KOMM 4/2023
KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
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12<br />
INTERNATIONALES<br />
Fotos: FES Tirana<br />
Gewerkschaftsarbeit in Albanien<br />
Foto: Kay Herschelmann<br />
Erneut haben Kolleg:innen von ver.di die gewerkschaftliche Arbeit der albanischen<br />
Gewerkschaft für Post und Telekommunikation (SPPT) unterstützt.<br />
Die SPPT ist eine Schwestergewerkschaft von ver.di in Albanien für den Postund<br />
Telekommunikationssektor. Sie ist seit einiger Zeit auch die für die Callcenter-Branche<br />
zuständige Gewerkschaft. In der albanischen Hauptstadt<br />
Tirana fand ein zweitägiger Workshop zur Ausbildung von gewerkschaftlichen<br />
Multiplikatoren statt, der vom Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES)<br />
in Tirana organisiert wurde.<br />
VON ADO WILHELM<br />
Ado Wilhelm<br />
Beauftragter der<br />
ver.di-Bundesfachgruppe<br />
IKT für<br />
internationale<br />
Fragen<br />
Den fachlichen Input lieferten die Expert:innen<br />
von ver.di. Stine Klapper, Leiterin<br />
des FES-Büros Tirana, und Genci Lamllari,<br />
Programmkoordinator und für Unterstützung<br />
der albanischen Gewerkschaft<br />
zuständig, sehen in ihrer Arbeit einen<br />
wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung<br />
der jungen, demokratischen Gewerkschaften<br />
im Land. Steff Schulze, ver.di-Gewerkschaftssekretärin<br />
aus Nürnberg, und<br />
Stephan Heggemann, ehemals Betriebsgruppenvorsitzender<br />
und Betriebsrat aus<br />
dem Kundenservice der Telekom, reisten<br />
Anfang Mai nach Tirana. Die 18 Teilnehmer:innen<br />
kamen aus den beiden Unternehmen<br />
One und Teleperformance. In<br />
One sind die beiden Telekommunikationsunternehmen<br />
ALBtelecom, das ehemalige<br />
staatliche Telekommunikationsunternehmen,<br />
gegründet 1992 und die ehemalige<br />
T-Mobile Albania, einst Tochterunternehmen<br />
der Telekom aus Deutschland, fusioniert.<br />
Teleperformance ist ein weltweit<br />
agierender Konzern, der Kundenservice,<br />
technische Unterstützung und weitere<br />
Dienstleistungen anbietet. In Albanien unterhält<br />
der Konzern zwei Standorte: in<br />
Durres, Hafenstadt im Westen von Albanien<br />
und in der Hauptstadt Tirana am<br />
Markt. Zum allgemeinen Erstaunen waren<br />
unter den Teilnehmer:innen auch drei Personen,<br />
die – wie sich bei der Vorstellungsrunde<br />
herausstellte – bisher nicht Mitglied<br />
der Gewerkschaft waren. Sie traten bis<br />
zum Ende des Workshops bei.<br />
In dem Workshop ging es darum, die<br />
Bedeutung von Multiplikatoren für die<br />
gewerkschaftliche Arbeit herauszuarbeiten<br />
und die Kolleginnen und Kollegen mit<br />
Tipps, Tricks und Beispielen aus Deutschland<br />
fit für die Alltagsarbeit zu machen.<br />
Auch die Bedeutung und Funktion von<br />
Vertrauensleutearbeit und Betriebsräten<br />
wurde dargestellt. In Albanien gibt es keine<br />
Betriebsräte und auch Vertrauensleute<br />
sind weitestgehend unbekannt. Zu dem<br />
Thema Betriebsräte findet seit geraumer<br />
Zeit eine teils sehr kontroverse Diskussion<br />
unter den albanischen Gewerkschaften<br />
statt. Einige stehen den Überlegungen, so<br />
etwas auch in Albanien zu installieren, auf<br />
der Grundlage der deutschen und schwedischen<br />
Betriebsratsmodelle sehr positiv<br />
gegenüber, andere wiederum sehen so<br />
etwas eher als Konkurrenz zu den bestehen<br />
Gewerkschaften im Land. Da es in<br />
Albanien auch kein „Betriebsratsgesetz“<br />
gibt, was erst noch entwickelt werden<br />
muss, ist hier sicher noch viel an Informations-<br />
und Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />
Wie Multiplikatoren die Gewerkschaftsarbeit<br />
in den Betrieben unterstützen und<br />
nach vorne bringen können, war das<br />
Kernthema des Workshops. Nachdem die<br />
Expert:innen von ver.di diverse Ideen vortrugen<br />
und Beispiele aus der Praxis darstellten,<br />
waren die Teilnehmer:innen gefordert,<br />
eigene Ideen zu entwickeln. Mit<br />
enormem Elan ging es direkt zur Sache.<br />
Um das Ganze auch verbindlich zu machen,<br />
wurden auch sofort Verabredungen<br />
getroffen, wie es nach dem Workshop<br />
weitergehen soll. Ein wichtiger Punkt ist<br />
das Erstellen eines Betriebsatlas, aus dem<br />
hervorgeht, wie der Betrieb oder das Un-