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Lichtkunst<br />
Gerry Hofstetter ist Lichtkünstler.<br />
Gemeinhin stellt man sich darunter<br />
jemanden vor, der gemütlich am<br />
Computer verspielte Animationen<br />
programmiert, dann mit Beamer<br />
und Laptop in ein Gebäude geht<br />
und den Raum mit bewegten Bildern<br />
ausleuchtet oder das Gebäude selbst von aussen<br />
beleuchtet. <strong>Das</strong> aber könnte nicht weiter als möglich<br />
entfernt sein von dem, was dieser Pionier der Lichtkunst<br />
tut und bereits getan hat. Erstens benötigt<br />
er keine bewegten Bilder, keine Animationen und<br />
zweitens benutzt er neben Gebäuden auch Eisberge,<br />
fliegende Flugzeuge oder Felswände als Projektionsflächen.<br />
Gerry Hofstetter ist darum eigentlich, was<br />
man bedauerlicherweise nicht übersetzen kann,<br />
ein absoluter «Sebesiech», ein Abenteurer, Weltenbummler,<br />
einer, der immer wieder an seine Grenzen<br />
geht und dann noch einen Schritt darüber hinaus.<br />
So entstehen Fotos, die um die Welt gehen, wobei<br />
er mitunter tage- und wochenlang für den richtigen<br />
Moment in Kälte, Schnee, Eis oder Wüste ausharren<br />
muss, um das perfekte Bild mit der richtigen Stimmung,<br />
dem perfekten Licht einzufangen. Als ob dies<br />
nicht schon genug wäre, haben alle seine Projekte<br />
eine Aussage, einen Bezug zu einem Thema. Daher<br />
eben Kunst, weil er immer eine Botschaft übermittelt,<br />
mitunter auch provoziert, wachrüttelt. Der<br />
grosse Tiger auf der Eigernordwand zum Beispiel<br />
war ein Gruss gen Osten, weil dort das Jahr des Tigers<br />
begonnen hatte und zeitgleich auch die Olympischen<br />
Winterspiele in Beijing stattfanden. Die Idee<br />
dazu trug der heute 61-Jährige 20 Jahre in sich, sie<br />
funktionierte aber nur mit eben diesem Tierkreisjahr,<br />
welches sich nur alle zwölf Jahre wiederholt.<br />
<strong>Das</strong>s er dabei Tonnen von Material schleppen muss<br />
und auch die Technik immer wieder an ihre Grenzen<br />
bringt, ist quasi Teil der Kunst. Alles für das perfekte<br />
Bild lautet das Motto und dafür ist er bereit, weit zu<br />
gehen – sehr weit sogar.<br />
EISBERG VORAUS<br />
Bei all den beeindruckenden Projekten ist es schwierig,<br />
eins hervorzuheben, weil hinter jeder Projektion<br />
eine Idee steht, mitunter eine jahrelange Vorbereitung<br />
und dann die Hartnäckigkeit dranzubleiben im<br />
Wissen, dass diese Botschaft nur an einem bestimmten<br />
Ort, nur zu einem bestimmten Zeitpunkt und<br />
genau so eine Wirkung erzielt. So wie beim Projekt<br />
mit der Titanic. Die Geschichte kennt jeder und<br />
jede, Gerry Hofstetter war aber erstaunt, als er 2006<br />
Oben: Arktis Light Art Expedition –<br />
Love your Planet. Projektion der<br />
Lunge von Gerry Hofstetter auf einen<br />
Eisberg. Wenn die Lungen der Erde<br />
zerstört werden (Regenwald, Arktis<br />
und Antarktis), so werden die Lungen<br />
aller Lebewesen auf diesem Planeten<br />
auch keinen Sauerstoff mehr haben.<br />
Links: Ukraine, Kyiv. Beleuchtung<br />
während dem Krieg an Weihnachten<br />
2022 der Statue Motherland mit<br />
dem Dreizack der Ukraine als Solidaritätsaktion<br />
für die Bevölkerung.<br />
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SEESICHT 6/23<br />
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