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OEFBCorner_0420

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HISTORY<br />

TEXT HANS HUBER<br />

Das dicht gedrängte Programm in diesem<br />

Herbst als Generalprobe vor der WM-<br />

Qualifikation und der verschobenen<br />

EURO schlug sich in einer völlig ungewohnten<br />

Spielansetzung des Nationalteams<br />

nieder: drei Spiele innerhalb<br />

kürzester Zeit, voller Terminplan in<br />

leeren Stadien. So geschehen im Oktober und<br />

November 2020. Aber ungewöhnliche Termine<br />

von Länderspielen gab es auch schon früher.<br />

Beispielsweise am 5. Jänner 1962, als das<br />

österreichische Nationalteam direkt aus der<br />

Winterpause kommend in Kairo gegen Ägypten<br />

antrat und mit einer 0:1-Niederlage alle negativen<br />

Vorzeichen bestätigte: aus einem kalten<br />

österreichischen Winter in den afrikanischen<br />

Sommer; aus dem Weihnachtsurlaub gegen<br />

eine auf dieses Spiel lange vorbereitete und<br />

daher hellwache ägyptische Mannschaft, denn<br />

die Österreicher kamen sozusagen als „Europameister“,<br />

hatte die große Siegesserie unter<br />

Bundeskapitän Karl Decker mit Triumphen über<br />

England, Spanien, Ungarn, Italien oder die<br />

UdSSR doch erst im November 1961 mit einem<br />

1:2 in Zagreb geendet.<br />

Unerwünscht, aber notwendig<br />

Ein Länderspiel, das als unerwünscht galt und<br />

doch notwendig war, denn die „Staatsliga“ (also<br />

die oberste Spielklasse, ein Vorgänger der Bundesliga)<br />

benötigte dringend Geld in der Kassa.<br />

Aus finanziellen Gründen hatten der ÖFB und<br />

auch die klamme Staatsliga zuvor sogar auf die<br />

Teilnahme an der Qualifikation für die WM 1962<br />

verzichtet. Die 15.000 Dollar Gage, die dieses<br />

Gastspiel in Kairo brachte, war praktisch überlebenswichtig<br />

für die österreichischen Klubs in<br />

der Liga. Aus Ersparnisgründen wurde sogar auf<br />

die Mitnahme eines Masseurs verzichtet …<br />

Das blieb nicht die einzige Kritik an diesem<br />

ungeliebten Match zu einem mehr als ungewöhnlichen<br />

Termin, denn die Stars von Real Madrid<br />

kassierten für ein Freundschaftsspiel gegen den<br />

ägyptischen Spitzenklub Zamalek gleich 40.000<br />

Dollar! Österreichs Auswahl trat also sozusagen<br />

zum Diskontpreis an.<br />

Rudi Flögel, einer, der damals dabei war,<br />

weiß noch genau: „Die Vorbereitung auf dieses<br />

Länderspiel war völlig unüblich. Wir hatten bei<br />

Schnee, Eis und Kälte nur ein Training mit dem<br />

vollständigen Kader in Hütteldorf, sozusagen aus<br />

dem Urlaub, zweieinhalb Stunden. Als junger<br />

Spieler war ich aber dennoch stolz, dabei zu sein.“<br />

Während sich einige ältere Spieler lieber länger<br />

in der Sauna aufhielten …<br />

Abseits<br />

der Norm<br />

Corona, UEFA Nations League<br />

unter Termindruck, aber ohne Zuschauer.<br />

Freundschaftsspiele im<br />

Rahmen der Zentralvermarktung:<br />

Das war der ungewöhnliche<br />

Herbst 2020. Der ÖFB CORNER<br />

hat sich in der Geschichte auf<br />

Spurensuche begeben …<br />

24<br />

CORNER 04/20

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