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11. Europäischer Kongress (EBH 2018)

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Strategie zum nachhaltigen Bauen – eine holistische Herangehensweise | P. Kuffer<br />

<strong>11.</strong> <strong>Europäischer</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>EBH</strong> <strong>2018</strong><br />

der Treibhausgasemissionen, die Steigerung der Energieeffizienz und der Anstieg der Nutzung<br />

erneuerbarer Energien – bis 2030 erreicht werden können. Der Fokus darf nicht<br />

mehr nur auf einer umweltschonenden Energieversorgung liegen, sondern vielmehr auf<br />

einer lebenszyklusorientierten und kreislauffähigen Bauweise. Weiterführend müssten die<br />

verwendeten Materialien quantifiziert und die Baustoffe mit besonders hohem Treibhauspotential<br />

reduziert werden.<br />

Der heutige lineare Bauprozess führt dazu, dass unzählige verbaute Stoffe beim Abriss<br />

entsorgt werden müssen und folglich die Abfallströme rasant steigen werden. Damit steht<br />

die Baubranche zunehmend unter Druck. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken ist<br />

eine ganzheitliche Betrachtung der Energie- und Materialströme eines Gebäudes – die<br />

Lebenszyklusanalyse LCA – welche bislang jedoch noch keine gängige Praxis ist. Darin<br />

wird nicht nur die Herstellung und die Nutzung eines Gebäudes (Ökobilanzierung) betrachtet,<br />

sondern auch sein späterer Rückbau (die Kreislauffähigkeit der Baustoffe). Hier<br />

müssten konkrete Rahmenbedingungen zur kontrollierten Emissionsreduktion geschaffen<br />

werden. Erst die systematische Reduktion von Treibhausgasen ermöglicht messbare Resultate,<br />

die in Relation zu den Anstrengungen ausgewertet werden können. Emissionsreduktionen<br />

und die wirtschaftlichen Möglichkeiten können dann aufeinander abgestimmt<br />

werden.<br />

1.3. Zukunftsfähige Gebäudeplanung<br />

Aufbauend auf die oben genannten Herausforderungen muss der Planungsablauf von Gebäuden<br />

sich anpassen. Planungsmuster werden vielschichtiger und komplexer. Neben den<br />

bereits bestehenden Anforderungen (Stabilität, Technik, Schallschutz, Normen und Gesetzte<br />

uvm.) werden mittel- und langfristig weitere Themenbereiche berücksichtig werden<br />

müssen. Es braucht folglich eine Vielzahl an Fach- und Sonderfachplanern, die ihr Wissen<br />

bereits frühzeitig in das Projekt einfließen lassen. Aktuelle Planungsabläufe basieren oft auf<br />

hierarchisch organisierten, monolinearen Strukturen, bei denen in einem ersten Schritt der<br />

Architekt eine Projektvision erarbeitet. Fach- und Sonderfachplaner werden meist zu einem<br />

späteren Zeitpunkt konsultiert. Aufgrund des immer komplexer werdenden Planungsprozesses<br />

wird eine frühzeitige interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren<br />

unumgänglich. Durch die gezielte Auslobung eines «Processus de Co-Création», einer<br />

Art partizipativer Planungsprozess, bei dem eben diese Zusammenarbeit ab Projektbeginn<br />

ein zentraler Aspekt war, wurde im Projekt KIEM2050 der Grundstein einer integralen Planung<br />

gelegt. Bei der Entwicklung des mehrgeschossigen Wohnquartiers wurden alle Fachplaner<br />

in die Entwicklung der Projektvision einbezogen. In mehreren Arbeitssitzungen, an<br />

denen jeweils alle Fachplaner teilgenommen haben entstand eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie<br />

die die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Faktoren über die verschiedenen<br />

Lebensabschnitte berücksichtigen.<br />

Abbildung 2: Die Nachhaltigkeitsfaktoren «wirtschaftlich, ökologisch und sozial» werden durch «kreislauffähig»<br />

erweitert, um die Relevanz der Thematik hervorzuheben<br />

2. Kreislauffähige Gebäudeplanung<br />

2.1. Vom urbanen Umfeld zum Gebäude<br />

Kreislauffähige Gebäudeplanung benötigt eine Erweiterung des Betrachtungsfeldes. Zentrales<br />

Element ist dabei die differenzierte Betrachtung des gesamten Lebenszyklus, von<br />

der Herstellung, über die Benutzung bis hin zum Umbau und Rückbau und der Rückführung<br />

der Rohstoffe in den natürlichen bzw. technischen Kreislauf. Dabei muss stets der<br />

bestehende urbane Kontext berücksichtigt werden. Dieses Zoom-In-Zoom-Out Prinzip<br />

versucht die Bedürfnisse der Stadt zu ermitteln und diese auf das Stadtviertel, das Wohnquartier<br />

und schlussendlich auf das zu planende Gebäude zu übertragen (Zoom-In). Die<br />

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