11. Europäischer Kongress (EBH 2018)
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<strong>11.</strong> <strong>Europäischer</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>EBH</strong> <strong>2018</strong><br />
Hamburg Holzbaustadt – Auswirkungen der neuen HBauO | H. Klattenhoff 3<br />
Hamburg Holzbaustadt –<br />
Auswirkungen der neuen HBauO<br />
Der Abstieg des Hamburger Sportvereins in die zweite Fußballbundesliga stellt grundlegende<br />
Fragen in der Hansestadt – eine der quälendsten: Fällt man im bundesdeutschen<br />
Ansehen wohlmöglich hinter Bremen oder gar Hannover zurück? So wie sich Pippi<br />
Langstrumpfs Gegenspieler, Messer-Jocke, nach Verlust seines Messers mit der Frage konfrontiert<br />
sah, was oder wer er denn ohne Messer nun noch sei, steht das Selbstbild der<br />
Elbmetropole auf dem Spiel.<br />
Welche neue Identität soll nun die Stadt Hamburg entwickeln, um mit der neu erworbenen<br />
Degradierung mittelfristig Frieden zu schließen? Denn wer weiß schon, wann der HSV wieder<br />
aufsteigt?<br />
Die Unterstellung, Hamburg habe sich im Bemühen um eine neue Sinnstiftung dem Holzbau<br />
zugewandt, kurzerhand die Bauordnung Holz-freundlich umgeschrieben und sich damit<br />
um den offenbar in Deutschland noch vakanten Titel «Holzbaustadt» beworben, geht<br />
jedoch fehl. Denn nachweislich wurden schon lange vor dem Abstieg des HSV die Weichen<br />
für einen Aufstieg in der Holzbauliga gestellt:<br />
1. Die Erfolgsgeschichte einer Veranstaltungsreihe:<br />
das Holzbauforum Hamburg<br />
Am 02. November 2011 fand das erste Hamburger Holzbauforum statt. Die Nach-Feierabend-Veranstaltungsreihe<br />
möchte Architekten, Fachplaner wie auch interessierte Baufachleute,<br />
Institutionen und Bauherren an das Thema «Holzbau im städtischen Kontext»<br />
heranführen und über die Vorteile für die damit verbundenen Bauaufgaben informieren.<br />
Die Veranstaltungsreihe soll den Dialog fördern und ein Netzwerk der Beteiligten entstehen<br />
lassen.<br />
Dies gelingt seit nunmehr sieben Jahren mit je mindestens vier Veranstaltungen bei andauerndem<br />
und sogar steigendem Erfolg: In diesem Jahr kamen jeweils zwischen 120 und<br />
200 Gäste – Rekord! Die Veranstaltungsreihe hat sich über die Jahre zum Anlaufpunkt für<br />
Holzbauakteure und –Interessierte entwickelt, regelmäßig kommen Besucher aus benachbarten<br />
Städten: Kiel, Lübeck, Bremen, Hannover, Berlin, Rostock, uva. Es ist schwer zu<br />
sagen, in wie weit die Holzbauentwicklung oder die Änderung der LBauO in Hamburg mit<br />
dem Holzbauforum zusammenhängt, aber die regelmäßige Teilnahme von Mitgliedern der<br />
zuständigen städtischen Behörden hat Spuren hinterlassen.<br />
Für die Veranstaltung des Holzbauforums Hamburg am 16.<strong>11.</strong>2016 war die Staatssekretärsebene<br />
der Umwelt-Ressorts der vier norddeutschen Bundesländer Hamburg, Bremen,<br />
Schleswig-Holstein und Niedersachsen eingeladen. Alle diese Bundesländer waren zu dem<br />
Zeitpunkt Rot oder Rot-Grün geführt. Zwei der vier Eingeladenen sagten schließlich zu<br />
und nachdem Schleswig-Holstein wegen Krankheit fernbleiben musste, blieb der Hamburger<br />
Staatsrat Herr Pollmann als einziger Diskutant aus der Politik übrig und erschien auf<br />
dem Podium.<br />
Das Gespräch mit dem Staatsrat machte sehr schnell eines deutlich: In seiner Behörde<br />
für Umwelt und Energie und vermutlich auch in der SPD-geführten Schwesterbehörde für<br />
Stadtentwicklung und Wohnen waren die Sympathien für den Holzbau durchaus sehr groß.<br />
Allerdings war offenbar von den Entscheidungsträgern nicht erkannt worden, dass der<br />
Holzbau in seiner Verbreitung im städtischen Kontext gehemmt ist und dass die Politik<br />
hier Abhilfe schaffen kann. Die Veranstaltung endete mit der Zusage des Staatsrates, sich<br />
für die Änderung der Bauordnung im Sinne des Holzbaus einzusetzen. Weitere Wünsche<br />
aus dem Publikum, zum Beispiel man solle zur Förderung des Holzbaus die Mehrwertsteuer<br />
erhöhen, blieben unerfüllt.<br />
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