gab Juni 2023
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GESUNDHEIT<br />
FORSCHUNG<br />
DOXY-PEP IS BACK?<br />
Seit es die vorsorgliche Einnahme<br />
von HIV-Medikamenten<br />
gegen eine Ansteckung mit dem<br />
Aids auslösenden Virus gibt, wird<br />
sowohl über die ebenfalls vorsorgliche<br />
Antibiotika-PreP als auch eine<br />
anlassbezogene Nachbehandlung<br />
(PEP) mit Antibiotika zur Vermeidung<br />
von bakteriell übertragenen<br />
Geschlechtskrankheiten (STI) nicht<br />
nur orakelt und risikofreudig in<br />
Selbstversuchen herumprobiert,<br />
sondern auch streng wissenschaftlich<br />
geforscht. Eine im März im<br />
„New England Journal Of Medicine“<br />
veröffentlichte internationale<br />
Studie mit Beteiligung deutscher<br />
Forscher hat bestätigt, was auch<br />
schon kleinere Studien andeuteten.<br />
ÜBERRASCHUNG: ANTIBIOTIKA GEGEN<br />
STI HELFEN GEGEN STI<br />
Die Ergebnisse der Studie: Ein Antibiotikum,<br />
das eimalig als „Pille danach“<br />
eingenommen wird, kann die Ansteckung<br />
mit bakteriellen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder<br />
Chlamydien deutlich verringern. Wenn<br />
die Pille binnen 72 Stunden nach dem<br />
ungeschützten Sex eingenommen<br />
wurde, konnten rund zwei Drittel der<br />
Infektionen verhindert werden. Nicht<br />
ganz unlogisch, dass Medikamente, die<br />
zur Heilung der bereits symptomatischen<br />
Krankheit eingesetzt werden und deren<br />
Wirkmechanismus dabei auf die Enzyme<br />
abzielt, die für die Vermehrung der auslösenden<br />
Bakterien benötigt werden, auf<br />
die gleichen Enzyme auch schon vor der<br />
exponentiellen Vermehrung der Krankheitskeime<br />
im infizierten Organismus<br />
die gleichen Auswirkungen hat. Also ab<br />
sofort neben der HIV-PrEP auch das in<br />
der Studie erforschte Doxycyclin in der<br />
Hausapotheke und dem Cruising-Package<br />
vorrätig halten? Kurze Antwort: Nein.<br />
SEHR SPEZIFISCHE ZIELGRUPPE<br />
ERFORSCHT<br />
Da Menschen, die ihren Sex ohne die lähmende<br />
Angst vor HIV ausleben können,<br />
oftmals mehr davon praktizieren und dies<br />
gerne auch ohne den meist eh nur geringfügigen<br />
Schutz eines Kondoms gegen STI,<br />
stecken sie sich statistisch häufiger mit<br />
Eingangs genannten Plagegeistern an.<br />
Um solche Probanden zu finden, wurde<br />
das Studiendesign daher auf Männer, die<br />
Sex mit Männern haben (MSM), sowie<br />
trans Frauen, die eine Prophylaxe gegen<br />
das HI-Virus einnehmen oder bereits mit<br />
einer HIV-Infektion leben, fokussiert.