MAINfeeling Winter 2023
Das Lifestyle-Magazin für Rhein-Main
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eine ganz andere Vertrauensebene. Wenn man Hilfe<br />
braucht, kann man sich jederzeit auf seine IPA-Freunde<br />
verlassen.“<br />
So gab es für den 40-Jährigen im vorigen Jahr auch<br />
kein Zögern, sich für die Ukraine-Flüchtlinge einzusetzen.<br />
Zwar sei die IPA politisch neutral, aber Solidarität mit den<br />
ukrainischen Kollegen zu bekunden, selbstverständlich.<br />
„Unser Ziel ist ja klar: das friedliche Miteinander der Völker<br />
zu unterstützen. Da ich immer gerne neue Wege gehe,<br />
hatte ich die Hilfsorganisation ‚Ukraine Air Rescue‘ kontaktiert<br />
und bin mit denen rübergeflogen, um vor Ort Spenden<br />
auszuhändigen.“ Auch die Zusammenarbeit mit dem<br />
„Frankfurt for Ukraine“-Team und die Lieferung von Hilfsgütern<br />
verliefen erfolgreich, nachdem Heckens den Kontakt<br />
aufgebaut hatte. „Dank des unschlagbar guten IPA-<br />
Netzwerks kriegen wir in kurzer Zeit halt viel gewuppt!“<br />
„POLIZIST IST MAN AUS ÜBERZEUGUNG<br />
UND INTRINSISCHER MOTIVATION“<br />
Letztlich waren es dann vier Transporte an die polnischukrainische<br />
beziehungsweise rumänisch-ukrainische<br />
Grenze, für die er und zwei Kollegen über drei Wochen<br />
Urlaub investierten. „Zuvor war ich – auf eigene Kosten –<br />
durch ganz Hessen gefahren und hatte Medikamente<br />
eingesammelt. Auch von Seiten der IPA Deutschland<br />
wurden wohl Waren im Gesamtwert von 100.000 Euro<br />
gespendet.“ Auf dem Rückweg eines dieser Hilfstransporte<br />
mit einem Reisebus konnten 44 Flüchtlinge vom<br />
polnischen Chelm nach Dresden gebracht werden. „Wir<br />
bekamen sofort Unterkünfte bereitgestellt und auch<br />
Essensspenden, sicherlich in erster Linie aufgrund des<br />
guten Rufs, den wir genießen.“ Zum Dank wurden er und<br />
seine Kollegen von der IPA Hessen mit der silbernen<br />
Ehrennadel ausgezeichnet.<br />
Nicht nur bei den zwischenmenschlichen Kontakten,<br />
sondern auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ist Heckens<br />
Profi: „Gerade in den sozialen Medien ist es wichtig, eine<br />
gewisse Aufmerksamkeit zu generieren, daher informiere<br />
ich auf dem Instagram-Account der IPA Frankfurt regelmäßig<br />
darüber, was wir tun. Damit kann ich auch zeigen,<br />
wie wir das Geld und die Geschenke einsetzen, und auf<br />
einer unserer Hilfsfahrten habe ich quasi live Bilder gepostet<br />
und unsere Standorte übermittelt, um es möglichst<br />
transparent zu machen.“<br />
Mit seiner offenen, verbindlich-empathischen Art und<br />
einem wachen Auge und Ohr für seine Mitmenschen<br />
konnte der Polizeioberkommissar schon einige Male Entscheidendes<br />
bewirken. Anfang Juni wurde er gar zum<br />
Lebensretter, als er den fünfjährigen Sohn der ukrainischen<br />
Nachbarin, die ihn nachts verzweifelt aus dem<br />
Schlaf klingelt, letztlich erfolgreich reanimiert. Seine<br />
Erfahrung aus 15 Jahren ehrenamtlichem Sanitätsdienst<br />
bei den Maltesern und sein beruflich bedingtes „Funktionieren“<br />
halfen ihm dabei. Dennoch bringt ihn dieses Ereignis<br />
gehörig aus dem Gleichgewicht. Bei der Verarbeitung<br />
findet er auch vierbeinige, schnurrende Unterstützung –<br />
hat er doch damals in Bulgarien eine einäugige Findelkatze<br />
gerettet, aufgepäppelt und mitgenommen. „Tiere<br />
suchen sich halt ihre Menschen aus, und sie ist jetzt mein<br />
Herzenstier“, meint Heckens dankbar und gönnt ihr unter<br />
„fronti_the_policecat“ einen eigenen Instagram-Account.<br />
Als passionierter Jäger – „ich kann mein eigenes Essen<br />
erlegen und koche für mein Leben gern“ – fühlt er sich<br />
eben mindestens genauso dem Tierschutz verpflichtet.<br />
Eine Herzensangelegenheit war ihm auch ein 2017<br />
gemeinsam mit seinem besten Freund gegründeter Verein,<br />
der dazu diente, mehrtägige Segeltörns auf einem<br />
„Haikutter“ anzubieten. „Während er gesteuert hat, war<br />
ich Smutje und wurde als Bootsmann angelernt“, erzählt<br />
der 40-Jährige wehmütig. Denn Corona machte allen weiteren<br />
Plänen und Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung;<br />
vor einem Jahr nahm sich der Freund das Leben.<br />
„Zur Polizei geht man ja zumeist aus Überzeugung<br />
und Berufung, und man kann sich natürlich den Weltfrieden<br />
wünschen, doch wir sind da nicht kriegsentscheidend.<br />
Ich weiß, dass ich die Welt nicht retten – aber sie<br />
um mich herum ein bisschen besser machen kann.“<br />
www.ipa-deutschland.de<br />
Jürgen Linker<br />
ist bei der<br />
IPA Hessen<br />
ein Fels in<br />
der Brandung<br />
und für alle<br />
Mitglieder<br />
ein Vorbild.<br />
Dem gebürtigen Rheinhessen wurde die Liebe zu<br />
seinem Beruf in die Wiege gelegt, denn sein Großvater war<br />
Schutzmann beim Polizeirevier in Mainz-Kastel. Zwar absolvierte<br />
er erst mal eine Ausbildung bei der Stadt Mainz<br />
und ging für acht Jahre zur Bundeswehr, doch dann zog<br />
es ihn unwiderstehlich zur Polizei. Aktuell ist er bei der<br />
Verkehrsüberwachung im Mertonviertel tätig, aber auch<br />
Frontex-Einsätze in Bulgarien und Albanien gehören zu<br />
seiner Vita. „Gerade weil er schon häufig im Ausland war<br />
und so viel gesehen und erlebt hat, ist sein Horizont ganz<br />
anders geprägt als bei einem Berufsanfänger“, findet<br />
Linker lobende Worte über seinen Kollegen, den er als<br />
„Aushängeschild“ der IPA bezeichnet.