prima! Magazin - Ausgabe Dezember 2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BERICHT<br />
Ein gefährlicher Trend<br />
Warum der regelmäßige Konsum von<br />
Energy Drinks dem Körper schadet<br />
Energy Drinks erfreuen sich weltweit einer immer größeren Beliebtheit,<br />
vor allem bei jüngeren Menschen. Sie versprechen, den Körper schnell<br />
mit Energie zu versorgen, die Leistungsfähigkeit zu steigern und Müdigkeit<br />
zu bekämpfen. Warum diese vermeintliche Wunderwirkung ihre<br />
Schattenseiten birgt und welche körperlichen Folgen bei regelmäßigem<br />
Konsum auftreten, zeigt Dr. Heinz Gyaky, Allgemein- und Ernährungsmediziner<br />
aus Bad Tatzmannsdorf, auf. Der Mediziner behandelt nämlich<br />
immer mehr Menschen, darunter hauptsächlich Jugendliche, die aufgrund<br />
ihrer Sucht nach Energy Drinks an Burnout-ähnlichen Symptomen<br />
leiden.<br />
Chiara Pieler<br />
Foto © pexels<br />
Trigger Warnung: Dieser Artikel enthält Inhalte über Depressionen und Selbstverletzung. Wir empfehlen<br />
besonders sensiblen Leserinnen und Lesern, diese Inhalte mit Vorsicht zu lesen oder zu überspringen.<br />
Jugendliche und Energy<br />
Drinks<br />
Die zucker- und koffeinhaltigen Getränke<br />
versprechen einen schnellen Energieschub<br />
und werden daher oft als Mittel zum<br />
Durchhalten in stressigen Situationen oder<br />
als Partygetränk konsumiert. „Wir haben<br />
das Problem, dass wir sehr viele Jugendliche<br />
haben, die unter einem bestimmten<br />
Grad an Erschöpfung leiden“, so Gyaky.<br />
Der Mediziner spricht gar von Erschöpfungsdepressionen<br />
bei jungen Menschen.<br />
„Das hat Corona gemacht, der Ukraine-<br />
Krieg und nicht zuletzt die Klima-Krise“,<br />
fügt er hinzu. Energy Drinks werden von<br />
Jugendlichen aber nicht nur aufgrund<br />
ihrer Wirkung im Körper konsumiert. „Es<br />
ist natürlich schon ein gehyptes Getränk<br />
und man fühlt sich automatisch cool, wenn<br />
man es trinkt“, erzählt der 13-jährige Felix<br />
S. aus Oberwart.<br />
Auswirkungen auf den Körper<br />
Energy Drinks enthalten eine hohe<br />
Konzentration an Koffein. Während eine<br />
Tasse Kaffee nur 30 bis 50 mg der Substanz<br />
enthält, kann ein handelsüblicher<br />
Energy Drink 80 mg Koffein enthalten. Der<br />
hohe Koffeingehalt, gepaart mit der Menge<br />
an Zucker oder Süßstoff, die enthalten ist,<br />
macht sich im Körper bemerkbar. Es kann<br />
dabei zu Schlafstörungen, Herzrasen und<br />
erhöhtem Blutdruck kommen. Die Nebenniere<br />
als Stressverwaltungsorgan ist beim<br />
Konsum von Energy Drinks ein wichtiger<br />
Faktor. „Wenn die Nebenniere chronischen<br />
Stress hat, also ständig mit Energy Drinks<br />
bombardiert wird, schüttet sie ein Hormon<br />
aus. Dabei handelt es sich um das Langzeitstresshormon<br />
Cortisol, das die Entstehung<br />
von Serotonin, dem „Glückshormon“,<br />
blockiert“, berichtet Gyaky. Personen, die<br />
gestresst sind und zudem regelmäßig<br />
Energy Drinks konsumieren, neigen<br />
deshalb zu Depressionen, Panikattacken<br />
und Angststörungen. Dasselbe gilt im<br />
Übrigen bei einem übermäßigen Konsum<br />
von anderen koffeinhaltigen Getränken,<br />
die Dosierung bei Energy Drinks und die<br />
Suchtgefahr sind aber bedeutend höher.<br />
Adrenal-Fatigue-Syndrom<br />
Das Adrenal-Fatigue-Syndrom bezeichnet<br />
eine körperliche Erschöpfung, die<br />
durch den chronischen Konsum von<br />
Energy Drinks verursacht werden kann.<br />
„Adrenalin ist ein Hormon, das Stressreaktionen<br />
im Körper auslöst. Durch den<br />
Von der Kombination aus psychischem Stress und<br />
Energy Drinks wird von Ärzt*innen dringend<br />
abgeraten, da es zu gesundheitlichen Risiken<br />
kommen kann.<br />
übermäßigen Konsum von Energy Drinks<br />
wird dieses System überstimuliert, was<br />
zu einem Erschöpfungszustand führen<br />
kann“, so Gyaky. Die Symptome des<br />
Adrenal-Fatigue-Syndroms ähneln in<br />
gewisser Weise denen des Burnout-Syndroms<br />
(siehe Infokasten). Personen, die<br />
davon betroffen sind, fühlen sich ständig<br />
erschöpft und ausgelaugt, selbst wenn sie<br />
ausreichend Schlaf bekommen. Hier<br />
mahnt Gyaky: „Es gibt Dinge, mit denen<br />
man ständig konfrontiert ist und die<br />
psychisch belasten können. Aber hat eine<br />
Adrenal-Fatigue-Syndrom<br />
Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung,<br />
Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten,<br />
Schlafstörungen oder Reizbarkeit treten<br />
gleichermaßen bei einem Burnout sowie<br />
beim Adrenal-Fatigue-Syndrom auf.<br />
18<br />
DEZEMBER <strong>2023</strong> www.<strong>prima</strong>-magazin.at