Chor im Gespräch FOLGE 41
Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet
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16 CHOR IM GESPRÄCH<br />
AUS DER CHORSZENE<br />
Als <strong>im</strong> Jahre 2022 die zweite Welle der Corona-Pandemie<br />
durch die deutsche <strong>Chor</strong>szene fegte, führte<br />
Mischa Kreiskott ein <strong>Gespräch</strong> Veronika Petzold (Geschäftsführerin<br />
des Deutschen <strong>Chor</strong>verbandes).<br />
*<br />
Frau Petzold, wie sieht es aus in der deutschen<br />
<strong>Chor</strong>szene?<br />
Veronika Petzold: Auf jeden Fall haben viele Chöre in<br />
diesem Jahr endlich wieder richtig loslegen können.<br />
Viele Konzerte werden gegeben, viele Chöre sind wieder<br />
mit Lust und Freude dabei. Auch wir hatten mit<br />
dem deutschen <strong>Chor</strong>fest in Leipzig einen sehr fulminanten<br />
Auftakt für diese <strong>Chor</strong>saison. Selbstverständlich<br />
sind die Chöre sehr bewusst <strong>im</strong> Umgang miteinander,<br />
denn die Pandemie ist nach wie vor ein wichtiges<br />
Thema. Sie hat viele Chöre insofern getroffen,<br />
dass die Mitglieder <strong>im</strong>mer noch ängstlich sind oder<br />
auch verloren gegangen sind. Wir beobachten nicht,<br />
dass sich die Chöre in Mengen aufgelöst haben, sondern<br />
dass weniger Menschen in den Chören singen.<br />
Insofern ist die Hoffnung allerorten zu spüren, dass<br />
wir damit langsam ein gutes Handling entwickeln und<br />
vor allem die Lust, gerade in der Sommerphase viele<br />
Konzerte zu geben. Wir haben von unseren Hörerinnen<br />
und Hörern die unterschiedlichsten Rückmeldungen<br />
bekommen. Das geht von: "Wir haben einfach<br />
unseren privaten <strong>Chor</strong> gegründet und auch in den<br />
Lockdowns gemacht, was wir wollen" - bis hin zu: "Ich<br />
bin nur noch bei den Chören gewesen, bei denen ich<br />
dachte, dass diese wirklich verantwortungsvoll sind."<br />
*<br />
Diese Kompromisse auszuhandeln ist doch <strong>im</strong>mer<br />
wieder schwer, oder?<br />
Petzold: Richtig. Aber es ist nun mal eine Situation,<br />
die nicht nur die Chöre, sondern unser gesamtes<br />
Foto: privat<br />
Leben seit einigen Jahren prägt. Unsere Arbeit hat<br />
sich in den letzten Jahren vielfach daraufhin orientiert,<br />
wie man sich jetzt verantwortungsvoll verhalten<br />
soll, wie man sich und die anderen schützen und<br />
trotzdem Musik machen kann. Der erste Winter mit<br />
den vielen digitalen Proben hat viele Menschen nicht<br />
befriedigen können, weil das etwas völlig anderes ist<br />
und viele auch den Zugang zu diesen digitalen Instrumenten<br />
gar nicht haben. Für die ist das Singen in allererster<br />
Linie ein großes Gemeinschaftserlebnis.<br />
*<br />
Gerade ist in Sachen Singen wieder vieles erlaubt<br />
– doch der Mitgliederschwund in vielen<br />
Chören bleibt beträchtlich.<br />
Petzold: Ja, unsere Chöre sind sehr unterschiedlich<br />
unterwegs. Vor allem <strong>im</strong> Seniorenbereich beobachten<br />
wir noch Ängste und Vorsicht, was ja auch an vielen<br />
Stellen berechtigt ist. Aber es gründen sich sogar<br />
neue Chöre, gerade jetzt, wo man es nicht unbedingt<br />
erwarten würde. Die <strong>Chor</strong>landschaft wird sich wieder<br />
aufrappeln, weil dieses Kulturgut, diese Beschäftigung<br />
miteinander, dieses soziale Interagieren über<br />
eine sehr schöne Sache wie das Singen, nicht so einfach<br />
abzulegen ist. Wer das einmal <strong>im</strong> Herzen gehabt<br />
hat, der will da auch wieder hin zurück. Da bin ich<br />
sehr opt<strong>im</strong>istisch.<br />
*<br />
Die Chöre haben weniger Mitglieder, und ich<br />
habe gehört, dass es am schwierigsten bei Kinder-<br />
und Jugendchören aussieht. Was ist da<br />
passiert?