OEFBCorner_0420
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durch die Corona-Pandemie die Organisation<br />
erschwert. „Wir brauchen für die<br />
Spielsituationen getestete Mannschaften,<br />
die sich zur Verfügung stellen. Der organisatorische<br />
Aufwand ist sehr groß, aber<br />
ich glaube, wir haben das sehr gut hinbekommen“,<br />
so Ali Hofmann, Project Manager<br />
VAR beim ÖFB. Das gesamte Seminar<br />
wurde unter den strengen Richtlinien des<br />
Präventionskonzepts durchgeführt.<br />
Auch Andreas Holzer, der VAR Project<br />
Manager vonseiten der Bundesliga, ist<br />
mit dem Seminar zufrieden. Sein Hauptaugenmerk<br />
liegt auf der technischen Umsetzung<br />
des Prestigeprojekts: „Dafür,<br />
dass wir es das erste Mal gemacht haben,<br />
ist es wirklich problemlos gelaufen. Technisch<br />
hat ab dem ersten Tag zu 95 Prozent<br />
alles funktioniert.“<br />
Holzer, Hofmann und Stremmel sind<br />
operativ an der VAR-Einführung in Österreich<br />
federführend beteiligt.<br />
Kommunikation ist alles<br />
Während sich alle Beteiligten einig sind,<br />
dass der Fußball in Österreich durch den<br />
VAR künftig ein Stück gerechter werden<br />
wird und die heimischen Schiedsrichter<br />
dadurch an internationaler Reputation<br />
gewinnen, sehen sich die Aktiven selbst<br />
auch vor ganz neue Herausforderungen<br />
gestellt.<br />
„Ich glaube, die größten Herausforderungen<br />
sind die Abstimmung und die<br />
Kommunikation zwischen dem Team auf<br />
dem Platz und dem VAR“, erklärt FIFA-<br />
Assistentin Sara Telek. Ihr Kollege Lechner<br />
pflichtet ihr bei: „Als Schiedsrichter auf<br />
dem Platz muss ich dem VAR mitteilen,<br />
was ich gesehen habe und was ich entscheide.<br />
Nur so weiß er vor dem Monitor<br />
überhaupt, was er überprüfen muss.“<br />
Durch die Überprüfung einer Sequenz<br />
durch den VAR – zu sehen bereits in anderen<br />
Ligen oder Wettbewerben, wo der<br />
VAR im Einsatz ist – können Wartezeiten<br />
entstehen. Auch das ist ein Faktor, den<br />
es für die Schiedsrichter zu beachten gilt,<br />
so FIFA-Referee Manuel Schüttengruber:<br />
„Es ist eine komplett andere Spielleitung<br />
als vorher. Spieler und Trainer werden<br />
unruhig, wenn eine Szene gecheckt wird.<br />
Das kann Druck aufbauen, aber damit<br />
muss man umzugehen lernen.“ Im Endeffekt<br />
ginge es nur darum, dass die kor<br />
rekte Entscheidung getroffen werde, sagt<br />
er weiter.<br />
Positives Fazit<br />
„Zu Beginn ist es eine sehr ungewohnte<br />
und herausfordernde Situation für die<br />
Schiedsrichter, die es unter Realbedingungen<br />
zu verinnerlichen und zu trainieren<br />
gilt. Dass man nun jede Entscheidung<br />
dem VAR mitteilen und während der Spielleitung<br />
quasi dauernd kommunizieren<br />
muss, das muss in Fleisch und Blut übergehen“,<br />
sagt Robert Sedlacek, Vorsitzender<br />
der Schiedsrichterkommission.<br />
Alle Beteiligten ziehen ein durchwegs<br />
erfreuliches Fazit nach dem vierten VAR-<br />
Seminar. „Das Feedback war sehr positiv.<br />
Man hat gemerkt, dass die Schiedsrichter<br />
darauf brennen, dass sie in der Live-Situation<br />
üben können. Man merkt, dass alle<br />
Beteiligten große Fortschritte machen.<br />
Wenn wir die Zeit, die wir noch haben,<br />
weiter so gut nutzen, dann sind wir auf<br />
die Einführung bestens vorbereitet“, ist<br />
Sedlacek optimistisch.<br />
»Die größte<br />
Herausforderung<br />
ist die<br />
Abstimmung<br />
zwischen<br />
Schiedsrichter<br />
und VAR.«<br />
MIT DER HERAUS-<br />
FORDERUNG WACHSEN<br />
VON ROBERT SEDLACEK<br />
Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission<br />
2020 war auch für das Schiedsrichterwesen ein extrem herausforderndes<br />
Jahr. Die Corona-Pandemie hat uns mitten in der heißen Phase der VAR-<br />
Ausbildung getroffen. Dank der exzellenten Organisation ist es uns gelungen,<br />
in Zusammenarbeit mit der Bundesliga viel an zeitlichem Rückstand<br />
aufzuholen, sodass wir nur mit wenig Verspätung im Zeitplan stehen. Mein<br />
Dank gilt einmal mehr unseren Partnern bei der Bundesliga, Projektmanager<br />
Ali Hofmann sowie den VAR Instruktoren Andreas Fellinger mit Konrad<br />
Plautz und Gerhard Gerstenmayer.<br />
Trotz des engen Spielkalenders und der schwierigen Rahmenbedingungen<br />
haben wir auch auf dem Feld überwiegend gute Schiedsrichterleistungen<br />
gesehen. Ein großes Danke auch an alle Aktiven für ihre Disziplin und ihr<br />
Verantwortungsbewusstsein, dass uns gut durch den Herbst gebracht hat.<br />
Auch international gibt es erfreuliche Nachrichten. So wurde unsere FIFA-<br />
Assistentin Sara Telek für die UWCL nominiert und steht auch im erweiterten<br />
Kader für Frauen EM 2022 bzw. WM 2023. Julian Weinberger konnte<br />
sich in der Kategorie 2 etablieren und durfte sein erstes UEFA Nations<br />
League Spiel leiten. Die international erfahrenen Schiedsrichterkollegen<br />
Harald Lechner und Manuel Schüttengruber konnten zahl– und erfolgreiche<br />
Einsätze in verschiedenen UEFA-Bewerben verbuchen.<br />
Das alles lässt mich optimistisch auf 2021 blicken, wenn wir mit der Einführung<br />
des VAR eines der Leuchtturmprojekte des Schiedsrichterwesens der<br />
letzten Jahrzehnte realisieren werden. Eines haben wir in der Krise jedenfalls<br />
gelernt: wir wachsen mit der Herausforderung!<br />
CH. HOFER<br />
KOMMENTAR<br />
CORNER 04/20 55