MAINfeeling Winter 2023
Das Lifestyle-Magazin für Rhein-Main
Das Lifestyle-Magazin für Rhein-Main
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SEIT VIER JAHRZEHNTEN TRETEN GERD KNEBEL UND HENDRIK<br />
„HENNI“ NACHTSHEIM ALS COMEDY-DUO BADESALZ AUF. SIE<br />
HABEN ES GESCHAFFT, DEN DEUTSCHEN DEN HESSISCHEN<br />
HUMOR NAHEZUBRINGEN. DAFÜR STEHEN BEI IHNEN EIN „ECHO“<br />
UND DREI „GOLDENE SCHALLPLATTEN“. IHR ERFOLGSREZEPT<br />
IST – NEBEN DEM GLEICHEN HUMOR – RELATIV SIMPEL.<br />
Von Sabine Börchers und Jonas Ratermann (Fotos)<br />
Begonnen hat „Badesalz“ einst als Weihnachtsgeschichte.<br />
Der erste gemeinsame Auftritt des Comedy-Duos fand<br />
bei einer gemischten Show am 24. Dezember im Frankfurter<br />
Musiklokal „Sinkkasten“ statt. Damals spielten die beiden<br />
einen Sketch mit dem Titel „Der Weihnachtsmann und seine<br />
Frau“. Vor 40 Jahren war das, sagen beide etwas zögerlich.<br />
Denn so genau wissen sie es nicht. Es könnte auch schon<br />
vor 41 Jahren gewesen sein. „Es gibt ja Leute, die akribisch<br />
ihre Jubiläen feiern, wir nicht“, erläutert Henni Nachtsheim.<br />
Wichtig ist ihnen nur, dass sie nach so langer Zeit noch<br />
zusammen sind. Spätestens den 100. Geburtstag von<br />
„Badesalz“ würden sie aber sicher begehen, versprechen<br />
sie. Bis dahin ist es noch ein Weilchen, doch schon jetzt glauben<br />
die beiden, dass sie eines der wenigen Comedy-Duos<br />
weltweit sind, das so lange durchgehalten hat, ohne sich zu<br />
trennen oder gar zu verklagen.<br />
Dafür haben sie ein einfaches Rezept: „Wer nein sagt, hat<br />
bei uns immer 51 Prozent. Wenn einer etwas nicht gut findet,<br />
dann machen wir es nicht“, erläutert Gerd Knebel. Und Henni<br />
Nachtsheim hakt ein: „Das ist eines der wichtigsten Dinge,<br />
die ich in unserer Comedy-Partnerschaft gelernt habe.<br />
Wenn eine Idee nicht funktioniert, sollte man sich nicht lange<br />
damit quälen, sondern über eine Alternative nachdenken.“<br />
Sie hätten nach anfänglichen Streitereien irgendwann das<br />
umgesetzt, was in der Gesellschaft allgemein immer schwieriger<br />
werde, schließt Gerd Knebel an: „Das anzuhören, was<br />
der andere sagt, die Kritik anzunehmen und sich einzugestehen,<br />
eigentlich hat er recht. Das kann man lernen, man<br />
muss nur von seinem Ego ein bisschen runter.“<br />
300 LEUTE & EIN LUSTLOSER<br />
BEI DER PREMIERE IM SINKKASTEN<br />
Das hat natürlich mit ihrer langjährigen Freundschaft und viel<br />
mit Respekt zu tun, den beide seit ihren Anfängen füreinander<br />
empfinden. Henni Nachtsheim, damals mit den „Rodgau<br />
Monotones“ bereits sehr erfolgreich, sah zu Beginn der<br />
1980er Jahre die Band „Flatsch!“ mit Gerd Knebel, die Rockmusik<br />
mit Sketchen und schnellen Kostümwechseln verband,<br />
zum ersten Mal. „Ich dachte zwar kurz so als Platzhirsch, wir<br />
sind doch gerade die bekannte hessische Band, aber ich war<br />
unheimlich beeindruckt von der Bühnenpräsenz von Gerd und<br />
seinen Kollegen.“ Vorm ersten Treffen bei einem gemeinsamen<br />
Auftritt im Volksbildungsheim sei er sogar nervös gewesen,<br />
weil er „so Ehrfurcht hatte vor Gerds Präsenz“. Beim Geburtstag<br />
des Schlagzeugers der Rodgau Monotones lernten sie sich<br />
dann richtig kennen, verstanden sich auf Anhieb und blödelten<br />
bis zum Morgengrauen. „Ich hatte damals Liebeskummer und<br />
wollte mich betrinken. Gut, dass ich das nicht gemacht habe,<br />
sonst würden wir hier heute vermutlich nicht sitzen“, sagt er.<br />
NEUE TV-SERIE: IMPROVISATION<br />
AUF DEM CAMPINGPLATZ<br />
Was dann kam, war viel Improvisation. „Den Begriff Comedy<br />
gab es noch nicht, wir hatten keine Anleitung, was wir machen<br />
sollten. Wir haben geschrieben und geschrieben. Unser erstes<br />
Programm war drei Stunden lang“, erinnert sich Gerd Knebel.<br />
„Aber“, fällt Nachtsheim ihm ins Wort, „das war so statisch,<br />
dass wir auch ohne Erfahrung gemerkt haben, es funktioniert<br />
nicht. Also haben wir es sechs Wochen vor der Premiere weggeschmissen<br />
und dann ,Das Super Dong Dong‘ geschrieben.“<br />
Darin kam auch die berühmte Badesalz-Tablette vor, der sie<br />
ihren Namen verdanken. Plötzlich sprudeln im Gespräch bei<br />
beiden die Erinnerungen. Sie erzählen von der Premiere im<br />
Sinkkasten vor 300 Leuten und einem Lustlosen, der immer<br />
nur meckerte und gar nichts witzig fand. Und vom nächsten<br />
Auftritt dort, als der Besitzer sie dazu aufforderte, mal aus<br />
dem Fenster zu schauen, von wo sie auf eine lange Menschenschlange<br />
bis zur Zeil blickten. „Gerd hat ganz naiv gefragt,<br />
was ist das? Das sind die Leute, die Euch sehen wollen.“<br />
Man könnte sie für ein altes Ehepaar halten, wie der eine<br />
die Sätze des anderen beendet. Und tatsächlich spielen sie<br />
aktuell mal wieder ein solches. Nach langer Pause haben<br />
sie eine Comedy-Serie mit Filmsketchen gedreht. Ilse und<br />
Schorschi Gorgonzola heißt das Paar, das unter dem Titel<br />
„Yes Sir, We Camp Boogie!“ auf Campingtour geht. „Wir<br />
haben uns das Wohnmobil gemietet, die Klamotten besorgt,