23.09.2023 Lindauer Bürgerzeitung
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6 23. September 2023 · BZ Nr. 38/23<br />
ENERGIE, WASSER UND VERKEHR<br />
– Anzeige –<br />
Gute Nachrichten für alle Sonnenhungrigen<br />
Das „Solarpaket 1“ soll bürokratische Hürden abbauen und den Ausbau von Solarstromanlagen beschleunigen<br />
Selbst Oköstromerzeuger werden: Solaranlagen und Balkon-Solaranlagen liegen absolut im Trend.<br />
BZ-Fotos: SWLi/manu<br />
Lieferengpässe bei den Modulen<br />
und lange Wartelisten bei<br />
den Fachbetrieben einerseits –<br />
Berge von Formularen für Netzbetreiber<br />
oder Bundesnetzagentur<br />
andererseits – dazu noch ein<br />
Zählerwechsel, selbst bei kleinen<br />
Balkonanlagen. Motivation<br />
sieht anders aus. Aber: „Da tut<br />
sich jede Menge und man spürt<br />
Bewegung und Umdenken“, berichten<br />
die <strong>Lindauer</strong> Stadtwerke.<br />
Photovoltaik ist wieder im Aufwärtstrend.<br />
„Anmeldung hier, Marktstammdatenregister,<br />
Netzbetreiber und<br />
Bundesnetzagentur da… Klar,<br />
sieht das alles auf den ersten<br />
Blick wild aus“, gibt der Solar-<br />
Experte der Stadtwerke, Thomas<br />
Angele, zu. „Ganz so schlimm<br />
ist es aber gar nicht und alle<br />
Beteiligten, also Politik, Elektro-<br />
Fachbetriebe und auch wir,<br />
lernen täglich dazu und werden<br />
immer besser und souveräner.<br />
Nach der Inbetriebnahme<br />
einer eigenen Erzeugungsanlage<br />
überwiegt bei den meisten<br />
Sonnenbegeisterten dann<br />
auch die Freude über ein neues<br />
Stück Energie-Freiheit und das<br />
gute Gefühl, selbst etwas zur<br />
Energiewende beizutragen.“<br />
Finanzieller Anreiz<br />
Alle privaten Photovoltaik-<br />
Anlagen mit einer Leistung bis<br />
30 kWp sind rückwirkend seit<br />
dem 1. Januar 2022 von der Einkommenssteuerpflicht<br />
befreit.<br />
Das heißt, sowohl für die Einspeisevergütung<br />
als auch für<br />
die wirtschaftlichen Vorteile<br />
aus dem Eigenverbrauch von<br />
Energie aus Photovoltaikanlagen<br />
müssen keine steuerlichen<br />
Abgaben mehr gezahlt werden.<br />
Das ist nicht nur ein finanzieller<br />
Anreiz, sondern auch praktischer<br />
Abbau von Bürokratie<br />
bei der Steuererklärung, also<br />
nervenschonend und damit<br />
ein dickes Plus! Für die Lieferung<br />
und die Installation von<br />
PV-Anlagen gilt seit dem 1. Januar<br />
2023 der Nullsteuersatz,<br />
das heißt, die Anlage wird zum<br />
Nettopreis erworben.<br />
Politisches Zeichen<br />
Politisch setzte das Bundeskabinett<br />
im August mit der Verabschiedung<br />
des Solarpaketes 1<br />
(„Gesetz zur Steigerung des Ausbaus<br />
photovoltaischer Energieerzeugung“)<br />
ein weiteres deutliches<br />
Zeichen: „Mit dem Solarpaket<br />
hat das Kabinett zahlreiche<br />
neue Regelungen verabschiedet,<br />
die den Zubau in der<br />
Freifläche und auf dem Dach<br />
sowie die Teilhabe der Bürgerinnen<br />
und Bürger steigern.<br />
Zugleich räumen wir Hemmnisse<br />
aus dem Weg und bekämpfen<br />
das Bürokratie-Dickicht“,<br />
fasste es Robert Habeck<br />
zusammen. Ziel der Solarstrategie<br />
sei es, das Tempo zu verdreifachen<br />
und bis 2026 auf einen<br />
jährlichen Zubau von 22 Gigawatt<br />
(im Jahr 2022 waren es 7,5<br />
Gigawatt) zu kommen. Wichtige<br />
Bausteine dabei sind die Vereinfachung<br />
der Regeln und der<br />
Abbau von Bürokratie.<br />
Anmeldung vereinfacht<br />
Beispiel Balkonanlagen (steckerfertige<br />
Erzeugungsanlagen):<br />
Statt zwei Anmeldungen wie<br />
bisher wird in Zukunft lediglich<br />
eine stark vereinfachte Anmeldung<br />
erforderlich sein und auf<br />
den Einbau eines neuen Zählers<br />
muss nicht mehr gewartet<br />
werden – ein rückwärtslaufender<br />
Zähler wird bis dahin vorübergehend<br />
geduldet. Anmelden,<br />
aufhängen, einstecken –<br />
so einfach soll es künftig sein,<br />
eine Mini-Solaranlage auf Terrasse<br />
oder Balkon zu installieren.<br />
Bisher darf jeder mit einer<br />
kleinen Solaranlage 600 Watt<br />
Strom produzieren. Diese Grenze<br />
soll angehoben werden auf<br />
bis zu maximal 800 Watt. Bis<br />
zu 280 Kilowattstunden Strom<br />
kann eine solche Anlage bei<br />
fachgerechter Verwendung im<br />
Jahr erzeugen. Die Investitionskosten<br />
liegen dabei im überschaubaren<br />
Bereich zwischen<br />
500 und 1.000 Euro. „In unserem<br />
Versorgungsgebiet sind aktuell<br />
118 Balkonanlagen gemeldet,<br />
Tendenz steigend“, weiß Thomas<br />
Angele. „Nach der Gesetzesänderung<br />
muss ein solches Mini-<br />
Kraftwerk nicht einmal mehr<br />
bei uns als Netzbetreiber angemeldet<br />
werden, sondern lediglich<br />
innerhalb von vier Wochen<br />
ins Marktstammdatenregister<br />
der Bundesnetzagentur<br />
eingetragen werden. Die gibt<br />
uns diese Daten dann weiter“.<br />
Nach Beratung und Verabschiedung<br />
des Gesetzes im<br />
Bundestag könnte es bereits<br />
zum 1. Januar 2024 in Kraft<br />
treten. Ein „Solarpaket 2“, das<br />
noch weitere Erleichterungen<br />
bringen soll, ist im Wirtschaftsministerium<br />
bereits in Planung.<br />
Eigennutzung beliebt<br />
Bereits 2021 haben die Stadtwerke<br />
als Netzbetreiber die<br />
Inbetriebsetzungsgebühr für<br />
sämtliche Erzeugungsanlagen<br />
gestrichen und so einen kleinen<br />
Anreiz für künftige Anlagenbetreiber<br />
geschaffen. Gerade<br />
auch die Eigennutzung wird<br />
dabei immer beliebter: Selbst<br />
verbrauchen, was man von der<br />
Sonne „erntet“. Das macht auch<br />
finanziell Sinn: „Durch die<br />
steigende Anzahl der Elektrogeräte<br />
in Haushalten und Betrieben<br />
wird auch der Verbrauch<br />
an Strom immer größer.<br />
Die eigene Stromerzeugungsanlage<br />
rechnet sich und<br />
gibt einem überdies das gute<br />
Gefühl, einen aktiven Beitrag<br />
zum Umweltschutz zu leisten.<br />
Charmant ist für immer mehr<br />
Anlagenbetreiber/-innen auch<br />
die Idee, mit günstigem Solarstrom<br />
das eigene Auto aufzuladen“,<br />
weiß der Geschäftsführer<br />
der Stadtwerke, Hannes Rösch.<br />
Weniger Lieferengpässe<br />
Durch die Pandemie und den<br />
Krieg in der Ukraine gab es seit<br />
2022 empfindliche Lieferengpässe<br />
bei Modulen, Speichern<br />
und Wechselrichtern. Eine erhöhte<br />
Nachfrage, die Verknappung<br />
von Halbleitern und elektronischen<br />
Bauteilen auf dem<br />
Weltmarkt und gestörte Lieferketten<br />
weltweit waren die Ursache.<br />
Hier entspannt sich die Lage<br />
seit Jahresbeginn und die Hersteller<br />
geben Entwarnung.<br />
Fachbetriebe spezialisieren sich<br />
„Viele Elektro-Fachbetriebe<br />
in unserem Versorgungsgebiet<br />
haben sich mittlerweile zu Experten<br />
auf diesem Gebiet entwickelt<br />
und sind bestens mit<br />
den Herstellern vernetzt“, freut<br />
sich Thomas Angele. „Und mit<br />
jeder neu installierten Anlage<br />
wird die Routine größer – auch<br />
was die Anmeldungen und die<br />
Informationen angeht. So gibt<br />
es Betriebe, die alle Formulare<br />
für ihre Kunden vorbildlich<br />
vorbereiten. Da geht‘s dann anschließend<br />
auch bei uns ganz<br />
zackig ans Netz.“<br />
Als verantwortlicher Netzbetreiber<br />
müssen die Stadtwerke<br />
wissen, wer, wo, welche Anlagen<br />
in ihrem Netz betreibt. Thomas<br />
Angele: „Wir verlangen diese<br />
Angaben nicht, weil wir jemanden<br />
ärgern wollen, sondern weil<br />
diese Daten für die Sicherheit<br />
und Stabilität in unserem Netz<br />
notwendig sind und damit wir<br />
wissen, wo zukünftige Infrastrukturmaßnahmen<br />
nötig werden.<br />
Bei Fragen helfen wir jederzeit<br />
gerne weiter.“<br />
manu<br />
Alle Informationen rund um Ihre<br />
Energieversorgung finden Sie auf:<br />
@ www.sw-lindau.de