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BSB Magazin Sommer 23

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Stoppelfelder sind für den Feldhamster eine lebenswichtige

Nahrungsquelle für die Jungen und den Wintervorrat.

Fotos: Manfred Sattler - Deutsche Wildtier-Stiftung

Der Feldhamster

– von Monokulturen bedroht

Von Alexandra

Lüders

Der Hamster baut bis

zu zwei Meter tiefe

Quartiere in der Erde.

Er ist so groß wie ein

Meerschweinchen, aber

kaum jemand hat ihn

gesehen. Denn er wohnt in

der Erde und ist europaweit

akut vom Aussterben bedroht.

Seine Vermehrungsrate ist im Laufe der

vergangenen Jahrzehnte dramatisch zurückgegangen.

Einst galt das possierliche Säugetier sogar als Plage und

wurde wegen seines bunten, kuscheligen Fells extrem bejagt.

Doch inzwischen hat der kleine Vierbeiner ganz andere Probleme.

Wegen der intensiven Bewirtschaftung der Äcker und Felder mit

immer früheren Ernten, geringer Pflanzenvielfalt und Monokulturen

findet der Feldhamster nicht mehr genug Nahrung, um

Wintervorräte anzulegen und seine Jungen groß zu ziehen. Diese

bedrohliche Situation herrscht deutschland- und europaweit, so

dass einige Bundesländer wie Niedersachsen Hilfsangebote für

den Feldhamster als Agrarumweltmaßnahme fördern. Zudem

helfen Freiwillige in Ökologischen Nabu-Stationen in Niedersachsen,

Sachsen und Nordrhein-Westfalen beim Schutz von Feldhamstern.

In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gilt

der Feldhamster schon als ausgestorben. Deutschlandweit leben

heute nur noch 10 000 bis 50 000 Feldhamster. Als Rote-Liste-Art

ist er in der EU streng geschützt (FFH-Richtlinie). Jedes Hamsterweibchen

zieht im Gegensatz zu früher (8 Junge pro Wurf) heute

nur drei bis vier Junge und darunter nur noch ein halbes Weibchen

für die nächste Generation groß. Die Wildtierstiftung (Hamburg)

koordiniert das bundesweite Projekt „Feldhamsterland“, das

unter anderem für hohe „Stoppelbrachen“ in Getreidefeldern

wirbt. Aber wenn ein Getreide notreif wird, wie beispielsweise im

Hitzesommer 2018 sind in den Grannen kaum Körner enthalten.

Wenn die Felder dann auch noch immer früher im Jahr binnen

weniger Stunden abgeerntet und danach schnell umgebrochen

werden, haben die Feldhamster keine Deckung vor Fressfeinden,

aber auch keine Ackerwildkräuter oder Kleintiere für die

Ernährung ihrer Jungen. Zusätzlich grenzen vermehrte Bauvorhaben

den Lebensraum des Hamsters ein. Doch er ist standorttreu

und braucht mindestens eine Fläche von 2,5 Hektar. Ein

Feldhamster liebt Lehm- und Lössböden, in die er seine bis zu

zwei Meter tiefe Erdbaue mit einer Wohn- und Vorratskammer

sowie einem Abort-Gang buddelt. Für den Winterschlaf baut

der nachtaktive Einzelgänger ein spezielles Winterquartier, wo

auch seine „gesammelten Werke“ gut hineinpassen. Denn der

Hamster kann in seinen weit dehnbaren Backentaschen bis

zu 50 Kilogramm Futterrationen sammeln und in seinen Bau

hineintragen. Er frisst außer Getreide und Hülsenfrüchte auch

Klee, Luzerne, Kartoffeln, Rüben und Mais. Während des Winterschlafes

hat er mehrere Wachphasen, um zu fressen und Kot

abzusetzen. Im April/Mai wird er je nach Temperaturlage wach

und will sich fortpflanzen. Das polygame, männliche Pelztier besucht

dann ein befruchtungswilliges Weibchen (da ist er nicht

wählerisch) in deren eigenem Bau, wo die Paarung stattfindet.

Nach siebzehn Tagen sind die Kleinen ausgewachsen. Um überleben

zu können, suchen Feldhamster neue Lebensräume in den

Städten, wie zunehmende Hamsterkolonien in Städten (Wien)

beweisen. Wer diese 2000 Jahre alte, heimische Tierart erhalten

möchte, sollte seine Lebensbedingungen erheblich verbessern

helfen: Ideal wären artenreiche Feldsäume, Brachen, luftig

stehende Getreidefelder, keine Pestizide und nur reduzierter

Einsatz von Dünger.

26 | BSBmagazin Sommer 2023

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