Chor im Gespräch FOLGE 41
Chor im Gespräch (c) Walter Dohr - alle Rechte vorbehalten; Vervielfältigung oder auszugsweise Wiedergabe nur nach Autorisierung des Autors gestattet
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17 CHOR IM GESPRÄCH<br />
Petzold: Da haben wir nicht nur den Einfluss der <strong>Chor</strong>vereine<br />
- der Deutsche <strong>Chor</strong>verband vertritt ja vor allem<br />
die vereinsorientierten Chöre in Deutschland.<br />
Sondern bei den Kinder- und Jugendchören hängt<br />
ganz viel auch mit den Schulen zusammen. Da hat<br />
über längere Zeiträume der Musikunterricht vielerorts<br />
nicht stattgefunden. Ganze Jahrgänge sind in dieser<br />
Zeit gar nicht musikalisiert worden, und das hat natürlich<br />
Auswirkungen. Es ist wissenschaftlich erwiesen,<br />
dass man den Weg in Chöre eigentlich bis zum<br />
18. Geburtstag findet, und wenn da zwei ganze Jahrgänge<br />
ausfallen, wird das eine Langzeitwirkung zeigen,<br />
die wir jetzt noch gar nicht ermessen können.<br />
Natürlich gab es gerade bei den Kinder- und Jugendchören,<br />
die darauf angewiesen sind, dass die Eltern<br />
die Kinder zur Probe bringen, wo also noch viel mehr<br />
Logistik dranhängt als bei einem Erwachsenenchor,<br />
ganz viele Einschnitte durch die Pandemie. Aber vor<br />
allem war es das Herunterfahren des Musikunterrichts:<br />
In vielen Bundesländern hatten wir Gesangsverbote<br />
in Schulen - das hatte bei den Kinder- und<br />
Jugendchören die stärksten Auswirkungen. Da sind<br />
wir auch gefordert, jetzt Aufbauarbeit zu leisten: Die<br />
kleinen Bäume müssen wieder gepflanzt werden, damit<br />
das nachwachsen kann, was uns leider verloren<br />
gegangen ist.<br />
*<br />
Was müsste da jetzt passieren?<br />
Petzold: Das, was wir eigentlich schon seit langer Zeit<br />
fordern: dass Musik wieder ein fester Bestandteil in<br />
den Schulen wird - und zwar nicht nur <strong>im</strong> hörenden<br />
Sinne, sondern vor allem <strong>im</strong> produzierenden. Kinder<br />
und Jugendliche zum Musizieren, zum Singen zu führen,<br />
ist eine ganz wichtige Aufgabe, die das Bildungssystem<br />
leider Gottes über Jahrzehnte nicht mehr zur<br />
Befriedigung aller erfüllt. Stattdessen hat es da schon<br />
einen Abbau gegeben, und der zeigt jetzt doppelte<br />
und dreifache Negativwirkungen, wenn wir auch noch<br />
in solcher Pandemie-Situation den Musikunterricht<br />
zurückfahren. Singen ist etwas ganz Grundständiges<br />
in uns Menschen, gerade dieses gemeinsame Erlebnis.<br />
Das fördert Gesundheit - andererseits möchten<br />
sich Menschen nicht anstecken.<br />
Foto: privat<br />
*<br />
Wie kann man diesen Balanceakt schaffen?<br />
Petzold: Grundsätzlich ist das Singen eine sehr gesunde<br />
Veranstaltung. Gerade <strong>im</strong> Kontext mit Long-<br />
Covid-Therapien wird das Singen <strong>im</strong>mer stärker wieder<br />
in den Blick genommen. Atmung, Lungenvolumen<br />
und so weiter sind kausale Einschränkungen, die aus<br />
diesem Krankheitsbild erwachsen sind, die man aber<br />
mit allen Eigenschaften des Körpereinsatzes, die be<strong>im</strong><br />
Singen gefordert sind, positiv beeinflussen kann. Aber<br />
vor allem wissen wir aus Studien, dass kontinuierliches<br />
Singen die Vorbeugung für Erkältungskrankheiten,<br />
positiv beeinflusst. Das, was in den letzten Jahren<br />
krank gemacht hat, ist das Virus und nicht das<br />
Singen. Aber wir müssen uns vorsehen: Wir müssen<br />
be<strong>im</strong> Singen Hygienekonzepte und Abstände einhalten.<br />
Wir müssen darauf achten, dass die Raumluft regelmäßig<br />
gereinigt wird. Und wenn man das alles beherzigt,<br />
dann haben wir es ganz gut <strong>im</strong> Griff. Be<strong>im</strong><br />
<strong>Chor</strong>fest <strong>im</strong> Mai waren wir mit 350 Chören in Leipzig<br />
dabei, und es hat keine einzige Infektionswelle gegeben.<br />
Da bewahrheitet sich, dass ein gutes Hygienekonzept<br />
seine Wirkung zeigt.