prima! Magazin – Ausgabe Juli / August 2023
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BERICHT<br />
Foto © fizkes/shutterstock.com<br />
Foto © Team Drobits<br />
Die Kosten- und Provisionsfallen bei Lebensversicherungen will SPÖ-Konsumentenschutzsprecher NR Christian Drobits unterbinden.<br />
Das Geschäft mit den<br />
Lebensversicherungen<br />
Rendite erst gegen Ende der Laufzeit. Versteckte Kosten. Unfaire Provisionen.<br />
SPÖ Konsumentensprecher NR Christian Drobits ist auch Regionalstellenleiter der AK in<br />
Oberwart und hat die Lebensversicherungen im Visier. Über drei Anträge will er im Parlament<br />
eine Gesetzesänderung bewirken, mit dem Ziel, dass den Kundinnen und Kunden mehr und den<br />
Versicherungen und Banken weniger Geld von den monatlichen Einzahlungen übrigbleibt.<br />
Nicole Mühl<br />
Die Verträge über Lebensversicherungen,<br />
die Christian<br />
Drobits in Händen hält, sind<br />
alle gleich. „Seitenweise<br />
Kleingedrucktes und irgendwo<br />
dazwischen sind sogenannte<br />
Kostentragungsklauseln<br />
zu finden“, ärgert sich<br />
Drobits. Aber genau in diesen<br />
Klauseln liege die Crux bei<br />
den Lebensversicherungen.<br />
„Weil genau diese kleingedruckten<br />
Anmerkungen dafür<br />
sorgen, dass das monatlich<br />
eingezahlte Kapital von<br />
Provisionen und versteckten<br />
Zusatzkosten geschluckt<br />
wird“, erklärt der Jurist. Eine<br />
Lebensversicherung, die<br />
beispielsweise auf 20 Jahre<br />
abgeschlossen werde, sei<br />
dadurch erst in den letzten<br />
fünf bis zehn Jahren lukrativ.<br />
„Davor werden mit dem<br />
Kapital verschiedenste Kosten<br />
und Provisionen bezahlt“,<br />
zeigt Drobits auf. Während<br />
der Corona-Pandemie und im<br />
Zuge der Energiekrise und der<br />
Teuerungen hätten viele<br />
Kundinnen und Kunden ihre<br />
Lebensversicherungen aber<br />
gerne mittels Rückkauf<br />
aufgelöst, da sie die monatlichen<br />
Prämien nicht mehr<br />
einzahlen konnten. „Vielen ist<br />
da erst bewusst geworden,<br />
dass sie in den ersten Jahren<br />
nichts von ihrem eingezahlten<br />
Geld rausbekommen. Sie<br />
mussten feststellen, dass sie<br />
bislang quasi für Dritte<br />
eingezahlt haben. Das muss<br />
unterbunden werden“, betont<br />
Drobits.<br />
Erste Erfolge und<br />
die Forderung nach<br />
einem Gesetz<br />
In einzelnen Verfahren konnte<br />
bereits ein Erfolg verzeichnet<br />
werden. „Der VKI hat in rund<br />
60 Fällen geklagt und Recht<br />
bekommen, dass Klauseln mit<br />
Kostenabzügen (Abschluss,-<br />
Verwaltungskosten, Stornoabschläge<br />
etc.) rechtswidrig<br />
sind. Diese Kunden bekommen<br />
nun von der Versicherung die<br />
Kosten rückerstattet“, erklärt<br />
Drobits. Doch das müsse für<br />
alle gelten, will der SPÖ<br />
Konsumentenschutzsprecher<br />
durchsetzen. Drobits plant<br />
Anträge mit den Forderungen<br />
einzubringen, dass die<br />
Versicherungen und Banken<br />
bestehende Lebensversicherungen<br />
prüfen und bereits<br />
bezahlte Zusatzkosten an die<br />
Kundinnen und Kunden<br />
rückerstattet werden müssen.<br />
Außerdem fordert Drobits<br />
mehr Transparenz bei den<br />
Verträgen. Der Kunde müsse<br />
auf einem Blatt zusammengefasst<br />
sofort alle anfallenden<br />
Kosten sehen und ab welchem<br />
Zeitpunkt ein Rückkauf der<br />
Versicherung lukrativ wäre.<br />
„Das geht bei den derzeitigen<br />
Verträgen komplett unter“, so<br />
Drobits.<br />
Einen dritten wichtigen<br />
Ansatzpunkt sieht Drobits bei<br />
den Provisionen. „Honorare<br />
für die Beratung statt Provisionen<br />
haben den Vorteil, dass<br />
für den Kunden transparent<br />
sichtbar wird, was die<br />
Versicherung bei diesem<br />
Vertragsabschluss verdient.<br />
Vom eingezahlten Kapital<br />
würde dabei nichts abgezogen<br />
werden“, erklärt er. In jedem<br />
Fall müssen aber die Provisionen<br />
über die gesamte Laufzeit<br />
des Lebensversicherungsvertrages<br />
angelegt werden.<br />
Die Anträge werden von<br />
Drobits in der nächsten<br />
Plenarsitzung Anfang <strong>Juli</strong><br />
eingebracht. Eine Behandlung<br />
erhofft sich der SPÖ Konsumentenschutzsprecher<br />
spätestens im Herbst.<br />
JULI <strong>2023</strong> 13