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rik Dezember 2023 / Januar / Februar 2024

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MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

„Nichts geht über Mutters<br />

Käsekuchen!“<br />

Singen wird Cher an Weihnachten<br />

nicht, das stellt sie ziemlich<br />

unmissverständlich klar bei<br />

unserem Gespräch in einem<br />

Pariser Nobelhotel. Und ob sie tanzt, sei<br />

situationsabhängig. Ausgeschlossen<br />

jedoch gewiss nicht.<br />

„Vielleicht wage ich ein Tänzchen, vielleicht<br />

hänge ich auch den ganzen Abend in der<br />

Küche fest und klatsche Kartoffelpüree<br />

auf sämtliche Teller. Wir haben ganz gewiss<br />

aber immer eine Party und schmücken das<br />

Haus innen wie außen. Ich stehe einfach<br />

auf dieses traditionell ame<strong>rik</strong>anische<br />

Weihnachtsfest, das ja dem deutschen<br />

Weihnachten ziemlich ähnlich ist. Wir<br />

haben zum Beispiel auch immer einen<br />

Baum.“ Die Urgroßmutter der als Cherilyn<br />

Sarkisian in Kalifornien zur Welt gekommenen<br />

Legende hatte deutsche Wurzeln,<br />

das Weihnachtsessen, das Cher für Familie<br />

und Freunde anbiete, sei indes ein typisch<br />

ame<strong>rik</strong>anisches. „Es gibt von allem viel:<br />

viel Truthahn, viele Kürbispasteten, viele<br />

Dressings.“ Chers Mutter Georgia, die kurz<br />

vor Weihnachten 2022 im gesegneten<br />

Alter von 96 Jahren verstarb, habe ihrer<br />

Tochter zwei Rezepte hinterlassen, die<br />

sie nun selbst zubereite. Okay, zubereiten<br />

lässt, denn Cher koche nicht selbst, gibt<br />

sie zu. „Das ist zum einen ihr Maisbrot,<br />

das wir füllen. Maisbrot ist eine typische<br />

Südstaatenspeise, meine Mutter stammt<br />

ja aus dem Süden. Und das zweite ist<br />

Mutters Käsekuchen. Der ist die Wucht. Ihr<br />

Käsekuchen war immer schneller aufgegessen<br />

als die ganzen Pasteten, also fing<br />

ich an, erst zwei und dann drei zu backen.<br />

Und als auch das nicht reichte, ging ich<br />

dazu über, den Käsekuchen zu verstecken.<br />

Das mache ich auch dieses Jahr wieder.“<br />

Cher lacht herzlich. „Die Leute sollen erst<br />

mal die Pasteten essen, die sind schließlich<br />

auch sehr lecker.“<br />

Das Fest der Liebe hat für Cher in diesem<br />

Jahr eine noch größere Bedeutung als<br />

sonst. Denn mit 77 Jahren hat die Sängerin,<br />

Schauspielerin und<br />

Vollblutentertainerin,<br />

die schon Mitte der<br />

Sechziger im Duett<br />

mit ihrem damaligen<br />

Ehemann Sonny<br />

(„I Got You Babe“)<br />

berühmt wurde und<br />

es trotz oder gerade<br />

wegen zahlloser<br />

Stilwechsel (in den<br />

Achtzigern sang sie<br />

„If I Could Turn Back<br />

Time“-Hardrock, in<br />

den Neunzigern Dance – „Believe“) bis<br />

heute blieb, das erste Weihnachtsalbum<br />

ihrer langen und wendungsreichen<br />

Karriere aufgenommen. Und warum auch<br />

nicht? Chers 27. Studioalbum, einfach<br />

„Christmas“ getauft, ist eine poppige und<br />

topgelaunte Angelegenheit geworden.<br />

„Es ist nicht das Weihnachtsalbum<br />

deiner Oma“, so Cher fröhlich. „Es ist ein<br />

Cher-Weihnachtsalbum.“ Neben ein paar<br />

Standards wie „Run Run Rudolph“ singt die<br />

US-ame<strong>rik</strong>anische LGBTIQ*-Ikone auch<br />

ein paar neue Songs, liefert sich Duette<br />

mit Michael Bublé (dessen Hit „Home“ die<br />

beiden neu eingesungen haben), Stevie<br />

Wonder, Cyndi Lauper und Darlene Love.<br />

Letztere sang 1963 schon denselben<br />

Song, „Christmas (Baby Please Come<br />

Home)“ und die damals 17-jährige Cher<br />

war in der Produktion von Phil Spector<br />

im Hintergrund zu hören. Außerdem<br />

versucht sie sich gar gemeinsam mit<br />

ihrem aktuellen Freund, dem 37-jährigen<br />

Produzenten Alexander Edwards, an einer<br />

Hip-Hop-Nummer, „Drop Top Sleigh Ride“,<br />

Gastrapper ist Tyga.<br />

„Ich dachte immer,<br />

Alexander hätte seinen<br />

Kumpel ganz schön<br />

bequatschen müssen,<br />

den Song mit mir zu<br />

machen, doch jetzt<br />

meinte er, nein, nein,<br />

Tyga hätte richtig Lust<br />

auf die Nummer mit<br />

mir gehabt.“<br />

Und wer noch nicht in<br />

Weihnachtsfeierstimmung<br />

ist, möge sich<br />

umgehend die Single „DJ Play A Christmas<br />

Song“ zu Gemüte führen. „Wir brauchen<br />

ein bisschen Freude und ein bisschen<br />

Ablenkung“ singt Cher in der Uptempo-<br />

Nummer. „Ich glaube felsenfest, dass<br />

Weihnachten die Stimmung hebt. Weil die<br />

Menschen netter sind in dieser Zeit. Weihnachten<br />

bringt die Leute dazu, ihr bestes<br />

Benehmen hervorzuholen. Zumindest<br />

bei den grundsätzlich guten Menschen<br />

ist das so.“ Also auch bei Menschen wie<br />

der zutiefst freundlichen, wohltätigen<br />

und einfach hochsympathischen Cher.<br />

„Den Geist des Guten, den fühle ich an<br />

Weihnachten immer besonders stark.“<br />

*Interview: Steffen Rüth

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