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rik Dezember 2023 / Januar / Februar 2024

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MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

ANNETT<br />

LOUISAN:<br />

„Meine Band<br />

war kurz<br />

irritiert“<br />

FOTO: JIM RAKETE<br />

Im <strong>Februar</strong> hat Annett Louisan<br />

in der Elbphilharmonie ein Konzert<br />

gegeben, um die Veröffentlichung<br />

ihrer Platte „Babyblue“ zu feiern. Diesen<br />

Abend ließ sie für ihr Album „Live aus der<br />

Elbphilharmonie“ mitschneiden. Allerdings<br />

wurden die Songs nachträglich in eine<br />

andere Reihenfolge gebracht.<br />

Ein Auftritt in der Elbphilharmonie, sagt<br />

Annett Louisan, sei für sie immer wieder<br />

etwas Besonderes. Einerseits, weil die<br />

Wahlhamburgerin dort ein Heimspiel<br />

hat, andererseits hatte sie natürlich die<br />

Vorgeschichte dieses Konzerthauses<br />

mitverfolgt: „Ich habe das ganze Theater<br />

rund um den Bau mitbekommen. Doch<br />

ich hatte das Gefühl: Sobald die Elbphilharmonie<br />

eröffnet worden war, wurde sie<br />

sofort ein Wahrzeichen dieser Stadt.“<br />

Obwohl die Sängerin schon mehrfach<br />

im Großen Saal gastiert hatte, war ihr<br />

Lampenfieber diesmal etwas ausgeprägter<br />

als sonst: „Ich hatte Angst davor,<br />

mit einer Band, mit der ich noch nie live<br />

auf der Bühne gestanden habe, aufzutreten.<br />

Außerdem saßen viele Leute im<br />

Publikum, die ich kenne. Das hat meine<br />

Anspannung verstärkt.“<br />

Aufgeregt ist Annett Louisan vor jeder<br />

Show. „Ich bin nie so unlocker wie vor<br />

einem Konzert“, gesteht sie. „Das ist<br />

schlimmer als vor dem ersten Date.“<br />

Dabei hat sich die Künstlerin inzwischen<br />

ein Stück weit von ihrem Perfektionismus<br />

verabschiedet: „Ich lasse jetzt ein bisschen<br />

mehr los und habe erkannt: Fehler<br />

gehören dazu. Auch für das Publikum<br />

sind sie ganz wichtig,<br />

damit es merkt: Das ist<br />

wirklich live.“<br />

Gleich beim Eröffnungslied<br />

„Die mittleren Jahre“<br />

leistete sie sich tatsächlich<br />

einen Patzer: „Ich<br />

habe die zweite Strophe<br />

verkürzt. Meine Band war<br />

kurz irritiert, ist mir aber<br />

gefolgt. Wenn man das<br />

nicht weiß, hört man es<br />

vielleicht gar nicht.“ Wer<br />

im Konzert war, erinnert sich möglicherweise<br />

daran, dass Annett Louisan wenig<br />

später für eine Ballade ihre High Heels<br />

ausgezogen hat. „Bei ,Babyblue‘“, erklärt<br />

sie, „brauchte ich festen Boden unter den<br />

Füßen.“ Ist „Das Spiel“ eher eine High-<br />

Heels-Nummer? „Ich kann diesen Titel<br />

mit oder ohne Schuhe singen“, erläutert<br />

die Musikerin. „Barfuß lässt es sich aber<br />

besser schunkeln als auf High Heels.“ Auf<br />

jeden Fall hat sie „Das Spiel“ bei ihren<br />

Auftritten schon in den unterschiedlichsten<br />

Versionen präsentiert – mal als<br />

Superballade, mal schneller. „Nun bin<br />

ich wieder zum Original zurückgekehrt“,<br />

erzählt sie. „Ich merke, dass ich es richtig<br />

entspannt singen kann. Übung macht<br />

wohl doch den Meister.“<br />

Songs wie „Wenn ich groß bin“ verhehlen<br />

bei dieser Einspielung<br />

nicht, was für eine begnadete<br />

Chansonsängerin<br />

Annett Louisan ist: „Live<br />

kann ich viel größere<br />

Gesten und Posen<br />

machen – auch stimmlich.<br />

Insofern funktionieren<br />

das Chansoneske und<br />

Pathos gut.“ Die gebürtige<br />

Sachsen-Anhalterin<br />

punktet jedoch nicht<br />

allein mit ihrer Stimme,<br />

auf der Bühne erzählt sie gern ein paar<br />

Geschichten. Das Lied „Wenn ich einmal<br />

sterben sollte“ hat sie in der Elbphilharmonie<br />

mit folgendem Satz anmoderiert:<br />

„Wenn wir nicht sagen, was wir uns<br />

wünschen und was wir wollen, dann<br />

sterben wir.“ Das, meint sie, sei ihr viel zu<br />

spät aufgegangen: „Es gibt wahnsinnig<br />

viele Menschen, die sich nicht trauen zu<br />

sagen, was sie wollen. Dabei ist das so<br />

wichtig. Wer es nicht tut, lebt ein falsches<br />

Leben. Das macht unglücklich, krank und<br />

aggressiv.“ *Dagmar Leischow

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