KOMM 4/2023
KOMM ist das Mitgliedermagazin der Bundesfachgruppe Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
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16<br />
JUGEND/MITBESTIMMUNG<br />
Vom Fachkräftemangel<br />
zur Fachkräftesicherung<br />
Die Betriebsräte der<br />
DAX-40-Unternehmen<br />
tagten im politischen<br />
Berlin über die dringende<br />
Frage, wie Deutschland<br />
den Fachkräftemangel<br />
überwinden kann.<br />
Kerstin Marx, Konzernbetriebsratsvorsitzende<br />
der Deutsche Telekom<br />
AG, sprach zu Strategien<br />
für die Fachkräftesicherung.<br />
Die Betriebsräte aus den<br />
DAX-40-Unternehmen trafen<br />
sich im Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
(BMAS). Während des Austauschs<br />
gab es auch Gespräche<br />
mit hochrangigen<br />
Vertreter:innen des BMAS.<br />
Kerstin Marx, Konzernbetriebsratsvorsitzende<br />
der<br />
Deutsche Telekom AG, betonte, dass die<br />
junge Generation nach Orientierung<br />
sucht und sich weitgehend alleine gelassen<br />
fühlt. Die COVID-19-Pandemie hat die<br />
Sorgen und Zweifel dieser Generation<br />
noch verschlimmert.<br />
Die Pandemie hat viele junge Menschen<br />
verunsichert und zu einer Generation<br />
in der Schwebe gemacht. Sie sind<br />
sozial isolierter, machen ihren Abschluss<br />
mithilfe von virtuellen Kursen und finden<br />
durch fehlende Praktika nur schwer Zugang<br />
in die Arbeitswelt. Junge Menschen<br />
haben Schwierigkeiten, Motivation und<br />
Richtung zu finden. Sie suchen eine Antwort<br />
auf die Frage „Was will ich werden,<br />
wenn ich erwachsen bin?“. Obwohl sie<br />
mehr Karrieremöglichkeiten haben als<br />
vorherige Generationen, können gerade<br />
diese Freiheit und Wahlmöglichkeit auch<br />
überwältigend sein und zu einem Gefühl<br />
von Orientierungslosigkeit führen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommen Studien, wie etwa<br />
die Trendstudie Jugend in Deutschland,<br />
der Bertelsmann-Stiftung und der Forsa.<br />
Wettbewerb um kluge Köpfe<br />
Ein Unternehmen ist für diese Generation<br />
attraktiv, indem es glaubwürdig und<br />
nachhaltig Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen<br />
der kommenden Generation<br />
und der Nachwuchskräfte unvoreingenommen<br />
erfasst. Dazu gehört auch, sich<br />
als Unternehmen selbstkritisch zu reflektieren.<br />
Damit hält ein Unternehmen die<br />
besten Karten im Wettbewerb, um kluge<br />
Köpfe in der eigenen Hand. „Eine Nachwuchskräftestudie<br />
der Deutschen Telekom<br />
zeigt, dass Unternehmen, die ihre<br />
Mitarbeiter wertschätzen und ihnen Perspektiven<br />
bieten, erfolgreicher bei der<br />
Rekrutierung und Bindung von Fachkräften<br />
sind“, erklärte Marx.<br />
Strategische qualitative<br />
Personalplanung<br />
Während des Austauschs wurden wiederholt<br />
auch Fehler im Management thematisiert.<br />
Viele Unternehmen haben in der<br />
Vergangenheit die Ausbildung heruntergefahren<br />
oder planten dies für die nächsten<br />
Jahre. Sie haben falsche Prognosen<br />
getroffen und zu spät gehandelt. Diese<br />
kurzfristigen Sparreflexe fallen uns allen<br />
nun auf die Füße. Bisher nutzen viel zu<br />
wenig Unternehmen die Chancen einer<br />
strategischen, qualitativen Personalplanung.<br />
Alle Teilnehmenden waren sich einig,<br />
dass die Ausbildung wieder auf den<br />
hohen Stellenwert zurückgeführt werden<br />
muss, den sie verdient. Betriebsräte, Politik,<br />
Gewerkschaften und Unternehmen<br />
müssen gemeinsam die richtigen Impulse<br />
setzen, um diese Fehler zu korrigieren<br />
und lebensnahe und tragfähige Lösungen<br />
zu entwickeln. „Wir lassen die Arbeitgeber<br />
nicht aus ihrer gesamtgesellschaftlichen<br />
Pflicht!“, appellierte Marx.<br />
Mehr Gleichberechtigung gefordert<br />
Ein weiteres Thema, das diskutiert wurde,<br />
war die Gleichberechtigung. Es gibt immer<br />
noch viel zu wenig Frauen in führenden<br />
Positionen und die Bezahlung ist oft<br />
nicht gleichwertig. Das Entgelttransparenzgesetz<br />
hat hierzu noch nicht den notwendigen<br />
Erfolg geschaffen. Das zeigt<br />
eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaftlichen Instituts der<br />
Hans-Böckler-Stiftung. Laut dieser Studie<br />
stehen Unternehmungen mit betrieblicher<br />
Mitbestimmung besser da. Das zeigt<br />
einmal mehr, wie wichtig die Mitbestimmung<br />
ist. Es ist an der Zeit, dass Arbeitgeber<br />
Verantwortung übernehmen und<br />
sich für gleiche Bezahlung einsetzen.<br />
Auch die Möglichkeit, in führende Positionen<br />
zu kommen, ist für Frauen und<br />
Menschen mit Migrationshintergrund oft<br />
noch sehr schwierig.<br />
Foto: KBR Telekom