OEFBCorner_0420
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2020<br />
2,80<br />
04/2020<br />
IM GROSSEN INTERVIEW<br />
Die<br />
Abräumer<br />
Aleks Dragovic und Martin<br />
Hinteregger erklären, wie<br />
ein erfolgreiches Abwehrbollwerk<br />
funktioniert<br />
ERFOLGSSTORY<br />
So gewannen Fodas Jungs<br />
die Nations-League-Gruppe<br />
VIRGINIA KIRCHBERGER<br />
Die Verteidigerin über<br />
Rückschläge als Ansporn<br />
ÖFB IN ZEITEN VON CORONA<br />
Wie der Verband den Weg<br />
durch die Krise meistert<br />
Österreichische Post AG | MZ 11Z038912 M<br />
TOP TIMES Medien GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz, Österreich<br />
GEPA-PICTURES.COM (2), MONTAGE
Starten Sie jetzt ins Zeitalter der E-Mobilität<br />
Der vollelektrische<br />
Erleben Sie das einzigartige Fahrgefühl bei einer<br />
Probefahrt bei Ihrem Volkswagen Partner und<br />
sichern Sie sich einen der sofort verfügbaren ID.3.<br />
Offizieller Fahrzeugpartner<br />
Stromverbrauch: 15,4 – 16,2 kWh/100 km (kombiniert).<br />
CO 2 -Emission: 0 g/km. Symbolfoto. Stand 11/2020.<br />
volkswagen.at
VORWORT<br />
LEO WINDTNER<br />
Liebe Fußballfreunde!<br />
»Es ist beeindruckend,<br />
wie der<br />
Fußball mit dem<br />
Thema Corona<br />
mehr als sorgsam<br />
umgegangen ist.«<br />
ENERGIE AG / WAKOLBINGER<br />
Die Herausforderungen waren für<br />
den Fußball noch nie so mannigfaltig<br />
und umfassend wie 2020 – von der<br />
untersten Amateurebene bis zu<br />
Nachwuchs, Frauenfußball, Bundesliga<br />
und den Nationalteams. Wir haben<br />
gemeinsam mit den Landesverbänden<br />
und Vereinsfunktionären alles versucht, um<br />
den Betrieb so lange als möglich aufrechtzuerhalten.<br />
Es ist beeindruckend, wie der<br />
Fußball mit dem Thema Corona mehr als<br />
sorgsam umgegangen ist. Es hat immer<br />
gegenseitige Rücksichtnahme und eine<br />
kon sequente Handhabung aller notwendigen<br />
Maßnahmen gegeben.<br />
Ich kann nur vor allen Ehrenamtlichen in<br />
Österreich dankend den Hut ziehen, die<br />
es zustande gebracht haben, dass die<br />
Amateurklubs über diese schwierige<br />
Zeit hinweggekommen sind. Ich bin auch<br />
überzeugt, dass wir die zweite Welle erfolgreich<br />
bewältigen werden. Außerdem<br />
rufe ich alle Vereine auf, vom Hilfsfonds<br />
der Regierung Gebrauch zu machen.<br />
Das Nationalteam, das Flaggschiff des<br />
österreichischen Fußballs, hat die<br />
große Zielvorgabe für 2020 geschafft,<br />
ist in die Liga A der UEFA Nations<br />
League aufgestiegen und spielt jetzt<br />
im Konzert der Großen mit. Das ist für die<br />
Fans, die Mannschaft und den gesamten<br />
ÖFB natürlich etwas ganz Besonderes. Wir<br />
sind im Kader von der Qualität her breiter<br />
aufgestellt als je zuvor, das haben die<br />
letzten Länderspiele gezeigt. Wir hatten<br />
schmerzhafte Ausfälle von Führungsspielern<br />
zu verzeichnen und konnten das immer wieder<br />
gut kompensieren. Dass die öffentliche<br />
Erwartungshaltung immens gestiegen ist,<br />
zeigen die Reaktionen. Trotz des Aufstiegs<br />
wurde teilweise die Spielweise bemängelt.<br />
Dazu kann ich nur sagen: Wir sind von den<br />
Ergebnissen her an der Spitze in Europa<br />
in diesem Herbst, haben das Ziel unter<br />
schwierigen Umständen klar erreicht.<br />
Mehr als aufsteigen kann man nicht.<br />
Dass wir besser spielen können, wissen<br />
wir. Das haben Teamchef Franco Foda und<br />
die Spieler auch zum Ausdruck gebracht.<br />
Die echte Nagelprobe wird die EURO<br />
sein, auch die davor im März beginnende<br />
WM-Qualifikation wird in die<br />
gleiche Reihe zu setzen sein. Dabei<br />
ist unsere Zielsetzung, dass wir bei<br />
Großereignissen dabei sein wollen. Nicht<br />
dabei zu sein sollte die Ausnahme sein.<br />
Auf einem sehr vielversprechenden<br />
Weg ist auch unser Frauen-Nationalteam,<br />
das die EM-Qualifikation<br />
auf Rang 2 hinter dem Top-Team<br />
aus Frankreich abgeschlossen hat.<br />
Unter der Leitung von Teamchefin Irene<br />
Fuhrmann hat man so viele Punkte geholt<br />
wie noch nie – darunter ein mehr als beachtliches<br />
Heimremis gegen die Französinnen.<br />
Ob es für die direkte Qualifikation für<br />
die Endrunde 2022 in England reichen wird<br />
oder man ins Play-off muss, wird erst im<br />
Februar feststehen. Die Richtung stimmt<br />
auf jeden Fall!<br />
Als wäre die Corona-Krise nicht<br />
schon genug, wurde das Herz unserer<br />
Hauptstadt Wien und unserer<br />
Gesellschaft durch einen Terroranschlag<br />
massiv angegriffen. Lassen<br />
wir uns von dieser Tat nicht unterkriegen.<br />
Beweisen wir, dass wir in Wien und ganz<br />
Österreich zusammenhalten, dass wir zu<br />
unseren Werten stehen und sie weiterhin<br />
gemeinsam leben und schützen werden.<br />
Zeigen wir, dass Hass kein Bestandteil<br />
unserer Werte, unserer Gesellschaft und<br />
des Fußballs ist – und nie sein wird.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen vor<br />
allem Gesundheit und einen friedvollen<br />
und besinnlichen Jahresausklang. 2021<br />
wird es wieder bergauf gehen – im<br />
Fußball und in unserer Gesellschaft!<br />
Herzlichst<br />
DR. LEO WINDTNER<br />
ÖFB-Präsident<br />
CORNER 04/20<br />
IMPRESSUM Offizielles Organ des Österreichischen Fußball-Bundes, Ernst-Happel-Stadion / Meiereistraße 7, Sektor A/F, 1020 Wien, Tel.: 01/727 18-0<br />
➜ Heraus geber & Medieninhaber: Österreichischer Fußball-Bund / verantwortlich für den Inhalt: ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH ➜ Chefredaktion: Iris Stöckelmayr,<br />
Markus Geisler ➜ Grafisches Konzept: José Coll / Studio B.A.C.K. ➜ Redaktion: Kevin Bell, Hans Huber, Michael Graswald, Simon-Peter Charamza, Christian Wiesmayr,<br />
Alexej Arnautovic ➜ Grafik & Pro duktion: Christoph Geretschlaeger ➜ Anzeigen: René Reinberger / ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, Tel.: 01/440 11 00-0 ➜ Lektorat:<br />
Rupert Höttinger ➜ Verlag: TOP TIMES Medien GmbH (SPORTaktiv), Gadollaplatz 1, 8010 Graz ➜ Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG ➜ Aboservice: corner@oefb.at
KOMMENTAR<br />
THOMAS HOLLERER<br />
Seite an Seite durch<br />
schwere Zeiten<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
»Kein positiver<br />
Corona-Fall im<br />
Herbst – das ist<br />
uns als einem von<br />
ganz wenigen<br />
Verbänden in Europa<br />
gelungen.«<br />
Das Jahr 2020 hat dem ÖFB, den<br />
Verbänden und allen Vereinen viel<br />
Kraft, Disziplin und Durchhaltevermögen<br />
abverlangt. Nach den Erfahrungen<br />
der ersten Corona-Welle im<br />
Frühjahr galt es, den Fußball auf einen intensiven<br />
Herbst vorzubereiten und die richtigen<br />
Weichen zu stellen. Das war nur durch die<br />
intensive Kommunikation und Zusammenarbeit<br />
mit den Landesverbänden und der Bundesliga<br />
möglich. Alle Beteiligten haben in die<br />
gleiche Richtung gearbeitet, was unseren<br />
Sport vergleichsweise gut durch die letzten<br />
Monate gebracht hat.<br />
Trotz der erneuten Unterbrechung des<br />
Spielbetriebs im Amateurfußball Anfang<br />
November konnten bundesweit<br />
über 77 % der bis 31.12. angesetzten<br />
Spiele durchgeführt werden. Das sind<br />
50.315 von 65.346 Matches. Angesichts der<br />
Umstände stellt das eine große Leistung<br />
dar, für die ich mich bei allen dafür Verantwortlichen,<br />
und besonders bei den Aktiven,<br />
bedanken möchte.<br />
Die erhobenen Zahlen vor der Unterbrechung<br />
sind ein Beweis für die<br />
disziplinierte Umsetzung des erarbeiteten<br />
Präventionskonzepts und<br />
das verantwortungsvolle Handeln<br />
beim Training und den Spielen durch Aktive<br />
und Funktionäre. Studien und auch unsere<br />
eigenen Zahlen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Übertragung im Rahmen der<br />
Sportausübung im Freien äußerst gering ist.<br />
Gerade die Präventionskonzepte, die in Anlehnung<br />
an die bei den Nationalteams zur<br />
Umsetzung gebrachten Maßnahmen aufgesetzt<br />
wurden, haben ihre Wirkung gezeigt.<br />
Nicht umsonst konnten die Nationalteams –<br />
Männer, Frauen und Nachwuchs – im Rahmen<br />
der Lehrgänge ohne positiven Corona-<br />
Fall durch den Herbst kommen. Das ist uns<br />
als einem von ganz wenigen Verbänden in<br />
Europa gelungen. Ohne die Disziplin von<br />
SpielerInnen und BetreuerInnen wäre das<br />
nicht möglich gewesen – ein Quäntchen<br />
Glück gehört natürlich immer dazu.<br />
Im Breitenfußball müssen wir im Moment<br />
noch Geduld aufbringen und konsequent<br />
die behördlichen Maßnahmen einhalten,<br />
um im Laufe des Jahres 2021 wieder<br />
annähernd zur Normalität zurückkehren<br />
zu können. Wir brauchen aber eine zeitnahe<br />
Perspektive, wie es nach dem Jahreswechsel<br />
weitergehen kann. Der ÖFB hat mit seinen<br />
ExpertInnen eine Vielzahl an Materialien<br />
wie Präventions- und Hygienekonzepten,<br />
Trainingsvideos für Kinder und Erwachsene<br />
etc. erarbeitet, um diese den Vereinen zur<br />
Verfügung zu stellen und ihnen so zur Seite<br />
zu stehen.<br />
Wir haben 2020 auch deutlich<br />
gesehen, dass Fußball ohne<br />
Fans nicht dasselbe ist. Gerade<br />
die Atmosphäre und der Support,<br />
die immer wieder von den<br />
Zusehern auf den Rängen kommen, fehlen<br />
enorm. Wir alle sehnen die Rückkehr der<br />
Fans in die Stadien und auf die Fußballplätze<br />
herbei – sobald es die Situation erlaubt.<br />
Herausstreichen möchte ich einmal<br />
mehr den großen Einsatz, den die<br />
MitarbeiterInnen im ÖFB gezeigt<br />
haben. Das Jahr 2020 wurde dazu<br />
genutzt, um neue Wege zu gehen,<br />
Projekte auf Schiene zu bringen und flexible<br />
Lösungen für herausfordernde Situationen<br />
zu erarbeiten. Daher ein großes Dankeschön<br />
dafür, dass in dieser schwierigen Phase so<br />
viel entstanden und gelungen ist!<br />
Ich freue mich auf ein Wiedersehen im<br />
EURO-Jahr 2021. Bleiben Sie gesund!<br />
DR. THOMAS<br />
HOLLERER<br />
ÖFB-Generalsekretär<br />
4 CORNER 04/20
JETZT GEHT´S LOS!<br />
Raiffeisen ist seit vielen Jahren Sponsor der österreichischen Nationalmannschaft.<br />
Und ist auch auf dem Weg zu neuen Zielen stolzer Partner<br />
unseres Teams. www.raiffeisen.at
für hölliscH<br />
gute Momente.<br />
neu<br />
4,5vol. Alk.<br />
Höllisch bierig<br />
BRAUKUNST AUF HÖCHSTER STUFE.
INHALT<br />
ÖFB CORNER 04/2020<br />
Adrian Grbic<br />
erzielte in seinen<br />
ersten sechs<br />
Länderspielen<br />
drei Tore – eine<br />
Top-Quote!<br />
COVERSTORY<br />
10 Martin Hinteregger<br />
& Aleksandar Dragovic<br />
Das ungleiche Innenverteidiger-Duo im großen<br />
Interview: was sie aneinander schätzen,<br />
warum sie so gut harmonieren und was sie<br />
sich für die EURO vorgenommen haben.<br />
FEATURES<br />
16 Erfolg in der<br />
Nations League<br />
Mit vier Siegen und nur einer Niederlage<br />
ist Österreich in den A-Pool aufgestiegen.<br />
20 Leben in der Bubble<br />
Report aus der Innenansicht: So funktioniert<br />
ein Teamlehrgang unter Corona-Vorzeichen.<br />
24 Kurioses aus der Historie<br />
Hans Huber über das Freundschaftsspiel<br />
gegen Ägypten, bei dem Ernst Ocwirk<br />
seinen Abschied feierte.<br />
28 „Ich gebe niemals auf“<br />
Nationalteam-Verteidigerin Virginia Kirchberger<br />
lässt sich von Rückschlägen nicht aufhalten.<br />
30 Sensationscoup<br />
Porträt des Wiener Kultklubs Vienna, der im<br />
UNIQA ÖFB Cup für Furore sorgt.<br />
32 Wechselbad der Gefühle<br />
Rückblick: Trotz teils starker Leistungen<br />
verpasste die U21 die Endrunde der EURO.<br />
36 Verlust einer Generation<br />
U17-Teamchef Hermann Stadler über die<br />
Auswirkungen der Corona-Pandemie.<br />
40 ÖFB in Zeiten von Corona<br />
Wie der Verband die Pandemie und ihre<br />
Auswirkungen meistert.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
STANDARDS 23 WhatsApp-Chat mit Marko Raguz 48 Tipico Bundesliga 52 Landesverbände<br />
54 Schiedsrichter 58 ÖFB-Mix & Seitenblicke 62 Der Legendenklub mit Andy Ogris
SCHNAPPSCHUSS<br />
8
MACH’S GUT, DIEGO!<br />
Da kann sich Peter Artner noch so bemühen, wenn<br />
Diego Armando Maradona einmal Fahrt aufgenommen<br />
hat, ist er einfach nicht zu stoppen. 1:1 endete das Testspiel<br />
der argentinischen Albiceleste am 3. Mai 1990 im<br />
Wiener Praterstadion, bei dem sich beide Mannschaften<br />
auf die WM in Italien vorbereiteten. Am 25. November<br />
2020 verstarb der „Goldjunge“ im Alter von nur 60 Jahren<br />
in Buenos Aires. Wir werden ihn vermissen!<br />
CORNER 04/20 9<br />
KLAUS TITZER / PICTUREDESK.COM
COVERSTORY<br />
HINTEREGGER/DRAGOVIC<br />
Zwei, die sich verstehen: Martin Hinteregger<br />
(links) und Aleks Dragovic sind unter Teamchef<br />
Foda mit 26 Einsätzen die Rekordspieler.<br />
10<br />
CORNER 04/20
Martin Hinteregger und Aleksandar Dragovic sind<br />
im Nationalteam die Felsen in der Brandung. Das<br />
ungleiche Innenverteidigerduo spricht im großen<br />
CORNER-Interview über Höhen und Tiefen,<br />
Stärken und Schwächen und erklärt, warum die<br />
EURO im nächsten Jahr besser wird als 2016.<br />
INTERVIEW MARKUS GEISLER<br />
„Martin ist<br />
doch kein<br />
Hinterwäldler“<br />
Auf den ersten Blick wirken Martin Hinteregger<br />
und Aleks Dragovic grundverschieden:<br />
hier der blonde Hüne mit<br />
den alternativen Hobbys, dort der<br />
braun gebrannte Abräumer mit dem<br />
Hang zu modischen Extravaganzen. Doch beim<br />
Zoom-Interview mit den beiden wird schnell<br />
klar, dass sie auf einer Wellenlänge funken.<br />
„Da ist er ja, der Jäger“, begrüßt „Drago“ seinen<br />
Abwehrpartner, als der sich in Frankfurt<br />
in das Meeting einschaltet. „Grüß dich, Goalgetter“,<br />
wird „Hintis“ Antwort volley zurück<br />
nach Leverkusen geschossen. Eine Atmosphäre,<br />
die sich durch das eine Halbzeit dauernde<br />
Gespräch zieht.<br />
ÖFB CORNER: Von den acht Länderspielen<br />
im Herbst habt ihr sechs gewonnen, mit<br />
dem Erfolg in der Nations-League-Gruppe<br />
ist Österreich in den A-Pool aufgestiegen.<br />
Was waren die Gründe dafür, dass es von<br />
den Ergebnissen her so gut gelaufen ist?<br />
HINTEREGGER: Ergebnistechnisch haben wir<br />
überzeugt. Wir haben zwar nicht optimal gespielt,<br />
aber eben doch besser als unsere Gegner<br />
aus Nordirland oder Norwegen. Es war<br />
aber auch nicht einfach: keine Fans, viele neue<br />
Gesichter, dazu die hohe Belastung. Aber das<br />
trifft Drago mit seinen Europa-League-Reisen<br />
ja noch mehr als mich.<br />
DRAGOVIC: Von den Ergebnissen war es gut,<br />
vom Spielerischen in den letzten drei Partien<br />
war es nicht gut. Das muss man offen und<br />
ehrlich sagen, aber am Ende des Tages kommt<br />
es auf das Resultat an. Wir wissen, dass wir<br />
uns steigern müssen, und wollen den Fans<br />
an den Bildschirmen auch mehr bieten.<br />
HINTEREGGER: Wir wissen ja auch, dass wir<br />
besser spielen können. Wenn wir gegen stärkere<br />
Gegner spielen, werden auch wir uns<br />
steigern. Wobei ich auch sage: Bei der EURO<br />
spiele ich lieber ergebnisorientiert.<br />
CORNER 04/20<br />
11
COVERSTORY<br />
HINTEREGGER/DRAGOVIC<br />
Franco Foda weiß, was er an<br />
seinem dynamischen Duo in der<br />
Innenverteidigung hat.<br />
»Drago gibt<br />
immer die Höhe<br />
vor und redet<br />
mehr, ich bin<br />
für die harten<br />
Zweikämpfe<br />
zuständig.«<br />
Durch den Aufstieg bekommt ihr es in der<br />
Nations League automatisch mit Top-<br />
Nationen zu tun.<br />
DRAGOVIC: Es ist immer gut, sich mit den<br />
Besten zu messen, auch wenn es von den<br />
Ergebnissen sicher nicht einfacher wird. Wir<br />
sind derzeit 23. in der Weltrangliste und wollen<br />
wieder an die Zeiten anknüpfen, als wir<br />
Nummer 10 waren. Dafür müssen wir Punkte<br />
liefern. Für mich ist da die Schweiz ein<br />
Vorbild: ungefähr so groß wie Österreich,<br />
aber seit Jahren bei den Top-Ländern dabei.<br />
Das muss auch unser Anspruch sein.<br />
HINTEREGGER: Jeder bessere Gegner<br />
macht auch uns besser. Partien gegen<br />
Deutschland oder England sind von vornherein<br />
interessanter, auch für die Zuschauer,<br />
als beispielsweise gegen Rumänien. Wir<br />
wollen Platz für Platz vorrücken mit dem Ziel,<br />
bei einer Auslosung in Topf 1 zu sein.<br />
Seit Franco Foda Teamchef ist, ist ein gewisser<br />
Julian Baumgartlinger mit 24 Einsätzen<br />
der am drittmeisten eingesetzte<br />
Spieler. Ihr dürft dreimal raten, welche<br />
beiden Spieler mit 26 Partien vor ihm<br />
stehen.<br />
DRAGOVIC: Wenn du schon so fragst: Wir<br />
zwei wahrscheinlich.<br />
HINTEREGGER: Das hatte ich, ehrlich gesagt,<br />
nicht auf dem Schirm.<br />
DRAGOVIC: Es stimmt schon, ich hab fast<br />
immer gespielt unter ihm, aber mit so etwas<br />
befasse ich mich eigentlich nicht.<br />
Das zeigt, dass ihr derzeit die Einsergarnitur<br />
in der Innenverteidigung seid.<br />
Du, Martin, hast dich auch einmal positioniert<br />
und gesagt, dass du am liebsten mit<br />
Aleks zusammenspielst.<br />
DRAGOVIC: (lacht) Ich habe ihn vorher mit<br />
einem Bier bestochen.<br />
HINTEREGGER: Auf das warte ich übrigens<br />
noch … Nein, im Vergleich zum Klub hat man<br />
beim Nationalteam extrem wenige Trainingseinheiten<br />
und noch weniger Spiele. Da ist es<br />
hinten sehr wichtig, sich mit seinem Nebenmann<br />
optimal einspielen zu können. Wenn<br />
immer gewechselt wird, kann man sich nicht<br />
finden. Wir haben schon vier Jahre zuvor bei<br />
der EM-Quali gezeigt, dass wir extrem gut<br />
harmonieren und oft zu null gespielt haben.<br />
Das ist auch jetzt wieder der Fall (Anm.: Wenn<br />
beide zusammen auf dem Platz stehen, sind<br />
es 0,97 Gegentore pro Spiel).<br />
DRAGOVIC: Das heißt, Martin: Wenn wir<br />
Europameister werden wollen, müssen wir<br />
zwei immer spielen, oder was? (lacht)<br />
HINTEREGGER: Wenn du nicht wieder mit<br />
12<br />
CORNER 04/20
Gelb-Rot vom Platz fliegst, können wir gern<br />
alle drei Vorrundenspiele gemeinsam absolvieren.<br />
1:0 für Hinti …<br />
DRAGOVIC: Jaja und wenn ich dann einen<br />
Elfmeter versenke, könnten wir vielleicht<br />
sogar eines gewinnen …<br />
Was schätzt du an Martin, Aleks?<br />
DRAGOVIC: Mich inspiriert bei ihm, wie wenig<br />
er über Fußball nachdenkt. Er geht mit<br />
Entschlossenheit ins Spiel und weiß immer,<br />
wann es drauf ankommt. Wenn der Schiri<br />
um 20.45 Uhr anpfeift, ist er da, ohne Wenn<br />
und Aber, immer verlässlich. Wir reden in<br />
Leverkusen oft über andere Innenverteidiger<br />
aus der Bundesliga, dann heißt es immer:<br />
Der Martin macht keine Fehler. Und, ja, seine<br />
Fehlerquote ist schon einzigartig.<br />
Martin, in Leverkusen reden sie über dich …<br />
HINTEREGGER: Jaja und beim nächsten<br />
Spiel kriegen wir dann wieder sechs Stück<br />
(Anm.: Im Mai 2019 verlor die Eintracht in<br />
Leverkusen mit 1:6).<br />
DRAGOVIC: Passt schon, am 23. Dezember<br />
sehen wir uns ja im DFB-Pokal, da darfst du<br />
dann ruhig einen schlechten Tag haben.<br />
Ein Innenverteidigerduo funktioniert nur,<br />
wenn die Kommunikation passt. Gibt es<br />
bei euch einen Abwehrchef oder seid ihr<br />
komplett gleichberechtigt?<br />
HINTEREGGER: Wir ergänzen uns gut. Drago<br />
gibt immer die Höhe vor und redet mehr,<br />
ich übernehme die harten Zweikämpfe und<br />
Kopfballduelle. Er macht Dinge, die ich nicht<br />
so gern mag und umgekehrt.<br />
Als da wären?<br />
HINTEREGGER: Wenn so ein Gegenspieler<br />
kommt wie Lafferty von den Nordiren, da<br />
stürze ich mich schon gern drauf. Ich mag<br />
es, wenn es körperlich herausfordernd wird.<br />
Spielaufbau können wir beide ganz gut, ich<br />
übernehme ihn aber gern, vor allem wenn<br />
David (Alaba) und Marko (Arnautovic) links<br />
spielen, dann ist es ja logisch, dass wir mehr<br />
über meine Seite kommen.<br />
Und bei der Frage, wer mit nach vorn geht<br />
und wer absichert?<br />
DRAGOVIC: Der Martin ist torgefährlicher,<br />
deswegen überlasse ich ihm das.<br />
HINTEREGGER: In der Bundesliga hast du<br />
diese Saison ein Tor mehr als ich.<br />
DRAGOVIC: Da wurde ich versehentlich<br />
angeschossen.<br />
HINTEREGGER: Wir wechseln uns da ab, das<br />
ist situativ.<br />
DRAGOVIC: Martin hat schon mehr Drang<br />
nach vorn. Das ist gerade gegen tief stehende<br />
Mannschaften wichtig, um Bewegung und<br />
Dynamik ins Spiel zu bekommen.<br />
Aleks, du stehst bei 86 Länderspielen, rast<br />
damit auf die magische 100er-Grenze zu.<br />
Die meisten Siege (45) im ÖFB-Dress hast<br />
du ja schon. Was bedeutet dir so etwas?<br />
DRAGOVIC: Ich gebe schon zu, dass das im<br />
ersten Moment sehr schön klingt, aber das<br />
ist nichts, was mich normalerweise beschäftigt.<br />
Und ohne Martin an meiner Seite hätte<br />
ich so viele Siege ja nie erringen können<br />
(grinst).<br />
HINTEREGGER: Diese Zahl hat sich Drago<br />
absolut verdient! Wenn jemand in einem<br />
aufstrebenden Nationalteam, das Österreich<br />
ja in den letzten Jahren war, seit elf Jahren<br />
gesetzt ist – Hut ab! Österreich hatte und<br />
hat ja immer starke Innenverteidiger, sei es<br />
Basti (Prödl), Wimmer oder jetzt Posch und<br />
Lienhart. Bei so einer Konkurrenz bekommt<br />
man ja nichts geschenkt.<br />
»Wenn der Schiri<br />
um 20.45 Uhr<br />
anpfeift, ist Martin<br />
da, mit voller<br />
Entschlossenheit,<br />
immer total<br />
verlässlich.«<br />
46-mal spielten „Hinti“<br />
und „Drago“ im Nationalteam<br />
Seite an Seite, auch<br />
wenn es, wie hier, manchmal<br />
wehtat.<br />
CORNER 04/20 13
COVERSTORY<br />
HINTEREGGER/DRAGOVIC<br />
Ihr habt beide viele Highlights erlebt,<br />
kennt aber auch die Tiefen des Geschäfts.<br />
Du, Aleks, bist in Leverkusen ja längst<br />
nicht immer gesetzter Stammspieler.<br />
DRAGOVIC: Es ist immer ein Nachteil, wenn<br />
du im Verein nicht erste Wahl bist. Ich gebe<br />
immer mein Bestes, zum Glück war ich in<br />
den letzten Spielen öfter dabei. Trotzdem<br />
kann ich sagen, ich habe im Nationalteam<br />
immer meine Leistung gebracht, auch ohne<br />
viel Spielpraxis. Klar ist es immer besser,<br />
Woche für Woche zu spielen, wie Martin.<br />
Aber Jammern bringt mich nicht weiter. In<br />
drei Wochen öffnet der Transfermarkt, dann<br />
wird man sehen, ob etwas passiert.<br />
Es war zu lesen, dass dein Wechsel zu<br />
Roter Stern Belgrad schon in trockenen<br />
Tüchern sei. Du hast jetzt die Gelegenheit,<br />
das zu bestätigen.<br />
DRAGOVIC: Ich müsste lügen, wenn ich<br />
sagen würde, dass es keine Verhandlungen<br />
gab, aber warten wir einmal ab.<br />
Ein klares Dementi klingt anders.<br />
HINTEREGGER: Das würde ich auch sagen.<br />
DRAGOVIC: Stimmt.<br />
Martin, bei dir geht es sportlich schon<br />
länger bergauf. 2019 hast du aber zweimal<br />
etwas über die Stränge geschlagen, was<br />
den Zapfenstreich angeht, und bist dafür<br />
kritisiert worden. Seitdem ist es allerdings<br />
wieder ruhiger geworden …<br />
HINTEREGGER: Es wird schon langweilig<br />
um mich, stimmt. Frankfurt ist das optimale<br />
Pflaster für mich. Sportlich läuft es top, das<br />
letzte Jahr war phänomenal. Ich hatte aber<br />
auch schwierige Zeiten, vor allem kurz vor<br />
der EURO 2016, als ich in Gladbach war und<br />
wenig gespielt habe. Das war nicht einfach.<br />
Bei der Eintracht kann ich hin und wieder für<br />
Schlagzeilen sorgen, diesen Weg werde ich<br />
weiter verfolgen.<br />
Bei den Fans kommt das augenscheinlich<br />
an, du bist dort Publikumsliebling. Hast<br />
du eine Erklärung dafür?<br />
HINTEREGGER: Das ist in Frankfurt allgemein<br />
ein Phänomen. Die Leute hier lieben<br />
Typen, die nicht 08/15 sind. Denkt nur an<br />
Kevin-Prince Boateng, der ja sicher auch kein<br />
einfacher Vogel ist, so wie ich auch. Solche<br />
Typen lieben sie hier, keine Ahnung, warum.<br />
In Leverkusen<br />
ist Dragovic nicht<br />
immer gesetzt,<br />
im Nationalteam<br />
liefert er dennoch<br />
stets Top-Leistungen<br />
ab.<br />
»Ich möchte mit<br />
dem Märchen aufräumen,<br />
dass der<br />
Martin hinter dem<br />
Mond lebt. Er kann<br />
mit Technik umgehen<br />
wie die meisten<br />
anderen.«<br />
Umso mehr schmerzt es, seit geraumer Zeit<br />
vor leeren Rängen spielen zu müssen.<br />
Aleks, hast du eine Erklärung für Hintis<br />
Status?<br />
DRAGOVIC: Man kann sagen, was man will,<br />
aber die Basis ist immer die Leistung. Und<br />
die ist bei ihm überragend. Ich denke nur an<br />
die Europa-League-Saison, als Frankfurt ins<br />
Halbfinale kam und Hinti der torgefährlichste<br />
Innenverteidiger war. Da kann ich nur den Hut<br />
ziehen. Und ganz generell: Es tut einem Spieler<br />
immer gut, wenn Verein, Trainer und Fans<br />
hinter einem stehen.<br />
Martin verkörpert den Typus des „anderen<br />
Profis“. Was macht ihn aus deiner Sicht<br />
dazu?<br />
DRAGOVIC: Ich werde nie vergessen, als ich<br />
ihn bei der EURO nach seiner Lieblingsserie<br />
gefragt habe. Ich dachte an „House of Cards“<br />
oder so etwas. Und was sagt er? „Bergdoktor“!<br />
Typisch Hinti, dafür liebt man ihn.<br />
Nervt dieser Ruf auch manchmal, Martin?<br />
HINTEREGGER: In diese Rolle bin ich schon<br />
reingedrückt worden. Natürlich habe ich ein<br />
paar komische Aktionen geliefert, keine Frage,<br />
aber ganz so extrem sehe ich mich auch<br />
wieder nicht. Manchmal mache ich instinktiv<br />
einen Blödsinn, was ich aber gar nicht böse<br />
meine. So bin ich auf diese Schiene geraten.<br />
In vielen Punkten bin ich aber ein Profi wie<br />
jeder andere. Der Unterschied ist: Ich denke<br />
nicht so viel über Fußball nach wie andere<br />
Spieler. Wenn ich frei habe, bin ich kein Fußballer<br />
mehr.<br />
Dieses Image ist ja beileibe nicht negativ.<br />
Die Fans sehen dich halt so, als wäre der<br />
Hinti „einer von uns“.<br />
14<br />
CORNER 04/20
HINTEREGGER: Abwarten! Aber ich kann<br />
die Einschätzung nur zurückgeben. Außerhalb<br />
der Lehrgänge haben wir wenig miteinander<br />
zu tun, aber wenn wir uns dann<br />
wiedersehen, freuen wir uns extrem aufeinander.<br />
Und das, obwohl ich Kärntner bin<br />
und er Wiener. Das Verhältnis ist top, was<br />
keine Selbstverständlichkeit ist.<br />
HINTEREGGER: Ja, kann sein. Vor dem<br />
Quali-Spiel gegen Polen habe ich Scheiße<br />
gebaut (Anm.: den Zapfenstreich nach der<br />
Geburtstagsfeier überzogen), aber ich habe<br />
im nächsten Spiel gegen Israel die richtige<br />
Reaktion gezeigt. Darauf kommt es an.<br />
DRAGOVIC: Ich möchte auch einmal mit dem<br />
Märchen aufräumen, dass der Martin hinter<br />
dem Mond lebt. Der kann mit Technik genauso<br />
umgehen wie die meisten anderen auch.<br />
Manchmal wird so getan, als wäre er der<br />
volle Hinterwäldler, das ist Quatsch. Soll er<br />
doch „Bergdoktor“ schauen.<br />
HINTEREGGER: Das meinte ich damit, dass<br />
ich in diese Rolle gedrängt wurde. Das wird<br />
in den Medien manchmal extrem dargestellt.<br />
Wenn man mit euch spricht, ist die gegenseitige<br />
Wertschätzung stark zu spüren.<br />
Wie würdet ihr euer Verhältnis zueinander<br />
beschreiben?<br />
DRAGOVIC: Außerhalb des Nationalteams<br />
kenne ich ihn nicht … (lacht). Nein, ich schätze<br />
Martin wirklich sehr, sowohl als Fußballer<br />
als auch als Mensch. Generell ist es so, dass<br />
wir Nationalspieler außerhalb der Lehrgänge<br />
nicht permanent Kontakt haben, sonst würden<br />
wir ja dauernd vor WhatsApp hängen.<br />
Die deutsche Bundesliga ist voll mit österreichischen<br />
Nationalspielern, da sieht man<br />
sich ohnehin oft. Wir beide sehen uns kurz<br />
vor Weihnachten, wenn die Eintracht wieder<br />
sechs Tore von uns geschenkt bekommt.<br />
In Frankfurt genießt<br />
Hinteregger<br />
bei den Fans Kultstatus.<br />
„Sie mögen<br />
dort verrückte<br />
Vögel“, sagt er.<br />
Martin Hinteregger Aleksandar Dragovic<br />
Lieblingsmusik Andreas Gabalier Balkan-Musik<br />
Lieblingsmannschaft<br />
Lieblingsserie<br />
Was Italienisches. Ich<br />
mag Juve, finde aber<br />
auch Inter spannend.<br />
„Bergdoktor“, mittlerweile<br />
auch „Star Wars“<br />
früher Arsenal, heute<br />
aber nicht mehr so<br />
„Queen of the South“<br />
Lieblingskicker Alessandro Del Piero Nemanja Vidic<br />
Lieblingsstadt<br />
Ihr habt die EURO bereits eingangs erwähnt,<br />
ihr wart 2016 beide schon dabei.<br />
Für dich, Drago, war das Turnier besonders<br />
schmerzhaft, mit einem Platzverweis und<br />
verschossenem Elfmeter. Was kann man<br />
daraus lernen?<br />
DRAGOVIC: Ich mache zwei Fouls, fliege<br />
damit vom Platz, wobei ich auch heute noch<br />
finde, dass die zweite Gelbe keine war. Es<br />
lief grundsätzlich viel gegen uns. Ich hatte<br />
vorher mit einer Syndesmoseverletzung zu<br />
kämpfen, Marc (Janko) war angeschlagen,<br />
Hinti hatte kaum Spielpraxis. Dazu kamen<br />
Nervosität, Formschwankungen, Erwartungshaltung.<br />
Allein aufgrund der Erfahrung glaube<br />
ich, dass wir es 2021 besser machen<br />
werden.<br />
HINTEREGGER: Im Nachhinein war sicher<br />
ein Problem, dass viele Spieler vorher bei<br />
ihrem Klub nicht gespielt haben. Das wird<br />
diesmal extrem wichtig sein, damit jeder mit<br />
einem gewissen Rhythmus zum Turnier<br />
kommt. Wenn man spielt und erfolgreich ist,<br />
fährt man mit einem viel positiveren Gefühl<br />
zu so einem Bewerb. Da muss jeder Spieler<br />
dahinter sein.<br />
WIE ÄHNLICH SIND SICH „HINTI“<br />
UND „DRAGO“ WIRKLICH?<br />
Der Test zeigt eindeutig: Die Unterschiede überwiegen.<br />
Ehrlich gesagt hab ich<br />
gar keine.<br />
Wien, welche denn<br />
sonst?<br />
Lieblingsstadion San Siro (Mailand) Mestalla (Valencia)<br />
CORNER 04/20 15
NATIONS LEAGUE<br />
TEXT IRIS STÖCKELMAYR FOTOS ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL, CHRISTOPHER KELEMEN<br />
3<br />
DECKEL DRAUF<br />
Marcel Sabitzer<br />
bewies seine<br />
Kaltschnäuzigkeit<br />
und verwandelte den<br />
Elfer zum 2:0. Der<br />
Ehrentreffer von<br />
Haaland änderte<br />
nichts am Sieg für<br />
Rot-Weiß-Rot.<br />
FOKUS AUF RESTART<br />
Nach zehnmonatiger Länderspielpause<br />
startete Franco Foda mit 1<br />
seinem Team auswärts in Norwegen<br />
die Mission „Aufstieg“ in der UEFA<br />
Nations League.<br />
TRAUMSTART<br />
Mit seinem Treffer<br />
2zum 1:0 versetzte<br />
Michi Gregoritsch nicht<br />
nur seinen damals rekonvaleszenten<br />
Papa Werner<br />
in Jubelstimmung, er legte<br />
auch den Grundstein<br />
für drei wichtige Punkte.<br />
Der Weg zum<br />
a<br />
le gue<br />
Das Nationalteam hat unter widrigen<br />
Umständen 2020 das Ziel erreicht<br />
und spielt in der UEFA Nations<br />
League nun im Konzert der Großen!<br />
-<br />
team<br />
7<br />
AUSWÄRTS-DOPPEL Das Nationalteam legte im Oktober<br />
viele Kilometer zurück und musste unter den scharfen<br />
Corona-Richtlinien von Belfast direkt nach Ploiesti in<br />
Rumänien reisen. Florian Grillitsch, David Alaba und Christoph<br />
Baumgartner ließen sich die Laune nicht verderben.<br />
8<br />
ÖSTERREICH<br />
IN DA HOUSE!<br />
Nach über acht<br />
Stunden Anreise unter<br />
strengen Sicherheitsvorkehrungen<br />
kam der<br />
ÖFB-Tross am Spielort<br />
in Rumänien an.<br />
16<br />
CORNER 04/20
5<br />
GREGERL (II) Michi Gregoritsch wurde zum Mann<br />
für die wichtigen Tore und sicherte seiner Mannschaft<br />
einen 1:0-Auswärtserfolg gegen Nordirland.<br />
4<br />
RISING STAR Im September ging mit Christoph Baumgartner<br />
ein neuer Stern im Nationalteam auf, aber auch er konnte eine<br />
knappe Heimniederlage gegen Rumänien nicht verhindern.<br />
NACHTSCHICHT Siegen schützt vor Arbeit nicht! Noch in der<br />
gleichen Nacht wurde das Spiel gegen Nordirland vom Trainerteam<br />
detailliert analysiert, bevor es weiter nach Rumänien 6<br />
ging.<br />
9<br />
CAPTAIN SPEAKING Die Teamkollegen<br />
lauschten andächtig<br />
den Worten von Kapitän Julian<br />
Baumgartlinger beim virtuellen<br />
Medientermin im Teamhotel.<br />
HÖCHSTER SUPPORT<br />
Präsident Leo Windtner hat<br />
10 sich ebenso in die „Team-<br />
Bubble“ begeben wie Generalsekretär<br />
Thomas Hollerer und<br />
Geschäftsführer Bernhard Neuhold,<br />
um das Team beim Auswärts-<br />
Doubleheader zu unterstützen.<br />
11<br />
RUDELBILDUNG<br />
Kollektiver Jubel auf<br />
der Betreuerbank<br />
über den 1:0-Auswärtssieg in<br />
Rumänien! Das Ziel Aufstieg<br />
in die Liga A nahm<br />
konkrete Formen an.<br />
12<br />
TÜRÖFFNER Alessandro<br />
Schöpf meldete sich<br />
nach langer verletzungsbedingter<br />
Nationalteampause eindrucksvoll<br />
mit dem Siegestreffer<br />
gegen Rumänien zurück.<br />
CORNER 04/20 17
14<br />
GEMMA! Das Ziel „UEFA Nations League A“<br />
war für David Alaba zum Greifen nahe! Jetzt<br />
hieß es nur noch „Matchbälle versenken“.<br />
13<br />
ARNIE IS BACK Man hatte es kaum noch zu hoffen<br />
gewagt: Marko Arnautovic reiste zur Freude der<br />
Fans und Teamkollegen zu den beiden entscheidenden<br />
Spielen in der UEFA Nations League aus China an.<br />
16<br />
GOLDHÄNDCHEN Auch mit der Einwechslung von Adrian<br />
Grbic bewies der Teamchef Gespür. Der 23-Jährige traf<br />
kurz vor Schluss zum 2:1 gegen Nordirland.<br />
15<br />
JOKER STECHEN Louis Schaub wurde mit seinem<br />
fünften Tor nach Einwechslung zum erfolgreichsten<br />
Joker in der ÖFB-Geschichte. Das Tor zum 1:1-Ausgleich<br />
gegen Nordirland war auch eines der wichtigsten.<br />
19<br />
12. MANN Leider ohne Fans in<br />
den Stadien, dafür mit einem<br />
anderen 12. Mann ging es<br />
durch den Herbst 2020. Lieber Corona-<br />
Tester, bei aller Wertschätzung: hoffentlich<br />
auf Nimmerwiedersehen!<br />
17<br />
18<br />
PUNKT GEHOLT Gegen von Corona<br />
gebeutelte Norweger genügte ein<br />
Punkt zum erfolgreichen Aufstieg in<br />
die UEFA Nations League A. Wir gratulieren<br />
dem „A-Team“ herzlich!<br />
CHEMIE STIMMT Die Kommunikation läuft im Nationalteam auch<br />
generationenübergreifend rund. Marko Arnautovic und Adrian<br />
Grbic verstanden einander auf Anhieb – auf und neben dem Feld.<br />
18<br />
CORNER 04/20
€ 100<br />
STARTBONUS<br />
100% FAIR-PLAY 100% FAIR-PLAY 100% FAIR-PLAY<br />
Jetzt auf tipp3.at
CORONA<br />
TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />
Die abgeschaffte<br />
Normalität<br />
DAS LEBEN IN DER „BUBBLE“<br />
Der Herbst 2020 brachte mit acht Länderspielen<br />
in drei Nationalteam-Lehrgängen enorme<br />
sportliche und organisatorische Herausforderungen<br />
mit sich. Wenig gesprochen wurde<br />
über die psychische Dimension in dieser<br />
Ausnahmesituation.<br />
Wir schreiben den 7. Juli 2020.<br />
Österreich verzeichnet 56 Corona-Neuinfektionen.<br />
Im Besprechungszimmer<br />
in den ÖFB-<br />
Räumlichkeiten im Sektor A/F<br />
des Ernst-Happel-Stadions herrscht eine<br />
nachdenklich-angespannte Stimmung. Erstmals<br />
tagt die Arbeitsgruppe „Covid-19“, um<br />
rechtzeitig die organisatorischen und medizinischen<br />
Weichen für den Länderspielherbst<br />
zu stellen. Vieles ist zu diesem Zeitpunkt<br />
ungewiss. Alle denkbaren und undenkbaren<br />
Szenarien werden wieder und wieder aus den<br />
verschiedensten Gesichtspunkten beleuchtet<br />
und durchgespielt. Sonnenklar ist zu diesem<br />
Zeitpunkt jedem nur eines: Das wird eine<br />
richtige Challenge. Beruflich und menschlich.<br />
Was wäre, wenn …?<br />
Um der bevorstehenden Herausforderung<br />
bestmöglich gerecht zu werden, wird in den<br />
folgenden Wochen ein ausgeklügelter<br />
Schlachtplan entwickelt, um das Virus vom<br />
Nationalteam und den Länderspielen so fern<br />
wie möglich zu halten. „Systemrelevante“<br />
Mitarbeiter wie das Länderspiel-Organisationsteam<br />
oder die Medienabteilung werden<br />
strategisch in Gruppen unterteilt, die sich<br />
untereinander nicht persönlich begegnen<br />
dürfen, um im Fall des (positiven) Falles einsatzfähig<br />
zu bleiben. Die Kommunikation und<br />
auch die kommenden Meetings erfolgen<br />
virtuell, die beruflichen und privaten Kontakte<br />
werden auch außerhalb der Lehrgänge auf<br />
ein Minimum reduziert. Groß ist der – selbst<br />
auferlegte – Druck, Mannschaft und Spiele<br />
nicht zu gefährden.<br />
Insgesamt fünf PCR-Testungen stehen<br />
pro Lehrgang auf dem Programm. Drei Tage<br />
vor der Anreise ins Teamquartier muss ein<br />
erster Abstrich gemacht werden. Es kommen<br />
über 40 Personen aus verschiedenen Vereinen<br />
und Arbeitsumfeldern zusammen in<br />
die „Bubble“ – ein engmaschiges Screening<br />
ist unerlässlich. Eine gewisse Anspannung<br />
ist trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bei allen<br />
ÖFB/GLANZL, KELEMEN (4)<br />
20<br />
CORNER 04/20
Nationalteam-Lehrgänge<br />
in Zeiten der<br />
Pandemie: Maskenpflicht,<br />
leere Stadien<br />
und virtuelle Meetings<br />
prägen das Bild.<br />
Beteiligten da. Man kann nie wissen. Was<br />
wäre, wenn …?<br />
Der zweite Test erfolgt direkt nach der<br />
Ankunft im Teamhotel. Bis zum Vorliegen der<br />
erneuten negativen Ergebnisse darf noch kein<br />
direkter Kontakt zwischen den Spielern und<br />
Betreuern stattfinden. Ein erstes Training kann<br />
ebenfalls erst nach Erhalt der Tests angesetzt<br />
werden. Der ohnehin schon ambitionierte<br />
Zeitplan wird bis aufs Letzte ausgereizt. Langes<br />
Warten auf den Zimmern. Anders als<br />
sonst sind alle Spieler in Einzelzimmern untergebracht.<br />
Im gesamten öffentlichen Hotelbereich<br />
muss eine Maske getragen werden.<br />
Kleine Fläschchen mit Desinfektionsmittel,<br />
so weit das Auge reicht.<br />
Zugespitzte Situation<br />
Wie auch das öffentliche Leben wird das Treiben<br />
im Teamhotel auf ein Minimum hinuntergefahren,<br />
Besprechungen und Aktivitäten in<br />
Innenräumen so weit als möglich reduziert.<br />
Die Spieler dürfen in der Hotellobby keinen<br />
Besuch von ihrer Familie oder Freunden empfangen.<br />
Die Mannschaft hat einen eigenen<br />
abgetrennten Bereich, um nicht mit den anderen<br />
Hotelgästen in Berührung zu kommen.<br />
Auch untereinander bleibt man auf Distanz.<br />
Mannschaft und Betreuer essen bis zum Vorliegen<br />
der Testergebnisse im Schichtbetrieb,<br />
um die Abstände einhalten zu können. Service<br />
bei den Tischen ist nicht erlaubt. ÖFB-<br />
Koch Fritz Grampelhuber ist besonders gefordert,<br />
da außer ihm niemand aus der Küche<br />
– trotz negativer Testungen – den Team-Speiseraum<br />
betreten darf. Gekocht wird ebenfalls<br />
mit Maske.<br />
Jeden Morgen muss vor dem Verlassen<br />
des Zimmers ein Online-Fragebogen auf dem<br />
Smartphone ausgefüllt werden. Das Befinden<br />
und mögliche Symptome werden abgefragt.<br />
Erst dann darf man zum Frühstück, vor dem<br />
eine obligatorische Fiebermessung durchgeführt<br />
wird: 37,3 Grad lautet die magische<br />
Grenze, die es nicht zu überschreiten gilt.<br />
Auch bei leichten Auffälligkeiten folgt eine<br />
präventive Absonderung von der Mannschaft.<br />
Groß ist die Erleichterung, wenn die<br />
Meldung „Alle negativ!“ in der WhatsApp-<br />
Gruppe aufleuchtet. Trotzdem verursacht<br />
jeder Anruf von Teamarzt Michael Fiedler einen<br />
kurzen Schweißausbruch. Er und Teammanager<br />
Mario Margreiter sind gefordert, das<br />
umfangreiche „Return to Play“-Protokoll der<br />
CORNER 04/20 21
CORONA<br />
Desinfektion ist in<br />
diesen Zeiten alles,<br />
das gilt erst recht in<br />
der Bubble.<br />
Spiele stehen auf<br />
der Kippe, die<br />
Ungewissheit<br />
betreffend die<br />
Personalsituation<br />
ist belastend.<br />
UEFA und die zusätzlichen Vorgaben des ÖFB<br />
zur Umsetzung zu bringen. Längst hat man<br />
vergessen, wie man vor Corona seine langen<br />
Arbeitstage beim Nationalteam verbracht hat.<br />
Stündlich ändern sich Situationen und<br />
Rahmenbedingungen. Besonders im November-Lehrgang<br />
sind starke Nerven und Improvisation<br />
gefragt. Nicht selten bringen der<br />
erste und der letzte Anruf des Tages neue<br />
Hiobsbotschaften. Nach dem Anschlag von<br />
Wien steht das Nationalteam unter verstärktem<br />
Schutz. Während des Lehrgangs wird<br />
ein neuer Lockdown verhängt. Das Team hotel<br />
in der Wiener Innenstadt beherbergt neben<br />
der Mannschaft nur fünf weitere Gäste. Die<br />
Situation mutet gespenstisch an. Spiele stehen<br />
auf der Kippe, die Ungewissheit betreffend<br />
die Personalsituation ist belastend. Das<br />
Hotel wird nur ein Mal am Tag verlassen, um<br />
zum Training zu fahren. Man funktioniert im<br />
Ausnahmemodus.<br />
Dinner for One<br />
Die Reisen zu Auswärtsspielen stellen nochmals<br />
eine Steigerungsstufe dar. Neben den<br />
strengen Regeln der UEFA kommen auch die<br />
nationalen Bestimmungen der einzelnen<br />
Länder zum Tragen. In Oslo herrscht am Flughafen<br />
„Selbstbedienung“, da niemand unserem<br />
Team und dem Gepäck zu nahe kommen<br />
darf. In Luxemburg muss nach dem Spiel<br />
jeder allein auf seinem Zimmer essen, da<br />
nach 23 Uhr keine gemeinsamen Mahlzeiten<br />
mehr erlaubt sind.<br />
Der vom ÖFB für die Auswärtsreisen<br />
gecharterte Airbus A321, der über 200 Fluggästen<br />
Platz bietet, ist mit gerade einmal<br />
45 Personen, bestehend aus Mannschaft,<br />
Betreuern und der ÖFB-Spitze, spärlich gefüllt.<br />
Alle sind mit FFP2-Maske ausgestattet<br />
und sitzen nach einem genauen Verteilungsschlüssel<br />
über das ganze Flugzeug verstreut.<br />
Es fehlen die Fans, die unser Team zu<br />
den Auswärtsspielen begleiten. Es fehlt die<br />
offizielle Delegation, die Verbindungen zu den<br />
gastgebenden Verbänden knüpft und pflegt.<br />
Es fehlen die treuen Partner und Sponsoren,<br />
die Fixpunkt jeder Auswärtsreise sind. Und<br />
es fehlen die Journalisten. Erstmals in der<br />
jüngeren ÖFB-Geschichte haben keine Medienvertreter<br />
den ÖFB-Tross zu den Auswärtsspielen<br />
begleitet. Zu streng die Einreisekriterien,<br />
zu unsicher und schnelllebig die<br />
Quarantänesituationen. Mit Ausnahme eines<br />
Fotografen von ÖFB-Partner GEPA Pictures<br />
muss die gesamte Berichterstattung von<br />
daheim aus erfolgen. Die Interviews mit<br />
TV-Partner ORF werden via Remote-Schaltung<br />
nach Wien abgewickelt. Der Interviewte<br />
schaut in eine Kamera und hört den Gesprächspartner<br />
via Lautsprecher. Not macht<br />
erfinderisch. Die traditionelle Mixed Zone, in<br />
der sich nach Schlusspfiff Spieler und Journalisten<br />
begegnen, kann nicht stattfinden.<br />
Über das Team von ÖFB TV wird versucht,<br />
die heimischen Medien mit Interviews zu<br />
beliefern. Das kann und soll aber niemals eine<br />
unabhängige und kritische Berichterstattung<br />
ersetzen. Man merkt oft erst, was fehlt, wenn<br />
es nicht da ist.<br />
Am 7. Juli konnte man nur in Ansätzen<br />
erahnen, was dem Nationalteam in der Realität<br />
bevorstehen sollte. Die Planungen waren<br />
aber erfolgreich. Das sportliche Ziel 2020<br />
wurde mit dem Gruppensieg in der UEFA<br />
Nations League und dem damit verbundenen<br />
Aufstieg in die Liga A erreicht. Ein weiterer<br />
wichtiger Sieg konnte verbucht werden, indem<br />
alle rund 600 absolvierten Corona-Tests<br />
negative Ergebnisse brachten.<br />
Trotz des Erfolges ist deutlich zu spüren,<br />
dass die abgeschaffte Normalität etwas mit<br />
den Spielern, Trainern und Betreuern macht.<br />
Umso größer sind die Vorfreude und Sehnsucht<br />
danach, dass bald wieder eine neue<br />
Normalität einkehren kann. Wie auch immer<br />
diese dann aussieht …<br />
22<br />
CORNER 04/20
WHATSAPP-CHAT<br />
MARKO RAGUZ<br />
Marko Raguz<br />
online<br />
Hi, Marko, hast du ein paar Minuten Zeit, um<br />
einige Fragen für unsere CORNER-Leser zu<br />
beantworten?<br />
<br />
Dann natürlich die wichtigste Frage: Wie geht<br />
es dir nach deinem Kreuzbandriss?<br />
Klar doch!<br />
Mir geht’s gut, danke! Die OP habe ich sehr gut<br />
hinter mich gebracht und bis jetzt ist der Heilungsprozess<br />
optimal verlaufen. Das nächste<br />
Ziel ist es, ohne Krücken gehen zu können.<br />
Das klingt ja auf jeden Fall schon ganz gut.<br />
Wie sieht dein Reha-Plan aus?<br />
Ich schaue, dass ich von Tag zu Tag das Beste<br />
raushole, um so bald wie möglich wieder auf<br />
dem Platz stehen zu können. Ich hoffe, dass<br />
ich Anfang des nächsten Jahres normal laufen<br />
und im Sommer dann topfit in die Vor bereitung<br />
starten kann.<br />
Zeig uns mit drei Emojis, wie dein aktueller<br />
Tag aussieht!<br />
<br />
Hast du dir die Szene, die zu deiner Verletzung<br />
geführt hat, noch einmal angeschaut?<br />
<br />
Ehrlich gesagt, nein …<br />
Was du aber bestimmt gesehen hast, war die<br />
bittere 2:3-Niederlage der U21 in der Türkei.<br />
Es war nicht so einfach, ruhig vor dem Fernseher<br />
zu sitzen und den verletzten Fuß nicht zu<br />
belasten. Ich war echt nervös und dann auch<br />
etwas traurig, als das Spiel vorbei war. Da habe<br />
ich registriert, dass unsere geile Zeit in der U21<br />
bald ein Ende hat.<br />
Durch den geänderten Modus sind die Play-offs<br />
entfallen. Für die hättet ihr euch ja als Gruppenzweiter<br />
qualifiziert.<br />
Wir sind zu unserem Finalspiel in der Türkei gekommen.<br />
Das waren halt die entscheidenden<br />
90 Minuten, die wir verloren haben – wobei<br />
hier auch viele Spieler ausgefallen sind.<br />
Welcher U21-Moment wird dir ganz besonders<br />
in Erinnerung bleiben?<br />
Den einen Moment gibt es nicht. Für mich war<br />
es eine sehr schöne Zeit, die ich nicht vergessen<br />
werde und aus der ich sehr viel mitnehmen<br />
kann.<br />
Du hast das gute Verhältnis innerhalb des<br />
Teams schon angesprochen. Was bleibt davon?<br />
Ich habe sehr viele gute Spieler, aber, noch<br />
wichtiger, auch tolle Menschen kennenlernen<br />
dürfen. Ich freu mich jetzt schon, wenn ich den<br />
einen oder anderen wieder einmal sehe.<br />
Das (Corona-)Jahr 2020 neigt sich dem Ende<br />
zu. Du hast jetzt die Möglichkeit, den Fans das<br />
zu sagen, was du ihnen das ganze Jahr über<br />
schon sagen wolltest.<br />
Sie fehlen sehr und ich freue mich, wenn ich<br />
nächstes Jahr wieder in einem vollen Stadion<br />
spielen kann. Noch wichtiger ist aber, dass alle<br />
in dieser Zeit gesund bleiben!<br />
Perfekte Schlussworte. Vielen Dank, dass du<br />
dir Zeit genommen hast – und komm schnell<br />
wieder auf den Platz zurück!<br />
Ich werde alles geben, um sobald als möglich<br />
wieder auf dem Platz zu stehen! Danke euch<br />
und schöne Feiertage!<br />
Warum hat es deiner Meinung nach am Ende<br />
nicht zur EURO-Teilnahme gereicht?<br />
Ich denke, dass wir im Herbst 2019 die bestmögliche<br />
Mannschaft hatten. Dieses Jahr haben<br />
wir einige Spieler an das A-Team verloren,<br />
was mich für diejenigen sehr gefreut hat. Trotzdem<br />
haben es alle, die zum Einsatz gekommen<br />
sind, sehr gut gemacht.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
CORNER 04/20 23
HISTORY<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Das dicht gedrängte Programm in diesem<br />
Herbst als Generalprobe vor der WM-<br />
Qualifikation und der verschobenen<br />
EURO schlug sich in einer völlig ungewohnten<br />
Spielansetzung des Nationalteams<br />
nieder: drei Spiele innerhalb<br />
kürzester Zeit, voller Terminplan in<br />
leeren Stadien. So geschehen im Oktober und<br />
November 2020. Aber ungewöhnliche Termine<br />
von Länderspielen gab es auch schon früher.<br />
Beispielsweise am 5. Jänner 1962, als das<br />
österreichische Nationalteam direkt aus der<br />
Winterpause kommend in Kairo gegen Ägypten<br />
antrat und mit einer 0:1-Niederlage alle negativen<br />
Vorzeichen bestätigte: aus einem kalten<br />
österreichischen Winter in den afrikanischen<br />
Sommer; aus dem Weihnachtsurlaub gegen<br />
eine auf dieses Spiel lange vorbereitete und<br />
daher hellwache ägyptische Mannschaft, denn<br />
die Österreicher kamen sozusagen als „Europameister“,<br />
hatte die große Siegesserie unter<br />
Bundeskapitän Karl Decker mit Triumphen über<br />
England, Spanien, Ungarn, Italien oder die<br />
UdSSR doch erst im November 1961 mit einem<br />
1:2 in Zagreb geendet.<br />
Unerwünscht, aber notwendig<br />
Ein Länderspiel, das als unerwünscht galt und<br />
doch notwendig war, denn die „Staatsliga“ (also<br />
die oberste Spielklasse, ein Vorgänger der Bundesliga)<br />
benötigte dringend Geld in der Kassa.<br />
Aus finanziellen Gründen hatten der ÖFB und<br />
auch die klamme Staatsliga zuvor sogar auf die<br />
Teilnahme an der Qualifikation für die WM 1962<br />
verzichtet. Die 15.000 Dollar Gage, die dieses<br />
Gastspiel in Kairo brachte, war praktisch überlebenswichtig<br />
für die österreichischen Klubs in<br />
der Liga. Aus Ersparnisgründen wurde sogar auf<br />
die Mitnahme eines Masseurs verzichtet …<br />
Das blieb nicht die einzige Kritik an diesem<br />
ungeliebten Match zu einem mehr als ungewöhnlichen<br />
Termin, denn die Stars von Real Madrid<br />
kassierten für ein Freundschaftsspiel gegen den<br />
ägyptischen Spitzenklub Zamalek gleich 40.000<br />
Dollar! Österreichs Auswahl trat also sozusagen<br />
zum Diskontpreis an.<br />
Rudi Flögel, einer, der damals dabei war,<br />
weiß noch genau: „Die Vorbereitung auf dieses<br />
Länderspiel war völlig unüblich. Wir hatten bei<br />
Schnee, Eis und Kälte nur ein Training mit dem<br />
vollständigen Kader in Hütteldorf, sozusagen aus<br />
dem Urlaub, zweieinhalb Stunden. Als junger<br />
Spieler war ich aber dennoch stolz, dabei zu sein.“<br />
Während sich einige ältere Spieler lieber länger<br />
in der Sauna aufhielten …<br />
Abseits<br />
der Norm<br />
Corona, UEFA Nations League<br />
unter Termindruck, aber ohne Zuschauer.<br />
Freundschaftsspiele im<br />
Rahmen der Zentralvermarktung:<br />
Das war der ungewöhnliche<br />
Herbst 2020. Der ÖFB CORNER<br />
hat sich in der Geschichte auf<br />
Spurensuche begeben …<br />
24<br />
CORNER 04/20
Ernst Ocwirks Teamkarriere<br />
endete unter<br />
ägyptischer Sonne.<br />
VOTAVA / IMAGNO / PICTUREDESK.COM<br />
der Schweiz 1954 die WM-Bronzemedaille errungen<br />
hatte, Weltfußballer 1952 und zweimaliger<br />
Kapitän der Weltauswahl, trug nach fast sechs<br />
Jahren wieder das Team trikot. Auf sein Mitwirken<br />
in der Nationalmannschaft wurde nämlich während<br />
seiner Zeit als Legionär bei Sampdoria Genua<br />
verzichtet. Erst nach seiner Rückkehr zur Wiener<br />
Austria durfte er auch wieder im Team mitwirken.<br />
„Es war auch für uns etwas Besonderes, mit<br />
Ocwirk in der Nationalmannschaft zu spielen“,<br />
kramt Flögel in seinen Erinnerungen.<br />
Die Leistung von Ocwirk, offensiver als gewohnt<br />
aufgeboten, wurde positiv bewertet. Er<br />
versuchte das Spiel der Österreicher zu ordnen,<br />
holte auch den vergebenen Elfer heraus, vermochte<br />
aber auch nicht, eine Niederlage zum<br />
Abschied seiner großen Teamkarriere mit so vielen<br />
Triumphen zu verhindern. Es vollzog sich ein<br />
Abschied mit Tränen, den auch der Autor dieser<br />
Zeilen (am Radio lauschend) sehr bedauerte. Mitten<br />
im Winter, in der ägyptischen Sonne …<br />
Flögel zählte in seinem sechsten Länderspiel<br />
auf der ungewohnten Position an der<br />
rechten Flanke jedenfalls zu den besten Österreichern<br />
und ärgert sich noch heute über<br />
den Schiedsrichter: „Nachdem die Ägypter<br />
in Führung gegangen waren, verlegte der<br />
Referee zwei Strafstoßvergehen an die Strafraumgrenze.“<br />
Er erinnert sich aber auch an<br />
den Penalty, den die Österreicher dann in der<br />
81. Minute doch zugesprochen bekamen, den<br />
Oslansky aber am Tor vorbeischob.<br />
35.000 Zuschauer bejubelten jedenfalls<br />
einen 1:0-Sieg ihrer Lieblinge und bedauerten,<br />
dass der Sieg nicht höher ausgefallen<br />
war. Flögel: „Die Ägypter waren meist überlegen<br />
und unser Tormann Fraydl hat uns vor<br />
einer höheren Niederlage bewahrt.“ Die<br />
Reaktion in den Zeitungen fiel dementsprechend<br />
aus: Termin, Umstände und Leistung<br />
wurden heftig kritisiert.<br />
Abschied einer Legende<br />
Dieses Länderspiel am 5. Jänner 1962 war<br />
aber nicht nur wegen des ungewöhnlichen<br />
Termins ein historisches Datum, es war der<br />
letzte von 62 Auftritten der österreichischen<br />
Fußball-Ikone Ernst Ocwirk im Team! Ocwirk,<br />
Kapitän der legendären Mannschaft, die in<br />
BRAVO,<br />
ZIEL ERREICHT!<br />
VON HANS HUBER<br />
Das gesteckte Ziel wurde geschafft: Gruppensieg, Aufstieg in die A-Liga<br />
der UEFA Nations League, also zur Crème de la Crème in der internationalen<br />
Fußballwelt. Dazu noch das Hintertürchen, als Gruppen-Primus<br />
die Qualifikation für die nächste WM 2022 in Katar über die Play-offs zu<br />
fixieren, sollte es in der Qualifikation nicht direkt klappen. Überdies eine<br />
herausragende Bilanz mit einem beeindruckenden Punkteschnitt.<br />
Österreichs Nationalteam ist unter Franco Foda und seinem Betreuerstab<br />
in der Hautevolee des europäischen Fußballs angekommen. Auch wenn<br />
es nicht immer ein Hochglanzprodukt war, das Österreichs Team ablieferte,<br />
so unterstrich die Auswahl doch, dass sie Ergebnisse zu liefern imstande<br />
ist, selbst in herausfordernden Zeiten mit Unsicherheiten und unter<br />
wechselnden Vorzeichen – und mit einem Spielplan, der kaum eine Verschnaufpause<br />
bot, nachdem im Frühjahr Stillstand geherrscht hatte. Dazu<br />
kommt auch noch der erfreuliche Aspekt, dass der Kreis der möglichen<br />
Teamspieler neuerlich um einige Namen erweitert wurde. Aus der U21<br />
von Werner Gregoritsch wurden Talente an das Nationalteam herangeführt<br />
und scharren in den Startlöchern. Das Jahr 2020 wird also trotz<br />
leerer Stadien als voller Erfolg in Erinnerung bleiben, auch wenn so manchem<br />
Fußball-Romantiker in einigen Phasen die Schönheit des Spiels<br />
fehlte. Aber das Team wird nicht von einer Jury nach der Attraktivität der<br />
Aktionen bewertet, sondern an den Ergebnissen gemessen. Die haben<br />
gestimmt und das große Ziel, der Gruppensieg, wurde erreicht. Ohne<br />
Wenn und Aber, mit der Aussicht auf ein spannendes Fußballjahr 2021!<br />
CORNER 04/20 25
FRAUEN-EM-QUALI<br />
Mit zwei Siegen über<br />
Serbien sicherten sich<br />
die Frauen von Teamchefin<br />
Fuhrmann Rang<br />
zwei in der Gruppe.<br />
Vor der Eu(ro)phorie<br />
ist die Geduld<br />
Die ÖFB-Frauen beschließen die beste Kampagne in der<br />
Geschichte mit 1:0 über Serbien und hoffen auf die direkte<br />
EM-Qualifikation. Gewissheit gibt es aber erst im Februar.<br />
TEXT KEVIN BELL FOTOS ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL, ÖFB/CHRISTOPHER KELEMEN, GEPA<br />
Schon als im Februar 2019 die UEFA<br />
Women’s EURO Qualifiers ausgelost<br />
waren, war klar, dass der Weg<br />
nach England für das Frauen-Nationalteam<br />
nicht einfach werden würde.<br />
In einer Gruppe mit den Französinnen<br />
(FIFA-3.) und den öffentlich<br />
unterschätzten Serbinnen (FIFA-41.)<br />
warteten gleich zwei sehr schwere Duelle<br />
auf die ÖFB-Elf (FIFA-22.).<br />
Schwieriger als 2017 wurde es auch<br />
aufgrund des neuen Qualifikationsmodus,<br />
der den direkten Weg zur – mittlerweile auf<br />
2022 verschobenen – EM-Endrunde in England<br />
erschwert hat: Nur den neun Gruppensiegerinnen<br />
und den drei besten Zweitplatzierten<br />
ist ein Endrundenticket sicher. Die<br />
übrigen sechs Zweiten müssen in ein Playoff<br />
um drei weitere Tickets. Immerhin gibt<br />
es für die Österreicherinnen kein „Streichresultat“,<br />
das heißt: Auch die Ergebnisse<br />
gegen die sogenannten „Kleinen“, Kasachstan<br />
(FIFA-77.) und Nordmazedonien (FIFA-<br />
129.), bleiben in der Wertung.<br />
Fulminanter Auftakt<br />
Mit einem Heimspiel gegen die Nordmazedonierinnen<br />
erfolgte im September letzten<br />
Jahres schließlich auch der Startschuss für<br />
die EM-Qualifikation. Damals noch vor vielen<br />
lautstarken Zuschauen in der Südstadt und<br />
Gegen Kasachstan<br />
(oben) gab es einen<br />
Kantersieg, gegen<br />
Frankreich ein sensationelles<br />
Remis zu feiern.<br />
mit Dominik Thalhammer als Teamchef. Auch<br />
dank der ersten Länderspieltore von Julia<br />
Hickelsberger-Füller und Barbara Dunst gelang<br />
der ÖFB-Elf ein 3:0-Sieg. Rund einen<br />
Monat später endete auch das Rückspiel in<br />
Skopje mit 3:0.<br />
Zwischen den beiden Pflichtsiegen<br />
gelang den Österreicherinnen der erste Big<br />
Point der EM-Qualifikation. Bei schwierigen<br />
Platzverhältnissen im serbischen Nis schoss<br />
Nicole Billa per Seitfallzieher das Tor des<br />
Abends. Der Herbst 2019 endete mit dem<br />
„Kegelabend“ von Maria Enzersdorf, dem<br />
zweithöchsten Sieg in der Frauen-Nationalteam-Geschichte.<br />
Die Kasachinnen mussten<br />
beim 0:9 gegen die ÖFB-Elf u. a. vier Tore<br />
von Flügelflitzerin Julia Hickelsberger-Füller<br />
und einen Hattrick von Nicole Billa schlucken.<br />
Restart unter Fuhrmann<br />
Mit vier Siegen aus vier Spielen und einem<br />
makellosen 16:0-Torverhältnis ging es in die<br />
Winterpause. Und diese sollte lang werden,<br />
denn bedingt durch die Corona-Pandemie<br />
wurden alle Länderspiele im April und Juni<br />
abgesagt und erst im Herbst nachgeholt.<br />
Die lange Pause war für das Frauen-<br />
Nationalteam aber unabhängig von der Spielpause<br />
ein Einschnitt, denn Irene Fuhrmann<br />
übernahm nach dem Abgang von Dominik<br />
Thalhammer als erste Frau das Teamchefin-<br />
26<br />
CORNER 04/20
nenamt. Der erfolgreiche Weg sollte mit einem<br />
5:0-Auswärtssieg in Kasachstan im September<br />
seine Fortsetzung finden, doch für den<br />
Kantersieg beim Restart der EM-Qualifikation<br />
bezahlten die ÖFB-Frauen einen hohen Preis:<br />
Mit Hickelsberger-Füller verletzte sich der<br />
Shootingstar des Teams schwer am Knie.<br />
Positiv fiel auf, dass mit Laura Wienroither<br />
und Marie-Therese Höbinger zwei<br />
vielversprechende Zukunftshoffnungen ihr<br />
Startelfdebüt gaben. Generell war zu bemerken,<br />
dass viele ehemalige Ergänzungsspielerinnen<br />
seit der Amtsübernahme Fuhrmanns<br />
Vertrauen und viel Spielzeit erhielten.<br />
Das machte sich dann im Oktober bezahlt,<br />
als die erste große Reifeprüfung folgte.<br />
Sensation gegen Frankreich<br />
Weil für das Heimspiel gegen Frankreich in<br />
Wiener Neustadt wieder einige Stammspielerinnen<br />
ausfielen, mussten ebenjene<br />
ehemaligen Ergänzungsspielerinnen gegen<br />
die Weltklasseathletinnen der „Les Bleus“<br />
ran, zum Beispiel stand die 30-jährige EURO-<br />
Torschützin Stefanie Enzinger erstmals überhaupt<br />
in der Startelf. Auch SKN-Kapitänin<br />
Jasmin Eder half eine Halbzeit lang mit, das<br />
sensationelle 0:0 über die Zeit zu bringen.<br />
Torhüterin Manuela Zinsberger konnte mehrmals<br />
ihre absolute Weltklasse unter Beweis<br />
stellen und sollte schlussendlich in sieben von<br />
acht Quali-Spielen ihren Kasten sauber halten.<br />
Auswärts in Frankreich, wo auch noch Kapitänin<br />
Viktoria Schnaderbeck fehlte, unterlag<br />
man zwar, doch war es angerichtet – für das<br />
EM-Quali-Finale gegen Serbien am 1. Dezember<br />
in Altach!<br />
Vor dem abschließenden Spiel waren<br />
die Österreicherinnen zwar bereits fix für<br />
das Play-off qualifiziert, aber mit einem Sieg<br />
im 100. Länderspiel von Carina Wenninger<br />
lebte die Chance auf die direkte Qualifikation.<br />
Die ÖFB-Elf zeigte gegen starke Serbinnen<br />
Nervosität und kam erst durch eine<br />
Systemumstellung zur Pause auf Kurs. Der<br />
Lucky Punch durch Nicole Billa zehn Minuten<br />
vor Schluss fixierte schließlich den viel umjubelten,<br />
wenn auch glücklichen 1:0-Sieg.<br />
Direkt nach dem Ende der besten Quali-<br />
Kampagne in der Frauen-Nationalteam-Geschichte<br />
brachen aber nicht nur die Emotionen<br />
und die Erleichterung, dem Druck standgehalten<br />
zu haben, aus den Spielerinnen<br />
heraus, denn die ganz große Feierstimmung<br />
kam nicht auf, weil wenig später schon die<br />
Rechenspiele begannen. Klar ist, dass die<br />
Entscheidung, ob Österreich einen fixen<br />
Startplatz für die EM 2022 erhalten wird,<br />
erst im Februar 2021 fällt. Italien bzw. Finnland<br />
und Portugal haben noch Chancen, die<br />
ÖFB-Elf ins Play-off zu schicken. Deshalb<br />
heißt es jetzt: bitte warten …<br />
In sieben von acht<br />
Qualifikationsspielen<br />
hielt Torfrau Manuela<br />
Zinsberger den Nuller.<br />
Der erfolgreiche<br />
Weg sollte mit<br />
einem 5:0-Sieg in<br />
Kasachstan unter<br />
Irene Fuhrmann<br />
seine Fortsetzung<br />
finden.<br />
CORNER 04/20 27
VIRGINIA KIRCHBERGER<br />
„Ich gebe<br />
Für den weißen Schwan zu muskulös,<br />
für die Bayern nicht gut<br />
genug, dreimal abgestiegen. Doch<br />
Virginia Kirchberger ist immer<br />
noch hier – und stärker denn je.<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
niemals auf“<br />
Als ihre heutigen ÖFB-<br />
Teamkolleginnen Viktoria<br />
Schnaderbeck und Carina<br />
Wenninger längst in ihren<br />
synthetikledernen Kickschuhen<br />
über die unregelmäßigen<br />
Grüns der<br />
steirischen Fußballplätze stürmen,<br />
verfolgt die zwölfjährige Virginia<br />
Kirchberger in Wien noch einen ganz<br />
anderen Traum. Sie fühlt sich auf regelmäßigem<br />
Terrain und in satinierten<br />
Spitzenschuhen am wohlsten,<br />
tanzt seit ihrem vierten Lebensjahr<br />
Ballett. Die Rolle des weißen<br />
Schwans im Tschaikowski-Klassiker<br />
„Schwanensee“ sollte es später<br />
einmal sein.<br />
Doch der Traum, Duett-Tänzerin<br />
zu werden, zerplatzt. „Gini“ ist zu<br />
groß, zu muskulös, aber sie hat Talent,<br />
weshalb ihr ein Stipendium am<br />
Konservatorium sicher ist, allerdings<br />
als Solotänzerin. Kirchberger lehnt<br />
ab, stellt die Schläppchen in die Ecke<br />
und sucht neue Herausforderungen.<br />
„Ich habe in einem Jahr gefühlt eintausend<br />
Sportarten ausprobiert“, sagt<br />
die heutige Managementstudentin<br />
und ehemalige Schülerin der AHS<br />
Heustadelgasse.<br />
Dreimal gaberln<br />
Direkt gegenüber ihrem Gymnasium<br />
hat der SV Aspern seine Heimstätte.<br />
Die Burschen aus ihrer Klasse kicken<br />
dort nachmittags, Papa Josef Kirchberger<br />
leitet die Jugendabteilung.<br />
Irgendwann schnürt auch seine Tochter<br />
erstmals die Stoppelschuhe. „Ich<br />
habe mich auf dem Fußballplatz sofort<br />
wohlgefühlt“, sagt die Defensivspielerin.<br />
28<br />
CORNER 04/20
Danach geht alles ganz schnell. Nach<br />
wenigen Monaten trainiert sie bereits im<br />
LAZ Wien unter Ex-Teamchef Peter Leitl und<br />
Evi Leitner. Die beiden prägen die Entwicklung<br />
Kirchbergers: „Peter und Evi haben sehr<br />
viel verlangt, aber ich habe Vertrauen gespürt.“<br />
Zu dieser Zeit weiß sie bereits, dass<br />
sie Fußballerin werden will, doch die technischen<br />
Fähigkeiten der Spätberufenen lassen<br />
noch zu wünschen übrig: „Als ich ins<br />
LAZ kam, konnte ich dreimal gaberln.“ Doch<br />
sie holt den Rückstand nach und nach auf<br />
– auch dank Peter Leitl: „Ihm verdanke ich,<br />
wo ich heute stehe.“<br />
Nach weniger als zwei Jahren bei den<br />
Burschen wechselt Kirchberger zum Frauenteam<br />
des USC Landhaus. Sie debütiert kurz<br />
nach ihrem 15. Geburtstag im Cupfinale<br />
gegen den damaligen Serienchampion<br />
SV Neulengbach – und im direkten Duell<br />
gegen Rosana dos Santos. Der brasilianischen<br />
Vizeweltmeisterin gelingt beim 6:2<br />
des SVN kein eigener Treffer.<br />
Drei Abstiege<br />
Weil der ambitionierten Kirchberger damals<br />
keine Aufgabe zu groß erscheint, versucht<br />
sie ihr Glück bereits mit 16 Jahren beim<br />
FC Bayern München. Den Sprung in die erste<br />
Mannschaft schafft sie nicht. Das Auslandsabenteuer<br />
ist da aber noch lange nicht<br />
zu Ende: „Ich gebe nie auf, vor allem nicht,<br />
wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt<br />
habe.“ Über Zweitligist BV Cloppenburg, wo<br />
sie als Stammspielerin den Aufstieg feiert,<br />
findet sie dann 20-jährig den Weg in die<br />
deutsche Bundesliga.<br />
Oben angekommen lernt sie die damals<br />
beste Liga der Welt auf die harte Tour kennen:<br />
Drei Jahre en suite steigt sie ab. Zunächst<br />
mit Cloppenburg (2014), dann mit<br />
dem MSV Duisburg (2015) und schlussendlich<br />
auch noch mit dem 1. FC Köln (2016).<br />
Eine harte, aber lehrreiche Zeit. „Ich musste<br />
mich durchbeißen, Spielzeit und Erfahrung<br />
sammeln. Auf meiner Position ist Erfahrung<br />
die wichtigste Währung“, sagt Kirchberger.<br />
„Die Abstiege haben mich stärker gemacht.“<br />
Nach und nach wird die Wienerin auch<br />
im Nationalteam zu einer festen Größe,<br />
rutscht von der ungeliebten Außenbahn in<br />
die Innenverteidigung. Seit dem EM-Jahr<br />
2017 ist sie nicht mehr aus der ÖFB-Elf wegzudenken,<br />
steht seither in 40 von 42 Spielen<br />
auf dem Platz. Sie übernimmt Verantwortung,<br />
Im Nationalteam steht<br />
die resolute Verteidigerin<br />
kurz vor ihrem 80. Einsatz<br />
für Österreich.<br />
»Dass wir genial<br />
verteidigt haben,<br />
hat nur die<br />
wenigsten interessiert.<br />
Das ist<br />
das Los der<br />
Position.«<br />
besticht durch gutes Passspiel, vor allem aber<br />
durch körperliche Präsenz und Zweikampfverhalten.<br />
„Meinte größte Stärke ist das<br />
Verteidigen“, unterstreicht Kirchberger.<br />
Zweiter Adler<br />
Ihre Mitspielerinnen und Teamchefin Irene<br />
Fuhrmann wissen um den Wert der heute<br />
27-Jährigen. Dass in der Fangunst oftmals<br />
andere weiter oben stehen, stört sie nicht:<br />
„Über Ninas erstes EM-Tor wurde wochenlang<br />
berichtet. Dass wir genial verteidigt<br />
haben, hat nur die wenigsten interessiert.<br />
Das ist das Los der Position.“ In Kirchbergers<br />
Gunst steht das Team an erster Stelle. „Ich<br />
bin ein enormer Teamplayer“, sagt sie mit<br />
Nachdruck. Demnächst absolviert sie ihr<br />
80. Länderspiel, steht kurz vor ihrer zweiten<br />
EM-Qualifikation.<br />
Auch im Verein trägt die 1,76 Meter große<br />
Abwehrspielerin nun den Adler auf der<br />
Brust. Im Sommer schloss sie sich Eintracht<br />
Frankfurt an: „Der Klub hat ambitionierte<br />
Ziele. Damit kann ich mich zu einhundert<br />
Prozent identifizieren. Ich möchte ein Teil<br />
dieses Weges sein.“<br />
Diesen wird Virginia Kirchberger genauso<br />
konsequent und zielstrebig verfolgen wie<br />
ihren eigenen, denn auch wenn sie nie als<br />
Schwanenprinzessin getanzt hat, ihr bisheriger<br />
Auftritt auf der Fußballbühne kann sich<br />
mehr als sehen lassen …<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
CORNER 04/20 29
UNIQA ÖFB CUP<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Der Jubel war groß an diesem kalten<br />
Novemberabend auf der Hohen<br />
Warte – auch wenn coronabedingt<br />
keine Zuschauer im Stadion sein<br />
durften. Dem First Vienna FC war<br />
soeben die Cupsensation gelungen:<br />
Mit 2:1 schaltete die Vienna<br />
den großen Favoriten aus der Bundesliga,<br />
den Cashpoint SCR Altach, aus.<br />
Umso höher einzuschätzen ist der Erfolg<br />
des Viertligisten, als dieser überhaupt nur<br />
mit einer Sondergenehmigung trainieren<br />
durfte. Die Wiener Stadtliga zählt nicht zum<br />
Bereich des Spitzensports. Ligaspiele sind<br />
daher bereits seit Anfang November untersagt.<br />
Davon war aber im Duell mit dem Bundesligisten<br />
nichts zu merken.<br />
Bereits nach neun Minuten schoss<br />
Volkan Düzgün die Döblinger in Front. „Das<br />
Besondere bei einem Cupspiel ist immer,<br />
dass es nur dieses eine Spiel gibt. Du musst<br />
von der ersten Minute an voll da sein“, beschreibt<br />
Vienna-Kapitän Jiri Lenko den Reiz<br />
des UNIQA ÖFB Cups.<br />
„Wie eine Ehe“<br />
Seit Sommer 2015 schnürt der gebürtige<br />
Tscheche Lenko seine Schuhe nun schon<br />
für die Vienna. „Ich habe mit dem Verein<br />
schon viele Höhen und Tiefen erlebt“, so der<br />
35-Jährige. Auch beim Zwangsabstieg in die<br />
2. Landesliga hielt er dem Klub die Treue.<br />
„Das Verhältnis, das ich zur Vienna habe, ist<br />
wie eine Ehe. Man sollte nicht immer gleich<br />
aufgeben, wenn es einmal schwierig wird“,<br />
sagt Lenko.<br />
Mittlerweile ist er nicht nur Kapitän der<br />
Kampfmannschaft, sondern auch sportlicher<br />
Leiter des Vienna-Nachwuchses. „Ich versuche<br />
dort hineinzuwachsen und der Aufgabe<br />
gerecht zu werden“, sagt er bescheiden.<br />
Die besondere Liebe, die alle Beteiligten<br />
dem Klub entgegenbringen, ist für Lenko ein<br />
Erfolgsgeheimnis der Vienna: „Ich glaube, es<br />
gibt keinen Zweifel, dass unsere Fans mindestens<br />
Zweitliganiveau haben. Was aber für<br />
mich noch wichtiger ist: Sie sind auch gekommen,<br />
als wir durch schwierige Zeiten gegangen<br />
sind. Das verdient höchsten Respekt.<br />
Auch dass damals einige Spieler den Zwangsabstieg<br />
mitgemacht haben, zeigt, wie sehr<br />
die Vienna allen am Herzen liegt.“<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Nina Burger<br />
(hier mit<br />
Vizepräsident<br />
Jonas Puck) ist<br />
sportliche<br />
Leiterin der<br />
Frauenabteilung<br />
bei der Vienna.<br />
VIENNA<br />
30 CORNER 04/20
Mit 126 Jahren<br />
Erfahrung zur<br />
Sensation<br />
Durch einen<br />
2:1-Sieg gegen<br />
den Cashpoint<br />
SCR Altach<br />
steht der First<br />
Vienna FC als<br />
einziger Viertligist<br />
im Viertelfinale<br />
des<br />
UNIQA ÖFB<br />
Cups. Der<br />
älteste Klub<br />
Österreichs ist<br />
es gewohnt,<br />
mit Schwierigkeiten<br />
fertigzuwerden.<br />
Dieser Spirit hat die Vienna aktuell zum<br />
Spitzenreiter in der Stadtliga und zum Cup-<br />
Viertelfinalisten werden lassen. Auch zu den<br />
Zielen für die nächste Runde im UNIQA ÖFB<br />
Cup hat Lenko eine klare Meinung: „Unser<br />
Ziel ist es immer, eine Runde weiterzukommen,<br />
egal, gegen wen wir spielen.“<br />
Er selbst kennt das Gefühl, in einem<br />
Cupfinale zu stehen, bereits. 2005 war er<br />
als 19-Jähriger mit dem SK Rapid im Endspiel:<br />
„Es war ein unvergessliches Erlebnis,<br />
auch wenn wir am Ende leider verloren haben.<br />
Das Happel-Sstadion war ausverkauft,<br />
ich bin zur Pause eingetauscht geworden,<br />
ein Derby war es auch noch. So etwas vergisst<br />
man niemals.“<br />
Team-Erfahrung in der<br />
sportlichen Führungsetage<br />
Bis zum Finale ist es für den erfahrenen<br />
Underdog aus dem 19. Wiener Gemeindebezirk<br />
noch ein weiter Weg. Dass es sich<br />
dem jeweiligen Gegner anpassen kann, hat<br />
das Team von Neocheftrainer Alexander Zellhofer<br />
in dieser Saison im UNIQA ÖFB Cup<br />
bereits bewiesen.<br />
Zum Auftakt gelang ein klarer 4:0-Sieg<br />
gegen Regionalligist FC Marchfeld, in Runde<br />
zwei kam es auf der Hohen Warte zum<br />
Traditionsduell gegen Zweitligist Vorwärts<br />
Steyr, das die Vienna mit 3:2 für sich entschied,<br />
und zuletzt eben jener 2:1-Sieg gegen<br />
Bundesligist Altach.<br />
Mitverantwortlich dafür, dass es bei der<br />
Vienna seit dem Zwangsabstieg wieder nach<br />
oben geht, ist Ex-Teamspieler Markus Katzer,<br />
der seit 2018 sportlicher Leiter des Klubs ist.<br />
2015 kam er als Spieler von der Admira nach<br />
Döbling. Auch er blieb, als der Verein am<br />
Abgrund stand.<br />
Zunächst hatte er noch eine Doppel rolle<br />
als Spieler und Funktionär inne, mittlerweile<br />
kümmert er sich nur noch um die sportlichen<br />
Geschicke der Vienna. Das Ziel ist klar: Es<br />
soll zurück in den Profifußball gehen für<br />
Österreichs ältesten Klub.<br />
Dazu wurde kürzlich mit dem ehemaligen<br />
ÖFB-Kapitän Andreas Ivanschitz ein<br />
weiterer namhafter Akteur in den Klub integriert.<br />
Ivanschitz kümmert sich gemeinsam<br />
mit Jiri Lenko um die Nachwuchsarbeit beim<br />
Traditionsverein.<br />
„Auf der Hohen Warte wird viel Neues<br />
ausprobiert. Ich finde die Ausbildungsidee<br />
und den Ansatz, junge Menschen über den<br />
Fußball spielerisch ans Leben heranzuführen,<br />
spannend. Das ist eine große Herausforderung,<br />
eine dementsprechende Verantwortung<br />
und nicht zuletzt eine einmalige<br />
Chance für mich“, sagte der 69-fache Teamspieler<br />
nach seiner Bestellung.<br />
Und auch in der Frauenfußballabteilung<br />
soll geballte ÖFB-Erfahrung zum Erfolg der<br />
Vienna beitragen. Rekordteamspielerin und<br />
-torschützin Nina Burger ist seit Sommer<br />
sportliche Leiterin des Frauenfußballs auf<br />
der Hohen Warte. „Das ist eine große Herausforderung,<br />
eine einmalige Chance. Diese<br />
Position ist für mich eine gute Gelegenheit,<br />
um den Frauenfußball bei der Vienna<br />
und den Frauenfußball in ganz Österreich<br />
voranzubringen und weiterzuentwickeln“, so<br />
Burger.<br />
Sowohl der Kampfmannschaft als auch<br />
dem Frauenteam der Vienna wurde der coronabedingte<br />
Ligaabbruch der vergangenen<br />
Saison zum Verhängnis. Beide lagen auf Platz<br />
eins und Aufstiegskurs. Der Doppelaufstieg<br />
soll in dieser Saison nachgeholt werden.<br />
Aber auch im UNIQA ÖFB Cup ist mit der<br />
Vienna weiterhin zu rechnen …<br />
SO GEHT’S WEITER IM<br />
UNIQA ÖFB CUP 2020/21:<br />
Viertelfinale: 5.–7. Februar 2021<br />
Halbfinale: 2./3. März 2021<br />
Finale: 1. Mai 2021<br />
CORNER 04/20<br />
31
U21<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Wechselbad<br />
der Gefühle<br />
Die UEFA U21-EURO 2021<br />
wird ohne Österreich stattfinden.<br />
Der Auswahl von<br />
Teamchef Werner Gregoritsch<br />
fehlte es in den entscheidenden<br />
Momenten vor<br />
allem an einem: Effizienz.<br />
Es hat sich gezeigt, dass es<br />
nicht reicht, eine Generation<br />
an guten Fußballern zu haben.<br />
Es gehören viele Kleinigkeiten<br />
dazu, denn der Fußball<br />
ist nicht vorhersehbar und bringt<br />
immer wieder Überraschungen“,<br />
sagte U21-Teamchef Werner Gregoritsch nach<br />
der bitteren 2:3-Niederlage seiner Elf in der<br />
Türkei. In Samsun an der Schwarzmeerküste<br />
platzte am 13. November der Traum des U21-<br />
Nationalteams von der Teilnahme an der UEFA<br />
U21-EURO 2021.<br />
Rückblick: Ein Jahr zuvor, November 2019.<br />
Die Euphorie bei Werner Gregoritsch und seinem<br />
Team ist groß. Mit einem 4:0-Heimsieg<br />
in Ried gegen den Kosovo beschließt das U21-<br />
Team einen erfolgreichen Quali-Herbst. Der<br />
Teamchef und seine Burschen werden von<br />
32 CORNER 04/20
In der Quali gab<br />
es ein Wechselspiel<br />
von Licht<br />
und Schatten.<br />
über 3000 Zuschauern in der josko ARENA<br />
gefeiert. Vier Siege und eine Niederlage lautet<br />
die Bilanz zu diesem Zeitpunkt – der beste<br />
Start einer österreichischen U21-Auswahl in<br />
eine EURO-Quali.<br />
Perfekter Start<br />
„Durch die EM-Teilnahme sind wir 2019 erstmals<br />
mit einer U21 direkt in die Qualifikation<br />
gestartet“, erinnert sich Gregoritsch. Und weiter:<br />
„Trotzdem hat sich die Mannschaft schnell<br />
gefunden und sofort funktioniert. Beim ersten<br />
Lehrgang waren zwölf Spieler dabei, die ich<br />
nur von Beobachtungen, aber nicht persönlich<br />
kannte. Da kam es schon vor, dass ich zwei<br />
Spieler bei einer Besprechung verwechselte“,<br />
sagt er mit einem Lachen. Am Ende des ersten<br />
Lehrgangs standen mit einem 3:1 in Andorra<br />
und einem 4:0 in Albanien zwei souveräne<br />
ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL<br />
» Zwölf neue<br />
Spieler beim<br />
ersten Mal - da<br />
kam es schon<br />
mal vor, dass<br />
ich die Namen<br />
vertauschte. «<br />
Auswärtssiege. Auch im dritten Spiel blieb die<br />
Gregoritsch-Elf souverän und fegte die Türkei<br />
in Ritzing mit 3:0 vom Platz.<br />
Wenige Tage später folgte der erste<br />
Dämpfer. Gegen Gruppenfavorit England wollten<br />
Danso, Baumgartner & Co. ihrem Spielstil<br />
treu bleiben. Die Premier-League-Profis nutzten<br />
die sich bietenden Räume gnadenlos und<br />
siegten deutlich mit 5:1. Davon ließ sich die<br />
U21 aber nicht beirren. Was folgte, war das<br />
vielleicht beste Spiel der Quali, jenes 4:0 gegen<br />
den Kosovo, der bis dahin mit starken Leistungen<br />
für Aufsehen gesorgt hatte. Angeführt<br />
von einem überragenden Kapitän Maximilian<br />
Wöber und Doppeltorschütze Marco Friedl<br />
wurden den Gästen die Grenzen aufgezeigt.<br />
Die lange Corona-Pause<br />
Was an jenem Novemberabend in Ried noch<br />
niemand ahnte: Es sollte der letzte Quali-<br />
Auftritt der U21 für eine lange Zeit bleiben.<br />
Der Lehrgang im März fiel, wie bei allen Teams,<br />
der Corona-Pandemie zum Opfer. Zehn Monate<br />
nach dem Sieg gegen den Kosovo traf<br />
das Team erstmals wieder zusammen, und<br />
das unter erschwerten Bedingungen, nicht nur<br />
wegen Corona: Einen Tag vor der Kaderbekanntgabe<br />
erlitt Teamchef Werner Gregoritsch<br />
einen leichten Herzinfarkt. ÖFB-Sportdirektor<br />
Peter Schöttel musste kurzfristig einspringen.<br />
Und auch bei den Spielern tat sich einiges.<br />
Christoph Baumgartner und Maximilian Wöber<br />
standen im Nationalteamkader von Teamchef<br />
Franco Foda. Sandi Lovric entschied sich dafür,<br />
künftig für das slowenische Team zu spielen.<br />
Damit kamen der U21 vor der entscheidenden<br />
Qualiphase drei wichtige Stützen abhanden.<br />
Dafür stand mit Hannes Wolf ein anderer<br />
großer Name wieder zur Verfügung. Erstmals<br />
nach seiner schweren Verletzung, die er bei<br />
der UEFA U21-EURO 2019 erlitten hatte, kehrte<br />
er zur U21 zurück.<br />
Schwarzer Abend und die Reaktion<br />
Und dem Rückkehrer gelang bei seinem<br />
Comeback umgehend ein Tor, nur freuen konnte<br />
sich niemand darüber. Am Ende verlor Österreich<br />
das Heimspiel gegen Albanien mit 1:5.<br />
„So wie gegen Albanien dürfen wir nie wieder<br />
auftreten“, forderte Marco Friedl, der das Team<br />
als Kapitän angeführt hatte.<br />
Seine Worte zeigten Wirkung. Wenige<br />
Tage nach dem Debakel präsentierte sich das<br />
Team bärenstark gegen England, verlangte<br />
dem Primus alles ab, nur um am Ende trotz-<br />
CORNER 04/20<br />
33
U21<br />
Enttäuschung bei<br />
Kevin Danso & Co.<br />
nach der verpassten<br />
EURO-<br />
Qualifikation<br />
dem mit leeren Händen dazustehen. Zwei Unachtsamkeiten<br />
in der Defensive reichten den Engländern<br />
zum 2:1-Sieg.<br />
Die gute Ausgangslage war damit verspielt.<br />
Auch, weil wegen der coronabedingten Zwangspause<br />
der Modus geändert wurde. Nur die fünf<br />
besten Gruppenzweiten qualifizierten sich für die<br />
Endrunde. Die Play-offs entfielen. „Den September-<br />
Lehrgang haben wir leider verhaut. Ein Spiel, das<br />
zu gewinnen gewesen wäre, haben wir – aus verschiedenen<br />
Gründen – in den Sand gesetzt“, so<br />
Gregoritsch im Rückblick. Trotzdem war für den<br />
Teamchef nicht alles schlecht. Würde man das Spiel<br />
gegen England unabhängig vom Ergebnis betrachten,<br />
dann könne daraus viel Positives mitgenommen<br />
werden: „Das war vom Teamgeist, von der<br />
Leidenschaft und der taktischen Disziplin her eine<br />
sehr gute Leistung.“<br />
Dem Druck standgehalten<br />
Und so stand die U21 vor ihrem ersten Endspiel.<br />
Nur mit einem Sieg im schwierigen Auswärtsspiel<br />
in der kosovarischen Hauptstadt Pristina blieben<br />
die Chancen auf die EURO-Teilnahme vor dem<br />
abschließenden Quali-Doppel im November intakt.<br />
Wie schon gegen England kamen die ÖFB-Youngsters<br />
zu vielen Chancen. Der genesene Werner<br />
Gregoritsch feierte sein Comeback auf der Bank<br />
und peitschte sein Team nach vorn. Doch es mangelte<br />
an der Effizienz im Abschluss. Als kaum noch<br />
jemand mit einem Sieg rechnete, traf Marco Grüll<br />
zum viel umjubelten 1:0 – der Traum von der EURO<br />
lebte weiter. „Im Oktober haben wir uns eine Endspielwoche<br />
geschaffen“, so Gregoritsch. Das sei<br />
vor dem Auftritt im Kosovo das Ziel gewesen. Und<br />
es hauchte seinem Team noch einmal den Glauben<br />
ein, dass diese schwierige Quali am Ende doch<br />
mit der Teilnahme an der Endrunde enden könnte.<br />
Aber wie schon im September mussten bereits<br />
vor der Zusammenkunft im November Rückschläge<br />
hingenommen werden. Sieben Spieler<br />
mussten dem Teamchef absagen. Darunter auch<br />
LASK-Stürmer Marko Raguz, der sich unmittelbar<br />
vor dem Lehrgang einen Kreuzbandriss zuzog.<br />
Glücklos<br />
„Nach den Niederlagen im September haben wir<br />
uns im Kosovo zurückgemeldet und gezeigt, dass<br />
wir als Team sehr gut funktionieren, bis zur letzten<br />
Minute kämpfen und nie aufgeben“, schwor Hannes<br />
Wolf vor dem Match in der Türkei seine Mitspieler<br />
ein. Und Österreich startete in Samsun schwungvoll<br />
in die Partie, stellte die Türken in den ersten<br />
20 Minuten vor große Probleme, schaffte es aber<br />
wieder nicht, aus den Möglichkeiten Profit zu schlagen.<br />
Als Kelvin Arase zum erlösenden 1:0 traf,<br />
schien es, als wären die ÖFB-Talente auf dem<br />
richtigen Weg. Österreich war dem zweiten Tor<br />
näher als die Gastgeber dem Ausgleich. Doch plötzlich<br />
fiel nach einem Corner das 1:1 und Rotweißrot<br />
verlor den Faden. Die Türkei drehte das Spiel. Wolf<br />
gelang mit einem direkten Freistoß noch einmal<br />
der Ausgleich. Sekunden später verpasste der<br />
Gladbach-Legionär den Siegestreffer. Der gelang<br />
wiederum den Türken, nachdem Österreich alles<br />
nach vorn geworfen hatte. Aus. Schluss. Vorbei.<br />
„Wir haben alles reingehaut, waren vor allem in<br />
der ersten Halbzeit sehr dominant und hätten höher<br />
führen müssen. Nach der Pause sind wir für<br />
Nachlässigkeiten bitter bestraft worden“, resümierte<br />
ein enttäuschter Kevin Danso nach der Partie.<br />
Versöhnlicher Abschluss<br />
Obwohl das Verpassen der EURO bereits feststand,<br />
bewies das U21-Nationalteam Charakter und ließ<br />
Gruppen-Schlusslicht Andorra im abschließenden<br />
Match keine Chance. Zweimal Hannes Wolf, der<br />
in fünf Qualispielen vier Tore erzielte, Marco Grüll<br />
und Kapitän Maximilian Wöber stellten den 4:0-Sieg<br />
sicher. „Es freut mich, dass sich dieser Jahrgang<br />
mit einem Sieg verabschieden konnte. Wir hatten<br />
in dieser Qualifikation mit vielen Herausforderungen<br />
zu kämpfen und diese immer wieder gut gemeistert.<br />
Wir können stolz sein auf die Leistungen<br />
dieses U21-Nationalteams“, so Gregoritsch nach<br />
dem letzten U21-Spiel für die Jahrgänge 1998 und<br />
1999. Auch Maximilian Wöber, der im letzten Auftritt<br />
für die U21 seinen einzigen Treffer erzielen<br />
konnte, zog ein positives Fazit zu seiner Zeit im<br />
U21-Nationalteam: „Wir sind sehr glücklich, dass<br />
wir diese EM-Qualifikation mit einem Sieg abschließen<br />
konnten. Wir haben immer viel Spaß<br />
gehabt mit den Jungs und dem Teamchef. Es sind<br />
viele gute Kicker und starke Charaktere dabei. Ich<br />
bin überzeugt, dass es einige von ihnen bis ins<br />
Nationalteam schaffen werden.“<br />
» Einige Spieler<br />
aus diesem<br />
Jahrgang<br />
werden es bis<br />
ins Nationalteam<br />
schaffen,<br />
davon bin ich<br />
überzeugt. «<br />
34<br />
CORNER 04/20
DA GIBT'S DAS<br />
SEMMERL<br />
ZUM GURKERL<br />
BILLA ist der<br />
offizielle<br />
Partner des<br />
VOLLER LEBEN.
NACHWUCHS<br />
INTERVIEW MICHAEL GRASWALD<br />
Generation in Gefa<br />
36<br />
CORNER 04/20
Die Corona-Pandemie hat die Welt weiter im<br />
Griff. Aber welche Auswirkungen hat diese<br />
eigentlich auf den Fußball-Nachwuchs? U17-<br />
Teamchef Hermann Stadler spricht im Interview<br />
sowohl von Chancen als auch von Gefahren.<br />
hr?<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
ÖFB CORNER: Beginnen wir mit der wichtigsten<br />
Frage: Wie geht es Ihnen?<br />
HERMANN STADLER: Danke, es geht mir<br />
so weit sehr gut.<br />
Sie sind ein sehr erfahrener Nachwuchs-<br />
Teamchef, logischerweise haben Sie so<br />
eine Situation aber auch noch nie erlebt.<br />
Wie haben Sie das Corona-Jahr 2020<br />
wahrgenommen?<br />
Ich glaube so wie jeder. Es ist eine enorme<br />
Belastung für alle Beteiligten. Hoffen wir,<br />
dass wir im kommenden Jahr zur gewohnten<br />
Normalität zurückkehren können.<br />
Als Nachwuchs-Teamchef ist es Ihr Job,<br />
die Entwicklung der Talente im Auge zu<br />
haben. Welche Auswirkungen haben die<br />
verschiedenen Corona-Maßnahmen?<br />
Der erste Lockdown im Frühjahr hatte<br />
schon weitreichende Folgen, weil auch die<br />
Akademien geschlossen waren, also für den<br />
Spitzennachwuchs kein Mannschaftstraining<br />
möglich war. Aus den Spielern von den Akademien<br />
werden ja in den meisten Fällen die<br />
Teamspieler herausgefiltert. Jetzt im zweiten<br />
Lockdown darf dort weitertrainiert werden.<br />
Das ist schon sehr positiv. Aber es geht ja<br />
nicht nur um die angehenden Teamspieler.<br />
Sondern?<br />
Für die meisten Jugendlichen und Kinder<br />
bedeutet der Lockdown eine große Einschränkung<br />
ihrer täglichen Bewegung, weil<br />
viele nur noch zuhause sitzen. Auch der Sportunterricht<br />
in den Schulen fehlt. Da wird man<br />
erst später, wenn die Pandemie überstanden<br />
ist, sehen, wie sich das auswirkt.<br />
Was bedeutet es für junge Spieler, beispielsweise<br />
Ihre U17-Spieler, wenn sie<br />
mehrere Monate kein Mannschaftstraining<br />
absolvieren können?<br />
Für die Entwicklung eines Spielers ist<br />
das natürlich alles andere als förderlich, aber<br />
ich habe meinen Jungs immer gesagt, dass<br />
sie nicht verzweifeln sollen, sondern, auch<br />
wenn das vielleicht seltsam klingen mag, die<br />
Situation sehen sollen wie eine Verletzungspause.<br />
Auch dann könnten sie vielleicht längere<br />
Zeit nicht mit dem Team trainieren. Aber<br />
noch einmal, es ist jetzt schon eine sehr gute<br />
Sache, dass die Akademien unter Einhaltung<br />
des Präventionskonzepts weitertrainieren<br />
dürfen. Außerdem kann die Trainingspause<br />
im Frühjahr auch einen positiven Nebeneffekt<br />
haben.<br />
Einen positiven Effekt?<br />
Ganz logisch, dass nichts ein Mannschaftstraining<br />
ersetzen kann, daran kann es<br />
keinen Zweifel geben, aber die Spieler hatten<br />
viel mehr Zeit, sich mit anderen Aspekten<br />
auseinanderzusetzen, die es genauso<br />
braucht, wenn man es bis ganz nach oben<br />
schaffen will.<br />
Welche wären das?<br />
Es geht zum Beispiel darum, dass ich<br />
mental stärker werde oder im Kraft- und Koordinationsbereich<br />
gewisse Sachen optimiere.<br />
Vor allem in der Rumpfstabilität sehe ich österreichweit<br />
Defizite. So haben die Jungs viel<br />
intensiver gelernt, dass sie in ihren Körper<br />
horchen und selbst sehen, wo sie sich abseits<br />
vom Fußballerischen noch verbessern können.<br />
In meinen Augen geht es darum, dass<br />
sich die Spieler auf den Tag X, an dem der<br />
Betrieb wieder aufgenommen wird, bestmöglich<br />
vorbereiten. Das kann dann auch Verletzungen<br />
verhindern, die nach so einer langen<br />
Pause durchaus auch möglich wären.<br />
Es wird immer gesagt, dass die jungen<br />
Spieler durch die Ausbildung eine viel<br />
professionellere Einstellung mitbekommen,<br />
als das vielleicht bei früheren Generationen<br />
der Fall war. Gibt es da trotzdem<br />
noch so viel herauszuholen?<br />
Ich denke nicht, dass ein 16-Jähriger,<br />
wenn ich jetzt von meiner Mannschaft ausgehe,<br />
in irgendeinem Bereich bereits seine<br />
volle Entwicklung erreicht hat. Das Bewusstsein<br />
für den eigenen Körper und die Dinge,<br />
die ich brauche, um erfolgreich zu sein, das<br />
ist etwas, was man lernen muss. Diese Bedürfnisse<br />
sind ja auch bei jedem Spieler<br />
unterschiedlich. Die Spieler haben ja von<br />
ihren Betreuern Trainingspläne bekommen,<br />
die sie auch absolvieren. Was ich meine, ist,<br />
dass sie sich ihrer Schwächen bewusst wer-<br />
CORNER 04/20 37
NACHWUCHS<br />
den und daran arbeiten. Das kann mit dem<br />
Trainer der Akademie, uns Teamchefs oder<br />
einfach mit Trainingsplänen aus dem Internet<br />
passieren.<br />
Wenn wir jetzt von der trainingsfreien<br />
Zeit im ersten Lockdown ausgehen, wie<br />
konnten Sie als Teamchef den Spielern<br />
helfen – wenn man die Gestaltung eines<br />
Trainingsplans einmal ausnimmt?<br />
Innerhalb des Betreuerstabes gilt das<br />
Gleiche wie für die Spieler. Zunächst einmal<br />
haben wir die letzten Lehrgänge analysiert<br />
und geschaut, wo wir uns in Zukunft – auch<br />
zum Wohl der Spieler – noch verbessern und<br />
was wir optimieren können. Ansonsten habe<br />
ich sehr viel den Kontakt zu meinen Jungs<br />
gesucht. Mir war wichtig, dass ich den Spielern<br />
das Gefühl gebe, dass sie wertgeschätzt<br />
werden, auch in der schwierigen Phase. Bei<br />
uns im Betreuerstab gibt es auch einen Sportpsychologen,<br />
der immer für die Spieler da ist,<br />
wenn sie etwas brauchen.<br />
Im Frühjahr würde für Ihr U17-Nationalteam<br />
die EURO-Qualifikation auf dem<br />
Programm stehen. Glauben Sie, dass es<br />
dazu kommt?<br />
Ich glaube, da kann man jetzt keine fundierte<br />
Vorhersage treffen, Faktum ist aber,<br />
dass solche Spiele für die Entwicklung von<br />
großer Bedeutung sind.<br />
Sie haben bereits einige Teams zu Endrunden<br />
geführt. Was bringen solche Turniere<br />
genau für die Entwicklung?<br />
Zunächst einmal zeigt es dir, wo du im<br />
internationalen Vergleich stehst. Um es ganz<br />
nach oben zu schaffen, musst du dich immer<br />
mit den Besten messen. Und das tust du bei<br />
einer EM oder WM. In meinen Augen ist es<br />
auch eine super Vorbereitung auf den Erwachsenenfußball.<br />
Die letzten U17- und U19-Jahrgänge bekamen<br />
diese Chance nicht.<br />
Und das ist sehr bitter. Solche Spiele auf<br />
so einem Niveau sind unbezahlbar. Solche<br />
Spiele hast du in der Akademie einfach nicht.<br />
Das ist für die Jahrgänge schon ein riesiger<br />
Nachteil, vor allem, wenn man jetzt die vorherige<br />
U17 von Martin Scherb hernimmt. Die<br />
hätte in der Eliterunde gegen Deutschland,<br />
die Niederlande und Portugal gespielt. Das<br />
wäre schon wie eine EM-Teilnahme gewesen.<br />
Partien gegen solche Gegner sind wirklich<br />
der erste Schritt, wo die Jungs sehen,<br />
wo sie hinkommen wollen. Das kannst du<br />
nicht mehr nachholen.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Aus der Sicht von<br />
Hermann Stadler<br />
kann man die<br />
Erfahrungen, die<br />
bei internationalen<br />
Turnieren gemacht<br />
werden, nicht hoch<br />
genug einschätzen.<br />
»Wir können<br />
international<br />
mithalten, das<br />
sieht man in<br />
den Spielen<br />
gegen die Top-<br />
Nationen.«<br />
Droht uns durch dieses Corona-Jahr eine<br />
„verlorene Generation“?<br />
Es kann schon sein, dass sich dadurch<br />
ein Jahrgang, der eigentlich viel Potenzial hat,<br />
nicht so entwickelt, wie man sich das gewünscht<br />
hätte. Man muss abwarten, was<br />
passiert. Wenn wir wirklich ab dem Frühjahr<br />
langsam zur Normalität zurückkehren, dann<br />
kann das schon kompensiert werden.<br />
Zum Abschluss: Wenn Sie die Nachwuchs-<br />
Nationalteams betrachten, wie ist es um<br />
den österreichischen Nachwuchs bestellt?<br />
Ich bin durchaus positiv gestimmt. Wir in<br />
Österreich müssen uns in der Nachwuchsarbeit<br />
nicht verstecken. Mit dem Projekt12,<br />
den Akademien, LAZ, der Schülerliga sind wir<br />
durchaus sehr gut aufgestellt. Wir können im<br />
internationalen Vergleich mithalten, das sieht<br />
man auch immer wieder bei Spielen gegen<br />
die sogenannten Top-Nationen. Wir arbeiten<br />
gut, aber wir dürfen uns nie auf dem ausruhen,<br />
was wir haben. Wir müssen immer die Augen<br />
offen halten und schauen, wo es noch Luft<br />
nach oben gibt. Man kann sowieso von jedem<br />
etwas lernen und das müssen wir Trainer den<br />
Spielern auch genau so vorleben.<br />
38<br />
CORNER 04/20
vitality-world.com<br />
Die perfekte<br />
GESCHENKIDEE<br />
VAMED Vitality World Geschenkkarte<br />
Jetzt einfach bestellen unter:<br />
shop.vitality-world.com<br />
zeitlich flexibel einlösbar<br />
ab 20 EUR erhältlich<br />
gültig in allen Resorts<br />
Die AGB und weitere Informationen finden Sie unter: shop.vitality-world.com
ÖFB 2020<br />
TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />
Der ÖFB in Zeiten<br />
von Corona<br />
Oft war – auch an dieser Stelle – zu lesen,<br />
dass das Jahr 2020 nicht als Sternstunde<br />
des Fußballs in die Geschichte eingehen<br />
wird. Die COVID-19-Pandemie<br />
hat nicht nur die Wirtschaft und das<br />
öffentliche Leben vorübergehend lahmgelegt,<br />
auch der Sport musste zweimal binnen weniger<br />
Wochen von 100 auf 0 herunterfahren.<br />
Die Zukunftsangst geht in allen Bereichen<br />
und Gesellschaftsschichten unseres<br />
Landes um. Ohne Zweifel berechtigt. Wir<br />
wollen uns aber trotz allem und gerade deshalb<br />
auf Spurensuche begeben, wie der ÖFB<br />
die Krise gemeistert hat, was vom Jahr 2020<br />
bleiben wird und warum gerade dieses Jahr<br />
den Grundstein für eine bessere und erfolgreichere<br />
Zukunft bilden kann.<br />
Flexibilität, Kommunikation<br />
und Digitalisierung<br />
Was dieses Jahr geprägt hat, waren die Faktoren<br />
Flexibilität, Kommunikation und Digitalisierung.<br />
Man war immens gefordert, am<br />
Puls der Zeit zu bleiben und sogar einen<br />
Schritt voraus. Dinge, die davor undenkbar<br />
schienen, wurden über Nacht zur Normalität<br />
– und werden es auch auf Dauer bleiben. Auf<br />
unvorhersehbare Entwicklungen musste<br />
rasch und nachhaltig reagiert werden. Diese<br />
Qualitäten sind in einem schnelllebigen Business<br />
wie dem Fußball in den kommenden<br />
Jahren unverzichtbar.<br />
Das erkannten auch die Verantwortlichen<br />
beim ÖFB und nutzten die ersten Tage des<br />
Lockdowns im Frühling, um Bestehendes mit<br />
vorhandenen Mitteln an die neue Situation<br />
anzupassen.<br />
Viele Eltern sahen sich beispielsweise<br />
mit der Herausforderung konfrontiert, ihre<br />
schulbefreiten Kinder daheim zu betreuen<br />
und über den Tag hinweg in der Wohnung<br />
oder im Garten zu beschäftigen. Um alle Eltern<br />
und Betreuungspersonen bestmöglich<br />
zu unterstützen, wurde die „Ballschule<br />
Österreich“-App innerhalb weniger Tage von<br />
der Direktion Sport komplett überarbeitet und<br />
Es hätte das Jahr<br />
der EURO werden<br />
sollen, mit dem<br />
ersten Sieg bei<br />
einem EM-Gruppenspiel<br />
wollte<br />
man Geschichte<br />
schreiben. Um die<br />
Ecke gedacht:<br />
Kann ein Jahr wie<br />
das zurückliegende<br />
für die Zukunft<br />
eines Verbandes<br />
vielleicht sogar<br />
fruchtbarer sein<br />
als so mancher<br />
sportliche Erfolg?<br />
40<br />
CORNER 04/20
um eine neue Rubrik mit speziellen Spielen<br />
und Übungen ergänzt, die im Wohnzimmer<br />
oder im Garten einfach durchführbar sind.<br />
Auch durch die Krise wurde die App ein voller<br />
Erfolg, ein neuer Kommunikationskanal ist<br />
entstanden.<br />
Im Bereich der Nationalteams wird<br />
nun ein Großteil der Kommunikation, des<br />
Wissenstransfers und der Dokumentation<br />
über die SAP-Plattform SportsOne abgebildet<br />
– vom Nationalteam bis zur U15. Ein Meilenstein<br />
in Richtung Zukunft.<br />
Zum Saisonstart im Herbst ist auch die<br />
neue Videoplattform „ÖFB TV“ (www.oefb.<br />
tv) online gegangen. Die Inhalte sind nach<br />
einmaliger Registrierung mit E-Mailadresse<br />
und Benutzernamen für alle kostenlos zugänglich.<br />
Geboten werden neben Live-Spielen<br />
des UNIQA ÖFB Cups, der Planet Pure<br />
Frauen Bundesliga, dem SPORT.LAND.NÖ<br />
Frauen Cup auch Länderspiele der Nachwuchs-Nationalteams<br />
und Partien der ÖFB<br />
Jugendliga, Futsal, sowie diverser weiterer<br />
Live-Content. Eine große Investition in die<br />
Zukunft!<br />
Auch in allen anderen Bereichen des ÖFB<br />
war ein Digitalisierungsschub spürbar – von<br />
der internen Meetingkultur über die interne<br />
Kommunikation bis hin zu Webinaren für Trainer<br />
und Coaching-Angebote für Vereine. Trotz<br />
der Parole „Abstand halten“ hat sich der direkte<br />
Kontakt und der Austausch mit den<br />
Landesverbänden und den Vereinen stetig<br />
intensiviert und wurde nachhaltig gestärkt.<br />
Besonders hervorzuheben ist das Projekt des<br />
Vereinscoachings, im Rahmen dessen in Videokonferenzen<br />
gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen<br />
die individuelle Situation in<br />
den Klubs diskutiert und maßgeschneiderte<br />
Lösungsansätze erarbeitet wurden. Dadurch<br />
konnte ein wichtiger Beitrag geleistet werden,<br />
damit die Fußballvereine auch nach der<br />
Krise ihre sportlich und gesellschaftlich unverzichtbaren<br />
Funktionen erfüllen können.<br />
Zusammenhalt und Schulterschluss<br />
Eine ganz neue Dimension bekamen 2020<br />
auch die Werte Zusammenhalt und Loyalität.<br />
Das Nationalteam hat unter Federführung von<br />
Kapitän Julian Baumgartlinger beschlossen,<br />
in der Krise 500.000 Euro als Soforthilfe für<br />
die Vereine, die das Rückgrat des Fußballs in<br />
Österreich darstellen, zur Verfügung zu stellen.<br />
Diese Spende wurde durch Solidaritätsbeiträge<br />
der ÖFB-Spitze, von Partnern sowie<br />
durch Mittel aus der ÖFB-Charity auf rund<br />
1.150.000 Euro mehr als verdoppelt. Ganze<br />
1400 von den 2200 österreichischen Klubs<br />
haben einen Antrag eingereicht.<br />
Nicht finanzieller Natur, dafür mindestens<br />
genauso wichtig waren die Hilfestellungen<br />
für die Vereine, was die erforderlichen Präventions-<br />
und Hygienekonzepte für die Weiterführung<br />
des Spielbetriebs betraf. Diese<br />
wurden von ÖFB-Experten erstellt und zur<br />
Verfügung gestellt und werden auch in diesem<br />
ÖFB Corner an mehreren Stellen als<br />
Schlüssel dafür genannt, dass der Fußball<br />
vergleichsweise gut durch das herausfordernde<br />
Jahr gekommen ist. Fußball-Österreich hat<br />
konsequent und diszipliniert an einem Strang<br />
gezogen.<br />
Diese Faktoren und viele mehr machen<br />
uns optimistisch, dass uns das Jahr 2020 nicht<br />
zurückgeworfen hat, sondern als Anlauf gedient<br />
hat in eine erfolgreiche Zukunft.<br />
Die ÖFB-Spitze<br />
blickt in die gleiche<br />
Richtung: Leo<br />
Windtner, Thomas<br />
Hollerer, Bernhard<br />
Neuhold und Peter<br />
Schöttel.<br />
ÖFB/KELEMEN (4)<br />
Das Jahr hat<br />
uns nicht zurückgeworfen,<br />
sondern als<br />
Anlauf gedient.<br />
CORNER 04/20 41
UEFA PLAYMAKERS<br />
Superheldinnen<br />
der Wohnzimmer<br />
Das größte Mädchenfußballprojekt<br />
Europas „übersiedelt“<br />
von den Sportplätzen<br />
in die Wohnzimmer.<br />
Fünf- bis Achtjährige<br />
schlüpfen zuhause in die<br />
Rolle von Superheldinnen.<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Die UEFA hat im Frühjahr 2020 in Kooperation<br />
mit Disney das erste europaweite<br />
Grassroots-Projekt speziell<br />
für Mädchen gestartet. Bei „Playmakers“<br />
sollen fünf- bis achtjährige<br />
Mädchen über ein einzigartiges Spiel- und<br />
Trainingskonzept erstmals zum Fußball finden.<br />
Österreich wurde als eines der ersten<br />
Länder ausgewählt, um das Projekt landesweit<br />
auszurollen, und öffnete im September<br />
an mehr als 20 Standorten seine Tore.<br />
Erfolgreicher Start<br />
mit rund 300 Mädchen<br />
Playmakers folgt einem einzigartigen Storytelling-Konzept<br />
und setzt auf einen spielerischen<br />
Zugang, bei dem Bewegung, Teamwork<br />
und Fantasie im Mittelpunkt stehen. Die<br />
Mädchen schlüpfen dabei auch in die Rolle<br />
der Superheldinnen und Superhelden aus<br />
dem Disney-Klassiker „Die Unglaublichen 2“<br />
und erleben gemeinsam tolle Abenteuer.<br />
„Alle Mädchen, unabhängig von ihrer<br />
fußballerischen Vorerfahrung, sind bei uns<br />
willkommen. Es geht darum, Spaß zu haben,<br />
Freundschaften zu schließen und zusammen<br />
eine tolle Zeit zu erleben“, sagt ÖFB-Projektkoordinatorin<br />
Karin Gruber. Playmakers entwickelte<br />
sich von Anfang an zu einem Erfolgsprojekt:<br />
„Die Aktion ist im Herbst mit<br />
rund 300 Anmeldungen innerhalb der ersten<br />
Wochen sehr erfolgreich angelaufen. Wir<br />
freuen uns, dass wir so viele Mädchen<br />
begeistern können.“<br />
Auch ÖFB-Teamspielerin Jasmin Eder<br />
stattete Playmakers im Herbst bereits einen<br />
Besuch ab und zeigte sich begeistert: „Durch<br />
das Storytelling-Konzept gibt es keinen Wettkampfgedanken.<br />
Die Mädchen fühlen sich<br />
in den Film und die Superhelden hinein,<br />
Spaß, Freundschaft und Teamgeist stehen<br />
im Vordergrund, weniger die Fußballtechniken.<br />
Das ist ein völlig neuer Ansatz.“<br />
Play at Home!<br />
Nach dem neuerlichen Lockdown bleiben<br />
die Sportanlagen auch für Playmakers vorerst<br />
geschlossen, doch mit der Initiative<br />
„Play at Home with Playmakers“ können<br />
die Mädchen ab sofort vom eigenen Wohnzimmer<br />
aus in die Rolle ihrer Lieblingssuperhelden<br />
schlüpfen.<br />
Insgesamt sind sechs kostenlose Disney-Aktivitäten<br />
rund um die Uhr online verfügbar.<br />
Zweimal pro Woche stehen eigens<br />
ausgebildete Playmakers-Trainer auch per<br />
Videocall zur Verfügung, um die Wohnzimmereinheiten<br />
anzuleiten. Alle Infos dazu auf<br />
oefb.at/playmakers.<br />
Mit „Playmakers“ werden<br />
Mädchen im eigenen<br />
Wohnzimmer zu Superheldinnen.<br />
UEFA (3)<br />
42<br />
CORNER 04/20
N LIMITS.<br />
Streaming in höchster Qualität ohne Datenverbrauch<br />
im größten 5G-Netz Österreichs<br />
Sag hallo zu 5G<br />
iPhone 12<br />
€0*<br />
im Tarif<br />
Mobile Platin<br />
Magenta STREAM<br />
Unlimited<br />
*Zzgl. Servicepauschale € 27 jährlich. Kein Aktivierungsentgelt (statt € 69,99). Urheberrechtsabgabe € 3. Angebot gültig bis 06.01.2021 bei Erstanmeldung im Tarif Mobile Platin<br />
um € 80 mtl. und 24 Monaten Mindestvertragsdauer. Derzeit ist die örtliche Nutzung von 5G nur eingeschränkt verfügbar. Es bestehen aktuell 1000+ Standorte in Österreich, bei<br />
denen mit einem 5G-fähigen Endgerät die 5G-Technologie genutzt werden kann. T-Mobile arbeitet an einer stetigen flächenmäßigen Ausweitung des 5G-Netzes. Details zur aktuellen<br />
örtlichen Verfügbarkeit von 5G in Österreich sowie weitere Informationen zu 5G finden Sie unter magenta.at/5G. Preise und Details auf www.magenta.at
MEHR ALS SPORT<br />
Bereits zum<br />
dritten Mal<br />
wurde 2020<br />
der ÖFB Social<br />
Football Award<br />
für herausragende<br />
Leistungen in<br />
den Bereichen<br />
Ehrenamt,<br />
Inklusion und<br />
Fans vergeben.<br />
ÖFB Social Football<br />
Award 2020 vergeben!<br />
Aufgrund der außergewöhnlichen Situation<br />
in diesem Jahr hat der ÖFB<br />
entschieden, die Preisverleihung im<br />
Vergleich zu den letzten Jahren etwas<br />
abzuändern. Die Gesamtdotation aller<br />
Kategorien wurde von 27.000 auf 38.000 Euro<br />
erhöht, um Menschen, Vereinen und Projekten<br />
in dieser schwierigen Zeit noch mehr unter<br />
die Arme greifen zu können.<br />
Das sind die Gewinner und ausgezeichneten<br />
Projekte 2020:<br />
Kategorie Ehrenamt<br />
In der Kategorie Ehrenamt konnte sich der<br />
SV Landeck klar als Gewinner der unabhängigen<br />
Jury durchsetzen. Unter dem Vereinsmotto<br />
„Team SVL hilft“ zeigte der SV Landeck<br />
im Frühjahr 2020, dass er auch abseits des<br />
grünen Rasens im Rahmen seiner sozialen<br />
Verantwortung aktiv werden und schnell,<br />
flexibel und unkompliziert handeln kann.<br />
Rund 20 Mitglieder des SV Landeck konzipierten,<br />
organisierten und realisierten in<br />
Kooperation mit lokalen Lebensmittelmärkten<br />
und Apotheken einen Einkaufs- und Lieferservice<br />
für Lebensmittel und Medikamente<br />
für Mitmenschen, die dies während der ersten<br />
Lockdown-Phase der Covid-19-Pandemie<br />
nicht selbst erledigen konnten.<br />
Alle Mithelfer/-innen wurden von Pflegefachkräften<br />
über die gültigen Hygienemaßnahmen<br />
informiert, geschult und im Umgang<br />
mit Abstandsregelungen, Händedesinfektion,<br />
Gesichtsmaske, der Verwendung von Einmalhandschuhen,<br />
dem Übergabe- und Bezahlprozess<br />
etc. eingewiesen.<br />
So wurden letztendlich insgesamt über<br />
150 Lebensmittellieferungen und wichtige<br />
Medikamentenzustellungen an bedürftige<br />
bzw. ältere Mitmenschen in Landeck bewerkstelligt<br />
und – so ganz nebenbei – wichtige<br />
soziale Kontakte zu isolierten Menschen hergestellt<br />
und gepflegt. Mit der Aktion „Team<br />
SVL hilft“ hat der SV Landeck eindrucksvoll<br />
gezeigt, dass für den Verein die Definition von<br />
Fußball und seiner Verantwortung gegenüber<br />
der Gesellschaft nicht an den Outlinien endet,<br />
sondern weit darüber hinausgeht.<br />
Platz zwei in der Kategorie Ehrenamt<br />
geht an den SV Ratzersdorf, der einen Fußball-<br />
Kindergarten ins Leben gerufen hat, der nicht<br />
nur moralische Werte vermitteln soll, sondern<br />
44<br />
CORNER 04/20
auch sportliche Kompetenz. Hierbei wird jedoch<br />
nicht nur Wert auf Fußball gelegt, sondern<br />
es kommen alle möglichen Sportarten,<br />
die zu einer umfassenden körperlichen Ausbildung<br />
gehören, zum Einsatz.<br />
Den dritten Platz in der Kategorie Ehrenamt<br />
belegt das Projekt „Be the one“. Hierbei<br />
werden Fußballcamps für Mädchen angeboten,<br />
um diese sportlich weiterzuentwickeln.<br />
Schirmherrinnen sind u. a. die Teamspielerinnen<br />
Viktoria Schnaderbeck und Jennifer Klein,<br />
die sich für mehr Mädchen im Fußball und<br />
mehr Chancengleichheit einsetzen.<br />
Kategorie Inklusion<br />
Als bestes Projekt in der Kategorie Inklusion<br />
wurde „#daheimkicker“ ausgewählt, das es<br />
auch in der Pandemie Menschen mit Behinderung<br />
ermöglicht hat, Fußballtraining zuhause<br />
oder in der jeweiligen Einrichtung abhalten<br />
zu können. Insgesamt wurden so in den letzten<br />
Monaten 160 Trainingseinheiten absolviert.<br />
Paten des Projekts sind u. a. Nina Burger und<br />
Stefan Maierhofer. Gleichzeitig zum ÖFB Social<br />
Football Award wurde das Projekt auch<br />
mit dem Preis „SportlerIn mit Herz“ der österreichischen<br />
LOTTERIEN Sporthilfe-Gala 2020<br />
ausgezeichnet.<br />
Den zweiten Platz belegt das Projekt „heidenspassMATCH“<br />
aus Graz. In diesem Projekt<br />
werden junge Menschen zwischen 14 und 24<br />
Jahren betreut und erhalten neben Fußballtraining<br />
gleichzeitig auch Lernunterstützung,<br />
Bildungsberatung, soziale Beratung und somit<br />
die Motivation, etwas aus ihrem Leben zu<br />
machen. Der Schwerpunkt des Angebots liegt<br />
auf dem Teamsport Fußball und damit verbundenen<br />
Lerntechniken.<br />
Motivation und Bildung<br />
mit Sport zu verbinden<br />
ist ein innovativer Lernansatz.<br />
Gleichzeitig fehlt<br />
vielen Teilnehmenden klassischer<br />
Bildungsangebote<br />
(z. B.: Lehre, Basisbildung,<br />
Pflichtschulabschluss) ein<br />
Ausgleich zum herausfordernden<br />
Bildungsalltag und<br />
zu oft schwierigen Familiensituationen.<br />
Die TeilnehmerInnen<br />
kommen aus<br />
Österreich, Osteuropa und<br />
Ländern, in denen kriegerische<br />
Konflikte zu einer<br />
Flucht geführt haben und<br />
die einen positiven Aufenthalts<br />
status und Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt besitzen.<br />
Platz drei belegt das<br />
Special Needs Team des<br />
SC Retz, die „Kickers Grün Weiss“. Der Kader<br />
hat derzeit eine Größe von 12 Spielern –<br />
Menschen mit Behinderung, die zum überwiegenden<br />
Teil von den Caritas-Einrichtungen<br />
im Bezirk Hollabrunn kommen. Die Mannschaft<br />
wird derzeit von zwei Trainern gecoacht<br />
und betreut. Alle Spieler haben automatisch<br />
eine Mitgliedschaft beim SC Retz und zusätzlich<br />
auch freien Eintritt bei Heimspielen des<br />
SC Retz – sobald wieder vor Publikum gespielt<br />
werden darf.<br />
Kategorie Fans<br />
Für die treuesten Fans des Nationalteams hat<br />
sich der ÖFB dieses Jahr etwas ganz Spezielles<br />
einfallen lassen. Aufgrund der Pandemie<br />
haben die offiziellen Fanclubs ungefähr<br />
100.000 Euro durch Stornierungen von bereits<br />
gebuchten Reisen zu den Spielen verloren.<br />
Der ÖFB stockte deshalb das Budget des<br />
ÖFB Social Football Award in der Kategorie<br />
Fans von 9000 auf 20.000 Euro auf, um so<br />
zumindest einen Teil dieser entgangenen Kosten<br />
abzudecken. Diese Summe wurde unter<br />
den insgesamt 22 offiziellen Fanclubs des<br />
Nationalteams je nach finanziellem Aufwand<br />
aufgeteilt.<br />
ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer:<br />
„Wir haben in dieser Zeit deutlich gesehen,<br />
dass Fußball ohne Fans nicht dasselbe ist.<br />
Gerade die Atmosphäre und der Support, der<br />
immer wieder von den Rängen erzeugt wird,<br />
fehlen in den wichtigen Spielen des Nationalteams.<br />
Um unsere treuesten Fans zu würdigen<br />
und zu unterstützen, haben wir uns zu<br />
diesem Schritt entschlossen und freuen uns<br />
von Herzen auf die Rückkehr der Fans ins<br />
Stadion, sobald es die Situation erlaubt.“<br />
»Wir haben<br />
deutlich gesehen,<br />
dass Fußball<br />
ohne Fans<br />
einfach nicht<br />
dasselbe ist.«<br />
CORNER 04/20 45
ÖFB INSIDER<br />
PRIVAT<br />
Exklusive Gewinne<br />
für „ÖFB Insider“<br />
Trotz der erschwerten<br />
Rahmenbedingungen<br />
im Länderspieljahr<br />
2020 konnten<br />
sich zwei „ÖFB<br />
Insider“ über<br />
ganz besondere<br />
Präsente freuen,<br />
die es nirgendwo<br />
zu kaufen gibt.<br />
Leider konnten aufgrund der Maßnahmen<br />
zur Eindämmung der Corona-<br />
Pandemie auch die „ÖFB Insider“ bei<br />
den zuschauerlosen letzten Länderspielen<br />
in Klagenfurt und Wien nicht live im<br />
Stadion dabei sein und mit dem Nationalteam<br />
mitfiebern. Der ÖFB hat sich aber in diesem<br />
außergewöhnlichen Jahr dennoch einiges<br />
einfallen lassen, um die Insider immer wieder<br />
mit Überraschungen und exklusiven Besonderheiten<br />
zu versorgen. Zuletzt waren es zwei<br />
Gewinnspiele, an denen unsere „ÖFB Insider“<br />
exklusiv teilnehmen konnten.<br />
Auf großem Fuß<br />
Der 1:0-Auswärtssieg im Spiel gegen Nordirland<br />
im Rahmen der UEFA Nations League<br />
mit dem Goldtreffer von Michael Gregoritsch<br />
in der 42. Minute machte das geplante Gewinnspiel<br />
perfekt.<br />
Die Insider wurden per E-Mail aufgerufen,<br />
dem ÖFB den besonderen Grund zu<br />
nennen, warum gerade sie diesen Fußballschuh<br />
in der Größe 46 2/3 (!) mit der Originalunterschrift<br />
unseres Torschützen gewinnen<br />
möchten.<br />
Hunderte Einsendungen sind eingegangen,<br />
schlussendlich konnte es nur einen Sieger<br />
geben: das Schuhregal von Wolfgang<br />
Wimmer. War bei der ersten Einsendung<br />
noch Platz für exakt ein Paar Schuhe, konnte<br />
mit dem Gewinn dieser Platz würdig gefüllt<br />
werden. Den Bildbeweis des nun kompletten<br />
Schuhschrankes hat der glückliche Gewinner<br />
aus Oberösterreich bereits übermittelt.<br />
Das letzte Hemd<br />
Beim zweiten Gewinnspiel gab es ein Heimtrikot<br />
des ÖFB-Ausrüsters PUMA mit Originalunterschriften<br />
des gesamten Nationalteams<br />
zu gewinnen.<br />
Auch hier waren die „ÖFB Insider“ aufgerufen,<br />
ihren ganz persönlichen Grund mitzuteilen,<br />
warum gerade ihnen das Trikot passen<br />
würde. Von der Bekräftigung „Es wäre<br />
mein Ein und Alles“ bis zum „Letzten Hemd,<br />
das mir noch in der Sammlung fehlt“ gingen<br />
auch diesmal Hunderte Einsendungen in der<br />
ÖFB-Poststelle ein.<br />
Eine Geschichte beeindruckte aber die<br />
Jury ganz besonders: Robert Friedrich buchte<br />
für sich und seine elf Freunde Tickets für<br />
alle (!) Gruppenspiele des Nationalteams bei<br />
der UEFA EURO 2020. Die Eintrittskarten<br />
hatte er schon in der Tasche, die Hotels in den<br />
Austragungsorten waren gebucht, die Flugtickets<br />
gesichert. Dann kam die Verschiebung,<br />
die ja leider alle hart getroffen hat.<br />
Also setzte sich Robert wieder ans Telefon<br />
und verschob alle Buchungen auf das Jahr<br />
2021, den „Donauwalzer“ der Fluglinie in der<br />
Telefonwarteschleife kann er übrigens mittlerweile<br />
im Schlaf nachsummen …<br />
Wenn auch du zum „ÖFB Insider“ werden<br />
und an solch exklusiven Gewinnspielen<br />
teilnehmen möchtest, informiere dich über<br />
das komplette „ÖFB Insider“-Leistungspaket<br />
unter www.oefb.at/insider.<br />
46<br />
CORNER 04/20
DER GESCHENK-<br />
GUTSCHEIN<br />
FÜR JEDE GELEGENHEIT
BUNDESLIGA<br />
Bundesliga-Blitzlichter<br />
Porträt einer außergewöhnlichen Zeit –<br />
der Bundesliga-Geschäftsbericht 2019/20<br />
Der Geschäftsbericht der Österreichischen Fußball-Bundesliga zur Saison 2019/20 ist<br />
zum Durchblättern und Downloaden auf www.oefbl.at verfügbar.<br />
Auf 80 Seiten blickt die Österreichische Fußball-Bundesliga auf die wahrscheinlich<br />
ereignisreichste und herausforderndste Saison in der Bundesliga-Geschichte zurück.<br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
Sportliche Höchstleistungen<br />
Mit dem siebenten Meistertitel in Serie konnte der FC Red Bull<br />
Salzburg in der Tipico Bundesliga eine neue Bestleistung aufstellen,<br />
während in der HPYBET 2. Liga nicht nur die SV Guntamatic<br />
Ried nach drei Jahren aufsteigen konnte, sondern beim<br />
Spiel FC Juniors OÖ gegen SC Austria Lustenau mit 8:5 auch<br />
ein neuer Allzeit-Torrekord aufgestellt wurde. International<br />
konnten insbesondere der LASK, der FC Red Bull Salzburg und<br />
der RZ Pellets WAC aufzeigen, die in den Duellen mit den ganz<br />
Großen des europäischen Klubfußballs auf Augenhöhe waren<br />
und manchmal sogar das bessere Ende für sich hatten.<br />
Großes Faninteresse<br />
Auch das Interesse am Stadionbesuch war<br />
ungebrochen. In der Tipico Bundesliga befand<br />
sich der Zuschauerschnitt im Grunddurchgang<br />
auf dem Niveau des Vorjahres, in der<br />
HPYBET 2. Liga konnten die Zuschauerzahlen<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast um<br />
50 Prozent gesteigert werden. 1.035.770 Zuseher<br />
waren insgesamt bis zum Lockdown in<br />
den Stadien, danach musste die Saison mit<br />
Geisterspielen zu Ende gespielt werden.<br />
Finanzielle Stabilität<br />
Die finanziell stabile Arbeit der Österreichischen Fußball-Bundesliga<br />
bzw. ihrer BLM Marketing & Event GmbH macht sich natürlich insbesondere<br />
in Krisenzeiten bezahlt. Die Bundesliga konnte als treibende<br />
Kraft einen mit 35 Millionen Euro dotierten COVID-19-Hilfsfonds für<br />
Sportligen und ihre Mitglieder erwirken, um Einnahmenausfälle der<br />
Klubs zu kompensieren.<br />
Herausforderung Corona<br />
Die Bundesliga und ihre Klubs konnten vergleichsweise rasch auf die Herausforderungen<br />
durch Corona reagieren und als erster Sportverband des Landes<br />
nach dem Lockdown wieder den Spielbetrieb aufnehmen. 1000 PCR-Tests pro<br />
Woche und ein ausgeklügeltes Präventionskonzept machten es möglich, dass<br />
die Bundesliga zum Vorreiter im sportlichen und organisatorischen Bereich<br />
wurde. Während des Lockdowns unterhielt die Liga die fußballinteressierte<br />
Öffentlichkeit mit der umfassenden Online-Kampagne #BundesligaTeamwork<br />
mit einer Reichweite von mehr als 7 Millionen Kontakten.<br />
„Die Saison 2019/20 war geprägt von sportlichen Höchstleistungen einerseits<br />
und unvorhersehbaren Herausforderungen durch die Corona-Krise andererseits.<br />
Am Ende steht jedenfalls eine Saison, an die man sich noch lange erinnern<br />
wird. Neben all den sportlichen Highlights auf nationaler und internationaler<br />
Ebene macht mich vor allem stolz, dass wir in Sachen Spielbetrieb<br />
und Organisation eine Vorreiterrolle im österreichischen Sport sowie in der<br />
Gesellschaft eingenommen haben und beide Spielklassen sportlich zu Ende<br />
bringen konnten“, so Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
48 CORNER 04/20
FRAUENFUSSBALL<br />
Das „mit Abstand“<br />
schwierigste Jahr<br />
Trotz Abbruch der Vorsaison und zahlreicher Einschränkungen haben<br />
ÖFB und Vereine auch in der ersten Hälfte der 39. Bundesliga-Saison<br />
neue Maßstäbe gesetzt.<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Der Frauenfußball blickt auf sein bisher<br />
wohl schwierigstes Jahr zurück. Infolge<br />
der Corona-Pandemie musste die<br />
Planet Pure Frauen Bundesliga im<br />
Frühjahr erstmals in der Geschichte<br />
abgebrochen werden. Nach rund zehnmonatiger<br />
Pause erfolgte am 6. September – und<br />
unter Berücksichtigung der neuen Rahmenbedingungen<br />
samt Zuschauerbeschränkungen,<br />
Hygiene- und Abstandsregeln – der<br />
Anpfiff zur neuen Saison.<br />
Bekenntnis zur Weiterentwicklung<br />
Obwohl über der 39. Bundesliga-Saison aufgrund<br />
der Pandemie-Situation ständig ein<br />
Damoklesschwert schwebte, haben der ÖFB<br />
und Planet Pure mit der Verlängerung ihrer<br />
Partnerschaft bis 2023 und der Weiterführung<br />
der #mitHerz-Kampagne ihr Bekenntnis zur<br />
Weiterentwicklung des Bewerbs neuerlich<br />
verstärkt.<br />
ÖFB TV, der ORF und Ländle TV sorgten<br />
zudem allein in der Hinrunde für 19 Livespiele!<br />
Bei 11 weiteren Spielen berichteten<br />
u. a. ÖFB TV und K19 in Form von ausführlichen<br />
Highlights. Die Tore der übrigen 15<br />
Herbstbegegnungen waren unter anderem<br />
im Frauenfußballmagazin des ORF zu sehen,<br />
das im Sommer um eine weitere Staffel verlängert<br />
wurde.<br />
Kraftakt sicherte Saison-Fortsetzung<br />
Die verstärkte Medienpräsenz entpuppte sich<br />
als Gewinn für alle Fans, vor allem als Ende<br />
Oktober die Planet Pure Frauen Bundesliga<br />
ihre Tore für Stadionbesucher schließen<br />
musste. Nach einer Verschärfung der Corona-<br />
Maßnahmen stand sogar die Fortsetzung der<br />
Herbstsaison kurzzeitig auf der Kippe, doch<br />
in einem gemeinsamen Kraftakt ist es dem<br />
ÖFB und den Vereinen gelungen, auch die<br />
letzten beiden Herbstrunden im November<br />
über die Bühne zu bringen. Voraussetzung<br />
dafür war ein detailliertes Präventionskonzept,<br />
das unter anderem wöchentliche PCRoder<br />
Antigen-Testungen vorsah, die der ÖFB<br />
als Bewerbsführer subventionierte.<br />
SKN erneut Maß aller Dinge<br />
Sportlich blieb der spusu SKN St. Pölten mit<br />
neun Siegen aus neun Spielen das Maß aller<br />
Dinge. Verfolger SG Austria Wien/USC Landhaus<br />
konnten die „Wölfinnen“ mit einem<br />
2:1-Sieg auf Distanz halten. Im Mittelfeld der<br />
Tabelle geht es knapper zu als in den Vorjahren,<br />
auch Schlusslicht FC Wacker Innsbruck<br />
hielt Anschluss ans „rettende Ufer“. Die Rückrunde<br />
beginnt Anfang März. Zwei Wochen<br />
später könnte auch endgültig der bisher aufgeschobene<br />
Startschuss zum SPORT.LAND.<br />
NÖ Frauen Cup erfolgen – so Corona will.<br />
In einem<br />
Kraftakt ist es<br />
gelungen, die<br />
letzten beiden<br />
Herbstrunden<br />
über die Bühne<br />
zu bringen.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
CORNER 04/20<br />
49
Die Landesverbände des ÖFB<br />
OBERÖSTERREICH<br />
OÖFV-Präsident<br />
Gerhard<br />
Götschhofer<br />
und seine beiden<br />
Direktoren<br />
Raphael Oberndorfinger<br />
und<br />
Raphael Koch<br />
setzen auf einen<br />
engen Dialog<br />
mit ihren<br />
Vereinen.<br />
Wertvolle<br />
Dialog-Offensive<br />
OÖFV/LUI<br />
Herausfordernde Zeiten, großer Gesprächsbedarf!<br />
Neben vielen anderen<br />
Serviceangeboten hat der OÖ FUSS-<br />
BALLVERBAND im Laufe der Corona-<br />
Pandemie einen weiteren wichtigen<br />
Schritt gesetzt und den Kontakt zu seinen<br />
Mitgliedsvereinen intensiviert. Aufbauend<br />
auf dem bewährten Vereinscoaching-Programm<br />
wurde in Zusammenarbeit mit dem<br />
ÖFB und mit Unterstützung von Coca-Cola<br />
ein neues Konzept entwickelt, das eine individuelle<br />
Vereinsberatung per Videokonferenz<br />
vorgesehen hat. „Wir wollten das Ohr bei<br />
jedem einzelnen Verein haben. Das war ein<br />
ambitioniertes Vorhaben, aber gerade in dieser<br />
schwierigen Zeit war dieser konstruktive<br />
Austausch ein vielversprechender Weg, um<br />
einen seriösen Eindruck von den Sorgen und<br />
Problemen der Vereine zu erhalten“, erklärt<br />
OÖFV-Direktor Raphael Oberndorfinger.<br />
Konstruktiver Austausch<br />
als gemeinsamer<br />
Weg aus der<br />
Krise! Der OÖFV<br />
hat während der<br />
Spielbetriebszwangspause<br />
alle<br />
Mitgliedsvereine zu<br />
einer individuellen<br />
Videokonferenz<br />
eingeladen, um im<br />
Rahmen einer<br />
Online-Beratung<br />
lösungsorientiert<br />
zu unterstützen.<br />
284 Videokonferenzen<br />
Die Einladung zu diesem Serviceangebot<br />
haben schließlich 284 Vereine angenommen.<br />
Binnen zwei Monaten konnten die fünf<br />
OÖFV-Vereinsberater mit allen Klubs die<br />
Online-Beratung durchführen. In einem Telefonat<br />
mit den Sektionsleitern wurden die<br />
Termine für das ZOOM-Meeting fixiert, an<br />
dem mehrere Vereinsvertreter teilnehmen<br />
konnten. Der Verlauf der Videokonferenz<br />
folgte einem standardisierten Gesprächsleitfaden,<br />
der aber viel Flexibilität bei der Schwerpunktsetzung<br />
ermöglichte. Der Vereinsberater<br />
vermittelte dann, abhängig vom jeweiligen<br />
Thema, entweder bereits vorliegende<br />
Lösungs ansätze oder transportierte die Themen<br />
in die OÖFV-Geschäftsstelle, die dann<br />
in Zusammenarbeit mit dem ÖFB Angebote<br />
und Lösungen erarbeitete, mit denen der<br />
Verein zeitnah unterstützt wurde.<br />
Positives Feedback<br />
Antrieb dieser Dialog-Offensive war das Ziel,<br />
dass die Fußballvereine auch nach der Krise<br />
ihre sportlich und gesellschaftlich unverzichtbaren<br />
Funktionen erfüllen können. Der OÖ<br />
FUSSBALLVERBAND konnte wichtige Aufschlüsse<br />
gewinnen und das Pilotprojekt hat<br />
seinen Zweck bestens erfüllt – nicht zuletzt<br />
dank der aktiven Beteiligung und dem positiven<br />
Zugang der Vereinsvertreter sowie dem<br />
Engagement der kompetenten Berater in<br />
Verbindung mit der Unterstützung des ÖFB<br />
mit Breitenfußball-Leiter Stefan Gogg an der<br />
Spitze. Auf Basis der gewonnenen Erfahrungen,<br />
des generierten Mehrwerts und des<br />
Feedbacks der Vereine wird nun eine dauerhafte<br />
Fortsetzung dieser innovativen Kommunikationsmaßnahme<br />
evaluiert, zumal das<br />
Feedback sehr positiv ausfiel: Bei einer abschließenden<br />
Umfrage haben 87,6 Prozent<br />
der Vereine angegeben, dass das Videomeeting<br />
informativ und hilfreich war. 96,1<br />
Prozent erklärten, dass der direkte Austausch<br />
in Form der OÖFV-Vereinsberatung künftig<br />
anlass- und themenbezogen beibehalten werden<br />
soll.<br />
50<br />
CORNER 04/20
Felbermayr steht für mehrere Geschäftsfelder, die sich gegenseitig hervorragend<br />
ergänzen: Transport- und Hebetechnik einerseits und Bau andererseits.<br />
Im Transportbereich sind die Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasser vollständig<br />
integriert. Großzügige Lagermöglichkeiten und Industriehäfen für den<br />
Umschlag schwerster Güter ergänzen das Angebot.<br />
Im Bereich Bau verfügt Felbermayr über eine umfassende Dienstleistungspalette<br />
– vom klassischen Tief- und Hochbau bis hin zu technisch anspruchsvollen<br />
Sonderlösungen in hochalpinem Gelände.
Die Landesverbände des ÖFB<br />
KFV<br />
BURGENLAND<br />
Das perfekte Geschenk für<br />
burgenländische Fußballfans!<br />
Wann wurde der Burgenländische Fußballverband<br />
gegründet? Wer wurde 1986 Meister<br />
in der 1. Klasse Nord, wer 1998 in der 2. Liga<br />
Mitte? Welches Spiel endete nach einem 1:1 in<br />
der regulären Spielzeit mit einem 14:13-Elferkrimi? Antworten<br />
auf diese Fragen und viele weitere interessante Geschichten<br />
finden Sie in den<br />
drei Bänden „Der<br />
Fußballsport im<br />
Burgenland“ –<br />
Band 2 ist ausverkauft,<br />
die Bände 1<br />
(Jahre 1945–1970),<br />
3 (1983–1995) und<br />
4 (1995–2008) sind<br />
einzeln oder im Package<br />
käuflich beim<br />
BFV zu erwerben. Haben Sie in der Vergangenheit im Burgenland<br />
Fußball gespielt? Dann sind auch Sie Teil dieser Bücher –<br />
die Geschichte neu entdecken und mit Freunden und Familie<br />
teilen. Auch ein ideales Geschenk für ehemalige Kicker! Der<br />
Preis pro Band beträgt 30 €, im Package sind die drei Bände<br />
um 70 € erhältlich! Für nähere Informationen kontaktieren Sie<br />
uns einfach unter 02682/623 26 oder office@bfv.at.<br />
KÄRNTEN<br />
KFV startet<br />
Digitaloffensive<br />
Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen dürfen derzeit<br />
nicht am Sportplatz ihrem geliebten Hobby Fußball nachgehen.<br />
Deswegen startet der Kärntner Fußballverband (KFV) eine<br />
Digital offensive. So stehen Zoom-Meetings für Kinder und<br />
Erwach sene auf dem Programm. Via Internet werden Trainingseinheiten,<br />
auch für Kampfmannschaftstrainer, dargestellt, Ernährungstipps<br />
gegeben, Regelkunde angeboten oder den Funktionären<br />
diverse Vorträge für die Arbeit in den Vereinen gestaltet.<br />
„Ziel ist es, Kinder und Erwachsene in dieser schwierigen<br />
Zeit beim Fußball zu halten“, erklärt KFV-Präsident Mag. Klaus<br />
Mitterdorfer die Beweggründe der Digitalisierung. Wie kommt<br />
man zum Link? Jeweils freitags wird das Programm, das KFV-<br />
Sportdirektor Wolfgang Robatsch zusammenstellt, für die kommende<br />
Woche via Intramail,<br />
Facebook und<br />
Homepage (www.kfvfussball.at)<br />
veröffentlicht.<br />
Zum Zeitpunkt<br />
des Vortrages muss<br />
man einfach den Beitrag<br />
an klicken und<br />
schon ist man dabei.<br />
Viel Spaß beim Reinschauen!<br />
Sollte jemand<br />
ein interessantes<br />
Thema für einen<br />
Vortrag haben, bitte<br />
bei KFV-Sportdirektor<br />
Wolfgang Robatsch<br />
(w.robatsch@kfv-fussball.at)<br />
melden.<br />
BFV<br />
WIEN<br />
So geht es<br />
2021 mit dem<br />
Wiener Fußball<br />
weiter<br />
Wie soll es Anfang 2021 mit den Meisterschaften in<br />
den Wiener Amateur- und Nachwuchsligen und in<br />
den Frauen-Leistungsklassen der Bundeshauptstadt<br />
weitergehen? Dazu WFV-Präsident Robert Sedlacek:<br />
„In dieser Frage hat es seitens des Präsidiums des<br />
Wiener Fußball-Verbandes den Beschluss gegeben,<br />
die Meisterschaft auszusetzen und die Spiele, die im Kampfmannschaftsbereich<br />
im Herbst ausfallen werden, ab dem<br />
6. Februar des nächsten Jahres und die Begegnungen im<br />
Nachwuchsbereich um eine Woche später nachzutragen. Im<br />
Frauenbereich sind die ausgefallenen Herbstrundenspiele vom<br />
7. bis 14. März angesetzt. Die 3. Runde im Wiener Landescup<br />
2020/21, die bis 6. Dezember terminiert war, muss bis zum<br />
31. Jänner gespielt sein. Die 1. Runde im Wiener Frauen Cup<br />
2020/21, vorgesehen bis 30. November, wird bis zum 28. Februar<br />
nachgetragen. Dieser Beschluss wurde vom Vorstand<br />
des Wiener Fußball-Verbandes bestätigt.“ Auch das traditionelle<br />
Hallenturnier des WFV fällt der Pandemie zum Opfer. WFV-<br />
Boss Robert Sedlacek bedauert diese Absage: „Leider mussten<br />
wir in diesem Spieljahr diese Maßnahme ergreifen, zumal<br />
bei einer Indoor- Veranstaltung doch gewisse Risiken einer<br />
Ansteckung gegeben sind.“ Der Präsident des Wiener Fußball-<br />
Verbandes verlieh Frau Dipl.-Päd. Christine Hainzl für ihre<br />
langjährige Tätigkeit als Funktionärin des Vereines First Vienna<br />
FC 1894 die Funktionärs-Jubiläumsnadel in Gold des Wiener<br />
Fußball-Verbandes. Der Wiener Fußball-Verband gratuliert<br />
Frau Dipl.-Päd. Christine Hainzl recht herzlich!<br />
STEIERMARK<br />
Historisches Archiv des StFV<br />
1990 startete der ÖFB mit der erstmaligen EDVtechnischen<br />
Erfassung von Spielern, seit 2004 sind<br />
über Fußball Online alle Spieldetails lückenlos auf<br />
Tastendruck abrufbar. Über die Jahre davor gibt es<br />
noch Zeitdokumente aus Papier, die im Archiv des<br />
StFV lagern. Auf allgemeinen Wunsch der Vereine wurden nun<br />
in den letzten Monaten Schritt für Schritt diese Zeitdokumente<br />
aus Papier eingescannt und stehen nun als PDF-Dateien zur<br />
Verfügung. Fußballfans und Hobbyhistoriker werden beim<br />
Durchforsten dieser Dateien auf das eine oder andere interessante<br />
Detail stoßen. Zum historischen Archiv des StFV<br />
geht’s unter http://www.stfv.at/tabellenarchiv.php.<br />
WFV<br />
STFV<br />
52<br />
CORNER 04/20
TIROL<br />
Anpfiff für Fußball-App<br />
mit Sicherheitstipps<br />
In Tirol sind 151 Fußballvereine aktiv, insgesamt haben über<br />
30.000 Tiroler/-innen mit Fußball in Vereinen zu tun – in Funktionen<br />
als Spieler, Trainer, Funktionär oder Schiedsrichter. Jetzt<br />
wurde die neue TFV-Fußball-App präsentiert. Diese hilft Vereinen,<br />
sicher, kontaktlos und verantwortungsvoll zu handeln.<br />
Die App ist gratis downloadbar und eine gemeinsame Initia tive<br />
des Landes Tirol, des Tiroler Fußballverbands (TFV) und des<br />
Digitalisierungsunternehmens duftner.digital. Die neue Fußball-<br />
App bietet Tipps und relevante Handlungsempfehlungen. Diese<br />
reichen von notwendigen Hygienevorbereitungen fürs Spiel<br />
über richtiges Verhalten bei Torjubel bis hin zur maximal zugelassenen<br />
Zuschauerzahl. Die Inhalte sind auf die Rahmenbedingungen<br />
in Tirol angepasst – falls sich kurzfristig wichtige Änderungen<br />
ergeben, werden diese via Push-Mitteilung an die App-<br />
User aufs Smartphone kommuniziert. „Für Fußballvereine gibt<br />
es eine Menge Vorgaben, von der Spieleranzahl bei verschiedenen<br />
Altersgruppen bis zu Spezialregelungen für Schiedsrichter“,<br />
erzählt Sepp Geisler, Präsident des Tiroler Fußballverbandes<br />
(TFV). „Wir wollten eine digitale Lern-App entwickeln, damit<br />
dieses Wissen<br />
gut aufbereitet<br />
in Häppchen konsumiert<br />
werden<br />
kann.“ Die App<br />
„TFV Academy“<br />
ist für Apple und<br />
Android erhältlich.<br />
Interessiert an Freischaltung<br />
der TFV-<br />
App? Anmeldung<br />
für Tiroler Fußballvereine<br />
per E-Mail<br />
an tfv-academy@<br />
micro-training.com.<br />
DUFTNER DIGITAL<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Der Fahrplan in<br />
Niederösterreich<br />
Die unterbrochene Herbstmeisterschaft mit knapp über 1300<br />
anhängigen Nachtragsspielen im Amateurbereich soll – sofern<br />
die Bundesregierung für den Fußballsport im Trainings- und<br />
Bewerbsbereich wieder grünes Licht erteilt und natürlich unter<br />
Beachtung der witterungsbedingten<br />
Möglichkeiten – ab<br />
Mitte Februar 2021 individuell<br />
fortgesetzt werden. Die entsprechenden<br />
Nachtrags- und Austragungskonzepte<br />
der Gruppenleitungen<br />
werden vom Sportreferat/Vorstand<br />
Mitte Dezember<br />
behandelt und entschieden.<br />
Danach werden die Vereine<br />
informiert und die Termine in der<br />
ÖFB-Datenbank aktualisiert, damit<br />
das vereinseigene Vorbereitungsprogramm<br />
dazu geplant<br />
werden kann. Im Nachwuchsbereich<br />
müssen die Bewerbsgruppen der Nachwuchs<br />
Landesligen (mit allfälligen Absteigern) im Terminplan mit den<br />
Bewerben der Jugendhauptgruppen abgestimmt werden. Hier<br />
erfolgt eine zeitnahe separate Information. Alle Neuigkeiten<br />
sind auf www.noefv.at zu finden.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
SALZBURG<br />
Neuer Standort der<br />
SFV-Geschäftsstelle<br />
Der Salzburger Fußballverband ist Mitte November mit seiner<br />
Geschäftsstelle umgezogen. Vom bisherigen Standort in Salzburg-Lehen<br />
wechselt der SFV nun nach Hallein-Rif in das neue<br />
Tribünengebäude des Universitäts- und Landesportzentrums.<br />
Damit befindet sich der Sitz des SFV künftig im Zentrum der<br />
geballten Salzburger Sportkompetenz und bietet viele Möglichkeiten<br />
und Synergien. Das nach zwei Jahren Bauzeit fertiggestellte<br />
multifunktionale Gebäude mit Fotovoltaikanlage an<br />
der Leichtathletikanlage bietet Platz für rund 500 Personen,<br />
einen Seminarraum für bis zu 100 Personen, einen neuen<br />
Zielturm, Büros für den Salzburger Fußballverband und das<br />
Schulsportmodell sowie vier Umkleideräume. Die neuen Kontaktdaten<br />
lauten: Salzburger Fußballverband, Hartmannweg 7,<br />
5400 Hallein, Tel.: +43/662/42 00 00, E-Mail: office@sfv.at<br />
VORARLBERG<br />
Erfolgreiches EM-Quali-Finale<br />
in Vorarlberg!<br />
Das Frauen-Nationalteam hat die Gruppenphase in der EM-<br />
Qualifikation mit einem 1:0-Erfolg gegen Serbien erfolgreich<br />
abgeschlossen. Vorarlberg und Altach präsentierten sich dabei<br />
als perfekte Gastgeber. „Im Namen des ÖFB möchte ich mich<br />
beim SCR Altach für die reibungslose und gelungene Abwicklung<br />
des Spieles bedanken. Wir haben das Engagement und<br />
den Einsatzwillen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />
SCR Altach gespürt und dadurch auch sehr gute Rahmenbedingungen<br />
vorgefunden. Der Sieg hat diesen Abend natürlich<br />
perfekt gemacht. Durch das Engagement, insbesondere auch<br />
durch die rasche Schneeräumung des gesamten Platzes,<br />
konnten wir uns voll auf die sportliche Aufgabe konzentrieren.<br />
Vorarlberg ist ein guter Boden für das Frauen-Nationalteam<br />
und großer Dank gebührt dem gesamten Organisationsteam<br />
des SCR Altach, allen voran Christoph Längle und Christoph<br />
Begle“, sagte Isabel Hochstöger, Team-Managerin des Frauen-<br />
Nationalteams. VFV-Präsident Dr. Horst Lumper, der das Frauen-Nationalteam<br />
auch zum Auswärtsspiel gegen Frankreich<br />
begleitete, gratulierte den Siegerinnen und Carina Wenninger<br />
zu ihrem 100. Länderspiel persönlich im Stadion. Ob es zur<br />
direkten Qualifikation für die Endrunde gereicht hat, steht<br />
noch nicht fest. Ins Play-off hat man es auf jeden Fall geschafft<br />
– auch dank Schützenhilfe aus Vorarlberg!<br />
ÖFB/CHRISTOPHER GLANZL SFV<br />
CORNER 04/20 53
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Nur Übung<br />
macht den<br />
Meister:<br />
Derzeit wird<br />
das Prozedere,<br />
wie<br />
Schiedsrichter<br />
und VAR<br />
miteinander<br />
kommunizieren,<br />
einstudiert.<br />
ÖFB/PAUL GRUBER<br />
Der erste Härtetest<br />
Zur Saison<br />
2021/22 wird der<br />
Video Assistant<br />
Referee (VAR) in<br />
der Bundesliga<br />
eingeführt. Im November<br />
standen<br />
für 63 aktive<br />
Schiedsrichter<br />
und -assistenten<br />
die ersten<br />
Übungseinheiten<br />
unter Live-Bedingungen<br />
auf dem<br />
Programm.<br />
Shortmatches, Incidents, Surrogate<br />
Matches: Die Programmpunkte, die<br />
die österreichische Schiedsrichterelite<br />
beim VAR-Seminar absolvieren<br />
musste, klingen eher wie Zutaten<br />
aus einem Science-Fiction-<br />
Film. In Wahrheit sind es die ersten<br />
unerlässlichen Praxistests für die Unparteiischen<br />
und ihre Assistenten auf dem Weg<br />
zur Einführung des VAR im kommenden<br />
Sommer.<br />
Nachdem bei den bisherigen Schulungen<br />
die Theorie der Protokolle, die von der<br />
UEFA vorgegeben werden, und Offline-<br />
Matches, also bereits absolvierte Spiele im<br />
Video, im Vordergrund gestanden waren,<br />
ging es im Rahmen des Live-Trainings darum,<br />
möglichst reale und praxisnahe Bedingungen<br />
zu schaffen.<br />
„Wir befinden uns derzeit im vorletzten<br />
Bereich der Ausbildung. Es fehlen uns nur<br />
noch die vollständigen Spiele“, erklärt Österreichs<br />
FIFA-Referee Harald Lechner. Der<br />
Wiener ist einer jener Schiedsrichter, die<br />
bei internationalen Einsätzen bereits Erfah<br />
rungen mit dem VAR gemacht und schon<br />
im Rahmen einer UEFA-Schulung die Ausbildung<br />
absolviert haben. Unterschiede<br />
zwischen der UEFA-Ausbildung und jener,<br />
die gerade in Österreich läuft, gäbe es keine,<br />
so Lechner.<br />
Herausfordernde Organisation<br />
Die idealen Bedingungen für die Ausbildung<br />
mitzugestalten ist auch Aufgabe des technischen<br />
Partners Hawk-Eye. Rick Stremmel,<br />
Project Manager VAR Austria bei Hawk-Eye,<br />
erklärt: „Es geht in erster Linie darum, dass<br />
die Schiedsrichter ein Gespür für das System<br />
bekommen. Wir profitieren natürlich<br />
jetzt von Erfahrungen, die wir bereits in<br />
anderen Ländern gemacht haben. Die Situationen,<br />
die wir mit den Referees durchgehen,<br />
sollen sie auf mögliche reale Spielbedingungen<br />
bestmöglich vorbereiten.“<br />
Für die sogenannten Incidents werden<br />
reale Spielsituationen von Teams nachgestellt,<br />
die dann von einem Schiedsrichterteam<br />
auf dem Feld und vom VAR entschieden<br />
werden müssen. Doch auch hier wurde<br />
54<br />
CORNER 04/20
durch die Corona-Pandemie die Organisation<br />
erschwert. „Wir brauchen für die<br />
Spielsituationen getestete Mannschaften,<br />
die sich zur Verfügung stellen. Der organisatorische<br />
Aufwand ist sehr groß, aber<br />
ich glaube, wir haben das sehr gut hinbekommen“,<br />
so Ali Hofmann, Project Manager<br />
VAR beim ÖFB. Das gesamte Seminar<br />
wurde unter den strengen Richtlinien des<br />
Präventionskonzepts durchgeführt.<br />
Auch Andreas Holzer, der VAR Project<br />
Manager vonseiten der Bundesliga, ist<br />
mit dem Seminar zufrieden. Sein Hauptaugenmerk<br />
liegt auf der technischen Umsetzung<br />
des Prestigeprojekts: „Dafür,<br />
dass wir es das erste Mal gemacht haben,<br />
ist es wirklich problemlos gelaufen. Technisch<br />
hat ab dem ersten Tag zu 95 Prozent<br />
alles funktioniert.“<br />
Holzer, Hofmann und Stremmel sind<br />
operativ an der VAR-Einführung in Österreich<br />
federführend beteiligt.<br />
Kommunikation ist alles<br />
Während sich alle Beteiligten einig sind,<br />
dass der Fußball in Österreich durch den<br />
VAR künftig ein Stück gerechter werden<br />
wird und die heimischen Schiedsrichter<br />
dadurch an internationaler Reputation<br />
gewinnen, sehen sich die Aktiven selbst<br />
auch vor ganz neue Herausforderungen<br />
gestellt.<br />
„Ich glaube, die größten Herausforderungen<br />
sind die Abstimmung und die<br />
Kommunikation zwischen dem Team auf<br />
dem Platz und dem VAR“, erklärt FIFA-<br />
Assistentin Sara Telek. Ihr Kollege Lechner<br />
pflichtet ihr bei: „Als Schiedsrichter auf<br />
dem Platz muss ich dem VAR mitteilen,<br />
was ich gesehen habe und was ich entscheide.<br />
Nur so weiß er vor dem Monitor<br />
überhaupt, was er überprüfen muss.“<br />
Durch die Überprüfung einer Sequenz<br />
durch den VAR – zu sehen bereits in anderen<br />
Ligen oder Wettbewerben, wo der<br />
VAR im Einsatz ist – können Wartezeiten<br />
entstehen. Auch das ist ein Faktor, den<br />
es für die Schiedsrichter zu beachten gilt,<br />
so FIFA-Referee Manuel Schüttengruber:<br />
„Es ist eine komplett andere Spielleitung<br />
als vorher. Spieler und Trainer werden<br />
unruhig, wenn eine Szene gecheckt wird.<br />
Das kann Druck aufbauen, aber damit<br />
muss man umzugehen lernen.“ Im Endeffekt<br />
ginge es nur darum, dass die kor<br />
rekte Entscheidung getroffen werde, sagt<br />
er weiter.<br />
Positives Fazit<br />
„Zu Beginn ist es eine sehr ungewohnte<br />
und herausfordernde Situation für die<br />
Schiedsrichter, die es unter Realbedingungen<br />
zu verinnerlichen und zu trainieren<br />
gilt. Dass man nun jede Entscheidung<br />
dem VAR mitteilen und während der Spielleitung<br />
quasi dauernd kommunizieren<br />
muss, das muss in Fleisch und Blut übergehen“,<br />
sagt Robert Sedlacek, Vorsitzender<br />
der Schiedsrichterkommission.<br />
Alle Beteiligten ziehen ein durchwegs<br />
erfreuliches Fazit nach dem vierten VAR-<br />
Seminar. „Das Feedback war sehr positiv.<br />
Man hat gemerkt, dass die Schiedsrichter<br />
darauf brennen, dass sie in der Live-Situation<br />
üben können. Man merkt, dass alle<br />
Beteiligten große Fortschritte machen.<br />
Wenn wir die Zeit, die wir noch haben,<br />
weiter so gut nutzen, dann sind wir auf<br />
die Einführung bestens vorbereitet“, ist<br />
Sedlacek optimistisch.<br />
»Die größte<br />
Herausforderung<br />
ist die<br />
Abstimmung<br />
zwischen<br />
Schiedsrichter<br />
und VAR.«<br />
MIT DER HERAUS-<br />
FORDERUNG WACHSEN<br />
VON ROBERT SEDLACEK<br />
Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission<br />
2020 war auch für das Schiedsrichterwesen ein extrem herausforderndes<br />
Jahr. Die Corona-Pandemie hat uns mitten in der heißen Phase der VAR-<br />
Ausbildung getroffen. Dank der exzellenten Organisation ist es uns gelungen,<br />
in Zusammenarbeit mit der Bundesliga viel an zeitlichem Rückstand<br />
aufzuholen, sodass wir nur mit wenig Verspätung im Zeitplan stehen. Mein<br />
Dank gilt einmal mehr unseren Partnern bei der Bundesliga, Projektmanager<br />
Ali Hofmann sowie den VAR Instruktoren Andreas Fellinger mit Konrad<br />
Plautz und Gerhard Gerstenmayer.<br />
Trotz des engen Spielkalenders und der schwierigen Rahmenbedingungen<br />
haben wir auch auf dem Feld überwiegend gute Schiedsrichterleistungen<br />
gesehen. Ein großes Danke auch an alle Aktiven für ihre Disziplin und ihr<br />
Verantwortungsbewusstsein, dass uns gut durch den Herbst gebracht hat.<br />
Auch international gibt es erfreuliche Nachrichten. So wurde unsere FIFA-<br />
Assistentin Sara Telek für die UWCL nominiert und steht auch im erweiterten<br />
Kader für Frauen EM 2022 bzw. WM 2023. Julian Weinberger konnte<br />
sich in der Kategorie 2 etablieren und durfte sein erstes UEFA Nations<br />
League Spiel leiten. Die international erfahrenen Schiedsrichterkollegen<br />
Harald Lechner und Manuel Schüttengruber konnten zahl– und erfolgreiche<br />
Einsätze in verschiedenen UEFA-Bewerben verbuchen.<br />
Das alles lässt mich optimistisch auf 2021 blicken, wenn wir mit der Einführung<br />
des VAR eines der Leuchtturmprojekte des Schiedsrichterwesens der<br />
letzten Jahrzehnte realisieren werden. Eines haben wir in der Krise jedenfalls<br />
gelernt: wir wachsen mit der Herausforderung!<br />
CH. HOFER<br />
KOMMENTAR<br />
CORNER 04/20 55
TEXT GERHARD GERSTENMAYER, JOHANN HECHTL<br />
Horch, was kommt<br />
von draußen rein?<br />
In dieser Ausgabe des ÖFB CORNER beschäftigen wir<br />
uns mit Einflüssen von außen. Wie ist vorzugehen,<br />
wenn das Spiel durch Vorfälle wie undisziplinierte<br />
Zuseher, Teamoffizielle oder auch durch nicht im<br />
Spiel befindliche Spieler gestört wird?<br />
In Bezug auf die Spielfortsetzung durch den<br />
Schiedsrichter ist jedenfalls zu unterscheiden,<br />
ob diese Person zum Spiel gehört oder<br />
ob es sich gemäß IFAB-Spielregeln um eine<br />
„Drittperson“ handelt.<br />
Unter die Kategorie „Personen, die<br />
zum Spiel gehören“ fallen Spieler, Auswechselspieler,<br />
ausgewechselte Spieler, ausgeschlossene<br />
Spieler sowie Spieloffizielle, die<br />
am Online-Spielbericht angeführt sind. Mit der<br />
Überarbeitung der Spielregeln 2016/17 werden<br />
die „ausgeschlossenen Spieler“ nicht mehr als<br />
„Drittpersonen“ gerechnet und Vergehen sind<br />
in Bezug auf die Spielstrafe einem Spieler<br />
gleichgesetzt (Freistoß bzw. Strafstoß).<br />
Teamoffizielle sind für ihr Fehlverhalten den<br />
Spielern gleichgestellt, seit der Saison 2019/20<br />
sind sie je Vorfall zu verwarnen oder auszuschließen.<br />
Teilweise sind Unsportlichkeiten von Teamoffiziellen<br />
sogar strenger zu sanktionieren als<br />
jene der Spieler, um Eingriffe von außen möglichst<br />
zu vermeiden.<br />
Personen, die nicht zum Spiel gehören<br />
(„Drittpersonen“) sind weder Spieloffizielle<br />
(Schiedsrichterteam) noch auf dem Spielbericht<br />
als Spieler, Auswechselspieler oder Teamoffizielle<br />
eingetragen. Dazu zählen Ordner und<br />
Teilweise sind<br />
Unsportlichkeiten<br />
von<br />
Teamoffiziellen<br />
sogar strenger<br />
zu sanktionieren<br />
als jene der<br />
Spieler, um Eingriffe<br />
von außen<br />
möglichst<br />
zu vermeiden.<br />
sonstige Funktionäre, sofern sie nicht gleichzeitig<br />
„Teamoffizielle“ sind, Zuseher, aber auch<br />
Tiere, diverse Gegenstände etc.<br />
Äußere Einflüsse<br />
Relativ einfach ist die Entscheidung für den<br />
Schiedsrichter, wenn eine „Drittperson“ das<br />
Spiel beeinflusst, also z. B. ein Zuseher (oder<br />
auch ein Tier) auf das Spielfeld läuft und das<br />
Spiel unterbrochen werden muss, da der Zuseher<br />
z. B. den Ball wegschießt, einen Spieler<br />
oder Spieloffiziellen hält oder tätlich angreift.<br />
Neben der Entfernung des Zusehers bzw. der<br />
„Drittperson“ lautet in diesem Fall die Spielfortsetzung<br />
immer Schiedsrichterball.<br />
Ebenso ist vorzugehen, wenn es durch<br />
diese „Drittperson“ außerhalb des Spielfeldes<br />
zu einem derartigen Vorfall kommt und der<br />
Schiedsrichter deshalb das Spiel unterbricht.<br />
Sollte der Einfluss aufgrund schwerwiegender<br />
Vorfälle die Fortsetzung des Spiels nicht<br />
mehr ermöglichen, entscheidet der Schiedsrichter,<br />
ob das Spiel unterbrochen oder abgebrochen<br />
wird.<br />
Unerlaubtes Betreten des Spielfeldes: Wenn<br />
nur das Spielfeld betreten und keinerlei Eingriff<br />
auf das Spielgeschehen festgestellt wird, kann<br />
56<br />
CORNER 04/20
Was ist zu tun,<br />
wenn das Spiel<br />
durch äußere<br />
Einflüsse (wie<br />
zum Beispiel<br />
ein Tier auf<br />
dem Spielfeld)<br />
gestört wird?<br />
der Schiedsrichter unter Vorteilsanwendung das<br />
Spiel weiterlaufen lassen. Die notwendige Verwarnung<br />
und Entfernung werden bei der nächsten<br />
Unterbrechung vorgenommen. Unterbricht<br />
der Schiedsrichter dennoch das Spiel, wird es<br />
nach der entsprechenden Disziplinarmaßnahme<br />
mit einem indirekten Freistoß dort, wo sich der<br />
Ball bei der Unterbrechung befand, fortgesetzt.<br />
Würde zum Zeitpunkt der Erzielung eines<br />
Tores eine zusätzliche Person dieser Mannschaft<br />
auf dem Spielfeld sein, darf dieses Tor nicht anerkannt<br />
werden, auch wenn diese Person nicht<br />
ins Spiel eingegriffen hat. Das Spiel wird mit<br />
einem direkten Freistoß (bzw. Strafstoß) fortgesetzt,<br />
je nachdem, wo sich diese zusätzliche<br />
Person zum Zeitpunkt der Torerzielung befand.<br />
Beispiel: Im Zuge eines Angriffs betritt der<br />
Masseur den Strafraum, um den Torhüter dieser<br />
Mannschaft kurz zu behandeln. Der Angriff wird<br />
mit einem sonst regelkonform erzielten Tor abgeschlossen,<br />
jedoch ist der Masseur noch beim<br />
Torhüter im Strafraum. Der Schiedsrichter muss<br />
das Tor aberkennen und gegen diese Mannschaft<br />
einen Strafstoß verhängen.<br />
Wird das Spiel vom Schiedsrichter wegen<br />
eines Eingriffs unterbrochen (Ball wird gespielt,<br />
physisches Vergehen gegen einen Spieler oder<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Spieloffiziellen), wird die notwendige Disziplinarmaßnahme<br />
ergriffen und das Spiel mit einem<br />
direkten Freistoß am Tatort fortgesetzt. Erfolgt<br />
dieser Eingriff im Strafraum dieser Person, wird<br />
ein Strafstoß verhängt. Dies gilt auch für Vergehen<br />
auf dem Spielfeld innerhalb der eigenen<br />
Mannschaft, also wenn ein Spieler einen Mitspieler<br />
regelwidrig attackiert.<br />
Beispiel: Ein Spieler, ausgewechselter Spieler<br />
oder der Masseur (Teamoffizieller) geht nach<br />
einer Verletzungsbehandlung Richtung Betreuerbank.<br />
Im Bereich neben dem Tor seiner Mannschaft<br />
rollt der Ball Richtung Torlinie. Er will das<br />
Spiel beschleunigen und spielt allerdings knapp<br />
innerhalb des Spielfeldes den Ball zu seinem<br />
Torhüter. Ist diese Stelle im Strafraum, so wird<br />
das Spiel mit einem Strafstoß fortgesetzt und<br />
der Spieler verwarnt bzw. ein Teamoffizieller für<br />
dieses Vergehen sogar ausgeschlossen. Würde<br />
dadurch ein Tor verhindert werden, da der Ball<br />
vor dem Überschreiten der Torlinie auch nur mit<br />
dem Fuß weggeschossen wird, erfolgt jedenfalls<br />
ein Ausschluss wegen Torverhinderung.<br />
Einfluss von außen, ohne das Spielfeld zu betreten:<br />
Wegen eines „körperlichen Vergehens“<br />
außerhalb des Spielfeldes (Stoßen, Treten,<br />
Beinstellen, Halten …) eines Spielers an einem<br />
Gegenspieler, der z.B. nur aus taktischen Gründen<br />
das Spielfeld verlässt, oder an einem Spieloffiziellen<br />
(z. B. Schiedsrichterassistent), sonstigen<br />
Spieler der gegnerischen Mannschaft,<br />
einschließlich Teamoffiziellen, wird das Spiel mit<br />
einem direkten Freistoß auf der Begrenzungslinie<br />
nächst dem Vergehen fortgesetzt. Im Bereich<br />
hinter der Torlinie zwischen den Strafraummarkierungen<br />
wäre es wieder ein Strafstoß,<br />
wenn die Tat von einem Spieler der verteidigenden<br />
Mannschaft begangen wird.<br />
Für Vergehen innerhalb der Mannschaft<br />
(Spieler gegen Mitspieler, Teamoffizielle), die<br />
sich außerhalb des Spielfeldes ereignen, wird<br />
das Spiel immer mit einem indirekten Freistoß<br />
an der Begrenzungslinie nächst dem Vergehen<br />
fortgesetzt.<br />
Ebenso wird das Spiel nach „verbalen Vergehen“<br />
(Kritik, Beleidigung) immer mit einem<br />
indirekten Freistoß an der Stelle fortgesetzt, wo<br />
diese Unsportlichkeit passiert, egal wer wann<br />
wo wen kritisiert oder beleidigt. Für Vergehen<br />
außerhalb des Spielfeldes ist der Ort der Spielfortsetzung<br />
wieder die Begrenzungslinie, die<br />
dem Ort des Vergehens am nächsten liegt.<br />
CORNER 04/20 57
Mixed Zone<br />
VON AKTUELL BIS ZEITLOS<br />
ALFRED RIEDL<br />
VERSTORBEN<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Der ÖFB trauert um seinen ehemaligen<br />
Teamchef Alfred Riedl. Der Niederösterreicher<br />
verstarb im Alter von<br />
70 Jahren nach langer Krankheit. Riedl<br />
fungierte ab Oktober 1990 ein Jahr<br />
lang als Teamchef des Nationalteams.<br />
In den acht Länderspielen unter seiner<br />
Leitung gab es einen Sieg, drei Remis<br />
und vier Niederlagen.<br />
Seine Stationen als Spieler waren u. a.<br />
FK Austria Wien, Royal Antwerpen,<br />
Standard Lüttich, FC Metz und der<br />
Grazer AK. Seine größten<br />
Erfolge als aktiver<br />
Spieler waren die<br />
Meistertitel mit<br />
Austria Wien<br />
(1969, 1970),<br />
der ÖFB-Cupsieg<br />
mit Austria Wien<br />
(1971) und dem<br />
Grazer AK (1981).<br />
Weiters war er österreichischer<br />
Torschützenkönig<br />
(1972), belgischer Torschützenkönig<br />
(1973, 1975) sowie Gewinner<br />
des „Bronzenen Schuhs“ für<br />
den drittbesten Torschützen Europas<br />
(1975). Zudem brachte es Alfred Riedl<br />
auf vier Einsätze im Nationalteam.<br />
Nach seinem Engagement beim ÖFB<br />
war Alfred Riedl beim FavAC und in<br />
Oberwart tätig, danach folgten außergewöhnliche<br />
Trainerstationen bei<br />
Klubs in Marokko und Ägypten, ehe<br />
Riedl als Sportdirektor im Iran sowie<br />
in Liechtenstein, Vietnam, Palästina,<br />
Laos und Indonesien als Teamchef im<br />
Einsatz war. Besonders im südostasiatischen<br />
Raum hat Riedl Kultstatus<br />
erlangt.<br />
„Alfred Riedl war sicherlich zu seiner<br />
Zeit ein exzellenter Fußballer, auch in<br />
Diensten des österreichischen Nationalteams.<br />
Er hat auch im Ausland gute<br />
Dienste als Teamchef geleistet. Daher<br />
kann man Alfred Riedl ganz offiziell im<br />
Namen des ÖFB ein herzliches Danke<br />
sagen für das, was er für den österreichischen<br />
Fußball geleistet hat“, würdigt<br />
ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner<br />
den Verstorbenen.<br />
Alaba muss sich nur<br />
Thiem geschlagen geben!<br />
T<br />
ennis-Star Dominic Thiem ist im Jahr 2020 erstmals Österreichs Sportler<br />
des Jahres! Gewählt wurden die Sportlerinnen und Sportler des Jahres<br />
wie gewohnt von den Mitgliedern von Sports Media Austria, der Vereinigung<br />
österreichischer Sportjournalisten. Vor allem seine souveränen Auftritte<br />
bei den Grand Slams – allen voran der Sieg beim US Open, seinem ersten<br />
Grand-Slam-Triumph –, das Finale beim Australian Open und das Erreichen des<br />
3. Platzes im ATP-Ranking überzeugten die heimischen Sportjournalisten.<br />
David Alaba, der schon zweimal zum Sportler des Jahres gewählt wurde und<br />
nach dem „Quadruple“ des FC Bayern als heißester Herausforderer Thiems<br />
galt, freute sich über Platz zwei und applaudierte dem Sieger Thiem via Videoschaltung<br />
live im Rahmen der LOTTERIEN Sporthilfe-Gala.<br />
Bei den Frauen konnte sich Siebenkämpferin Ivona Dadic den Titel sichern, ÖFB-<br />
Teamstürmerin Nicole Billa belegte den starken 4. Platz. Serienmeister FC Red<br />
Bull Salzburg setzte die Erfolgsserie fort und schaffte als erste Mannschaft den<br />
Hattrick. ÖFB-Rekordinternationale Nina Burger wurde für ihr Engagement im<br />
Projekt #DAHEIMKICKER als Sportlerin mit Herz ausgezeichnet. Wir gratulieren<br />
allen Gewinnerinnen und Gewinnern!<br />
ÖFB TV ZEIGT EXKLUSIVE<br />
DOKUMENTATION<br />
Anlässlich des Jubiläums „30 Jahre Frauen-Nationalteam“ am 25. August<br />
hat ÖFB TV seine bisher umfangreichste Dokumentation produziert.<br />
„30 Jahre Frauen-Nationalteam – vom ersten Anstoß bis zum Sommermärchen“<br />
ist auf der neuen Videoplattform www.oefb.tv zu sehen!<br />
Im dreiteiligen Special erinnern sich rund 20 Protagonistinnen und<br />
Protagonisten aus drei Jahrzehnten an die schweren Anfänge, bittersten<br />
Rückschläge, größten<br />
Erfolge und besten<br />
Anekdoten der heimischen<br />
Frauenfußball-<br />
Geschichte. Zu sehen<br />
sind bisher unveröffentlichte<br />
Fotos<br />
und Auszüge aus<br />
dem Videoarchiv.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
GEPA-PICUTRES.COM (2), PRIVAT<br />
58<br />
CORNER 04/20
DIE MITGLIEDSCHAFT MIT TICKETGARANTIE<br />
• TICKETGARANTIE für bis zu 4 Tickets pro Spiel mit<br />
einer Ermäßigung von 10% für ALLE ÖFB Heim-<br />
Länderspiele des Herren Nationalteams<br />
• TICKETGARANTIE in allen für ÖFB Insider reservierten<br />
Sektoren im Stadion (je nach Verfügbarkeit!)<br />
• Personalisierte Mitgliedskarte<br />
• Welcome-Package als Startgeschenk für neue Mitglieder<br />
• 10% Ermäßigung im offiziellen ÖFB Fanshop bei<br />
Registrierung unter https://shop.oefb.at/<br />
• Zutritt zur Stiegl-Hütte oder zum Stiegl-Truck bei<br />
den Länderspielen des Herren Nationalteams<br />
inkl. Freigetränk<br />
• Exklusives Teilnahmerecht bei „ÖFB Insider“-<br />
Gewinnspielen<br />
• ÖFB CORNER – das offizielle Magazin des ÖFB<br />
(bis zu 4x im Jahr) – mit Gratiszustellung!<br />
• Informationsvorsprung über den exklusiven „ÖFB<br />
Insider“- Newsletter sowie aktuelle Infos über<br />
unser Frauen-Nationalteam und unser<br />
U 21-Nationalteam<br />
• Zusätzliche Goodies über das ganze Jahr<br />
(Stadionführungen, Meet&Greet, Trainingsbesuche,<br />
usw.)<br />
• Einheitlicher Mitgliedspreis von EUR 35,-- pro Jahr<br />
Einfach anmelden unter www.oefb.at/insider
Mixed Zone<br />
VON AKTUELL BIS ZEITLOS<br />
ÖFB UND PUMA PRÄSENTIEREN<br />
EM-HEIMTRIKOT<br />
PUMA und der ÖFB haben das neue EM-Heimtrikot des Nationalteams<br />
offiziell vorgestellt. „Mit der Vorstellung des Trikots beginnt jetzt die<br />
EM-Vorbereitung. Wir freuen uns gemeinsam mit unseren Fans auf das<br />
Turnier im kommenden Jahr“, so Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der<br />
ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH.<br />
Das Design des Jerseys ist in elegantem Rot gehalten, mit abgesetzten<br />
weißen Ärmeln und bewährten Elementen wie dem Österreich-Schriftzug<br />
im Nacken. Auf der Brust der Teamspieler prangt das neue Wappen, das Tradition<br />
und die neue Visualität des digitalen Zeitalters behutsam zusammenführt.<br />
Zehn Adlerschwingen symbolisieren dabei die Einheit aus den neun<br />
regionalen Landesverbänden des ÖFB und der Bundesliga. Das neue Trikot<br />
ist mit der PUMA dryCELL-Technologie ausgestattet, die Feuchtigkeit<br />
schnell vom Körper abtransportiert und für hohen Tragekomfort sorgt.<br />
Premiere auf dem Platz feierte das neue Heimtrikot beim Heimspiel gegen<br />
Rumänien im Rahmen der UEFA Nations League. Begleitet wird der Launch<br />
des Trikots von einer Kampagne in Österreich. Vor einem Jahr haben PUMA<br />
und der ÖFB ihre über 45 Jahre währende Partnerschaft langfristig verlängert.<br />
Das Sportunternehmen PUMA rüstet u. a. auch die Nationalteams<br />
Italiens, Tschechiens und der Schweiz aus.<br />
Das Trikot ist unter shop.oefb.at und im Fachhandel erhältlich.<br />
PUMA<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Nadine Prohaska<br />
wird in den<br />
Legenden-Klub<br />
des ÖFB aufgenommen.<br />
Nadine Prohaska<br />
beendet aktive Karriere<br />
adine Prohaska, die bis zum Sommer beim SC Sand<br />
in der deutschen Bundesliga unter Vertrag stand, gab<br />
Nnach 94 Einsätzen im Teamtrikot (7 Tore) das Ende ihrer<br />
aktiven Karriere bekannt.<br />
Auf Vereinsebene feierte Prohaska als Spielerin des SV Neulengbach<br />
(2007–2009) und des SKN St. Pölten (2012–2018) insgesamt<br />
vier Meister- und vier Cuptitel. Der SC Sand (2018–2020)<br />
war nach ihrem Engagement beim FC Bayern (2009–2011) ihre<br />
zweite Auslandsstation. Das Trikot des Frauen-Nationalteams<br />
trug sie seit ihrem Debüt am 25. Juni 2008 (2:0 in Israel) mehr<br />
als zwölf Jahre lang. Mit ihren 94 Länderspielen reiht sie sich<br />
hinter Nina Burger (109), Sarah Puntigam (101) und Carina<br />
Wenninger (96) derzeit auf Platz vier der ewigen Einsatzstatistik<br />
des Frauen-Nationalteams ein.<br />
Das Erreichen des EM-Halbfinales 2017 streicht Prohaska als<br />
absolutes „Highlight“ ihrer Karriere heraus: „Ich blicke auf<br />
wahnsinnig schöne Momente zurück – und auch auf viele Erfolge.<br />
Wofür ich jedoch am meisten dankbar bin, sind die vielen<br />
Menschen, die ich kennenlernen durfte und von denen einige wahre Freunde geworden sind. Ich möchte<br />
mich bei allen bedanken, die mich in all den Jahren immer gefördert, gefordert und unterstützt haben.“<br />
ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner würdigt Prohaska als eine der „Identifikationsfiguren“ des heimischen<br />
Frauenfußballs. „Mit ihrer Art, Fußball zu spielen, vor allem aber mit ihrer Persönlichkeit hat Nadine dafür<br />
gesorgt, dass der Name Prohaska nunmehr auch untrennbar mit der erfolgreichsten Ära im österreichischen<br />
Frauenfußball verbunden ist“, so Windtner, der ankündigt, die offizielle Verabschiedung vor vollen Tribünen<br />
nachzuholen: „Sobald dies wieder in würdigem Rahmen möglich ist, werden wir Nadine gemeinsam mit den<br />
Fans für ihre Verdienste ehren und sie ganz offiziell als Mitglied in den ÖFB-Legenden-Klub aufnehmen.“<br />
60<br />
CORNER 04/20
WASWURDEAUS …<br />
… ANDY OGRIS?<br />
Elf Treffer erzielte „der Ogerl“<br />
für das Nationalteam des ÖFB.<br />
Auf jedem Parkett glänzend<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Ob als „Dancing<br />
Star“, Analytiker<br />
oder Trainer, der<br />
63-fache Teamspieler<br />
Andy<br />
Ogris macht oft<br />
eine gute Figur.<br />
Und kann sich<br />
ein Comeback<br />
auf der Bank<br />
vorstellen.<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Auf dem Rasen wurde Andy Ogris<br />
von seinen Fans umjubelt, von seinen<br />
Gegnern gefürchtet. Immer<br />
blieb er seinem Stil treu: sich nicht<br />
zu verbiegen, manchmal schwierig,<br />
immer ehrlich zu sein, mit einer oft rauen<br />
Schale, aber einem weichen Kern. Im Fußball<br />
polarisierte er, als „Dancing Star“ löste<br />
Ogris eine Sympathiewelle aus, weil er sich<br />
von einer neuen Seite präsentierte. Seine<br />
TV-Auftritte bei Barbara Stöckl oder in „Willkommen<br />
Österreich“ ließen seine Popularität<br />
in neue Sphären schnellen. All jene, die<br />
„den Ogerl“ nur als ungeschliffenen Fußballer<br />
und Trainer mit bodenständiger Sprache<br />
registriert hatten, wurden durch seine Eloquenz<br />
und seine Schlagfertigkeit verblüfft.<br />
Er kam unter die Top sechs, „obwohl ich<br />
vom Tanzen wirklich keine Ahnung hatte,<br />
aber ich habe es sehr genossen“. Er tanzte<br />
sich aber nicht nur ins Herz der Zuseher,<br />
sondern auch in die Überlegungen der<br />
Laola1-Verantwortlichen. Die haben den<br />
56-Jährigen gleich als Testimonial für drei<br />
Aufgaben beim Sportportal angeheuert:<br />
einen Stammtisch, dazu eine Sendung, in<br />
der Fußballtalenten auf die Beine geschaut<br />
wird, sowie als Analytiker und Co-Kommentator<br />
bei Übertragungen der 2. Liga.<br />
Ogris erarbeitet sich also eine dritte<br />
Karriere, obwohl der Fußball – ob als Spieler<br />
oder Trainer – noch immer seine größte Leidenschaft<br />
darstellt, denn der Fußball verschaffte<br />
ihm Erinnerungen, die ihn immer<br />
begleiten werden: „Mit dem Nationalteam,<br />
mit der Austria und natürlich mit Espanyol<br />
Barcelona“. Mit der Austria („Ich bin und<br />
bleibe zu hundert Prozent violett“) bejubelte<br />
er fünf Meistertitel und drei Cupsiege. Ins<br />
Nationalteam wurde er 63-mal einberufen<br />
und erzielte 11 Tore – darunter das Supertor<br />
gegen die USA bei der WM 1990 – und unter<br />
Teamchef Ernst Happel durfte er auch<br />
die Kapitänsschleife tragen. Bei Espanyol<br />
bleiben die Auftritte beim FC Barcelona und<br />
bei Real Madrid mit den Zuschauermassen<br />
(„Einmal im Camp Nou 100.000, im Bernabeu<br />
95.000 Fans“) unvergesslich.<br />
Und Andy Ogris würde sich auch über<br />
eine Rückkehr auf die Trainerbank, auf der er<br />
zuletzt bis 2019 bei den Young Violets saß,<br />
freuen: „Mir geht es nicht um die Höhe der<br />
Liga, sondern um die Philosophie des Vereins.<br />
Ich möchte etwas entwickeln, beim<br />
Klub und mit einzelnen Spielern. So wie<br />
mir das bisher fast immer gelungen ist.“ Er<br />
steht zu seinen Schwächen („Ich trinke gern<br />
ein Bier und rauche ein Zigaretterl“) und<br />
wünscht sich für den Fußball jenen Respekt,<br />
den er in Spanien kennengelernt hat.<br />
Aber Ogris jagt im „Austria Allstarteam“<br />
und auch bei der Copa Pelé, in einer<br />
Mannschaft der Altinternationalen, noch<br />
immer selbst dem Leder nach: „Am liebsten<br />
würde ich mit Freunden jede Woche<br />
ein Kickerl machen!“ Weil der Fußball eben<br />
sein Leben bedeutet – obwohl er auf jedem<br />
Parkett glänzt.<br />
62<br />
CORNER 04/20
ÖFB ALL STARS<br />
Die Sponsoren und Partner des Nationalteams<br />
DasNationalteam<br />
oefb_1904<br />
oefb1904<br />
ÖFB TV<br />
ÖFB<br />
www.oefb.at<br />
oefb1904<br />
www.oefb.at
Premium Partner des ÖFB<br />
100% bonus bis zu<br />
200 EUR sichern!<br />
Sichere und schnelle Ein- & Auszahlungen in über 200 Filialen!