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diepresse.com/club<br />
CLUB-VORTEILE<br />
Komponistinnen<br />
im Fokus<br />
Das Internationale<br />
Brucknerfest Linz findet<br />
vom 4. September bis<br />
11. Oktober statt.<br />
Text: Theresa Steininger<br />
Als Interpretinnen bejubelt, als<br />
Musen und Mäzeninnen hochgeschätzt<br />
– Frauen spielten in der<br />
Entstehung von Musik stets eine<br />
wichtige Rolle. Doch das schöpferische<br />
Talent wurde ihnen über Jahrhunderte<br />
abgesprochen. Das Internationale Brucknerfest<br />
Linz möchte dies im wahrsten Sinn<br />
des Wortes „aufbrechen“: „Aufbruch. ,Das<br />
Ewig-Weibliche zieht uns hinan‘“.<br />
Dieses Zitat aus Goethes „Faust“ hat man<br />
sich heuer als Motto gewählt. Komponistinnen<br />
aus der Zeit von Namensgeber Anton<br />
Bruckner, aber auch aus anderen Epochen<br />
sollen im Mittelpunkt stehen, auch<br />
in ihrer Funktion als Vorkämpferinnen.<br />
Vom 4. September bis 11. Oktober sind Sinfonien,<br />
Klavierwerke, Kammermusik, Messen<br />
und vieles mehr aus Frauenhand im<br />
Brucknerhaus Linz, im Mariendom, im<br />
Alten Dom und in der Pfarrkirche Ansfelden<br />
sowie in der Stiftsbasilika St. Florian<br />
Glass Marcano.<br />
Die venezolanische<br />
Dirigentin leitet den<br />
Festakt am 10. 9.<br />
und bei Stadtspaziergängen zu hören. „Das<br />
Motto ,Aufbruch‘ steht für das Aufbrechen<br />
solch patriarchaler Strukturen und anderer<br />
überkommener Denkmuster, aber auch<br />
für den Aufbruch hin zu ,neuen Ufern‘, an<br />
denen wir solche Denkmuster hoffentlich<br />
endgültig hinter uns lassen werden“, sagt<br />
Brucknerhaus-Intendant und Festivalleiter<br />
Dietmar Kerschbaum. „Wie absurd die Meinung<br />
ist, Frauen fehle es an der Begabung<br />
zu schöpferischer Kreativität, beweisen die<br />
Werke all jener Komponistinnen, die beim<br />
diesjährigen Brucknerfest erklingen.“<br />
Pionierinnen. Amy Beach<br />
beispielsweise gilt als erste<br />
amerikanische Frau, die<br />
eine Sinfonie schrieb. Von<br />
ihr wird man jene in e-Moll<br />
hören, die den Titel „Gaelic“<br />
trägt und von den Prager<br />
Symphonikern unter Eugene<br />
Tipp<br />
Internationales Brucknerfest<br />
Linz. Eröffnung: 4. September,<br />
19.30 Uhr, „Happy Birthday,<br />
Anton!“ brucknerhaus.<br />
at/programm/internationalesbrucknerfest-linz-2023<br />
Tzigane gespielt wird. Markus Poschner<br />
und das Bruckner Orchester Linz haben<br />
ihrerseits eine Sinfonie der Kroatin Dora<br />
Pejačević und die erste Sinfonie der Afroamerikanerin<br />
Florence Price gewählt. Mit<br />
der Dirigentin Han-Na Chang wird das<br />
Bruckner Orchester Linz außerdem die<br />
Messe in D-Dur der Britin Ethel Smyth<br />
spielen.<br />
Eine der wenigen, die sehr wohl schon zu<br />
Lebzeiten zu Ruhm kam, war Emilie Mayer,<br />
auch als „weiblicher Beethoven“ apostrophiert.<br />
Beim Brucknerfest wird ihre siebente<br />
Sinfonie von Le Cercle de l’Harmonie<br />
gespielt. Ihre erste Sinfonie präsentiert<br />
das Orchester Wiener Akademie unter<br />
Martin Haselböck. Inspirationsquelle und<br />
eigenständige Komponistin zu sein, vereinte<br />
Clara Schumann in sich. Pianist Kit<br />
Armstrong wird Musik von ihr spielen,<br />
Yefim Bronfman Bezüge zu ihr herstellen.<br />
Neben Werken aus der Zeit der Romantik<br />
und der frühen Moderne, aber auch aus<br />
dem Mittelalter gibt es auch zeitgenössische<br />
Musik, darunter eine Uraufführung von<br />
Elena Firsova mit dem Bruckner Orchester<br />
Linz und dem sonic.art Saxophonquartett.<br />
Zahlreich sind jedenfalls jene im Programm<br />
des Brucknerfests vorkommenden<br />
Musikerinnen, die Vorreiterinnen und Pionierinnen<br />
waren. So wurde Louise Farrenc<br />
1842 am Pariser Konservatorium als europaweit<br />
erste Frau zur Klavierprofessorin<br />
ernannt; Elfrida Andrée war 1861 die erste<br />
Frau, der es in Schweden gestattet wurde,<br />
als Organistin zu arbeiten; Amanda Röntgen-Maier<br />
erhielt 1872 als erste Frau ein<br />
Diplom der Königlichen Musikakademie in<br />
Stockholm, und Florence Price schließlich<br />
gelang es als erster Afroamerikanerin, in<br />
den USA eine Karriere als Komponistin zu<br />
machen, wobei sie stark gegen rassistische<br />
Ressentiments ankämpfte.<br />
Rund um diesen Konzertreigen bietet man<br />
ein wissenschaftliches Symposium an, das<br />
in Kooperation mit dem Anton Bruckner<br />
Institut, der Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst Graz und der Universität<br />
für Weiterbildung Krems abgehalten wird:<br />
„Femmes musicales – Frauen in der Musik<br />
des 19. Jahrhunderts“. Darüber hinaus wird<br />
das Thema des Brucknerfests Linz auch<br />
in die Straßen getragen. Bei Stadtspaziergängen<br />
kann das Publikum<br />
„Linzer Ladies“ verfolgen,<br />
an vier Tagen stehen ebenso<br />
viele Linzer Künstlerinnen<br />
im Zentrum. Ihre Werke werden<br />
bei Kurzkonzerten von<br />
Studierenden der Anton<br />
Bruckner Privatuniversität<br />
präsentiert. e<br />
Fotos: Andreina Flores.<br />
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