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ocean7 4/2023

Kaze. Stardesigner Philippe Briands fantastisches Plädoyer für ketch-getakelte Segelyachten. Nordägäis. Mit unserem Mittelmeer-Experten Markus Silbergasser auf Segelabenteuer von Skiathos über Thasos bis nach Limnos. Golden Globe Race. Nach 249 Tagen auf See ist der Segelheld Österreichs und Mitglied des Yacht Club Austria wieder daheim. What's next? Beneteau. Mit der First 36 will man nur eines: gewinnen. Und das kann man in vielerlei Hinsicht. Ice Yachts. Was die italienische Boutique-Werft kann, haben wir uns an Bord der 70 RS zeigen lassen.

Kaze. Stardesigner Philippe Briands fantastisches Plädoyer für ketch-getakelte Segelyachten.
Nordägäis. Mit unserem Mittelmeer-Experten Markus Silbergasser auf Segelabenteuer von Skiathos über Thasos bis nach Limnos.
Golden Globe Race. Nach 249 Tagen auf See ist der Segelheld Österreichs und Mitglied des Yacht Club Austria wieder daheim. What's next?
Beneteau. Mit der First 36 will man nur eines: gewinnen. Und das kann man in vielerlei Hinsicht.
Ice Yachts. Was die italienische Boutique-Werft kann, haben wir uns an Bord der 70 RS zeigen lassen.

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In den Wind gesprochen<br />

Achtung, Gäste an Bord!<br />

Für jeden, der eine Blauwasserreise, gar eine Weltumsegelung macht, ist dies die große Versuchung: Man findet so<br />

viel Optimismus und Begeisterung für das neue Schiff, für die große Reise, für den neuen Lebensstil, dass man auch<br />

Familie und Freunde an der großen Unternehmung teilhaben lassen will. Was liegt da näher, als diese am besten<br />

gleich nach der ersten Etappe auf die Yacht „für ein paar Tage“ einzuladen?<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Ich kenne einige Fälle, wo das gehörig<br />

schiefgegangen ist, weil die<br />

„Landratten“ eben ganz andere<br />

Vorstellungen vom Leben im (angeblichen)<br />

Müßiggang auf einer<br />

Yacht haben als der Eigner, der<br />

eventuell schon vor den ersten 1.000<br />

Meilen nicht mehr derselbe Träumer<br />

ist, der er beim Lossegeln war.<br />

Die Realität hat ihn eingeholt.<br />

UNSER FREUND IST SO<br />

SELTSAM GEWORDEN<br />

Gleiches kann passieren, wenn der<br />

aktive Weltumsegler schon einige<br />

Zeit, vielleicht jahrelang, unterwegs<br />

ist, und dann Freunde von zu Hause<br />

einlädt. Vielleicht hat sich der Weltumsegler<br />

durch seine bisherige Reise<br />

bereits so verändert, dass sich<br />

Freunde und Crew schon entfremdet<br />

haben? Gar nicht so selten!<br />

Aber es müssen nicht nur gute<br />

Freunde sein, die einen auf der<br />

Yacht besuchen wollen. Es können<br />

auch unternehmungslustige Bekannte<br />

sein, die für eine Etappe die<br />

Yacht auf ihrem Weg zur Umrundung<br />

der Welt begleiten wollen.<br />

Warum solche Unternehmungen oft<br />

nicht in einem unvergleichlichen<br />

Geladene Gäste müssen<br />

auch gut über das Leben<br />

an Bord informiert sein.<br />

FOTO: GOODLUZ/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Erlebnis für beide Teile münden,<br />

liegt ganz einfach daran, dass Skipper<br />

und Gäste verschiedene Vorstellungen<br />

von so einem Urlaub haben.<br />

Die Gäste wollen sich vergnügen,<br />

die Crew dagegen ist meist mit dem<br />

Schiffsunterhalt und den notwendigen<br />

Reparaturen (die immer anfallen)<br />

beschäftigt. Das nächste Törnziel<br />

wird in erster Linie auch nach<br />

Sicherheitsüberlegungen gewählt<br />

und nicht nach Erlebniswert.<br />

WENN DIE YACHT ZUM<br />

GEFÄNGNIS WIRD<br />

Besonders problematisch wird das<br />

Zusammenleben im „Urlaub“, wenn<br />

die Yacht vor Anker liegt. Für die<br />

Eigner ist die Yacht ihr Zuhause, für<br />

Besucher aber schon nach kurzer<br />

Zeit ein Gefängnis, wenn sie nicht<br />

ohne Umstände, wann immer sie<br />

wollen, an Land können.<br />

Voraussetzung ist dann ein leicht<br />

zu bedienendes, effektives Beiboot<br />

mit bequemen Landemöglichkeiten.<br />

Wenn ich an viele „Hafentage“ vor<br />

Anker zurückdenke, dann konnte es<br />

schon mal passieren, mehrere Tage<br />

nicht an Land zu sein, sondern die<br />

Zeit damit zu verbringen, Muscheln<br />

zu suchen, Reparaturen zu erledigen,<br />

am Sender als Funkamateur<br />

mit anderen Freunden in der Welt<br />

Kontakt zu halten oder eben an<br />

meinen Texten zu feilen, um sie<br />

dann per Iridium zu übermitteln.<br />

Eine wunderbare Zeit war das damals<br />

für Carla und mich, für Gäste<br />

hingegen wäre es ein Horror, so<br />

„eingesperrt“ zu sein.<br />

Dass hier Unmut, spätestens nach<br />

den berühmten „drei Tagen“ aufkommt,<br />

leuchtet ein. Aber während<br />

ein Autourlaub ja jederzeit abgebrochen<br />

werden kann, müssen die Gäste<br />

wegen der Flüge und mangels<br />

Hotels auf dem Schiff bleiben. Etwaiger<br />

Unmut ist daher nur zu vermeiden<br />

durch entsprechende Aufklärung<br />

von dem Törn. Klar ist: Nicht<br />

der Skipper hat sich beim Leben auf<br />

einer Yacht an die Gäste zu halten,<br />

sondern umgekehrt. Das den eingeladenen<br />

Freunden schon vor deren<br />

Zusage klarzumachen, ist Pflicht.<br />

In Bora Bora hatte ich einmal<br />

(nette) Gäste an Bord, die verwundert<br />

waren, nicht mit Süßwasser duschen<br />

zu dürfen. Als ich sie darauf<br />

hinwies, dass wir per Kanister und<br />

Beiboot das Wasser vom Dorf holen<br />

müssten, gab es eine leichte Missstimmung,<br />

das Leben an Bord gestaltete<br />

sich danach trotzdem gut.<br />

Doch das ist nicht immer so.<br />

LANDRATTEN HABEN KEINE<br />

AHNUNG VOM BORDLEBEN<br />

Ein Beispiel, das dies bestätigt: Da<br />

wurde eine deutsche Yacht, die einen<br />

zahlenden Gast aus der Heimat<br />

in Australien rumskipperte, anonym<br />

im Internet angeschwärzt, weil<br />

ihn die Skipperin u. a. damit schikaniert<br />

habe, die Butter nach dem<br />

Frühstück vorne (!) im Kühlschrank<br />

abzulegen. Seine Beschwerde sorgte<br />

bei ahnungslosen Besserwissern für<br />

Unmut im Netz, während die Skipperin<br />

sich gegen die anonymen<br />

Stimmen nicht wehren konnte.<br />

Dabei wird jeder Blauwassersegler<br />

sofort erkennen, dass die Skipperin<br />

einen triftigen Grund hatte:<br />

Strom auf einer Yacht ist Mangelware,<br />

kann aber eingespart werden,<br />

wenn der Kühlschrank nur kurz geöffnet<br />

werden muss!<br />

Was man tun kann, damit sich beide<br />

Seiten wohlfühlen, erzähle ich Ihnen<br />

gerne in der nächsten Ausgabe. <br />

12 4/<strong>2023</strong>

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