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Primadonna. Die<br />
französische Sopranistin<br />
Sabine<br />
Devieilhe singt die<br />
Susanna in „Figaros<br />
Hochzeit“.<br />
Starbesetzung in Salzburg. Die litauische Sopranistin<br />
Asmik Grigorian ist heuer in Verdis „Macbeth“<br />
zu hören. Der kanadische Bariton Gerald<br />
Finley singt die Titelpartie in Verdis „Falstaff“.<br />
Brisante Stoffe<br />
Die Opern der Festspiele: Von Glucks „Orpheus und<br />
Eurydike“ bis zu Martinůs „Griechische Passion“.<br />
Text: Wilhelm Sinkovicz<br />
Nur eine Oper des Genius Loci steht<br />
heuer auf dem Programm der<br />
Salzburger Festspiele: „Figaros<br />
Hochzeit“ – jenes Werk, das im<br />
Laufe der Festspielgeschichte am häufigsten<br />
aufgeführt wurde. Schon im Zuge der<br />
von Richard Strauss initiierten Aufführung<br />
aller drei DaPonteOpern im ersten Salzburger<br />
Opernjahr, 1922, stand der „Figaro“<br />
(unter Franz Schalks Leitung) auf dem Programm.<br />
Danach haben über Jahrzehnte die<br />
MozartStimmen des legendären Wiener<br />
Opernensembles die Festspielaufführungen<br />
geprägt.<br />
Mittlerweile blickt die Welt eher auf Salzburg<br />
als auf Wien, wenn es darum geht, die<br />
besten MozartInterpreten der jüngsten<br />
Sängergeneration zu entdecken. Von der<br />
letzten Wiener „Figaro“Premierenbesetzung<br />
kommt am 27. Juli freilich der Graf<br />
Almaviva, Andrè Schuen, an die Salzach.<br />
Ihm zur Seite eine neue Gräfin,<br />
die 31jährige guatemaltekische<br />
Sopranistin Adriana González, Tipp<br />
die sich zuletzt vor allem in<br />
französischen Häusern einen<br />
Namen gemacht hat. Als<br />
Susanna und Cherubin kehren<br />
zwei der herausragenden internationalen<br />
Primadonnen nach<br />
Salzburg zurück: Sabine Devi<br />
42 <strong>Kulturmagazin</strong><br />
eilhe und Lea Desandre. Den Figaro gibt<br />
Krzysztof Bączyk, Absolvent des Jugendprogramms<br />
der Warschauer Oper. Martin<br />
Kušej inszeniert, OriginalklangMaestro<br />
Raphael Pichon steht erstmals für eine<br />
Operneinstudierung am Pult der Wiener<br />
Philharmoniker.<br />
„Figaros Hochzeit“. Dirigent:<br />
Raphael Pichon. Regie: Martin<br />
Kušej. Mit Andrè Schuen,<br />
Adriana González, Sabine<br />
Devieilhe, Lea Desandre.<br />
Premiere: 27. Juli,<br />
salzburgerfestspiele.at<br />
Gegenwind. Mit „Macbeth“ am 29. Juli und<br />
„Falstaff“ am 12. August folgen heuer aber<br />
gleich zwei VerdiPremieren. Der italienische<br />
Meister hatte es zunächst schwer, im<br />
Festspielbezirk vorzudringen. Arturo Toscanini<br />
setzte mit sanftem Druck eine „Falstaff“Produktion<br />
durch. Herbert von Karajan<br />
wählte neben dem „Falstaff“ wiederholt<br />
den „Don Carlos“ – aber jenseits der<br />
Vertonungen großer SprechtheaterKlassiker<br />
stieß selbst Karajan auf heftigen Gegenwind,<br />
wenn er sich einem „Troubadour“<br />
oder einer „Aida“ widmen wollte. Eher<br />
schon akzeptierte man<br />
„Otello“ und, immer wieder,<br />
die blutige ShakespeareOper<br />
„Macbeth“.<br />
Sie kehrt heuer wieder,<br />
inszeniert von Krzysztof<br />
Warlikowksi, dirigiert<br />
von Franz WelserMöst,<br />
mit Asmik Grigorian in<br />
der Rolle der Lady, die<br />
Vladislav Sulimsky als Titelhelden unterjochen<br />
darf.<br />
Den „Falstaff“ gestalten mit Christoph<br />
Marthaler und Ingo Metzmacher zwei<br />
Künstler, deren Schwerpunkte nicht unbedingt<br />
auf dem italienischen Repertoire liegen.<br />
Mit Gerald Finley in der Titelpartie<br />
und Simon Keenlyside als Mister Ford<br />
stehen einander zwei der herausragenden<br />
englischsprachigen Baritone der aktuellen<br />
Opernszene gegenüber.<br />
Anders als Verdi akzeptierte die Festspiel<br />
Ästhetik Werke von Christoph W. Gluck<br />
gern. Seine „Iphigenie in Aulis“ kam unter<br />
Bruno Walter schon 1930 aufs Programm.<br />
Heuer gibt es ab 4. August als Übernahme<br />
von den Pfingstfestspielen wieder<br />
„Orpheus und Eurydike“. Als letzte szenische<br />
Premiere der Sommersaison gibt man<br />
erstmals Bohuslav Martinůs „Griechische<br />
Passion“, eines der bemerkenswertesten<br />
Musiktheaterwerke der gemäßigten<br />
Moderne und angesichts der Ausgrenzungs<br />
und Flüchtlingsthematik eines der<br />
brisantesten Stücke des jüngeren Repertoires<br />
in unseren Tagen. e<br />
Fotos: Fabien Monthubert, Algirdas Bakas, Marshall Light Studio.