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Chor im Gespräch FOLGE 41

Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet

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32 CHOR IM GESPRÄCH<br />

ZUM GEDENKEN<br />

Foto: Wikipedia<br />

Die Ostseefähre „Estonia“ sank am 28. September<br />

1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor<br />

der<br />

der finnischen Insel Utö. Ihr Untergang kostete 910<br />

Menschen das Leben (139 wurden gerettet) und ist<br />

das schwerste Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte,<br />

wobei die Unglücksursache ungeklärt<br />

geblieben ist. Der finnische Komponist Jaako<br />

Mäntyjärvi (1963) hat zum Gedenken an die Katastrophe<br />

<strong>im</strong> Jahre 1997 eine inspirierte <strong>Chor</strong>alkomposition<br />

vertont, mit der er <strong>im</strong> Jahre 1997 den 3. Preis<br />

be<strong>im</strong> „Europäischen Kompositionswettbewerb für Kathedralchöre“<br />

gewonnen hat. Als Texte sind Fragmente<br />

der lateinischen Totenmesse und des 107.<br />

Psalms („Die mit Schiffen auf dem Meer fahren“) sowie<br />

Nachrichtenmeldungen des finnischen Rundfunks<br />

verwendet worden und mit einem schmerzlich beseelten<br />

Duktus in exponierter Form ausgestaltet. Obwohl<br />

Requiem-Textes zitiert werden, ist das Werk nicht für<br />

liturgische Zwecke gedacht, sondern eher als eine<br />

Meditation gedacht. In der dramatischen Komposition<br />

ahmen Gesangseffekte eine Reihe von Klängen <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit der Katastrophe nach. Die flüsternden<br />

St<strong>im</strong>men am Anfang deuten auf das Zischen<br />

des Meeresrauschens hin, das Summen in den Bassst<strong>im</strong>men<br />

suggeriert Schiffsmotoren. Dissonanzen <strong>im</strong>itieren<br />

das Bersten der Fähre und rhythmische Deklamationen<br />

erinnern an die Übertragung eines SOS-<br />

Signals. Als Auftakt hat der Komponist den Titanic-<br />

<strong>Chor</strong>al „Näher mein Gott zu dir“ zu einem volksliedhaften<br />

Sopransolo ausgestaltet, das an Seenotrufe<br />

erinnern soll. Der Kölner Kammerchor „Constant“ hat<br />

das Werk be<strong>im</strong> 20. Deutschen <strong>Chor</strong>festival 2023 in<br />

Lübeck unter Leitung von Judith Mohr aufgeführt.

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