />
J, Arlo Parks, My Ugly Clementine oder<br />
Avec stark indielastig. Der Samstag bedient<br />
ein rockaffines Publikum mit den Toten<br />
Hosen, Wanda, Großstadtgeflüster oder<br />
den Beatsteaks. Am Sonntag wird es laut<br />
Potocki „urban“, die Musik nähert sich mit<br />
Peter Fox, Apache 207 und Cro dem Hip-<br />
Hop-Genre an. So will man auch viele Gäste<br />
anziehen, die statt dreitägiger Schlammschlacht<br />
lieber einen Tag intensiv Konzerte<br />
besuchen und dann aber gern unter<br />
Not Afraid<br />
Urban. In der Wiener Metastadt<br />
wird das neue Hiphop-Festival<br />
am 27. Juni stattfinden. Das Line-up<br />
des eintägigen Events<br />
ist rund um Headliner Machine<br />
Gun Kelly arrangiert: Neben<br />
dem amerikanischen Rapper<br />
stehen Yung Hurn, Sido, Kontra<br />
K, Crack Ignaz, Iann Dior oder<br />
Ellie Preiss auf der Bühne.<br />
barracudamusic.at<br />
die Dusche und im eigenen Bett schlafen<br />
wollen. Gleichzeitig profitiert man in<br />
Linz von der städtischen Infrastruktur wie<br />
Kanalisation, öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />
Strom. Sorgen macht sich Potocki in erster<br />
Linie um Dinge, die er nicht beeinflussen<br />
kann. Etwa das Wetter. Arcadia hat deshalb<br />
extra einen Meteorologen eingestellt, der<br />
die Wetterentwicklungen im Auge behält.<br />
„Österreich hat sich zudem zu einem Late<br />
Market entwickelt, die meisten Tickets werden<br />
in den letzten zwei, drei Wochen vor<br />
dem Event verkauft“, so Potocki. Da muss<br />
das Wetter dann stimmen.<br />
Eine Bühne geben. Für die programmatische<br />
Zusammenstellung des Festivals war<br />
Jonathan Zott verantwortlich, Head of Booking<br />
bei Arcadia. Ausgangspunkt für seine<br />
Planung war die Kapazität des Veranstaltungsorts.<br />
Je mehr Tickets verkauft werden<br />
können, desto mehr Budget bleibt für<br />
die Acts. Dann schaut man sich um, welche<br />
Künstlerinnen und Künstler touren heuer<br />
durch Europa, wen kann man sich leisten,<br />
wie oft war derjenige schon in Österreich<br />
oder wie viele Menschen zieht diejenige<br />
an? „Alles steht und fällt mit Headliner<br />
und Co-Headliner“, meint Zott. Auch die<br />
Zusammensetzung des Line-ups war natürlich<br />
Thema: Wie viele Frauen sind vertreten,<br />
wie viele österreichische Bands. Ganz<br />
auf die 50 Prozent sei man nicht gekommen,<br />
aber den weiblichen Headliner wolle<br />
man auf jeden Fall auch in den kommenden<br />
Jahren beibehalten.<br />
„Die meisten Tickets<br />
werden mittlerweile<br />
in den letzten<br />
zwei, drei Wochen<br />
vor Festivalbeginn<br />
verkauft.“<br />
Mit Kritik rund um das unausgewogene<br />
Geschlechterverhältnis des Line-ups sah<br />
sich Ewald Tatar von Barracuda Music<br />
konfrontiert. Der Veranstalter hat mit Not<br />
Afraid ein Hip-Hop-Festival ins Leben gerufen,<br />
das im Juni in der Metastadt Wien zum<br />
ersten Mal stattfinden wird.<br />
„Wir haben das in der Schnelligkeit der Entstehung<br />
aus den Augen verloren. Die Kritik<br />
haben wir aber zur Kenntnis genommen<br />
und am Line-up nachjustiert“, so Tatar.<br />
Das Line-up baut sich um den US-Rapper<br />
Machine Gun Kelly auf, daneben werden<br />
auch Yung Hurn, Sido, Kontra K und Eli<br />
Preiss auf der Bühne stehen. 10.000 Besucher<br />
will Tatar mit seinem eintägigen Event<br />
anziehen. „Im urbanen Raum ist es immer<br />
schwieriger, den Festivalgedanken zu<br />
transportieren“, sagt der arrivierte Veranstalter.<br />
Er hoffe, dass sein Festival – ähnlich<br />
wie zuvor auch beim von ihm organisierten<br />
Nova Rock – schon bei der ersten Ausgabe<br />
schwarze Zahlen schreibe. e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 25
Augen auf beim<br />
Festivalbesuch<br />
Vom Plakat bis zur Videokunst: Einige Festivals<br />
denken vermehrt über visuelle Gestaltung nach<br />
und werden so auch zum Seherlebnis.<br />
Text: Magdalena Mayer<br />
Setzen und sehen.<br />
Was im Generator entsteht,<br />
wird beim Poolbar<br />
physisch erlebbar.<br />
Ideenfindung. Aus<br />
Modellen wird im<br />
Sommer das Poolbar-<br />
Erscheinungsbild.<br />
Kollektiv. Laura Dominici<br />
und Franz Ehn (l.)<br />
haben beim Poolbar<br />
ein Labor geleitet.<br />
Fotos: Eva Sutter (3), beigestellt.<br />
26 <strong>Kulturmagazin</strong>
Wenn im Sommer Acts aus Musik, Kabarett,<br />
Literatur und anderen Sparten im alten<br />
Hallenbad und dem angrenzenden Park im<br />
Vorarlberger Feldkirch die Poolbar-Bühne<br />
betreten, ist ein Headliner schon Monate zuvor am Festivalgelände<br />
gewesen. Als solchen bezeichnete Herwig<br />
Bauer, der vor 30 Jahren das Poolbar Festival begründet<br />
hat, unlängst in einem Interview dessen „Generator“:<br />
jenes temporäre Labor für Festivaldesign, dem im Vorfeld<br />
der Veranstaltungstage eine gute Woche für die Ideenund<br />
Konzeptfindung bei der Festivaloptik eingeräumt<br />
wird. Auch dieses Jahr fanden sich um Ostern über dreißig<br />
Künstlerinnen und Künstler in Vorarlberg ein, die nicht auf<br />
der Bühne, sondern rundum dem Poolbar Form geben:<br />
die gestalterische Basis der aktuellen Ausgabe schaffen.<br />
Bunt. Als Strategie für<br />
die visuelle Wiedererkennung<br />
haben die<br />
Festwochen Socken.<br />
„Wie können wir mit einem neuen<br />
Look and Feel überraschen?“<br />
Gesamterfahrung Festival. Ohne Bühne kein Festival.<br />
Aber auch viele subtile Elemente bei der visuellen<br />
Erscheinung tragen zum Gesamterlebnis so eines Events<br />
bei, meint Lilian Furrer: „Mit dem Generator erfindet<br />
sich das Festival jedes Mal im ersten Schritt neu, ehe<br />
das Programm obendrauf kommt.“ Die Industriedesign-<br />
Studentin an der Universität für angewandte Kunst hatte<br />
sich vor zwei Jahren selbst – so der übliche Vorgang – mit<br />
einem Portfolio beim Generator beworben, dann mitgemacht<br />
und blieb. Nun organisiert sie dessen Ablauf mit,<br />
der sich in sechs Unterlabore splittet: Architektur, Produkt-<br />
und Raumgestaltung, Digitale Projekte und Grafik,<br />
Kunst, Literatur und Street-Art. „Ein Saal war fast vollständig<br />
tapeziert mit Plakatideen und Druckbögen, dazu<br />
drei riesige Tische mit Architekturmodellen“, schildert<br />
Furrer, wie dabei Neues entsteht. Metallplatten schweißen<br />
für Kunstwerke, App entwickeln im Digitalen, Präsentationen,<br />
Vorträge zum Austausch mit Erfahrenen<br />
und Gastkritik in den jeweiligen Bereichen, in denen<br />
man mal zu viert oder auch zu acht an Projekten arbeitet:<br />
viel In- und Output. Auch wenn das Publikum im Sommer<br />
wohl wegen dieses und jenes Acts kommt: Der Generator<br />
führt vor, wie zentral das Visuelle für die Besuchserfahrung<br />
eines Festivals sein kann.<br />
Die Detailplanung der Entwürfe nach der Generator-<br />
Woche obliegt oft der Laborleitung. Diejenige von Produkt-<br />
und Raumgestaltung hat im aktuellen Jahr die<br />
Objektdesignerin und Architektin Laura Dominici<br />
zusammen mit Industrial Designer und Sound Artist<br />
Franz Ehn übernommen. Sie sind für den Austausch<br />
mit den Teilnehmenden aus Wien angereist. „Man ist eh<br />
so oft in einer Bubble“, während beim Poolbar kreative<br />
Köpfe vielmehr gemeinsam die visuelle Identität des Fes-<br />
»<br />
Reduziert. Im Stadtbild<br />
sieht man viele<br />
Fotos, die Festwochen<br />
machen es anders.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 27
„Auch bei Theaterstücken<br />
wird zunehmend<br />
und smart mit<br />
Video umgegangen.“<br />
Auffallen. Das auf den<br />
Boden gesprayte Donaufestival-Logo<br />
führt<br />
zu Locations.<br />
»<br />
tivals erdenken, beschreibt Ehn. Im eigenen Labor generierten<br />
sie mit Studierenden die Optik des Interieurs<br />
sowie ein Profil für Outdoor-Sitzmöglichkeiten aus Aluminium<br />
vom Kooperationspartner Hydro Nenzing. Und<br />
berücksichtigten dabei, ob man im Sessel zum Beispiel<br />
gemütlich einem Kabarett von Helge Schneider lauschen<br />
oder wie ihr Design mit der Festivalarchitektur zusammenspielen<br />
kann. Statt über eine durchgehende Corporate<br />
Identity wird beim 30-jährigen Jubiläum über die<br />
(Neu-)Dimensionierung in kollaborativer Praxis nachgedacht.<br />
Es hebe das Poolbar von anderen ab, dass jedes<br />
Jahr gefragt werde, so Ehn: „Wie können wir mit einem<br />
neuen Look and Feel überraschen?“<br />
Baukasten für die Wiedererkennung. Ortswechsel vom<br />
Westen in den Osten: Die Wiener Festwochen sind hier<br />
freilich eine starke Marke, die auf wiedererkennbaren<br />
Kampagnen aufbaut. Deren Corporate Identity von A bis Z<br />
verantwortet seit 2017 die Designagentur Rosebud, die sie<br />
damals dezent aufgefrischt und eine Spur reduziert hat:<br />
auf ein abstrakt-illustratives Konzept, das die Grundzutaten<br />
in ihrem Baukasten für die Visual Identity – Logo<br />
oder Typografie – bei den jährlichen Sujets, Programmheften<br />
oder Plakaten, Animationen oder Social-Media-<br />
Formaten behutsam anpasst. Gerade bei einem interdisziplinären<br />
und über die Stadt verstreuten Event müsse<br />
das Baukastensystem funktionieren, müssten etwa Spielstätten<br />
visuell mit Branding erkannt werden, aber auch<br />
Unerwartetes möglich sein, heißt es von Rosebud.<br />
Ihr Alleinstellungsmerkmal wollen die Festwochen visuell<br />
nicht nur mit diesen grafischen Mitteln erarbeiten, die<br />
clean statt bildlastig daherkommen. Lustvoll versucht<br />
man es auch via Produktdesign: Für die diesjährigen<br />
Festwochen hat Künstlerin Laure Prouvost, die ihr Werk<br />
in der Kunsthalle ausstellt, Etiketten für den Festwochenwein<br />
gestaltet. „Wir machen Zündhölzer und Bierdeckel,<br />
auf die auch Sammler jedes Jahr warten. In Südtirol lassen<br />
wir die Festwochen-Socken herstellen, die das aktuelle<br />
Kampagnendesign aufgreifen“, zählt Marketing-Leiter<br />
Joachim Kapuy auf. Wie man außerhalb der Bubble<br />
Menschen erreicht, beschäftigt selbst bekannte Player<br />
wie die Festwochen. Als visuelle Strategie zu diesem<br />
Gedanken haben sie heuer von der Meisterschule der<br />
Graphischen eine Kampagne für unter 30-Jährige entwickeln<br />
lassen, die mit Flyern und Stickern, auf Instagram<br />
und TikTok „aus der Wiedererkennungslogik ausbricht“,<br />
sagt Kapuy. Auch „mit jeder neuer Intendanz kommt ein<br />
neuer visueller Schwung“ meint er – gespannt, wie es<br />
sich auch visuell auswirkt, wenn der politische Theatermacher<br />
Milo Rau demnächst die künstlerische Leitung<br />
ab 2024 übernimmt. Visuell zu arbeiten und zu denken<br />
28 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Pilzwuchs. Der Trailer<br />
des Donaufestivals<br />
ahmt Effekte aus der<br />
Natur digital nach.<br />
ist jedenfalls verstärkt wichtig, um Publikum zu erreichen,<br />
und obendrein im künstlerischen Programm eine<br />
beobachtbare Tendenz. „Bei der Eröffnung haben wir<br />
letztes Jahr erstmals die Fassade des Rathauses mit einer<br />
großflächigen Visualisierung bespielt, von ,hand mit<br />
auge‘. Das hat der Veranstaltung eine zusätzliche Ebene<br />
gegeben, die wir heuer zusammen mit ,Imaginarium –<br />
Creative Video Mapping‘ weiterführen“, führt Kapuy aus.<br />
„Auch bei Theaterstücken wird zunehmend und smart<br />
mit Video umgegangen: Susanne Kennedys Stücke sind<br />
hier ein Musterbeispiel, wie man mit Videos oder durch<br />
Visualisierungen Theaterräume neu denken kann.“<br />
Tragende Rolle: Trailer. In Krems zeigt das ebenso spartenübergreifende<br />
Donaufestival gerade Video- und<br />
Kunstinstallationen am Gelände, die den Gesamteindruck<br />
des Festivals gleichermaßen mitprägen wie Visual<br />
Fotos: Beigestellt.
Kultur-Tipps<br />
in Wiener Neustadt<br />
jetzt<br />
Tickets<br />
sichern<br />
Art bei Soundperformances. Auf einem großen Screen<br />
am Areal läuft dort während der Veranstaltungen der<br />
Festivaltrailer der Grafiker Michael Tripolt-Felch und<br />
Patrick Sturm. Auch das Poolbar Festival und die Festwochen<br />
können so eine Video-Visitenkarte zücken. „Wir<br />
haben heuer für den Trailer ein generatives Design verwendet:<br />
Er basiert auf kleinen Algorithmen, die das Artwork<br />
kreiert haben“, beschreibt Sturm den Kurzfilm, von<br />
dem auch ein Frame das Festivalplakat schmückt. Eine<br />
Animation in Rosa und Grün, die wie ein Pilzgeflecht<br />
wächst: Dabei dächten sie an das aktuelle Festivalmotto<br />
„Beyond Human“ und den Moment der Bewegung, der<br />
auch das Donaufestival ausmache, schildern die Grafiker.<br />
Bei dem man sich von einem Ort zu einem ganz<br />
anderen bewege, von einem Musikact zu Kunst und Performance.<br />
Die abstrakten Bilder sollen der Vielschichtigkeit<br />
und Eigenständigkeit des Festivals, das ohne große<br />
Headliner auskommt, entsprechen.<br />
Tripolt-Felch macht die visuelle Gestaltung des Donaufestivals<br />
von Print bis Video seit 2011. Selbstredend will<br />
man auch hier mit einem frischen Erscheinungsbild aus<br />
dem öffentlichen Raum herausstechen, sich gleichzeitig<br />
während des Festivals auf erkennbare Elemente berufen<br />
– etwa das Logo, als Leitsystem auf die Straße gesprüht.<br />
„Die Österreichhallen in Krems sind sperrig. Das mit<br />
visuellem Design auszustaffieren ist schwierig und auch<br />
eine Frage der Nachhaltigkeit: Schmeißt man das nach<br />
den Festivaltagen wieder weg?“, sagt aber Tripolt-Felch,<br />
für den die visuellen Reize des Festivals ohnehin vom<br />
Programm kommen: „Mein Job ist dann erledigt. Außerdem<br />
sollte man Orte wie die großartige Minoritenkirche<br />
ohne Beschilderungen wirken lassen, wie sie sind.“ e<br />
ALMAWHO? mit Maxi Blaha |30. Mai2023<br />
Maxi Blaha bringt Alma Mahler abseits ihres Musen-Daseins und „Frau<br />
von...“stimmgewaltig und zeitgeistig auf die Bühne.Eine außergewöhnlicheOne-Woman-Show<br />
über eine Frau, die so viele große Männer in ihrem<br />
Leben versammelt hat und dabei in der Geschichtsschreibung selbst immer<br />
zu kurz kam.<br />
„Metamorphosis“ WorldMusic |31. Mai2023<br />
Ein Cello, eine Stimme, ein Akkordeon. Reduktion aufs Wesentliche, auf<br />
natürliche Klänge. Das virtuose Duo aus Wien, Marie Spaemann und<br />
Christian Bakanić, beherrscht seine Instrumente meisterhaft und lässt<br />
deren lange, weit verästelte GeschichteinDetails aufleuchten.<br />
Tipp<br />
Poolbar Festival. Das Festival<br />
im Alten Hallenbad Feldkirch<br />
läuft vom 6. 7. bis 14. 8.<br />
poolbar.at<br />
Wiener Festwochen. Die<br />
Eröffnung mit Visualisierungen<br />
ist am 12. 5., eine Inszenierung<br />
der erwähnten Susanne<br />
Kennedy hat am 28. 5.<br />
Premiere: „Angela (a strange<br />
loop)”. festwochen.at<br />
Donaufestival. Noch bis 7. 5.<br />
zeigt das Festival in Krems<br />
u. a. Videoinstallationen.<br />
donaufestival.at<br />
BeethovenFrühling |7., 17. &18. Juni 2023<br />
Das junge Festival geht indie vierte Saison -mit inniger Kammermusik,<br />
dem Ausnahmeensemble Louie’s Cage Percussion und Festival-Gründerin<br />
Dorothy Khadem-Missagh auf dem Programm. Tickets und weitere<br />
Termine finden Sie unter www.beethovenfruehling.at<br />
Karten erhältlichinden InfoPointsAltes Rathaus,Kasematten,<br />
Museum St.Peterad. Sperr,unter der Telefonnummer 02622/373-311,<br />
online unter www.webshop-wn.at sowie an der jeweiligen Abendkasse.
Starkes Trio „Roll&Rock“.<br />
Valentin Schuster (vorn),<br />
Magdalena Marszałkowska<br />
(l.) und Andrea Nitsche (r.).<br />
Sinnlichkeit, Sex<br />
und Shakespeare<br />
Eine Sexarbeiterin und ein junger Mann im<br />
Rollstuhl: „Eine Nacht mit Lady Macbeth“<br />
behandelt große Themen mit viel Humor.<br />
Text: Daniela Tomasovsky<br />
Fotos: Christine Pichler<br />
Am Tag seines Geburtstags erfährt<br />
Fabian, dass seine Freunde leider<br />
den Besuch bei ihm kurzfristig<br />
absagen müssen und nicht<br />
vorbeikommen können. Als Wiedergutmachung,<br />
dass sie ihn an seinem Geburtstag<br />
allein lassen, schicken Fabians Freunde ein<br />
ungewöhnliches „Geburtstagsgeschenk“,<br />
eine Frau, die dafür bezahlt wird, die Nacht<br />
mit ihm zu verbringen. Ein junger Mann<br />
im Rollstuhl und eine Sexarbeiterin: Zwei<br />
Personen, die aus unterschiedlichen Gründen<br />
am Rande der Gesellschaft stehen. Was<br />
wird aus dieser Konstellation entstehen?<br />
Wird es lustig und leidenschaftlich oder<br />
bitter und traurig? Ist das uns allen gemeinsame<br />
Bedürfnis nach Freiheit, Liebe, Nähe<br />
und Verständnis das Einzige, was uns am<br />
Ende des Tages ausmacht? „Eine Nacht mit<br />
Lady Macbeth“ heißt das Stück, das Magdalena<br />
Marszałkowska beim „Theaterfestival<br />
Hin und Weg“ in Litschau auf die Bühne<br />
bringt. Das Stück ist den beiden Protagonisten<br />
Andrea Nitsche und Valentin Schuster<br />
auf den Leib geschneidert. Und nahm<br />
seinen Ursprung in Litschau. „Im Vorjahr<br />
hatte ich eine szenische Lesung meines<br />
Textes ,Hier liegt der Hund begraben‘<br />
beim Festival. Es ist ein humorvolles Stück<br />
über toxische Männlichkeit. Valentin saß<br />
im Publikum und hat am lautesten gelacht.<br />
Darüber war ich sehr dankbar, und wir<br />
kamen im Anschluss ins Gespräch“, erzählt<br />
die Autorin und Regisseurin.<br />
Beim Geburtstagsfest von Andrea Nitsche<br />
sah Marszałkowska den jungen Mann,<br />
der im Rollstuhl sitzt, wieder. Er sagte:<br />
„Magdalena, ich würde so gern ein Stück<br />
von dir sehen, wo du über Menschen<br />
wie mich schreibst!“ Eine Aussage, die<br />
Marszałkowska berührte. Insbesondere die<br />
Schubladisierung „Menschen wie mich“. »<br />
30 <strong>Kulturmagazin</strong>
Sommer, Sonne und Musik<br />
Die Bühne Baden wartet mit tollem Programm auf!<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
„Der Graf von Luxemburg“:<br />
Sieglinde Feldhofer, Iurie Ciobanu.<br />
„Cabaret“:<br />
Ann Mandrella.<br />
„Frühjahrsparade“: Kerstin<br />
Grotrian, Verena BarthJurca.<br />
Fotos: Lalo Jodlbauer.<br />
Zwei hochkarätige Operetten und ein Musicalklassiker<br />
begleiten diesen Sommer das Publikum<br />
der Bühne Baden. Gespielt wird sowohl<br />
im Stadttheater als auch in der einzigartigen<br />
Sommerarena mit verschiebbarem Glasdach (Vorstellungsgarantie!).<br />
Turbulent-erotische Verstrickungen. Operettengroßmeister<br />
Franz Lehár ist mit „Der Graf von Luxemburg“<br />
eine spritzigleichte Salonoperette gelungen.<br />
Der Hauptfigur, einem verarmten Graf von Luxemburg,<br />
wird ein unmoralisches, aber umso lukrativeres Angebot<br />
unterbreitet: Er soll einer nicht ganz standesgemäßen<br />
jungen Dame durch eine Scheinehe den notwendigen<br />
Adelstitel verleihen, damit diese in Folge Fürst<br />
Basilowitsch ehelichen darf. So weit, so verständlich.<br />
Die notwendige Operettendynamik bekommt diese Geschichte<br />
erst dadurch, dass sich der Graf selbst in jene<br />
Dame verliebt, ohne zu wissen, dass es sich bereits<br />
um seine Angetraute handelt … Iurie Ciobanu, Sieglinde<br />
Feldhofer, Roman Frankl und Marika Lichter sind<br />
die Hauptakteure in diesem Operettenhighlight. Regie<br />
führt Thomas Smolej, die musikalische Leitung hat<br />
Marius Burkert inne (ab 16. Juni 2023, Sommerarena).<br />
„Willkommen! Bienvenue! Welcome!“ Eine andere Dynamik<br />
verbreitet „Cabaret“. Das allseits bekannte Musical<br />
von Joe Masteroff/Fred Ebb/John Kander spielt im<br />
brodelnden Nachtclubmilieu von Berlin, Anfang der<br />
1930erJahre. Ein junger amerikanischer Schriftsteller<br />
verliebt sich in die originelle Sängerin Sally Bowles –<br />
und sie sich in ihn. Die beiden wären so glücklich, würde<br />
nicht der heraufziehende Nationalsozialismus alle<br />
Zukunftshoffnungen zunichte machen … Die Verfilmung<br />
von 1972 mit Liza Minelli als Sally Bowles wurde<br />
mit acht Oscars prämiert. In der Inszenierung von Leo<br />
Tipp<br />
DER GRAF VON LUXEM-<br />
BURG, Operette von Franz<br />
Lehár, ab 16. Juni,<br />
19.00 Uhr, Sommerarena<br />
CABARET, Musical von Joe<br />
Masteroff/Fred Ebb/John<br />
Kander, ab 7. Juli,<br />
19.30 Uhr, Stadttheater<br />
FRÜHJAHRSPARADE,<br />
Operette von Robert Stolz,<br />
ab 30. Juli, 19.30 Uhr,<br />
Sommerarena<br />
PYGMALION von George<br />
Bernard Shaw, Gastspiel<br />
des Landestheaters Niederösterreich,<br />
30. August,<br />
19.30 Uhr, Stadttheater<br />
MUSICALKONZERT,<br />
2. September, 19.30 Uhr,<br />
Stadttheater<br />
Karten und Informationen:<br />
Tel.: +43/(0)2252/225 22<br />
ticket@buehnebaden.at<br />
www.buehnebaden.at<br />
nard Prinsloo spielen Drew Sarich, Ann Mandrella, Maya<br />
Hakvoort, René Rumpold, Iva Schell u. a. (ab 7. Juli<br />
2023, Stadttheater).<br />
Evergreen. Zurück zur leichten Muse: In Robert Stolz’<br />
„Frühjahrsparade“ (Libretto von Ernst Marischka und<br />
Hugo Wiener) komponiert ein junger Deutschmeisterkorporal<br />
einen beschwingten Marsch, den er „Frühjahrsparade“<br />
nennt. Leider wird wegen vielerlei Verwicklungen<br />
ein Aufführungsverbot erteilt, das nur eine<br />
Anordnung des Kaisers aufheben kann. Also<br />
begibt sich die junge Marika nach Schönbrunn,<br />
um den Korporal aus der Bredouille zu helfen …<br />
Die wohl bekannteste Leinwandversion ist der<br />
Film „Die Deutschmeister“ mit unvergesslichen<br />
Stars wie Romy Schneider, Magda Schneider,<br />
Hans Moser und Josef Meinrad.<br />
In Baden spielen unter der Regie von Hausherr<br />
Michael Lakner Publikumslieblinge wie Miriam<br />
Portmann, Verena BarthJurca, Ricardo Frenzel<br />
Baudisch, Kerstin Grotrian, Oliver Baier, Gerald<br />
Pichowetz u. a. (ab 30. Juli 2023, Sommerarena).<br />
Gastspiel und Musicalkonzert. Wer kennt sie<br />
nicht, die berühmte Geschichte rund um die Blumenverkäuferin<br />
Eliza Doolittle? George Bernard<br />
Shaw hat ihr in „Pygmalion“ ein literarisches<br />
Denkmal gesetzt. Das Landestheater Niederösterreich<br />
gastiert mit diesem Klassiker am 30. August<br />
im Stadttheater. Das Musicalkonzert – ein<br />
alljährlicher Fixpunkt nicht nur für Musicalfans<br />
– findet heuer am 2. September mit Ann Mandrella,<br />
René Rumpold, Drew Sarich und Iva<br />
Schell statt und ist auch zugleich wieder der<br />
Schlusspunkt der Saison.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 31
»<br />
Maßgeschneidert.<br />
Marszałkowska hat das<br />
Stück für Schuster und<br />
Nitsche geschrieben.<br />
„Bemerkenswert: Lady Macbeth ist die<br />
einzige starke Frau bei Shakespeare – und<br />
sie ist eine Mörderin.“<br />
Die Regisseurin, die in Polen auch Therapie-Workshops<br />
für Mütter mit behinderten<br />
Kindern abhält, dachte sich später: „Das<br />
ist eine geniale Idee – ein Stück für einen<br />
Schauspieler, der im Rollstuhl sitzt.“<br />
Sexualität und Behinderung. Dazu kommt,<br />
dass Marszałkowska keine Angst vor<br />
schwierigen Themen hat. „Sexualität bei<br />
Menschen mit Behinderung. Das ist ein<br />
Thema, das niemand anfassen will. Da geht<br />
es oft nicht nur um Sex sondern um Sensorik,<br />
Massieren oder Berühren. Viele interessiert<br />
das, aber keiner will fragen“, so<br />
die Regisseurin. Auch Valentin Schuster<br />
scheut sich nicht davor, sich solchen Fragen<br />
zu stellen. „Die meisten Personen wünschen<br />
sich körperliche Nähe, da kann ich<br />
mich nicht ausnehmen. Behindert zu sein<br />
bedeutet nicht, andere Grundbedürfnisse<br />
zu haben. Genau wie andere Menschen<br />
mag ich Berührungen, sowohl generell als<br />
auch im sexuellen Kontext.“<br />
Marszałkowska entschloss sich, ein Zweipersonenstück<br />
zu schreiben. Wobei sie<br />
Andrea Nitsche als zweite Protagonistin<br />
vor Augen hatte. „Ein 25-Jähriger und<br />
eine 46-Jährige – da denkt man primär einmal<br />
an Mutter und Sohn. Das wollte ich<br />
aber nicht. Von meiner Workshoparbeit<br />
in Polen kenne ich diese Gefüge von Mutter<br />
und behindertem Kind. Da geht es sehr<br />
oft um Macht, weil sie aufeinander hocken,<br />
voneinander abhängig sind. Vor allem in<br />
Polen, wo das Sozialsystem<br />
nicht so ausgebaut ist wie in<br />
Österreich. Ich arbeite viel<br />
damit und wollte das nicht<br />
auch noch im Theater behandeln.“<br />
So kam ihr die Idee mit der<br />
Sexarbeiterin. Die Prostituierte<br />
entpuppt sich später<br />
als Schauspielerin, die<br />
an Shakespeares Lady Macbeth<br />
scheitert und Ängste<br />
Tipp<br />
„Hin und Weg“. Das 6. „Theaterfestival<br />
Hin und Weg“<br />
findet vom 11. bis 20. August<br />
in Litschau statt.<br />
Roll &Rock: „Eine Nacht mit<br />
Lady Macbeth“. 19. August,<br />
13.30h, 14.30h, Autorinnenlesung;<br />
20. August,15h, Aufführung.<br />
hinundweg.jetzt<br />
und Panikattacken hat. Die beiden verbringen<br />
die Nacht gemeinsam. Sie reden, versuchen<br />
ihre Einsamkeit zu zähmen. „Wir<br />
alle sind einsam. Wir werden allein geboren<br />
und sterben allein. Doch wir als Gesellschaft<br />
akzeptieren diese natürliche Einsamkeit<br />
nicht“, sagt Marszałkowska. Macht<br />
Anderssein einsam? „Grundsätzlich würde<br />
ich nicht sagen, dass ich mich aufgrund<br />
meiner Behinderung einsamer als andere<br />
Menschen fühle. Natürlich bin ich wegen<br />
meiner Behinderung nicht in der Lage,<br />
so spontan wie andere Menschen zu sein,<br />
aber ich glaube nicht, dass mich das einsamer<br />
macht“, sagt Hauptdarsteller Valentin<br />
Schuster.<br />
„Über die Sexualität und den Rollstuhl<br />
landen wir bei etwas Großem“, verrät<br />
die Regisseurin. Die Nacht wird Ups<br />
and Downs haben. Und es kommen auch<br />
Selbstwertthemen vor – die Schauspielerin<br />
hadert etwa mit ihrem Aussehen. Detail<br />
am Rande: „Lady Macbeth ist die einzige<br />
starke Frau bei Shakespeare – und sie ist<br />
eine Mörderin.“ Eine Liebesgeschichte wird<br />
es jedenfalls nicht. Und bierernst geht es<br />
bei Marszałkowska nie zu. „Ich versuche<br />
schwierige Themen mit Leichtigkeit und<br />
Humor darzustellen. Die Komödie wird oft<br />
belächelt – aber die Message geht oft tiefer.“<br />
Magischer Ort. Schuster schrieb Zeno Stanek,<br />
dem Intendanten von „Hin und Weg“<br />
– dieser war sofort Feuer und Flamme für<br />
das Stück. Dass beim heurigen Festival ein<br />
Shakespeare-Schwerpunkt geplant war,<br />
erwies sich ebenfalls als glückliche Fügung.<br />
„Litschau und vor allem das Festival sind<br />
magische Orte, wo sich so viele Künstler<br />
treffen“, schwärmt Marszałkowska. „Es sind<br />
viele Menschen aus der Branche dort, aber<br />
es herrscht eine viel entspanntere Atmosphäre<br />
als im normalen Theaterbetrieb.<br />
Vielleicht durch die Nähe zur Natur. Jedenfalls<br />
entstehen in Litschau tolle Ideen, weil<br />
man sich nicht auf Kritik konzentriert, sondern<br />
auf die Möglichkeiten und auf das<br />
Schöne.“ Was erhofft sich<br />
Schuster durch das Stück?<br />
„Aufzeigen zu können, dass<br />
Menschen mehr sind als ihre<br />
Behinderung. Und nur weil<br />
meine Rolle in ,Eine Nacht<br />
mit Lady Macbeth‘ am Rande<br />
der Gesellschaft steht, heißt<br />
das nicht, dass Menschen mit<br />
Behinderung das tun. Ich bin<br />
Schauspieler, nicht Behinderter.“<br />
e<br />
32 <strong>Kulturmagazin</strong>
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Blick über Leipzig<br />
mit City-Hochhaus<br />
und Gewandhaus;<br />
Gewandhauskapellmeister<br />
Andris<br />
Nelsons mit dem<br />
Gewandhausorchester;<br />
Oper<br />
Leipzig auf dem<br />
Augustusplatz;<br />
Thomanerchor<br />
Leipzig vor der<br />
Thomaskirche<br />
(v. l. oben im<br />
Uhrzeigersinn).<br />
Leipzig. Wo Musik den Ton angibt<br />
Die Musikstadt begeistert mit hochkarätigen Festivals.<br />
Fotos: LTM/Philipp Kirschner, Gert Mothes<br />
Leipzig ist eine Stadt voller Musikgeschichte, die<br />
mit Leidenschaft gelebt wird. Viele namhafte<br />
Künstler sind durch ihr Leben und künstlerisches<br />
Schaffen eng mit der Stadt verbunden und werden<br />
hier alljährlich mit erstklassigen Festivals gefeiert. Der<br />
musikalische Terminkalender ist rekordverdächtig und<br />
macht Leipzig zum Anziehungspunkt für Klassikfans aus<br />
aller Welt. Bach, Mendelssohn und Mahler stehen dabei<br />
dieses Jahr im Zentrum der Festivals.<br />
Neuer Kontext für Bach. Alljährlich im Juni wird im<br />
Rahmen des Bachfestes Leipzigs berühmter Thomaskantor<br />
geehrt. 2023 steht der 300. Jahrestag von<br />
Bachs Berufung im Mittelpunkt. Unter dem Motto<br />
„BACH for Future“ werden seine Meisterwerke in neuen<br />
Kontexten präsentiert – mit Bachfest-Debütanten,<br />
neuen Formaten und Neuinterpretationen altbekannter<br />
Werke. So gesellen sich zur Crème de la Crème der<br />
Bachinterpreten auch junge Ensembles. Weitere Veranstaltungen<br />
wie Open-Air-Konzerte auf der „BachStage“<br />
auf dem Marktplatz, Vorträge und Konzertfahrten bereichern<br />
das vielfältige Programm.<br />
Mendelssohn-Festtage. Felix Mendelssohn Bartholdys<br />
Leben und Wirken in Leipzig wird jährlich mit den Mendelssohn-Festtagen<br />
gewürdigt. Diese finden in Kooperation<br />
von Mendelssohn-Haus und Gewandhaus rund<br />
um den Todestag des Komponisten, den 4. November,<br />
mit prominent besetzten Konzerten in beiden Häusern<br />
statt. Bei Kammermusik- und Chorkonzerten, Lieder-<br />
Kalender<br />
BACHFEST LEIPZIG<br />
„Bach for Future“:<br />
8.–18. Juni 2023<br />
„Bach – We are Family“:<br />
7.–16. Juni 2024<br />
www.bachfestleipzig.de<br />
MENDELSSOHN-FESTTAGE<br />
Mendelssohns Meisterwerke und<br />
Musik der Romantik<br />
29. Oktober–5. November 2023<br />
www.mendelssohn-haus.de<br />
OPERNFESTTAGE<br />
„Leipzig tanzt!“<br />
21.–29. Juni 2024<br />
www.oper-leipzig.de<br />
GEWANDHAUSFESTTAGE<br />
Schostakowitsch-Festival<br />
9.–29. Mai 2025<br />
www.gewandhausorchester.de<br />
matineen sowie „Großen Concerten“ stehen in diesem<br />
Jahr u. a. Werke von Mendelssohn, Mahler, Beethoven,<br />
Bach und Fanny Hensel auf dem Programm. Mit dabei<br />
sind neben der Präsidentin der Felix-Mendelssohn-<br />
Bartholdy-Stiftung, Elena Bashkirova, weitere namhafte<br />
Größen wie Sir András Schiff, Magdalena Kožená und<br />
Georg Nigl.<br />
Festivals von Gewandhaus und Oper. Den<br />
Festivalkalender bereichern Gewandhausfesttage<br />
und Opernfesttage im jährlichen<br />
Wechsel. Im Mai 2023 steht das Gewandhaus<br />
im Zeichen Gustav Mahlers und feiert<br />
vom 11. bis 29. Mai das Mahler-Festival.<br />
2025 wird Schostakowitsch im Mittelpunkt<br />
der Gewandhausfesttage stehen.<br />
An der Oper heißt es vom 21. bis 29. Juni<br />
2024 „Leipzig tanzt!“, wenn international<br />
renommierte KünstlerInnen und Compagnien<br />
der Ballett- und Tanzlandschaft nach<br />
Leipzig kommen, um diese Kunstform als<br />
Symbiose aus Tanz, Musik und Emotionen<br />
zu feiern. Es tanzen unter anderem die<br />
Akram Khan Company, das Slowenische<br />
Nationalballett Maribor sowie natürlich das<br />
Leipziger Ballett.<br />
Weitere Infos zu den Festivals und Reiseangebote<br />
inklusive Tickets gibt es unter<br />
www.leipzig.travel/musikstadt<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 33
Schätze. Die ersten<br />
gesammelten Werke<br />
Shakespeares sind in<br />
der British Library.<br />
Regalkilometer.<br />
Neben Büchern gibt<br />
es auch Zeitschriften,<br />
Tonträger, Gemälde.<br />
Harmonisch.<br />
Das Hauptgebäude<br />
in St.Pancras<br />
fügt sich gut in die<br />
Umgebung ein.<br />
Forschung,<br />
Inspiration<br />
und Genuss.<br />
So lautet das Motto<br />
der Bibliothek.<br />
Bibliophiles<br />
Wunderland.<br />
Der Lesestoff geht<br />
einem hier sicher<br />
nicht aus.<br />
Fotos:Clare Kendall, Paul Grundy, Colin St John Wilson, The British Library Board, Stefanie Bisping(1).<br />
34 <strong>Kulturmagazin</strong>
Der Sieg der<br />
Gedanken über<br />
die Zeit<br />
Die British Library in London und die<br />
Bodleian in Oxford sind die beiden größten<br />
Bibliotheken Englands. Eine Erkundung: von<br />
den Beowulfs bis zu den Beatles.<br />
Text: Stefanie Bisping<br />
Scheinbar mühelos notierte John<br />
Lennon den Text von „A Hard<br />
Day’s Night“ hastig auf der Rückseite<br />
einer Geburtstagskarte, Paul<br />
McCartney hielt musikalische Geistesblitze<br />
auf alten Briefumschlägen fest. Tagebücher,<br />
die Robert Falcon Scott bis zu seinem Tod<br />
in der Antarktis im Jahr 1912 geführt hat,<br />
faszinieren durch ihr Bestehen gegen widrigste<br />
Bedingungen ebenso wie als Zeugnis<br />
vom Sieg der Gedanken über tödliche<br />
Kälte und die Zeit. Das tragbare Schreibpult,<br />
das Jane Austen 1794 von ihrem Vater<br />
geschenkt bekam, ist mit der Entstehung<br />
einiger der berühmtesten und meistgeliebten<br />
Romane der englischen Sprache<br />
verbunden. Der Spaziergang durch die<br />
Dauerausstellung der British Library im<br />
Londoner Stadtteil St. Pancras führt nicht<br />
nur in die Vergangenheit des Königreichs.<br />
Aus den Kästen leuchtet mit Handschriften<br />
und Objekten auch das Vermächtnis einer<br />
Spezies, die noch im Scheitern manches<br />
hinbekommen hat.<br />
Das einzige erhaltene Manuskript des altenglischen<br />
Versepos „Beowulf“, zwei der<br />
vier verbliebenen Exemplare der Magna<br />
Carta, mit der Monarch und Adel sich 1215<br />
auf einer Wiese an der Themse auf Gewaltenkontrolle<br />
und Grundrechte verständigten,<br />
mehrere First Folios – die ersten<br />
gesammelten Werke Shakespeares, die<br />
seine Freunde 1623, sieben Jahre nach dem<br />
Tod des Dramatikers, veröffentlichten –<br />
sowie handgeschriebene Gedichte Emily<br />
Brontës gehören zu den Schätzen der Treasure<br />
Gallery. Auch zwei Exemplare der<br />
GutenbergBibel sind im Besitz der Bibliothek,<br />
ebenso frühe Karten der Erde und<br />
die ersten Fotos vom Mond. Handschriften<br />
und frühneuzeitliche Druckerzeugnisse<br />
strahlen im Halbdunkel in Vitrinen, von<br />
denen sich mancher Besucher erst nach<br />
mehreren Minuten losreißt, um dann doch<br />
noch einmal zurückzukehren.<br />
Zweitgrößte Bibliothek der Welt. Wer<br />
dazu neigt, an Bahnhöfen und Flughäfen<br />
Druckerzeugnisse zu hamstern aus Angst,<br />
im Abteil oder in der Luft womöglich aufs<br />
Trockene zu geraten, kann hier durchatmen.<br />
Mit 25 Millionen Büchern besitzt die<br />
Studenten galten<br />
in Oxford als aufgeblasene<br />
Rowdys, die<br />
sich betranken und<br />
ihre Rechnungen<br />
nicht bezahlten.<br />
British Library den zweitgrößten Buchbestand<br />
der Welt nach der Bibliothek des<br />
Kongresses in Washington, D.C. Hinzu<br />
kommen rund 125 Millionen Zeitschriften,<br />
Zeitungen und Karten, aber auch Tonträger,<br />
Briefmarken, Drucke und Gemälde.<br />
Von jedem Buch, das im Vereinigten<br />
Königreich erscheint, und auch von jeder<br />
Zeitung wird hier ein Exemplar hinterlegt.<br />
„Für Forschung, Inspiration und Genuss“<br />
sei sie gedacht, so steht es schon auf der<br />
Website der British Library. Es ist nicht zu<br />
viel versprochen.<br />
Farblich ist der 1997 fertiggestellte Bau an<br />
den roten Backstein des Viertels St. Pancras<br />
und insbesondere an den benachbarten<br />
Komplex aus dem 1873 eröffneten<br />
und 1935 geschlossenen Bahnhofshotel –<br />
das seit 2011 ein zweites Leben als Hotel<br />
begann – und dem Bahnhof selbst angepasst.<br />
Ein Turm in der Mitte beherbergt<br />
die King’s Library, die Büchersammlung<br />
Georges III. mit 65.000 Bänden. Die Nationalbibliothek<br />
entstand 1973 aus der Bibliothek<br />
des Britischen Museums sowie anderer<br />
Sammlungen wie der des britischen<br />
Patentamtes, verblieb aber zunächst im<br />
riesigen Britischen Museum in Bloomsbury.<br />
In seinem Kuppelsaal versenkte sich<br />
Karl Marx in die Arbeit an seinem „Kapital“,<br />
George Bernard Shaw und Virginia Woolf,<br />
die womöglich größte Autorin des 20. Jahrhunderts,<br />
kamen regelmäßig zu Recherche<br />
und Lektüre.<br />
Latein als Studentensprache. Vor der British<br />
Library erstreckt sich eine weite, unterhalb<br />
der Straße gelegene Terrasse. Ein<br />
Café, Hecken und steinerne Bänke geben<br />
ihr Struktur und Sinn, der 1998 gepflanzte<br />
AnneFrankBaum erinnert außer an seine<br />
Namenspatin an alle Kinder, die im 20.<br />
Jahrhundert durch Kriege und Konflikte<br />
ums Leben kamen. Weniger bedrückend<br />
ist die hauseigene Buchhandlung. Sie misst<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 35<br />
»
Zweitgrößte<br />
Bibliothek der Welt.<br />
Die British Library<br />
besitzt 25 Millionen<br />
Bücher.<br />
»<br />
Was in Oxford 1602 mit zweitausend gestifteten<br />
Bänden begonnen hatte, geriet bald außer Kontrolle.<br />
vor allem den „British Library Crime Classics“,<br />
zu Unrecht vergessenen und neu aufgelegten<br />
Krimis aus dem frühen 20. Jahrhundert,<br />
und der womöglich noch attraktiveren<br />
hausgemachten Reihe „British<br />
Library Women Writers“ mit Titeln von<br />
einst populären und später vernachlässigten<br />
Autorinnen der Zehner- bis Vierzigerjahre<br />
viele Regalmeter zu.<br />
Als die Magna Carta abgefasst wurde,<br />
strömten Studenten bereits in großer Zahl<br />
nach Oxford. In der Stadt galten sie als aufgeblasene<br />
Rowdys, die sich betranken, ihre<br />
Rechnungen nicht bezahlten und Latein<br />
miteinander sprachen. Die Verstimmungen<br />
zwischen town and gown dauerten<br />
jahrhundertelang an, doch wurde hier entgegen<br />
anderslautender Gerüchte immer<br />
auch studiert – vor allem in den Bibliotheken<br />
von Colleges und Uni. Die „Bod“, wie<br />
die Universitätsbibliothek Oxfords kurz,<br />
aber liebevoll genannt wird, ist seit Anfang<br />
des 17. Jahrhunderts, als sie die von Herzog<br />
Humfrey von Gloucester gestiftete und<br />
1550 zerstörte Bibliothek ersetzte, ständig<br />
erweitert worden. Heute besteht sie aus<br />
mehreren eindrucksvollen Bauten im Zentrum<br />
der Stadt. Was 1602 mit zweitausend<br />
vom Diplomaten Sir Thomas Bodley gestifteten<br />
Bänden begonnen hatte, geriet bald<br />
außer Kontrolle, zumal schon ab 1610 eine<br />
Ausgabe jedes auf der Insel erschienenen<br />
Buchs hier deponiert wurde. 1914 war der<br />
Bestand auf eine Million Bücher angewachsen.<br />
Heute sind große Teile des Zentrums<br />
mit Regalfläche unterkellert, um den dreizehn<br />
Millionen Druckerzeugnisse umfassenden<br />
Besitz der zweitgrößten Bibliothek<br />
Radcliffe Camera. Der Rundbau beheimatet<br />
einen wunderschönen Lesesaal.<br />
des Landes (nach der British Library) zu<br />
fassen. Seit 2010 trägt die zentrale Universitätsbibliothek<br />
in Anerkennung der 25 ihr<br />
zugehörigen Bibliotheken in der Stadt Plural<br />
und heißt somit The Bodleian Libraries.<br />
Raritäten. Die ungezählten Schätze der<br />
Libraries – darunter eine Bibel Elizabeths I.<br />
aus dem Jahr 1584, fiktive Landkarten von<br />
C.S. Lewis und J. R.R. Tolkien, die beide<br />
in Oxford lehrten, chinesische Karten<br />
aus dem 17. Jahrhundert, arabische Handschriften<br />
und europäische Stundenbücher<br />
aus dem Mittelalter – werden durch wechselnde<br />
Ausstellungen ans Licht gespült,<br />
viele sind in der für Raritäten zuständigen<br />
Weston-Bibliothek zu sehen.<br />
Die Divinity School, die in den ersten beiden<br />
Harry-Potter-Verfilmungen als Krankenflügel<br />
des Zauberinternats Hogwarts<br />
aufgetreten ist, gehört ebenso zum Komplex<br />
wie die Radcliffe Camera, ein Rundbau<br />
aus dem 18. Jahrhundert. Er beheimatet<br />
einen Lesesaal von nahezu unwirklicher<br />
Schönheit, dessen obere Etage als<br />
Galerie Blicke in Kuppel und ins Parterre<br />
öffnet. Der Leibarzt Queen Annes stiftete<br />
den Bau und hinterließ ihm auch seinen<br />
Namen. Wer nicht in Oxford eingeschrieben<br />
ist, kann bei Bibliotheksführungen<br />
einen Blick hineinwerfen. Eine der schönsten<br />
Bibliotheken ist die Duke Humfreys<br />
Library mit gotischen bleigefassten Fenstern<br />
und warm beleuchteten Leseplätzen.<br />
Von 1610 bis 1612 erbaut, erwarb sie vierhundert<br />
Jahre später als Bibliothek von<br />
Hogwarts Leinwandruhm. Eröffnet wurde<br />
diese Bibliothek schon 1488. Diese älteste<br />
Universitätsbibliothek Oxfords fiel indes<br />
1550 einer einsamen Zensur zum Opfer,<br />
als der Dekan des Colleges Christ Church<br />
beschloss, die englische Kirche von schädlichen<br />
katholischen Einflüssen zu reinigen –<br />
mitsamt aller abergläubischen Bücher und<br />
Bilder. Er entfernte alle Bücher aus der Bibliothek<br />
und verbrannte die meisten. Dass<br />
die Bücher der Bodleian noch bis 1860 an<br />
den Regalen angekettet wurden, leuchtet<br />
vor diesem Hintergrund ein. e<br />
Tipp<br />
British Library. Sonderausstellung:<br />
Bis zum 27. August<br />
geht es in „Animals“ um Dokumentation<br />
und Darstellung<br />
von Tieren im Lauf der vergangenen<br />
2000 Jahre. .<br />
Bodleian Libraries. Führungen<br />
finden täglich statt.<br />
Visit.bodleian.ox.ac.uk<br />
Fotos: British Library, Stefanie Bisping(1).<br />
36 <strong>Kulturmagazin</strong>
Historische<br />
Städte<br />
MEINE ART DER<br />
SPANNENDEN<br />
ABENTEUERIN<br />
HISTORISCHEN<br />
STÄDTEN.<br />
Zurückindie ZukunftinslowenischenStädten!<br />
Eine Stadtist mehr als nurStraßen undGebäude. Eine Stadtist einriesiger<br />
Schatz historischerGeschichten, dieman am besten mitExpertenvor Ort<br />
erlebt. Wählen Siedie Geschichte,die Sieinspirieren wird.Helfen SieIhren<br />
Kindernbei Rätseln. StaunenSie über dieschicksalhaftenWendungen am<br />
Wegesrand. Begegnen Sielokalen Handwerksmeistern. MachenSie einen<br />
Abstecherinverborgene Teileder Stadt!<br />
Buchen SieIhr nächstes<br />
unvergesslichesAbenteuer!<br />
#ifeelsLOVEnia #myway<br />
#sloveniahistorictowns
In höchsten Tönen.<br />
Der 33-jährige<br />
Bruno de<br />
Sá begeistert<br />
in Männer- wie<br />
Frauenrollen.<br />
Foto: Laure Bernard.<br />
38 <strong>Kulturmagazin</strong>
Mal in Hosen,<br />
mal im Kleid<br />
Bruno de Sá ist kein Countertenor, sondern<br />
Sopranist – und das nicht nur in Barockopern.<br />
In Innsbruck ist er in Vivaldis „L’Olimpiade“ zu hören.<br />
Text: Walter Weidringer<br />
Bruno de Sá selbst kann sich nicht<br />
mehr erinnern. Aber er hat die<br />
Lieblingsgeschichte seiner Mutter<br />
oft gehört: Noch keine drei Jahre<br />
sei er alt gewesen, da habe er verlangt, ein<br />
Solo zu singen – in jenem Kirchenchor in<br />
São Paulo, in dem seine Eltern von Kindheit<br />
an Mitglied waren und wo sie einander<br />
auch kennengelernt hatten. Was sich bei<br />
Bruno eingeprägt hat, war dann der Tag,<br />
als es wirklich Zeit war fürs erste Solo. Singen<br />
war für ihn pure Freude, hatte nichts<br />
mit einem Beruf zu tun. Von Klassik im Allgemeinen<br />
und speziell von Barockmusik<br />
hatte er nur eine ferne Ahnung. Und dann,<br />
spät im Leben des Jugendlichen, kam der<br />
Stimmbruch – und hinterließ kaum eine<br />
Spur. Sprech wie Singstimme blieben<br />
hoch, beim Gesang war bloß mehr Luft<br />
in der Höhe nötig. Ergebnis: Bruno de Sá<br />
ist Sopranist. Punkt. Und kein Countertenor!<br />
Denn Countertenöre kultivieren auf<br />
Basis ihrer Tenor oder Baritonstimme ein<br />
Falsettregister, das ihnen die hohe Lage<br />
erschließt. Bruno de Sá jedoch singt von<br />
vornherein in seiner natürlichen Lage.<br />
Ausnahmebegabung. Dabei fühlt er sich<br />
wohl bis hinauf zum hohen Es – bis zu<br />
jenem Ton also, mit dem traditionell die<br />
Interpretinnen der Lucia di Lammermoor<br />
ihre Wahnsinnsszene toppen. Das hohe F<br />
von Mozarts Königin der Nacht, ein Ganzton<br />
darüber, liegt für ihn nicht außer Reichweite.<br />
Nota bene: Das sind keine isolierten,<br />
der Stimme abgetrotzten Töne bei Bruno<br />
de Sá, sondern er besitzt eine voll ausgebildete,<br />
runde und bewegliche Sopranstimme,<br />
die er in solche Höhen führen<br />
kann. Franco Fagioli zählt aktuell zu den<br />
wenigen Countertenören, die sich dem<br />
Klangideal einer weiblichen Stimme so<br />
annähern konnten, wie es für Bruno de Sá<br />
ganz natürlich ist: Eine Begabung, die man<br />
weltweit mit der Lupe suchen muss.<br />
Trotzdem oder gerade deshalb: Sein ers<br />
tes Musikstudium galt dem „sicheren“<br />
Lehramt, erst dann kam der Gesang. „Die<br />
Stimmlage war mir eigentlich egal“, sagt<br />
Bruno, „ich wollte einfach ich selbst sein<br />
und technisch wie musikalisch so gut wie<br />
möglich werden. Wer ein Idol hat und es<br />
nur kopiert, der wird es allenfalls zur besten<br />
Imitation von – sagen wir – Cecilia Bartoli<br />
schaffen. Wer sich aber akzeptiert und<br />
sein eigenes Talent voll entwickelt, reift zur<br />
besten Version seiner selbst.“<br />
Nicht nur Barock. In der Ausbildung sollte<br />
er jedoch sofort auf die barocke Schiene<br />
gesetzt werden – zu seinem Leidwesen:<br />
„Brasiliens Barockszene habe ich als sehr<br />
puristisch kennengelernt, fixiert auf vibratolose<br />
Tongebung und so weiter. Aber<br />
wir sind auch bei penibelster historischer<br />
Aufführungspraxis Menschen des 21. Jahrhunderts.<br />
Und wir müssen diese alte Musik<br />
für das Publikum unserer Zeit zum Leben<br />
erwecken.“<br />
Deshalb hat er sich, nach etwa dem Sesto<br />
in Händels „Giulio Cesare“, zunächst auf<br />
jüngeres Repertoire gestürzt: auf den Cherubino<br />
in Mozarts „Figaro“, den Oscar in<br />
Tipp<br />
„L’Olimpiade“. Antonio Vivaldi,<br />
Premiere: 4. August 2023,<br />
Tiroler Landestheater. Dirigent:<br />
Alessandro De Marchi,<br />
Regie: Stefano Vizioli. Zwei<br />
weitere Vivaldi-Opern stehen<br />
bei den Innsbrucker Festwochen<br />
auf dem Programm: „Juditha<br />
triumphans“ und „La fida<br />
ninfa“. altemusik.at<br />
Verdis „Ballo in maschera“ sowie auf weitere<br />
Hosenrollen bei Bellini und Gounod.<br />
Doch selbst die Barbarina im „Figaro“ oder<br />
die Erste Dame in der „Zauberflöte“ hat er<br />
schon mit großem Erfolg gesungen: Genderbending<br />
von der anderen Seite. Auch<br />
deshalb, weil viele Hosenrollen für Mezzosopran<br />
geschrieben sind und also für ihn<br />
zu tief liegen. „Ich musste zeigen, dass ich<br />
hoch singen konnte, dass ein hoch singender<br />
Mann kein Countertenor sein muss,<br />
und dass einen das nicht auf Barock limitiert.<br />
Schritt für Schritt konnte ich mir so<br />
meinen eigenen Platz erarbeiten.“ Das hat<br />
Bruno de Sá, der u. a. mit dem Oper! Award<br />
2020 als bester Nachwuchskünstler ausgezeichnet<br />
wurde, schon weit gebracht:<br />
im Studio zu einem AufnahmeExklusivvertrag,<br />
auf der Bühne nicht zuletzt zum<br />
Bayreuth Baroque Opera Festival, einem<br />
neuen Mekka der Szene, sowie bereits 2019<br />
in Basel auch zur zeitgenössischen Musik.<br />
Auf den Leib geschrieben. Dort war er<br />
die Kleine Meerjungfrau in der Uraufführung<br />
von Jherek Bischoffs Oper „Andersens<br />
Erzählungen“. Es sei wunderbar gewesen,<br />
dass Bischoff ihm die Rolle auf den<br />
Leib geschrieben hat – mit lang gehaltenen<br />
hohen Tönen. „In Wirklichkeit bin<br />
ich gar kein Spezialist für Barockmusik“,<br />
gesteht Bruno de Sá schmunzelnd, auch<br />
wenn er damit längst glänzende Erfolge<br />
feiert und prachtvolle Arien als Ersteinspielungen<br />
präsentiert. Aber gerade weil<br />
er immer noch auf Vorurteile stößt, ist er<br />
seinen großen Vorläufern seit Alfred Deller<br />
und dem jüngst verstorbenen James Bowman<br />
dankbar, die die hohe Männerstimme<br />
im 20. Jahrhundert neu etabliert haben.<br />
Und er hofft, selbst noch jüngeren Talenten<br />
eine Hilfe sein zu können auf ihrem Weg<br />
zur sängerischen Identität.<br />
Bei den Innsbrucker Festwochen der Alten<br />
Das hohe Es ist kein Problem, Mozarts Königin der Nacht<br />
liegt für ihn nicht außer Reichweite.<br />
Musik ist er in Vivaldis „L’Olimpiade“ zu<br />
erleben: Alessandro de Marchi steht am<br />
Pult, Stefano Vizioli inszeniert das von<br />
Vokalprunk strotzende Werk rund um ein<br />
Liebesdreieck vor dem Hintergrund der<br />
Olympischen Spiele der Antike. Bruno de<br />
Sá gibt dabei den Aminta, eine anspruchsvolle<br />
Partie, die für einen Soprankastraten<br />
geschrieben wurde. Er brennt darauf, erstmals<br />
mit so hoch geschätzten und zugleich<br />
stimmlich so verschiedenen Countertenören<br />
wie Bejun Mehta und Raffaele Pe auf<br />
der Bühne zu stehen. Als Sopranist. e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 39
Zdenka in „Arabella“ und Sophie<br />
im „Rosenkavalier“ an der Semperoper<br />
Dresden unter Christian<br />
Thielemann, La Musica in „L’Orfeo“<br />
von Monteverdi neben Rolando Villazon,<br />
„Paulus“ in Grafenegg – der Terminkalender<br />
von Nikola Hillebrand war in den<br />
letzten Wochen randvoll gefüllt. Und er ist<br />
es auch, wenn man auf die Sommermonate<br />
blickt: Da wird die deutsche Sopranistin<br />
eifrig zwischen Grafenegg und Salzburg<br />
unterwegs sein, singt sie doch an der<br />
Salzach „Exsultate, jubilate“ und die „Krönungsmesse“<br />
mit dem Mozartorchester<br />
Salzburg und die Elisa in „Il re pastore“<br />
unter Adam Fischer. In Grafenegg steht sie<br />
beim Festivaleröffnungskonzert auf der<br />
Bühne, wenn „Ein Sommernachtstraum“<br />
von Felix Mendelssohn Bartholdy geplant<br />
ist. Patricia Nolz und Cornelius Obonya<br />
sind Hillebrands Partner, das Tonkünstler<br />
Orchester spielt unter Yutaka Sado.<br />
In Trance. Wer ist diese viel beschäftigte<br />
Sängerin? Erstmals von einer breiten<br />
Öffentlichkeit wahrgenommen wurde sie,<br />
als sie zu Silvester 2018 in Dresden an der<br />
Seite von Jonas Kaufmann in „Die Fledermaus“<br />
einsprang. „Ich war schon vorher gut<br />
beschäftigt, aber an diesem Tag hat es eingeschlagen“,<br />
sagt Hillebrand im Interview<br />
lächelnd. Am Vortag stand sie in Mannheim<br />
bei der Korrepetition, als der Anruf aus<br />
Dresden kam. „Ich warf nur rasch ein paar<br />
Sachen in den Koffer und flog noch abends<br />
nach Dresden, weil in der Früh schon die<br />
ausverkaufte Generalprobe war. Da es so<br />
kurzfristig war, hatte ich gar keine Chance,<br />
zu proben – und ich war während des Konzerts<br />
wie in Trance.“<br />
Wenn sie sich heute daran erinnert, denke<br />
sie: „Wow, warst du da cool. Aber im<br />
Moment selbst hat man gar keine Zeit, darüber<br />
nachzugrübeln. Gleichzeitig bin ich<br />
jemand, der just in so einem Moment beflügelt<br />
wird und über sich hinauswächst.“ Das<br />
spontane Debüt an der Semperoper blieb<br />
nicht ohne Folgen, man bot Nikola Hillebrand<br />
eine Serie „Rosenkavalier“, bald<br />
schon einen Platz im Dresdner Ensem<br />
Farbenreich,<br />
romantisch,<br />
genial<br />
Spontaneität und Coolness machten sich bezahlt:<br />
Die junge Sopranistin Nikola Hillebrand ist heuer<br />
zwischen Salzburg und Grafenegg unterwegs.<br />
Text: Theresa Steininger<br />
Shootingstar. Als Einspringerin bekam<br />
Nikola Hillebrand viel Aufmerksamkeit.<br />
Fotos: Christian Kleiner.<br />
40 <strong>Kulturmagazin</strong>
le an. Aktuell gehören zu ihrem Repertoire<br />
Pamina in „Die Zauberflöte“, Despina<br />
in „Così fan tutte“, Gilda in „Rigoletto“,<br />
Musetta in „La Bohème“ und Susanna in<br />
„Le nozze di Figaro“. Sie singt aber genauso<br />
gern in Konzerten und Liederabenden, den<br />
internationalen Wettbewerb „Das Lied“ in<br />
Heidelberg gewann sie 2019.<br />
Ballett und Big Band. Dass die erste künstlerische<br />
Liebe der Sängerin dem Ballett<br />
gehörte, sieht man ihr heute noch an. Dass<br />
sie in der Schul-Big-Band Querflöte spielte,<br />
habe sie ebenso geprägt, sagt sie. Während<br />
der Schulzeit sang sie Filmmusik, Soul,<br />
aber auch schon Klassisches. Denn die<br />
Liebe zu Letzterem war rasch da: „Als ich<br />
erstmals ,Elektra‘ in der Oper sah, habe ich<br />
einfach nur geweint und mir gedacht: Wie<br />
kann es das geben, dass Musik so sehr die<br />
Seele trifft? Als ich mir mit 16 eine Gesangslehrerin<br />
suchte und klar wurde, dass ich<br />
die Anlage für Oper und Liedgesang habe,<br />
war’s um mich geschehen“, erzählt Hillebrand.<br />
Während des Studiums spielte sie<br />
kleine Rollen in Bonn und war danach in<br />
Glyndebourne und Mannheim engagiert,<br />
bis der Ruf an die Semperoper kam.<br />
Diesen Sommer eine Verbindung zwischen<br />
Salzburg und Grafenegg herzustellen, ist<br />
für Hillebrand auch mit Erinnerungen und<br />
Emotionen verbunden: „Mendelssohn Bartholdys<br />
,Sommernachtstraum‘ kenne ich<br />
gut, weil ich das Werk bereits vor zehn Jahren<br />
bei den Salzburger Festspielen gesungen<br />
habe. Ich finde die Musik in ihrem Farbenreichtum,<br />
ihrer romantischen Ader<br />
und ihrer Weichheit einfach genial.“ In Grafenegg<br />
ist Hillebrand erstmals aufgetreten,<br />
als sie zu Weihnachten 2021 eine konzertante<br />
Version von Humperdincks „Hän-<br />
„Kaum jemand<br />
hat so toll für<br />
Stimmen geschrieben<br />
wie Mozart.<br />
Gleichzeitig ist seine<br />
Musik sehr<br />
herausfordernd.“<br />
sel und Gretel“ präsentierte – ohne Publikum,<br />
aber auch für eine Video-Aufzeichnung.<br />
Teile dieser geben heute noch online<br />
einen Eindruck vom Talent der jungen<br />
Künstlerin. Zuletzt war sie auch zu Ostern<br />
in Grafenegg in Mendelssohn Bartholdys<br />
„Paulus“ besetzt. „Schon als ich erstmals<br />
mit den Tonkünstlern Niederösterreich<br />
arbeitete, hat die Chemie sofort gestimmt,<br />
und ich freue mich umso mehr, nun im<br />
Sommer wiederzukommen.“<br />
Im Gegensatz zum „Sommernachtstraum“<br />
hat Hillebrand mit „Il re pastore“ von<br />
Mozart bisher keine Erfahrung. „Diese<br />
Oper war für mich zuerst noch ein unbeschriebenes<br />
Blatt. Bei solchen Gelegenheiten<br />
beschäftige ich mich gern intensiv<br />
mit dem Charakter und lege auch eine Art<br />
Steckbrief an, der mir dann bei meinem<br />
Rollenstudium hilft“, erzählt sie.<br />
Keine Schubladisierung. Sie freue sich<br />
darauf, sich in Salzburg in so unterschiedlichem<br />
Repertoire präsentieren zu dürfen,<br />
singt sie doch auch in Mozarts „Krönungsmesse“<br />
und in „Exsultate, jubilate“.<br />
Mozart fordere immer heraus, „denn man<br />
kann sich bei ihm nicht verstecken, seine<br />
Linien sind so makellos, gleichzeitig hat<br />
kaum jemand so toll für Stimmen geschrieben<br />
wie er. Gerade das so bekannte ,Exsultate,<br />
jubilate‘ zu singen, das so viele Menschen<br />
im Ohr haben, ist eine Ehre.“ Generell<br />
lege sie viel Wert darauf, sich nicht auf<br />
wenige Genres festzulegen. „Mich erfüllt<br />
es am meisten, wenn ich innerhalb kurzer<br />
Zeit zwischen Oper, Liederabend und Oratorium<br />
wechseln kann.“ Schon kurz nach<br />
den Auftritten in Salzburg und Grafenegg<br />
springt Hillebrand wieder zum Liedgesang<br />
und wird bei der Schubertiade in Schwarzenberg<br />
und beim Brucknerfest in Linz zu<br />
hören sein. „Wenn man die Stimme unterschiedlich<br />
fordert, kann sich das gegenseitig<br />
befruchten. Gleichzeitig bezeichne ich<br />
mich klar als Opernsängerin, die auch Liederabend<br />
und Oratorium singt.“<br />
Generell sei sie gegen eine zu enge Schubladisierung:<br />
„Ich bewundere Cecilia Bartoli,<br />
die einfach sagt: ,Ich singe, was ich singe.<br />
Wenn es euch gefällt, dann freue ich mich.‘<br />
Das ist ein guter Ansatz und Vorbild für<br />
mich.“ In diesem Sinne hat sie auch nicht<br />
die Traumrollen: „Es gibt ein paar Partien,<br />
die ich gern singen würde, aber wenn<br />
stattdessen etwas anderes kommt – auch<br />
wunderbar.“ Demnächst wartet jedenfalls<br />
Cunegonde in „Candide“ im MusikTheater<br />
an der Wien auf sie. e<br />
Tipp<br />
Mozart „Krönungsmesse“. Salzburger<br />
Festspiele, 5./6. August<br />
Grafenegg. Festival-Eröffnung<br />
mit „Ein Sommernachtstraum“,<br />
11. August, grafenegg.com<br />
„Il re pastore.“ Salzburger Festspiele,<br />
19./20.August,<br />
salzbugerfestspiele.at<br />
2. JULI –29. AUGUST 2023<br />
KLASSIK JAZZ CROSSOVER<br />
Unterstützt durch die Stadt<br />
Gemeinde Ossiach<br />
WWW.CARINTHISCHERSOMMER.AT
Primadonna. Die<br />
französische Sopranistin<br />
Sabine<br />
Devieilhe singt die<br />
Susanna in „Figaros<br />
Hochzeit“.<br />
Starbesetzung in Salzburg. Die litauische Sopranistin<br />
Asmik Grigorian ist heuer in Verdis „Macbeth“<br />
zu hören. Der kanadische Bariton Gerald<br />
Finley singt die Titelpartie in Verdis „Falstaff“.<br />
Brisante Stoffe<br />
Die Opern der Festspiele: Von Glucks „Orpheus und<br />
Eurydike“ bis zu Martinůs „Griechische Passion“.<br />
Text: Wilhelm Sinkovicz<br />
Nur eine Oper des Genius Loci steht<br />
heuer auf dem Programm der<br />
Salzburger Festspiele: „Figaros<br />
Hochzeit“ – jenes Werk, das im<br />
Laufe der Festspielgeschichte am häufigsten<br />
aufgeführt wurde. Schon im Zuge der<br />
von Richard Strauss initiierten Aufführung<br />
aller drei DaPonteOpern im ersten Salzburger<br />
Opernjahr, 1922, stand der „Figaro“<br />
(unter Franz Schalks Leitung) auf dem Programm.<br />
Danach haben über Jahrzehnte die<br />
MozartStimmen des legendären Wiener<br />
Opernensembles die Festspielaufführungen<br />
geprägt.<br />
Mittlerweile blickt die Welt eher auf Salzburg<br />
als auf Wien, wenn es darum geht, die<br />
besten MozartInterpreten der jüngsten<br />
Sängergeneration zu entdecken. Von der<br />
letzten Wiener „Figaro“Premierenbesetzung<br />
kommt am 27. Juli freilich der Graf<br />
Almaviva, Andrè Schuen, an die Salzach.<br />
Ihm zur Seite eine neue Gräfin,<br />
die 31jährige guatemaltekische<br />
Sopranistin Adriana González, Tipp<br />
die sich zuletzt vor allem in<br />
französischen Häusern einen<br />
Namen gemacht hat. Als<br />
Susanna und Cherubin kehren<br />
zwei der herausragenden internationalen<br />
Primadonnen nach<br />
Salzburg zurück: Sabine Devi<br />
42 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
eilhe und Lea Desandre. Den Figaro gibt<br />
Krzysztof Bączyk, Absolvent des Jugendprogramms<br />
der Warschauer Oper. Martin<br />
Kušej inszeniert, OriginalklangMaestro<br />
Raphael Pichon steht erstmals für eine<br />
Operneinstudierung am Pult der Wiener<br />
Philharmoniker.<br />
„Figaros Hochzeit“. Dirigent:<br />
Raphael Pichon. Regie: Martin<br />
Kušej. Mit Andrè Schuen,<br />
Adriana González, Sabine<br />
Devieilhe, Lea Desandre.<br />
Premiere: 27. Juli,<br />
salzburgerfestspiele.at<br />
Gegenwind. Mit „Macbeth“ am 29. Juli und<br />
„Falstaff“ am 12. August folgen heuer aber<br />
gleich zwei VerdiPremieren. Der italienische<br />
Meister hatte es zunächst schwer, im<br />
Festspielbezirk vorzudringen. Arturo Toscanini<br />
setzte mit sanftem Druck eine „Falstaff“Produktion<br />
durch. Herbert von Karajan<br />
wählte neben dem „Falstaff“ wiederholt<br />
den „Don Carlos“ – aber jenseits der<br />
Vertonungen großer SprechtheaterKlassiker<br />
stieß selbst Karajan auf heftigen Gegenwind,<br />
wenn er sich einem „Troubadour“<br />
oder einer „Aida“ widmen wollte. Eher<br />
schon akzeptierte man<br />
„Otello“ und, immer wieder,<br />
die blutige ShakespeareOper<br />
„Macbeth“.<br />
Sie kehrt heuer wieder,<br />
inszeniert von Krzysztof<br />
Warlikowksi, dirigiert<br />
von Franz WelserMöst,<br />
mit Asmik Grigorian in<br />
der Rolle der Lady, die<br />
Vladislav Sulimsky als Titelhelden unterjochen<br />
darf.<br />
Den „Falstaff“ gestalten mit Christoph<br />
Marthaler und Ingo Metzmacher zwei<br />
Künstler, deren Schwerpunkte nicht unbedingt<br />
auf dem italienischen Repertoire liegen.<br />
Mit Gerald Finley in der Titelpartie<br />
und Simon Keenlyside als Mister Ford<br />
stehen einander zwei der herausragenden<br />
englischsprachigen Baritone der aktuellen<br />
Opernszene gegenüber.<br />
Anders als Verdi akzeptierte die Festspiel<br />
Ästhetik Werke von Christoph W. Gluck<br />
gern. Seine „Iphigenie in Aulis“ kam unter<br />
Bruno Walter schon 1930 aufs Programm.<br />
Heuer gibt es ab 4. August als Übernahme<br />
von den Pfingstfestspielen wieder<br />
„Orpheus und Eurydike“. Als letzte szenische<br />
Premiere der Sommersaison gibt man<br />
erstmals Bohuslav Martinůs „Griechische<br />
Passion“, eines der bemerkenswertesten<br />
Musiktheaterwerke der gemäßigten<br />
Moderne und angesichts der Ausgrenzungs<br />
und Flüchtlingsthematik eines der<br />
brisantesten Stücke des jüngeren Repertoires<br />
in unseren Tagen. e<br />
Fotos: Fabien Monthubert, Algirdas Bakas, Marshall Light Studio.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Große Namen begeistern und berühren<br />
Das Wiener Staatsballett 2023/24.<br />
Fotos: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor, © The School of American Ballet („Symphony in C“)<br />
Das Wiener Staatsballett ist ebenso berühmt<br />
für seine opulenten Klassikerinszenierungen<br />
wie für seine Präsentation von Meisterwerken<br />
der Gegenwart, mal in großer Besetzung<br />
mit bis zu 100 Tänzer*innen, mal in intimeren Formationen,<br />
solistisch, individuell. Das Programm 2023/24<br />
zeigt sich in einer einmaligen Mischung aus abendfüllenden<br />
Tanzerzählungen und pointierten Kurzballetten.<br />
Geschichten en miniature entfaltet „The moon wears a<br />
white shirt“: in Martin Schläpfers „Drittem Klavierkonzert“<br />
mit existenzieller Wucht, in Karole Armitages „Ligeti<br />
Essays“ mit zarter Poesie, in Paul Taylors „Dandelion<br />
Wine“ voller Lebensfreude (Premiere am 12. November<br />
2023, Volksoper Wien).<br />
Meisterwerke. Drei Erstaufführungen sind in „Shifting<br />
Symmetries“ zu erleben: „Concertante“ ist in Hans van<br />
Manens typischer Bewegungssprache voller Erotik, Aggression,<br />
aber auch Witz. William Forsythe führt in „In<br />
the Middle, Somewhat Elevated“ mit atemberaubender<br />
Virtuosität und exzentrischer Coolness das klassische<br />
Ballett ad absurdum. Ein hinreißendes Tanzfest ist<br />
George Balanchines „Brahms-Schoenberg Quartet“<br />
(Premiere am 23. Dezember 2023, Wiener Staatsoper).<br />
Mit viel Gefühl. Zu Tränen rührt John Neumeiers „Die<br />
Kameliendame“ über die unglückliche Liebe zwischen<br />
Marguerite Gautier und Armand Duval – und beschwört<br />
im Design Jürgen Roses kongenial Pariser Flair des<br />
„Glanzlicht der<br />
Saison“: eine<br />
Compagnie mit<br />
„unverwechselbarem<br />
Gesicht<br />
und einer lebendig<br />
pulsierenden<br />
Seele“. Jahrbuch<br />
„tanz“<br />
Information<br />
Tickets und weitere Infos zum<br />
Spielplan und den Zyklen:<br />
www.wiener-staatsballett.at<br />
19. Jahrhunderts (Premiere am 24. März 2024, Wiener<br />
Staatsoper). Am 8. Mai 2024 kommen zwei Klassiker<br />
sowie eine Uraufführung auf die Bühne der Volksoper<br />
Wien: Michel Fokines „Les Sylphides“ ist voller elfenhaftem<br />
Zauber auf der Schwelle zur Moderne, Uwe Scholz’<br />
Mozart-Ballett „Jeunehomme“ ein Musizieren mit dem<br />
Körper voller Schönheit und Transzendenz. Die israelische<br />
Choreografin Adi Hanan setzt sich in der Uraufführung<br />
„Eden“ mit der Geschichte von Adam und Eva<br />
auseinander.<br />
Klassiker und Zeitgenossen. Im Repertoire sind „Don<br />
Quixote“ und „Schwanensee“ von Nurejew zu erleben,<br />
Tschernischovas „Giselle“, Lacottes „Coppélia“ und<br />
Schläpfers „Dornröschen“, welches längst zu den<br />
Publikumsmagneten in der Wiener Staatsoper zählt.<br />
Pendants zu den märchenhaften Klassikern bilden<br />
„Goldberg-Variationen“ (Naharin, Spoerli), „Im siebten<br />
Himmel“ (Schläpfer, Goecke, Balanchine) sowie „Prome-thean<br />
Fire“ (Taylor, Schläpfer, Morris). Zum Besuch<br />
mit der ganzen Familie lädt auch „Jolanthe und der<br />
Nussknacker“ ein. Den krönenden Abschluss der<br />
Staatsopern-Saison bildet die Nurejew-Gala.<br />
Ihr Vorteil. Das breite Spektrum des<br />
Wiener Staatsballetts mit Sitzplatzgarantie<br />
bieten neben dem regulären<br />
Ticketangebot die Themen-Zyklen mit<br />
je vier Vorstellungen zu einem ermäßigten<br />
Preis.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 43
Unruhe und Harmonie.<br />
Linda Samaraweerová ist<br />
die lebendige Diversität.<br />
44 <strong>Kulturmagazin</strong>
„Kunst wirkt<br />
auf den Körper“<br />
Mit „eindorf“ hat die Choreografin Linda<br />
Samaraweerová eine neue Plattform für Tanz,<br />
Performance, Kunst und Musik geschaffen.<br />
Text: Ditta Rudle<br />
Porträt: Cristine Pichler<br />
Die Genres, die Menschen, die<br />
Gedanken durcheinanderbringen<br />
und zugleich zu Gleichklang<br />
und Harmonie finden. Die künstlerischen<br />
Ansätze der Tänzerin und Choreografin<br />
Linda Samaraweerová sind<br />
zugleich ihre Lebenseinstellung. Linda<br />
Samaraweerová ist die lebendige Diversität:<br />
ein „Bewegungsmensch“, der nach<br />
innerer Ruhe sucht, eine Künstlerin, die<br />
auf vielen Feldern tätig ist, lieber gemeinsam<br />
mit anderen als solo. Neben dem Tanz<br />
und der Choreografie ist sie Leiterin der<br />
Trainingsabteilung des Tanzquartiers und<br />
im Gründungstrio der Begegnungsplattform<br />
„eindorf“, auf der sich schaffende<br />
und ausübende Künstlerinnen und Künstler<br />
sämtlicher Genres treffen sollen. Beim<br />
Eröffnungsfest im Dezember hat Linda<br />
Samaraweerová keine Reden gehalten, sondern<br />
gekocht, damit Leib und Seele zusammengehalten<br />
werden.<br />
Der physischen Kunst verfallen. Divers<br />
sind auch ihre Wurzeln. Geboren ist sie<br />
1977 in Prag, die Mutter ist Tschechin, der<br />
Vater stammt aus Sri Lanka. 1990 übersiedeln<br />
die Eltern mit den beiden Töchtern<br />
nach Wien. Die 13-jährige Linda fühlte sich<br />
freundlich aufgenommen und fühlt sich<br />
auch heute in ihrer Haut wohl. „Rassismus<br />
habe ich kaum erfahren.“ Der physischen<br />
Kunst war sie schon im Kindergarten verfallen<br />
und begann Gymnastik. „Die mochte<br />
ich schon als Fünfjährige nicht besonders,<br />
klassisches Ballett „ging schon gar nicht.<br />
Ich wollte mich ausdrücken, nicht vorgefertigte<br />
Bewegungen machen.“ Als Teenager<br />
in Wien zweifelt sie kurz an ihrem<br />
Talent, probierte es dann mit Flamenco.<br />
„Da kann man seine Gefühle rauslassen.“<br />
Die Tanzlust keimt wieder auf, sie will lernen<br />
und meldet sich in Brüssel zum Studium<br />
bei P.A.R.T.S, der Schule für zeitgenössischen<br />
Tanz, an. Das Studium gibt ihr<br />
Selbstbewusstsein. Mit dem Diplom in der<br />
Mappe stürzt sie sich in die Wiener Szene,<br />
von der sie mit offenen Armen aufgenommen<br />
wird. Doch wieder will sie mehr, will<br />
selbst etwas schaffen.<br />
Ihre ersten eigenen Choreografien entstehen<br />
gemeinsam mit dem bildenden<br />
Künstler Karl Karner, der seine Ausstellungen<br />
auch als Choreografie inszeniert.<br />
Im steirischen Kornberg widmet das Paar<br />
eine alte Scheune zum „KS Room“ um, in<br />
dem K und S sämtliche Künste vereinigen<br />
und die lokale Bevölkerung einladen. „Das<br />
hat großartig funktioniert, sie kamen alle,<br />
haben geschaut, gefragt und diskutiert.<br />
Sie haben verstanden, dass das, was wir<br />
machen, mit ihnen zu tun hat.“ Mehr als 15<br />
Jahre haben K und S zusammengelebt und<br />
-gearbeitet: „Es war eine sehr enge Beziehung,<br />
wir haben geheiratet, jetzt sind wir<br />
geschieden. Unser gemeinsames Projekt<br />
existiert noch, seit 2017 führt Karl es allein.“<br />
Nach einem Jahr war das tiefe Loch, in das<br />
die Künstlerin gefallen war, wieder mit<br />
Farben und Energie gefüllt. Sie wagte es,<br />
im Rahmen des Themenschwerpunktes<br />
Tipp<br />
„Un pueblo“. Eine<br />
Performance von Guadalupe<br />
Aldrete, die sich auch in der<br />
bildenden Kunst bewegt.<br />
Vom 31. Mai bis 4. Juni<br />
Reindorfgassenfest.<br />
Performance von Julischka<br />
Stengele. 9.–10. September,<br />
eindorf.at/events/<br />
„Glück“ im Tanzquartier mit einer ungewöhnlichen<br />
Arbeit als Choreografin an<br />
die Öffentlichkeit zu gehen. Laura Samaraweerová,<br />
ihre Schwester, Dramaturgin und<br />
Bühnenbildnerin, arbeitete mit. „The Endless<br />
Island of Absence – Mystery of Happiness“<br />
hieß die Arbeit, mit der das Mysterium<br />
des Glücks entdeckt werden sollte. Das Publikum<br />
ruhte auf der Bühne in Hängematten.<br />
Die Sitzreihen blieben leer. Sanfte Musik<br />
erklang, die Matten schaukelten, die Choreografin<br />
glitt auf leisen Sohlen durch den Hain,<br />
rezitierte hauchend Gedichtzeilen und versetzte<br />
die Besucher in einen traumartigen<br />
Zustand. „Das war ein Risiko, ich wusste<br />
nicht, ob das Publikum das Ungewöhnliche<br />
annehmen würde.“ Gewagt, gewonnen! Alle<br />
vier Einladungen auf die Insel der Harmonie<br />
und Poesie waren ausverkauft.<br />
Das nächste Experiment, die performative<br />
Oper „Durst“, eine ästhetische Mischung<br />
aus Tanz, Komposition und Dichtung,<br />
konnte pandemiebedingt nur online<br />
gezeigt werden. Die Bühnenpremiere fand<br />
in Olmütz statt. Wien wartet noch auf eine<br />
Liveaufführung.<br />
Eindorf. Seit einem halben Jahr hat sie auch<br />
einen neuen Ort, mit dem Filmemacher<br />
und bildenden Künstler David Zimmermann<br />
und der bildenden Künstlerin und<br />
Performerin Guadalupe Andrete hat sie<br />
„eindorf“ in der Reindorfgasse im 15. Bezirk<br />
gegründet. Dort kann sie alle ihre Ideen<br />
fern von den Zwängen des Marktes verwirklichen.<br />
Die Bezirksvorstehung freut<br />
sich über den multikulturellen Zuwachs,<br />
die Stadt fördert das Unternehmen. Eindorf<br />
soll eine Plattform für interdisziplinären<br />
Austausch sein, neue Netzwerke zwischen<br />
Tanz, Performance, bildender Kunst,<br />
Film und Musik sollen entstehen. Zweimal<br />
jährlich gibt es ein Festival.<br />
Linda Samaraweerová will der Kunst, den<br />
„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“,<br />
sagte schon Pablo Picasso.<br />
Künsten neue Felder eröffnen. Kunst soll<br />
nicht nur präsentiert werden, sie soll und<br />
kann auch in den Menschen etwas bewirken.<br />
„Ich will nicht Emotionen zeigen, sondern<br />
in den Menschen hervorrufen. Kunst<br />
wirkt auch auf den Körper, etwa wenn man<br />
an Musik denkt, sie wirkt nicht nur auf die<br />
Ohren, sie bewegt auch etwas im Gehirn.<br />
Kunst ist eine Therapie, nicht im medizinischen<br />
Sinn, aber sie kann heilen, im Sinn<br />
von Veränderung bewirken.“ Pablo Picasso<br />
hat ebenso gedacht: „Kunst wäscht den<br />
Staub des Alltags von der Seele.“ e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 45
Leuchttürme<br />
und Luftballons<br />
Wenn ganz Wien tanzt,<br />
performt oder chillt, hat das 40.<br />
ImPulsTanz-Festival begonnen.<br />
Text: Ditta Rudle<br />
Eine Arbeit des renommierten Choreografen<br />
William Forsythe wäre<br />
für das ImPulsTanz-Festival eine<br />
Eröffnung mit Wow-Effekt. 999<br />
oder gar 1000 Luftballons schweben an<br />
der Decke, tanzen zaghaft zu leiser Musik<br />
durch den Raum, das Publikum<br />
zieht an den Fäden und setzt<br />
den Ballonhimmel in Bewegung.<br />
Noch steht aber nicht fest,<br />
wann das passieren wird. Doch<br />
es wird geschwebt werden, während<br />
ganz Wien 30 Tage lang<br />
in Bewegung sein wird. Tanz<br />
und Performance, Workshops<br />
und Ausbildungsprogramme,<br />
nicht zu vergessen das nächtliche<br />
Entspannungsprogramm<br />
„Soçial“ in der Festival Lounge,<br />
beherrschen die Stadt.<br />
Rituale und Blut. Wie sich das Festival im<br />
Lauf der Jahre verändert hat, ist an der<br />
Schiene für aufstrebende Choreografinnen<br />
und Choreografen, die unter dem<br />
Titel „[8:tension]“ ein neugieriges Publikum<br />
anlockt, zu beobachten. Seit 2001 zeigen<br />
die „Young Choreographers’<br />
Series“, welche Bahn der Tanzplanet<br />
einschlagen wird, fungieren<br />
als Sprungbrett für Künstlerinnen<br />
und Künstler, die am<br />
Anfang ihrer Karriere stehen.<br />
Wie die Geschichte von [8:tension]<br />
lehrt, springen sie bald an<br />
die Spitze der internationalen<br />
Tanz- und Performance-Szene.<br />
Samira Elagoz und Lenio Kaklea<br />
dürfen als Beispiel herhalten.<br />
Die in Athen geborene und<br />
in Paris lebende Tänzerin Lenio Kaklea<br />
hat ihr Debüt in [8:tension] 2013 gegeben<br />
und längst die Tanzfestivals in ganz Europa<br />
erobert. Nach Wien bringt sie eine brandneue<br />
Choreografie, für die es erst einen<br />
Arbeitstitel gibt: „Agrimi (Fauve)“, wild<br />
oder Wildling ist die Bedeutung, denn das<br />
46 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Ode an das<br />
Leben. Marie<br />
Chouinard zeigt<br />
ihre jüngste<br />
Choreografie „M“.<br />
Lebendiges<br />
Tanzarchiv.<br />
Lucinda Childs<br />
schuf „Relative<br />
Calm“ 2022.<br />
Scattered Crowd.<br />
Forsythes Luftballons<br />
sorgten in<br />
München für einen<br />
Wow-Effekt.<br />
Parabel über das<br />
Leben. Meg Stuarts<br />
„Blessed“ ist ein<br />
Klassiker.<br />
Munter. In „Somnole“<br />
sinniert Boris<br />
Charmatz über den<br />
Halbschlaf.<br />
Trio auf der Bühne erzählt von Jägern und<br />
ihrer Beute, von Ritualen und Blut. Samira<br />
Elagoz war 2017 mit der Dokumentarperformance<br />
„Cock, Cock ...Who’s there?“<br />
über ihre Vergewaltigungserfahrungen<br />
zu sehen und ist vom Publikum sofort als<br />
preiswürdig eingestuft worden. Heuer<br />
kommt Elagoz, inzwischen „der“ finnische<br />
Performer und Filmemacher, mit dem Film<br />
„Seek Bromance“ nach Wien. In Konfrontation<br />
mit dem Transkünstler Cade<br />
Moga begleitet Elagoz ihre eigene<br />
Transition. Das filmische Doppelporträt<br />
wird von Livekommentaren<br />
der beiden Künstler begleitet.<br />
Doppelbilder zeigt das Festival<br />
heuer mehrfach. „Jumelles“<br />
nennen Anne Juren und Frédéric<br />
Gies ihre Choreografie, in der<br />
sie einander porträtieren. Anne<br />
tanzt die Choreografie von Frédéric<br />
und umgekehrt. „Jumelles“<br />
heißt übersetzt „Zwillinge“,<br />
aber auch „Fernglas“. Beides trifft<br />
auf die unterschiedlichen, miteinander<br />
verschränkten Choreografien zu. Wie die<br />
Französin Anne Juren lebt auch der Finne<br />
Lau Lukkarila in Wien. Im Vorjahr hat<br />
Lukkarila mit Luca Bonamore in „Lapse“<br />
in einer fiktiven Karaokebar getanzt. In<br />
„Lapse and the Scarlet Sun“ bleibt es nicht<br />
beim eng umschlungenen Pas de deux, es<br />
wird heiß: Lukkarila und Bonamore geben<br />
Unterricht in queerer Erotik, romantisches<br />
Schmachten genügt nicht.<br />
Signature-Piece. Jan Lauwers<br />
und die Needcompany verdichten<br />
William Shakespeares<br />
Tragödien und Komödien zu<br />
einem Doppelabend. Regisseur<br />
Lauwers und Textdichter Victor<br />
Afung Lauwers garantieren,<br />
dass „Billy’s Violence“ sowie<br />
„Billy’s Joy“ mit beiden Beinen<br />
im Hier und Jetzt stehen. Auch<br />
Meg Stuart, ebenfalls seit Jahrzehnten<br />
zur ImPulsTanz-Familie<br />
zählend, reist mit doppeltem Gepäck<br />
an. „All the Ways Around“ passt für ein<br />
Trio: Die Tänzerin Meg Stuart tanzt, der<br />
Jazzer Doug Weiss spielt Bass, die Virtuosin<br />
Mariana Caralho begleitet am Klavier.<br />
Als Signaturstück für Meg Stuart und ihre<br />
Company Damaged Goods kann „Blessed“<br />
gelten. Seit über 15 Jahren ist die Parabel<br />
über das Leben stets ausverkauft. e<br />
Tipp<br />
ImpulsTanz. Vienna International<br />
Dance Festival, 6. 7.–<br />
6. 8., impulstanz.com<br />
Fotos: Marc Domage, Sylvie Ann Paret, Lucie Jansch, Julian Gabriel Richter, Laura van Severen.
Musik verwandelt<br />
Vom 4. August bis 17. September wird das Waldviertel<br />
bei Allegro Vivo zur klingenden Region.<br />
Text: Theresa Steininger<br />
diepresse.com/club<br />
CLUB-VORTEILE<br />
Moonlight Serenade. Am Stadtsee<br />
von Horn gibt es am 8. August ein<br />
Nachtkonzert. Eintritt frei!<br />
Cross-over. Johannes Berauer hat für Allegro<br />
Vivo „Change over time“ komponiert.<br />
Fotos: schewig-fotodesign.at, © Frank G Brody, Julia Wesely.<br />
Metamorphosen“ – unter diesem<br />
Überbegriff steht die 45. Saison<br />
des Klassikfestivals Allegro Vivo.<br />
Durch die Wahl des Themas<br />
möchte man die Auftritte namhafter Künstler<br />
und deren Musik mit der besonderen<br />
menschlichen Fähigkeit, gesellschaftsverändernde<br />
Kräfte freizusetzen, in Beziehung<br />
stellen, wie Vahid Khadem-Missagh,<br />
der künstlerische Leiter von Allegro Vivo,<br />
betont: „Gerade jetzt, wo unsere Welt im<br />
Umbruch ist, fragt man sich, welche Rolle<br />
die Musik einnimmt. Und man muss sagen:<br />
Musik verwandelt. Außerdem ist sie letztlich<br />
ein Symbol für die Metamorphose wie<br />
kaum ein anderes, verwandelt sich doch<br />
auch die Note auf dem Papier in Klänge.“<br />
Wenn man überlege, warum uns Musik so<br />
sehr bewegt und warum sie uns in innere<br />
Rührung bringt, ließe sich das „nicht<br />
anders als mit einem Wandel von einem<br />
Zustand auf eine andere Ebene erklären“,<br />
so Vahid Khadem-Missagh.<br />
Mahnmal gegen den Krieg. Den Start des<br />
heurigen Festivals macht man mit Richard<br />
Strauss’ richtungsweisenden „Metamorphosen<br />
für 23 Solostreicher“ – laut Khadem-Missagh<br />
eine „Kulmination der deutschen<br />
romantischen Tonschöpfung, die<br />
er in Anbetracht der Scherben nach dem<br />
Krieg als Mahnmal gegen diesen komponiert<br />
hat“.<br />
Als Gegengewicht dazu kommt beim Eröffnungskonzert<br />
eine Auftragskomposition<br />
Auftakt. Die Academia Allegro Vivo spielt zum<br />
Auftakt u. a. Richard Strauss’ „Metamorphosen“.<br />
zur Uraufführung: Johannes Berauers<br />
„Change over time“ soll den Bogen zur zeitgenössischen<br />
Musik schlagen und ebenfalls<br />
Wandel symbolisieren. Vahid Khadem-<br />
Missagh wird bei dieser Komposition für<br />
Violine, Akkordeon und Streichorchester<br />
selbst mit Christian Bakanic und der Academia<br />
Allegro Vivo aktiv werden. Ein weiterer<br />
Kontrapunkt dazu wird Felix Mendelssohn<br />
Bartholdys „Streichersymphonie<br />
Nr. 10 h-Moll“ sein, die „vor Lebensfreude<br />
sprüht“, wie der Festivalleiter sagt.<br />
Tipp<br />
Allegro Vivo. Vom 4. August bis<br />
17. September finden an 25 Spielorten<br />
im Waldviertel rund 50 Konzerte<br />
statt. allegro-vivo.at<br />
„Presse“-Club. 15 Prozent<br />
Ermäßigung auf alle Tickets.<br />
Generell hat man sich für die heurige Ausgabe<br />
die Begegnung mit Deutschland als<br />
weiteren Fokus gesetzt. Die Musik soll auch<br />
in Beziehung zur Sprache stehen. Cornelius<br />
Obonya präsentiert daher ein Geburtstagsfest<br />
für Loriot in Ziersdorf, Andrea<br />
Eckert und Adrian Eröd bringen Johannes<br />
Brahms’ „schöne Magelone“ in den Burghof<br />
von Burg Schleinitz.<br />
Musikalische Stars, die heuer bei Allegro<br />
Vivo zu Gast sind: Diknu Schneeberger, das<br />
Sonus Brass Ensemble, das Janoska Ensemble,<br />
das Duo Minerva und Sopranistin<br />
Miriam Kutrowatz. Grand Dame Elisabeth<br />
Leonskaja wird unter anderem in Schuberts<br />
„Forellenquintett“ mitwirken und<br />
die letzte Klaviersonate Beethovens zum<br />
Besten geben. Studentinnen und Studenten<br />
der Internationalen Sommerakademie<br />
Allegro Vivo werden in einigen Konzerten<br />
tatkräftig unterstützen.<br />
Groovig. Beim Galakonzert gibt es eine<br />
„feierliche Begegnung“ zwischen Khadem-<br />
Missagh und Kontrabassist Georg Breinschmid.<br />
Dafür wurde das Konzertformat<br />
„Groovertimento“ entwickelt. „Wir werden<br />
Brücken schlagen zwischen den verschiedensten<br />
Kulturkreisen, die Wien ausmachen“,<br />
so der Intendant. Das Abschlusswochenende<br />
ist gleichzeitig ein Ausblick<br />
auf das nächste Jahr, in dem Anton Bruckners<br />
Geburtstag sich zum 200. Mal jährt.<br />
Sein Streichquintett in F-Dur ist in einer<br />
Orchesterfassung zu hören. e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 47
diepresse.com/club<br />
CLUB-VORTEILE<br />
Poetik<br />
politischer Macht<br />
Das Teatro Barocco verschwistert heuer das<br />
Schicksal der Königin Kleopatra mit Lob auf<br />
einen Habsburger-Kaiser. Text: Wilhelm Sinkovicz<br />
Historische<br />
Gewänder. Jinxin<br />
Chen als Maestro<br />
di Capella in<br />
Perchtoldsdorf.<br />
Original. Nicht nur im Klang,<br />
auch in der Ästhetik bemüht sich<br />
Bernd R. Bienert um Werktreue.<br />
Nicht nur dem antiken Liebespaar<br />
Antonius und Kleopatra begegnen<br />
wir bei Bernd Roger Bienerts diesjähriger<br />
Stagione des Teatro Barocco,<br />
sondern auch Maria Theresias Vater,<br />
Kaiser Karl VI. „Antonio e Cleopatra“, eine<br />
Oper aus der Jugendzeit Johann Adolph<br />
Hasses, der später zum MusiktheaterStar<br />
seiner Zeit werden sollte, verschafft uns<br />
Einblick in die erstaunlichen Gepflogenheiten<br />
barocker Kunst. Mythologische Figuren<br />
und antike Politik dominierten nicht nur<br />
die prunkvollen Gemälde jener Epoche. Sie<br />
erzählten ihre Geschichten auch in Form<br />
von Rezitativen und Arien auf den Opernbühnen.<br />
Nicht genug damit, sorgten sie<br />
auch dafür, mittels unüberhörbarer Querverweise<br />
und Huldigungsbezeugungen<br />
Verbindungen zwischen sagenhaften Helden<br />
und zeitgenössischen Potentaten herzustellen.<br />
48 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Intensive Recherche. Wie<br />
sahen die Gewänder zu<br />
früheren Zeiten aus?<br />
Dergleichen freundliche Verbeugung vor<br />
dem Zeitgeist und dem Herrscher nannte<br />
man Licenza und praktizierte sie bei großen<br />
Festaufführungen auf höfischen Bühnen.<br />
Selbstverständlich auch am Wiener<br />
Kaiserhof. So durfte sich der Kaiser im<br />
Finale der neuen Oper über Antonius und<br />
Kleopatra darüber freuen, dass das opferbereite<br />
Paar seinen Tod nicht der Liebe,<br />
sondern künftigen Generationen weihte –<br />
und deren glorreichem Herrscher.<br />
Gemeinsamer Freitod. Die Oper zeigt<br />
uns die letzten Stunden<br />
der ägyptischen Königin<br />
und des römischen Feldherrn.<br />
Am Ende einer virtuose<br />
Reihe von leidenschaftlichen,<br />
melancholischen, verzweifelten,<br />
aber auch von<br />
Liebe und Hoffnung erfüllten<br />
Tipp<br />
„Antonio e Cleopatra“. Regie:<br />
Bernd R. Bienert. Dirigent:<br />
Daniel Freistetter. Von 2. September<br />
bis 7. Oktober, Stift<br />
Göttweig. teatrobarocco.at<br />
Arien fasst das Paar den Entschluss zum<br />
gemeinsamen Freitod – doch durften sich<br />
Karl VI. und seine Gattin Elisabeth über<br />
die Schlussworte freuen: „Der Lorbeer<br />
Roms“, so singt Antonius, möge „den Häuptern<br />
der Nachfolger erhalten bleiben und<br />
das Gewicht der Szepter dauerhaft sein<br />
in der Hand dessen, der die Welt regieren<br />
wird. Schließlich wird im Lauf der Jahre<br />
unter dem Himmel Germaniens eine neue<br />
Sonne aufgehen, die von den maurischen<br />
Gefilden bis zu den Küsten des Ostens das<br />
Land mit ihren Strahlen erhellt: Karl, der<br />
übermenschliche, große, wird mit seinen<br />
bewundernswerten Taten all vergessen lassen,<br />
was Griechenland und Rom mit ihren<br />
schönen Schriften uns bisher als Helden<br />
rühmten.“<br />
Wär’ nicht Bernd Bienert, würde er nicht<br />
Assoziationen zu solch heute ungewohnter<br />
Theaterpraxis und dem Spielort bringen:<br />
Das große Deckenfresko über der Kaisertreppe<br />
in Stift Göttweig zeigt ja die „Apotheose<br />
Karls VI.“ – womit optische Verbindungslinien<br />
zur szenischen Darbietung<br />
hergestellt wären.<br />
Wie immer spiegelt die Bühnenästhetik des<br />
Teatro Barocco die historischen Bräuche.<br />
Bienert setzt konsequent auf die Verbindung<br />
der heute allerorten üblichen musikalischen<br />
„Originalklang“<br />
Praxis und einer adäquaten,<br />
historisch glaubwürdigen<br />
optischen Realisierung.<br />
Das hat seinen Produktionen<br />
schon in den vergangenen<br />
Jahren begeisterten<br />
Zuspruch beschert. e<br />
Fotos: Bienert, beigestellt.
Fotos: Daniela Matejschek(2), Leonie Trefflinger.<br />
Muse und Inspiration<br />
Die Natur steht im Mittelpunkt der heurigen<br />
Internationalen Barocktage Stift Melk.<br />
Text: Theresa Steininger<br />
Die Natur als Inspirationsquelle, ja,<br />
als eine der am meisten geschätzten<br />
„Musen“ für Künstlerinnen<br />
und Künstler: Dieser widmen<br />
die Internationalen Barocktage Stift Melk<br />
heuer ihr Programm. Von Freitag, 26. Mai,<br />
bis Pfingstmontag, 29. Mai, sind zwölf Konzerte<br />
und zahlreiche Rahmenveranstaltungen<br />
geplant, die den Übertitel „Mensch:<br />
Natur: Wohin?“ tragen.<br />
„In einer Zeit, in der der Wandel so groß<br />
ist wie noch nie, besinnen wir uns alle wieder<br />
auf das Wesentliche und hören in uns<br />
hinein. Dabei hilft mir die Natur besonders,<br />
um auch in schwierigen Situationen durchatmen<br />
zu können“, erklärt Michael Schade,<br />
der bei den Internationalen Barocktagen<br />
Melk als Intendant fungiert. „Daher möchten<br />
wir in diesem Jahr zeigen, was Menschen<br />
an der Natur lieben, wie wir in ihr<br />
leben und wie es der barocke Mensch getan<br />
hat. Es ist ein Programm, das auch die aktuelle<br />
Klimakrise einschließt.“<br />
Tier- und Naturlaute. Den Auftakt macht<br />
man mit Georg Philipp Telemanns „Der<br />
Tag des Gerichts“, in dem dieser mithilfe<br />
von allegorischen Figuren die Apokalypse<br />
heraufbeschwor. Das Spätwerk des Komponisten<br />
wird von Ivor Bolton und dem<br />
Concentus Musicus Wien in der Stiftskirche<br />
aufgeführt. Mit dabei sind auch die<br />
Apokalypse. Der Concentus Musicus spielt unter<br />
Ivor Bolton Telemanns „Der Tag des Gerichts“.<br />
„OffRoad Barock“. Das Quadriga Consort<br />
interpretiert traditionelle britische Folksongs neu.<br />
Naturverbunden. Intendant Michael Schade<br />
macht die Natur zum Programmschwerpunkt.<br />
Wiener Sängerknaben und der Chorus sine<br />
nomine, wenn es darum geht, Untergang,<br />
Hoffnung und Option auf Rettung gleichermaßen<br />
hörbar zu machen. Wie Tierlaute<br />
und Klänge der Natur in der Musik<br />
nachempfunden wurden, dafür gilt Antonio<br />
Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ als<br />
herausragendes Beispiel. In Melk wird das<br />
Werk von Dirigent Rubén Dubrovsky mit<br />
dem Bach Consort Wien zur Aufführung<br />
gebracht, ergänzend treten bei diesem<br />
Konzert am Pfingstsonntagvormittag im<br />
Kolomanisaal die argentinische Sopranistin<br />
Verónica Cangemi und Tenor Michael<br />
Schade mit passenden Arien auf. Abends<br />
hört man das Ensemble L’Arpeggiata unter<br />
Dirigentin und Komponistin Christina Pluhar,<br />
die Elemente Alter Musik mit Komponenten<br />
anderer Genres verbindet und<br />
dazu auch Eigenkompositionen präsentiert.<br />
Unter dem Titel „Terra mater“ hat sie<br />
ein eigens für die Barocktage zusammengestelltes<br />
Programm im Gepäck.<br />
Wenn sich tags darauf Dirigentin Michi<br />
Gaigg mit dem L’Orfeo Barockorchester<br />
dem Thema „Natur und Schöpfung“ widmet,<br />
ist nicht Joseph Haydns gleichnamiges<br />
Oratorium gemeint, sondern Komponisten,<br />
die schon vor ihm ihre Faszination für die<br />
Geburt des Universums musikalisch festgehalten<br />
haben. Auch erstaunlich moderne<br />
Klänge sind in diesen frühen musikalischen<br />
Schöpfungsgeschichten dabei.<br />
Albert Recasens verbindet bei seinem Konzert<br />
mit der Grand Chapelle spanische<br />
Barockmusik, respektive Lieder, in denen<br />
der Dichter in einen Dialog mit Tieren oder<br />
Elementen der Schöpfung tritt.<br />
Den Abschluss des heurigen Festivals überlässt<br />
man der neu ins Leben gerufenen<br />
Accademia Melicensis: Musikerinnen und<br />
Musiker von internationalen Universitäten<br />
werden im Rahmen der Internationalen<br />
Barocktage zum Ensemble. Pate dafür<br />
stehen Stefan Gottfried und Mitglieder des<br />
Concentus Musicus Wien, die mit ihnen ein<br />
Programm erarbeiten, bei dem das Concerto<br />
grosso im Zentrum steht. Das neue<br />
Orchester wird das finale Konzert des Festivals<br />
bestreiten, in dem das Barock der<br />
zeitgenössischen Musik unter anderem mit<br />
einer Uraufführung von Gerald Resch die<br />
Hand reichen wird. e<br />
Tipp<br />
diepresse.com/club<br />
CLUB-VORTEILE<br />
„Mensch: Natur: Wohin?“ Die Internationalen<br />
Barocktage Stift Melk<br />
finden vom 26. bis 29. Mai statt.<br />
www.barocktagemelk.at<br />
„Presse“-Club. 15 Prozent<br />
Ermäßigung auf alle Tickets.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 49
diepresse.com/club<br />
CLUB-VORTEILE<br />
Komponistinnen<br />
im Fokus<br />
Das Internationale<br />
Brucknerfest Linz findet<br />
vom 4. September bis<br />
11. Oktober statt.<br />
Text: Theresa Steininger<br />
Als Interpretinnen bejubelt, als<br />
Musen und Mäzeninnen hochgeschätzt<br />
– Frauen spielten in der<br />
Entstehung von Musik stets eine<br />
wichtige Rolle. Doch das schöpferische<br />
Talent wurde ihnen über Jahrhunderte<br />
abgesprochen. Das Internationale Brucknerfest<br />
Linz möchte dies im wahrsten Sinn<br />
des Wortes „aufbrechen“: „Aufbruch. ,Das<br />
Ewig-Weibliche zieht uns hinan‘“.<br />
Dieses Zitat aus Goethes „Faust“ hat man<br />
sich heuer als Motto gewählt. Komponistinnen<br />
aus der Zeit von Namensgeber Anton<br />
Bruckner, aber auch aus anderen Epochen<br />
sollen im Mittelpunkt stehen, auch<br />
in ihrer Funktion als Vorkämpferinnen.<br />
Vom 4. September bis 11. Oktober sind Sinfonien,<br />
Klavierwerke, Kammermusik, Messen<br />
und vieles mehr aus Frauenhand im<br />
Brucknerhaus Linz, im Mariendom, im<br />
Alten Dom und in der Pfarrkirche Ansfelden<br />
sowie in der Stiftsbasilika St. Florian<br />
Glass Marcano.<br />
Die venezolanische<br />
Dirigentin leitet den<br />
Festakt am 10. 9.<br />
und bei Stadtspaziergängen zu hören. „Das<br />
Motto ,Aufbruch‘ steht für das Aufbrechen<br />
solch patriarchaler Strukturen und anderer<br />
überkommener Denkmuster, aber auch<br />
für den Aufbruch hin zu ,neuen Ufern‘, an<br />
denen wir solche Denkmuster hoffentlich<br />
endgültig hinter uns lassen werden“, sagt<br />
Brucknerhaus-Intendant und Festivalleiter<br />
Dietmar Kerschbaum. „Wie absurd die Meinung<br />
ist, Frauen fehle es an der Begabung<br />
zu schöpferischer Kreativität, beweisen die<br />
Werke all jener Komponistinnen, die beim<br />
diesjährigen Brucknerfest erklingen.“<br />
Pionierinnen. Amy Beach<br />
beispielsweise gilt als erste<br />
amerikanische Frau, die<br />
eine Sinfonie schrieb. Von<br />
ihr wird man jene in e-Moll<br />
hören, die den Titel „Gaelic“<br />
trägt und von den Prager<br />
Symphonikern unter Eugene<br />
Tipp<br />
Internationales Brucknerfest<br />
Linz. Eröffnung: 4. September,<br />
19.30 Uhr, „Happy Birthday,<br />
Anton!“ brucknerhaus.<br />
at/programm/internationalesbrucknerfest-linz-2023<br />
Tzigane gespielt wird. Markus Poschner<br />
und das Bruckner Orchester Linz haben<br />
ihrerseits eine Sinfonie der Kroatin Dora<br />
Pejačević und die erste Sinfonie der Afroamerikanerin<br />
Florence Price gewählt. Mit<br />
der Dirigentin Han-Na Chang wird das<br />
Bruckner Orchester Linz außerdem die<br />
Messe in D-Dur der Britin Ethel Smyth<br />
spielen.<br />
Eine der wenigen, die sehr wohl schon zu<br />
Lebzeiten zu Ruhm kam, war Emilie Mayer,<br />
auch als „weiblicher Beethoven“ apostrophiert.<br />
Beim Brucknerfest wird ihre siebente<br />
Sinfonie von Le Cercle de l’Harmonie<br />
gespielt. Ihre erste Sinfonie präsentiert<br />
das Orchester Wiener Akademie unter<br />
Martin Haselböck. Inspirationsquelle und<br />
eigenständige Komponistin zu sein, vereinte<br />
Clara Schumann in sich. Pianist Kit<br />
Armstrong wird Musik von ihr spielen,<br />
Yefim Bronfman Bezüge zu ihr herstellen.<br />
Neben Werken aus der Zeit der Romantik<br />
und der frühen Moderne, aber auch aus<br />
dem Mittelalter gibt es auch zeitgenössische<br />
Musik, darunter eine Uraufführung von<br />
Elena Firsova mit dem Bruckner Orchester<br />
Linz und dem sonic.art Saxophonquartett.<br />
Zahlreich sind jedenfalls jene im Programm<br />
des Brucknerfests vorkommenden<br />
Musikerinnen, die Vorreiterinnen und Pionierinnen<br />
waren. So wurde Louise Farrenc<br />
1842 am Pariser Konservatorium als europaweit<br />
erste Frau zur Klavierprofessorin<br />
ernannt; Elfrida Andrée war 1861 die erste<br />
Frau, der es in Schweden gestattet wurde,<br />
als Organistin zu arbeiten; Amanda Röntgen-Maier<br />
erhielt 1872 als erste Frau ein<br />
Diplom der Königlichen Musikakademie in<br />
Stockholm, und Florence Price schließlich<br />
gelang es als erster Afroamerikanerin, in<br />
den USA eine Karriere als Komponistin zu<br />
machen, wobei sie stark gegen rassistische<br />
Ressentiments ankämpfte.<br />
Rund um diesen Konzertreigen bietet man<br />
ein wissenschaftliches Symposium an, das<br />
in Kooperation mit dem Anton Bruckner<br />
Institut, der Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst Graz und der Universität<br />
für Weiterbildung Krems abgehalten wird:<br />
„Femmes musicales – Frauen in der Musik<br />
des 19. Jahrhunderts“. Darüber hinaus wird<br />
das Thema des Brucknerfests Linz auch<br />
in die Straßen getragen. Bei Stadtspaziergängen<br />
kann das Publikum<br />
„Linzer Ladies“ verfolgen,<br />
an vier Tagen stehen ebenso<br />
viele Linzer Künstlerinnen<br />
im Zentrum. Ihre Werke werden<br />
bei Kurzkonzerten von<br />
Studierenden der Anton<br />
Bruckner Privatuniversität<br />
präsentiert. e<br />
Fotos: Andreina Flores.<br />
50 <strong>Kulturmagazin</strong>
Perspektivenwechsel<br />
Mozart und Bach, Alte Musik und Zeitgenössisches:<br />
All das bieten die donauFestwochen im Strudengau.<br />
diepresse.com/derclub<br />
CLUB-VORTEILE<br />
Text: Theresa Steininger<br />
Festivalorchester. Das<br />
L’Orfeo Barockorchester<br />
unter der Leitung von Michi<br />
Gaigg spielt „Zaide“.<br />
Innovativ. Die Neue Hofkapelle<br />
Graz interpretiert<br />
die „Zauberflöte“ kammermusikalisch.<br />
Newcomer. Das Quartett<br />
Lantana Camara stellt sich<br />
mit Barock- und heutiger<br />
Musik vor.<br />
Inspiriert. Regisseurin<br />
Manuela Kloibmüller<br />
verleiht Mozarts „Zaide“<br />
eine neue Note.<br />
Fotos: wali..pix, JOhannes Silberschneider/Neue Hofkapelle Graz, Yat Ho Tsang, Reinhard Winkler.<br />
Mozart und Bach aus anderen<br />
Blickwinkeln als gewohnt gibt<br />
es heuer bei den Donaufestwochen<br />
Strudengau. Im Mittelpunkt<br />
des heurigen Festivals steht „Zaide“<br />
von Wolfgang Amadeus Mozart, einst der<br />
erste Vorstoß des Komponisten in Richtung<br />
der deutschen Oper respektive des<br />
Singspiels. Dass „Zaide“ Fragment blieb<br />
und Schluss, Ouvertüre und vor allem die<br />
gesprochenen Dialoge fehlen, inspirierte<br />
Regisseurin Manuela Kloibmüller zu einem<br />
besonderen szenischen Konzept. Sie hat<br />
für die donauFestwochen neue Dialogtexte<br />
erarbeitet und eine kommentierende Figur<br />
hinzugefügt: eine Journalistin, die durch<br />
das Werk führt. Wenn diese ausschnitthaft<br />
über die ungeheuerlichen Umstände eines<br />
Lebens als Sklave berichtet, fällt das Fragmentarische<br />
des Werks, in dem Mozart<br />
dem damaligen Phänomen der „Türkenoper“<br />
Rechnung trug, wohl weniger ins<br />
Gewicht. „Die Bilder folgen einer Erinnerung,<br />
sie sind manchmal verschwommen<br />
und widersprüchlich, doch immer aufwühlend“,<br />
beschreibt Kloibmüller. Außerdem<br />
zeigt sich der Komponist in den zehn Arien,<br />
dem überlieferten Duett, Terzett, Quartett,<br />
dem Anfangschor und zwei Melodramen,<br />
Letztere einmalig bei Mozart, besonders<br />
avantgardistisch. Ekaterina Krasko wird<br />
die Titelrolle singen, auch Virgil Hartinger,<br />
Philipp Kranjc, Stefan Zenkl und Jakob<br />
Maximilian Gerbeth sind dabei. Intendantin<br />
Michi Gaigg steht am Pult des L’Orfeo<br />
Barockorchesters. „Zaide“ hat am 5. August<br />
auf Schloss Greinburg Premiere.<br />
Grooviger Bach. Auch den Auftakt der<br />
donauFestwochen am 28. Juli auf Schloss<br />
Greinburg macht man mit Mozart, seine<br />
„Zauberflöte“ in einer Kammerfassung<br />
interpretiert die Neue Hofkapelle Graz,<br />
Johannes Silberschneider erzählt und kommentiert<br />
aus der Sicht Papagenos. Mit seiner<br />
Festrede wird der Philosoph Robert<br />
Pfaller einen „Kontrapunkt“ dazu liefern.<br />
Einen neuen Blick auf Johann Sebastian<br />
Bach soll ein Konzert des Cellisten Matthias<br />
Bartolomey geben, wenn er die sechs<br />
Suiten für Violoncello mit groovigen und<br />
rockigen Eigenkompositionen kombiniert.<br />
Bei Company of Music in der Stiftskirche<br />
Tipp<br />
donauFestwochen Strudengau.<br />
Vom 28. Juli bis 15. August an<br />
12 Spielorten rund um Grein an der<br />
Donau. www.donau-festwochen.at<br />
„Presse“-Club: 15 Prozent<br />
Ermäßigung auf alle Tickets.<br />
Waldhausen wird es ebenso eine zeitgenössische<br />
Kontextualisierung geben.<br />
Wie Alte Musik und Moderne in Zwiesprache<br />
treten, möchte man unter anderem<br />
auch mit einer Uraufführung eines neuen<br />
Orgelwerks des italienischen Komponisten<br />
Pier Damiano Peretti zeigen. Dieser ließ<br />
sich vom Kirchenraum und der Klanglichkeit<br />
der Freundt-Richter-Orgel in der Stiftskirche<br />
Baumgartenberg zu dieser Auftragsarbeit<br />
der donauFestwochen inspirieren.<br />
Die Orgel wurde 1662 erbaut und gilt als<br />
Meisterwerk der süddeutschen barocken<br />
Orgelbaukunst. Gespielt wird die Uraufführung<br />
von Silva Manfrè, sie präsentiert darüber<br />
hinaus Werke von Franz Xaver Anton<br />
Murschhauser, Johann Caspar Kerll und<br />
Johann Jakob Froberger.<br />
Traditionell sind die donauFestwochen<br />
auch ein Podium für junge Musikerinnen<br />
und Musiker sowie neue Ensembles.<br />
So stellt sich etwa das Quartett Lantana<br />
Camara mit Barock- und heutiger Musik<br />
vor, während die Jazzfusion Band Eledone<br />
Zeitgenössisches in den Vierkanthof der<br />
Familie Hauer bringt. Wie stets wenden<br />
sich die donauFestwochen auch an junges<br />
Publikum: Mit speziellen Workshops zu<br />
„Zaide“ und mit der Einladung an alle unter<br />
15, gratis zu allen Konzerten der donauFestwochen<br />
zu kommen. e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 51
Am Puls der Zeit. Tim<br />
Bendzko (38) ist einer der<br />
bekanntesten deutschsprachigen<br />
Sänger.<br />
Fotos: Josselin.<br />
52 <strong>Kulturmagazin</strong>
„Es ist eine<br />
bessere<br />
Welt jetzt“<br />
Trotz aller Krisen optimistisch bleiben: Das ist die<br />
Message, die Tim Bendzko auch in seinem neuen<br />
Album „April“ vermittelt. Ein Gespräch über<br />
Klimakleber, Social Media und Trennungsschmerz.<br />
Interview: Samir H. Köck<br />
Tim Bendzko war 2011 der große Überflieger mit dem Song<br />
„Nur noch kurz die Welt retten“. Auf seinem aktuellen Album<br />
„April“ (Sony Music) ironisiert er dessen Botschaft. Am 1. Juli<br />
gastiert Bendzko beim zum zweiten Mal stattfindenden Festival<br />
„Langenlois blooomt“. Mit dem „<strong>Kulturmagazin</strong>“ sprach er über<br />
toxische Beziehungen, über das Lesen und über Klimakleber.<br />
Sie sind im April geboren. Aber macht das diesen Monat so<br />
signifikant, dass man gleich einen Song mit diesem Titel schreiben<br />
muss?<br />
Es ist nicht nur ein Song, sondern auch das neue Album, das „April“<br />
betitelt ist. Der Gedanke war, dass in jedem Chaos die Chance zu<br />
einem Neuanfang steckt. Die Coronazeit mit ihren Lockdowns<br />
war ein ständiges emotionales Auf und Ab. Immer wenn man<br />
sich gerade sortiert hatte und für einen Neustart fit war, kam der<br />
nächste Lockdown. Weil der April macht, was er will, wie das<br />
Sprichwort sagt, war er der ideale Titel.<br />
Vor zehn Jahren haben Sie als Headliner in der berühmten<br />
Berliner Location Waldbühne gespielt. Welche Erinnerungen<br />
haben Sie daran?<br />
Das war aus mehreren Gründen völlig absurd. Ich hatte 2009 da<br />
schon mal als Gewinner eines Wettbewerbs Support für die Söhne<br />
Mannheims gemacht. 2011 habe ich vor Joe Cocker dort gespielt.<br />
Damals begann ich zu träumen, wie es denn wäre, wenn ich in<br />
zwei Jahren als Headliner hier spielen würde. Da entstand eine<br />
Vision. Und es passierte tatsächlich, dass ich zwei Jahre nach meinem<br />
Debütalbum an diesem Platz vor 22.000 Leuten konzertierte.<br />
Ein Jahr lang hatte ich Angst, dass niemand kommt. Dann war es<br />
tatsächlich voll, und dann kam die Security kurz vor Beginn zu mir<br />
und sagte mir, dass wir wahrscheinlich abbrechen werden müssen,<br />
weil eine Schlechtwetterfront naht. Nach einer Stunde wurde<br />
mir bewusst, dass ich da ja noch immer spielte und sang. Das hatte<br />
etwas Surreales. Es hat dann nie geregnet. Aus meiner Perspektive<br />
war die ganze Zeit blauer Himmel, aber in der anderen Richtung<br />
sah es äußerst bedrohlich aus. Hinter mir war Weltuntergang.<br />
Meine Lieblingszeile auf Ihrem neuen Album lautet „Mein allerliebster<br />
Schmerz bist du“. Ist das dem eigenen Leben abgetrotzt?<br />
Na klar. Ich kenne fast niemanden, der noch nie in einer toxischen<br />
Beziehung war. Ich habe zum Glück recht schnell den Absprung<br />
geschafft. Es ist schon lang her. Es war gefühlt meine erste richtige<br />
Beziehung, die einfach drei Jahre lang die Vollkatastrophe<br />
war. Und trotzdem bin ich nicht gleich<br />
rausgekommen. Für den Song habe ich das Thema<br />
recht pointiert aufgearbeitet, obwohl es eigentlich<br />
ein recht trauriges Thema ist. Es ist superschwer,<br />
von jemandem loszukommen, der einem am Herzen<br />
liegt. Auch wenn diese Person einen nicht so behandelt,<br />
wie man es vielleicht verdient hätte.<br />
Wie halten Sie sich sprachlich fit?<br />
Ich lese, aber nicht unbedingt mit dem Ziel der<br />
sprachlichen Fitness. Aber es hilft sicherlich. Werner<br />
Tipp<br />
Langenlois blooomt. Das junge<br />
Pop-Festival findet am 1. Juli<br />
auf der Open-Air Bühne von<br />
Schloss Haindorf statt. Einlass<br />
ab 17 Uhr statt. Line-up: 19.30<br />
Uhr Popwal, 20.30 Uhr Tim<br />
Bendzko, 22 Uhr DJ Ravex.<br />
Karten: kulturlangenlois.at/langenlois-blooomt<br />
Hansch ist ein berühmter Sportkommentator, bei dem ich einmal<br />
in der Sendung war. Dort sagte er den schönen Satz: „Lesen bildet<br />
Sprache.“ Ich habe in meinem Leben nie so viel gelesen wie in den<br />
letzten drei, vier Jahren.<br />
Romane?<br />
Ich bin eher der Sachbuchtyp. Bin aber davon schon ein wenig<br />
genervt. „4000 Wochen“ von Oliver Burkemann habe ich zuletzt<br />
gelesen. Ein Buch über Zeitmanagement. Biografien lese ich wahnsinnig<br />
gern. Die von André Agassi zählt zu meinen Lieblingsbüchern.<br />
Jetzt probiere ich gerade Bücher von Isaac Asimov.<br />
Was war der Masterplan fürs neue Album?<br />
Es sollte unbedingt abwechslungsreich sein. Das ist mir, glaube<br />
ich, sehr gut gelungen. Es gab keine Regeln. Alles, was uns Spaß<br />
machte, haben wir realisiert. Mit meinen beiden Produzenten, die<br />
sich Truva nennen, passt die Chemie. Wenn ich denen sage, lasst<br />
uns einen Song schreiben, der „Parallelwelt“ heißt, dann tun sie das<br />
ganz so, wie es mir behagt. Und so was wie „Magneten“ ist sowieso<br />
ein Ohrwurm.<br />
Ironisieren Sie Ihren ersten Hit in „Wer rettet die Welt für mich“?<br />
Das ist tatsächlich so etwas wie eine Fortsetzung von „Nur noch<br />
kurz die Welt retten“. Der Song ist zwölf Jahre alt, und ich höre<br />
jedes Jahr unzählige Male, wie gut er aufs jeweils laufende Jahr<br />
passt. Das finde ich spannend. Sagt viel über unsere Wahrnehmung,<br />
weil wir in jedem Jahr irgendeine Krise haben. Corona,<br />
Krieg, Inflation sind alles Riesenprobleme, die gelöst werden<br />
müssen. Aber wir vergessen ein bisschen, dass die Entwicklung<br />
eigentlich sehr positiv verläuft. Man muss nur vergleichen, wo wir<br />
heute stehen im Vergleich zu vor dreißig Jahren. Es ist eine bessere<br />
Welt jetzt.<br />
Was halten Sie von den Klimaklebern?<br />
Da muss ich philosophisch werden. Niklas Luhmanns Systemtheorie<br />
fällt mir da ein. Ich verstehe es grundsätzlich, wenn man glaubt,<br />
dass niemand das Problem versteht und man sich deshalb bemerkbar<br />
machen muss. Sie versuchen es in einem System zu kommunizieren,<br />
vergessen dabei aber, wie dieses System funktioniert. Am<br />
Ende des Tages machen sie nichts weiter, als den Medien Futter zu<br />
verschaffen, sie niederzumachen. Man sollte wissen, dass darüber<br />
nicht differenziert berichtet wird. Sie schaden der Bewegung leider<br />
mehr, als sie ihr helfen.<br />
War es hart, die Anonymität zu verlieren?<br />
Das war nicht so arg, weil ich mich innerlich darauf<br />
schon vorbereitet hatte. Viel schwieriger war<br />
das Aufkommen von Social Media. Da bekam man<br />
aus allen Richtungen eingeredet, dass je öffentlicher<br />
man mit seinem Privatleben ist, desto erfolgreicher<br />
würde man sein. Davon halte ich überhaupt nichts.<br />
In Ihren Liedern gibt es kaum konkrete politische<br />
oder sozialkritische Inhalte. Warum?<br />
Weil ich es nicht mag, mit dem Finger auf Leute zu<br />
zeigen. Wenn ich das machen wollte, wäre ich Lehrer<br />
oder Politiker geworden. e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 53
54 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Vielseitig.<br />
Carolina Schutti<br />
entschied sich,<br />
statt einer Habilitation<br />
Literatur<br />
zu schreiben.
Telefonsex in<br />
der Abstellkammer<br />
Was Isolation aus einem Menschen machen<br />
kann: Davon handelt Carolina Schuttis<br />
fesselnder Roman über Lügen und Kindheit.<br />
Text: Erwin Uhrmann<br />
Foto: Christine Pichler<br />
Mädchen mit der Lehrerin anfreundet, was<br />
der Mutter nicht recht ist. Ausgerechnet ein<br />
ausgeborgtes Buch ist der Stein des Anstoßes.<br />
Eine Stelle, die Schutti nicht von ungefähr<br />
geschrieben hat, denn „Bücher können<br />
Menschen retten“ – und Lügengebäude<br />
zum Einsturz bringen. „Oft werden Kinder<br />
aus sozial benachteiligten Familien, die aus<br />
ihrer Situation ausbrechen, das Elternhaus<br />
verlassen oder auch studieren, von den<br />
anderen Familienmitgliedern als Verräter<br />
betrachtet“, weiß die Autorin, die für ihr<br />
Buch den Rat einer Sozialarbeiterin hinzugezogen<br />
hat. Die ältere Tochter gerät in diesen<br />
Zwiespalt. Ihre kleine Schwester sucht<br />
weiterhin den Schutz der mütterlichen<br />
Illusionswelt.<br />
Darf man die eigenen Kinder belügen?<br />
Und wann fängt das Lügen<br />
an, zum Problem zu werden?<br />
Die in Innsbruck lebende Autorin<br />
Carolina Schutti geht diesen brisanten<br />
Fragen des Erwachsenwerdens in ihrem<br />
Roman „Meeresbrise“ auf den Grund, und<br />
das weit über die klassische Christkind<br />
Frage hinaus. Zunächst erscheint die Szenerie<br />
in dem hochkonzentrierten Roman<br />
wie eine nostalgische Erinnerung an eine<br />
einfachere Zeit, in der es weder Handys<br />
noch Internet gab. Die Leserinnen und<br />
Leser werden in ein österreichisches Dorf<br />
in den 1980ern geführt. Eine alleinerziehende<br />
Mutter versucht, mit ihren beiden<br />
Töchtern, beide im Volksschulalter, über<br />
die Runden zu kommen. Wenn sie in der<br />
Abstellkammer Telefonsex betreibt, glauben<br />
die Mädchen, sie pflücke Sterne.<br />
Schädliche Kekse. Im Supermarkt, predigt<br />
sie, gebe es jede Menge schädliche Produkte,<br />
vornehmlich die teuren Nudeln und<br />
Kekse, und dass andere Kinder die Mädchen<br />
meiden, sei nicht so schlimm, denn<br />
Freundschaften seien irrelevant – als dann<br />
ein Stein ans Fenster fliegt, soll es ein Vogel<br />
gewesen sein. In den eigenen vier Wänden<br />
lebt die Familie im Märchen, eine schäbige,<br />
mit Stoff umwickelte Glühbirne wird zur<br />
Prinzessinnenlampe mit rosa Tüll. Doch es<br />
lässt sich nicht vermeiden, dass der Kindheitszauber<br />
mit der harten Realität einer<br />
prekären Existenz kollidiert.<br />
„Man lügt oft, um Kinder zu schützen, etwa<br />
wenn es um Familiendramen geht. Der<br />
Onkel, der jemanden umgebracht hat, wird<br />
nicht erwähnt. Doch in Lügen kann man<br />
sich auch verstricken, und die Übergänge<br />
sind fließend, bis hin zur Verschwörungstheorie“,<br />
so Schutti, die sich damit beschäftigt<br />
hat, was Isolation aus einem Menschen<br />
machen kann. Nicht zuletzt wegen der<br />
Coronakrise und des UkraineKrieges hat<br />
sie ihren Roman als Parabel angelegt: „Ich<br />
frage mich, was den Kindern in Russland<br />
über die Ukraine erzählt wird.“<br />
Als im Buch die ältere Tochter wieder einmal<br />
vom Meer schwärmt, reißt der Mutter<br />
der Geduldsfaden. Das sei doch nur trübes<br />
Wasser, von dem man eine Salzwasservergiftung<br />
bekomme. Die Alternative:<br />
„Wir gehen zur Holzbrücke und sehen uns<br />
den Bach an.“ Den bitteren Humor in Szenen<br />
wie diesen, meint die 1976 geborene<br />
Schutti, nehme das Publikum bei Lesungen<br />
ganz unterschiedlich wahr – in Innsbruck<br />
sei gelacht worden, in Graz verhalten<br />
geschmunzelt und in Wien sei es still<br />
geblieben. Als ihr das Herausreden zu<br />
viel wird, schlägt die Mutter dann zu, der<br />
dünne Schleier zwischen Märchen und<br />
Realität zerreißt. „Ich wollte die Balance<br />
finden, mit der man sich dem Grauen annähern<br />
kann“, so Schutti, „wie viel ich den<br />
Leserinnen zumuten kann und wie viel<br />
meinen Figuren...“<br />
Es fehlt nicht an Kippmomenten in diesem<br />
bemerkenswerten Roman. Die Fassade<br />
beginnt zu bröckeln, als sich das ältere<br />
Tipp<br />
„Meeresbrise“. Carolina<br />
Schutti, Roman, 114 Seiten,<br />
21 Euro, Droschl Verlag.<br />
Bilder im Kopf. Schuttis Schreibstil ist<br />
knapp, ihren Roman erzählt sie in kurzen<br />
Szenen. Denn so, stellt sie fest, funktioniere<br />
auch Erinnerung: „Wir reden uns ein,<br />
dass wir uns an die gesamte Schulzeit erinnern,<br />
dabei haben wir nur wenige Bilder<br />
im Kopf, um die herum wir uns die ganze<br />
Geschichte konstruieren.“ Alles, was mit<br />
Gedächtnis zu tun hat, gesteht Schutti, sei<br />
ihre Leidenschaft, und fast hätte sie sich<br />
darauf spezialisiert und eine akademische<br />
Laufbahn eingeschlagen. Zwei Aktenordner<br />
waren für die Habilitation bereits<br />
gefüllt, als sie entschied, die Recherchen in<br />
den Altpapiercontainer zu stecken. Damals<br />
ist die promovierte Literaturwissenschaftlerin,<br />
die außerdem Konzertgitarre studiert<br />
und eine Gesangsausbildung abgeschlossen<br />
hatte, vor der Wahl gestanden,<br />
sich auf eines ihrer Talente zu fokussieren.<br />
Die Geburt ihres Kindes zwang sie zu einer<br />
Entscheidung, die zugunsten des Autorinnendaseins<br />
ausfiel – was sie bis heute nicht<br />
bereut. Im Jahr 2010 erschien ihr erster<br />
Roman „Wer getragen wird, braucht keine<br />
Schuhe“, dem folgten drei weitere, eine<br />
„Ich wollte die Balance finden, mit der man sich<br />
dem Grauen annähern kann.“<br />
Novelle und ein Lyrikband. Wie schwer<br />
das Muttersein noch immer mit dem Beruf<br />
zu vereinen ist, stellte sie fest, als ihr Kind<br />
gerade einmal drei war. Damals musste sie<br />
auf ein ihr zugesprochenes Aufenthaltsstipendium<br />
verzichten – Kinder waren nicht<br />
erwünscht. In ihrer Familiensituation funktioniere<br />
das Schreiben sehr gut, obwohl<br />
es Frauen noch immer schwerer als Männern<br />
falle, ins Arbeitszimmer zu gehen „wie<br />
Thomas Mann, der ganz selbstverständlich<br />
zwischen seinen dunklen Eichenmöbeln<br />
verschwand, um zu arbeiten.“ e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 55
Doppelpremiere. 2022 brachte Maria<br />
Muhar ihren ersten Roman und ihr<br />
erstes Kabarettprogramm heraus.<br />
Fotos: Apollonia Theresa Bitzan.<br />
56 <strong>Kulturmagazin</strong>
Kinder, Küche,<br />
Kabarett<br />
Die gelernte Köchin und studierte Künstlerin<br />
Maria Muhar hat ein Jahr der Debüts hinter sich.<br />
Text: Sabine Hottowy<br />
was man mit dem Publikum macht, die<br />
Stimme schont, Text lernt. Da hat sie mir<br />
unterschiedliche Möglichkeiten gezeigt, mir<br />
dann aber die Entscheidung überlassen.“<br />
Der bedrohlichste Gedanke war und ist<br />
für Maria Muhar der Texthänger. Bisher<br />
hatte sie noch keinen, was sie nicht davon<br />
abhält, vorauseilend nervös zu sein. Jedes<br />
ihrer Berufsfelder hat Nachteile, die man<br />
ihr nebenbei gesagt nicht ansehen würde:<br />
„Beim Schreiben ärgert es mich manchmal,<br />
wenn ich das Gefühl habe, nicht die<br />
richtige Sprache zu finden. Beim Spielen<br />
ist es, sich dem Publikum auszusetzen,<br />
auch wenn man vielleicht einen Tag hat, an<br />
dem man sich lieber verkriechen würde.“<br />
Das Leben ist zu kurz, um Kinder<br />
zu kriegen. Oder ist es zu kurz,<br />
um keine Kinder zu kriegen?<br />
Diese Frage nagt an Maria Muhars<br />
erster Kabarettfigur. „Blinder Optimismus“<br />
muss es sein, der einen zwischen Atomkrieg<br />
und Klima-Apokalypse zur „gechillten“<br />
Fortpflanzung bewegt, sagt sie beim<br />
Open-End-Babysitten. Die Kiste mit der<br />
Familienplanung lässt die junge Künstlerin<br />
in dem Stück „Storno“ lieber zu. Immerhin<br />
gibt es genug, das sie beschäftigt: AMS-<br />
E-Mails, Förderanträge, catcallende Männer,<br />
die Gulaschkanone der Wirtschaftskammer,<br />
das „hiniche“ Interface ihres Telefons,<br />
Max Frischs Hirn, das Prekariat an<br />
sich, die Kinder ihrer Freundin, der Schöpfungsmythos<br />
einer Schriftstellerin. Da<br />
muss man tief Luft holen. Worin sich die<br />
Figur und ihre Autorin gleichen, ist der Bildungsweg:<br />
zuerst Köchin, dann Künstlerin.<br />
Von der Wesensart her sind sie sich nicht<br />
ähnlich. Ganz so locker-lässig rotzt Maria<br />
Muhar im echten Leben nichts daher. Sie<br />
ist ein freundliches Gegenüber, etwas<br />
zurückhaltend, offen, formuliert sorgfältig.<br />
Sie ist nicht grantig und gestresst, sondern<br />
dankbar für ihre Privilegien. Über ihre<br />
humoristische Arbeit hat sie klare Vorstellungen:<br />
„Ich bin keine Meisterin der One-<br />
Liner. Mein Schmäh erschließt sich über<br />
den Kontext.“<br />
Der Weg dahin war nicht linear. Nach der<br />
Matura und einem Kurzauftritt in einer<br />
Kunstschule hängte Muhar mit Anfang 20<br />
eine Lehrausbildung zur Köchin an, sie<br />
war älter (weiblicher) als der Durchschnitt<br />
ihrer Mitschüler. Im Anschluss an die Lehre<br />
setzte sie mit einem Studium an der Akademie<br />
der bildenden Künste und mit einem<br />
weiteren am Institut für Sprachkunst fort.<br />
Gekocht hat sie damals nebenher, um sich<br />
das Leben zu finanzieren. Muhar weiß,<br />
wäre sie bei einer dieser Ideen komplett<br />
unglücklich gewesen, hätte sie einen anderen<br />
Weg einschlagen können. Das ist eine<br />
andere Realität als die vieler Lehrlinge<br />
ihrer Kochklasse, „da ging es nicht dringlich<br />
um den langen Wunsch zu kochen, sondern<br />
darum, den Nachwuchs in die Arbeit zu<br />
schicken. Nicht in die Selbstfindung.“<br />
Gefunden hat sie sich auch in der Kleinkunst,<br />
in die sie vor einem Jahr – hurtig,<br />
nachdem sie ein Arbeitsstipendium für<br />
diesen Kulturbereich bekam – eingetreten<br />
ist. „Ich habe mich noch nie in einer Szene<br />
wiedergefunden, die derart unterstützend,<br />
herzlich und aufgeschlossen mir und anderen<br />
gegenüber war. Es ist eine sehr positive<br />
Erfahrung.“<br />
Text lernen. Ebenfalls eine große Hilfe<br />
war ihre Tante, die Schauspielerin Sabine<br />
Muhar. „Ich mag sie total gern, das war<br />
natürlich eine angenehme Arbeitsgrundlage.“<br />
Zusammen haben sie das Stück entwickelt.<br />
„In erster Linie hat mir Sabine<br />
geholfen, wie man sich auf der Bühne verhält,<br />
wie man mit der Dramaturgie umgeht,<br />
„Ich bin keine<br />
Meisterin der One-Liner.<br />
Mein Schmäh erschließt<br />
sich über den Kontext.“<br />
Tipp<br />
„Comish“. Kuratiert wird<br />
diese Wiener-Festwochen-<br />
Reihe heuer von Maria Muhar.<br />
Sie lädt ab 24. 5. lokale und<br />
internationale Künstlerinnen<br />
ein, die Bühne zu teilen.<br />
festwochen.at<br />
„Storno“. Ihr Programm spielt<br />
sie z. B. am 9. 5. im Niedermair.<br />
Siehe mariamuhar.com<br />
L’Amour toujours. Im Vorjahr hatte nicht<br />
nur „Storno“ Premiere, Muhar brachte<br />
auch ihren ersten Roman bei Kremayr &<br />
Scheriau heraus. „Lento Violento“ (jetzt<br />
müsste der 1990er-Jahre-Discogänger 4/4-<br />
Takt im Stil von Gigi D’Agostino im inneren<br />
Ohr haben) erzählt von Ruth, Daniel und<br />
Alex. Es ist eine Geschichte der Orientierungslosigkeit,<br />
die in kleinen Teilen bereits<br />
in Muhars Studienzeit entstanden ist und<br />
sich später zu einer großen Geschichte verwachsen<br />
hat. Wann das prägende Eurodance-Thema<br />
des Buches aufgekommen<br />
ist, kann Muhar nicht mehr rekonstruieren.<br />
„Irgendwann war es total logisch. Es<br />
lag wohl auch daran, dass diese Lieder so<br />
eine gewisse Lyrik haben, die gut bearbeitbar<br />
war. Ich mag es, Texte zu verfremden<br />
oder wiederkehren zu lassen, und dafür ist<br />
Eurodance, der an sich mit Wiederholungen<br />
arbeitet und nicht zu komplex aufgebaut<br />
ist, ein gutes Material.“ Es ist aber auch<br />
eine Hommage an ihre erste musikalische<br />
Auseinandersetzung. „Es gab natürlich<br />
die coolen Kinder, die nur Nirvana gehört<br />
haben, aber ich habe diesen ganze Scheiß<br />
gehört, das hat die Frühpubertät begleitet.“<br />
Aber zurück zur Handlungsebene von<br />
Muhars Kabarettdebüt „Storno“. Zentral<br />
ist hier „das Nachdenken der Figur, Kinder<br />
zu bekommen, und was das für eine halbjunge<br />
Frau bedeutet, die künstlerisch tätig<br />
ist. Sie wertet das Thema ab, bis man sich<br />
fragt, wenn sie so zufrieden ist mit ihrer<br />
Entscheidung, kinderlos zu leben, wieso<br />
redet sie dann so viel darüber?“ Vielleicht<br />
ist die Entscheidung noch nicht durch,<br />
nur die Angst davor? „Das ist vielleicht<br />
ein realer Bezug zu mir“, sagt Muhar. „Es<br />
gibt immer so viele Erzählungen über die<br />
Angst der Männer, sesshaft zu werden.<br />
Das wurde humoristisch ausgeschlachtet.<br />
Frauen haben genau dieselben Ängste und<br />
sind mit der Vorstellung einer Familie vielleicht<br />
komplett überfordert. Genau diesem<br />
Thema wollte ich einen Platz geben.“ e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 57
Kevin Costner<br />
darf in der Serie<br />
„Yellowstone“<br />
als Rancher den<br />
Patriarchen raushängen<br />
lassen.<br />
Keanu Reeves<br />
gibt den beliebten<br />
Killer-Malocher<br />
John Wick<br />
als Zen-Buddhisten<br />
im Anzug.<br />
Daniel Craig<br />
hat James Bond<br />
die ärgsten Playboy-Allüren<br />
über<br />
weite Strecken<br />
ausgetrieben.<br />
Vin Diesel hat in<br />
den Filmen der<br />
„Fast and Furious“-Reihe<br />
viel<br />
Benzin und Testosteron<br />
getankt.<br />
Sylvester Stallone<br />
spielte Rocky<br />
und Rambo,<br />
jetzt rockt er als<br />
„Tulsa King“ den<br />
Mafia-Ruhestand.<br />
Die Evolution der<br />
Action-Männer<br />
Einst legten sie Landstriche in Schutt und<br />
Asche, jetzt ist mehr Achtsamkeit angesagt.<br />
Wie Actionfilmhelden sich verändern.<br />
Text: Andrey Arnold<br />
58 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Dieses<br />
Man(n)tra beflügelte – und beflügelt bis heute –<br />
die wunderliche Welt der Männerfantasien. Diese<br />
speisen sich zwar meistens aus althergebrachten<br />
Kulturnormen und mythischen Archetypen, suchen ihre<br />
Legitimation aber oft in tautologischen Umkehrschlüssen,<br />
die keinerlei Widerspruch dulden: Was einen Mann<br />
zu einem richtigen Mann macht, ist seine Männlichkeit –<br />
und diese orientiert sich wiederum an Männern, die sich<br />
musterhaft männlich verhalten. Sieht man sich viele der<br />
vermeintlich „exemplarisch männlichen“ Eigenschaften<br />
genauer an (Stärke, Verlässlichkeit, Selbstbeherrschung<br />
etc.), so wird ihr geschlechtsneutraler Charakter umgehend<br />
evident. Doch das Gefühl, sich einer fixen Genderrolle<br />
gewiss zu sein, gibt Menschen Sicherheit. Weshalb<br />
sich Männer (und Frauen) bevorzugt von Unterhaltungsprodukten<br />
bespaßen lassen, die besagte Rollen eher<br />
bestätigen (und, besser noch, abfeiern) als hinterfragen.<br />
Lang war das Action-Genre in dieser Hinsicht der geräumigste<br />
„Safe Space“ für männliche Kinobesucher, die ihre<br />
maskulinsten Charakterzüge auch in der Freizeit stärken<br />
und pflegen – oder deren Mangel imaginär kompensieren<br />
– wollten. Unabhängig vom jeweiligen Ursprungsland<br />
eines Actionfilms fanden sie darin fast ausnahmslos<br />
männliche Protagonisten vor, die in der Regel clever,<br />
Fotos: Paramount+(2), Universal(2), Lionsgate, Netflix(2).
Arnold Schwarzenegger<br />
kommt<br />
immer wieder zurück,<br />
demnächst<br />
als alternder CIA-<br />
Agent in „Fubar.“<br />
Jamie Foxx zeigt<br />
in „Day Shift“<br />
Vampiren und<br />
weißen Weichlingen,<br />
wo der<br />
Hammer hängt.<br />
nie, blieben die Koordinaten der darin verhandelten<br />
Männlichkeitsideale weithin intakt. Doch jüngere, u. a.<br />
von Missbrauchsskandalen (und feministischen Reaktionen<br />
darauf) mitbeförderte kulturelle Entwicklungen<br />
machten auch vor diesen nicht halt. Die gestandenen<br />
Mannsbilder von anno dazumal muten auf viele<br />
„wokere“ Zuschauer zunehmend wie überzogene Karikaturen<br />
chauvinistischer Macho-Macker an. Trotzdem<br />
ist das Bedürfnis nach starken Action-Männern im<br />
Film ungebrochen. Wie umgehen mit diesem Dilemma?<br />
Dereinst gestandene Kino-Mannsbilder<br />
wirken auf manche jüngere Zuschauer wie<br />
absurde Macho-Macker-Karikaturen.<br />
kraftvoll und durch so gut wie nichts aus der Fassung<br />
zu bringen waren. Ihr Tatendrang und ihre Handlungsmacht<br />
gingen gleichsam mit der Gattungsbezeichnung<br />
„Action“ einher. Eine bis heute im Guten wie im Schlechten<br />
unerreichte Blütezeit durchlebte das Genre in den<br />
1980er-Jahren: Hypertroph war damals nicht nur die Muskulatur<br />
vieler (US-)Actionfilmhelden, sondern auch alles<br />
andere, was ihre Leinwandabenteuer besonders machte.<br />
Virilität und Potenz. Krawallkönige wie Arnold Schwarzenegger<br />
(„Das Phantom-Kommando“), Sylvester Stallone<br />
(„Rambo II – Der Auftrag“) und Chuck Norris („Missing<br />
in Action“) schöpften breitbeinig aus dem Vollen,<br />
wenn es um Demonstrationen ihrer Virilität und Potenz<br />
ging – im übertragenen Sinne, versteht sich. Dabei beließen<br />
sie es nicht bei Kraftmeierei, legten vielmehr mit<br />
Vorliebe ganze Landstriche in Schutt und Asche, lustvoll<br />
und spektakulär. Machten mit ihren Widersachern kurzen<br />
und blutigen Prozess. Steckten jede Verletzung achselzuckend<br />
weg. Und zeigten nur selten Gefühle abseits<br />
von Wut und Siegesfreude. Wozu auch? Sie waren Männer!<br />
Zumal solche, die ein Millionenpublikum begeisterten.<br />
Obwohl sich die Zügellosigkeit dieser Overkill-<br />
Ära des Actionfilms spätestens ab den 1990er-Jahren<br />
stetig verringerte, überformt von (Bier-)Ernst und Iro-<br />
Tipp<br />
„Fubar“. In seiner neuen<br />
Streaming-Serie (Start:<br />
25. Mai) spielt „Arnie“ einen<br />
Geheimagenten kurz vor der<br />
Pensionierung. Vorab meinte<br />
der rüstige Österreicher,<br />
die Actionkomödie werde<br />
das Publikum „in den Arsch<br />
treten“, aber auch „zum<br />
Lachen bringen“. netflix.com<br />
Keine Ruhe. Die Antwort lautet naturgemäß: Mit Hilfe von<br />
Adaption. Wer als Männlichkeitsvorbild im Kino bestehen<br />
will, muss mit der Zeit gehen – und die verfänglichsten<br />
Merkmale ehemaliger Testosteronheroen ablegen.<br />
Was ironischerweise keineswegs heißt, dass die stolzen<br />
Recken sich nun endlich ein bisschen entspannen dürfen,<br />
ihre Männlichkeit nicht mehr in jedem Filmmoment<br />
unter Beweis stellen müssen. Im Gegenteil: Zur körperlichen<br />
Disziplin gesellt sich nunmehr auch eine moralische.<br />
Musterbeispiel hierfür ist John Wick, seines Zeichens<br />
erfolgreichste Action-Ikone der Gegenwart. Keanu Reeves<br />
gibt diesen immerzu Anzug tragenden Killer-Malocher<br />
als eine Kreuzung aus Samurai, Zen-Buddhist und Trauerkloß.<br />
Widerwillig meuchelt er sich in seiner bislang vierteiligen<br />
Filmreihe durch endlose Gegnerhorden, schleppt<br />
sich von Schlacht zu Schlacht wie ein japanischer Salaryman<br />
ins Büro. Lieber würde er in Frieden ruhen, doch das<br />
Leben lässt ihn nicht. Einen Triumph freudig auszukosten<br />
wäre für Wick unstatthaft: Dieser Gentleman schweigt lieber,<br />
ohne je zu genießen. Auch James Bond hat sich in der<br />
Legislaturperiode Daniel Craigs großteils vom fröhlichen<br />
Playboy-Dasein verabschiedet. Stattdessen widmet er sich<br />
seinen Kindheitstraumata, ringt mit den Tücken der Tradition,<br />
kiefelt an Bürden des Alters. Weltretten ist für ihn<br />
längst zur drögen Routine verkommen, die einstigen Ausschweifungen<br />
in puncto Sex und Gewalt sind nicht mehr<br />
wirklich en vogue. Überdies scharren schon jüngere Nachfolger<br />
in den Startlöchern: Frauenschwarm Ryan Gosling<br />
gibt im Netflix-Spionageknaller „The Gray Man“ einen US-<br />
Bond-Verschnitt, der nicht nur als Actionfigur, sondern<br />
auch in jeder anderen Hinsicht unfehlbar scheint. Bei ihm<br />
ist alles diensteifrige Pflicht, nichts mehr Kür. Menschlich<br />
wirkt dieser makel- und eigenschaftslose Superspion nur,<br />
wenn man die Augen beim Streamen fest zukneift.<br />
Ein Arnold Schwarzenegger, der seine Starkarriere als<br />
roboterhafter „Terminator“ begann und die so geschaffene<br />
Image-Blechschale erst mühsam abstreifen musste,<br />
wird sich hüten, auf diesen Optimierungszug aufzuspringen.<br />
Eher dürfte sein Netflix-Auftritt in der Serie „Fubar“<br />
die Klischees rund um die steirische Eiche behutsam auf<br />
die Schippe nehmen (und aus dieser kalkulierten<br />
Selbstbescheidung Schmäh-Kapital schlagen).<br />
Für Sylvester Stallone hat das bereits funktioniert,<br />
seine humorige Mafiaserie „Tulsa King“<br />
ging in den USA durch die Decke. Wobei sie die<br />
Grundpfeiler der maskulinen Aura ihres Stars<br />
unangetastet lässt: Obwohl der von Stallone<br />
gespielte Mafioso 75 Jahre auf dem Buckel hat,<br />
geht er keiner physischen Konfrontation aus<br />
dem Weg. Und ist nie um eine gepfefferte Betonwatsche<br />
verlegen. Ein Mann muss schließlich<br />
tun, was ein Mann tun muss! e<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 59
Stille Rebellen<br />
Dieser Ausstellungssommer macht sich interessant. Er lädt ein zu neuen Sichtweisen,<br />
ungewohnten Blickwinkeln und mutigen Lesarten. Text: Johanna Hofleitner<br />
1<br />
Fotos: © Yoshitomo Nara | Pace Gallery; © Bildrecht Wien 2023 and Chiharu Shiota; Courtesy of Carbon12, © Elisabeth Wild; Photo: Christopher Burke, © The Easton Foundation / Bildrecht Wien.<br />
60 <strong>Kulturmagazin</strong>
3<br />
2<br />
4<br />
1. Albertina Modern<br />
„All My Little Words“. Mit seinen mangaartigen Darstellungen von Kindern<br />
mit riesigen Augen und grimmigem Blick wurde Yoshitomo Nara weltberühmt.<br />
Entstanden unter dem Eindruck von Popkultur, Comics, Graphic<br />
Novels sowie Rock- und Punk-Musik erzählen sie von Verlassenheit und Verwundbarkeit,<br />
Zorn und Rebellion. Das Tōhoku-Erdbeben und der Tsunami<br />
2011 ließen ihn in seiner Kunst nachdenklich werden. Ausgehend von Naras<br />
zeichnerischem Schaffen aus vier Jahrzehnten, beleuchtet die Albertina Modern<br />
nun die emotionale Bandbreite seiner Kunst. 10. 5.–1. 11., albertina.at<br />
3. Mumok<br />
„Fantasiefabrik“. Elisabeth Wild (1922–2020) ist eine der großen, späten<br />
Entdeckungen der documenta 14. Entlang eines von Flucht und Vertreibung<br />
geprägten Lebens schuf die gebürtige Wienerin ein Werk, das zahlreiche, oft<br />
heterogene Einflüsse aufnahm. In ihrem Spätwerk führte sie diese gleichsam<br />
kaleidoskopisch zusammen in verdichteten Collagen, die an imaginäre<br />
Traumwelten oder kosmische Visionen erinnern. 5. 5.–7. 1. 2024, mumok.at<br />
2. Kunstraum Dornbirn<br />
„Who am I Tomorrow?“ Raumgreifenden Fadenverspannungen mit eingeknüpften<br />
Erinnerungsobjekten machten Chiharu Shiota bekannt. Inmitten<br />
einer von Verunsicherungen bestimmten Welt sind sie zugleich Anknüpfungs-<br />
und Ankerpunkte für Emotionen, persönliche Erlebnisse, Ängste und<br />
Traumata. Für die ehemalige Montagehalle des Kunstraums entwickelt die<br />
japanische Künstlerin nun eine Installation, die die spezifischen Grundbedingungen<br />
des Ausstellungsraums aufgreift. 7. 7.–12. 11., kunstraumdornbirn.at<br />
4. Unteres Belvedere<br />
„Louise Bourgeois“. Eine Zimelie ist diese erste europäische Präsentation des<br />
malerischen Frühwerks von Louise Bourgeois (1911–2010). Zwar wurde ihr<br />
erst ab den 1980ern internationale Anerkennung zuteil. Ihre Inhalte und Vokabular<br />
entwickelte die französisch-amerikanische Künstlerin allerdings schon in<br />
den 1940ern über die Malerei. Die Schau setzt diese frühen im Surrealismus<br />
verwurzelten Gemälde in einen Dialog mit ihren späteren Skulpturen, Zeichnungen<br />
und Rauminstallationen. 22. 9.–28. 1. 2024, belvedere.at<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 61
1 2<br />
3<br />
1. Kunsthalle Wien<br />
„Ohmmm age Oma je ohomma mama“. Der Komplexität drängender gesellschaftlicher<br />
Anliegen begegnet Laure Prouvost mit Verspieltheit und Verwirrung.<br />
In einem performativ-narrativen Gestus verwebt sie heterogene Medien<br />
wie Film, Malerei, Skulptur zu surrealen Environments. Für Wien entwickelt sie<br />
eine fiktive Genealogie an Großmüttern, von der Venus von Willendorf über<br />
Artemisia Gentileschi und Donna Haraway bis zu den realen Omas der Kuratorin,<br />
Nachbarin und Studiomanagerin. 11. 5.–1. 10., kunsthallewien.at<br />
3. Kunsthalle Krems<br />
„Gravitation“. Mit seinen minimalistisch-abstrakten Skulpturen zählt der<br />
Spanier Eduardo Chillida (1924–2002) zu den bedeutendsten Bildhauern des<br />
20. Jahrhunderts. In tonnenschweren Werken, oft für den öffentlichen Raum<br />
geschaffen, setzt er Masse und Raum, Fülle und Leere, Hell und Dunkel in<br />
spannungsvolle Dialoge. Ein wichtiges Pendant zu den Skulpturen bildet sein<br />
grafisches Werk, das lineare Zeichnungen ebenso umfasst wie flächenbezogene<br />
Collagen und hängende Papierarbeiten. Bis 24. 9., kunsthalle.at<br />
2. Kunsthaus Bregenz<br />
Michael Armitage. Gewaltige Bilderzählungen mit Szenen aus der Kolonialgeschichte<br />
vis-à-vis von tagespolitischen Ereignissen machten den Kenianer<br />
Michael Armitage zu einem der renommiertesten Künstler der Gegenwart.<br />
In traumwandlerischen Landschaften treffen lokale Rituale, Kundgebungen,<br />
Werbeschilder auf Flora und Fauna. Einflüsse von Goya, Gauguin, den<br />
Fauves finden darin ebenso ihren Niederschlag wie die Auseinandersetzung<br />
mit ostafrikanischer Tradition. 15. 7.–29. 10., kunsthaus-bregenz.at<br />
4. Forum Frohner Krems<br />
„Oberhuber trifft Frohner“. Angesichts ihrer verschlungenen Curricula ist<br />
diese Schau keineswegs das erste Aufeinandertreffen von Oswald Oberhuber<br />
und Adolf Frohner. Ab den 1970ern prägten sie als einflussreiche Lehrerpersönlichkeiten<br />
an der Angewandten das Kunstverständnis gleich mehrerer<br />
Generationen. Die Doppelausstellung verdankt sich der Sammelleidenschaft<br />
von Stephan und Christian Ettl, die bei diesen Schwergewichten der neueren<br />
österreichischen Kunst studierten. 20. 5.–22. 10., forum-frohner.at<br />
4<br />
Fotos: Gene Pittman, Courtesy Walker Art Center, Minneapolis; © Michael Armitage, White Cube; © Zabalaga-Leku, Bildrecht Wien 2023, Courtesy of the Estate of Eduardo Chillida and Hauser & Wirth, Foto:<br />
Mikel Chillida; © Sammlung Stephan Ettl, Foto: Konrad Strutz; Courtesy Richard Saltoun Gallery, London and Rome; Courtesy Artothek des Bundes, Dauerleihgabe im Belvedere, Wien; Ištvan Išt Huzjan.<br />
62 <strong>Kulturmagazin</strong>
5<br />
6<br />
7<br />
5. Akademie der bildenden Künste Wien<br />
„History Tales“. Die neu aufgestellten Kunstsammlungen der Akademie<br />
haben sich einem transhistorischen Ansatz verschrieben: Alt trifft auf Neu,<br />
Kunstgeschichte auf Zeitgenossenschaft. „History Tales“ verhandelt Historizität<br />
und den Umgang mit Fakt und Fiktion: Identität, Heldentum, Kriege, Naturkatastrophen<br />
und Umwälzungen kommen dabei ebenso zur Sprache wie<br />
die Frage der (Re-)Konstruktion von Geschichte. Mit Tizian, Tiepolo, Eleonor<br />
Antin (Bild), Marcel Broodthaers u. a. Ab 27.9., kunstsammlungenakademie.at<br />
6. Halle für Kunst Steiermark<br />
„Fantastic Surrealists“. Das Abgründige, Jenseitige, Psychologisch-Tiefschürfende<br />
wird der österreichischen Kunst gern als Merkmal attestiert.<br />
Obwohl auch die Phantastischen Realisten (Bild: Anton Lehmden) bestens<br />
darum Bescheid wussten, haben sie den Sprung in den Kanon bis dato nicht<br />
geschafft. Quer zur Kunstgeschichte und im Lichte eines neuen Interesses<br />
an surrealistischen Strömungen unternimmt die Ausstellung den Versuch,<br />
diese Werke auf ihre Aktualität hin zu befragen. 3. 6.–10. 9., halle-fuer-kunst.at<br />
7. Camera Austria Graz<br />
„A poem between us“. Ausgangspunkt der Kunst von Ištvan Išt Huzjan ist die<br />
Beschäftigung mit Distanzen, Routen und Wegen. Dabei nimmt der slowenische<br />
Künstler nicht nur die Art der Fortbewegung in den Fokus. Das konzeptuelle<br />
Zusammenspiel von Fotografien und Objekten – etwa eine Postkarte<br />
des Berges Triglav (Bild) – befragt zudem Beziehungen zwischen dem Individuum,<br />
gesellschaftlichen Strukturen sowie historischen und geografischen<br />
Verhältnissen. 17. 6.–20. 8., camera-austria.at
1 2<br />
3 4<br />
1. Dom Museum Wien<br />
„Tod“. Eines der großen gesellschaftlichen Tabuthemen schlechthin ist der<br />
Tod: unausweichlich, unbenennbar. Wie einer Stellvertreterin obliegt es der<br />
Kunst, dazu Fragen zu stellen, Antworten zumindest vorzuschlagen. Mit der<br />
neuen Jahresausstellung spannt das Dom Museum einen kulturhistorischen<br />
Bogen quer durch die Jahrhunderte und spürt dem Thema aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven nach. Mit Werken von Renate Bertlmann, Ameh Egwuh<br />
(Bild), Alfred Kubin, Maria Lassnig, Orlan u. a. Ab 6. 10., dommuseum.at<br />
3. Museum der Moderne Salzburg<br />
Maria Bartuszová. Sie ließ sich vom menschlichen Körper, Regentropfen<br />
oder Eiern inspirieren. Diese Formen übersetzte Maria Bartuszová (1936–<br />
1996) unter Rückgriff auf Materialien wie Gips, Aluminium oder Plexiglas<br />
in abstrakte Skulpturen und taktil-haptische Installationen, die von persönlichen<br />
Erfahrungen und der Liebe zur Natur geprägt sind. Die One-Woman-<br />
Show lädt zur Entdeckung des Werks einer der innovativsten tschechischslowakischen<br />
Künstlerinnen des 20. Jh. 22. 7.–7.1., museumdermoderne.at<br />
2. Fotohof Salzburg<br />
„Fototechnika“. Das Klischee, sie wäre eine technikbasierte Männerdomäne,<br />
hat sich der Fotografie im Lauf ihrer Geschichte regelrecht eingebrannt.<br />
Dem widersetzen sich die Künstlerinnen dieser Ausstellung mit spielerischer<br />
Vehemenz, indem sie etwa digitale und analoge Arbeitsabläufe und Werkzeuge<br />
ins Bild holen, mit dem Fetisch Kamera spielen oder in einen künstlerischen<br />
Dialog mit ihren ebenso technikaffinen Vorläuferinnen treten. Mit<br />
Caroline Heider, Silvia Henrich, Lisa Rastl (Bild) u. a. Bis 20. 5., fotohof.at<br />
4. Kunstverein Eisenstadt<br />
„Multiform Madness (Feelings are Facts)“. Neun Künstlerinnen und Künstler<br />
reagieren auf die Magie des Ortes, an dem der Kunstverein Eisenstadt untergebracht<br />
ist. Angetrieben von kreativem Wahnsinn, Performanz und kollektivem<br />
Denken verwandeln sie das ehemalige Kloster samt Stiegenhäusern,<br />
Gängen und Nebenräumen in einen immersiven psycho-physischen Raum,<br />
der das fragile Beziehungsgeflecht zwischen künstlerischer Kreativität und<br />
Manie erahnen lässt. 26. 6.–3. 9., kunstvereineisenstadt.at<br />
Fotos: Courtesy of Ahmed Egwuh and Rele Gallery; ©Lisa Rastl; © Photo Tate; Lilla Lorinc.<br />
64 <strong>Kulturmagazin</strong>
„Schuld“<br />
Die neue Ausstellung im Museum Judenplatz untersucht<br />
verschiedene Dimensionen von Schuld.<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Nürnberger<br />
Prozesse, Bank<br />
mit Angeklagten<br />
des NS-Regimes,<br />
1945 (links).<br />
Gerhard Richter,<br />
„Onkel Rudi“,<br />
1965 (rechts).<br />
Fotos: Courtesy of Adi Nes & Praz-Delavallade Paris, Los Angeles; Památník Lidice, Lidice Memorial; Presse Foto Röhnert, Deutsches Historisches Museum<br />
Schuld begleitet die Menschheit seit Anbeginn.<br />
Adam und Eva brachten nach jüdisch-christlicher<br />
Überlieferung durch ihren Sündenfall Schuld in die<br />
Welt. Kains Mord an seinem Bruder Abel gilt bis heute<br />
als Gleichnis für das Unrecht, das Menschen einander<br />
zufügen. Während Schuldbekenntnisse ein zentraler<br />
Gedanke monotheistischer Religionen sind, fällt das<br />
Strafrecht Urteile über Schuld und Unschuld. Nach der<br />
Shoah wurde der Umgang mit Schuld zu einer bis in<br />
die Gegenwart relevanten gesellschaftspolitischen Frage:<br />
Wurde zu Beginn über Kollektivschuld und individuelle<br />
Schuld debattiert, stehen heute die Fragen nach<br />
Mitschuld und verdrängter Schuld im Vordergrund.<br />
Dimensionen von Schuld – von Eva bis Kobalt.<br />
Historische Objekte und ausgewählte Kunstwerke erzählen<br />
bis Oktober verschiedene Schuldgeschichten.<br />
Eine Marmorskulptur der jüdischen Bildhauerin Teresa<br />
Feodorowna Ries zeigt eine „Eva“, die für unterschiedliche<br />
Zugänge von Schuld der monotheistischen<br />
Weltreligionen steht. Gerhard Richters Ölgemälde<br />
„Onkel Rudi“, das erstmals in Österreich ausgestellt<br />
wird, zeigt den Onkel des Künstlers in der<br />
Offiziersuniform der nationalsozialistischen deutschen<br />
Wehrmacht. Das Motiv könnte in vielen österreichischen<br />
bzw. deutschen Familien-Fotoalben zu finden<br />
sein. Ein durch die Shoah erstmals von einer breiteren<br />
Öffentlichkeit wahrgenommenes Phänomen sind<br />
Schuldgefühle von Überlebenden. Sie hatten oft das<br />
Gefühl, dass sie unverdient überlebt hätten oder dass<br />
ihr Überleben eine Art Verrat an denjenigen gewesen<br />
sei, die ermordet wurden. Diese wird durch ein Porträt<br />
des Auschwitz-Überlebenden und Schriftstellers<br />
Piotr Ravitz repräsentiert, der vom berühmten Fälscher<br />
der Résistance, Adolfo Kaminski, fotografiert<br />
worden ist.<br />
Adi Nes, „Cain &<br />
Abel“, 2006.<br />
Kalender<br />
„SCHULD“, bis 29. 10. 2023<br />
Museum Judenplatz<br />
Judenplatz 8, 1010 Wien<br />
So–Do 10–18 Uhr<br />
Fr 10–17 Uhr<br />
www.jmw.at<br />
In der Gegenwartsgesellschaft ist Schuld ein allgegenwärtiges<br />
Thema im Zusammenhang mit der<br />
Ungleichheit der Menschen und der Zerstörung des<br />
Planeten. Diese existenzielle Schuld wird durch ein<br />
Fläschchen Kobalt repräsentiert. Der Kobaltabbau<br />
bringt soziale Verwerfungen, Korruption und bewaffnete<br />
Konflikte mit sich. Gleichzeitig ist das Metall für<br />
uns alle unverzichtbar geworden, ist es doch wesentlicher<br />
Bestandteil elektronischer Geräte, vom Smartphone<br />
bis zum Elektroauto.<br />
„Schuld“ am Ort der „Wiener Gesera“.<br />
Das Museum Judenplatz in Wien präsentiert<br />
unter dem Motto „kleine Ausstellungen<br />
mit großen Themen“ Wechselausstellungen,<br />
die bewusst in Bezug zu der 1421<br />
zerstörten mittelalterlichen Synagoge und<br />
dem Mahnmal für die österreichischen<br />
jüdischen Opfer der Shoah stehen.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 65
1 2<br />
3 4<br />
1. Horten Museum Wien<br />
„Rendezvous“. Frankreich spielt in der umfangreichen Sammlung, die Heidi<br />
Horten hinterlassen hat, eine zentrale Rolle. Mit Beständen von Chagall (Bild),<br />
Picasso und Yves Klein verfügt sie über Konvolute von drei der bedeutendsten<br />
Künstler des 20. Jahrhundert. Frankreich spielte aber auch in der Lebenswelt<br />
der Sammlerin eine große Rolle. Diese bildet nun die Kulisse für ein exklusives<br />
Rendezvous mit der französischen Kunst seit der Moderne, von Toulouse-Lautrec<br />
bis Niki de Saint Phalle. 6. 5.–29. 10., hortencollection.com<br />
3. Kunstraum Niederösterreich<br />
„T(())mb“. Niemand kennt ihre Namen, nicht einmal die Anzahl der Akteure.<br />
Das anonyme Kollektiv Omsk Social Club ist ein radikales Experiment an der<br />
Schnittstelle von Kunst, Politik und Leben. Mit Rollenspielumgebungen im<br />
Kontext zeitgenössischer Kunst schaffen sie Environments, die die Grenzen<br />
zwischen Kunst und Leben sprengen. Ihre partizipativ-immersive Installation<br />
„T(())mb“ widmet sich den Kalkülen und Strategien der Social Media und entlarvt<br />
ihren Zusammenhang mit Gaming-Prinzipien. 7. 6.–29. 7., kunstraum.net<br />
2. Kunsthaus Graz<br />
„Körper und Territorium“. Die groß angelegte Schau nimmt die Politisierung<br />
der Kunstszenen im ehemaligen Jugoslawien und in Österreich in den 1960erund<br />
1970er-Jahren in den Fokus. War hierzulande die Thematisierung der<br />
Verletzlichkeit des Körpers im Medium radikaler Performance ein Kristallisationspunkt,<br />
formierten sich Kunstbewegungen in Ex-Jugoslawien unter dem<br />
Vorzeichen fehlender Institutionen aus dem Kampf um liberalere Werte. Mit M.<br />
Abramović, G. Brus, Valie Export, Tomislav Gotovac (Bild), Grupo OHO, Laibach,<br />
Milica Tomić, Peter Weibel u. a. 26. 5.–27. 8., museum-joanneum.at<br />
4. Leopold Museum<br />
Max Oppenheimer. Er ist ein geradezu paradigmatischer Repräsentant der<br />
Wiener Moderne. Nicht nur nahm Max „Mopp“ Oppenheimer (1885–1954)<br />
früh schon an den legendären Kunstschauen teil. Er war auch fest in deren<br />
Netzwerken verankert, auch wenn Oskar Kokoschka später zu seinem Rivalen<br />
wurde. Die Ausstellung ist ein Versuch, das Werk dieses Expressionisten<br />
der ersten Stunde neu zu bewerten. Ab 6. 10. leopoldmuseum.org<br />
Fotos: Bildrecht, Wien 2023; Milisav Vesović, Sammlung MSU Zagreb; Stateless Studio; © Oesterreichische Nationalbank.<br />
66 <strong>Kulturmagazin</strong>
Großes Open-Air-Spektakel<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Georges Bizets „Carmen“ ist vom 12. Juli bis 20. August 2023 als spektakuläre<br />
Neuinszenierung auf einer der größten Freiluftbühnen Europas zu erleben.<br />
Der Steinbruch St. Margarethen<br />
bietet eine besondere Kulisse für<br />
zauberhafte Kulturabende.<br />
Daniel Serafin, der Intendant der<br />
Oper im Steinbruch.<br />
Fotos: Andreas Tischler, Carla Ricotti, Tatyana Vlasova, Lisa Schulcz<br />
Für die Liebe zwischen der Fabrikarbeiterin<br />
Carmen und dem Sergeanten José hat Bizet<br />
eine Fülle grandioser Melodien geschaffen:<br />
Habanera, Blumenarie, Torero-Lied, Seguidilla,<br />
Schmugglerquintett – all diese tönenden<br />
Meisterwerke finden ihren Widerhall in der gleichermaßen<br />
wilden wie sanften Landschaft des Steinbruchs<br />
St. Margarethen.<br />
Mit „Carmen“ bringt die Oper im Steinbruch 2023<br />
eines der beliebtesten und meistaufgeführten Opernwerke<br />
auf eine der größten Freiluftbühnen Europas.<br />
Bereits zwei Mal war „Carmen“ auf der Bühne der<br />
Oper im Steinbruch zu sehen, 2023 kehrt sie neuinszeniert<br />
mit internationaler Starbesetzung zurück.<br />
1875 in Paris uraufgeführt, gaben sich Publikum und<br />
Presse vorerst verhalten. Georges Bizet starb nur wenige<br />
Monate später im Alter von 36 Jahren. Und er erlebte<br />
nicht mehr mit, wie seine „Carmen“ noch im selben<br />
Jahr ihren internationalen Siegeszug antrat.<br />
Debüt und Hollywood-Filmset. Bei der Oper im Steinbruch<br />
gibt Sopranistin Kristīne Opolais ihr Debüt als<br />
Carmen. Neben ihr werden auch die junge Norwegerin<br />
Lilly Jørstad und Francesca di Sauro als Carmen auf<br />
der Bühne stehen.<br />
Ihnen zur Seite stehen Künstlerinnen und Künstler wie<br />
unter anderen Migran Agajanyan, Sergey Kaydalov,<br />
Yulia Suleimanova, Vanessa Vasquez, Ivan Zinoviev<br />
oder der US-Amerikaner Matthew White, der sein<br />
Europa-Debüt gibt.<br />
Den Klangkörper bildet der Philharmonia Chor Wien<br />
unter der Leitung von Walter Zeh. Mit Valerio Galli steht<br />
ein international aufstrebender junger Künstler am<br />
Dirigentenpult des Piedra Festivalorchesters.<br />
Kristīne Opolais<br />
gibt ihr Debüt als<br />
Carmen.<br />
Kalender<br />
„Carmen“ von Georges Bizet,<br />
Premiere: 12. Juli 2023, weitere<br />
Termine im Juli und August 2023<br />
Ticketbüro pan.event GmbH<br />
Tel. +43/(0)2682/65 0 65<br />
tickets@panevent.at<br />
www.operimsteinbruch.at<br />
Die Kostüme für „Carmen“<br />
stammen von Carla Ricotti.<br />
Eine Traumfabrik. Mit Spannung darf zudem die Regiearbeit<br />
des Franzosen Arnaud Bernard erwartet werden.<br />
Gemeinsam mit seinem Team wird er den Steinbruch in<br />
Anlehnung an die großen Filmstudios der Vergangenheit<br />
in eine ganz besondere Traumfabrik verwandeln.<br />
Für das Bühnenbild zeichnet Alessandro Camera verantwortlich.<br />
Die Gestaltung der Kostüme liegt in der<br />
Hand von Carla Ricotti, die ebenfalls<br />
bereits Aufführungen weltweit ausgestattet<br />
hat. Zudem gibt es ein Wiedersehen<br />
mit Ran Arthur Braun: Er hat als<br />
international gefragter Fachmann für<br />
Live-Stunts-Koordination und Kampfchoreografie<br />
bereits bei „Turandot” im<br />
Jahr 2021 für faszinierende Effekte gesorgt.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 67
Aufzeigen, was auf<br />
dem Spiel steht<br />
Die Klimakrise hat längst den Kunstbetrieb<br />
erreicht. Engagement und Verantwortung tun<br />
mehr not denn je.<br />
Kollektive Konstellation. Michael Reindel<br />
und Vik Bayer verbindet ein gemeinsames<br />
Interesse an den Kreisläufen der Natur.<br />
Text: Johanna Hofleitner<br />
Porträt: Carolina Frank<br />
Fotos: © Romana Hagyo/Silke Maier-Gamauf/Bildrecht; Marie Vermont.<br />
68 <strong>Kulturmagazin</strong>
Gletscherschmelze in den Alpen.<br />
Massives Fischsterben in Australien.<br />
Überhitzte, austrocknende<br />
Seen vor unserer Haustür. Frosteinbrüche<br />
im Frühjahr. Gefährdete Ernten.<br />
Brennende Wälder. Überflutungen. Die<br />
Liste der Nachrichten über klimabedingte<br />
Probleme, ja Katastrophen wird immer länger,<br />
die Proteste werden immer lauter. Die<br />
Klimakrise ist längst zum Klimanotstand<br />
geworden. Das Thema ist unausweichlich<br />
auch in der Kunst angekommen – nicht nur<br />
auf individueller Ebene aus eigenem Engagement<br />
heraus, sondern auch institutionell,<br />
von der Lehre über Veranstaltungen<br />
und Konferenzen an den Kunstuniversitäten<br />
bis hin zur Programmatik der Ausstellungshäuser.<br />
„Es geht darum zu zeigen, was<br />
auf dem Spiel steht“, wie es Anna Meyer<br />
sagt, die sich in ihrer Malerei seit vielen<br />
Jahren mit Fragen wie diesen beschäftigt.<br />
„Das Thema ist auf uns zugekommen. Es ist<br />
hochspannend, was sich da gerade ändert“,<br />
sagt Ursula Hübner, Professorin für Malerei<br />
und Grafik an der Linzer Kunst-Uni. Zumal<br />
bei den Studierenden beobachtet sie eine<br />
starke Empathie für Dinge, die gefährdet<br />
sind. „Die jungen Menschen sind sehr entwurzelt.<br />
Sie wollen wieder etwas spüren<br />
und haben eine Neigung zu Kooperationen<br />
und gemeinschaftlichen Gefühlen.“ Das<br />
spiegelt sich nicht nur im aktuellen Jahresthema<br />
„Ressourcen“, das in<br />
der Klasse von unterschiedlichsten<br />
Seiten beleuchtet<br />
wird – von der Kunstgeschichte<br />
bis zur praktischen<br />
Herstellung von Malmaterialien<br />
aus der Natur. Und auch<br />
im Entwicklungsplan der Linzer<br />
Kunstuniversität bis 2027<br />
ist Nachhaltigkeit ein Leitbegriff,<br />
der etwa in der Schaffung<br />
einer Professur für „Plas-<br />
Mit-Werden. Romana Hagyo & Silke Maier-Gamauf<br />
setzen Pflanzen, Erde, Hügel<br />
und Menschen zueinander in Beziehung.<br />
tik und Environment“ oder dem Plan, alternative<br />
Werk- und Arbeitsräume etwa auf<br />
einem revitalisierten Donauschiff oder<br />
Bauernhof zu erschließen, seinen Ausdruck<br />
findet.<br />
Nachhaltigkeit und die Kunstunis. In Wien<br />
steckt der Fachbereich Zeichnen der Akademie<br />
am Schillerplatz gerade in den letzten<br />
Vorbereitungen zu einer Ausstellung<br />
zu Nachhaltigkeit, Klima, Verantwortung.<br />
Das Gruppenprojekt mit dem doppelbödigen<br />
Titel „Ich kann leider auch nicht. Lg“<br />
ist hervorgegangen aus der von Veronika<br />
Dirnhofer geleiteten Zeichnungsklasse. Klimaschutz<br />
und Nachhaltigkeit stehen auf<br />
Dirnhofers Agenda an oberster Stelle – als<br />
Künstlerin, aber auch als Professorin. „Ein<br />
großes Problem der bildenden Kunst ist<br />
ihre Nähe zum Kapitalismus“, sagt sie. „Es<br />
braucht hier ein Umdenken und einen System-<br />
und Strukturwandel, um auch wieder<br />
lokale Kunstszenen zu schaffen. Jetzt,<br />
wo die Klimakatastrophe da<br />
Commons. Wetter, Lebensmittel, Energiewende:<br />
Marie Vermonts Klimacollagen<br />
behandeln Themen, die alle betreffen.<br />
men Indien-Aufenthalt an der von Vandana<br />
Shiva gegründeten Earth University haben<br />
sie eine Publikation als „Tool-Buch“ gegen<br />
die chaotischen Aspekte des Klimas vorgelegt.<br />
Und auch auf institutioneller Ebene<br />
hat das Thema oberste Priorität. „Kunst<br />
ist immer eine Erprobung von Lebensmodellen“,<br />
sagt Werner Skvara, Vizerektor<br />
für Infrastruktur und Nachhaltigkeit. „Als<br />
Kunstuniversität können wir zwar weniger<br />
bewirken als zum Beispiel die Autoindustrie.<br />
Wir können aber anregen, dass Nachhaltigkeit<br />
zum Thema der Kunstproduktion<br />
wird, und damit die gesellschaftliche<br />
Diskussion ankurbeln.“<br />
„Kunst kann<br />
die Gesellschaft<br />
ist, dürfen wir uns mit nichts<br />
anderem mehr beschäftigen.“<br />
Auch in anderen Zusammenhängen<br />
ist das Thema an<br />
zumindest<br />
der Akademie präsent: Vik<br />
wachrütteln.<br />
Damit erreicht<br />
Bayer und Michael Reindl,<br />
beide Studierende der Bildhauerei,<br />
beschäftigen sich<br />
in ihrer Kunst ebenfalls seit<br />
sie mehr als<br />
Langem mit der Klimakatastrophe.<br />
die Politik.“<br />
Nach einem gemeinsadie<br />
»<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 69
Versuchsanordnung.<br />
Anita Fuchs arbeitet<br />
mit und über Naturräume.<br />
Ihr aktuelles<br />
Projekt ist die Renaturierung<br />
der Freifläche<br />
vor dem MQ Wien.<br />
Kollaps. Oliver Resslers<br />
neues Video dokumentiert<br />
Rückkopplungseffekte<br />
infolge<br />
der Arktiserwärmung.<br />
Quartiers Wien unter Federführung seiner<br />
neuen Direktorin Bettina Leidl.<br />
»<br />
Praxistest Ausstellen. Wie die Klimafrage<br />
museal aufbereitet und künstlerisch sichtbar<br />
gemacht werden kann, dafür stehen<br />
in Wien vor allem zwei Institutionen: zum<br />
einen das von Friedensreich Hundertwasser<br />
gegründete Kunst Haus Wien, das sich<br />
sowohl inhaltlich als auch, als erstes „Grünes<br />
Museum“ Wiens, operativ den Themen<br />
Klima, Nachhaltigkeit und Ökologie<br />
verschrieben hat. „Hundertwassers Beitrag<br />
wird oft übersehen, dabei sind seine<br />
Ideen aktueller denn je“, sagt Kunst-Haus-<br />
Schneefeld. Performative<br />
Skulptur von<br />
Elisa Schober & Hannah<br />
Parth als Kritik am<br />
alpinen Massentourismus,<br />
Mitverursacher<br />
der Klimaerwärmung.<br />
Krisenkulisse. In dystopischen<br />
Landschaften<br />
verhandelt Anna<br />
Meyer die Fragilität<br />
und verletzliche<br />
Schönheit der Natur.<br />
Kuratorin Sophie Haslinger. Aktuell steht<br />
die gesellschaftliche Sichtbarkeit buchstäblich<br />
an der Tagesordnung, muss das Kunst<br />
Haus Wien doch infolge eines Umbaus auf<br />
die Straße ausweichen. Unter dem Titel<br />
„Close(d) – Kunst, Ökologie, Nachbarschaft“<br />
werden 13 Künstlerinnen und Künstler<br />
über die Sommermonate von einem aufgelassenen<br />
Grätzllokal aus in Dialog mit ihrer<br />
Umwelt und Nachbarschaft treten.<br />
Ein Mammutprojekt ist schließlich die<br />
umfassende Transformation des Museums-<br />
Lebens-Werte. Das Motto „MQ goes Green“<br />
meint nicht allein die Umsetzung der<br />
Vision eines klimaneutralen und lebenswerteren<br />
Kulturareals bis 2030 mit mehr<br />
Grün und weniger Versiegelung. Auch<br />
künstlerisch liegt das Augenmerk dezidiert<br />
auf aktuellen Fragestellungen. „Ökologie<br />
und Klimafragen sind die Themen unserer<br />
Zeit schlechthin“, sagt MQ-Chefkuratorin<br />
Verena Kaspar-Eisert. „Kunst kann<br />
zwar nichts retten. Aber sie kann Narrative<br />
schaffen und die Gesellschaft wachrütteln.<br />
Damit erreicht sie mehr als die Politik.“<br />
Eine spannende Zone sind in dem Zusammenhang<br />
die öffentlichen Bereiche, die<br />
Höfe, Passagen, Freiflächen. Aktuell arbeitet<br />
etwa die Grazer Künstlerin Anita Fuchs<br />
daran, den nördlichen Teil des bislang vernachlässigten<br />
Vorplatzes, der in seiner<br />
Gesamtheit übrigens die größte zusammenhängende<br />
Grünfläche des siebenten<br />
Bezirks darstellt, durch die Aussaat von 52<br />
autochthonen Wildpflanzen in eine biodiverse<br />
Grüfläche zu verwandeln. e<br />
Tipps<br />
„Close(d) – Kunst, Ökologie,<br />
Nachbarschaft“. Umfeld des<br />
Kunsthauses Wien, ab 15. 6.<br />
„Ich kann leider auch nicht,<br />
lg“. Exhibit Eschenbachgasse,<br />
bis 24. 5.<br />
„Human_Nature“. Künstlerhaus<br />
Wien, ab 15. 6.<br />
„Oliver Ressler, Climate<br />
Feedback Loops“. Kunsthalle<br />
Krems, bis 18. 6.<br />
Fotos: © eSeL.at – Lorenz Seidler; © Oliver Ressler; © Elisa Schober/Hannah Parth; © Rudolf Strobl.<br />
70 <strong>Kulturmagazin</strong>
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
„Kind sein“ auf der Schallaburg<br />
Eine Annäherung an das Thema Kindsein in der Gesellschaft.<br />
Gesamterlebnis Schallaburg!<br />
Der historische<br />
Schlossgarten<br />
beeindruckt die<br />
Besucher.<br />
Fotos: beigestellt<br />
Kinder bauen Luftschlösser, müssen aber in<br />
einer Welt der Erwachsenen leben. Sie sollen<br />
Erwartungen erfüllen und sind zugleich von<br />
vielem ausgeschlossen. Die Kindheit prägt<br />
uns wie keine andere Zeit. Manche können es nicht<br />
erwarten, ihr zu entwachsen – andere blicken mit viel<br />
Wehmut und Sehnsucht auf sie zurück. Aber was bedeutet<br />
„Kind sein“ damals und heute? Und wie schaut<br />
eine Welt für Kinder aus? Oder könnte ausschauen?<br />
Ab dem 13. Mai lädt die Schallaburg mit der aktuellen<br />
Ausstellung „Kind sein“ ein, dem Alltag zu entfliehen<br />
und die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen.<br />
„Kind sein“ heißt: „Jeden Tag neu zu erleben.“<br />
Ludwig, 84 Jahre<br />
Wie eine Gesellschaft mit ihren Kindern umgeht, sagt<br />
viel über sie aus. Denn in der Realität ist es die Welt<br />
der Erwachsenen, die Kindern die Richtung vorgibt.<br />
Erwachsene bestimmen, wie lang Kinder wirklich<br />
Kinder sein dürfen. Sie legen fest, wie gute Erziehung<br />
auszusehen hat oder wie viel Privatsphäre Kindern zusteht.<br />
Und auch, wovor es sie zu schützen gilt.<br />
„Kind sein“ heißt: „Alles und noch viel mehr!“<br />
Dominik, 38 Jahre<br />
Wir nehmen Sie mit auf eine kulturgeschichtliche Reise<br />
des Kindseins von der Antike bis in die Gegenwart.<br />
Behütet oder schutzlos? Beflügelt oder unterdrückt?<br />
Neugierig oder ohnmächtig? Wie lang dürfen Kinder<br />
Kinder sein? Welche Rechte haben Kinder?<br />
In der aktuellen Ausstellung<br />
gibt es viel zu entdecken,<br />
für Groß und Klein.<br />
Factbox:<br />
Öffnungszeiten<br />
13. Mai–5. November 2023<br />
Montag bis Freitag 9–17 Uhr<br />
Samstag, Sonn- und Feiertage<br />
9–18 Uhr<br />
Kassaschluss jeweils eine<br />
Stunde vorher<br />
Kontakt & Buchung<br />
Tel.: +43/(0)2754/63 17-0<br />
buchung@schallaburg.at<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.schallaburg.at<br />
www.schallaburg.at<br />
„Kind sein“ heißt: „Schokolade für<br />
den Kopf.“ Constanze, 8 Jahre<br />
Spannende Fragen, offene Antworten.<br />
In Begleitung zur Ausstellung erarbeiten<br />
Menschen im Gesprächslabor „Jetzt<br />
verstehen wir uns!“ sprachliche Werkzeuge<br />
für eine verständliche Kommunikation, die<br />
Generationen verbindet. Im Escape-Room<br />
„Unter Verdacht! – Die Akte Losenstein“ wird<br />
auch in diesem Jahr wieder ein Rätsel<br />
gelöst. Die Schallaburg selbst steht im Mittelpunkt<br />
des Rätsels. Die knifflige Aufgabe<br />
lautet: Wie hat Hans Wilhelm von Losenstein<br />
Mitte des 16. Jahrhunderts das Bauprojekt<br />
Schallaburg finanziert? Ging da alles mit<br />
rechten Dingen zu? Stimmt es, dass seine<br />
Tochter als Strafe Gottes mit einem Hundegesicht<br />
geboren wurde und im Verlies der<br />
Schallaburg ihr Dasein fristet?<br />
Kulturwellness auf der Schallaburg! Abwechslungsreiche<br />
Ausstellungen am Puls der<br />
Zeit, ein belebter Arkadenhof, pure Entspannung<br />
im Schlossgarten, Bogenschießen sowie<br />
Air-Badminton in der historischen Spielstätte<br />
und kulinarische Highlights im Restaurant<br />
– das ist die Erlebniswelt Schallaburg.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 71
On Location<br />
WURM BEI VUITTON<br />
Eine Kunstwand<br />
für das<br />
Luxusmaison<br />
Wer ein Modegeschäft<br />
betritt, sucht im Normalfall<br />
wohl nach anderem<br />
als gehobenem Kunstgenuss.<br />
Im neu eröffneten<br />
Flagship-Store von<br />
Louis Vuitton am Wiener<br />
Graben freilich lässt sich<br />
das eine Formschöne<br />
mit dem anderen Formschönen<br />
verbinden. Die<br />
Innenarchitektur von<br />
Peter Marino, andernorts<br />
in vergleichbarer<br />
Weise etwa in Los Angeles<br />
oder Tokio zu finden,<br />
verbindet sich hier mit<br />
der Handschrift eines<br />
Wiener Künstlers. Erwin<br />
Wurm nämlich wurde<br />
eingeladen, Auftragsarbeiten<br />
für eine prominente<br />
und großflächige<br />
Kunstwand zu gestalten.<br />
„Flat Sculptures“ nennt<br />
er seine Werke in poppiger<br />
Anmutung, die ins<br />
Dreidimensionale, Cartoonartige<br />
weisenden<br />
Gemälde stellen Worte<br />
wie „Cover“, „Love“ und,<br />
als Reverenz an den Auftraggeber,<br />
natürlich auch<br />
„Louis“ dar.<br />
Foto: Carolina Frank. Redaktion: Daniel Kalt.<br />
72 <strong>Kulturmagazin</strong>
Art Direction &Design: CIN CIN, cincin.at; Illustrations: Luca Schenardi; Photos: Anna Breit;<br />
Performers: Luca Bonarmore, Lau Lukkarila; Styling: Laura-Antonia Magritzer; Makeup &Hair: Sarah Bzoch<br />
Performances vonLucinda Childs &Robert Wilson, Marie Chouinard,<br />
IvoDimchev, Trajal Harrell, Anne Teresa De Keersmaeker,<br />
Benjamin Abel Meirhaeghe, MathildeMonnier,Needcompany, MegStuart,<br />
Akemi Takeya,Gisèle Vienne und vielen mehr<br />
Ticketsfür ausgewählteVorstellungen sind ab 9. Maierhältlich,<br />
für alle weiteren Stückeab6.Juni<br />
impulstanz.com
Frieze ist 20:<br />
Vom Zelt<br />
im Regent’s<br />
Park aus die<br />
Welt erobert<br />
2003 schlug die Kunstmesse<br />
Frieze im Londoner<br />
Regent’s Park erstmals ihr<br />
Zelt auf. 20 Jahre später ist<br />
sie auf vier Kontinenten<br />
präsent und zählt zu den<br />
führenden Messen der Welt.<br />
Text: Eva Komarek<br />
Jubiläum<br />
Aufstieg. Als die Gründer des<br />
„Frieze“-Magazins, Amanda Sharp<br />
und Matthew Slotover, 2003 eine<br />
zeitgenössische Kunstmesse für<br />
London lancierten, war der Oktober<br />
im Messekalender ein blinder Fleck.<br />
Frieze<br />
New York. Gut 60 Galerien aus 27<br />
Ländern treffen sich im Mai in The<br />
Shed in Hudson Yards zur 11. Ausgabe<br />
der Frieze NY. Seit dem Umzug<br />
2021 ist die Messe, die normalerweise<br />
weit über 100 Aussteller<br />
Der Gründung folgte ein rasanter<br />
Aufstieg, der Schwung in die Londoner<br />
Szene brachte. 2012 gab die<br />
Frieze ihr Debüt in New York, 2019<br />
in Los Angeles, und seit 2022 gibt<br />
es sie auch in Seoul. frieze.com<br />
hat, die kleinste der Frieze-Familie.<br />
Frieze konkurriert im Mai mit anderen<br />
New Yorker Messen, zu denen<br />
auch die Tefaf New York, die Future<br />
Fair und die Independent zählen.<br />
Aus Österreich ist Thaddaeus<br />
Ropac u. a. mit Alex Katz vertreten.<br />
17.–21. Mai, frieze.com<br />
Fotos: Casey Kelbough Courtesy of Kasey Kelbough Frieze; Alex Katz Bildrecht, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac; Artcurial; Courtesy<br />
Gunter Damisch; Martha Jungwirth Bildrecht Wien 2023, Photo Ulrich Ghezzi, Galerie Thaddaeus Ropac; Ulrich Ghezzi, Dorotheum.<br />
74 <strong>Kulturmagazin</strong>
Antiquities & Islamic Art<br />
Artcurial. Am 24. Mai versteigert<br />
das französische Auktionshaus<br />
Artcurial eine umfangreiche Pariser<br />
Privatsammlung. Die in den<br />
1960ern und 1970ern entstandene<br />
Sammlung umfasst Kunst<br />
aus Ägypten, dem Orient sowie<br />
griechisch-römische Objekte. Zu<br />
den Toplosen zählt eine kniende<br />
Statue aus Kalkstein, taxiert auf<br />
80.000 bis 120.000 Euro.<br />
24. Mai, artcurial.com<br />
Art Austria<br />
MuseumsQuartier. Die Art Austria<br />
ändert wieder den Fokus: Stand<br />
bisher Kunst aus Österreich im<br />
Blickpunkt der Messe, wird dieser<br />
heuer auf Europa erweitert. 44 Aussteller<br />
aus Österreich, Deutschland,<br />
der Schweiz, Liechtenstein und den<br />
Niederlanden sind vertreten. Die<br />
Galerie Albertina Zetter bringt „Helles<br />
Leuchtfarben Weltwegcollagenfeld“<br />
von Gunter Damisch mit.<br />
11.–14. Mai, art-austria.info<br />
Tefaf<br />
New York. Die weltweit führende<br />
Kunst- und Antiquitätenmesse<br />
Tefaf hat sich entschieden, künftig<br />
nur noch eine Messe in New<br />
York zu veranstalten, die Tefaf New<br />
York Spring. Die Herbstmesse wurde<br />
gestrichen. Österreich wird mit<br />
zwei Ausstellern vertreten sein,<br />
W& K und Thaddaeus Ropac. Letzterer<br />
wird unter anderem Arbeiten<br />
von Martha Jungwirth zeigen.<br />
12.–16. Mai, tefaf.com<br />
Contemporary<br />
Week<br />
Dorotheum. „Lunatique neonly<br />
– 16 quarts de cercle n° 5“<br />
aus dem Jahr 2005 von François<br />
Morellet ist einer der Höhepunkte<br />
der Contemporary Week<br />
im Dorotheum. Der Autodidakt,<br />
der sich vor allem mit Malerei,<br />
Lichtkunst, Kinetischer Kunst<br />
und Bildhauerei beschäftigt hat,<br />
wird gemeinhin der geometrischen<br />
Abstraktion und dem<br />
Minimalismus zugerechnet. Postuliert<br />
wird aber auch eine Nähe<br />
zum Dadaismus. Morellet zählt<br />
zu den wichtigsten französischen<br />
Vertretern der Konkreten<br />
Kunst. Der Schätzpreis beträgt<br />
80.000–120.000 Euro.<br />
23.–26. Mai, dorotheum.com<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 75
Artcurial<br />
Nachlass. Artcurial versteigert im<br />
Juni in Paris Werke aus dem Nachlass<br />
des berühmten Komponisten<br />
und Dirigenten Pierre Boulez. Der<br />
Komponist setzte sich zeitlebens<br />
mit der Beziehung zwischen Musik<br />
und Malerei auseinander. Eines<br />
der Toplose der Auktion ist ein<br />
Werk ohne Titel von Jean Tinguely,<br />
das auf 35.000 bis 55.000 Euro<br />
geschätzt wird.<br />
8. Juni, artcurial.com<br />
Artist Quarterly<br />
OstLicht<br />
Photo Auction. Zwei Mal pro Jahr<br />
veranstaltet das auf Fotografie<br />
spezialisierte Auktionshaus Ost-<br />
Licht eine Fotoauktion. Anfang<br />
Juni kommen wieder zahlreiche<br />
Vintageabzüge unter den Hammer.<br />
Der Höhepunkt der Auktion<br />
ist „Lo Schiaffo“ (Die Ohrfeige)<br />
des italienischen Futuristen Anton<br />
Giulio Bragaglia aus dem Jahr<br />
1912. Neben Bragaglia sind auch<br />
Cartier-Bresson, Edward Steichen<br />
und August Sander vertreten.<br />
2. Juni, ostlicht-auction.com<br />
Sotheby’s. Junge Kunst ist Andrea<br />
Jungmann, Geschäftsführerin<br />
von Sotheby’s Österreich, ein besonderes<br />
Anliegen. Deshalb hat sie<br />
die Ausstellungsserie Artist Quarterly<br />
ins Leben gerufen. Im zweiten<br />
Quartal zeigt sie Werke von Tina<br />
Hainschwang. Die Künstlerin arbeitet<br />
mit verschiedenen Medien, wobei<br />
der Schwerpunkt auf der Skulptur<br />
liegt. Ihre Arbeiten hinterfragen<br />
Vorstellungen von Weiblichkeit und<br />
Wahrnehmung.<br />
Bis 30. Juni, sothebys.com<br />
Fotos: Artcurial; Ostlicht Photo Auction; Copyright Studio Fjeld und Courtesy Elektrohalle Rhomberg.<br />
76 <strong>Kulturmagazin</strong>
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Die Erde. Ein dynamischer Planet<br />
Neu im Naturhistorischen Museum Wien!<br />
Fotos: NHM Wien/Christina Rittmannsperger<br />
Den Bezügen zwischen der Lithosphäre und<br />
dem Leben ist die neue Dauerausstellung im<br />
Naturhistorischen Museum Wien gewidmet.<br />
Im Saal VI – dem ehemaligen Kaisersaal –<br />
wird der Aufbau der Erde ebenso thematisiert wie<br />
der Beginn des Anthropozäns und gezeigt, dass alles<br />
auch ganz anders hätte kommen können!<br />
Die Schau dokumentiert, wie umfassend die Erdwissenschaften<br />
heute versuchen, die Prozesse unseres Planeten<br />
zu entschlüsseln. Längst sind die Grenzen zwischen<br />
den wissenschaftlichen Disziplinen durchlässig, und von<br />
den Gesteinen führt der Weg rasch in Atmosphäre und<br />
Hydrosphäre oder in die Welt der Mikroben.<br />
Die Veränderung der Erde. Es werden die vielfältigen<br />
Bezüge zwischen der Lithosphäre und der Biosphäre<br />
beleuchtet. Der Bogen spannt sich dabei vom Aufbau<br />
der Erde bis zum Anthropozän – dem Zeitalter, in dem<br />
der Mensch begann, als geologische Kraft aufzutreten.<br />
Während man spielerisch Gebirge entstehen lässt,<br />
erfährt man, dass erst die Plattentektonik durch ihre<br />
Jahrmillionen dauernden Kreisläufe – bis heute – Leben<br />
ermöglicht. Überraschend ist, dass auch die großen<br />
Revolutionen des Lebens – wie die Erfindung der Fotosynthese<br />
und die Besiedlung des Festlandes durch<br />
Pflanzen – einen unmittelbaren Einfluss auf die Gesteine<br />
hatten und das Antlitz der Erde für immer veränderten.<br />
Das Leben färbte den Planeten bunt!<br />
Die Ausstellung thematisiert wenig bekannte geologische<br />
Lagerstätten in den Ozeanen, wie Methan-Eis<br />
und Manganknollen, die durch Mikroorganismen gebildet<br />
werden. Als Energie- und Rohstoffquellen könnten<br />
sie den Bedarf der Industrie für Jahrzehnte decken.<br />
Zugleich sind sie an fragile Ökosysteme gebunden, die<br />
durch Abbau für immer verlorengehen.<br />
Von Klimakatastrophen. Auch die Gefahr, die von<br />
Methaneis als Klimakiller ausgeht, zeigt die Schau anhand<br />
von Beispielen der geologischen Vergangenheit.<br />
Dem Schmelzen des Methaneises vor 55 Millionen<br />
Jahren folgte eine Klimakatastrophe mit großer<br />
Wer mit Geologie<br />
nur langweilige<br />
Steine verbindet,<br />
wird im neuen<br />
Saal VI überrascht.<br />
Information<br />
NATURHISTORISCHES<br />
MUSEUM WIEN. Besuchereingang:<br />
Maria-Theresien-Platz,<br />
1010 Wien<br />
Info: www.nhm.at<br />
Trockenheit, die zu einer Verzwergung der Tierwelt<br />
führte. Ein ähnliches Ereignis vor 8.000 Jahren löste<br />
einen Tsunami aus, dessen 20 Meter hohe Flutwelle<br />
die Küsten Nordeuropas verwüstete. In Hinblick auf die<br />
sich erwärmenden Ozeane sind schmelzende Methaneisvorkommen<br />
eine sehr reale Bedrohung für uns.<br />
Doch wieso wissen wir von diesen Ereignissen? Die Informationen<br />
dazu stecken in den geologischen Klimaarchiven,<br />
wie zum Beispiel in Bohrkernen und Tropfsteinen.<br />
Einige der gravierendsten Umbrüche der Erdgeschichte,<br />
wie die große Sauerstoffkatastrophe vor 2,4 Milliarden<br />
Jahren, der Meteoriteneinschlag am Ende der<br />
Kreidezeit und der Anstieg des Meeresspiegels am<br />
Beginn des Holozäns vor 11.700 Jahren, sind mit<br />
Bohrkernen dokumentiert.<br />
Die Fieberkurve. Bohrkerne sind eine der wichtigsten<br />
Quellen für unser Verständnis der Geschichte der Erde.<br />
Die daraus gewonnenen Daten werden in der Ausstellung<br />
als „Fieberkurve“ der Erde präsentiert. Sie zeigt, wie das<br />
Erdklima seit Millionen von Jahren zwischen Super-Treibhaus<br />
und Eiszeitphasen schwankt.<br />
Dass der Mensch eine geologische Kraft geworden ist,<br />
spiegelt sich in der Diskussion um den<br />
Begriff des Anthropozäns wider. Doch<br />
welches Ereignis definiert den Beginn<br />
des Anthropozäns? Von den Atombombentests<br />
der 1940er-Jahre über Beton<br />
und Mikroplastik bis zu Hühnerknochen<br />
thematisiert die Ausstellung potenzielle<br />
Marker des neuen Erdzeitalters.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 77
Art & Antique<br />
Salzburg. Der Sommer steht in Salzburg mit den traditionellen<br />
Festspielen im Zeichen der Kultur. Eine Kunst- und Antiquitätenmesse ist<br />
da eine perfekte Ergänzung. Die Art & Antique zieht deshalb parallel zur<br />
Festspielzeit mit Kunst, Antiquitäten und Design ins Domquartier in der<br />
Salzburger Residenz.<br />
12.–20. August, artantique-residenz.at<br />
Art Basel<br />
Neue Direktion. Die weltweit<br />
führende Messe für moderne und<br />
zeitgenössische Kunst hat mit<br />
Noah Horowitz seit heuer einen<br />
neuen CEO. Es wird spannend, ob<br />
bei der Art Basel in Basel schon<br />
die neue Handschrift zu erkennen<br />
sein wird. Unter den österreichischen<br />
Ausstellern ist die Galerie<br />
nächst St. Stephan u. a. mit neuen<br />
Werken von Herbert Brandl.<br />
15.–18. Juni, artbasel.com<br />
im Kinsky<br />
Große Sommerauktion. „Die träumenden<br />
Knaben“, eine Sammlung<br />
von acht farbigen Lithografien, gebunden<br />
mit einem Einband aus<br />
Leinen mit Goldfarbe bestäubt,<br />
von Oskar Kokoschka ist eines der<br />
Toplose bei der großen Sommerauktion<br />
im Wiener Auktionshaus<br />
im Kinsky. Das Besondere<br />
daran ist, dass eine<br />
Seite von Kokoschka beschriftet<br />
ist mit den Worten:<br />
„gehört der stolzen<br />
Suzanne Hagenauer /<br />
ich hätte es auch gerne“.<br />
Der Schätzpreis liegt bei<br />
20.000 bis 40.000 Euro.<br />
19.–23. Juni,<br />
imkinsky.com<br />
Frieze<br />
Die Neue. Im Vorjahr wagten<br />
sich die Veranstalter der Frieze<br />
an eine neue Messe in Asien. So<br />
gab die Frieze Seoul 2022 ihr<br />
erfolgreiches Debüt. Während<br />
die Frieze in den USA auf die<br />
Frieze Masters, also Kunst und<br />
Antiquitäten bis zum 20. Jahrhundert,<br />
verzichtet, gibt es in<br />
Seoul neben der zeitgenössischen<br />
Messe auch die Frieze<br />
Masters. Zudem bietet die Sektion<br />
Focus Asia, die Galerien gewidmet<br />
ist, die weniger als zwölf<br />
Jahre am Markt sind, einen eigenen<br />
Bereich für die wichtigsten<br />
aufstrebenden Galerien des<br />
Kontinents.<br />
6.–9. September, frieze.com<br />
Fotos: Wildbild; Courtesy Galerie nächst St Stephan Rosemarie Schwarzwälder Art Basel; Oskar Kokoschka; Photo by Let´s Studio, Courtesy Frieze and Let´s Studio.<br />
78 <strong>Kulturmagazin</strong>
Stepping Out!<br />
Female Identities in<br />
Chinese ContemporaryArt<br />
1.4.—25.6.2023 Mönchsberg<br />
MarinellaSenatore<br />
We Rise by<br />
Lifting Others<br />
22.4.—8.10.2023 Mönchsberg<br />
Queer*fem* magaZINES<br />
Queeres und feministisches<br />
Publizieren in Kunst und Kultur<br />
25.2.—4.6.2023<br />
Altstadt (Rupertinum)<br />
Gunda Gruber<br />
Die Geometrieder Nicht-Ordnungen<br />
25.2.—4.6.2023<br />
Altstadt (Rupertinum)<br />
Maske und Gesicht<br />
Inge Morath und Saul Steinberg<br />
25.2.—4.6.2023<br />
Altstadt (Rupertinum)<br />
1Luo Yang, aus der Serie „Girls“, 2008–17, chromogener Abzug, Courtesy of Luo Yang, ©Luo Yang<br />
2Marinella Senatore, The School of Narrative Dance, Venice Parade, 2015, als Teil von The Creative Time<br />
Summit at the 56th Venice Biennale, Venedig, öffentliche Performance, Courtesy of the artist und Creative<br />
Time, New York City, Foto: Andrea Samonà<br />
3Zeitschriften und Zines aus dem Generali Foundation Studienzentrum, Museum der Moderne Salzburg,<br />
©Museum der Moderne Salzburg, Foto: Alba Malika Belhadj Merzoug, Angelika Wienerroither<br />
4 Fast Forward Rewind, 2018, Installation, Ausstellungansicht, Kunstverein Salzburg, 2018, Courtesy of the<br />
artist, ©Gunda Gruber /Bildrecht, Wien 2023, Foto: Andrew Phelps<br />
5Inge Morath, ohne Titel, aus der Serie „Masken“ mit Saul Steinberg, 1962, Silbergelatineabzug auf Barytpapier,<br />
Sammlung Museum der Moderne Salzburg, ©Inge Morath /Magnum Photos<br />
museumdermoderne.at
Viennacontemporary<br />
Neu aufgestellt. Die Viennacontemporary<br />
hat ein ruppiges Jahr hinter<br />
sich und musste sich nach dem<br />
Ausstieg des russischen Mehrheitseigentümers<br />
neu aufstellen. Mit<br />
dem Kursalon Hübner bekam die<br />
Messe auch einen neuen Standort.<br />
Heuer soll er um eine Zeltkonstruktion<br />
erweitert werden. Mit dabei ist<br />
die Galerie Ernst Hilger, die Assunta<br />
Abdel Azim Mohamed eine Soloschau<br />
widmen wird.<br />
7.–10. September,<br />
viennacontemporary.at<br />
Art Austria Highlights<br />
Kunst im Tenniszelt. Messeveranstalter<br />
Wolfgang Pelz ist im Vorjahr<br />
ein Deal mit den Erste Bank Open<br />
gelungen. Das Tenniszelt, das am<br />
Gelände des Wiener Eislaufvereins<br />
aufgestellt wird, kann die Art Austria<br />
Highlights im Vorfeld für die<br />
Messe nützen. Die Galerie Kovacek<br />
& Zetter wird die „Venetian Heads“<br />
von Kiki Kogelnik zeigen, darunter<br />
etwa „Devil“. Dank der Ausstellung<br />
im Kunstforum bekommt die<br />
Künstlerin viel Aufmerksamkeit.<br />
5.–8. Oktober, art-austria.info<br />
Art Vienna<br />
Schönbrunn. Die lichtdurchflutete<br />
Orangerie in Schönbrunn<br />
bietet die perfekte Kulisse für<br />
Kunst aus dem 19., 20. und 21.<br />
Jahrhundert. Corona hat dazu<br />
geführt, dass die Messe, die früher<br />
in der Hofburg angesiedelt<br />
war, sich einen neuen Standort<br />
gesucht hat. Mit dem Schlosspark<br />
vor der Tür bietet sich<br />
neben der Messe die Möglichkeit<br />
eines Skulpturengartens.<br />
Die Art Vienna versteht sich als<br />
junge Kunstmesse, die den Spagat<br />
zwischen zeitgenössischer<br />
und moderner Kunst macht.<br />
15.–17. September,<br />
artvienna.org<br />
Fotos: Anna Stöcher, Kovacek & Zetter, beigestellt.<br />
80 <strong>Kulturmagazin</strong>
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Der Kulturfrühling in Krems<br />
Kunstschätze und ein begehbares Kunstwerk gibt es in der<br />
Landesgalerie Niederösterreich in Krems zu entdecken.<br />
Die Landesgalerie<br />
Niederösterreich<br />
(l.)<br />
zeigt den „Traumfänger“<br />
(r.).<br />
Die Landesgalerie Niederösterreich ist die<br />
erste Adresse für österreichische Kunst in<br />
Niederösterreich und steht mit ihrer einzigartigen<br />
Architektur für Innovation und Neues.<br />
Der spektakuläre Museumsneubau liegt nur fünf Gehminuten<br />
von der Schiffstation Krems-Stein entfernt und<br />
ist ein kultureller Hotspot in der bezaubernden Doppelstadt<br />
an der Donau. Die Landesgalerie zeigt auf<br />
3000 Quadratmetern modernster Ausstellungsfläche<br />
spannende Wechselausstellungen und hat auch 2023<br />
einige Highlights zu bieten.<br />
Fotos: Raffael F. Lehner, Angela Glajcar, Landessammlungen NÖ<br />
Sehenswerter „Traumfänger“. Im lichtdurchfluteten<br />
Erdgeschoß wird eine raumgreifende und begehbare<br />
Kunstinstallation der deutschen Künstlerin Angela Glajcar<br />
gezeigt. Die in Mainz geborene Bildhauerin bereichert<br />
seit rund zwei Jahrzehnten die internationale<br />
Kunstwelt mit ihren außergewöhnlichen Objekten aus<br />
Papier. Für Krems entwickelte sie das Kunstwerk<br />
„Traumfänger“. Aus unterschiedlich langen weißen<br />
Papierbahnen reißt die Künstlerin Durchblicke und<br />
Hohlräume heraus. Das hauchdünne Papier wird in<br />
Kombination mit zartem Glasgewebe drapiert, wodurch<br />
ein einzigartiger Erlebnisraum entsteht, der der Fantasie<br />
keine Grenzen setzt. Die Papierskulpturen können<br />
auch bequem aus einem der Sitzsäcke betrachtet werden.<br />
„Traumfänger“ ist die bisher größte In-situ-Installation<br />
von Angela Glajcar sowie ihre erste Museumsausstellung<br />
in Österreich.<br />
Kunstschätze. Ab Mitte Mai werden auf zwei weiteren<br />
Ebenen der Landesgalerie herausragende Meisterwerke<br />
aus den Landessammlungen Niederösterreich<br />
präsentiert. Die Ausstellung „Kunstschätze vom Barock<br />
bis zur Gegenwart“ bietet einen kurzweiligen, chronologischen<br />
Rundgang durch Österreichs Kunstgeschich-<br />
Werke von<br />
Leo Putz (l.) und<br />
Anton Romako (r.)<br />
sind zu sehen.<br />
Kontakt<br />
LANDESGALERIE<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Museumsplatz 1, 3500 Krems<br />
www.lgnoe.at<br />
Öffnungszeiten: Di bis So und<br />
Mo, wenn Feiertag, 10 bis 18<br />
Uhr (10 bis 17 Uhr im Winter)<br />
te der letzten 250 Jahre. Das älteste Werk der Schau<br />
ist eine großformatige barocke Altartafel aus dem Jahr<br />
1772 von Martin Johann Schmidt. Das jüngste Gemälde<br />
schuf Franziska Maderthaner im Jahr 2021. Rund<br />
130 Kunstwerke von rund 60 berühmten Künstler:innen<br />
geben Einblicke in die Arbeitsweisen etwa von<br />
Anton Romako, Ferdinand Georg Waldmüller, Egon<br />
Schiele, Maria Lassnig, Margot Pilz und Erwin Wurm.<br />
Spannende Personale. Parallel dazu wird im obersten<br />
Geschoß der Landesgalerie Niederösterreich der zeitgenössischen<br />
Künstlerin Frenzi Rigling eine Personale<br />
gewidmet. Rigling arbeitet mit Alltagsgegenständen<br />
und Fundstücken aus der Natur, die<br />
sie sammelt, inszeniert und zu vielschichtigen<br />
Kunstobjekten arrangiert. Dieser Ausstellungsraum<br />
grenzt an die Dachterrasse<br />
des Museums, von wo aus man einen<br />
sensationellen Blick auf die Donau und die<br />
Wachau genießt.<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 81
„Warm, Wet ’N’ Wild“ von Flora Yukhnovic<br />
erzielte 2022 2,7 Mio. Pfund.<br />
„Love me nots“ von Michaela Yearwood<br />
Dan erzielte heuer einen neuen Rekord.<br />
„Night Watcher“ war mit 5,9 Mio. Dollar<br />
das Rekordbild von Matthew Wong.<br />
„Study for the Temptation of Christ“<br />
stammt vom neuen Star Julien Nguyen.<br />
Fotos: Christie’s Images Limited 2023; Sotheby’s.<br />
82 <strong>Kulturmagazin</strong>
Der Hype um<br />
ultrajunge Kunst<br />
Junge Künstler waren auf dem Markt<br />
noch nie so erfolgreich wie heute. Die<br />
Preissprünge sind teilweise atemberaubend.<br />
Text: Eva Komarek<br />
Generationswechsel. Doch Wong ist bei<br />
Weitem kein Einzelfall. Ähnlich ist die Entwicklung<br />
bei Flora Yukhnovich, deren<br />
Gemälde „Warm, Wet ’N’ Wild“ im März<br />
2022 bei Sotheby’s auf 2,7 Millionen Pfund<br />
stieg. Die Schätzung lag bei 150.000 bis<br />
200.000 Pfund. Oder Avery Singer, deren<br />
Arbeit „Happening“ im Mai 2022 5,3 Millionen<br />
Dollar erzielte. Ihre erste Arbeit kam<br />
2017 zur Auktion und wurde für 36.000<br />
Dollar verkauft. Von da an ging es sprunghaft<br />
nach oben. Christina Quarles ist ebenbei<br />
Sotheby’s in London, mit der gestiegenen<br />
Zahl anspruchsvoller und talentierter<br />
Galerien weltweit, die ein viel größeres<br />
Bewusstsein für junge Künstler haben.<br />
„Der Markt für zeitgenössische Kunst operiert<br />
heute auf globaler Ebene, und selbst<br />
Galerien, die nur in einer Stadt aktiv sind,<br />
sprechen Kunden von Mexiko bis Korea<br />
an.“ Damit sei auch die Zahl der globalen<br />
Sammler gestiegen, die sich auf dieses<br />
Segment konzentrierten und bereit seien,<br />
bei Auktionen Arbeiten einer bestimmten<br />
Qualität zu ersteigern.<br />
Night Watcher“, ein Gemälde von<br />
Matthew Wong, stieg am 19. Mai<br />
2022 nach einem Bietgefecht bei<br />
Sotheby’s in New York auf 5,9 Millionen<br />
Dollar. Sein Auktionsdebüt gab er im<br />
Mai 2020 mit einem Zuschlag von 50.000<br />
Dollar. Wong, der sich 2019 im Alter von<br />
nur 35 Jahren das Leben nahm, wurde<br />
von der „New York Times“ als „einer der<br />
talentiertesten Maler seiner Generation“<br />
bezeichnet. Bei Sammlerinnen und Sammlern<br />
entstand ein regelrechter Run auf<br />
Wong. Nur wenige Monate nach seinem<br />
Tod wurden 2020 die ersten Arbeiten bei<br />
Auktionen versteigert. Innerhalb nur eines<br />
Jahres überschritten acht der angebotenen<br />
Werke die Millionengrenze. Gemessen am<br />
Auktionsumsatz wurde Wong zum begehrtesten<br />
Künstler der Generation unter 40<br />
Jahren, und gleichzeitig reihte er sich in<br />
die Liste der 100 erfolgreichsten Künstler<br />
der Welt quer durch alle Epochen ein.<br />
Hier mag der tragische Tod des Künstlers<br />
den Markt besonders angeheizt haben, der<br />
Erinnerungen an Basquiats frühen Tod und<br />
den Mythos des „verfluchten Genies“ wieder<br />
aufleben lässt.<br />
falls unter den Top Ten der erfolgreichsten<br />
Künstler unter 40. Mit der ersten Einzelausstellung<br />
von Quarles bei Hauser & Wirth in<br />
New York im Vorjahr sind ihre Preise in die<br />
Höhe geschossen. Schon bei ihrem Auktionsdebüt<br />
im November 2018 bei Phillips<br />
ging das auf 30.000 bis 50.000 Dollar<br />
geschätzte Werk „Pull on Thru Tha Nite“<br />
auf 225.000 Dollar. Im Mai 2022 schrieb<br />
ihre Arbeit „Night Fell Upon Us Up On Us“<br />
bei Sotheby’s einen Rekord von 4,5 Millionen<br />
Dollar.<br />
Sie alle gehören zu einer neuen Generation,<br />
die gerade einen Höhenflug erlebt. Als<br />
Ultra-Contemporary bezeichnet der Kunstmarkt<br />
dieses Segment, das laut aktuellem<br />
Bericht „The Art Market in 2022“ der Kunstpreisdatenbank<br />
Artprice bereits einen<br />
Marktanteil von 2,7 Prozent des weltweiten<br />
Auktionsumsatzes erreicht hat. 2002<br />
waren es 0,5 Prozent.<br />
Den gegenwärtigen Boom erklärt Hugo<br />
Cobb, Experte für zeitgenössische Kunst<br />
„Die Künstler, die<br />
wir anbieten, sind in<br />
wichtigen Museen<br />
und bei Events wie<br />
der Biennale von<br />
Venedig vertreten.“<br />
Institutionell gestützte Entwicklung.<br />
Zuletzt gab es einen vergleichbaren Hype<br />
zwischen 2013 und 2014, gefolgt von einer<br />
Flaute und Rückbesinnung auf etablierte<br />
Künstler. Erst 2019 nahm ultrajunge Kunst<br />
wieder Fahrt auf. Cobb sieht keine Parallelen<br />
zu damals. „Der aktuelle Markt fühlt<br />
sich ganz anders an. In den Jahren 2013<br />
und 2014 erlebten wir einen Boom für einzelne<br />
Persönlichkeiten. Jetzt haben wir ein<br />
sehr breites Spektrum von Künstlern, die<br />
in verschiedenen Stilen arbeiten.“ Außerdem<br />
sei die aktuelle Entwicklung enger mit<br />
dem institutionellen Geschmack verbunden.<br />
„Die Künstler, die wir in unseren Now-<br />
Evening-Auktionen anbieten, sind in wichtigen<br />
Museen und bei Events wie der Biennale<br />
von Venedig vertreten. Sie stehen an<br />
der Spitze des zeitgenössischen Kunstdiskurses<br />
und etablieren sich auf fundiertere<br />
Weise“, so Cobb.<br />
Während die Lieblinge des vorangegangenen<br />
Booms junger Kunst vor allem Männer<br />
waren, die sich auf Abstraktion spezialisiert<br />
hatten, sind ein Großteil der heutigen<br />
Jungstars Frauen sowie Künstler afrikanischer<br />
Abstammung, die sowohl figurative<br />
Malerei als auch neue Medienkunst produzieren.<br />
Einer davon ist in Österreich kein<br />
Unbekannter, denn der ghanaische Maler<br />
Amoako Boafo studierte an der Akademie<br />
der bildenden Künste in Wien. 2020 gab er<br />
mit „The Lemon Bathing Suit“ bei Phillips<br />
in London sein spektakuläres Auktionsdebüt.<br />
Das auf 30.000 bis 50.000 Pfund<br />
geschätzte Werk stieg damals auf 550.000<br />
Pfund. Inzwischen liegt sein Rekord bei<br />
3,4 Millionen Dollar, und er gehört zu den<br />
gefragtesten jungen Künstlern der Welt.<br />
Bei den heurigen Frühjahrsauktionen in<br />
London übertraf „The Shadow of Imana“<br />
bei Christie’s den Schätzwert von 250.000<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 83<br />
»
„The Shadow of Imana“ von Amoako<br />
Boafo war bei Christie’s erfolgreich.<br />
„Threshold“ von Caroline Walker erzielte<br />
bei Phillips im März einen neuen Rekord.<br />
„Bei diesen Künstlern ist das Angebot<br />
in der Regel viel schneller erschöpft als die Nachfrage.“<br />
»<br />
bis 350.000 Pfund und stieg auf 504.000<br />
Pfund. Der zweite in der Oberliga ist Aboudia<br />
Diarrassouba, der in seiner von ihm als<br />
„Noutchi“ bezeichneten Malweise Graffiti<br />
mit der Holzschnitzerei Westafrikas verbindet.<br />
Thematisch finden Bürgerkrieg<br />
und Straßenkinder seines Heimatlandes<br />
Elfenbeinküste seinen Niederschlag. Auf<br />
dem Auktionsmarkt bricht er einen Rekord<br />
nach dem anderen. Sein Debüt auf dem<br />
Sekundärmarkt gab er 2013 bei Bonhams.<br />
Seither geht es steil nach oben. Im Wiener<br />
Dorotheum kam im Mai 2022 „Deux amis<br />
noutchi“ mit einer Schätzung von 70.000<br />
bis 100.000 Euro zum Aufruf und kletterte<br />
auf 240.500 Euro. Im Juli schrieb ein auf<br />
40.000 bis 60.000 Pfund geschätztes Werk<br />
ohne Titel bei Christie’s mit 504.000 Pfund<br />
einen neuen Rekord.<br />
Frauenpower. Am Markt für Ultra-Contemporary<br />
Art dominieren erstmals in<br />
der Geschichte Frauen die Spitze. So<br />
haben Künstlerinnen laut Artprice 2022<br />
einen höheren Auktionsumsatz erzielt<br />
als Männer, und auch das Preisniveau der<br />
Zuschläge liegt über jenem der Kollegen.<br />
Die derzeit gefragtesten Künstlerinnen<br />
sind Ayako Rokkako, Flora Yukhnovich,<br />
Avery Singer, María Berrío, Anna Weyant,<br />
Christina Quarles und Loie Hollowell. Diese<br />
aktuellen Entwicklungen werden nicht<br />
zuletzt durch die gewichtigen Megagalerien<br />
unterstützt, die sich die Nachwuchstalente<br />
gesichert haben. So werden etwa<br />
Avery Singer und Christina Quarles von<br />
Hauser & Wirth vertreten, auf Anna Weyant<br />
ist Larry Gagosian aufmerksam geworden,<br />
und Pace Gallery hat 2017 Loie Hollowell<br />
unter die Fittiche genommen. Übrigens<br />
mischt auch der österreichische Topgalerist<br />
Thaddaeus Ropac bei den Jungstars<br />
vorn mit. Er hat Rachel Jones nur wenige<br />
Monate nach ihrem Abschluss an der Royal<br />
Academy of Arts in London in sein Programm<br />
aufgenommen. Vergangenen Juli<br />
erzielte „Spliced Structure“ 403.200 Pfund,<br />
die obere Schätzung lag bei 150.000 Pfund.<br />
Vergleicht man 2022 mit den Frühjahrsauktionen,<br />
fällt auf, dass von den Stars<br />
des Vorjahres heuer nur noch vereinzelt<br />
Werke auftauchen. „Bei diesen Künstlern<br />
ist das Angebot in der Regel viel schneller<br />
erschöpft als die Nachfrage“, erklärt Cobb.<br />
Tipp<br />
Tate Britain. Am 23. Mai wird<br />
die Tate Britain eine Neuhängung<br />
ihrer ständigen Sammlung<br />
dem Publikum öffnen,<br />
die um mehr weibliche und<br />
vor allem junge Kunst ergänzt<br />
wurde. So wurde etwa<br />
Rachel Jones in die Sammlung<br />
aufgenommen.<br />
tate.org.uk<br />
Es gebe nicht so viele Sammler, die bereit<br />
seien, sich schnell wieder von den Werken<br />
zu trennen. Doch der Markt sorgt stetig<br />
für Nachschub. Und so haben sich bei<br />
den Frühjahrsauktionen die nächsten Hoffnungsträger<br />
etabliert. Da wäre etwa Caroline<br />
Walker, die heuer in allen drei Häusern,<br />
also Christie’s, Sotheby’s und Phillips,<br />
vertreten war. Den höchsten Preis<br />
erzielte am 2. März Phillips für „Threshold“<br />
mit 927.100 Pfund. Geschätzt war es auf<br />
150.000 bis 200.000 Pfund. Das Messedebüt<br />
gab sie 2019 bei Christie’s mit einem<br />
Zuschlag von 25.000 Pfund für „Conservation“.<br />
Auch Michaela Yearwood-Dan sollte<br />
man im Auge behalten. Christie’s schrieb<br />
mit „Love me nots“ bei den Frühjahrsauktionen<br />
mit 730.800 Pfund einen neuen<br />
Rekord für die Künstlerin. Die Taxe lag bei<br />
40.000 bis 60.000 Pfund. Nur wenige Tage<br />
später stieg bei Phillips „The imperfection<br />
of Divinity“ auf 279.400. Die obere Taxe<br />
lag bei 35.000 Pfund. Ihr Auktionsdebüt<br />
feierte Michaela Yearwood-Dan im März<br />
2022 mit „2GD4U“ bei Sotheby’s mit 15.000<br />
Pfund. Ein Senkrechtstarter ist auch Julien<br />
Nguyen, dessen Kunst von Videospielen<br />
wie „Civilization III“ oder „StarCraft“<br />
beeinflusst ist. Seine Auktionspremiere<br />
gab er mit „Homework“ vergangenen September<br />
bei Sotheby’s in New York. Das auf<br />
40.000 Dollar geschätzte Werk stieg auf<br />
94.500 Dollar. Im März erzielte das Haus<br />
für „Study for the Temptation of Christ“<br />
406.400 Pfund. e<br />
Fotos: Christie’s Images Limited 2023; Phillips; Charlie Sheldon.<br />
84 <strong>Kulturmagazin</strong>
AufbadenAbbaden<br />
KurkulturinBaden<br />
Ausstellung22.4. bis 5. 11.2023<br />
Kaiserhaus Baden<br />
Hauptplatz 17,2500Baden<br />
Dienstag bis Sonntagund Feiertage 10 bis 18 Uhr<br />
www.kaiserhaus-baden.at
Kultur<br />
PROGRAMM<br />
FESTIVALS<br />
UND FESTSPIELE<br />
Laufend<br />
aktualisierte<br />
Informationen zu<br />
Kulturveranstaltungen<br />
finden Sie online auf<br />
DiePresse.com/<br />
kulturkalender<br />
Laufend<br />
aktualisierte<br />
Informationen zu<br />
Kulturveranstaltungen<br />
finden Sie online auf<br />
DiePresse.com/<br />
kulturkalender<br />
WIEN<br />
DONAUINSELFEST<br />
23.6. bis 25.6.<br />
40 Jahre Donauinselfest:<br />
Konzerte, Kabarett u. a.<br />
www.donauinselfest.at<br />
IMPULSTANZ<br />
6.7. bis 6.8. Festival für<br />
zeitgenössischen Tanz,<br />
40. Festivalausgabe.<br />
Produktionen von Marie Chouinard<br />
und Boris Charmatz, Doris<br />
Uhlich, Needcompany, Meg<br />
Stuart, Lucinda Childs, Nadia<br />
Beugré, Alleyne Dance, Trajal<br />
Harrell, Ivo Dimchev, Liquid Loft,<br />
toxic dreams, Benjamin Abel<br />
Meirhaeghe, Marina Otero u. a.<br />
& 01/5235558<br />
www.impulstanz.com<br />
KAMMERMUSIKFESTIVAL<br />
21.8. bis 27.8.<br />
Böhmische Hofkanzlei<br />
Aron Quartett u. a.<br />
& 01/9717448<br />
www.kammermusikfestival.wien<br />
NOT AFRAID<br />
27.6. Donauinsel<br />
Hip-Hop-Festival mit Machine<br />
Gun Kelly, Sido, Yung Hurn<br />
www.popfest.at<br />
POPFEST<br />
27.7. bis 30.7. Karlsplatz<br />
Kurator*innen: Anna Mabo<br />
und Dorian Concept<br />
www.popfest.at<br />
SALAM ORIENT<br />
4.5. bis 14.5.<br />
Özlem Bulut, Yemen Blues, El<br />
Morabba 3, Ranaud Garcia-Fons<br />
Ensemble u. a.<br />
www.salam-orient.at<br />
SOMMER RHAPSODIE<br />
10.7. bis 9.8.<br />
Gartenpalais Liechtenstein<br />
Hakvoort, Ballwein, Missy May &<br />
WW Allstars Big Band: The Music<br />
of Bond (10.7.), Elena Uhlig & Fritz<br />
Karl (11.7.), Lesung mit Musik:<br />
Shakespeare, ein Sommernachtstraum<br />
(12.7.), Jazz of Tschechow<br />
(17.7.), Erwin Steinhauer & Andrej<br />
Serkov: Joseph Roth, Der Leviathan<br />
(18.7.), Hirschal & Böck: Best<br />
of Strizzis (19.7.), Florian Scheuba<br />
(25.7..), Wolfgang Muthspiel Trio<br />
(26.7.), BartolomeyBittmann (7.8.)<br />
u. a. & 01/3195767 700<br />
www.sommerrhapsodie.at<br />
THEATER IM PARK<br />
25.5. bis 16.9. am Belvedere<br />
Niavarani nach Shakespeare: Ein<br />
Sommernachtstraum (ab 25.5.),<br />
Wiener Festwochen. Die belgische Regisseurin<br />
Anne-Cécile Vandalem erzählt die Geschichte<br />
einer Familie, die die Einsamkeit<br />
der Natur sucht. „Kingdom“, 13.–16. Mai.<br />
Michael Köhlmeier & Konrad Paul<br />
Liessmann (28.5.), Alex Kristan<br />
(30.+31.5. u.a. Termine), Lesung<br />
von T. C. Boyle (12.6.), Ernst Molden<br />
und der Nino aus Wien (3.7.)<br />
u. v. a. & 01/5889340<br />
www.theaterimpark.at<br />
WIENER KABARETTFESTIVAL<br />
24.7. bis bis 29.7.<br />
Viktor Gernot, Gernot Kulis,<br />
Nina Hartmann, Clemens<br />
M. Schreiner u. a.<br />
www.wienerkabarettfestival.at<br />
WIENER FESTWOCHEN<br />
12.5. bis 21.6.<br />
Eröffnung am Rathausplatz (12.5.),<br />
Toshiki Okada, Dai Fujikura u. a.:<br />
Verwandlung eines Wohnzimmers<br />
(13.–15.5., MQ Halle G), TR<br />
Warszawa: Pieces of a Woman<br />
(14.–18.5., Akademietheater), Anna<br />
Rispoli: Close Encounters (13.5.–<br />
4.6., Parlament), Sun & Sea (19.–<br />
23.5., Semperdepot), Ingvartsen:<br />
Skatepark (18.–21.5., Halle G MQ),<br />
Sarah Vanhee: Mémé (21.–26.5.,<br />
Nestroyhof Hamakom), Comish<br />
(24.5.–7.6.), Metropol), Milo Rau /<br />
NT Gent: Antigone im Amazonas<br />
(25.–27.5., Burgtheater), nach<br />
Wedekind: Lulu (27.5.–6.6., Halle E<br />
MQ), Kennedy, Selg: Angela (28.5.–<br />
1.6., Halle G MQ), Alexander Zeldin:<br />
The Confessions (14.–17.6.,<br />
Volkstheater), William Kentridge:<br />
Sibyl (19.–21.6., Halle E MQ) u. v. m.<br />
& 01/5892211 www.festwochen.at<br />
WIR SIND WIEN<br />
1.6. bis bis 23.6.<br />
Festival der Bezirke.<br />
Zum Start: Pop Picnic mit<br />
Lesungen im Stadtpark (1.6.)<br />
www.wirsindwien.com<br />
BURGENLAND<br />
CLASSIC ESTERHÁZY<br />
Schloss Esterházy<br />
Il Giardino Armonico, Nicolas<br />
Altstaedt, Giovanni Antonini<br />
(14.5.), Liederabend mit Florian<br />
Boesch und Justus Zeyen (24.6.),<br />
Wiener Singakademie, Barucco,<br />
Heinz Ferlesch (16.7.), Angelika<br />
Prokopp Sommerakademie der<br />
Wiener Philharmoniker, Lukas<br />
Sternath, Tugan Sokhiew (13.8.)<br />
u. a. & 02682/65065<br />
www.esterhazy.at<br />
HALBTURNER<br />
SCHLOSSKONZERTE<br />
11.5. bis 16.9.<br />
Trio Lézard (11.5.), Lukas Koppetsch<br />
und Stafan Hussong<br />
(25.5.), Vienna Bone Artists (1.6.),<br />
Tango Furioso (8.6.) u. a.<br />
halbturner-schlosskonzerte.at<br />
HAYDN TAGE<br />
9.6. bis 11.6. Schloss Rohrau<br />
musikalische Veranstaltungen<br />
zum Schaffen von Joseph und<br />
Johann Michael Haydn<br />
& 0660/631 5959<br />
www.haydn-gesellschaft.at<br />
KAMMERMUSIKFEST<br />
LOCKENHAUS<br />
6.7. bis 15.7.<br />
Nicolas Altstaedt & Gäste<br />
„Orbis tonorum“<br />
& 02616/20202<br />
www.kammermusikfest.at<br />
FESTIVALS RAIDING<br />
26.5. bis 25.6.<br />
Brass Festival: Da Blechhauf‘n &<br />
KlavierDuo Kutrowatz (26.5.),<br />
Thomas Gansch & Supergroup<br />
(27.5.) u. a.; Liszt Festival:<br />
Elisabeth Pratscher, Yury Revich,<br />
Kristin Okerlund (9.6.),<br />
radio.string.quartet (16.6.),<br />
Janoska Ensemble (23.6.),<br />
Lise de la Salle (24.6.), u. a.<br />
& 02619/ 51047<br />
www.lisztfestival.at<br />
SCHLOSSPARK FESTIVALS<br />
Schlosspark Eisenstadt<br />
Pop am 6.7.: Seiler & Speer, Gert<br />
Steinbäcker & Band, Wolfgang<br />
Ambros & Ban u. a.<br />
Butterfly Dance am 7.7.: Parov<br />
Stelar, Xavier Rudd, Stereo MC´s,<br />
Keziah Jones, Kosheen, DelaDap<br />
Lovely Days am 8.7.:<br />
Jethro Tull, Joss Stone, Manfred<br />
Mann´s Earth Band, The Original<br />
Wailers feat. Al Anderson u. a.<br />
www.schlossparkfestival.com<br />
NOVA ROCK<br />
7.6. bis 10.6. Nickelsdorf<br />
Slipknot, Disturbed, The Prodigy,<br />
Tenacious D, Bilderbuch,<br />
Casper, Yungblud, Papa<br />
Roach, Scooter u. a.<br />
www.novarock.at<br />
OPER IM STEINBRUCH<br />
12.7. bis 9.9. St. Margarethen<br />
Bizet: Carmen; Konzerte: Hubert<br />
von Goisern Zucchero, Edmund<br />
& 02682/65065<br />
www.operimsteinbruch.at<br />
PICTURE ON<br />
11.8. bis 12.8. Bildein<br />
Sportfreunde Stiller, The Sweet,<br />
Airbourne, Yasmo & Die Klangkantine,<br />
Avec, Attwenger u. a.<br />
www.pictureon.at<br />
SCHLOSSSPIELE<br />
KOBERSDORF<br />
4.7. bis 30.7.<br />
Raimund: Der Alpenkönig<br />
und der Menschenfeind<br />
& 02682/719-8000<br />
www.schlossspiele.com<br />
SEEFESTSPIELE MÖRBISCH<br />
13.7. bis 19.8.<br />
Mamma Mia!<br />
& 02682/66210<br />
www.seefestspiele-moerbisch.at<br />
KÄRNTEN<br />
ACOUSTIC LAKESIDE<br />
14.7. bis 15.7. Sonnegger See<br />
Oehl, Uche Yara, Dekker, Avec,<br />
Stella Sommer, Tom Liwa u. a.<br />
www.acousticlakeside.com<br />
CARINTHISCHER SOMMER<br />
17.5. bis 4.6. Burghof u. a. Orte<br />
Hania Rani (18.5.), Laibach (20.5.),<br />
Philipp Hochmair: Werther (21.5.),<br />
Tocotronic (24.5.), Ben Becker:<br />
Apokalypse (26.5.), Mavi Phoenix<br />
/ Eli Preiss / Oskar Haag (2.6.),<br />
Symphoniacs (4.6.), u. a.<br />
www.klagenfurtfestival.com<br />
KLAGENFURT FESTIVAL<br />
1.8. bis 6.8. Millstatt am See<br />
Internationales<br />
Gitarrenfestival<br />
& 04766/202135<br />
www.laguitarraesencial.com<br />
KOMÖDIENSPIELE PORCIA<br />
29.6. bis 31.8. Spittal/Drau<br />
Shakespeare: Wie es euch gefällt<br />
(Premiere: 1.7.), Kinderkomödie:<br />
Schneewittchen (Premiere: 29.6.),<br />
Robelin: Monsieru Pierre geht<br />
online (Premiere: 9.7.), Soyfer: Der<br />
Weltuntergang (Premiere: 14.7.),<br />
Toledano, Nakache: Ziemlich<br />
beste Freunde (Premiere: 20.7.)<br />
u. a. & 04762/42020<br />
www.ensemble-porcia.at<br />
LA GUITARRA ESENCIAL<br />
1.8. bis 6.8. Millstatt am See<br />
Internationales<br />
Gitarrenfestival<br />
& 04766/202135<br />
www.laguitarraesencial.com<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
n ALLEGRO VIVO<br />
4.8. bis 17.9. im Waldviertel<br />
Thema: „Metamorphosen“<br />
Academia Allegro Vivo, Vahid<br />
Khadem-Missagh, Christian Bakanic:<br />
Eröffnungskonzert (6.8., Stift<br />
Altenburg), Janoska Ensemble<br />
(12.8., Kunsthaus Horn), Sonus<br />
Brass Ensemble (15.8., Loisium),<br />
Academia Allegro Vivo, Vahid<br />
Khadem-Missagh, Georg Breinschmid:<br />
Galakonzert (19.8., Horn),<br />
Acoustic Jazz Quartet (26.8.,<br />
Horn) u. v. a. & 02982/4319<br />
www.allegro-vivo.at<br />
n BAROCKTAGE STIFT MELK<br />
24.5. bis 29.5.<br />
Eröffnung: Der Tag des Gerichts.<br />
Concentus Musicus Wien, Sängerknaben,<br />
Chorus sine nomine<br />
(26.5.), Ensemble Suono d’Oro<br />
Fotos: Christophe Engels,Theresa Pewal, nU4p.<br />
86 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
n Die blau gekennzeichneten Programmhinweise beziehen sich auf Kooperationspartner der „Presse“, diepresse.com/derclub
Am Wasser. Der See im<br />
Hintergrund, Musik im<br />
Vordergrund bei Wellenklänge<br />
in Lunz. 15.–30. 7.<br />
Yoga. Das Picture On<br />
Festival im Südburgenland<br />
bietet neben Musik<br />
auch Idylle. 11.–12. 8.<br />
(27.5.), La Grande Chapelle (27.5.),<br />
Ensemble L’Arpeggiata (28.5.),<br />
Academia Mellicensis, Mitglieder<br />
des Concentus Musicus Wien<br />
(29.5.), u.a. & 02752/54060<br />
www.wachaukulturmelk.at<br />
BÜHNE BADEN<br />
16.6. bis 27.8.<br />
Willner, Bodanksy, Lehár: Der<br />
Graf von Luxemburg; Masteroff,<br />
Ebb, Kander: Cabaret; Stolz:<br />
Frühjahrsparade & 02252/<br />
22522 www.buehnebaden.at<br />
DONAUFESTIVAL<br />
bis 7.5. Krems<br />
Gengreübergreifendes Festival:<br />
Performance, Kunst, Installationen,<br />
Talk, Musik und Film<br />
www.donaufestival.at<br />
n EUROPA IN SZENE<br />
6.9. bis 24.9. Wiener Neustadt<br />
Kasematten. Theaterfestival<br />
www.wortwiege.at<br />
FELSENBÜHNE STAATZ<br />
21.7. bis 12.8. Musical: Zorro<br />
& 0664/ 75031069<br />
www.felsenbuehne-staatz.at<br />
FESTIVAL RETZ<br />
6.7. bis 23.7.<br />
Mendelssohn Bartholdy: Elias<br />
& 02942/222352<br />
www.festivalretz.at<br />
FESTIVAL SCHLOSS WEITRA<br />
7.7. bis 6.8.<br />
Benatzky: Im weißen Rössl<br />
& 0664/5150986<br />
www.schloss-weitra.at<br />
FESTSPIELE BERNDORF<br />
14.7. bis 13.8.<br />
Cooney: Funny Money<br />
& 02672/822 5343<br />
www.buehnen-berndorf.at<br />
n FESTSPIELE REICHENAU<br />
1.7. bis 6.8.<br />
Nestroy: Einen Jux will er sich<br />
machen; Molière: Tartuffe;<br />
Roth: Die Kapuzinergruft;<br />
Schwab: Die Präsidentinnen; u. a.<br />
& 02666/52528<br />
www.theaterreichenau.at<br />
FESTSPIELE STOCKERAU<br />
27.7. bis 20.8.<br />
Nestroy: Der Zerrissene<br />
& 02266/67689<br />
www.festspiele-stockerau.at<br />
FREQUENCY<br />
17.8. bis 19.8. St. Pölten<br />
Die Ärzte, Macklemore, Limp<br />
Bizkit, Alligatoah, Imagine<br />
Dragons, Central Cee, Electric<br />
Callboy, Kraftklub, K.I.Z. u. a.<br />
www.frequency.at<br />
GLATT & VERKEHRT<br />
14.7. bis 30.7. Wachau/Krems<br />
Schloss zu Spitz: Martin Geišberg<br />
& Balkansambel (14.7.); Winzer<br />
Krems: Zur Wachauerin extended<br />
plays Hank Williams, Bia Ferreira<br />
(26.7.), Hannah James, Lylit &<br />
Désirée Saarela, Ivo Papasov & his<br />
Wedding Band (27.7.), Duo Kurbasy<br />
/ Derya Türkan & Sokratis<br />
Sinopoulos, El Khat (28.7.), Uli<br />
Soyka pantau-x, A Filetta, Abdullah<br />
Miniawy & Peter Corser (29.7.),<br />
Antine, Nils Landgren & Johan<br />
Norberg (30.7.) u. a.<br />
& 02732/908033<br />
www.glattundverkehrt.at<br />
n GRAFENEGG FESTIVAL<br />
11.8. bis 3.9.<br />
Tonkünstler NÖ, Nikola Hillebran<br />
u.a.: Mendelssohn Barthodly -<br />
(11.8.), Kyiv Symphony Orchestra,<br />
Rudolf Buchbinder (12.8.),European<br />
Union Youth Orchestra,<br />
Manfred Hoeck (13.8.), Estonian<br />
Festival Orchestra, Rudolf<br />
Buchbinder (17.8.), Tonkünstler<br />
Orchester NÖ, Yutaka Sado (19.8.),<br />
Philharmonia Orchestra London,<br />
Santtu-Matias Rouvali (20.8.),<br />
Mahler Chamber Orchestra,<br />
Daniil Trifonov (25.8.), u. a.<br />
& 02735/5500<br />
www.grafenegg.com<br />
HIN & WEG<br />
11.8. bis 20.8. Litschau<br />
Tage für zeitgenössische<br />
Theaterunterhaltung<br />
& 0720/407704<br />
www.hinundweg.jetzt<br />
n KLANGRAUM FESTIVAL<br />
30.6. bis 2.7. Burgruine Dobra;<br />
5.5. bis 24.6. Klangraum<br />
Waidhofen, Schloss Rothschild:<br />
Wolfram Berger: Herzmanovsky-<br />
Orlando (5.5.), Robert Reinagl<br />
und Laura Lootens: Hemingway<br />
(14.5.), Peter Hudler, Cello (20.5.),<br />
Markus Hering, Ensemble Affinità<br />
(2.6.), Rafael Fingerlos, Sascha El<br />
Mouissi, Teresa Präauer (18.6.),<br />
Max Simonischek, Benjamin<br />
Schmid, Kiron Atom Tellian<br />
(24.6.)& 07442/ 511<br />
www.klangraeume.at<br />
KLASSIKFESTIVAL<br />
KIRCHSTETTEN<br />
31.7. bis 24.9.<br />
Oper von Rossini: Il turco in Italia<br />
(31.7.–11.8.), Klassik unter Sternen:<br />
Amerikanische Nacht (16.8.),<br />
Nacht der Filmmusik (18.8.),<br />
Symphonic Rock 6.0 (19.8.),<br />
Kinderoper: Rumpelstilzchen<br />
(24.9.), u. a. & 02523/831415<br />
www.schloss-kirchstetten.at<br />
KULTURSOMMER<br />
LAXENBURG<br />
18.6. bis 20.8.<br />
Deix & Lendl: All we need is love<br />
& 02236/73640<br />
www.kultursommerlaxenburg.at<br />
KULTUR SOMMER<br />
SEMMERING 6.7. bis 3.9.<br />
Grandhotel Panhans<br />
und Kulturpavillon.<br />
Verena Altenberger & Klaus Paier:<br />
Zweig, Briefe einer Unbekannten<br />
(6+7.7.), Birgit Minichmayr,<br />
Bernhard Lhotzky & Band (6.7.),<br />
Brandauer liest Dostojewski und<br />
Bonhoeffer (7.7.), Lars Eidinger &<br />
George Kranz (9.7.), Thomas<br />
Gansch & Band (13.7.), Stefanie<br />
Reinsperger liest Horváth (15.+16.<br />
7.), Die Strottern (15.7.), Agnes<br />
Palmisano (20.7.), Andrea Eckert,<br />
Wladigeroff Brothers & Otmar<br />
Klein: Kreisler (27.7.), Hans Theessink<br />
(29.7.), Elisabeth Orth liest<br />
Hesse (30.7.), Kollegium Kalksburg<br />
(5.8.), Diknu Schneeberger<br />
& das Christian Bakanic Quartett<br />
(10.8.), Michael Dangl, Maria<br />
Fedotova & Cordula Hacke: Oscar<br />
Wilde (11.+13.8.), Cornelius Obonya:<br />
Kishons süße Rache (12.8.),<br />
Karl Markovics liest Marie von<br />
Ebner Eschenbach (17.+18.8.),<br />
Voodoo Jürgens & Die Ansa<br />
Panier (24.8.), u. v. a.<br />
& 02664/20025<br />
www.kultursommer-semmering.at<br />
MUSICAL SOMMER<br />
AMSTETTEN 19.7. bis 12.8.<br />
Jersey Boys<br />
& 07472/601454<br />
www.musicalsommeramstetten.at<br />
MUSIKFEST SCHLOSS<br />
WEINZIERL 19.5. bis 21.5.<br />
Es musizieren: Altenberg Trio<br />
Wien, Amiram Ganz, Heri Choi-<br />
Gerhard Marschner, Marcelo<br />
Padilla, Sprecher: Albert Hosp<br />
& 0664/1021198<br />
www.musikfest-weinzierl.at<br />
NESTROY SPIELE<br />
SCHWECHAT 1.7. bis 5.8.<br />
Nestroy: Eisenbahnheiraten<br />
& 0650/4723212<br />
www.nestroy.at<br />
OPER BURG GARS<br />
15.7. bis 5.8. Verdi: Aida<br />
& 02985/33000<br />
www.operburggars.at<br />
OPERETTE LANGENLOIS<br />
20.7. bis 5.8.<br />
Lehár: Das Land des Lächelns<br />
& 02734/3450<br />
www.operettelangenlois.at<br />
OPER KLOSTERNEUBURG<br />
8.7. bis 4.8.<br />
Verdi Don Carlo<br />
& 02243/444424<br />
www.operklosterneuburg.at<br />
RAIMUNDSPIELE<br />
GUTENSTEIN 13.7. bis 6.8.<br />
Turrini: Es muss geschieden sein<br />
& 0676/840023200<br />
www.raimundspiele.at<br />
SCHRAMMELKLANG<br />
7.7. bis 19.7. Litschau<br />
Neue Wiener Concert Schrammeln,<br />
Kollegium Kalksburg, Trio<br />
Lepschi Quintett, Ernst Molden,<br />
Vienna Klezmore Orchestra,<br />
Diknu Schneeberger & Christian<br />
Bakanic Quartett u. a.<br />
& 0720/407704<br />
www.schrammelklang.at<br />
SOMMERNACHTSKOMÖDIE<br />
ROSENBURG 22.6. bis 6.8.<br />
Hall nach Norman & Stoppard:<br />
Shakespeare in Love<br />
& 0664/1630543<br />
www.sommernachtskomoedie.at<br />
SOMMERSPIELE MELK<br />
14.6. bis 29.7.<br />
Woitzuck: Kassandra und die<br />
Frauen Trojas; One Vision –<br />
Musikrevue & 02752/54060<br />
www.sommerspielemelk.at<br />
SOMMERSPIELE<br />
PERCHTOLDSDORF<br />
29.6. bis 29.7.<br />
nach Cervantes: Don Quijote<br />
& 01/86683-400 www.sommerspiele-perchtoldsdorf.at<br />
SOMMERSPIELE SCHLOSS<br />
SITZENBERG 1.6. bis 25.6.<br />
Hofmannsthal: Dame Kobold<br />
& 0664/9490803<br />
www.schloss-sitzenberg.at<br />
n TEATRO BAROCCO<br />
2.9. bis 7.10. Stift Göttweig<br />
Bienert, Freistetter: Antonio e<br />
Cleopatra & 01/86683400<br />
www.teatrobarocco.at<br />
THEATER IM BUNKER<br />
MÖDLING 13.8. bis 3.9.<br />
Bruno Max: Aventura<br />
& 01/544 2070<br />
www.theaterimbunker.at<br />
THEATERSOMMER HAAG<br />
28.6. bis 29.7.<br />
nach Aristophanes: Ella, Ella!<br />
& 07434/ 44600<br />
www.theatersommer.at<br />
VIERTELFESTIVAL NÖ<br />
12.5. bis 15.8.<br />
Kulturprojekte im Waldviertel,<br />
Motto „Randerscheinungen“<br />
& 02572/34234<br />
www.viertelfestival-noe.at<br />
WACHAUFESTSPIELE<br />
WEISSENKIRCHEN<br />
18.7. bis 9.9..<br />
Vögel: Von wegen Mariandl! /<br />
Wilhelm: Der Brandner Kaspar<br />
und das ewig´Leben<br />
& 02715/2268<br />
www.wachaufestspiele.com<br />
WELLENKLÄNGE<br />
14.7. bis 29.7. Lunz am See<br />
Festival für zeitgenössische<br />
Strömungen. Motto: Wut &<br />
Wandel. Mathias Eick Quintet<br />
(15.7.), Lena Jonsson Trio (20.7.),<br />
Mamadou Diabate & Percussion<br />
Mania (22.7.), Oska (29.7.), u. a.<br />
& 0664/3633055<br />
www.wellenklaenge.at<br />
OBERÖSTERREICH<br />
ATTERGAUER KULTUR-<br />
SOMMER 14.7. bis 15.8.<br />
St. Georgen, Seewalchen,<br />
Vöcklamarkt.<br />
Ursula Strauss: Brief einer Unbekannten<br />
(16.7.), Matthias Bartolomey<br />
solo (30.7.), Obonya, Bakanic,<br />
Preinfalk, Bartolomey (13.8.), Best<br />
of Janoska Ensemble (15.8.), u. a.<br />
& 07667/8672<br />
www.attergauer-kultursommer.at<br />
BRUCKNERFEST<br />
4.9. bis 11.10. Linz<br />
Motto: „Das Ewig-Weibliche /<br />
zieht uns hinan“ & 0732/775230<br />
www.brucknerhaus.at<br />
BRUCKNERTAGE<br />
12.8. bis 19.8. Stift St. Florian<br />
Altomonte Orchester (13.8.),<br />
internationale Orgelnacht (15.8.),<br />
Severin Trogbacher Trio &<br />
friends (17.8.), Symphoniekonzerte<br />
(18.+19.8.) u. a.<br />
& 0732/ 775230<br />
www.brucknertage.at<br />
n DONAUFESTWOCHEN<br />
28.7. bis 15.8. Strudengau<br />
Alte Musik mit Kontrapunkten<br />
aus der Moderne.<br />
Oper auf Schloss Greinburg:<br />
Mozart, Zaide (5.–13.8.); The<br />
Crown. Ayres, Divisions and<br />
Grounds (29.7., Ardagger Stift),<br />
Company of Music, J. Hiemetsberger<br />
(30.7., Waldhausen),<br />
Matthias Bartolomey solo (8.8.,<br />
Grein), u. a. & 07268/26857<br />
www.donau-festwochen.at<br />
FREE TREE OPEN AIR<br />
11.8. bis 13.8. Traiskirchen/Innkreis<br />
Ätna, Betterov, The Gardener &<br />
the Tree, Leftovers, Buntspecht<br />
u. a. www.freetreeopenair.at<br />
<strong>Kulturmagazin</strong> 87
Kultur PROGRAMM<br />
„Kapuzinergruft“. Jakob<br />
Widauer spielt Trotta bei<br />
der Inszenierung in Reichenau,<br />
ab 1. Juli.<br />
Kindermusikfestival.<br />
In St. Gilgen gibt es vom<br />
2. bis 4. August coole<br />
Sounds für alle ab fünf.<br />
INNTÖNE JAZZFESTIVAL<br />
21.7. bis 23.7. Diersbach<br />
Marilyn Mazur‘s Shamania, Balanescu<br />
Quartet, Renato Borghetti,<br />
Xhosa Cole Quartet, Vieux Farka<br />
Touré u. a. & 0676/9046822<br />
www.inntoene.com<br />
LEHÁR FESTIVAL<br />
8.7. bis 27.8. Bad Ischl<br />
Fall: Madame Pompadour<br />
(ab 8.7.), Zeller: Der Vogelhändler<br />
(ab 15.7.), Lehár: Schön ist die Welt<br />
(ab 11.8.) & 06132/23839<br />
www.leharfestival.at<br />
LIDO SOUNDS<br />
16.6. bis 18.6. Linz Urfahrmarkt<br />
Florence & the Machine, Alt-J,<br />
Interpol, Die Toten Hosen,<br />
Wanda, Peter Fox, Cro u. a.<br />
www.posthof.at<br />
OÖ STIFTSKONZERTE<br />
bis 30.7.<br />
Bomsori Kim, François Leleux,<br />
Bruckner Orchester Linz (3.+4.6.),<br />
Bruckner Orchester Linz, Markus<br />
Poschner (10.7.), Quatuor Ébène<br />
(17.6.), Federspiel (18.6.), Julian<br />
Rachlin & Friends (30.6.),<br />
Concentus Musicus Wien,<br />
Linzer Jeunesse Chor (7.7.),<br />
Mnozil Brass (15.7.), u. a.<br />
& 0732/776127<br />
www.stiftskonzerte.at<br />
SALZKAMMERGUT<br />
FESTWOCHEN GMUNDEN<br />
21.5. bis 14.8.<br />
Gmunden/Umgebung<br />
Fritz Karl & Ensemble der SFG<br />
(22.6., Stadttheater), Architekturgespräche<br />
(24.6., Stadttheater),<br />
Personale Teresa Dopler (25.6.,<br />
Thomas Bernhard Haus), Violetta<br />
Parisini Trio (29.6., Hafen Frauscher),<br />
Philipp Hochmair & Die<br />
Elektrohand Gottes (7.7., Toscanapark),<br />
Bruckner Orchester Linz,<br />
Eloff, Eröd, Gould, Poschner<br />
(8.+9.7., Toscanapark), Buntspecht<br />
(13.7., Hipp-Halle), Shakespeare:<br />
Sturm (Premiere am 15.7.,<br />
Stadttheater), Thomas Gansch &<br />
radio.string.quartet (23.7., Alfa<br />
Laakirchen), Nine Shakespeare<br />
Sonetts – Birgit Minichmayr<br />
(26.7., Stadttheater), Thomas<br />
Quasthoff Quartett (29.7., Toscana<br />
Congress), Mein Shakespeare<br />
Universum – Joachim Meyerhof<br />
(3.8., Stadttheater), Termin mit<br />
Schmidt & Claus Peymann<br />
(14.8., Stadttheater), u. a.<br />
& 07612/7063012<br />
www.festwochen-gmunden.at<br />
SALZBURG<br />
JAZZFESTIVAL SAALFELDEN<br />
17.8. bis 20.8.<br />
Dōjō & Eivind Aarset, Lukas<br />
Koenig’s „Sound Hazard“,<br />
Andreas Schaerer / Kalle Kalima /<br />
Tim Lefebvre, Knobmob, Dave<br />
Douglas Quintet, Melford/Miller<br />
Quartet, u. a. & 06582/70660<br />
www.jazzsaalfelden.com<br />
KINDERMUSIKFESTIVAL<br />
ST. GILGEN<br />
2.8. bis 4.8. Für Groß und Klein<br />
zwischen 5 und 99 Jahren<br />
& 01/4792324<br />
www.kindermusikfestival.at<br />
LITERATURFEST SALZBURG<br />
10.5. bis 14.5.<br />
Kuratiert von Anna Weidenholzer<br />
und Josef Kirchner. Mit Birgit<br />
Birnbacer, Bodo Hell, Isabel Fargo<br />
Cole, Leila Aboulela u. v. a.<br />
www.literaturfest-salzburg.at<br />
MUSIKTAGE MONDSEE<br />
25.8. bis 2.9.<br />
Kammermusikfestival, Thema:<br />
Claude Debussy – Licht und<br />
Farben in der Musik. Mit Matthias<br />
Lingenfelder, Quirine Viersen,<br />
Asya Fateyewa, Lena Neudauer,<br />
Annika Treutler, Julian Bliss u. a.<br />
& 06232/ 2270<br />
www.musiktage-mondsee.at<br />
n SALZBURGER FESTSPIELE<br />
Pfingsten: 26.5. bis 29.5.<br />
Gluc: Orfeao ed Euridice, Haydn:<br />
L´anima del filosofo, Monteverdi:<br />
L´Orfeo, Schubertiade, Hommage<br />
Daniel Barenboim.<br />
Sommer: 20.7. bis 30.9.<br />
Oper: Mozart: Le nozze di Figaro<br />
(27.7.–28.8., Haus für Mozart),<br />
Verdi: Macbeth (29.7.–24.8.,<br />
Großes Festspielhaus), Purcell:<br />
The Indian Queen (31.7.–2.8., Felsenreitschule),<br />
Verdi: Falstaff<br />
(12.8.–30.8., Großes Festspielhaus),<br />
Martinů: The Greek Passion<br />
(13.8.–27.8., Feselreitschule),<br />
Bellini: I Capuleti e I Montecchi<br />
(19.8.–21.8., Feselreitschule), u.a.;<br />
Schauspiel: Hofmannsthal:<br />
Jedermann (21.7.–29.8., Domplatz),<br />
nach Haneke: Liebe (30.7.–10.8.,<br />
Landestheater), Brecht: Der kaukasische<br />
Kreidekreis (12.8.–22.8.,<br />
Szene), Fallwickl: Die Wut, die<br />
bleibt (18.8.–29.8., LT), u. a.;<br />
Konzerte: Camerata Salzburg,<br />
Kopatchinskaja (14.8., Stiftung<br />
Mozarteum), SWR Symphonieorchester,<br />
Ingo Metzmacher (20.7.,<br />
Felsenreitschule), La Capella<br />
Nacional de Catalunya, Jordi<br />
Savall (26.7., Felsenreitschule),<br />
Solistenkonzert Daniil Trifonov<br />
(27.7., Gr. Festspielhaus), Wiener<br />
Philharmoniker, C. Thielemann<br />
(28.+30.7., Gr. Festspielhaus),<br />
Solistenkonzert Pierre-Laurent<br />
Aimard (28.+30.7., Stiftung Mozarteum),<br />
Wiener Philharmoniker,<br />
Andris Nelsons (5.8., Großes Festspielhaus),<br />
YCA Award Concert<br />
Weekend (4.+5.8., Stiftung Mozarteum),<br />
Quatuor Ébène (6.8., Stiftung<br />
Mozarteum), Wiener Philharmoniker,<br />
Welser-Möst (21.8.,<br />
Gr. Festspielhaus), Solistenkonzert<br />
Mitsuko Uchida, Jonathan<br />
Biss (23.8., Haus für Mozart), Berliner<br />
Philharmoniker (27.+28.8.,<br />
Großes Festspielhaus), Boston<br />
Symphony Orchestra, Andris<br />
Nelsons (31.8., Gr. Festspielhaus),<br />
Wiener Philharmoniker, Riccardo<br />
Muti (13., 14., 15.8., Gr. Festspielhaus),<br />
u. v. a. & 0662/8045500<br />
www.salzburgerfestspiele.at<br />
SOMMERSZENE<br />
12.6. bis 24.6. Szene Salzburg<br />
aktuelle Tanz- und Theaterstücke.<br />
& 0662/843448<br />
www.szene-salzburg.net<br />
STEIERMARK<br />
FESTIVAL ST. GALLEN<br />
19.8. bis 27.8. Burg<br />
Broadlahn (19.8.), Simply<br />
Quartett (21.8.), u. a.<br />
& 0363/2276<br />
www.festivalstgallen.at<br />
STEIRISCHER HERBST<br />
21.9. bis 15.10.<br />
internationales Festival für<br />
zeitgenössische Kunst<br />
www.steirischerherbst.at<br />
STYRIARTE<br />
23.6. bis 23.7.<br />
Motto „Held:innen“.<br />
Fux: Constanza e Fortezza (24.6.,<br />
Schloss Egggenberg), Anderson &<br />
Roe Piano Duo: Pop Heroes (27.6.,<br />
Helmut List Halle), Miriam Kutrowatz,<br />
Daniel Johannsen, Michael<br />
Hofstetter: Krönungsmesse<br />
(8.+9.7., Pfarrkirche Stainz), Bruno<br />
de Sá, Michael Hofstetter: Cleopatra<br />
(12.7., Helmut List Halle), La<br />
Capella de Catalunya, Hespèrion<br />
XXI, Jordi Savall: Johanna von<br />
Orleans (23.7., Helmut List Halle),<br />
u. a. & 0316/825000<br />
www.styriarte.com<br />
TIROL<br />
INNSBRUCKER<br />
FESTWOCHEN DER ALTEN<br />
MUSIK 11.7. bis 29.8.<br />
Ambraser Schlosskonzerte:<br />
Accademia degli Stravaganti,<br />
Ulrike Hofbauer, Anne Marie<br />
Dragosits (11.7.), Alberto Allegrezza,<br />
Dramatodìa (25.7.), Musica<br />
Alchemia, Lina Tur Bonet (1.8.);<br />
Oper von Vivaldi: Olimpiade (4.,<br />
6., 8.8.), Il Giardino Armonico,<br />
Giovanni Antonini (5.8.), Karneval<br />
von Vendedig (13.8.), Vivaldi: La<br />
fida ninfa (14., 16., 17., 19.8.), Novo<br />
Canto u. a.: König Salomon (18.8.),<br />
Vivaldi: Juditha triumphans<br />
(23.+25.8.), Festwochenorchester,<br />
Alessandro De Marchi, Antoine<br />
Tamesit: Lieto fine (29.8.), u. v. a.<br />
& 0512/571032<br />
www.altemusik.at<br />
LA GUITARRA ERL<br />
10.8. bis 12.8. Festspielhaus Erl<br />
Internationales Gitarrenfestival<br />
& 05373/8100020<br />
erl.laguitarraesencial.com<br />
OPERETTENSOMMER<br />
KUFSTEIN 28.7. bis 13.8.<br />
Jesus Christ Superstar<br />
& 0512/5356<br />
www.operettensommer.com<br />
TIROLER FESTSPIELE ERL<br />
6.7. bis 30.7.<br />
Eröffnung: Orchester und Chor<br />
der Tiroler Festspiele Erl (6.7.),<br />
Humperdinck: Königskinder<br />
(7.+15.7.), Wagner: Siegfried (8., 21.,<br />
27.7.), Schumann Quartett mit<br />
Martina Gedeck (9.7.), Camerata<br />
Salzburg (12.+13.7.), Musicbanda<br />
Franui & Nikolaus Habjan (14.7.),<br />
Wagner: Götterdämmerung (16.,<br />
23., 29.7.), Christian Muthspiel &<br />
Orjazztra Vienna (18.7.), Marika<br />
Hara feat. Levan Tskhadade (19.7.),<br />
Wiener Sängerknaben (28.7.), u. a.<br />
& 05373/ 8100020<br />
www.tiroler-festspiele.at<br />
TIROLER VOLKSSCHAU-<br />
SPIELE 16.7. bis 19.8. Telfs<br />
7 Todsünden. Neue Texte von<br />
Helena Adler, Uli Brée, Felix<br />
Mitterer, u. a. / Ein Narrentanz<br />
& 0676/83038753<br />
www.volksschauspiele.a<br />
VORARLBERG<br />
BREGENZER FESTSPIELE<br />
19.7. bis 20.8.<br />
Puccini: Madame Butterfly<br />
(Premiere: 20.7.), Verdi: Ernani<br />
(Premiere: 19.7.), Massanet: Werther<br />
(Premiere: 14.8.), Kleist: Der<br />
zerbrochne Krug (Premiere: 21.7.),<br />
Hufmann, Venables: the faggots<br />
and their friends between revolutions<br />
(Premiere: 27.7.), Panisello:<br />
Die Judith von Shimoda (Premiere:<br />
17.8.); musikalische Collage:<br />
Zwischen Himmel und Erde.<br />
Von der Kunst des Trauerns (8.8.);<br />
Orchesterkonzerte: Wiener Symphoniker,<br />
Symphonieorchester<br />
Vorarlberg (24.+30.7., 7.+20.8.),<br />
u. a. & 05574/4076<br />
bregenzerfestspiele.com<br />
FAQ BREGENZERWALD<br />
7.9. bis 10.9.<br />
interdisziplinäre Potentiale für<br />
eine gute Zeit, Gesellschaftsforum<br />
zur Frage: Wer kanns?<br />
www.faq-bregenzerwald.com<br />
POOLBAR<br />
6.7. bis 14.8.<br />
Hallenbad/Reichenfeld Feldkirch<br />
Nischen bis Pop. Gentleman, Heaven<br />
Shall Burn, Rosa Anschütz,<br />
Ernst Molden, Der Nino Aus Wien,<br />
Lalalar, Digitalism, Ferge X Fisherman,<br />
Helge Schneider, Salò, u. a.<br />
www.poolbar.at<br />
SCHUBERTIADE<br />
Hohenems: 13.7. bis 16.7.<br />
Quatuor Modigliani, Leonkoro<br />
Quartett (13.7.), Daniel Müller-<br />
Schott, Kit Armstrong (14.7.).<br />
Guillaume Chilemme, Victor<br />
Julien-Laferrière, David Fray<br />
Klavier (15.7.), u. a.<br />
Schwarzenberg: 17.6. bis 25.6.<br />
und 26.8. bis 31.8.<br />
Pavel Haas Quartett (17.6.), Leif<br />
Ove Andsnes (19.6.), Katharina<br />
Konradi, Malcolm Martineau<br />
(23.6.), Christoph Prégardien,<br />
Julius Drake (26.8.), Sophie Rennert,<br />
Joseph Middleton (27.8.),<br />
u. a. & 05576/ 72091<br />
www.schubertiade.at<br />
SZENE OPEN AIR<br />
3.8. bis 5.8. Lustenau/Alten Rhein<br />
Cro, Bilderbuch, Camo & Krooked,<br />
Sportfreunde Stiller, Cari<br />
Cari u. a. www.szeneopenair.at<br />
TANZ IST DORNBIRN<br />
9.6. bis 17.6. Spielboden Dornbirn<br />
Fokus Kanada.<br />
Clara Furey: Dog Rising, Rather a<br />
Ditch (9.+10.6.), Nahisi Wang: Face<br />
to Face (14.6.), Mélanie Demers:<br />
Icône Pop (16.+17.6.), u. a.<br />
& 05572/21933<br />
www.tanzist.at<br />
Fotos: Erika Mayer Photography, Helena Wimmer.<br />
88 <strong>Kulturmagazin</strong>
SALZKAMMERGUT<br />
estwochen<br />
GMUNDEN<br />
Karten |Salzkammergut Festwochen Gmunden |Landestheater Linz
Das bringt der Frühling<br />
BETTINA LEIDL<br />
Zukunftsorientiert. Bettina Leidl leitet seit 2022 das MuseumsQuartier in<br />
Wien und legt verstärkt den Fokus auf die künstlerische Bespielung der<br />
großen Freiflächen im MQ und auf das Thema Nachhaltigkeit. Davor hat sie<br />
erfolgreich das Kunst Haus Wien als erstes „Grünes Museum“ positioniert.<br />
Von 1997–2012 war Bettina Leidl Geschäftsführerin der Kunsthalle Wien.<br />
Michael Armitage.<br />
Der kenianisch-britische<br />
Künstler gilt als Superstar<br />
der zeitgenössischen Malerei.<br />
Sein Interesse liegt auf<br />
der Verschmelzung von<br />
afrikanischen Traditionen mit<br />
westlicher Kunstgeschichte,<br />
die er zu mythisch<br />
aufgeladenen, traumhaft<br />
anmutenden Bildern<br />
verwebt. Sie sind einfach<br />
überwältigend! Kunsthaus<br />
Bregenz, 15. Juli–29. Oktober,<br />
kunsthaus-bregenz.at<br />
Partecipazione.<br />
Verbinden statt trennen –<br />
Architektur und Kunst kommt<br />
bei der Gestaltung von Gesellschaft<br />
eine tragende Rolle zu.<br />
Der von AKT und Hermann<br />
Czech kuratierte österreichische<br />
Beitrag will den Ausstellungspavillon<br />
erstmals hin zur<br />
venezianischen Nachbarschaft<br />
öffnen. Architekturbiennale<br />
Venedig, 20. Mai–26. November,<br />
labiennale2023.at<br />
Valie Export.<br />
Die Grande Dame und Pionierin<br />
der österreichischen Performance-<br />
und Medienkunst<br />
hat mit ihren Positionen die<br />
Kunst der 1960er- und 1970er-<br />
Jahre wesentlich geprägt. Ihre<br />
feministischen Aktionen und<br />
ihr umfangreiches fotografisches<br />
Werk faszinieren jedes<br />
Mal aufs Neue. Albertina,<br />
23. Juni–1. Oktober, albertina.at<br />
Fischer von Erlach.<br />
Der große Barockarchitekt<br />
hat nicht nur die kaiserlichen<br />
Hofstallungen (heute das<br />
MuseumsQuartier), sondern<br />
auch Schloss Schönbrunn, die<br />
Karlskirche usw. entworfen.<br />
Die Ausstellung präsentiert<br />
sein faszinierendes Werk.<br />
Salzburg Museum, bis<br />
8. Oktober, salzburgmuseum.at<br />
Porträt: Christine Pichler.<br />
90 <strong>Kulturmagazin</strong>
Grafenegg<br />
Wo alles<br />
zusammenspielt<br />
grafenegg<br />
.com<br />
Sommerklänge<br />
—22/06–05/08/23<br />
Festival<br />
—11/08–03/09/23
Franz West, „Schubert traf Beethoven im Mai, (vermutlich) 1826“, 1982, Mischtechnik auf Zeitung, 40,2 x57,3 cm<br />
Schätzwert €40.000 –70.000, Auktion 24. Mai 2023<br />
Auktionswoche 23. –26. Mai<br />
ZEITGENÖSSISCHE KUNST<br />
MODERNE, JUWELEN, UHREN<br />
Palais Dorotheum, Wien<br />
+43-1-515 60-570<br />
www.dorotheum.com<br />
Hamburg |Düsseldorf |München |Mailand |Rom |Neapel |London |Brüssel |Prag |Paris |Tel Aviv