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ocean7 4/2023

Kaze. Stardesigner Philippe Briands fantastisches Plädoyer für ketch-getakelte Segelyachten. Nordägäis. Mit unserem Mittelmeer-Experten Markus Silbergasser auf Segelabenteuer von Skiathos über Thasos bis nach Limnos. Golden Globe Race. Nach 249 Tagen auf See ist der Segelheld Österreichs und Mitglied des Yacht Club Austria wieder daheim. What's next? Beneteau. Mit der First 36 will man nur eines: gewinnen. Und das kann man in vielerlei Hinsicht. Ice Yachts. Was die italienische Boutique-Werft kann, haben wir uns an Bord der 70 RS zeigen lassen.

Kaze. Stardesigner Philippe Briands fantastisches Plädoyer für ketch-getakelte Segelyachten.
Nordägäis. Mit unserem Mittelmeer-Experten Markus Silbergasser auf Segelabenteuer von Skiathos über Thasos bis nach Limnos.
Golden Globe Race. Nach 249 Tagen auf See ist der Segelheld Österreichs und Mitglied des Yacht Club Austria wieder daheim. What's next?
Beneteau. Mit der First 36 will man nur eines: gewinnen. Und das kann man in vielerlei Hinsicht.
Ice Yachts. Was die italienische Boutique-Werft kann, haben wir uns an Bord der 70 RS zeigen lassen.

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Gente di mare<br />

Lady of the Oceans<br />

Wer sie kennenlernte, hatte den Eindruck, es flösse Salzwasser statt Blut durch ihre Adern.<br />

Sie brauchte das Meer und das Meer brauchte sie. Heuer wäre Elisabeth Mann Borgese,<br />

die Anwältin der Ozeane und Schöpferin des Seerechts, 105 Jahre alt geworden.<br />

Zart war sie nur von Gestalt.<br />

In Elisabeth Mann Borgese,<br />

von ihrem berühmten Vater<br />

Thomas Mann liebevoll „Medi“<br />

genannt, steckte eine ungeheure<br />

Kraft. Eine Kraft, die sie dem<br />

Schutz der Weltmeere und dem<br />

Kampf gegen ihre Ausbeutung<br />

widmete.<br />

Geboren wurde Elisabeth 1918<br />

in München, fernab der Brandungswellen.<br />

Dennoch wurde ihre<br />

emotionale Bindung an die Ozeane<br />

schon als Kind geprägt, nicht zuletzt<br />

durch Familienurlaube am<br />

Meer. „Am Strand sind alle Kinder<br />

brav; man kann gar nicht anders“,<br />

schrieb Elisabeth im Begleitwort<br />

zu ihrem Bericht Mit den Meeren<br />

leben an den Club of Rome, dessen<br />

Gründungs- und erstes weibliches<br />

Mitglied sie war. „Vielleicht ein<br />

früher Hinweis auf den Gedanken,<br />

den ich später (…) entwickeln werde:<br />

Das Leben mit dem Meer<br />

zwingt uns, (…) neu zu denken<br />

und anders zu handeln.“<br />

Bevor Elisabeth aber zur „Lady<br />

of the Oceans“ wurde, führte sie<br />

ein durch ihre Familiengeschichte<br />

und ihre vielschichtigen Interessen<br />

bewegtes Leben: In der Emigration<br />

lernte die jüngste Mann-Tochter<br />

bereits früh die Welt kennen, bevor<br />

sie am Zürcher Konservatorium<br />

Klavier studierte. Neben der Musik<br />

begeisterte sie sich für die antifaschistischen<br />

Schriften des italienischen<br />

Politologen Giuseppe<br />

Antonio Borgese. Sie habe „dann<br />

schon beschlossen, das wäre der<br />

Mann, den ich heiraten will.“ 1939<br />

ehelichte sie ihn 1939 tat sächlich,<br />

bekam zwei Töchter.<br />

BERUF UND BERUFUNG<br />

Nach Borgeses Tod setzte sie die<br />

mit ihm begonnene politische Arbeit<br />

für eine „neue Weltordnung“<br />

in Kalifornien fort. 1967 hörte sie<br />

dann die berühmt gewordene Rede<br />

des damaligen UN-Botschafters<br />

Arvid Pardo, der die Anerkennung<br />

der Meere als Gemeinerbe der<br />

Menschheit forderte und ein neues<br />

Seerecht. Elisabeth erkannte ihre<br />

Chance, Beruf und Berufung zu<br />

verbinden – und nutzte sie: „Die<br />

Vision, mit der ich mich immerzu<br />

beschäftige (…), ist, wie sich die<br />

soziale und politische Weltordnung<br />

umbildet, und mein Gedanke war<br />

immer, dass es mit der neuen Meeresordnung<br />

anfängt.“<br />

1968 legte sie einen Vorentwurf<br />

für eine Seerechtsverfassung vor –<br />

das UN-Seerechtsübereinkommen<br />

von 1982 geht maßgeblich darauf<br />

zurück – und organisierte die erste<br />

internationale Seerechtskonferenz.<br />

1972 gründete sie das International<br />

Ocean Institute (IOI) in Malta, das<br />

die Ergebnisse seiner Forschungen<br />

bis heute im Ocean Yearbook veröffentlicht.<br />

Außerdem rief sie die Unabhängige<br />

Weltkommission für<br />

Meere ins Leben, verfasste u. a. das<br />

Buch „Das Drama der Meere“, das<br />

in 13 Sprachen übersetzt wurde,<br />

und wurde Professorin für Internationales<br />

Seerecht in Halifax.<br />

Als Anwältin der Ozeane reiste<br />

sie oft in einem Monat auf vier verschiedene<br />

Kontinente. Ihren Anteil<br />

der Thomas-Mann-Tantiemen<br />

steckte sie fast gänzlich in diese Lebensaufgabe.<br />

Kraft tankte sie in ihrem<br />

Haus in Nova Scotia, mit Fenster<br />

zum Atlantik: „Der beste Platz,<br />

um an Meeresangelegenheiten zu<br />

arbeiten. Alles schaut aufs Meer.“<br />

2002 starb sie in St. Moritz an<br />

einer Lungenentzündung. Sie war<br />

das einzige der sechs Mann-Kinder,<br />

das von sich behauptete, „ein<br />

glückliches Leben geführt zu<br />

haben“.<br />

<br />

Elisabeth Mann Borgese und Das Drama der<br />

Meere. Wissenschaftlicher, mit zahlreichen<br />

Fotos illustrierter Sammelband zum Leben<br />

und Wirken Elisabeth Mann Borgeses. Mare<br />

Verlag, € 32,95.<br />

DANIELA SCHUSTER<br />

ist freie Journalistin<br />

und schreibt als solche<br />

gerne am und übers<br />

Meer.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

FOTO: M. SCHMIDT-OTT<br />

FOTO: G_O_S/SHUTTERSTOCK.COM<br />

„Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen.“<br />

Elisabeth Mann Borgese, 1918–2002<br />

38 4/<strong>2023</strong>

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