männer* | IV/23
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04/20<strong>23</strong><br />
Gesundheit | Sexualität | Wellbeing<br />
MATCHA<br />
Das grüne Wunder<br />
POLYAMORIE<br />
ein Zukunftsmodell?<br />
Männer und ihre<br />
SCHÖNHEITSIDEALE
Zukunftsmusik:<br />
/ INTRO<br />
1888 sagte uns Autor Edward Bellamy in seinem Science-Fiction-Roman „Ein<br />
Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887“ die Kreditkarte voraus – lange<br />
vor dem ersten Bankautomaten und Online-Banking. Bereits 15 Jahre zuvor<br />
prophezeite Jules Verne die Reise des Menschen zum Mond. Nicht immer waren<br />
die Voraussagen von Schriftstellern und Wissenschaftlern so tief greifend wie<br />
die von Bellamy und Vernes und schon lange nicht immer zutreffend. In „Fremder<br />
in einer fremden Welt“ schenkte Robert Heinlein seinen Romanfiguren<br />
das Wasserbett zehn Jahre, bevor es tatsächlich in den ersten Schlafzimmern stand. Im Film<br />
„Snowpiercer“ aus dem Jahr 2013 beschließen 79 der 193 Staaten der Erde, den Planeten herunterzukühlen<br />
– mit fatalen Folgen. Die wenigen Überlebenden ernähren sich anschließend<br />
von schwarzen Proteinblöcken. Ganz so finster ist es um uns und unsere Essgewohnheiten<br />
noch nicht bestellt. Allerdings: Immer mehr Produkte strömen auf den Markt, die in Pulverform<br />
ganze Mahlzeiten ersetzen und dabei auch noch richtig gesund sein wollen. Wir haben<br />
eines dieser Produkte für dich getestet. Außerdem in dieser Ausgabe von männer*: alles über<br />
Polyamorie, Performance-Angst und ein Guide zum 100-Werden.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
Felix Just und dein männer* Team<br />
Das männer* TEAM<br />
setzt sich aus festen und freien Mitarbeitern<br />
zusammen, die wir hier kurz vorstellen.<br />
OLAF ALP<br />
hat sich seit vielen Jahren auf<br />
das Themengebiet Andrologie<br />
spezialisiert und fungiert neben<br />
seiner Herausgeberschaft des<br />
Magazins mate auch als Redakteur<br />
des Magazins männer*.<br />
MARTIN LEWICKI<br />
ist als langjähriger freier<br />
Journalist in den Bereichen<br />
Gesundheit und Wellbeing tätig.<br />
Zu seinen Schwerpunkten<br />
zählen Ernährung und Fitness.<br />
MICHAEL KRAWCZYK<br />
unterstützt aktuell die Onlineseite<br />
männer* im Rahmen<br />
seines Dualen Studiums in<br />
Digital Media und Marketing<br />
mit redaktioneller Arbeit.<br />
SUSAN KÜHNER<br />
gestaltet als Art Direktorin<br />
neben der männer* den<br />
Spartacus Traveler. Zudem<br />
layoutet sie das Frankfurter<br />
Stadtmagazin GAB.<br />
MARCO BAST<br />
verstärkt im Zuge seines Volontariats<br />
zum Redakteur und<br />
Journalisten den Verlag durch<br />
redaktionelle Arbeit und wird<br />
daher regelmäßig in diesem<br />
Magazin zu lesen sein.<br />
MARK PFITZINGER<br />
ist seit Anfang 20<strong>23</strong> Teil der<br />
Grafikabteilung. Er gehört zum<br />
Layoutteam der männer* und<br />
der blu Media Stadtmagazine.<br />
03
INTRO<br />
/<br />
Inhalt<br />
GESUNDHEIT<br />
08 Antibiotika-Pep vor Zulassung<br />
12 Genfer Patient ohne H<strong>IV</strong><br />
14 Blutspenderegeln im Wandel: Diskriminierung bleibt<br />
trotz Reform<br />
16 "einfach!ch schwul.bipolar.positiv": Interview mit<br />
Torsten Poggenpohl<br />
22 H<strong>IV</strong>: Adhärenz als Schlüssel<br />
26 Was gegen eine Winterdepression hilft<br />
32 Mehrfachbeziehungen: ein Zukunftsmodell?<br />
38 Dating für H<strong>IV</strong>-Positive<br />
40 Sexting-Knigge: Die Yeahs und No-Nos beim Online-Flirten<br />
44 Nervös? Was du von Erotik-Performer*innen über Performanceangst<br />
lernen kannst<br />
48 SELF LOVE: Ein Gespräch mit Sextherapeut Dr. Christopher Ryan Jones<br />
52 Potenzmittel im Vergleich<br />
56 Neuer Ansatz für Behandlung erektiler Dysfunktion<br />
04 4/20<strong>23</strong><br />
SEXUALITÄT
62 MÄNNER UND SCHÖNHEITSIDEALE<br />
66 Electrifyingly pretty - diese Beauty Gadgets machen dich jetzt noch schöner!<br />
68 BEAUTY mit Herz & Verstand<br />
72 Gesichtsmasken zum Selbermachen<br />
74 Laser Attack: Rocket Science for your skin!<br />
78 Kalte Dusche gefällig?<br />
80 Massagetechniken aus aller Welt<br />
84 67% der Männer sind übergewichtig<br />
WELLBEING<br />
86 Eat, Pray, Love (& Walk)<br />
der Guide zum 100-werden<br />
90 Matcha, das grüne Wunder<br />
94 ASTRONAUTENNAHRUNG: Frühstücken wie Neil Armstrong<br />
96 Fitness-Apps<br />
98 Impressum<br />
05
GESUNDHEIT<br />
FOTO: DRAZEN ZIGIC_FREEPIK.COM
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
ANTIBIOTIKA-<br />
PEP<br />
VOR ZULASSUNG<br />
ILLUSTRATION: VECTORJUICE_FREEPIK.COM<br />
Ein altes Antibiotikum wird zur Waffe gegen<br />
sexuell übertragbare Infektionen<br />
08<br />
4/20<strong>23</strong>
Drei von vier Studien haben gezeigt, dass eine direkt nach dem Sex eingenommene Dosis<br />
Doxycyclin das Risiko für eine Infektion mit Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis erheblich<br />
reduziert. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC wird wohl in Kürze eine Empfehlung<br />
für den Gebrauch dieser Methode für Hochrisikogruppen herausgeben. Obwohl noch nicht alle<br />
Langzeitfolgen erforscht sind.<br />
Doxycyclin, wenn es nach ungeschütztem<br />
Geschlechtsverkehr eingenommen wird,<br />
hat in klinischen Studien gezeigt, dass es<br />
das Risiko einer Infektion mit drei Krankheiten<br />
signifikant reduziert:<br />
Chlamydien,<br />
Gonorrhoe und<br />
Syphilis.<br />
Die führende US-Bundesgesundheitsbehörde,<br />
die CDC (Zentren für die Kontrolle<br />
und Prävention von Krankheiten), ist<br />
dafür verantwortlich, eine Entscheidung<br />
über neue Empfehlungen zu treffen. Dabei<br />
muss sie sowohl die Notwendigkeit berücksichtigen,<br />
Epidemien bei Millionen von<br />
Amerikanern einzudämmen, als auch das<br />
Risiko einer erhöhten Antibiotikaresistenz.<br />
„Innovation und Kreativität sind im Bereich<br />
der öffentlichen Gesundheit wichtig, und<br />
wir brauchen dringend neue Werkzeuge”,<br />
sagte Jonathan Mermin, ein CDC-Vertreter,<br />
gegenüber AFP. Die Empfehlungen, die voraussichtlich<br />
diesen Sommer veröffentlicht<br />
werden sollen, werden wahrscheinlich nur<br />
auf diejenigen Gruppen abzielen, die am<br />
stärksten gefährdet sind: schwule Männer<br />
oder transgeschlechtliche Frauen mit früheren<br />
Infektionen. Während sich die Nachricht<br />
verbreitet, verschreiben bereits einige<br />
Ärzte das Antibiotikum zu diesem Zweck.<br />
Malik, ein 37-jähriger Mann aus Washington,<br />
der seinen Nachnamen nicht preisgeben<br />
wollte, hat bereits zweimal auf ärztlichen<br />
Rat hin Doxycyclin zur Vorbeugung<br />
eingenommen, nachdem er ungeschützten<br />
Geschlechtsverkehr hatte – darunter<br />
einer mit einem Partner, der nicht darauf<br />
hingewiesen hatte, dass er sein Kondom<br />
abgenommen hatte.<br />
ANSTIEG DER FALLZAHLEN<br />
Die Fälle der drei bakteriellen Infektionen<br />
nehmen seit einem Jahrzehnt zu und<br />
erreichten 2021 in den USA 2,5 Millionen.<br />
Dies liegt zum Teil daran, dass sich Infektionen<br />
durch vermehrten Kontakt verbreiten.<br />
Aber auch, weil Kondome immer<br />
weniger verwendet werden, seit die PrEP –<br />
ein Medikament zur Vorbeugung von H<strong>IV</strong> –<br />
sehr erfolgreich eingeführt wurde. Zudem<br />
müssen PrEPer alle drei Monate einen Test<br />
durchführen lassen, was dazu beiträgt,<br />
mehr Infektionen zu identifizieren.<br />
"Innovation und Kreativität<br />
sind im Bereich der öffentlichen<br />
Gesundheit wichtig,<br />
und wir brauchen dringend<br />
neue Werkzeuge"<br />
DREI VON VIER STUDIEN<br />
ERFOLGREICH<br />
Doxycyclin hat sich in drei von vier durchgeführten<br />
klinischen Studien als wirksam<br />
erwiesen. „In sexuell übertragbaren<br />
Infektionen haben wir eine Reduktion um<br />
09
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
zwei Drittel festgestellt”, sagte Annie Luetkemeyer,<br />
die eine US-Studie durchgeführt<br />
hat. Diese Studie wurde mit 500 Männern<br />
durchgeführt, die Sex mit Männern und<br />
transgeschlechtlichen Frauen haben. Die<br />
Wirksamkeit war gegen Chlamydien und<br />
Syphilis (-80% Infektionen) höher als gegen<br />
Gonorrhoe (-55%). Die Nebenwirkungen<br />
waren gering. Weitere Studien müssen<br />
allerdings zeigen, welche Auswirkungen<br />
Doxycyclin auf andere Bakterien hat, z.B.<br />
in der Nase oder im Darm.<br />
ANTIBIOTIKARESISTENZEN IM GRIFF<br />
Die Erweiterung des Zugangs zu Doxycyclin<br />
hat jedoch auch Bedenken ausgelöst:<br />
Es könnte eine Antibiotikaresistenz<br />
auftreten, insbesondere bei der schnell<br />
mutierenden Gonorrhoe-Bakterie.<br />
"Ich denke, die Ära der<br />
Prävention durch Kondome<br />
geht zurück"<br />
Erste Analysen dazu sind jedoch beruhigend.<br />
In der US-amerikanischen<br />
klinischen Studie verglichen die Forscher<br />
Proben dieser Bakterie aus Infektionen,<br />
die trotz Doxycyclin-Behandlung auftraten,<br />
mit Proben aus der nicht behandelten<br />
Gruppe. Die Rate resistenter Bakterien<br />
war zwar in der behandelten Gruppe<br />
höher, aber das könnte einfach bedeuten,<br />
dass das Antibiotikum gegen diesen resistenten<br />
Stamm weniger wirksam ist, nicht<br />
dass es ihn verursacht hat, erklärte Connie<br />
Celum, eine der Leiterinnen dieser<br />
Studie. Zudem, da Doxycyclin die Anzahl<br />
der Infektionen um die Hälfte reduzieren<br />
könnte, bedeutet dies auch halb so viele<br />
Personen, die mit dem normalerweise<br />
gegen Gonorrhoe verschriebenen Antibiotikum<br />
(Ceftriaxon) behandelt werden<br />
müssen. Ärzte möchten die Wirksamkeit<br />
dieses Medikaments erhalten.<br />
„ZUSÄTZLICHES WERKZEUG”<br />
Malik ist froh, Doxycyclin als letzten Ausweg<br />
verwenden zu können, wünscht sich<br />
jedoch, dass mehr Männer bereit sind,<br />
Kondome zu benutzen. Seiner Meinung<br />
nach sind seit seinem Umzug von Südasien<br />
in die USA weniger Männer interessiert,<br />
ihn auf Dating-Seiten kennenzulernen,<br />
wenn er angibt, kein ungeschütztes<br />
Geschlecht zu wollen. Aber nach Stephen<br />
Abbott, einem Arzt in Washington, der<br />
Doxycyclin verschreibt und verwendet,<br />
ist es wichtig, Verhaltensänderungen zu<br />
berücksichtigen. „Ich denke, die Ära der<br />
Prävention durch Kondome geht zurück”,<br />
sagte er gegenüber AFP, „wenn ich mit<br />
Patienten spreche und weil ich zur PrEP-<br />
Community gehöre”.<br />
Ein Vertreter einer kulturellen Organisation<br />
in London, der anonym spricht,<br />
berichtete von der raschen Verbreitung der<br />
Neuigkeiten über diese neue Behandlung,<br />
und er kauft jetzt selbst Doxycyclin auf<br />
dem Schwarzmarkt. Der 42-jährige Mann<br />
wünscht sich, dass auch das Vereinigte<br />
Königreich neue Empfehlungen übernimmt,<br />
um die Menschen besser über<br />
erforderliche Dosierungen zu informieren.<br />
Für die Forscherin Annie Luetkemeyer<br />
wird Doxycyclin nicht die einzige Antwort<br />
auf die Epidemie sexuell übertragbarer<br />
Krankheiten sein. Die Entwicklung eines<br />
Impfstoffs gegen Gonorrhoe wäre nach<br />
wie vor sehr nützlich. „Aber ich bin optimistisch”,<br />
sagte sie, „ich denke, es ist ein<br />
zusätzliches Werkzeug.”<br />
*AFP/ia/la/rle/tmt<br />
10<br />
4/20<strong>23</strong>
NX-DE-HVU-ADVT-<strong>23</strong>0001; April 20<strong>23</strong><br />
„ ich weiß, wie<br />
ich mit hiv<br />
gelassen<br />
alt werde<br />
wissen fürs leben<br />
findest du hier!<br />
Mach dich schlau - mit<br />
der digitalen H<strong>IV</strong>-Broschüre
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
FOTO: REDPIXEL_ STOCK.ADOBE.COM<br />
GENFER PATIENT<br />
OHNE H<strong>IV</strong><br />
Ein Mann, der als „Genfer Patient“ bezeichnet<br />
wird, ist der jüngste H<strong>IV</strong>-Infizierte, bei dem eine<br />
Heilung festgestellt wurde. Eine Studie dazu<br />
wurde in Brisbane im Rahmen des 26. Kongresses<br />
der International AIDS Society vorgestellt.<br />
Bislang galten fünf Menschen als „geheilt“ von<br />
H<strong>IV</strong>: die Patienten in Berlin, London, Düsseldorf,<br />
New York und City of Hope, Kalifornien.<br />
Alle hatten eine Knochenmarktransplantation<br />
zur Behandlung schwerer Krebsfälle und<br />
erhielten Stammzellen von einem Spender<br />
mit einer Mutation des CCR5-Gens. Diese<br />
Mutation ist dafür bekannt, dass sie das Eindringen<br />
von H<strong>IV</strong> in die Körperzellen verhindert.<br />
Im Jahr 2018 erhielt der Genfer Patient<br />
ebenfalls eine Stammzelltransplantation zur<br />
Behandlung einer besonders aggressiven<br />
Form von Leukämie. Doch diesmal stammte<br />
das Transplantat von einem Spender, der<br />
die CCR5-Mutation nicht trug. Doch auch 20<br />
Monate nachdem der Mann die antiretrovirale<br />
Behandlung abgesetzt hatte, haben die<br />
Ärzte der Genfer Universitätsklinik keine<br />
Spur des Virus in seinem Körper gefunden,<br />
so die Forscher.<br />
„Was mit mir geschieht, ist großartig, magisch“,<br />
sagte der Genfer Patient in einer<br />
Erklärung. Der Patient wurde 1990<br />
mit H<strong>IV</strong> diagnostiziert. Er hatte bis<br />
November 2021 antiretrovirale Medikamente<br />
eingenommen, als seine Ärzte<br />
ihm rieten, die Behandlung nach der<br />
Knochenmarktransplantation abzusetzen.<br />
Sharon Lewin, die Präsidentin der Internationalen<br />
AIDS-Gesellschaft, sagte, der<br />
Fall sei „vielversprechend“.<br />
Während diese Fälle langfristiger<br />
Remission die Hoffnung wecken, dass<br />
H<strong>IV</strong> eines Tages wirklich geheilt werden<br />
kann, ist das Verfahren der Knochenmarktransplantation<br />
keine Option für die<br />
Millionen von Menschen, die weltweit mit<br />
dem Virus leben. Es besteht jedoch die<br />
Hoffnung, unerwartete Erkenntnisse über<br />
die Beseitigung und Kontrolle der viralen<br />
Reservoirs zu erhalten.<br />
12<br />
4/20<strong>23</strong>
Eure Liebe gehört euch –<br />
Der CSD in München<br />
Der <strong>23</strong>-jährige McDonald’s Schichtführer und<br />
Brand Ambassador Jeremy Maag war auf dem<br />
CSD in München mit dabei und berichtet von<br />
seinen Eindrücken.<br />
Schon früh am Morgen konnte man die Vorfreude<br />
in der Luft der Münchner Straßen spüren. Wir<br />
haben uns alle auf dem Mariahilfplatz versammelt,<br />
der immer bunter wurde und in einem regelrechten<br />
Farbenrausch aus Regenbogenflaggen,<br />
glitzernden Kostümen und glücklichen Gesichtern<br />
erstrahlte. Auch die beiden Dragqueens Aria<br />
Addams und Candy Crash, die wir auf unseren<br />
Truck eingeladen hatten, waren vor Ort und<br />
brachten mit ihrer einzigartigen Persönlichkeit die<br />
Menschen zum Strahlen. Als die ersten Bässe aus<br />
den Lautsprechern erklangen, ging es endlich los.<br />
Gemeinsam stiegen wir auf unsere Wägen und<br />
setzten uns gemeinsam mit der LGBTQIA+<br />
Community in Bewegung. Die Menschen am<br />
Straßenrand tanzten zusammen, umarmten<br />
einander und teilten Momente des Glücks, denn<br />
dieser Ort war ein sicherer Raum des gegenseitigen<br />
Respekts, an dem jeder seine Einzigartigkeit<br />
feiern konnte.<br />
Auf und neben den Trucks herrschte eine<br />
Atmosphäre der starken Solidarität und des<br />
tiefen Verständnisses für unsere gemeinsame<br />
Mission: Eine Gesellschaft zu schaffen, die auf<br />
Liebe und Akzeptanz basiert.<br />
Mich hat es sehr gefreut, gemeinsam mit<br />
vielen Kolleg:innen von McDonald’s<br />
Teil des CSD’s in München sein zu dürfen.<br />
Viele weitere Informationen<br />
zum Engagement<br />
von McDonald’s Deutschland<br />
erfahrt ihr übrigens hier:<br />
Es war mehr als nur ein Tag, an dem sich<br />
Menschen vereinten, um die Vielfalt zu feiern,<br />
Barrieren zu durchbrechen und die Welt zu<br />
einem Ort der Akzeptanz zu machen. Es war<br />
ein Tag, an dem wir gemeinsam als Team mit<br />
der Community einen weiteren Schritt gemacht<br />
haben, um diese Veränderung voranzutreiben.<br />
Wir sind stolz darauf, uns für Gleichberechtigung<br />
und Inklusion einzusetzen – vor und hinter<br />
dem Tresen.<br />
© 20<strong>23</strong> McDonald’s
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
Text: Michael Krawczyk<br />
WER DARF<br />
SPENDEN?<br />
Blutspenderegeln im Wandel:<br />
Diskriminierung bleibt<br />
trotz Reform<br />
Blutspenden sind nicht nur in Deutschland von enormer Bedeutung,<br />
da sie Leben retten können. Trotz des medizinischen Fortschritts<br />
und umfassender Aufklärung über H<strong>IV</strong> und AIDS herrscht<br />
bei der Blutspende nach wie vor das Problem der Diskriminierung<br />
gegenüber schwulen Männern und Trans*menschen.<br />
Deshalb verpflichtete die Regierung die<br />
Bundesärztekammer (BÄK) und das Paul-<br />
Ehrlich-Institut (PEI) zu einer Neuerung<br />
der Blutspenderegelung, die keine Ausschlüsse<br />
aufgrund der sexuellen Orientierung<br />
oder geschlechtlichen Identität mehr<br />
zulässt. Nun schlägt die Deutsche Aidshilfe<br />
im Hinblick auf die neuen Regeln Alarm<br />
und kritisiert, dass diese ihr Ziel verfehlt<br />
hätten, die Diskriminierung zu beenden.<br />
Der größte Kritikpunkt der Aidshilfe<br />
betrifft die Einführung einer Vier-Monats-Frist<br />
für Menschen, die Analverkehr<br />
mit neuen Partnern hatten. Diese Frist<br />
sei weder nachvollziehbar noch wissenschaftlich<br />
begründet. Im Gegensatz dazu<br />
kann ein H<strong>IV</strong>-Labortest bereits nach<br />
sechs Wochen eine Infektion ausschließen.<br />
Warum also diese lange Wartezeit?<br />
Eine klare Antwort bleibt die Bundesärztekammer<br />
schuldig.<br />
Unter den neuen Regeln erfahren Menschen<br />
zudem Stigmatisierung aufgrund<br />
ihrer bevorzugten sexuellen Praktiken. Das<br />
ist problematisch, da Analverkehr an sich,<br />
insbesondere bei Ergreifung von Schutzmaßnahmen<br />
wie Kondomen und der<br />
H<strong>IV</strong>-Prophylaxe PrEP, kein Risiko darstellt.<br />
Ebenso werden heterosexuelle Menschen,<br />
die Sex mit mehr als zwei Partner*innen in<br />
vier Monaten hatten oder Analverkehr mit<br />
nur einer Person, unabhängig von ihrem<br />
tatsächlichen H<strong>IV</strong>-Infektionsrisiko ausgeschlossen.<br />
Auch die Regelung, Menschen, die<br />
Geschlechtsverkehr mit H<strong>IV</strong>-positiven<br />
Personen hatten, auszuschließen, ist nicht<br />
14<br />
4/20<strong>23</strong>
ILLUSTRATION: FREEPIK.COM<br />
mehr zeitgemäß. Unter einer wirksamen<br />
H<strong>IV</strong>-Therapie gibt es bei Geschlechtsverkehr<br />
kein Übertragungsrisiko, wie von<br />
der Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
bestätigt wurde.<br />
Ebenso sollte Sexarbeit oder die Inanspruchnahme<br />
sexueller Dienstleistungen<br />
nicht als Diskriminierungsfaktor gelten.<br />
Unter Sexarbeiter*innen kommt H<strong>IV</strong><br />
nicht häufiger vor als in der Gesamtbevölkerung.<br />
Die Bezahlung für sexuelle<br />
Aktivitäten hat keinen Einfluss auf das<br />
Risiko einer H<strong>IV</strong>-Infektion.<br />
Die Deutsche Aidshilfe betont, dass ein<br />
Missverständnis vorliegt, nämlich die<br />
Annahme, dass Monogamie eine sichere<br />
Schutzmaßnahme darstellt. Auch innerhalb<br />
langfristiger Beziehungen zwischen Nicht-<br />
Infizierten bestehen Risiken, wenn nicht<br />
beide Partner*innen ehrlich sind und regelmäßig<br />
auf sexuell übertragbare Infektionen<br />
getestet werden. Die einzige verlässliche<br />
Angabe über den Schutz vor STIs kann nur<br />
durch Erfragen des individuellen Verhaltens<br />
der beteiligten Personen erfolgen.<br />
Die Deutsche Aidshilfe fordert schon lange<br />
einen neuen Ansatz, der die Diskriminierung<br />
bei der Blutspende beendet. Die aktuellen<br />
Regelungen zeigen ihrer Auffassung<br />
nach allerdings, dass alleiniges Handeln<br />
der BÄK und dem PEI nicht ausreicht, und<br />
es an der Zeit ist, einen öffentlichen Diskurs<br />
mit Transparenz zu führen. Ziel sei es,<br />
eine Lösung zu erarbeiten, welche die Gesundheit<br />
und Sicherheit aller fördert und<br />
gleichzeitig Diskriminierung im Rahmen<br />
der Blutspende beendet.<br />
15
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
Interview: Felix Just<br />
Torsten Poggenpohl<br />
einfach!ch<br />
schwul.bipolar.positiv<br />
Schwul, bipolar und positiv; bei vielen Menschen würde<br />
bereits eine dieser drei Wirklichkeiten eine getrübte Sicht auf<br />
das eigene Leben auslösen. Nicht aber bei Torsten Poggenpohl,<br />
der mit seinem Buch nicht nur für eine Entstigmatisierung<br />
psychischer Erkrankungen und der H<strong>IV</strong>-Diagnose sorgen,<br />
sondern mit seiner ungebremsten Lust aufs Leben anderen<br />
Menschen Mut machen will.<br />
16<br />
4/20<strong>23</strong>
Torsten, du bist – wie es der Titel<br />
deines Buches verrät – schwul,<br />
H<strong>IV</strong>-positiv und lebst mit einer bipolaren<br />
Störung. Manch einer würde sagen,<br />
du hast ein ganz schönes Päckchen zu<br />
tragen. Fühlst du dich auch so?<br />
Es stimmt - das hört sich gewaltig an und<br />
im Jahr 2013 als meine beiden Grunderkrankungen<br />
zeitgleich in mein Leben<br />
traten und auf mein Schwulsein trafen,<br />
hat mich dies aus einem gutbürgerlichen<br />
Leben an den Abgrund der Gesellschaft<br />
katapultiert. Zehn Jahre später kann ich<br />
nur sagen: Ich bin einen Marathon gelaufen<br />
um dort zu stehen, wo ich heute bin<br />
– dies ist nur mit sehr viel Selbstdisziplin<br />
möglich. Mein Glück waren meine Freunde<br />
und meine Familie, die neben mir einen<br />
Staffellauf liefen – immer wenn jemand<br />
erschöpft war, wurde der Stab weiter<br />
gereicht. Nicht zu vergessen sind die heutigen<br />
wirklich guten Therapien, die es mir<br />
ermöglicht haben, diesen Weg vorwärts in<br />
eine neue Normalität zu gehen.<br />
Wann hast du deine H<strong>IV</strong>-Diagnose<br />
erhalten und welche Gefühle sind<br />
damit einhergegangen?<br />
Meine H<strong>IV</strong>-Diagnose erhielt ich am<br />
1. November 2013. Als studierter Jurist<br />
ging ich mit dieser Information sehr<br />
pragmatisch um. Mein Gedanke war: „Es<br />
ist, wie es ist. Nun müssen wir das Beste<br />
daraus machen.“ Da ich ein lebensbejahender<br />
pragmatischer Optimist bin, löste die<br />
fast tödliche Diagnose von 16 Helferzellen<br />
gegen fünf Millionen Viren zum Glück<br />
keine Selbstmordgedanken, sondern einen<br />
unbändigen Willen zum Leben bei mir aus.<br />
Erkläre unseren Lesern, die vielleicht mit<br />
bipolaren Störungen noch nicht viel zu<br />
tuen hatten, wie man sich deinen Alltag<br />
so vorstellen muss? Was sind typische<br />
Symptome und Erlebnisse?<br />
Eine Bipolare Störung wurde früher als<br />
manisch-depressiv beziehungsweise<br />
als himmelhoch jauchzend und zu Tode<br />
betrübt bezeichnet. Genau genommen<br />
handelt es sich um eine Neurotransmitterstörung<br />
im Gehirn, der Dopamin- und<br />
Serotoninhaushalt funktioniert nicht mehr<br />
richtig. Ausgelöst wird das Ganze, wenn<br />
man seine persönliche Stresskante überschreitet<br />
und die genetische Veranlagung<br />
für diese Erkrankung in sich trägt.<br />
Was folgt sind eine verschobene Wahrnehmung<br />
der Realität, ein Bezugsverlust zum<br />
Geld oder aber auch eine gewisse Distanzlosigkeit<br />
zu anderen (fremden) Menschen.<br />
Es kann passieren, dass man auf der einen<br />
Seite nur so mit Geld um sich wirft – Gott<br />
und die Welt wird zu unzähligen Runden<br />
Champagner eingeladen. Auf der anderen<br />
Seite ist da diese unangenehme Kombination<br />
aus Distanzlosigkeit und Rechthaberei,<br />
was die Liste der verbrannten Erde von Tag<br />
zu Tag länger werden lässt. Die Therapie<br />
meiner Ende 2013 diagnostizierten Erkrankungen<br />
nahm fast das gesamte Jahr<br />
2014 in Anspruch. Auf dem Weg in meine<br />
neue Normalität hatte ich auch mit dramatischen<br />
Nebenwirkungen zu kämpfen,<br />
wie beispielsweise drei Jahre lang tauben<br />
Fußsohlen. Doch zugleich kann ich nur<br />
sagen, dass sich der Marathon gelohnt hat:<br />
ich lebe seit Jahren symptomfrei – sowohl<br />
in Bezug auf H<strong>IV</strong> als auch die Bipolare<br />
Störung. Mal abgesehen von meinen Tabletten<br />
morgens und abends unterscheidet<br />
sich mein Leben nicht wirklich von dem<br />
anderen Menschen.<br />
Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es?<br />
Den Ausbruch der Bipolaren Störung kann<br />
17
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
man heut zu Tage gut therapieren – und<br />
zugleich gibt es meines Erachtens<br />
DREI WICHTIGE BOTSCHAFTEN:<br />
1. Ohne Medikamente geht es nicht.<br />
2. Diese dürfen auch nicht abgesetzt<br />
werden.<br />
3.<br />
Ein Leben ohne Alkohol wird für den<br />
weiteren Verlauf sehr hilfreich sein.<br />
Um diese Erkrankung in den Griff zu bekommen,<br />
bedarf es stimmungsstabilisierender<br />
Medikamente, die einen im Gleichgewicht<br />
halten. Ich habe das große Glück,<br />
dass man bei mir damals im Jahr 2014<br />
sehr schnell als Kombination Lithium und<br />
Ergenyl Chrono als genau die passenden<br />
Medikamente gefunden hat. Die nehme ich<br />
noch heute. Ich bin seit meiner Entlassung<br />
2014 nach wie vor stabil.<br />
Viele Patienten begehen den Fehler, wenn<br />
es ihnen gut geht, eigenständig die Medikamente<br />
abzusetzen – ein fataler Irrtum,<br />
den man teuer bezahlt. Jeder Rückfall ist<br />
deutlich schwieriger zu therapieren. Ein<br />
Gläschen in Ehren? Ich trinke seit meinem<br />
Klinikaufenthalt keinen einzigen Tropfen<br />
Alkohol. Nicht mal einen Champagnertrüffel<br />
oder ein Stück Schwarzwälder<br />
Kirschtorte. Nun gut, ich habe keinen<br />
Erziehungsauftrag und der eine möchte<br />
in seinem Leben die große Party bis weit<br />
hinter sechzig feiern, während die andere<br />
sich noch auf den Marathon mit achtzig<br />
vorbereitet. Jede:r hat seine eigene Risikolebensabwägung.<br />
Dennoch sollte man zu<br />
dem Thema Bipolare Störung und Alkohol<br />
wissen, dass Alkohol einen sowohl hoch<br />
hinaus in die Manie katapultieren, als auch<br />
tief herunter in die Depression drücken<br />
kann. Zu diesen beiden Risiken kommt,<br />
dass Alkohol in den Wirkungsmechanismus<br />
der Medikamente eingreift, so dass<br />
diese nicht so wirken wie sie sollen. Aus<br />
meiner Perspektive bleibt da kein Platz für<br />
ein Gläschen in Ehren. Ein ganz besonders<br />
wichtiger Aspekt in der „Eigentherapie“ ist<br />
die Achtsamkeit mit sich selbst – die eigene<br />
mentale Stabilität sollte stets im Vordergrund<br />
stehen. Man sollte immer Platz finden,<br />
dem hektischen Alltag zu entliehen,<br />
sei es mit einem Spaziergang oder einem<br />
guten Buch. Kleiner Tipp: In dem Moment,<br />
in dem man sich einem gutem Buch<br />
widmet, entzieht man sich der hektischen<br />
Außenwelt. Gelingt die Konzentration,<br />
passt alles, gelingt sie nicht, wird es Zeit<br />
für Entspannung oder einen Therapeuten.<br />
Wie bedingt die eine Diagnose die<br />
andere? Gibt es eine Wechselwirkung?<br />
Die Diagnosen bedingen sich dahingehend,<br />
dass die zu nehmenden Medikamente aufeinander<br />
abgestimmt werden müssen und<br />
es zur Therapie beider Erkrankungen im<br />
Doppelpack weniger Therapiemöglichkeiten<br />
gibt. Und irgendwie war es dann auch<br />
ein Vorteil, dass meine Manie mich längst<br />
verschluckt hatte, als ich von dieser fast<br />
tödlichen H<strong>IV</strong>-Diagnose erfuhr. Sie hatte<br />
mich so eingesogen und erst Monate später<br />
wieder „ausgespuckt“, dass ich keine Zeit<br />
für Schwermut in meinem Leben hatte.<br />
Wieso hast du dich entschieden mit<br />
deiner Geschichte öffentlich, in<br />
Buchform, umzugehen?<br />
Seit kurzem bin ich Testimonial der<br />
„Welcoming Out“-Kampagne, die sich dafür<br />
einsetzt, dass jeder, wie ich sage ein „Wohlfühl-Coming-Out“<br />
haben soll. Und genau<br />
um diesen Punkt geht es im Prinzip auch<br />
in meinem Buch. Menschen brauchen in<br />
"Menschen benötigen Gesichter<br />
und Geschichten,<br />
um sich mit ihren Vorurteilen<br />
auseinander zu setzen."<br />
18<br />
4/20<strong>23</strong>
gewisser Weise „Role Models“. Das war<br />
schon immer so. Auf meinem Cover finden<br />
sich die Worte „schwul.bipolar.positiv.“ In<br />
meiner Jugend gab es genau solche Role<br />
Models nicht – schwul war nur aus dem<br />
Fernsehen als „Dramatunte“ bekannt – es<br />
gab einfach nicht die smarten Typen wie<br />
Jannik Schümann, Jochen Schropp oder<br />
Vladimir Burlakov, die einfach zeigen wie<br />
normal das Ganze ist. Menschen benötigen<br />
Gesichter und Geschichten, um sich mit<br />
ihren Vorurteilen auseinander zu setzen. Es<br />
bedarf der menschlichen Komponente, um<br />
sich zu identifizieren und die Bereitschaft<br />
zu entwickeln, seine Vorurteile ad acta zu<br />
legen. Bei mir sind es gleich drei Wörter auf<br />
dem Buchcover, die nicht nur ein Gesicht<br />
benötigen, sondern einen Menschen, der<br />
die Geschichte dazu erzählt. Mein Antrieb,<br />
dieses Buch zu schreiben war die Zuversicht<br />
und der Mut, den ich anderen Menschen<br />
mit dieser Erkrankung geben kann respektive<br />
Menschen im Umfeld von Menschen mit<br />
diesen Erkrankungen. Hinzu kommt der<br />
Wunsch nach einer gesellschaftlichen entstigmatisierenden<br />
Entwicklung zu diesem<br />
Thema. Der Domino-Effekt wirkt innerhalb<br />
der Gesellschaft - Tag für Tag – und unsere<br />
Welt wird somit Wort für Wort, Zeile für<br />
Zeile, Buch für Buch und Lesung für Lesung<br />
ein besserer Ort.<br />
H<strong>IV</strong> und psychische Leiden sind nach wie<br />
vor mit Vorurteilen verknüpft. Aus deiner<br />
persönlichen Erfahrung; wo besteht mehr<br />
Nachholbedarf für unsere Gesellschaft?<br />
Unsere Gesellschaft hat insgesamt Nachholbedarf<br />
im Bereich der Wertungsfreiheit<br />
gegenüber Krankheiten – weniger Stigmatisierung<br />
von Erkrankten, egal welcher<br />
Form würde uns allen gut ins Gesicht<br />
stehen. Unwissenheit ist der Nährboden<br />
für Angst und diese springt von einem<br />
Menschen zum anderen. Im Prinzip hat die<br />
Gesellschaft bis heute nicht verstanden,<br />
dass weder Schwulsein, noch eine Bipolare<br />
Störung ebenso wenig ansteckend sind wie<br />
H<strong>IV</strong> unter der Nachweisgrenze. Somit kann<br />
die eindeutige Antwort auf diese Frage nur<br />
lauten: Mehr Nachholbedarf für unsere Gesellschaft<br />
besteht in der Wissensvermittlung<br />
dieser Themen – sprich einer neu Konzeptionierung<br />
des Unterrichts. Denn dort sitzen<br />
die neuen Generationen, die dieses Wissen<br />
für ein angstbefreites Leben benötigen.<br />
Zum Gesundheitswesen:<br />
"Bedauerlicherweise<br />
sind gerade in diesem<br />
sensiblen Bereich die<br />
Mitarbeiter:innen in puncto<br />
H<strong>IV</strong> nicht so aufgeklärt wie<br />
man das erwartet. "<br />
Wie haben deine Familie und Freunde auf<br />
die H<strong>IV</strong>-Diagnose reagiert? Wie auf die<br />
Diagnose der bipolaren Störung?<br />
Ich habe das unglaublich große Glück, dass<br />
ich sowohl innerhalb meiner Familie als<br />
auch innerhalb meines Freundeskreises<br />
auf Grund beider Diagnosen keinerlei<br />
Zurückweisung erlebt habe.<br />
Gibt es sogar Vorurteile im Gesundheitswesen<br />
oder bei Menschen, die in medizinischen<br />
Berufen arbeiten?<br />
Bedauerlicherweise sind gerade in diesem<br />
sensiblen Bereich die Mitarbeiter:innen<br />
in puncto H<strong>IV</strong> nicht so aufgeklärt wie<br />
man das erwartet. Seit Jahren spricht die<br />
WHO von n=n: Sprich ein Mensch, der in<br />
Therapie lebt und sich dauerhaft (länger<br />
als sechs Monate) unter der Nachweis-<br />
19
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
grenze befindet, kann in keiner Situation<br />
seines Lebens einen anderen Menschen<br />
infizieren. Ich habe zwei stigmatisierende<br />
Erfahrungen im Gesundheitswesen<br />
erleben müssen. Einmal zu meiner Zeit in<br />
der Psychiatrie, als ich in die Hautklinik<br />
„ausgelagert“ wurde und die Visitenärztin<br />
mich mit den Worten: „Hier haben wir also<br />
den jungen Mann mit der Kriegskrankheit,<br />
der nichts von safer Sex versteht.“ begrüßte.<br />
Ärzte haben eine Behandlungsauftrag<br />
jenseits der moralischen Bewertung der Situation.<br />
2016 hatte ich Verdacht auf Darmkrebs<br />
und bei einer erneuten Darmspiegelung<br />
hatte sich die Schwester angezogen,<br />
als würde Sie auf den Mond fliegen. Meine<br />
Frage, wieso sie so aussähe wurde mit den<br />
Worten: „Sie haben doch H<strong>IV</strong>. Ich muss<br />
mich schützen“, beantwortet. Halb nackt<br />
im Patientennachthemd fehlt jede Kraft<br />
der Erwiderung auf diese Erniedrigung.<br />
Was erwartet die Leser in deinem Buch?<br />
Eine Vielzahl an Lesern hat immer wieder<br />
hervorgehoben, dass mein Buch mit einem<br />
wunderbaren charismatischen Augenzwinkern<br />
geschrieben ist. Über mein Buch wird<br />
gesagt, dass es einen unglaublichen Willen<br />
zum Leben zeigt, der sich wie ein roter<br />
Faden durch das Buch zieht. Es ist wohl gerade<br />
diese positive Grundeinstellung zum<br />
Leben, die einen bei der ganzen Dramatik<br />
nicht verzweifeln lässt.<br />
Was würdest du dir für die Zukunft in<br />
Bezug auf H<strong>IV</strong>-erkrankte Menschen<br />
wünschen? Was muss unsere Gesellschaft<br />
besser machen?<br />
Besonders erschreckend empfinde ich<br />
es, dass 75% aller Menschen, die mit H<strong>IV</strong><br />
leben, ihren Status auch im Jahr 2022 versteckt<br />
gehalten haben. Ein solches Geheimnis<br />
belastet nicht nur das Leben, sondern<br />
insbesondere die Psyche des Trägers. Ich<br />
wünsche mir, weniger Vorurteile, mehr Wissen<br />
und ein Bereitschaft zum aufrichtigen<br />
Zuhören, denn die Akzeptanz von Krankheit<br />
als solches ist aus meiner Perspektive der<br />
große gesellschaftliche Auftrag.<br />
20<br />
4/20<strong>23</strong>
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GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
ADHÄRENZ<br />
als<br />
SCHLÜSSEL<br />
zu einer erfolgreichen<br />
H<strong>IV</strong>-Therapie<br />
Moderne H<strong>IV</strong>-Therapien verfügen über eine hohe Wirksamkeit und sind dabei in der<br />
Regel gut verträglich, was es Menschen mit H<strong>IV</strong> ermöglicht, ein gutes und langes<br />
Leben zu führen. Es gibt allerdings eine wichtige Voraussetzung, damit eine erfolgreiche<br />
Therapie sichergestellt werden kann: Die Medikamente müssen konsequent<br />
und richtig eingenommen werden. Von H<strong>IV</strong>-Schwerpunktärzt*innen wird in diesem<br />
Zusammenhang regelmäßig der Begriff der Adhärenz verwendet.<br />
UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN<br />
THERAPIEADHÄRENZ UND<br />
TERMINADHÄRENZ<br />
Adhärenz umfasst neben der täglichen Einnahme<br />
der Tabletten auch die Einhaltung<br />
von Arztterminen für regelmäßige Untersuchungen.<br />
Es können also zwei Arten<br />
der Adhärenz unterschieden werden: Die<br />
Therapieadhärenz bezeichnet die korrekte<br />
Einnahme der Medikamente, die Terminadhärenz<br />
hingegen beschreibt die Einhaltung<br />
der vereinbarten Arzttermine.<br />
WARUM IST THERAPIEADHÄRENZ<br />
SO WICHTIG?<br />
Eine hohe Therapieadhärenz ist entscheidend,<br />
um die Vermehrung von H<strong>IV</strong><br />
im Körper zu unterdrücken und so eine<br />
erfolgreiche Therapie zu gewährleisten.<br />
Damit wird auch sichergestellt, dass H<strong>IV</strong><br />
unter der Nachweisgrenze ist und selbst<br />
bei ungeschütztem Sex nicht mehr übertragen<br />
werden kann. 1,2 Das kann nicht nur<br />
zu einer entspannteren Sexualität führen,<br />
sondern auch zu einer höheren Lebensqualität.<br />
Bei schwangeren Frauen bedeutet<br />
eine Nicht-Nachweisbarkeit zudem, dass<br />
H<strong>IV</strong> sowohl während der Schwangerschaft<br />
als auch bei der Geburt nicht mehr auf das<br />
Baby übertragen werden kann.<br />
WIE KANN ES ZUM VERGESSEN DER<br />
EINNAHME KOMMEN?<br />
Selbst wenn man um die Bedeutung der<br />
22<br />
4/20<strong>23</strong>
NP-DE-HVU-ADVR-<strong>23</strong>0022<br />
Therapieadhärenz für eine erfolgreiche<br />
Therapie weiß, kann es im Leben immer<br />
Situationen geben, in denen die Medikamenteneinnahme<br />
vergessen wird. Das<br />
kann verschiedene Ursachen haben:<br />
Manchmal führen kognitive Faktoren<br />
– wie etwa eine Gedächtnisschwäche –<br />
dazu, dass die Einnahme ausbleibt. Auch<br />
besondere Lebensumstände, wie Stress,<br />
unregelmäßige Arbeitszeiten mit vielen<br />
Dienstreisen oder Substanzkonsum können<br />
mögliche Ursachen für Vergessen sein.<br />
Klar ist: Niemand ist perfekt. Jedoch hilft<br />
es, aufmerksam zu bleiben und offen mit<br />
dem/der Ärzt*in darüber zu sprechen, falls<br />
man bemerkt, dass ein Vergessen der Einnahme<br />
häufiger wird. Denn: Eine mangelnde<br />
Therapieadhärenz kann den Erfolg<br />
der ganzen Therapie gefährden.<br />
Nicht nur Vergessen kann eine Ursache<br />
für das Auslassen der täglichen Dosis<br />
sein. Möglicherweise macht die äußere<br />
Situation, in der man sich gerade befindet,<br />
eine diskrete Einnahme der Medikamente<br />
unmöglich und man entscheidet sich ganz<br />
bewusst, diese nicht einzunehmen.<br />
EHRLICHE KOMMUNIKATION ALS<br />
DREH- UND ANGELPUNKT DER<br />
TERMINADHÄRENZ<br />
Um die eigene Gesundheit und damit eine<br />
hohe Lebensqualität sicherzustellen, ist<br />
es wichtig, die regelmäßigen Termine zur<br />
Kontrolle oder auch zur Verabreichung der<br />
Therapie – falls diese nicht in Form von<br />
<strong>23</strong>
GESUNDHEIT<br />
/<br />
infektiologie<br />
Tabletten sondern als Injektion oder<br />
Infusion erfolgt – gewissenhaft wahrzunehmen.<br />
Wenn man einmal einen Termin nicht<br />
wahrnehmen kann, zu diesem aber einfach<br />
nicht erscheint anstelle ihn zu verschieben,<br />
so kann das auf den/die Ärzt*in<br />
unzuverlässig wirken. Aber selbst, wenn<br />
man einen Termin verschiebt oder absagt,<br />
da man beispielsweise noch ausreichend<br />
Medikamente vorrätig hat und der Termin<br />
zu einer anderen Zeit besser in den eigenen<br />
Kalender passt, weiß der/die Ärzt*in<br />
den Grund hierfür nicht – sofern man<br />
diesen nicht offen kommuniziert.<br />
So fällt diese/r womöglich selbst im<br />
Falle einer Terminverschiebung<br />
ohne genannten Grund das Urteil:<br />
Unzuverlässige/r Patient*in mit<br />
mangelnder Terminadhärenz.<br />
EINE ERFOLGREICHE THERAPIE<br />
MIT HOHER LEBENSQUALITÄT<br />
SICHERSTELLEN<br />
Auch wenn ein Termin einmal nicht eingehalten<br />
werden kann, ist eine offene<br />
Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg.<br />
Wenn die tägliche Einnahme der Medikamente<br />
unter bestimmten Umständen<br />
einmal schwerfällt, ist es wichtig, offen mit<br />
dem/r Ärzt*in darüber zu sprechen und<br />
mögliche Ursachen dafür zu enttarnen,<br />
um dann gemeinsam eine individuelle<br />
Lösung zu finden.<br />
Wenn man die H<strong>IV</strong>-Medikamente konsequent<br />
einnimmt und auch die regelmäßigen<br />
Termine gewissenhaft wahrnimmt,<br />
dann gehen Therapieadhärenz und<br />
Terminadhärenz Hand in Hand. Dies<br />
trägt wesentlich dazu bei, dass eine<br />
erfolgreiche Therapie mit der Viruslast<br />
unter der Nachweisgrenze sichergestellt<br />
und damit eine hohe Lebensqualität<br />
erhalten werden kann.<br />
Weitere Informationen zum Leben mit H<strong>IV</strong><br />
sowie persönliche Geschichten von<br />
H<strong>IV</strong>-positiven Menschen findest du unter<br />
www.livlife.de<br />
Unterstützt von<br />
ViiV Healthcare<br />
1<br />
Eisinger RW et al. H<strong>IV</strong> Viral Load and Transmissibility of H<strong>IV</strong> Infection: Undetectable Equals<br />
Untransmittable. JAMA 2019 Feb 5; 321(5): 451–452.<br />
2<br />
Leitlinien der European AIDS Clinical Society (EACS), Version 11.1, Stand Oktober 2022.<br />
24<br />
4/20<strong>23</strong>
Lillian hat ein so großes Herz, dass eine<br />
ganze Herde Elefanten darin Platz hat.<br />
DU BIST<br />
EINZIGARTIG<br />
UND DAS SOLLTE DEINE<br />
H<strong>IV</strong>-THERAPIE AUCH SEIN<br />
NP-DE-HVU-ADVT-220005<br />
Ob Pille, Spritze oder<br />
Infusion – sprich mit<br />
deinem/r Ärzt*in über<br />
eine Therapie, die zu<br />
dir passt.<br />
Mehr zum Leben mit H<strong>IV</strong> unter livlife.de
GESUNDHEIT<br />
/ depression<br />
WAS GEGEN EINE<br />
Als Winterdepressionen, auch „saisonal<br />
abhängige Depressionen“ (SAD), werden<br />
ernstzunehmende Erkrankungen bezeichnet,<br />
die eine spezielle Ausprägung der<br />
Depression sind. Wie bei jeder Depression<br />
liege auch in diesem Fall eine Störung der<br />
Hirnfunktionen vor, wobei der genaue<br />
Mechanismus dahinter bisher nicht vollständig<br />
geklärt ist, sagt Prof. Ulrich Hegerl.<br />
Deswegen ist auch noch nicht gesichert, ob<br />
ein Lichtmangel die tatsächliche Ursache<br />
für eine Winterdepression ist. Klar sei je-<br />
WINTER-<br />
DEPRESSION<br />
HILFT<br />
Viele Deutsche fallen im Winter in ein Stimmungstief. Wenn die trüben Gedanken<br />
länger als zwei Wochen anhalten, dann handelt es sich womöglich um eine Winterdepression.<br />
Doch wie kommt man aus dem Tief wieder heraus? Und kann man sich<br />
davor schützen? Wir haben einen ausgewiesenen Experten befragt.<br />
„Zunächst ist wichtig zu wissen, dass die<br />
meisten Depressionen im Winter keine sogenannte<br />
Winterdepression, sondern eben<br />
typische Depressionen sind, die das ganze<br />
Jahr über häufig auftreten“, erklärt uns<br />
Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Facharzt für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie, unter anderem<br />
Vorstandsvorsitzender der „Stiftung Deutsche<br />
Depressionshilfe“ sowie Professor an<br />
der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik<br />
und Psychotherapie der Goethe Universität<br />
Frankfurt am Main. Zugleich dürfe man<br />
melancholische Stimmungen, wie sie sich<br />
manchmal im Winter einstellen und die<br />
man umgangssprachlich als Winterblues<br />
bezeichnet, nicht mit richtigen Depressionen<br />
verwechseln.<br />
26 4/20<strong>23</strong>
FOTO: NOAH SILIMAN_UNSPLASH.COM<br />
Text: Martin Lewicki<br />
doch: Über Licht werden viele Körperfunktionen<br />
beeinflusst sowie die innere Uhr getaktet.<br />
Die kurzen Tage und die niedrigere<br />
Lichtintensität im Vergleich zum Sommer<br />
könnten also bei der Krankheitsentstehung<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Um von einer Depression zu sprechen,<br />
müssen Prof. Hegerl zufolge mehrere<br />
Krankheitszeichen über mindestens zwei<br />
Wochen vorliegen: „Dazu zählen eine<br />
gedrückte Stimmung, Interessen- und<br />
Freudlosigkeit, ein permanentes Erschöpfungsgefühl,<br />
die Neigung zu Schuldgefühlen<br />
und das Gefühl der Ausweglosigkeit.“<br />
Von saisonal bedingter Depression – auch<br />
Winterdepression genannt – werde dann<br />
gesprochen, wenn sich Symptome einer<br />
depressiven Episode ausschließlich im<br />
Herbst und Winter zeigen. „Neben den<br />
klassischen Symptomen einer Depression<br />
treten bei der saisonalen Depression<br />
atypische Symptome wie Heißhunger statt<br />
Appetitverlust und vermehrter Schlaf statt<br />
Ein- und Durchschlafstörungen auf.“<br />
Laut Hegerl ist die sogenannte saisonal<br />
abhängige Depression eine im Vergleich<br />
zur typischen Depression seltener vorkommende<br />
Unterform der Depression.<br />
27
GESUNDHEIT<br />
/<br />
depression<br />
Rund zehn Prozent aller Depressionen in<br />
den Herbst- und Wintermonaten entfallen<br />
darauf. Generell werden Depressionen<br />
bei Frauen etwa doppelt so häufig wie<br />
bei Männern diagnostiziert. Für diesen<br />
Geschlechterunterschied gibt es Hegerl<br />
zufolge verschiedene biologische und<br />
psychosoziale Erklärungen. So werde eine<br />
Depression bei Männern häufiger nicht<br />
erkannt. Frauen würden eher über ihre<br />
Ängste und Stimmungsschwankungen,<br />
sprechen, sodass die Diagnose häufiger<br />
gestellt werde. „Das erklärt aber nicht die<br />
großen Häufigkeitsunterschiede. Hier<br />
spielen auch Unterschiede in den Genen,<br />
den Hormonen und anderen biologischen<br />
Aspekten eine Rolle. Spezialfälle wie das<br />
prämenstruelle Syndrom zeigen, dass<br />
Geschlechtshormone die Stimmung beeinflussen<br />
können“, so Hegerl.<br />
Grundsätzlich hat es viel mit der Veranlagung<br />
zu tun, ob jemand depressiv wird<br />
oder nicht. „Es gibt Menschen, die erleben<br />
große Bitternisse und bekommen nie eine<br />
echte Depression. Bei anderen fragt man<br />
sich: Wie kann dieser erfolgreiche Mensch<br />
mit einem liebevollen Partner bitte depressiv<br />
sein? Die Erkrankung kann jeden<br />
treffen. Wer die Veranlagung hat, ist in<br />
Gefahr nicht nur einmal, sondern mehrmals<br />
in eine depressive Krankheitsphase<br />
zu rutschen“, so der Experte.<br />
WAS HILFT BEI EINER<br />
WINTERDEPRESSION?<br />
Die gute Nachricht: Eine saisonal abhängige<br />
Depression lässt sich gut therapieren.<br />
„Bei Winterdepressionen kann eine Lichttherapie<br />
helfen. Wie diese genau wirkt,<br />
ist bisher nicht geklärt, jedoch kann Licht<br />
über die Netzhaut den Biorhythmus und<br />
andere Hirnfunktionen beeinflussen“,<br />
erklärt Prof. Dr. Ulrich Hegerl. So werde<br />
beispielsweise bei Lichtmangel zu viel vom<br />
sogenannten „Schlafhormon“ Melatonin<br />
ausgeschüttet. Deswegen setzen Ärzte bei<br />
der Lichttherapie spezielle Therapielampen<br />
ein, die besonders leuchtstark sind.<br />
Diese strahlen mit 2.500 Lux bis 10.000<br />
Lux. Zum Vergleich: Eine Bürolampe<br />
leuchtet mit rund 75 Lux.<br />
Es müssen aber nicht immer Lampen in<br />
der Therapie eingesetzt werden. Auch viel<br />
Aufenthalt draußen bei Tageslicht hilft. „Ein<br />
täglicher Spaziergang im Freien ist ausreichend.<br />
Selbst an trüben Tagen entspricht<br />
der Lichteinfall draußen in etwa dem einer<br />
Therapielampe“, sagt der Mediziner. Zudem<br />
sei die Bewegung an frischer Luft ein weiterer<br />
Vorteil. Allerdings sei eine Lichttherapie<br />
nicht immer ausreichend. Insbesondere<br />
bei schweren saisonal abhängigen Depressionen<br />
kann auch eine medikamentöse<br />
und womöglich eine psychotherapeutische<br />
Behandlung notwendig sein.<br />
Auch für Johanniskraut-Präparate gebe es<br />
Studien, die bei leichteren Depressionen<br />
eine antidepressive Wirkung belegen konnten.<br />
Ätherische Öle, Ginseng, Wechselduschen<br />
oder Saunieren haben dem Experten<br />
zufolge hingegen keine belegbare Wirkung.<br />
Sport allein reicht oft nicht aus. „Sport ist<br />
vermutlich etwas antidepressiv wirksam,<br />
es ist aber kein Ersatz für eine Behandlung<br />
mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie“,<br />
so Prof. Dr. Ulrich Hegerl. Wer länger<br />
als zwei Wochen an Niedergeschlagenheit,<br />
Erschöpfung, Schuldgefühlen und dem<br />
Gefühl der Ausweglosigkeit leidet, sollte<br />
sich professionelle Hilfe beim Hausarzt,<br />
Facharzt, d.h. beim Psychiater oder beim<br />
Psychologischen Psychotherapeuten holen.<br />
Informationen, einen Selbsttest und Hilfe finden an Depression erkrankte Menschen unter<br />
www.deutsche-depressionshilfe.de<br />
Deutschlandweites Info-Telefon Depression: 0800 33 44 533<br />
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29
SEXUALITÄT<br />
FOTO: JCOMP_FREEPIK.COM
SEXUALITÄT<br />
/<br />
POLYAMORIE<br />
MEHRFACHBEZIEHUNGEN<br />
EIN ZUKUNFTSMODELL?<br />
FOTOS: FREEPIK / FREEPIK.COM<br />
Text: Olaf Alp<br />
Nachdem die romantische Zweierbeziehung als Lebenskonzept ausgedient hat, tritt der bekennende<br />
Single immer mehr in den Vordergrund. Manchmal begleitet von einem Lebensabschnittsgefährten.<br />
Daneben gibt es eine kleine Gruppe von Menschen, die ihr Glück in Mehrfachbeziehungen sucht.<br />
POLYGAMIE VS. POLYAMORIE<br />
Polygamie ist ein anrüchiger Begriff.<br />
Polygamie klingt nach Vielweiberei und<br />
soll Anhänger dieser Lebensform, wie beispielsweise<br />
die Mormonen, diskreditieren.<br />
Dabei kennt schon das Alte Testament den<br />
Brauch, dass der Bruder eines verstorbenen<br />
Mannes verpflichtet war, dessen<br />
Frau zusätzlich zu ehelichen, um auch<br />
den Fortbestand dieses Familienzweiges<br />
zu sichern. Trotzdem sind es gerade die<br />
großen monotheistischen Religionen, die<br />
heute die stärksten Feinde einer Vielehe<br />
sind. Noch der Prophet Mohammed sprach<br />
davon, dass ein Mann bis zu vier Frauen<br />
nehmen könne.<br />
Diese Form der Mehrfachehe wird mit dem<br />
Begriff Polygamie beschrieben und setzt<br />
eine gesetzliche Legitimation voraus, die<br />
heutzutage in kaum einem Land gegeben<br />
ist. Davon unterschieden wird die Polyamorie<br />
(griechisch „poly“ = viel, lateinisch<br />
„amor“ = Liebe). Sie ist der Oberbegriff für<br />
mehrere zeitgleiche Liebesbeziehungen<br />
und basiert auf der freiwilligen Übereinkunft<br />
der Beteiligten.<br />
Die in den 1960er Jahren entstandene<br />
polyamore Subkultur geht davon aus, dass<br />
alle Partner um die anderen wissen. Da<br />
nach ihrem Verständnis Liebe kein limitiertes<br />
Gut ist, das nur für einen Menschen<br />
reicht, werden Intimität und Zuneigung<br />
mit unterschiedlichen Menschen gelebt<br />
und brauchen vor ihnen nicht verheimlicht<br />
zu werden. Treue bezeichnet in diesem<br />
Zusammenhang Ehrlichkeit, Verbindlichkeit<br />
und gegenseitige Fürsorge in einem<br />
erweiterten Netzwerk von Liebenden.<br />
32<br />
4/20<strong>23</strong>
PROMISKUITÄT ALS LEBENSART<br />
Selbst unter modernen, aufgeschlossenen<br />
Individualisten existieren Vorbehalte gegen<br />
diese freie Art der Liebe. Dabei haben<br />
die meisten von ihnen schon selber Erfahrungen<br />
mit einem Seitensprung gemacht.<br />
Nach amerikanischen Schätzungen gehen<br />
siebzig Prozent der Männer im Laufe ihrer<br />
Ehe fremd. Im deutschsprachigen Raum<br />
sind es 72 Prozent aller Verheirateten, die<br />
mindestens einen Seitensprung haben.<br />
Jede achte Engländerin hat eine Affäre mit<br />
einem verheirateten Mann. 66 Prozent der<br />
Italienerinnen gehen fremd.<br />
lange, als dass ein einziges Männchen die<br />
Kontrolle über die Vaterschaft ausüben<br />
könnte. Die Weibchen lassen sich daher<br />
von allen Männchen der Gruppe besamen.<br />
Sex dient hier auch dem sozialen Austausch<br />
und dazu, Spannungen abzubauen.<br />
Begegnen sich zwei unterschiedliche<br />
Gruppen, wird zum Kennenlernen untereinander<br />
mit jedem gevögelt.<br />
Das Unbehagen rührt vermutlich daher,<br />
dass der Seitensprung als Auftakt zum<br />
Partnerwechsel gilt und häufig auch ist.<br />
Dabei ist die Vorstellung seinen Partner<br />
für einen anderen zu verlassen genauso<br />
unsinnig, wie sein Kind auszusetzen, weil<br />
man ein zweites bekommt. Interessant ist<br />
in diesem Zusammenhang ein Blick auf<br />
unsere nächsten Verwandten. Die Bonobos<br />
teilen mit den Schimpansen und den Menschen<br />
99 Prozent des genetischen Materials.<br />
Einige Merkmale lassen Bonobos und<br />
Menschen jedoch sehr nahe zusammenrücken:<br />
• flachere Gesichter und höhere Stirn<br />
• Weibchen können auch außerhalb der<br />
Empfängnis Sex haben<br />
• mögliche gleichgeschlechtliche<br />
Kontakte<br />
• größeres Spektrum an Artikulationsformen<br />
und umfassendere Begabung<br />
für Zeichensprache.<br />
Alle drei – Mensch, Schimpanse und Bonobos<br />
– können sich beim Sex in die Augen<br />
schauen, wohingegen alle anderen Tiere<br />
von hinten kopulieren. Bei weiblichen<br />
Schimpansen schwellen die Schamlippen<br />
nur vier Tage lang an, wohingegen es bei<br />
den Bonobos ganze zwei Wochen sind. Zu<br />
Vieles spricht dafür, dass auch die frühmenschlichen<br />
Beziehungen polygam strukturiert<br />
waren, solange der Zusammenhang<br />
zwischen Begattung und Empfängnis nicht<br />
durchschaut wurde. Mit dem Wissen um<br />
die Macht des Mannes bei der Mutterschaft<br />
verschwanden die Skulpturen der geheimnisvoll<br />
gebärenden Urmutter – und die Frau<br />
hinter dem Herd. Dort gehörte sie fortan<br />
zum patriarchalischen Besitz wie Hof und<br />
Vieh. Die Monogamie war danach ein Herrschaftsinstrument,<br />
um sicherzustellen, dass<br />
kein Kuckucksei im Nest landet.<br />
33
SEXUALITÄT<br />
/<br />
POLYAMORIE<br />
SEX HAT IN DER EHE NICHTS<br />
VERLOREN<br />
Das wichtigste Thema der Menschheit wird<br />
verblüffenderweise von der größten Naivität<br />
umgeben: Mein Beziehungspartner soll<br />
nicht nur ein verständnisvoller Freund sein,<br />
er soll mich auch leidenschaftlich lieben,<br />
und er soll mich pflegen, wenn ich krank<br />
bin. Kein Wunder, dass kein Mensch dieser<br />
Erwartung von Liebe gerecht werden kann.<br />
Die griechische Philosophie hingegen kannte<br />
gar kein übergreifendes Wort für Liebe,<br />
sondern unterschied in Eros, die erotische<br />
Liebe, Philos, die freundschaftliche Liebe<br />
und Agape, die mitfühlende Liebe. Mehrfachbeziehungen<br />
sind dazu geeignet, die<br />
ganze Bandbreite dieser Liebesformen zu<br />
erfahren, wenn auch mit verschiedenen<br />
Personen. Dazu können vier Typen von Beziehungen<br />
unterschieden werden:<br />
DER LEBENSGEFÄHRTE<br />
ist die Person, mit der man die meiste Zeit<br />
verbringt und am ehesten verheiratet ist<br />
oder ohne Trauschein zusammenlebt. Das<br />
Leben wird gemeinsam gestaltet, vielleicht<br />
sorgt man auch für Kinder. Im Team werden<br />
grundlegende Fragen entschieden und<br />
Pläne für die Zukunft geschmiedet. Man<br />
kann sich auf den anderen auch in schweren<br />
Zeiten verlassen und sorgt gegebenenfalls<br />
finanziell füreinander.<br />
DER GELIEBTE<br />
lässt andere Seiten unserer Persönlichkeit<br />
zum Ausdruck kommen als der Lebensgefährte,<br />
denn ein Kennzeichen der wachsenden<br />
Liebe ist, dass die Leidenschaft in<br />
gleichem Maße zurückgeht. Nicht aber der<br />
Wunsch nach Leidenschaft. Deshalb kann<br />
es passieren, dass man sich trotz glücklicher<br />
Lebenspartnerschaft neu verliebt,<br />
ohne dass diese in Frage gestellt werden<br />
soll. Dann steht der Sex im Mittelpunkt und<br />
ist neu und aufregend. Oftmals verstärkt<br />
die Notwendigkeit zur Heimlichkeit noch<br />
die erregenden Aspekte, weil gemeinsame<br />
Treffen kreativ arrangiert werden müssen.<br />
EIN ONE-NIGHT-STAND<br />
kann in einem ausgefüllten Beziehungserleben<br />
eine wichtige Ergänzung sein. Er<br />
gibt die Gelegenheit, etwas völlig anderes<br />
zu tun, beispielsweise die Sexualrolle oder,<br />
bei bisexuell veranlagten, das Geschlecht<br />
des Gegenübers zu wechseln. Hier lernt<br />
man neue Sexualpraktiken zu erproben,<br />
mit denen der Lebensgefährte oder Geliebte<br />
beschenkt werden kann.<br />
MIT DEM BESTEN FREUND<br />
teilt man möglicherweise Geheimnisse, die<br />
mit dem Lebenspartner nicht besprochen<br />
werden können – zum Beispiel das Wissen<br />
um einen Geliebten. Eine Freundschaft<br />
bietet aber auch die Chance, über andere<br />
Probleme zu reden. Man kann Freude<br />
teilen, ohne dass destruktive Gefühle wie<br />
Eifersucht entstehen. Vielleicht ist der<br />
Freund ja ein Ex, sodass auch eine körperliche<br />
Nähe besteht. Man kann sich anlehnen,<br />
trösten und kuscheln, ohne sexuellen<br />
Verlangen zu entfachen.<br />
DER WEG DER VERÄNDERUNG<br />
In den meisten Fragen des Lebens akzeptieren<br />
wir den Wandel. Unser Beruf oder<br />
Wohnort ändert sich immer häufiger<br />
mehrfach im Leben. Bei den Beziehungen<br />
hingegen herrscht ein merkwürdiges<br />
Verlangen nach Statik vor. Dabei sind<br />
auch sie dem Werden und Vergehen ausgesetzt<br />
– wie unsere ganze Existenz. Wir<br />
streben in Beziehungen nach Konstanz,<br />
Verlässlichkeit und Stabilität, gleichzeitig<br />
brauchen wir aber auch den Reiz des<br />
Neuen und Veränderung. Dies schenkt<br />
unserem Leben Fülle und Abwechslung.<br />
Es würde sich lohnen, den Weg<br />
der Veränderung mutig zu beschreiten,<br />
und auch den Menschen, die man liebt,<br />
Freiheit zuzugestehen. Dem Dilemma<br />
unseres Gefühlslebens würde dadurch<br />
entsprochen: Die Liebe sucht nach Nähe,<br />
aber das Verlangen braucht Distanz.<br />
34<br />
4/20<strong>23</strong>
ACHT REGELN FÜR EIN DOPPELLEBEN<br />
Auch wenn die Geheimhaltung einer Affäre nicht die erstrebenswerteste Lösung ist, gibt<br />
es manchmal keinen anderen Weg. Dies erfordert ein komplexes Management, das mit<br />
den folgenden Empfehlungen erleichtert werden soll:<br />
1 Die Welten trennen:<br />
Am besten gelingt ein Doppelleben in<br />
zwei verschiedenen Städten, wenn es<br />
dafür plausible, beispielsweise berufliche<br />
Gründe gibt. Ansonsten ist jedes Mehr an<br />
räumlichem Abstand ebenso hilfreich wie<br />
unterschiedliche soziale Umfelder oder<br />
Freundeskreise.<br />
2 Zufälle ausschließen:<br />
Wenn die Beziehungen innerhalb einer<br />
Stadt geführt werden, sollte man sich unauffällig<br />
über die Pläne des Partners informieren.<br />
Zu leicht findet man sich sonst im<br />
gleichen Kino wieder.<br />
3 Diskretion wahren:<br />
Am besten ist, niemand weiß über die<br />
Affäre Bescheid. Auch die engsten Freunde<br />
nicht. Wenn man mit der Liebschaft getroffen<br />
wird, täuscht man eine Zufallsbegegnung<br />
vor.<br />
4 Handy anlassen:<br />
Das Handy auszustellen ist verdächtig, zumal<br />
wenn man ansonsten stets erreichbar<br />
ist. Niemand kann einem aber verübeln,<br />
wenn man es überhört. Besser noch, man<br />
geht ran oder telefoniert mit der Beziehung<br />
vor dem Treffen mit dem Geliebten.<br />
5 Name-dropping:<br />
In unregelmäßigen Abständen den Namen<br />
der Affäre beiläufig als entfernten Bekannten<br />
erwähnen. Wird man doch mal<br />
zusammen gesehen und der Beziehungspartner<br />
erfährt es, dann ist es unauffälliger,<br />
wenn es sich um einen bekannten<br />
Namen handelt.<br />
6 Geständnisse machen:<br />
Auch wenn man dazu gar nicht mehr<br />
kommt, sollte man ab und an einen Seitensprung<br />
gestehen. Im Zweifel erfindet man<br />
einen. Das ganze Leben beruht auf einer<br />
Lüge. Besser man bleibt stets in Übung.<br />
7 Beziehung pflegen:<br />
Die Aufmerksamkeit für die Hauptbeziehung<br />
darf nicht nachlassen! Man muss<br />
auch mit dem Partner schöne Erlebnisse<br />
teilen und sich Zeit für und mit ihm nehmen.<br />
8 Selbsttäuschung:<br />
Die Täuschung gelingt am besten, wenn<br />
man sie selbst glaubt. Gelingt das nicht,<br />
hilft massives Selbstmitleid, bis man sich<br />
selbst als Opfer fühlt.<br />
35
SEXUALITÄT<br />
/<br />
POLYAMORIE<br />
WEIBLICHE EHEMÄNNER &<br />
MÄNNLICHE HAUSFRAUEN<br />
Auch wenn der größte Teil der Weltbevölkerung<br />
heute ein monogames Ideal propagiert,<br />
war dies weder zu allen Zeiten noch<br />
in allen Kulturen der soziale Standard.<br />
Tatsächlich kennen Anthropologen so<br />
viele kaum bekannte Formen von Beziehungen,<br />
dass die Monogamie geschichtlich<br />
eher als Ausnahme und nicht die<br />
Regel angesehen werden kann. Die Nandi<br />
in Kenia kennen die Frauen-Ehe. Da nach<br />
dortiger Tradition nur Männer erbberechtigt<br />
sind, ist es Frauen ohne Nachkommen<br />
erlaubt, eine andere Frau zu heiraten und<br />
als ihr Ehemann zu agieren. „Er“ sucht<br />
seiner Frau dann einen Erzeuger, dessen<br />
einzige Aufgabe es ist, für Nachwuchs zu<br />
sorgen. Ansonsten übernimmt der weibliche<br />
Ehemann alle Aufgaben und die Stellung<br />
eines biologischen Mannes. Die rund<br />
60.000 Eunuchen in Indien betrachten<br />
sich selbst als drittes Geschlecht. Es ist<br />
ihnen auch möglich, einen Mann zu heiraten.<br />
Da sie selbst nicht gebärfähig sind,<br />
können sie diesen Mann auch adoptieren<br />
und ihm dann eine Frau suchen, um mit<br />
den Kindern zu dritt unter einem Dach zu<br />
leben. Bei den Azandi in Afrika ist es üblich,<br />
dass Königssöhne viele hundert Frauen<br />
haben, sodass es zu einem Mangel für<br />
die übrigen Männer des Volkes kommt.<br />
Ersatzweise nehmen sie sich einen jungen<br />
Mann zur Frau, der alle (!) Pflichten einer<br />
gewöhnlichen Ehefrau übernimmt. Die<br />
erste Ehe der Irigwe in Nigeria wird von<br />
den Eltern arrangiert. Später sucht sich<br />
die Frau jedoch selbstständig einen Mann<br />
und wechselt dann ohne jedes Hab und<br />
Gut außer dem Schmuck am Körper in<br />
seinen Haushalt. Die erste Ehe ist damit<br />
jedoch nicht beendet. Die Frau kann nach<br />
Belieben zwischen ihrem ersten und zweiten<br />
Mann wechseln.<br />
Die Ehe existiert nicht nur in dem uns<br />
bekannten Kontext, sondern hat vielfältige<br />
Ausformungen, je nach historischen<br />
Gegebenheiten. Sie dient auch nicht nur<br />
der Fortpflanzung, sondern hat zahlreiche<br />
emotionale, ökonomische und pragmatische<br />
Aspekte. (Nach Philip L. Kilbride:<br />
Plural Marriages for Our Times. 1994.)<br />
36<br />
4/20<strong>23</strong>
UNBESCHWERT<br />
LEBEN?<br />
Mit Sicherheit!<br />
Eine erfolgreiche H<strong>IV</strong>-Therapie schützt deine Gesundheit – so kannst du<br />
ausgelassene Momente genießen. Welche Rolle ein nachhaltiger Behandlungserfolg<br />
dabei spielt, erfährst du bei deinem*r Ärzt*in. Mehr über den<br />
nachhaltigen Behandlungserfolg findest du auch auf NOCHVIELVOR.de<br />
DE-UNB-1624-04-20<strong>23</strong> | ©Thomas Barwick, GettyImages. Agenturfoto mit Model gestellt.<br />
Gilead Sciences GmbH, Fraunhoferstr. 17, 82152 Martinsried b. München, info@gilead-sciences.de, www.gileadsciences.de
SEXUALITÄT<br />
/<br />
Text: Olaf Alp<br />
dating<br />
DATING<br />
für H<strong>IV</strong>-Positive<br />
FOTO: DROBOTDEAN_FREEPIK.COM<br />
38<br />
4/20<strong>23</strong>
Ein H<strong>IV</strong>-positives Testergebnis ist heutzutage vielleicht emotional ein Schock, stellt aber<br />
keine mit den Anfängen der Krankheit vergleichbares medizinisches Risiko dar. Trotz vieler<br />
Beratungsangebote steht es im Ermessen jedes einzelnen, über seine Erkrankung nicht zu<br />
sprechen und sich eher Menschen anzuvertrauen, die in einer ähnlichen Situation leben. Dies<br />
gilt selbstverständlich auch für die Partnerwahl. Hilfreich sind dabei Portale, die sich gezielt an<br />
H<strong>IV</strong>-Positive wenden bzw. diese nicht diskriminieren. männer* hat sich drei Portale angesehen.<br />
POSIT<strong>IV</strong>-TREFF<br />
Die Seite wurde 2018 ins Leben gerufen<br />
und versteht sich nicht ausschließlich als<br />
Dating-Plattform, sondern auch als soziales<br />
Netzwerk. Neben den Profilen gibt es ein<br />
Forum, Blogs, einen Kalender und News.<br />
In Chats kann man sich über medizinische<br />
Themen austauschen. Trotz des ausgeprägten<br />
Community Gedankens geht es auch ums<br />
Kennenlernen. Dabei wählt die Plattform<br />
einen interessanten Weg, indem man beim<br />
Anlegen des Profils eine charakterliche<br />
Selbsteinschätzung abgibt. Man kann aus<br />
Attributen wie natürlich, verlässlich unkompliziert,<br />
tolerant, romantisch und vielen<br />
weiteren wählen. Am Anfang steht die Angabe,<br />
ob man homo-, hetero- oder bisexuell<br />
ist. Interessanterweise wird nicht nach dem<br />
Alter gefragt. Auch die Frage, was einem in<br />
einer Beziehung besonders wichtig ist, hilft<br />
beim Kennenlernen. Vielleicht würde man<br />
sich bei den Optionen wie u.a. Familie, Beziehung,<br />
Freundschaften oder persönliche<br />
Entwicklung auch eine Mehrfachnennung<br />
wünschen.<br />
www.positiv-treff.de<br />
GLEICHKLANG<br />
Die Partnervermittlung Gleichklang verwendet<br />
bei ihrer Freundschaftsanbahnung das<br />
Prinzip der Akzeptanz. Dafür können die Suchenden<br />
angeben, dass sie H<strong>IV</strong>-positiv sind.<br />
Gleichzeitig werden alle Mitglieder gefragt,<br />
ob sie sich auch eine Freundschaft mit einem<br />
Positiven vorstellen können. Diesen werden<br />
dann gezielt Mitglieder vorgeschlagen, die<br />
sich eine Verbindung zu ihnen vorstellen<br />
können. Laut Gleichklang entstehen so hohe<br />
Erfolgsaussichten für eine Vermittlung. 33%<br />
der H<strong>IV</strong>-Positiven fanden nach einem Jahr<br />
eine Beziehung. Nach zwei Jahren waren es<br />
58% und nach drei Jahren 77%.<br />
www.gleichklang.de<br />
ROMEO<br />
Die wohl bekannteste Dating-Plattform für<br />
schwule Männer im deutschsprachigen<br />
Raum. Sie verzichtet auf die Abfrage des<br />
H<strong>IV</strong>-Status, weil sie, laut Eigenauskunft, diese<br />
Daten für zu sensibel hält, um sie im Netz<br />
veröffentlichen. Damit unterscheidet sie sich<br />
vom amerikanischen Anbieter Grindr, vor<br />
der der Hamburger Datenschutzbeauftragte<br />
jüngst wieder gewarnt hat. Da es sich um<br />
einen amerikanischen Dienst handele, würden<br />
Daten der Nutzer in die USA übermittelt,<br />
wo das Datenschutzniveau geringer ist als in<br />
Europa. In den neuen Datenschutzbestimmungen<br />
von Grindr soll die Weitergabe von<br />
privaten Informationen an Dritte künftig<br />
ausdrücklich möglich sein. Statt einer Abfrage<br />
des H<strong>IV</strong>-Status offeriert Romeo eine Vielzahl<br />
von möglichen Optionen zu Safer Sex.<br />
Zu ihnen gehört u.a. PrEP, TasP oder Kondom.<br />
Die Anzahl der deutschen Nutzer, die<br />
TasP als Safer Sex Praxis angeben, liegt bei<br />
2.500. Es gibt zahlreiche Gruppen, in denen<br />
sich H<strong>IV</strong>-positive Mitglieder austauschen<br />
können. Die größte heißt „H<strong>IV</strong>positiveLiebe“<br />
und hat 1.616 Mitglieder. Diese sind nur für<br />
andere Mitglieder der Gruppe sichtbar.<br />
www.romeo.com<br />
39
SEXUALITÄT<br />
/ SEXTING<br />
TELEFONSEX<br />
welche Regeln gilt es beim Sexten zu beachten?<br />
Text: Felix Just<br />
ILLU: FREEPIK / FREEPIK.COM<br />
Mehr als 27 Millionen Nutzer weltweit und immerhin noch über 200.000 User in Deutschland<br />
kann die Dating-Plattform Grindr seit ihrem Launch in 2009 verzeichnen. In der App geht es häufig<br />
schnell zur Sache. Wer mit wem? Wann? Wie? Wo? Häufig sind die harten Fakten schnell geschaffen<br />
– das gilt sowohl sprichwörtlich als auch buchstäblich, denn viele User scheuen sich nicht davor,<br />
mit Bildern und Videos für Butter bei die Fische zu sorgen. Ob das digitale Gegenüber den nackten<br />
Tatsachen ins Auge blicken will oder nicht, wird dabei oft ignoriert. Auch, oder besser vor allem, in<br />
Partnerschaften wird gesextet, was das Zeug hält. Über achtzig Prozent der deutschen Paare schickt<br />
sich regelmäßig lustvolle Nachrichten. Und das ist auch gut so, denn Sexting kann die Kommunikation<br />
zwischen Partnern verbessern, steigert die sexuelle Zufriedenheit und führt generell zu einem<br />
Gefühl des Bondings.<br />
Wer öfter mal mit dem Partner sextet, spürt laut Untersuchungen eine größere Verbundenheit, ist in<br />
der Lage, aufgrund der physischen Abwesenheit über Dinge zu sprechen, die sonst in Schamgefühlen<br />
untergehen würden, und kann sogar über Dinge, die nicht das Sexleben betreffen, besser und effektiver<br />
kommunizieren. Aber wie geht Sexting eigentlich, und welche Regeln sind zu beachten?<br />
40<br />
4/20<strong>23</strong>
CONSENT<br />
IS SEXY<br />
Egal, ob du mit dem eigenen Partner frivole<br />
Nachrichten austauschst oder mit einer dir<br />
bislang noch fremden Person in der geeigneten<br />
App flirtest: Bevor du dich in kreativen<br />
Ergüssen ergibst, gilt es, das Gegenüber nach<br />
Erlaubnis zu fragen beziehungsweise im gegenseitigen<br />
Austausch klarzustellen, dass beide<br />
einverstanden damit sind, den Chat für sexuelle<br />
Inhalte zu öffnen. Erst dann darfst du – wie im<br />
echten Leben – loslegen.<br />
BE YOU<br />
Nicht jeder Mann träumt von Sado-Maso-Fantasien<br />
und Gangbangs. Dir steht der Sinn mehr<br />
nach Blümchen und Romantik? Dann kommuniziere<br />
dies auch. Authentizität spielt beim<br />
Sexting eine wichtige Rolle und sorgt dafür,<br />
dass du dich wohl- und sicher fühlst.<br />
Die Unterhaltung aus der Ferne kann auch<br />
eine Chance sein, vormals unausgesprochene<br />
Fantasien und Gelüste zu kommunizieren.<br />
WORDS<br />
HAVE POWER<br />
Sexting ist wie jede andere Form der Kommunikation<br />
eine Kunst für sich, und die<br />
richtigen Worte zu wählen, fällt nicht immer<br />
leicht. Ist das Geschriebene zu schmutzig?<br />
Nicht schmutzig genug? Pi mal Daumen<br />
kann gesagt werden, dass sich Sexting<br />
niemals so anfühlen sollte, als würdest du<br />
einen Grundkurs in Sexualpraktiken geben<br />
wollen. Also wissenschaftliche Begriffe wie<br />
Penis oder Geschlechtsverkehr vermeiden<br />
und versuchen sich vorzustellen, man würde<br />
beieinanderliegen. Was würdest du ihm ins<br />
Ohr flüstern, wenn du könntest?<br />
41
SEXUALITÄT<br />
/ SEXTING<br />
FOREPLAY IS<br />
ESSENTIAL<br />
Eine goldene Regel sowohl beim Akt als auch<br />
beim Sexten ist, das Vorspiel nicht zu vergessen.<br />
Necke ihn, schick ihm Bilder von dir in<br />
Unterwäsche und nicht im Adamskostüm und<br />
treib ihn ein klein wenig in den Wahnsinn, bevor<br />
es ans Eingemachte geht.<br />
A D*** PIC IS WORTH<br />
A THOUSAND WORDS<br />
Bilder und Videos sind wichtige Bestandteile einer erfolgreichen<br />
Sexting-Session. Dabei kann es manchmal gar nicht so einfach<br />
sein, den richtigen Winkel, Ausschnitt und eine vorteilhafte Beleuchtung<br />
zu finden – besonders, wenn die Hüllen schon gefallen<br />
sind und jede noch so kleine Ungereimtheit ins Auge zu fallen<br />
scheint. Wir raten deshalb dazu, einen privaten Ordner anzulegen,<br />
in dem du immer wieder sexy Nudes sammelst, damit du sie<br />
zum geeigneten Zeitpunkt an deinen Liebhaber schicken kannst.<br />
Minuten können zu Stunden werden, wartet man sehnsüchtig auf<br />
die nächste Nachricht. Also besser keine Zeit verplempern und<br />
mit dem entsprechenden Arsenal in den Chat einsteigen.<br />
MIGHTY<br />
MEMORIES<br />
Eine der einfachsten Übungen und besonders<br />
für alle geeignet, die sich in der Welt<br />
des Sextings unsicher fühlen, ist es, eine<br />
bereits gelebte Erinnerung wieder aufleben<br />
zu lassen. Dabei ist es völlig egal, ob es sich<br />
um eine sexuelle Erfahrung handelt, die ihr<br />
gemeinsam genossen habt, oder ob du dich<br />
damals mit einem anderen Mann vergnügt<br />
hast. Wichtig ist dann, dass du die Erinnerung<br />
lediglich als Inspiration nutzt und er im<br />
Chat der Star deiner Erzählungen bleibt.<br />
42<br />
4/20<strong>23</strong>
SAY IT WITH A<br />
VOICEMAIL<br />
Manchmal genügt ein Text nicht, um Gefühle<br />
und Erregung erfolgreich darzustellen. Immer<br />
dann kann eine Sprachnachricht die bessere Alternative<br />
sein. Es muss auch gar nicht schmutzig<br />
ins Mikro gehaucht werden. Oft reicht es<br />
schon aus, die Stimme des anderen zu hören,<br />
getreu dem Motto: Alles kann, nichts muss.<br />
HAVE FUN &<br />
BE RESPECTFUL<br />
Sexting soll Spaß machen, also denk nicht<br />
zu viel über deine nächste Nachricht nach,<br />
versuch dich auch mal in unterschiedlichen<br />
Emoji-Kombinationen und lass dich von deinen<br />
Gefühlen leiten anstatt vom Kopf.<br />
Bilder und Chats niemals mit anderen Teilen<br />
und im Zweifel die Konversation löschen, wenn<br />
alles gesagt und getan ist. Dich törnt nicht an,<br />
was dein Partner kommuniziert? Dann lass es<br />
ihn auf sanfte Art und Weise wissen und gib<br />
ihm auf keinen Fall das Gefühl, seine Fantasien<br />
seien unangebracht oder zu derb. Sexting muss<br />
ein Safe Space sein.<br />
SEXTING QUICK TIPPS<br />
1. Stell sicher, dass niemand in der Nähe ist, der deine Nachrichten sehen könnte.<br />
2. Doppelt überprüfen, dass du den richtigen Kontakt ausgewählt hast, bevor du loslegst.<br />
3. Frag deinen Partner, was er sich wünscht.<br />
4. Two is better than one. Beim Sexting sind beide gefragt und sollen gleichermaßen die<br />
Rolle des Regisseurs und des Ausführenden übernehmen.<br />
5. Short & simple. Verrenne dich nicht in ewig langen Ausführungen, sondern bring kurz<br />
und knackig auf den Punkt, was du sagen willst.<br />
43
SEXUALITÄT<br />
/ PERFORMANCE-ANGST<br />
NERVÖS?<br />
Autor: Noir SO<br />
WAS DU VON<br />
EROTIK-PERFORMER*INNEN<br />
ÜBER PERFORMANCEANGST<br />
LERNEN KANNST<br />
Cheex ist eine Plattform und Community,<br />
die Sex, Erotik und sexuelle<br />
Bildung auf eine besonders inklusive<br />
und diverse Art und Weise ihren Usern<br />
näher bringen möchte. In Kooperation<br />
mit der sex-positiven Website sind eine<br />
Handvoll Artikel entstanden, die wir dir<br />
in den kommenden Ausgaben vorstellen<br />
wollen. Los geht es mit einem Feature<br />
über Performance-Angst.<br />
Du willst Cheex selbst einmal ausprobieren?<br />
Mit dem Code: maenner<br />
kannst du Cheex 7 Tage kostenlos<br />
testen, danach 9,90 Euro pro Monat<br />
(jährliche Abrechnung von 118,80<br />
Euro). Es erfolgt keine Abbuchung in<br />
der Testphase und es kann während<br />
der Probezeit gekündigt werden ohne<br />
anfallende Kosten. Das Angebot ist nur<br />
gültig für die Jahresmitgliedschaft.<br />
FOTOS: FREEPIK / FREEPIK.COM<br />
Ob Mann, Frau, oder nicht-binär:<br />
Leistungsdruck beim Sex betrifft alle.<br />
Selbst professionelle Pornodarsteller*innen<br />
und andere Sexarbeiter*innen<br />
leiden darunter. Doch warum spüren<br />
wir diesen Druck, abzuliefern?<br />
44<br />
4/20<strong>23</strong>
WARUM ES WICHTIG IST, ÜBER<br />
PERFORMANCEANGST ZU SPRECHEN<br />
Wir sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, die nicht offen über Sex spricht: vor allem<br />
nicht über die Unsicherheiten dabei. Insbesondere für Menschen mit Penis ist das ein<br />
großes Tabu, sie müssen immer steinhart und bereit sein. Doch sexuellen Leistungsdruck<br />
zu normalisieren, ist ein wichtiger Schritt, um ihn zu überwinden. Deshalb haben wir mit<br />
einigen Kolleg*innen aus der Pornoindustrie gesprochen – Hier kommen unsere Tipps.<br />
Aber zunächst starten wir mit den Mythen, die zu Performancedruck führen.<br />
MYTHOS 1:<br />
DU BRAUCHST<br />
UNBEDINGT EINE EREKTION<br />
Eine Erektion ist nicht wichtig, um<br />
jemanden zu befriedigen oder die eigene<br />
Lust auszudrücken. Unser Körper ist ein<br />
Vergnügungspark mit unglaublich vielen<br />
Fahrgeschäften, und Erregung findet nicht<br />
nur in den Genitalien statt. Als Pornodarsteller*in<br />
bin ich sogar zum Entschluss<br />
gekommen, dass es mir umso leichter fällt,<br />
hart zu werden, wenn ich mich auf meine<br />
sinnlichen Empfindungen abseits vom<br />
Penis konzentriere – zum Beispiel auf Gerüche<br />
und Geräusche. Lass den Gedanken<br />
los, dass Penetration die einzige Art von<br />
Sex ist: Vermutlich ist dieser Gedanke<br />
ohnehin durch unsere heteronormative<br />
Sexualerziehung entstanden.<br />
MYTHOS 2:<br />
DIE QUALITÄT HÄNGT<br />
VON DER DAUER AB<br />
Eine Erektion ist nicht wichtig, um<br />
jemanden zu befriedigen oder die eigene<br />
Lust auszudrücken. Unser Körper ist ein<br />
Vergnügungspark mit unglaublich vielen<br />
Fahrgeschäften, und Erregung findet nicht<br />
nur in den Genitalien statt. Als Pornodarsteller*in<br />
bin ich sogar zum Entschluss<br />
gekommen, dass es mir umso leichter fällt,<br />
hart zu werden, wenn ich mich auf meine<br />
sinnlichen Empfindungen abseits vom<br />
Penis konzentriere – zum Beispiel auf Gerüche<br />
und Geräusche. Lass den Gedanken<br />
los, dass Penetration die einzige Art von<br />
Sex ist: Vermutlich ist dieser Gedanke<br />
ohnehin durch unsere heteronormative<br />
Sexualerziehung entstanden.<br />
MYTHOS 3:<br />
WÄHREND DES SEX<br />
UM ERLAUBNIS ZU FRAGEN,<br />
IST EIN TURN-OFF<br />
Ganz und gar nicht: Kommunikation mit<br />
deinen Sexualpartner*innen ist ein Muss –<br />
und noch dazu unfassbar heiß! Klar kann<br />
es schwierig sein, nach Konsens zu fragen,<br />
aber am Ende profitieren alle Beteiligten.<br />
Doch warum sprechen wir nicht? Bei mir<br />
war es die Angst davor, zurückgewiesen zu<br />
werden. Und ein Nein kann auch wehtun:<br />
Aber sexuelle Erkundung erfordert ein<br />
hohes Maß an Vertrauen, das man nur so<br />
aufbauen kann. Denn unsere Sexualität ist<br />
nicht instinktiv, wir müssen sie kennenlernen.<br />
Wenn ihr einander fragt, was ihr<br />
mögt, wird euer gegenseitiges Vertrauen<br />
wachsen – und eure Unsicherheiten kleiner<br />
werden.<br />
45
SEXUALITÄT<br />
/ PERFORMANCE-ANGST<br />
MÖGLICHKEITEN, WIE DU PERFOR-<br />
MANCEDRUCK ABLEGEN KANNST<br />
Nachdem wir nun mit den Mythen aufgeräumt<br />
haben, die zur Performanceangst<br />
führen: Was hilft dagegen?<br />
TIPP 1:<br />
Finde Safe Spaces und Partner*innen, bei<br />
denen du dich wohlfühlst<br />
Intimität und Kommunikation sind wichtige<br />
Tools, um dich sexuell zu befreien.<br />
Denn genau darum geht es hier: Vorstellungen<br />
abzulegen und authentische<br />
Intimität zu erleben. Das geht am besten<br />
mit Menschen, denen zu vertraust.<br />
TIPP 2:<br />
Engagiere eine*n Sexarbeiter*in. Sexarbeiter*innen<br />
sind nicht nur dazu da, um<br />
schnell Lust zu erleben. Ich bin überzeugt,<br />
dass gute Profis dir helfen können, Traumata<br />
zu überwinden und Kommunikation<br />
zu üben: Sie verurteilen dich nicht, haben<br />
schon alles gesehen und können dir so<br />
helfen, deine Herausforderungen zu überwinden.<br />
TIPP 3:<br />
Probiere Pleasure Mapping aus. Keiner<br />
weiß von Natur aus, was geil ist: Wir müssen<br />
es für uns herausfinden. Pleasure Mapping<br />
ist eine Technik, die dir dabei hilft,<br />
den eigenen Körper zu erforschen und zu<br />
verstehen. Dabei lernst du auch etwas über<br />
Anatomie: Wir verstehen die verschiedenen<br />
Funktionen unseres Körpers und wie<br />
empfindlich er auf Reize reagiert. Das hilft<br />
natürlich auch dabei, dem Sexpartner*in<br />
Lust zu geben. Pleasure Mapping gibt es<br />
als Selbsterfahrung, z. B. in Tutorials, oder<br />
angeleitet mit Bodyworkern.<br />
TIPP 4:<br />
Bleib verspielt. Ich wollte für diesen Text<br />
über den Tellerrand schauen und hab auch<br />
eine Person mit Vulva nach ihrer Meinung<br />
gefragt. Meine Freundin Malou Sauvage ist<br />
eine professionelle Sexarbeiterin und Bodyworkerin:<br />
„Bleib spielerisch. Geh in dein<br />
Erlebnis mit dem einfachen Ziel, herauszufinden,<br />
was dich und deine*n Sexualpartner*in<br />
in diesem Moment anmacht. Lass<br />
Ziele oder feste Vorstellungen zu Hause. Je<br />
mehr du bereit bist, dich auf die Begegnung<br />
einzulassen, desto einfacher wird es<br />
für dich sein, Lust zu erleben und deinen<br />
Körper bis zur Ekstase zu genießen.“<br />
TIPP 5:<br />
Sei sanft zu dir. Eine weitere wertvolle<br />
Meinung zu diesem Thema kommt von<br />
Bishop Black. Bishop ist nicht-binäre*r<br />
Darsteller*in im Adult Entertainment Bereich,<br />
sowohl in Pornos als auch auf der<br />
Bühne. „Eine Sache, die ich gerne mache,<br />
ist meinen Partner*innen dabei zuzusehen,<br />
wie sie sich selbst befriedigen: Zum<br />
einen kann ich mir eine Pause gönnen,<br />
zum anderen kann ich lernen, welche Dinge<br />
sie anmachen, wenn dey mit sich selbst<br />
spielen. Es lenkt den Fokus nach außen<br />
und nimmt den Druck weg.<br />
Außerdem hilft es, es langsam anzugehen:<br />
Massagen oder Breast Play sind großartige<br />
Tools. Oder einfach nur Körperkontakt,<br />
Umarmungen oder Küsse.”<br />
Zum Schluss fügt Bishop hinzu, und das ist<br />
vielleicht mein Lieblingstipp:<br />
“Sex ist keine Checkliste und auch nichts,<br />
was man beherrschen muss. Wir alle<br />
reagieren unterschiedlich auf innere und<br />
äußere Reize. Es ist okay, eine Pause zu<br />
machen. Es ist in Ordnung, Wasser zu<br />
trinken. Es ist in Ordnung, einfach nur zu<br />
entspannen und ein bisschen zu reden. An<br />
manchen Tagen laufen die Dinge nicht so,<br />
wie wir wollen. Und auch das ist okay.“<br />
46<br />
4/20<strong>23</strong>
Praxis in der Luisenstadt<br />
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47
SEXUALITÄT<br />
/<br />
SELF LOVE<br />
SELF LOVE<br />
EIN GESPRÄCH<br />
MIT SEXTHERAPEUT<br />
DR. CHRISTOPHER<br />
RYAN JONES<br />
156-mal im Jahr*, oder umgerechnet 3-mal pro Woche, machen es sich<br />
Männer weltweit im Durchschnitt selbst. 19 Prozent benutzen dafür beide<br />
Hände und knapp ein Drittel verwendet bei der Auto-Stimulation auch<br />
schon mal ein Sextoy. Warum Selbstbefriedigung so gesund ist und was<br />
Sextherapeut und Podcaster Dr. Christopher Ryan Jones über Netflix’<br />
„Sex Education“ denkt, hat er uns im Interview verraten.<br />
FOTO: RAWPIXEL.COM / FREEPIK.COM<br />
48<br />
4/20<strong>23</strong>
Du bist nicht nur Therapeut, sondern hast<br />
mit „Sex Therapy“ auch deinen eigenen<br />
Podcast. In einer der Episoden sprichst<br />
du darüber, dass Selbstbefriedigung ein<br />
tolles Tool ist für alle, die sich um ihre<br />
mentale und physische Gesundheit kümmern<br />
wollen. Kannst du diese Aussage<br />
näher erklären?<br />
Selbstbefriedigung ist eine Form der<br />
Selbstentfaltung. Sie ist Teil der menschlichen<br />
Erfahrung in jeder Phase unseres<br />
Lebens. Es gibt sogar Ultraschallaufnahmen<br />
von Föten in der Gebärmutter, die<br />
sich selbst stimulieren. Masturbation löst<br />
Stress, hilft beim Einschlafen, verbessert<br />
die Laune und ist ein natürliches Schmerzmittel.<br />
Als Sextherapeut setze ich Selbstbefriedigung<br />
aus unterschiedlichen Gründen<br />
ein, zum Beispiel bei Klienten, die mit dem<br />
Problem vorzeitiger Ejakulation zu mir<br />
kommen. Sie kann aber auch helfen, wenn<br />
Patienten ein geringes Selbstbewusstsein<br />
haben oder unter einer gestörten Wahrnehmung<br />
des eigenen Körpers leiden. Sie<br />
lernen im Laufe der Therapie, dass der<br />
Körper, den sie sonst negativ bewerten,<br />
ihnen Freude bereiten kann. Und genau<br />
darum geht es bei der Autostimulation:<br />
Lust und Freude empfinden.<br />
In vielen Ländern und Kulturen ist Selbstbefriedigung<br />
dennoch ein Tabuthema.<br />
Woran liegt das und wie können wir diese<br />
Stigmatisierung beenden?<br />
Dafür gibt es mehrere Gründe: religiöse<br />
Ansichten, kulturelle Regeln oder gesellschaftliche<br />
Normen. Selbst in modernen<br />
Gesellschaften wird Sex von vielen Menschen<br />
noch immer mit Schuld und Scham<br />
verknüpft. Wenn es dann um Masturbation<br />
geht, hält sich die Annahme hartnäckig,<br />
dass Menschen, die sich selbst befriedigen,<br />
einsam sind und keinen Partner abbekommen.<br />
Selbstbefriedigung wird als mindere<br />
Form von Sexualität eingestuft. Dabei ist<br />
sie schlichtweg eine weitere, aber vollwertige<br />
Facette unseres Sexuallebens. Wir<br />
haben eben über die positiven Effekte der<br />
Selbstbefriedigung gesprochen. Wir fühlen<br />
uns gut danach. Genauso wie es beispielsweise<br />
beim Joggen der Fall ist. Um die<br />
Stigmatisierung aufzuheben, bedarf es also<br />
einer besseren Bildung in Sachen Gesundheit<br />
und sexueller Gesundheit.<br />
Kann Selbstbefriedigung auch eine Beziehung<br />
positiv beeinflussen?<br />
Unbedingt. Während der Autostimulation<br />
lernen wir, was uns gefällt und was sich gut<br />
anfühlt. Dieses Wissen können wir dann<br />
an unseren Partner weitergeben.<br />
Eine Studie* aus dem Jahr 2020 besagt,<br />
dass 56 Prozent aller Männer am liebsten<br />
im Schlafzimmer masturbieren. 22 Prozent<br />
tun es im Badezimmer. So weit, so<br />
„normal“. 1 Prozent aber hat angegeben,<br />
sich im Büro selbst zu befriedigen. Ist das<br />
noch eine Form der Selbstpflege? Wann<br />
wird Masturbation zum Problem? Wie oft<br />
ist zu oft?<br />
Viele Leute denken, dass Menschen, die<br />
auf der Arbeit masturbieren, Grenzen<br />
überschreiten. Das gibt es natürlich. Ich<br />
glaube aber, der Großteil will einfach nur<br />
Stress abbauen. Deshalb macht es für mich<br />
durchaus Sinn, dass es Männer zum Beispiel<br />
auf der Bürotoilette tun. Solange es<br />
diskret abläuft, und ohne sich gegenüber<br />
Kollegen zu entblößen, sehe ich kein<br />
49
SEXUALITÄT<br />
/<br />
SELF LOVE<br />
Problem. Wenn es um die Quantität geht,<br />
stellen mir meine Patienten oft dieselbe<br />
Frage: Wie oft ist zu oft? Meine Antwort<br />
darauf ist simpel: Solange derjenige seiner<br />
Arbeit und seinem gewohnten Sozialleben<br />
nachgehen kann, muss er sich über diese<br />
Frage keine Gedanken machen.<br />
Wie stehst du zu Pornografie und Lovetoys?<br />
Ich arbeite mit diversen Pornoproduktionen<br />
und Sexarbeitern zusammen, deshalb<br />
wird es die meisten Leser wohl überraschen,<br />
dass ich selbst keine Erotikfilme<br />
konsumiere. Pornovideos sind Unterhaltung,<br />
aber ganz sicher keine Lehreinheiten<br />
für Leute, die wissen wollen, wie sie ihr<br />
Sexleben aufpeppen können. Wenn ich<br />
„Der Pate“ schaue, werde ich ja auch nicht<br />
zum Mafiaboss.<br />
Lovetoys finde ich großartig. Sie eröffnen<br />
uns ganz neue Wege, Sexualität zu<br />
erleben. Die meisten Männer denken an<br />
Penetration, wenn es um Sex geht. Dabei<br />
gibt es noch so viele andere Arten, Lust zu<br />
empfinden.<br />
Ich stelle mir vor, dass ein anderes häufig<br />
besprochenes Thema der Orgasmus ist<br />
und im Besonderen, wie man diesen noch<br />
intensiver gestalten kann. Gibt es denn<br />
einen simplen Trick, um den Höhepunkt<br />
noch lustvoller zu gestalten, oder muss<br />
das jeder für sich alleine herausfinden?<br />
Es gibt natürlich Männer, die immer<br />
auf der Suche nach einer Steigerung des<br />
sexuellen Empfindens sind. Ich selbst halte<br />
davon nicht viel. Warum? Wer auch immer<br />
den „ultimativen Orgasmus“ erlebt hat,<br />
wird danach für den Rest seines Lebens<br />
nur noch enttäuscht werden. Sex ist kein<br />
Ziel, sondern eine Reise.<br />
Wie wird man Sextherapeut? Wolltest du<br />
schon immer in diesem Fachgebiet arbeiten?<br />
Nein, gar nicht. Ich war damals Praktikant<br />
im Army Substance Abuse Program (Anti-Drogen-Plan<br />
für Soldaten, Anm. d. Red.)<br />
und hatte viele Patienten, die aufgrund<br />
ihres Drogenmissbrauchs riskante Sexpraktiken<br />
ausübten. Auf viele ihrer Fragen<br />
hatte ich keine fundierten Antworten<br />
und realisierte schnell, dass ich mir mehr<br />
Wissen über sexuelle Gesundheit aneignen<br />
müsste. Die Nummer-1-Ausbildungsplattform<br />
für Sextherapeuten in Amerika ist die<br />
American Association of Sex Educators,<br />
Counselors and Therapists. Die Ausbildung<br />
beinhaltet viele Hundert Stunden Sexualkunde<br />
und Sextherapie-Training.<br />
Hast du „Sex Education“ auf Netflix gesehen?<br />
Dazu will ich als Erstes einmal sagen:<br />
Gillian Anderson versucht, mir meinen<br />
Job zu stehlen. Deshalb hätte ich sie gern<br />
als Gast in meinem Podcast, um sie darauf<br />
anzusprechen. (lacht) Aber um deine Frage<br />
zu beantworten: Ich habe die Sendung<br />
natürlich gesehen und finde, es ist eine<br />
unterhaltsame Show. Aber es ist keine<br />
realistische Darstellung, wie Sextherapie<br />
für gewöhnlich abläuft. In Fernsehsendungen<br />
sind die Patienten, die einen<br />
Sextherapeuten besuchen, entweder ulkig<br />
oder nymphomanisch. Und das entspricht<br />
schlichtweg nicht dem durchschnittlichen<br />
Klienten.<br />
Diese repräsentative Studie wurde von<br />
Appinio im Juli 2020 durchgeführt. Dafür<br />
wurden 3.500 Männer aus Australien,<br />
Deutschland, Frankreich, Hongkong,<br />
Italien, Kanada, Österreich, Singapur,<br />
Spanien, Südkorea, der Schweiz, Taiwan,<br />
UK und den USA befragt. Zusätzliche Daten<br />
wurden vom Behavioral Science Lab zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
50<br />
4/20<strong>23</strong>
EREKTIONSSTÖRUNGEN.<br />
NA UND? WIR REDEN DARÜBER.<br />
Eine erektile Dysfunktion mag zwar den<br />
meisten Männern unangenehm sein –<br />
aber Man(n) kann etwas dagegen tun.<br />
ADVERTORIAL<br />
DE-MEH-<strong>23</strong>10-00001<br />
Erektile Dysfunktion (ED) betrifft Millionen<br />
von Männern weltweit und kann in<br />
jedem Alter auftreten. Dabei bezeichnet<br />
sie die Unfähigkeit, eine ausreichend<br />
harte Erektion aufrechtzuerhalten, um<br />
sexuelle Aktivitäten zufriedenstellend<br />
auszuführen. Sie kann mal psychisch<br />
bedingt während Stressphasen auftreten<br />
oder aber auch das Symptom von Erkrankungen<br />
wie Diabetes oder des Herz-Kreislaufsystems<br />
sein. Oftmals leidet neben<br />
dem Selbstwertgefühl der Betroffenen<br />
auch das der Partner. Glücklicherweise<br />
gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten,<br />
mithilfe derer betroffenen<br />
Männern geholfen werden kann.<br />
Dabei muss nicht immer zu Pillen gegriffen<br />
werden - Wichtig ist es mit einem<br />
Arzt zu sprechen, um auf Nummer sicher<br />
zu gehen, dass die Erektionsstörung keine<br />
Folge einer ernsthaften Grunderkrankung<br />
ist. Dann kann der Arzt entscheiden, wie<br />
therapiert werden soll beziehungsweise<br />
muss. Ob per Beckenbodentraining zur<br />
Stärkung der Erektionsfähigkeit, mithilfe<br />
von Psychotherapie oder aber medikamentös<br />
mithilfe von z.B. sogenannten<br />
PDE5-Hemmern. Die Palette an Behandlungsoptionen<br />
ist breit und sollte unbedingt<br />
individuell abgestimmt werden. Vor<br />
allem bei medikamentöser Behandlung,<br />
die in Kombination mit anderen Arzneimitteln<br />
oder Drogen Gefahren birgt.<br />
Und um falschen<br />
Erwartungen<br />
vorzubeugen: Die<br />
PDE5-Hemmer sind<br />
keine Aphrodisiaka oder<br />
Wundermittel. Sie verbessern<br />
die Durchblutung des Penis, was wiederum<br />
zu einer verbesserten Erektion führt<br />
– sprich es muss zur Wirkungsentfaltung<br />
sexuelle Stimulation vorhanden sein. Zum<br />
Leid Betroffener ist die medikamentöse<br />
Behandlung der ED in Deutschland nicht<br />
zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
möglich, was für Betroffene eine<br />
nicht unerhebliche finanzielle Belastung<br />
bedeutet hat und so manchen dazu brachte<br />
sich auf unsicheren Wegen und illegal<br />
Substanzen zu besorgen. Doch das muss<br />
nicht sein, denn Dank der Einführung von<br />
Generika sind auch die PDE5-Hemmer<br />
mittlerweile für so ziemlich jedermann erschwinglich.<br />
Das ist auch gut so, denn ein<br />
erfülltes Sexualleben darf kein Luxus sein!<br />
Mehr Infos zum Thema<br />
Erektile Dysfunktion gibt es unter<br />
www.maennersache-hormosan.de<br />
FOTO: ALEXANDER FARNSWORTH / ISTOCKPHOTO.COM<br />
51
SEXUALITÄT<br />
/<br />
potenzmittel<br />
POTENZMITTEL<br />
IM VERGLEICH<br />
Mit der zufälligen Entdeckung des Viagra-<br />
Wirkstoffs Sildenafil wurde eine zweite<br />
sexuelle Revolution ausgelöst. Ähnlich wie<br />
die Anti-Baby-Pille die Angst vor der ungewollten<br />
Schwangerschaft nahm, wird heute<br />
die Angst der Männer vor dem Versagen auf<br />
chemische Weise eliminiert.<br />
Sildenafil wurde zur Erweiterung der Herzkranzgefäße<br />
entwickelt, konnte aber nicht<br />
eingesetzt werden. Seine spezifische Wirksamkeit<br />
auf die Schwellkörpermuskulatur fiel<br />
während der Testphase auf und führte 1998<br />
zur Einführung des verschreibungspflichtigen<br />
Medikaments Viagra gegen die erektile Dysfunktion<br />
(ED) durch den Konzern Pfizer und<br />
zur Entstehung eines Milliardenmarktes.<br />
FOTOS: FREEPIK / FREEPIK.COM<br />
52<br />
4/20<strong>23</strong>
WIRKUNG<br />
Um die Wirkung eines Potenzmittels zu<br />
verstehen, muss man die physiologischen<br />
Vorgänge einer Erektion kennen. Diese<br />
entsteht durch das Füllen der Schwellkörper<br />
im Penis mit Blut. Ohne sexuelle<br />
Stimulation fließt nur eine kleine Menge<br />
Blut durch den Penis, da die Arterien im<br />
Schwellkörper verengt sind. Bei sexueller<br />
Erregung entspannt sich die Muskulatur<br />
der Gefäße, die sich daraufhin weiten. Der<br />
Blutfluss in den Penis lässt die Schwellkörper<br />
anschwellen und das Organ richtet<br />
sich auf. Gleichzeitig werden die Blut<br />
abführenden Adern verengt. Bei Potenzproblemen<br />
kommt es vorzeitig zu einer<br />
Entspannung der Muskulatur und damit<br />
zum Abfluss des Bluts im Penis. Der Wirkstoff<br />
von Viagra, Levitra und Cialis wird<br />
als PDE-5-Hemmer bezeichnet, da sie ein<br />
Enzym, das an diesem Kreislauf beteiligt<br />
ist, hemmen.<br />
URSACHEN<br />
Die Ursachen von Potenzschwäche können<br />
die Folge seelischer Störungen oder<br />
die Begleiterscheinung von Stoffwechselkrankheiten<br />
sein. Zucker- oder Bluthochdruck-kranke<br />
sind ungleich häufiger<br />
impotent als gesunde Männer. Außerdem<br />
haben drei Viertel der Männer nach einer<br />
Prostataentfernung Potenzprobleme.<br />
Als Risikofaktoren der Impotenz können<br />
Zigarettenkonsum und Übergewicht genannt<br />
werden, da diese zu einer Verengung<br />
der Arterien (Arteriosklerose)<br />
führen, was nachteilig für den gesamten<br />
Blutfluss ist, auch im Fall der Erektion.<br />
Da der Zusammenhang zwischen ED und<br />
den genannten Stoffwechselerkrankungen<br />
signifikant ist, kann Impotenz ein frühzeitiges<br />
Warnsignal für ernstere Erkrankungen<br />
darstellen. Von daher sollte sie<br />
niemals ohne Konsultation eines Arztes<br />
behandelt werden, da Gefäßverengungen<br />
zu einem späteren Herzinfarkt führen<br />
können.<br />
BETROFFENE<br />
Der Zusammenhang zwischen ED und<br />
altersbedingter Diabetes oder Bluthochdruck<br />
verdeutlicht, dass mit zunehmendem<br />
Alter mehr Männer betroffen sind.<br />
Da die Lebenserwartung der Männer<br />
steigt, führt auch dies zu einem Anstieg<br />
der Patienten. Unter den 40- bis 49-Jährigen<br />
ist fast jeder zehnte Mann impotent.<br />
Zehn Jahre später ist es jeder fünfte.<br />
Zwischen 60 und 69 Jahren jeder Dritte.<br />
Demnach sind in der Bundesrepublik<br />
etwa acht Millionen Männer betroffen,<br />
von denen jedoch 90 Prozent nicht zum<br />
Arzt gehen.<br />
Neben den medizinischen Faktoren kann<br />
die Fähigkeit zur dauerhaften Erektion<br />
auch bei beschwerdefreien Männern<br />
Begehrlichkeit wecken. Spätestens Ende<br />
zwanzig wird jedem Mann seine abnehmende<br />
Fähigkeit zu multiplen Sexualakten<br />
bewusst. Der Wunsch diese zu erleben<br />
kann jedoch bestehen bleiben und findet<br />
53
SEXUALITÄT<br />
/ POTENZMITTEL<br />
in der Einnahme der neuen Potenzmittel<br />
eine machtvolle Unterstützung.<br />
Berücksichtigt werden muss auch die<br />
Tatsache, dass sich der erotische Reiz in<br />
langjährigen Beziehungen möglicherweise<br />
derart abbaut, dass Lustlosigkeit<br />
und Erektionsschwäche auftreten. Selbst<br />
promisker Lebenswandel ist nicht immer<br />
ein Garant für erotischen Kitzel und kann<br />
ebenfalls zu einer Abstumpfung und Potenzarmut<br />
führen. Gerade in homosexuellen<br />
Begegnungen liegt auch immer ein<br />
unterschwelliges Konkurrenzverhalten<br />
um die Größe und Härte des Genitales.<br />
VERGLEICH<br />
Die beiden Konkurrenzprodukte zu Viagra,<br />
Levitra aus dem Hause Bayer und Cialis<br />
von der Firma Eli Lilly, bedienen sich<br />
desselben Wirkungsmechanismus. Sie positionieren<br />
sich jeweils als Schnellwirker<br />
(Levitra) beziehungsweise als Langwirker<br />
(Cialis). Die Mutterfirma von Viagra fürchtet<br />
um ihre marktbeherrschende Stellung<br />
und wendet ein, dass auch ihr Mittel bei<br />
einem Drittel der Männer bereits nach 14<br />
Minuten wirkt und nur für 19 Prozent der<br />
Männer mehrfacher Sexualverkehr innerhalb<br />
von 24 Stunden relevant ist. Angesichts<br />
ihres deutschen Marktanteiles von<br />
sechzig Prozent sicherlich eine unbegründete<br />
Angst, da der größte Teil der Betroffenen<br />
noch nicht einmal therapiert ist.<br />
Die tatsächliche Wirkung hängt nicht<br />
nur von klinischen Studien, sondern von<br />
den persönlichen Voraussetzungen des<br />
Nutzers ab. Fetthaltiges Essen vor der<br />
Einnahme blockiert die Wirkung, andere<br />
Faktoren können sie negativ beeinflussen.<br />
Der Gebrauch von Poppers ist in Kombination<br />
mit chemischen Potenzmitteln<br />
geradezu verheerend. Auch die Verträglichkeit<br />
wird sich nur individuell herausfinden<br />
lassen, weshalb Urologen zu einem<br />
Test aller Produkte raten. Die sexuelle<br />
Intention dürfte am Ende den Ausschlag<br />
geben. Ein spontaner Besuch bei einem<br />
Stricher oder im Pornokino lässt eher zu<br />
den Schnellwirkern Viagra und Levitra<br />
mit einem personenabhängigen Wirkungszeitraum<br />
von vier bis fünf Stunden<br />
greifen. Ein romantisches Wochenende in<br />
Paris oder eine Gangbang-Party kann man<br />
besser mit dem 36-Stundenwirker Cialis<br />
auskosten.<br />
SUCHTPOTENTIAL<br />
Erschreckend ist das Suchtpotential, wenn<br />
man erst einmal die Wirkungsmacht der<br />
Potenzmittel erfahren hat. Eine eigenständig<br />
erarbeitete Erektion erscheint<br />
fragil und unsicher, wo sie gestern noch<br />
selbstverständlich war. Schnell möchte<br />
man den Effekt auf Knopfdruck nicht<br />
mehr vermissen. Bis zum Zeitpunkt einer<br />
notwendigen medizinischen Intervention<br />
sollte jedoch im Vordergrund stehen, dass<br />
mit einer gesunden Lebensführung und<br />
viel Sport die Risikofaktoren der erektilen<br />
Dysfunktion vermindert werden und der<br />
Hormonhaushalt auf natürliche Weise angeregt<br />
wird. Eine Pille allein macht noch<br />
keinen Frühling im Bauch.<br />
LEBENSFÜHRUNG<br />
Eine elementare Funktion wie die<br />
Sexualität kann nicht unabhängig von<br />
der übrigen Lebensführung betrachtet<br />
werden. Für viele Patienten mit erektiler<br />
Dysfunktion sind die PDE-5-Hemmer in<br />
der Tat eine sexuelle Revolution. Dabei<br />
bleibt natürlich unbeachtet, dass sich das<br />
Leben des Menschen naturgemäß von der<br />
Blüte zum Verfall vollzieht und Minderfunktionen<br />
nur ein Meilenstein auf dem<br />
unaufhaltsamen Weg zum Tod sind.<br />
In früheren Zeiten wurde die Phase<br />
sexueller Aktivität von der Altersweisheit<br />
abgelöst. Die Herausforderung, sexuell<br />
aktiv und weise zugleich zu sein, hat aber<br />
auch seinen Reiz. Die Versuchung, sich<br />
der neuen Medikamente im Rahmen der<br />
Spaßmaximierung zu bedienen, scheint<br />
auf dem Weg zur Altersweisheit nicht<br />
unbedingt zielführend, aber um sich darüber<br />
ernsthaft zu sorgen ist doch wirklich<br />
noch zu früh.<br />
54<br />
4/20<strong>23</strong>
55
SEXUALITÄT<br />
/<br />
erektile dysfunktion<br />
NEUER ANSATZ<br />
für Behandlung von erektiler Dysfunktion<br />
Verschiedenen Studien zufolge<br />
leiden inzwischen etwa die Hälfte<br />
der Männer über 40 und rund<br />
ein Viertel der Männer unter 40<br />
Jahren an erektiler Dysfunktion.<br />
Mit Eroxon bringt Cooper Consumer<br />
Health eine völlig neuartige<br />
Behandlungsmöglichkeit auf den<br />
deutschen Markt, die in klinischen<br />
Tests überzeugt, sicher in der Anwendung<br />
ist und in über drei von<br />
fünf Fällen innerhalb von nur zehn<br />
Minuten zu einer Erektion führt.<br />
Die Wirkung des klaren Gels, von dem<br />
bereits ein Tropfen in Erbsengröße pro<br />
Anwendung genügt, wird auf die Spitze des<br />
Penis aufgetragen. Dort entfaltet die Rezeptur<br />
durch Verdunstung zunächst einen<br />
stark kühlenden, danach einen allmählich<br />
erwärmenden Effekt. Dieser bewirkt eine<br />
Stimulation der Nervenenden der Eichel<br />
und führt so zu einer erhöhten Durchblutung<br />
und stärkeren Erektionen.<br />
Der Effekt kann mithilfe einer äußerlichen<br />
Anwendung erzielt werden, die einfach,<br />
sehr gut verträglich und vor allem schnell<br />
in der Wirkung ist: In den klinischen Tests<br />
stellte sich bei über 60 Prozent der Anwender<br />
bereits nach durchschnittlich zehn<br />
Minuten eine Erektion ein. Statt eine Tablette<br />
zu schlucken und bis zu eine Stunde<br />
auf die Wirkung warten zu müssen, kann<br />
die Anwendung ins Vorspiel eingebaut<br />
werden. Als äußerlich anwendbares Gel<br />
verfügt es über ein sehr gutes Sicherheitsprofil<br />
und zeigt nur ein minimales Risiko<br />
für Wechselwirkungen mit Medikamenten<br />
oder Nahrungsmitteln. Aus diesem Grund<br />
wird das Präparat auch rezeptfrei erhältlich<br />
sein.<br />
Eroxon ist ein echter Gamechanger in der<br />
Behandlung, denn sowohl die alternde<br />
Gesellschaft als auch die Folgen unseres<br />
Lebenswandels wie falsche Ernährung,<br />
Alkohol und Rauchen sind in vielen Fällen<br />
die Ursachen für die Erkrankung. Dazu<br />
kommen Erkrankungen wie Bluthochdruck<br />
oder Diabetes, bei denen orale Therapien<br />
zur Behandlung der erektilen Dysfunktion<br />
oft nicht in Frage kommen. „ED ist die häufigste<br />
sexuelle Funktionsstörung des Mannes“,<br />
betont Dr. Heike Melzer: „Während<br />
bei jungen Männern psychische Störungen<br />
überwiegen, nehmen organische Ursachen<br />
im Alter zu.“ Eroxon hat in klinischen Tests<br />
bei allen Krankheitsbildern Wirksamkeit<br />
bewiesen.<br />
www.eroxon.de<br />
56 4/20<strong>23</strong>
SEXUALITÄT<br />
/<br />
advertorial<br />
PEN S-<br />
VERGRÖSSERUNG<br />
Wenn wir ehrlich sind, hat schon jeder mindestens einmal über die Größe seines Penis nachgedacht.<br />
Ab der Pubertät beschäftigt das Thema uns Männer. Ist er lang genug? Dick genug? Habe<br />
ich S, M, L oder XL/XXL? Wer nicht mit seiner ausgelieferten Größe zufrieden ist, kann sich nun<br />
bei Dr. Prager in seinen Praxen in Hamburg oder in München unkompliziert helfen lassen.<br />
Und das Beste; die Vergrößerung ist völlig<br />
schmerzfrei. Egal von welcher Ausgangsgröße<br />
man startet, ca. ein Drittel in der<br />
Breite und ca. 10 Prozent in der Länge<br />
sind möglich. „Ich verwende ein spezielles<br />
Hyaluron. Das wird neben die Schwellkörper<br />
gespritzt. Der Patient bekommt davon<br />
nichts mit“, erklärt Dr. Welf Prager. Selbst<br />
die kleinen, feinen Betäubungsspritzen<br />
sind kaum spürbar. Danach geht alles ganz<br />
schnell. Bis zu 10 ml Hyaluron kann man<br />
bei der ersten Behandlung in die Schwellkörper<br />
des Gliedes spritzen. Auch die Eichel<br />
kann mit Hyaluron vergrößert werden. „Das<br />
Wichtigste nach dem Aufspritzen ist, das<br />
beste Stück ausgiebig zu kneten, damit sich<br />
das Hyaluron gleichmäßig verteilt. Man<br />
sollte knapp 5 Tage warten, bevor man nach<br />
dem Aufspritzen wieder sexuell aktiv wird“,<br />
so Dr. Prager.<br />
Ungefähr 18 Monate hält die neue Größe<br />
an. Es braucht mehrere Wochen, bis sich<br />
das Hyaluron verteilt hat. Und wer nochmal<br />
nachlegen möchte: Nach drei Monaten ist<br />
eine weitere Behandlung möglich.<br />
Dr. Prager betont, dass diese Methode ohne<br />
Narkose und Operation für jeden Mann in<br />
Frage kommt. Einem größeren Glied steht<br />
nun nichts mehr im Weg.<br />
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58<br />
4/20<strong>23</strong>
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WELLBEING<br />
FOTO: FREEPIK.COM
WELLBEING<br />
/<br />
beauty<br />
MÄNNER UND<br />
SCHÖNHEITS-<br />
IDEALE<br />
Anhand einer Straßen- und Online-Umfrage hat die Fitnesskette PureGym Männer im<br />
Alter von 18-32 Jahren zu ihrer Beziehung mit ihrem eigenen Schönheitsideal befragt<br />
und außerdem untersucht, welche Faktoren dabei das eigene Selbstbild mitbeeinflussen.<br />
Während rund 40 Prozent der befragten<br />
518 Männer mit ihrem Körper eher zufrieden<br />
sind, wobei fast ein Fünftel sogar sehr<br />
zufrieden ist mit dem eigenen Aussehen,<br />
fühlen sich 37 Prozent eher stark oder sehr<br />
stark unter Druck, ihrem eigenen Schönheitsideal<br />
zu entsprechen. Nur gerade<br />
12 Prozent geben an, sich nicht unter<br />
Druck zu fühlen. Mehr als 70 Prozent der<br />
Befragten arbeiten aktiv daran, den eigenen<br />
Schönheitsvorstellungen zu entsprechen<br />
oder näherzukommen.<br />
In den 80er-Jahren wurden der trainierte<br />
Männerkörper und der regelmäßige Gang<br />
ins Fitnessstudio durch Größen wie Arnold<br />
Schwarzenegger zunehmend populär – ein<br />
Trend, der sich bis heute hartnäckig hält.<br />
Vor allem junge Männer streben nach<br />
Muskeln und einem athletischen Erscheinungsbild.<br />
Rund 85 Prozent gaben das in<br />
der Studie an.<br />
WIE ZUFRIEDEN SIND SIE MIT IHREM KÖRPER?<br />
Gar nicht<br />
Eher nicht<br />
Weder noch<br />
Ziemlich<br />
Sehr<br />
4%<br />
18%<br />
<strong>23</strong>%<br />
38%<br />
17%<br />
62<br />
4/20<strong>23</strong>
FOTO: FREEPIK.COM<br />
63
WELLBEING<br />
/<br />
beauty<br />
JEDER ZEHNTE GREIFT ZU ANABOLEN STEROIDEN<br />
Um diesem Schönheitsideal näherzukommen,<br />
geben 53 Prozent der Befragten an,<br />
auf eine gesunde Ernährung und Sport<br />
zu achten. Rund 40 Prozent konsumieren<br />
außerdem regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel<br />
wie beispielsweise Proteinpulver,<br />
Kreatin oder Multivitamin-Präparate.<br />
Dass sich der damit verbundene Körperkult<br />
womöglich auch in einem Schönheitswahn<br />
äußern kann, zeigt der Anteil an Doping-Kosumenten:<br />
Jeder Zehnte greift regelmäßig<br />
zu anabolen Steroiden oder hat mindestens<br />
schon einmal Anabolika genommen, um<br />
das Muskelwachstum zu beschleunigen.<br />
Nebst dem Wunsch nach mehr Muskel-masse,<br />
ist auch das eigene Körpergewicht ein<br />
Thema bei jungen Männern – ein Thema,<br />
das vor allem im Zusammenhang mit der<br />
Partnersuche diskutiert wird. Fast ein Drittel<br />
möchte an Gewicht verlieren und 17 Prozent<br />
geben an, zunehmen zu wollen. Dabei empfinden<br />
sich 13 Prozent der Befragungspersonen<br />
zu dünn und rund 28 Prozent zu dick.<br />
WELCHES SIND DIE EINFLUSSFAKTOREN IHRES SCHÖNHEITSIDEALS<br />
Freunde<br />
Familie<br />
Soziale Medien<br />
Persönlichkeiten in Film, Musik, Sport<br />
Print & Digitale Medien<br />
16%<br />
21%<br />
53%<br />
33%<br />
7%<br />
DIE SOZIALEN MEDIEN ALS HAUPTEINFLUSSFAKTOR<br />
Was die äußeren Einflüsse betrifft, sind<br />
es mit 53 Prozent vor allem die sozialen<br />
Medien, die das eigene Schönheitsideal<br />
prägen, insbesondere Instagram. 26 Prozent<br />
sehen sich durch das Medium sehr stark<br />
und 13 Prozent eher stark in ihrer eigenen<br />
Wahrnehmung beeinflusst. Der Online-<br />
Dienst löst, laut Studie, durch den konstanten<br />
Vergleich zwischen dem Hier und<br />
der virtuellen Welt unter den Teilnehmern<br />
vermehrt Druck aus, mit negativen Folgen<br />
auf das Selbstwertgefühl und die Selbstakzeptanz.<br />
Rund ein Achtel der Befragten gibt<br />
an, psychisch unter der Plattform zu leiden.<br />
Ein Sachverhalt, der in der nationalen und<br />
internationalen Presse bereits rege diskutiert<br />
wurde. Studien, die auch junge Männer<br />
berücksichtigen, wurden in der Vergangenheit<br />
jedoch kaum veröffentlicht. Auch<br />
berühmte Persönlichkeiten aus Film, Musik<br />
oder Sport haben laut der Studie einen großen<br />
Einfluss auf die eigenen Schönheitsvorstellungen,<br />
gefolgt vom sozialen Umfeld.<br />
GRAFIK: FREEPIK.COM<br />
64<br />
4/20<strong>23</strong>
Fühl dich gut.<br />
Die Quartier Apotheken sind für alle Fragen<br />
rund um dein Wohlbefinden und deine Gesundheit<br />
für dich da. Als langjährige Fachapotheken<br />
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beauty<br />
WELLBEING<br />
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Immer mehr sogenannte Beauty Gadgets strömen auf den Markt: Von der motorisierten<br />
Silikon-Gesichtsbürste bis zur Massagepistole sollen die Geräte den Besuch beim Profi<br />
ersetzen. Was diese drei Tools so drauf haben, verraten wir dir auf dieser Doppelseite.<br />
FOTO: KJARGETER / FREEPIK.COM<br />
OMNILUX<br />
Sie ist in aller Munde oder besser gesagt<br />
auf den Gesichtern zahlreicher Influencer<br />
zu finden: Die LED-Gesichtsmaske.<br />
Das Original von Omnilux ist als Version<br />
speziell für Männerhaut erhältlich, denn<br />
diese ist bis zu 25 Prozent dicker als die<br />
Haut von Frauen und benötigt für eine<br />
erfolgreiche Therapie eine höhere Lichtintensität.<br />
Auf dem Gesicht aufgetragen,<br />
senden 132 LEDs unterschiedlich farbige<br />
Wellen in das Gewebe. Rotes Licht beugt<br />
Entzündungen und Verfärbungen vor<br />
und hilft der Haut dabei, sich selbst<br />
zu heilen. Infrarot-nahe Wellenlängen<br />
stimulieren die Kollagen-<br />
Produktion und lassen dich jünger<br />
und die Haut straffer aussehen.<br />
Blaues Licht bekämpft Bakterien<br />
und Akne. Für die Anwendung<br />
muss die Maske lediglich für<br />
zehn Minuten auf das zuvor<br />
gereinigte Gesicht gelegt und<br />
angeschaltet werden. Nach der<br />
Behandlung die Haut mit Feuchtigkeit<br />
versorgen, fertig.<br />
www.omniluxled.com<br />
66<br />
4/20<strong>23</strong>
Text: Felix Just<br />
FOTO: RAWPIXEL / FREEPIK.COM<br />
MEDISANA<br />
Mit einer Dampftemperatur von bis zu 45 Grad sorgt<br />
die Nano-Ionen-Gesichtssauna DS 600 von medisana<br />
für eine porentiefe Reinigung und Hydratisierung<br />
der Haut und verhilft zu einem strahlenden Teint.<br />
Durch die UV-Technologie entstehen Dampfpartikel,<br />
die so fein sind, dass sie tiefer eindringen als die<br />
ähnlicher Geräte. Schmutz und Talg werden durch<br />
das Öffnen der Poren zuverlässig beseitigt. Die<br />
Durchblutung wird angeregt und das Gesicht mit<br />
mehr Sauerstoff versorgt.<br />
Im männer*-Test konnte die Nano-Ionen-Gesichtssauna<br />
vor allem durch ihre einfach Handhabung<br />
punkten. (Destilliertes) Wasser einfüllen, Startknopf<br />
drücken und schon kann es losgehen. Bereits nach<br />
der ersten Anwendung fühlte sich unsere Haut<br />
frischer an und wirkte vitaler. Verunreinigungen<br />
wurden nach mehreren Sitzungen deutlich reduziert.<br />
www.medisana.de<br />
MATE<br />
Die Schallzahnbürste mate ist im Gegensatz zur<br />
Konkurrenz besonders schlank und extrem leise.<br />
Der leistungsstarke Akku hält bis zu acht Wochen<br />
und benötigt lediglich zwei Stunden für einen<br />
Ladevorgang. Sie ist wasserdicht, kann also auch<br />
unter der Dusche eingesetzt werden, und verfügt<br />
über drei Programme: sanft, Tiefenreinigung und<br />
polieren. Alle dreißig Sekunden vibriert die Zahnbürste,<br />
damit du den vier Quadranten die gleiche<br />
Aufmerksamkeit schenkst. Erdacht und designt<br />
in Deutschland.<br />
Den männer*-Test hat die Schallzahnbürste<br />
reibungslos bestanden. Der Akku hält, was er<br />
verspricht, und die Reinigungsprogramme tun,<br />
was sie sollen. Das Gerät liegt gut in der Hand,<br />
die Borstendichte ist hoch und fühlt sich sanft auf<br />
Zahn und Zahnfleisch an und überhaupt schaut die<br />
mate einfach stylisch im Badezimmer aus.<br />
www.matebrush.de<br />
FOTO: GARRY KILLIAN / FREEPIK.COM<br />
67
WELLBEING<br />
/<br />
beauty<br />
Interview: Felix Just<br />
BEAUTY<br />
mit Herz & Verstand<br />
Wir wollten von Beauty-<br />
Expertin und Gründerin<br />
von Lacueor, Judith<br />
Springer wissen, was<br />
gute Kosmetik ausmacht,<br />
worauf wir beim<br />
Kauf (auch in Sachen<br />
Nachhaltigkeit) achten<br />
sollten und wie die<br />
perfekte Hautpflege für<br />
Männer aussieht.<br />
Judith, woher stammst du und wie bist<br />
du zum Thema Hautpflege und Kosmetik<br />
gekommen?<br />
Ich bin geborene Berlinerin, aber in<br />
Norddeutschland zur Schule gegangen.<br />
Jura habe ich dann in Regensburg und<br />
Köln studiert. Anschließend Kultur- und<br />
Medienmanagement in Berlin mit Promotion<br />
in Stadt- und Regionalsoziologie. Die<br />
folgenden zehn Jahre habe ich als Kuratorin<br />
zeitgenössischer Kunst in verschiedenen<br />
Kontexten gearbeitet. Zertifizierte<br />
Iyengar-Yogalehrerin bin ich auch bis zur<br />
Pandemie gewesen. Für Naturkosmetik<br />
und natürliche Gesundheit und Medizin<br />
habe ich mich seit meiner Jugend interessiert,<br />
es war also immer eine Art Hobby<br />
von mir. Letztlich das dann auch in die Tat<br />
umzusetzen, geschah eher zufällig: Eine<br />
Freundin brachte mich darauf und ich<br />
fing einfach an, in meiner Küche ein paar<br />
Dinge zusammenzurühren. Der Rest ist<br />
Geschichte. In meiner jetzigen Firma habe<br />
ich all mein Wissen und meine Erfahrungen<br />
aus meinen vorherigen Tätigkeiten<br />
zusammengeführt und vereint.<br />
68<br />
4/20<strong>23</strong>
Deine Hautpflegemarke Lacueor ist<br />
aus der Schweizer Luxus-Naturkosmetikmarke<br />
Namari Skin entstanden. Was ist<br />
neu? Was hast du erhalten?<br />
Gemeinsam mit der Entwicklerin haben<br />
wir uns jede Formulierung angeschaut und<br />
uns überlegt, wo man das ohnehin schon<br />
tolle Produkt noch einen Tick besser machen<br />
kann. Wir haben zusätzliche (damals<br />
z. T. noch nicht verfügbare) Wirkstoffe<br />
hinzugefügt, die Düfte angepasst an meine<br />
Vorstellungen einer eleganten, aber doch<br />
sehr sinnlichen Luxusmarke. Die Grundformulierungen,<br />
das Herz, was Namari<br />
ausmachte, ist dabei vollkommen erhalten<br />
geblieben.<br />
Wie wichtig sind dir Themen wie Nachhaltigkeit<br />
und lokale Produktion?<br />
Das ist mir in meiner Firma schon immer<br />
absolut wichtig gewesen. Unsere Verpackungen<br />
werden in einer Druckerei im<br />
gleichen Bezirk (Anmerkung: Berlin-Pankow)<br />
gedruckt, das Papier stammt vom Tegernsee<br />
und ist selbst sehr nachhaltig produziert.<br />
Die hochwertigen künstlerischen<br />
Keramikdeckel werden in einer anthroposophischen<br />
Werkstatt für Menschen mit<br />
besonderen Bedürfnissen hier ebenfalls<br />
in Berlin-Pankow hergestellt. Unser Büro<br />
produziert extrem wenig Abfälle, da wir<br />
alles schreddern, als Verpackungsmaterial<br />
weiterverwenden und Kartons mehrmals<br />
benutzen. Lacueor wird im eigenen Labor<br />
in Brandenburg hergestellt und wir verzichten,<br />
wo wir können, auf Plastik.<br />
Viele große Marken führen heute noch<br />
immer Tierversuche durch und setzen<br />
auf billige Massenproduktion im Ausland<br />
unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen.<br />
Wieso kommen deiner Meinung nach diese<br />
Labels noch immer damit durch, und<br />
denkst du, die Konsumenten werden in<br />
Zukunft strenger mit den Marken sein?<br />
Wenn man sich die Entwicklung anschaut,<br />
hat es schon eine große Veränderung<br />
bei den Konsumenten hin zu mehr<br />
Bewusstheit und Achtsamkeit gegeben.<br />
Leider stelle ich aber oft fest, dass es<br />
so manches Mal davon abhängt, wie<br />
viel jemand bereit ist, für ein Produkt<br />
zu bezahlen. Wird es im Portemonnaie<br />
knapp, dann fallen gute Vorsätze oft auch<br />
wieder. Generell aber ist das Bewusstsein<br />
der Konsumenten für diese Umstände<br />
sehr viel größer geworden, es wird bloß<br />
oft noch nicht entsprechend gehandelt –<br />
sei es aus Geldmangel oder Bequemlichkeit.<br />
Und wenn wir ehrlich sind, dann<br />
steckt hinter so manchem Claim einfach<br />
auch gar nichts. Es ist vielen Menschen<br />
aber zu anstrengend und aufwendig, hier<br />
mehr nachzuforschen und sich selbst ein<br />
kritisches Urteil zu bilden. Ich wünsche<br />
mir, und nicht nur hier, dass wir<br />
Menschen anfangen, mehr Eigenverantwortung<br />
zu übernehmen und uns selbst<br />
umfassend informieren.<br />
Kannst du den ungewöhnlichen Namen<br />
von Lacueor erklären?<br />
Lacueor ist eine Marke, die vom Herzen gedacht<br />
und gemacht ist. Sie hat unheimlich<br />
viel Herzenergie. „Le Cœur“ ist das Herz<br />
auf Französisch. Wir wollten es aber sinnlicher<br />
gestalten – also wurde aus dem Le<br />
ein La. Dann sind da noch die Worte „Core“<br />
und „Cure“ eingebaut und schließlich „Or“<br />
für Gold, das ja in vielen Produkten enthalten<br />
ist. Voilà: „Lacueor“<br />
Für jemanden, der sich mit Hautpflege<br />
noch nie oder nur wenig beschäftigt hat:<br />
Was sind Grundprinzipien, denen man<br />
folgen kann?<br />
Mit dem Dreiklang Reinigung – nichts<br />
69
WELLBEING<br />
/<br />
beauty<br />
Schäumendes –, Pflege, Sonnenschutz<br />
kommt man schon sehr weit. Schau dir<br />
deine Haut an: Ist sie schuppig, gerötet,<br />
spannt sie, ist sie sehr trocken, faltig,<br />
glänzt sie, hat sie Unreinheiten? Ich wünsche<br />
mir, dass wir mehr wieder in uns reinspüren:<br />
Wie fühlt sich meine Haut an, was<br />
fühlt sich gut an, wie geht es meiner Haut<br />
danach? Auch hier wieder mehr Eigenverantwortung<br />
und nicht blind das kaufen,<br />
was am meisten beworben wird.<br />
Worauf sollte ich denn beim Kauf von<br />
Beauty-Produkten achten?<br />
Die Inhaltsstoffe! Als Faustregel kann man<br />
sich die ersten vier bis acht Inhaltsstoffe<br />
anschauen und davon ausgehen, dass<br />
diese 99 Prozent des Produktes ausmachen.<br />
Die ersten vier sogar oft 85 Prozent.<br />
Und wenn hier Wasser, Glycerin und ein<br />
billiges Öl, zum Beispiel Sonnenblumenöl,<br />
stehen und noch Dinge, die man nicht<br />
identifizieren kann, dann wird hier oft<br />
wenig für viel verkauft. Persönlich setze<br />
ich lieber auf Produkte, die bereits hochwertige<br />
Inhaltsstoffe gleich zu Beginn der<br />
INCI haben.<br />
Wie sieht deine persönliche<br />
Morgenroutine aus?<br />
Direkt nach dem Aufstehen trinke ich erst<br />
einen halben Liter lauwarmes Zitronenwasser,<br />
dann meditiere und atme ich vierzig<br />
Minuten. Ich reinige danach mein Gesicht<br />
mit Kokon, unserem Cream-To-Milk-Cleanser.<br />
Anschließend ein kleiner Regenschauer von<br />
unserem Tau, gefolgt von Essenz und Elixier.<br />
Tagsüber – auch im Sommer – folgt dann<br />
noch ein wenig Sorbet, um meine Haut gegen<br />
Umwelteinflüsse zu schützen, abschließend<br />
kommt der Sonnenschutz, immer.<br />
Wie unterscheidet sich Männerhaut von<br />
der Haut von Frauen, und was bedeutet<br />
das für die Wahl der Pflegeprodukte?<br />
Generell ist männliche Haut bis zu zwanzig<br />
Prozent dicker als weibliche. Außerdem<br />
produziert sie aufgrund des erhöhten Testosteronspiegels<br />
wesentlich mehr Hautfett.<br />
Dadurch kann Feuchtigkeit länger in der<br />
Haut gespeichert werden und männliche<br />
Haut wirkt oft glatter. Auf der anderen Seite<br />
ist das vermehrte Hautfett ein Grund für<br />
häufigere Hautunreinheiten bei Männern<br />
als bei Frauen. Eine pflegende und nicht<br />
70<br />
4/20<strong>23</strong>
feuchtigkeitsentziehende regelmäßige Reinigung<br />
ist deshalb besonders wichtig, um<br />
Unreinheiten vorzubeugen. Dafür reicht<br />
meist eine leichte Pflege wie ein Feuchtigkeitsserum<br />
mit ein oder zwei Tropfen<br />
Gesichtsöl. Auch wenn männliche Haut<br />
mehr Kollagenfasern enthält als weibliche<br />
und die Hautalterung oft später einsetzt,<br />
so sind ab diesem Punkt spätestens jedoch<br />
hochwertige Produkte, die die Haut hier<br />
optimal versorgen, angeraten.<br />
Was ist ein tolles Produkt aus dem Schoß<br />
von Mutter Natur, das jeder ganz einfach<br />
anwenden kann?<br />
Ich schwöre immer noch auf Teebaumöl,<br />
wenn es doch mal zu einem Pickelchen<br />
kommen sollte. Dieser klingt dann oft<br />
sofort ab, bevor die Entzündung überhaupt<br />
relevant wird.<br />
Welches der Lacueor-Produkte sollten<br />
unsere Leser als Erstes ausprobieren und<br />
warum?<br />
Tau ist zum Verlieben, es macht süchtig. Es<br />
riecht so betörend, dass man sich damit den<br />
ganzen Tag einsprühen und diesen kleinen<br />
Feuchtigkeitspush genießen möchte. Elixier –<br />
unser heiliger Gral – ist etwas zum Heiraten.<br />
Einmal Elixier, immer Elixier. Je nach Bedarf<br />
kann man das Öl beimischen, ein paar Tropfen<br />
reichen und deine Haut ist happy.<br />
www.lacueor.com<br />
71
WELLBEING<br />
/<br />
beauty<br />
GESICHTS-<br />
MASKEN<br />
zum Selbermachen<br />
FOTO: FREEPIK.COM, ILLUSTRATIONEN: THENOUNPROJECT.COM<br />
Ständig vollbringt unsere<br />
Haut Höchstleistungen:<br />
Sie schützt uns vor<br />
Umwelteinflüssen, reguliert<br />
unseren Wärmehaushalt und<br />
erneuert sich (oberste Hautschicht)<br />
circa alle dreißig<br />
Tage selbst. Zeit, ihr etwas<br />
Gutes zu tun.<br />
Text: Felix Just<br />
Selber machen oder „Do it yourself“ ist in.<br />
Jeder Zweite kann heutzutage Stricken,<br />
jeder Dritte baut seine Kräuter im Garten<br />
oder auf dem Balkon an. Allerhöchste Zeit,<br />
dir diese Tipps und Rezepte für hausgemachte<br />
Gesichtsmasken vorzustellen.<br />
Egal, ob du es isst oder auf deine Haut<br />
schmierst: Bei Lebensmitteln zählt nicht<br />
nur, was drinsteckt – Vitamine und Antioxidantien<br />
zum Beispiel, aber dazu später<br />
mehr –, sondern ebenso, was mal drauf<br />
war. Wir sprechen von Pestiziden. Deshalb<br />
gilt für den Einkauf auch hier: lieber Bio<br />
als nicht Bio. Nach dem Einkauf die Waren<br />
am besten separat und in einer eigenen<br />
Verpackung aufbewahren. Außerdem<br />
alle hier beschriebenen Masken vor Anwendung<br />
einmal an einer unauffälligen<br />
Stelle testen!<br />
72<br />
4/20<strong>23</strong>
DER KLASSIKER<br />
Gurke und Aloe vera sind die Klassiker unter den Food-Produkten für die<br />
Haut. In Kombination mit Joghurt versorgen sie die Haut nicht nur mit<br />
Feuchtigkeit, sondern sind in der Lage, irritierte Hautpartien zu beruhigen.<br />
1 Esslöffel Gurke (geschält und zerdrückt)<br />
1 Esslöffel Joghurt (ungesüßt)<br />
1 Teelöffel Aloe vera (zerdrückt)<br />
Alle drei Komponenten miteinander verrühren und für zehn Minuten auf der<br />
Haut einwirken lassen. Danach das Gesicht mit Wasser waschen.<br />
DOUBLE T<br />
Grüner Tee ist nicht nur reich an Antioxidantien, spezielle im Tee enthaltene<br />
Aminosäuren schützen die Haut vor den UV-Strahlen der Sonne.<br />
Die Hydroxycarbonsäure im Tomatensaft wirkt wie ein Peeling und<br />
glättet das Erscheinungsbild der Haut.<br />
1 Tomate<br />
1 Tasse grüner Tee<br />
Den Saft der Tomate auspressen und mit einer Tasse kaltem, grünen<br />
Tee mischen. Die Flüssigkeit mit einer Sprühflasche auf das Gesicht<br />
auftragen.<br />
DER EXOT<br />
Strahlende Haut? Bienenhonig ist ein echter Allrounder im Kampf gegen<br />
Verunreinigungen, Trockenheit und fades Hautbild. Als Bindemittel für<br />
die Maske kannst du beispielsweise Papaya nutzen.<br />
1 Papaya (zerdrückt und ohne Kerne)<br />
1 Esslöffel Honig<br />
Beide Inhaltsstoffe vermengen und für bis zu 15 Minuten auf das Gesicht<br />
auftragen. Danach das Gesicht mit Wasser waschen.<br />
Übrigens: Früher häufig verwendete Hausmittel wie Backpulver, zermahlene<br />
Aspirintabletten oder Zitronensaft haben einen zu hohen oder<br />
zu niedrigen pH-Wert und können der Haut schaden.<br />
73
WELLBEING / beauty<br />
Text: Philipp Müller<br />
ROCKET<br />
SCIENCE<br />
FOR YOUR SKIN!<br />
Laserbehandlungen gehören zum absoluten Standardrepertoire in der<br />
ästhetischen Medizin. Doch was genau passiert, wenn der Laser auf<br />
meine Haut trifft? Das habe ich mir zusammen mit männer*-Beauty-<br />
Expertin Dr. Delia Francia einmal genau angeschaut.<br />
Laser werden generell zur Verbesserung<br />
des Hautbilds eingesetzt, um etwa Pigmentstörungen,<br />
Aknenarben oder feine<br />
Falten und Linien zu behandeln sowie<br />
durch Sonnenschäden erweiterte Gefäße<br />
zu verkleinern oder die Kollagenproduktion<br />
anzuregen.<br />
Gerade Letzteres wird vor allem auf zwei<br />
Arten erreicht: Zum einen durch die kontrollierte<br />
Beschädigung der Dermis, also<br />
der Hautschicht, in der das Kollagen sitzt.<br />
Durch die Schädigung wird der Körper<br />
dazu angeregt, die Kollagenfasern nachzubilden.<br />
Diesen Prozess nennt man Kollagensynthese.<br />
Zum anderen werden durch<br />
das Zuführen von Wärmeenergie Kollagenfasern<br />
zum Schrumpfen gebracht.<br />
Beim sogenannten „Kollagen-Shrinking“<br />
verkürzen sich die in der Haut sitzenden<br />
Fasern und führen somit zu einer Straffung<br />
der Haut.<br />
In der Regel gelten CO2-Laser als der<br />
Goldstandard in Sachen „Skin Resurfacing“.<br />
Zusammen mit Dr. Francia habe ich<br />
mir allerdings den Pixel Er:YAG 2940 angeschaut,<br />
die immer beliebter werdende,<br />
schonendere Alternative zum oft schmerzhaften<br />
CO2-Laser.<br />
74 4/20<strong>23</strong>
Der Pixel Er:YAG 2940 ist ein Erbium-<br />
Laser. Zudem handelt es sich um ein<br />
fraktioniertes, ablatives Laserverfahren.<br />
Diese zwei Begriffe, die auch bei andren<br />
Lasern zu finden sind, beschreiben allgemein,<br />
ob und wie der Laser in das Gewebe<br />
eindringt. „Ablativ“ steht für „abtragend“<br />
und „fraktioniert“ für „punktuell“. Neben<br />
einem gewissen Gewebeabtrag werden<br />
zwischen den Mikrowunden Gewebebrücken<br />
mit unbehandelter Haut frei<br />
gelassen. So entsteht bei der Anwendung<br />
das für diese Laserbehandlungen typische<br />
Rastermuster auf der Haut.<br />
Und was macht der Laser nun genau in<br />
meiner Haut? Zunächst einmal handelt<br />
es sich bei einem Laser, salopp gesagt,<br />
um eine Lampe, die in der Lage ist, einen<br />
gebündelten Lichtstrahl (den Laserstrahl)<br />
abzugeben. Der Laserstrahl unterscheidet<br />
sich von normalem Licht in seinem Energiegehalt.<br />
Man spricht in diesem Zusammenhang<br />
von Wellenlängen des Lichts, die<br />
das Energieniveau angeben. In unserem<br />
Fall 2.940 nm. Und dieses Energieniveau<br />
wurde nicht zufällig ausgewählt, sondern<br />
hat eine zentrale Bewandtnis.<br />
So funktioniert es: Der „Pixel Er:YAG<br />
2940“-Laser gibt hochenergetische Lichtimpulse<br />
auf die Haut. Dort trifft das Laserlicht<br />
auf Wassermoleküle. Jetzt kommt die<br />
besondere Eigenschaft des Erbium-Lasers<br />
zum Einsatz: Die Wellenlänge des Lasers<br />
deckt sich mit dem Absorptionsmaximum<br />
von Wasser. Die in meiner Haut<br />
sitzenden Wassermoleküle können daher<br />
die komplette Wärmeenergie des Lasers<br />
aufnehmen, verdampfen dabei allerdings<br />
explosionsartig und führen so zu einem<br />
sofortigen Abtrag des Gewebes in hauchdünnen<br />
Schichten. Hierbei erzeugen sie<br />
die gewünschten Mikroverletzungen, die<br />
für die schon angesprochene Kollagensynthese<br />
benötigt werden.<br />
Das Gewebewasser verdampft mit bis zu<br />
100 Grad Celsius; durch die volle Absorption<br />
gelangt keine weitere Wärmeenergie in die<br />
Haut, die z. B. unspezifische Wärmeschäden<br />
in der angrenzenden Haut verursachen<br />
könnte. Das umgebende Gewebe bleibt<br />
intakt. So kann die Haut schneller heilen<br />
und Nebenwirkungen werden, verglichen<br />
mit herkömmlichen CO2-Lasern, erheblich<br />
reduziert.<br />
HINTERGRUND: USER15245033_ FREEPIK.COM<br />
75
WELLBEING / beauty<br />
Nach der Behandlung ist mein Gesicht<br />
sichtbar rot und zeigt das bereits erwähnte<br />
Rastermuster. Die Rötung kann in den<br />
kommenden Tagen noch etwas zunehmen<br />
und auch schorfen. Man sollte also direkt<br />
nach der Behandlung keine wichtigen<br />
gesellschaftlichen Verpflichtungen wahrnehmen.<br />
Wie bei allen andern Verfahren, die auf<br />
dem Selbstheilungsprozess der Haut<br />
aufgebaut sind, dauert es zwischen acht<br />
und zwölf Wochen, bis die Resultate voll<br />
ausgereift sind. Je nach Befund ist zu<br />
beachten, dass die Ergebnisse individuell<br />
variieren und mehrere Sitzungen erforderlich<br />
sein können, um optimale Ergebnisse<br />
zu erzielen.<br />
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DR. FRANCIA ANTWORTET<br />
Wir haben euch gefragt, was ihr schon immer über Schönheits-OPs<br />
und die perfekte Beauty-Routine wissen wolltet;<br />
Dr. Francia hat eure spannendsten Fragen beantwortet:<br />
Wie werde ich Aknenarben los?<br />
Je nach Schweregrad der Aknenarben können<br />
verschiedene Verfahren wie Laser, Microneedling,<br />
chemische Peelings, Hyaluronsäure<br />
oder Kortisoninjektionen erfolgreich<br />
sein. Extreme Narbenlöcher werden auch<br />
chirurgisch ambulant entfernt. Prinzipiell<br />
gilt es einen Facharzt für Dermatologie oder<br />
Plastische Chirurgie aufzusuchen, der eine<br />
Vorbereitung und Nachbehandlung der<br />
Anwendungen individuell je nach Hauttyp<br />
festlegt. Dunklere Hauttypen sind besonders<br />
adressiert und Aknenarben können meist<br />
nur optisch reduziert werden.<br />
Was ist der aktuelle Trend in<br />
Sachen Hautverjüngung für<br />
Männer?<br />
Es wird der Trend zu multimodalen<br />
Anti-Aging-Konzepten<br />
wie Radiofrequenztherapie,<br />
LED-Licht-Therapie oder Laser<br />
zur Steigerung der Kollagenproduktion,<br />
Faltenglättung und<br />
Hautstraffung deutlich. Diese<br />
Verfahren wirken in Kombination<br />
mit sog. Injectables sehr effizient<br />
gegen den Hautalterungsprozess, ohne die<br />
Gesichtsarchitektur zu verändern.<br />
Was ist deine Empfehlung für Tages- und<br />
Nachtcreme?<br />
Die tägliche Routine bei Männern bis zum<br />
35. Lebensjahr wäre eine morgendliche<br />
Gesichtsreinigung und eine Feuchtigkeit<br />
spendende Creme mit UV-Hautschutz. Die<br />
Tagespflege für das Gesicht sollte wichtige<br />
Inhaltsstoffe wie Ceramide, Hyaluronsäure,<br />
MSM, Vitamin C und Retinol enthalten. Bei<br />
Bedarf kann auch ein Serum im Augenbereich<br />
angewandt werden. Zur Nacht empfehle<br />
ich bei tendenziell fettiger Haut oder Akne<br />
ein multi-tasking Serum mit Q10<br />
oder z.B. aufhellenden Komponenten<br />
wie Niacinamiden,<br />
Alpha Arbutin, Tranexamsäure<br />
zur Vorbeugung von Pigmentflecken.<br />
Für Männer ab 35 lohnt<br />
sich eher eine revitalisierende<br />
reichhaltige Nachtcreme mit<br />
Vitamin E und beruhigenden<br />
pflanzlichen Extrakten wie Spirulina,<br />
Lemongras, Eukalyptus,<br />
Echinacea oder Pfefferminze.<br />
76 4/20<strong>23</strong>
PRAXISTEAM<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
Reise- &<br />
Tauchmedizin<br />
Hepatitis<br />
B & C<br />
Behandlung<br />
PrEP<br />
H<strong>IV</strong><br />
Diagnose &<br />
Therapie<br />
Mpox<br />
Impfung<br />
DR. MED. INGO OCHLAST<br />
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77
WELLBEING<br />
/<br />
body<br />
Text: Felix Just<br />
KALTE<br />
DUSCHE<br />
GEFÄLLIG?<br />
78<br />
4/20<strong>23</strong>
Warum ein intensives Kälteerlebnis<br />
Körper, Geist und Libido stärkt<br />
Tägliche Gefühle von Stress, Angst und Nervosität lassen sich ganz einfach reduzieren,<br />
indem du kalt duschst. Warum? Der Körper wird durch den Schock in einen „Fight or<br />
Flight“-Modus versetzt, wechselt also vom Ruhe- in den Alarmzustand. Bei regelmäßiger<br />
Anwendung dieser „Heimtherapie“ lernt dein Gehirn bald, besser mit Anstrengungen<br />
im Alltag umzugehen. Gleichzeitig schüttet der Körper vermehrt Glutathion<br />
aus, ein Hormon, das Stress im Körper auf grundsätzliche Weise reguliert. Eine kalte<br />
Dusche kann aber noch viel mehr!<br />
FOTO: FREEPIK.COM<br />
Der höhere Anteil an Glutathion im Körper<br />
BEUGT ENTZÜNDUNGEN VOR und mindert<br />
so das Risiko, an Herzkrankheiten, genetischen<br />
Erkrankungen und sogar Krebs<br />
zu leiden. Außerdem probst du für starke<br />
Temperaturunterschiede beispielsweise<br />
im Winter und wirst seltener erkältet sein.<br />
Sportler und Hobbysportler erleben durch<br />
die entzündungshemmende Wirkung eines<br />
Kältebads eine LINDERUNG VON MUS-<br />
KELSCHMERZEN UND MUSKELKATER.<br />
Gleichzeitig wird der Metabolismus durch<br />
den Schock angeregt, was wiederum zu<br />
einem erhöhten Kalorienverbrauch führt<br />
und die Gewichtsabnahme steigert.<br />
Ein weiterer positiver Effekt intensiver<br />
Kältebehandlung ist ein natürlicher BOOST<br />
DER LIBIDO. Der eingangs erwähnte „Fight<br />
or Flight“-Modus erhöht den Testosteronspiegel<br />
und sorgt so für mehr Lust und sogar<br />
für ein besseres Muskelwachstum. Kalte<br />
Duschen machen Appetit UND sexy!<br />
Verschiedene Studien haben darüber<br />
hinaus gezeigt, dass Menschen, die über<br />
einen längeren Zeitraum morgens (oder<br />
abends) kalt duschen, WENIGER HÄUFIG<br />
AN DEPRESSIONEN LEIDEN und alltägliche<br />
Aufgaben fokussierter bewältigen, weil der<br />
Körper reibungsloser funktioniert (verbesserte<br />
Lungenfunktion und Herzgesundheit).<br />
ABER WIE ÜBERWINDE ICH DEN<br />
INNEREN SCHWEINEHUND UND<br />
LASSE DEN KÄLTESCHOCK ÜBER<br />
MICH ERGEHEN?<br />
TEST THE WATERS!<br />
Bevor du dich mit dem ganzen Körper in<br />
den kalten Strahl deiner Dusche begibst,<br />
teste mit der Hand, wie kalt das Wasser<br />
wirklich ist. Brennt es auf der Haut, ist das<br />
Wasser zu kalt.<br />
ALL OR NOTHING<br />
Überzeuge dich selbst von der positiven<br />
Wirkung der Behandlung und tu es einfach!<br />
BREATHING IS KEY<br />
Der Schock, den dein Körper erlebt, kann<br />
für einige Menschen überwältigend sein.<br />
Deshalb beim Duschen das Atmen nicht<br />
vergessen. Am besten bereitest du dich<br />
schon vorher mit kurzen Atemzügen auf<br />
die intensive Kälte vor.<br />
TIMING IS EVERYTHING<br />
Eine kalte Dusche sollte nicht länger<br />
als 30 Sekunden dauern. Das kommt dir<br />
wahnsinnig kurz vor? Dann probier’s doch<br />
mal aus!<br />
79
WELLBEING<br />
/<br />
body<br />
FOTO: DRAZENZIGIC _FREEPIK.COM, ILLUSTRATIONEN: FREEPIK.COM<br />
MASSAGE-<br />
TECHNIKEN<br />
AUS ALLER WELT<br />
HOT-STONE-MASSAGE<br />
Die Hot-Stone-Massage verbindet klassische Massagegriffe<br />
mit dem Einsatz heißer Steine. Diese<br />
werden im Wasserbad auf ca. 60 Grad Celsius<br />
erwärmt und bestehen meistens aus Basalt. Die<br />
Griffkombinationen geben dem Körper<br />
ein Wohlgefühl, beruhigen und<br />
fördern gleichzeitig die Durchblutung,<br />
unterstützen den Lymphfluss<br />
und lösen Verspannung in<br />
der Muskulatur. Hot-Stone-Massagen<br />
lassen sich individuell<br />
als Ganzkörperbehandlung,<br />
Gesichts-, Schulter-,<br />
Nacken- oder Rückenmassage<br />
einsetzen.<br />
THAI-YOGA-MASSAGE<br />
Die Thai-Massage ist eine<br />
Kombination aus Akupressur,<br />
Dehn- und Streckübungen<br />
(passives Yoga), Energiearbeit<br />
und Meditation. Durch das<br />
Zusammenwirken von sanften<br />
Gelenkmanipulationen und<br />
ruhig fließenden Bewegungen<br />
stellt sich schon kurz nach<br />
der Massage ein vitalisierendes<br />
und tief entspannendes<br />
Körpergefühl ein. Die Thai-Yoga-Massage<br />
wird traditionell<br />
auf einer Matte am Boden<br />
praktiziert.<br />
80<br />
4/20<strong>23</strong>
ÄGYPTISCHE ISIS-MASSAGE<br />
Die ägyptische Isismassage hat ihren<br />
Ursprung im Land der Pharaonen<br />
und wurde schon in der ägyptischen<br />
Hochkultur in den „Hohen Häusern“<br />
angewandt. Klassischerweise ist diese<br />
Form eine Streichmassage, eingeleitet<br />
durch ein kräftiges Waschritual<br />
im Hamam. Bei der Massage<br />
wird mit ägyptischen Aromaessenzen<br />
gearbeitet. Die ägyptische<br />
Isismassage wirkt entspannend und<br />
harmonisierend und schließt mit<br />
dem Auflegen kleiner Energiepyramiden<br />
und einem erfrischenden<br />
Minzritual ab.<br />
BAOBAB – AFRIKANISCHE<br />
GANZKÖRPERMASSAGE<br />
Die Baobab stellt eine kräftig durchgeführte<br />
Behandlungsform mit Teakholzstempeln,<br />
Körperpinseln und kräftigenden<br />
Baobabextrakten dar.<br />
Das Körpergewebe wird<br />
zur Entschlackung angeregt,<br />
die Haut wird<br />
durch den Peelingeffekt<br />
samtweich. Die<br />
Muskulatur wird kräftig<br />
durchblutet, Spannungszustände<br />
werden<br />
dadurch beseitigt.<br />
81
WELLBEING<br />
/<br />
body<br />
SPAZIO UOMO - ITALIENISCHE KOPF-,<br />
NACKEN- UND SCHULTERMASSAGE<br />
Bei der Spazio Uomo-Massage werden neben<br />
dem Gesicht auch die besonders verspannten<br />
Regionen wie Rücken, Schultern und Nacken<br />
behandelt. Gezielt eingesetzte Massagegriffe mit<br />
Steinen (kalt oder warm) runden dieses Männerkonzept<br />
ab.<br />
CHILL-OUT FEET CONCEPT<br />
Einzigartiges Fußbehandlungskonzept unter Verwendung<br />
100%ig natürlicher Fußbehandlungsprodukte<br />
– die Wellnesspediküre. Einleitend ein<br />
entspannendes Blütenfußbad und anschließend<br />
ein sanftes Salz-/Ölpeeling, um Hornschüppchen<br />
zu entfernen. Darauf folgt die klassische Wellnessfußpflege.<br />
Eine Energiezonenmassage mit<br />
warmen Steinen oder speziellen Fußkräuterstempeln<br />
löst Verspannungen und harmonisiert den<br />
Energiefluss. Abgerundet wird dieses Fußkonzept<br />
mit einer Spezialmaske.<br />
KLANGSCHALENMASSAGE<br />
Hier werden mehrere Klangschalen auf den Körper<br />
gelegt und angeschlagen. Die feinen Vibrationen<br />
und Töne erreichen den gesamten Körper<br />
und sorgen für innere Ruhe und Wohlbefinden.<br />
Da unser Körper überwiegend aus Wasser besteht,<br />
werden die Schallwellen der Bewegung<br />
weitergeleitet. Dadurch erreicht man selbst tief<br />
im Inneren liegende Organe.<br />
So lassen sich physische und psychische<br />
Verspannungen lösen. Die Töne sprechen<br />
auch die verschiedenen Chakren an<br />
und können diese<br />
harmonisieren und<br />
kräftigen.<br />
HAWAIIANISCHE<br />
LOMI-LOMI-NUI-MASSAGE<br />
Lomi Lomi Nui ist eine traditionelle<br />
Massageform aus Hawaii.<br />
In der Landessprache bedeutet<br />
„lomi“ so viel wie „reiben“,<br />
„kneten“ oder „drücken“, die<br />
Verdoppelung verstärkt diese<br />
Bedeutung. „Nui“ heißt „groß“,<br />
„wichtig“ oder „einzigartig“.<br />
Diese Massage wurde von schamanischen<br />
Heilern (Kahuna)<br />
ausgeübt. Jeder Heiler entwickelte<br />
seinen eigenen Massagestil<br />
gemäß der familiären<br />
Tradition und Überlieferung,<br />
sodass es auch auf Hawaii nie<br />
nur einen „echten“ Lomi-Stil<br />
gegeben hat. Die Massage soll<br />
Blockaden auf körperlicher und<br />
seelischer Ebene lösen und die<br />
Harmonie von Körper, Geist<br />
und Seele wiederherstellen.<br />
Bei Lomi Lomi Nui wird viel Öl<br />
verwendet. Der Behandelnde<br />
arbeitet nicht nur mit den Händen,<br />
sondern mit dem gesamten<br />
Unterarm einschließlich der<br />
Ellenbogen. Die Bewegungen<br />
sind grundsätzlich fließend und<br />
leicht schaukelnd, wobei die<br />
Behandlung von hawaiianischen<br />
Gesängen begleitet wird. Die<br />
Massage kann in ihrer Stärke variieren,<br />
auch innerhalb einer Behandlung.<br />
So kann sie sehr sanft<br />
und beruhigend sein, aber auch<br />
fordernd und in den Schmerz<br />
gehend, um tief liegende<br />
Spannungen aufzulösen.<br />
82<br />
4/20<strong>23</strong>
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83
WELLBEING<br />
/<br />
abnehmen<br />
67% DER MÄNNER<br />
SIND ÜBERGEWICHTIG<br />
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Männergesundheitsportal<br />
nutzen nur knapp die Hälfte der Männer Vorsorgeuntersuchungen wie den Herz-<br />
Kreislauf-Check-up. 1 Dabei zählen Herzinfarkt und Schlaganfall mit zu den häufigsten<br />
Todesursachen bei Männern. Nach aktuellen Daten der sind 67 % der Männer übergewichtig,<br />
fast jeder fünfte Mann in Deutschland sogar adipös (fettleibig). 2 Doch jedes Kilo zu<br />
viel lässt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigen. Jährlich werden 143.200<br />
Männer wegen eines Infarkts im Krankenhaus behandelt. 1<br />
DIE STOFFWECHSELFALLE<br />
Mit zunehmendem Alter verändert sich der<br />
Stoffwechsel und durch eine Verschiebung<br />
des Verhältnisses von Muskulatur zu Körperfett<br />
auch der Energiebedarf. 3 Dadurch fällt<br />
mit zunehmendem Alter das Abnehmen<br />
häufig nicht mehr so leicht. Viele Männer<br />
merken erste Veränderungen bereits ab dem<br />
30. Lebensjahr. 4 Ein erster Anhaltspunkt,<br />
wie es um das eigene Gewicht bestellt ist, ist<br />
der Body-Mass-Index, kurz BMI. Ab einem<br />
BMI von 25 gilt man als übergewichtig.<br />
BMI =<br />
(Körpergewicht in kg)<br />
(Körpergröße in m)²<br />
Körpergröße<br />
Übergewicht ab<br />
1,60 m 64,0 kg<br />
1,65 m 68,5 kg<br />
1,70 m 72,5 kg<br />
1,75 m 77,0 kg<br />
1,80 m 81,0 kg<br />
1,85 m 86,0 kg<br />
1,90 m 90,5 kg<br />
1,95 m 96,0 kg<br />
84<br />
4/20<strong>23</strong>
WIE WIRD MAN ÜBERGEWICHT<br />
WIEDER LOS?<br />
Um gesund und vor allem nachhaltig abzunehmen<br />
sind radikale Diäten aber nicht<br />
förderlich, da diese oft nach Beendigung<br />
der Diät ins Gegenteil umschlagen (der<br />
sog. Jo-Jo-Effekt). Wichtig ist es, eine<br />
gesunde Ernährung zu finden, mit der<br />
man auch langfristig glücklich ist und die<br />
man beibehalten kann. Zur optimalen<br />
Gewichtsabnahme wird empfohlen, den<br />
täglichen Fettverzehr dauerhaft möglichst<br />
auf 60 – 80 g zu verringern. Der unverdauliche<br />
Ballaststoff Polyglucosamin in<br />
dem Präparat Sterolsan kann aufgrund<br />
seiner Struktur und der sehr hohen Fettbindungskapazität<br />
die Bioverfügbarkeit<br />
von Fetten aus der Nahrung um bis zu 2/3<br />
reduzieren. 5<br />
Die Energiedichte von Fett ist ungefähr<br />
doppelt so hoch wie die von Eiweiß oder<br />
Kohlenhydraten, daher ist die Reduktion<br />
der Aufnahme von Nahrungsfetten eine<br />
effektive Möglichkeit abzunehmen und<br />
das Gewicht zu halten.<br />
Sterolsan drosselt damit gleichzeitig die<br />
Menge an aufgenommenen Fettkalorien,<br />
z. B. aus fettem Fleisch, Wurst, Käse,<br />
Chips, Schokolade, Frittiertem usw. Diese<br />
Kalorien stehen dem Körper dann nicht<br />
mehr als Energielieferant zur Verfügung.<br />
Anders als andere Produkte greift Sterolsan<br />
nicht in den Fettstoffwechsel ein.<br />
Es unterstützt die Gewichtsabnahme auf<br />
natürliche Weise und hilft auch langfristig<br />
dabei, das Gewicht zu halten.<br />
Grundsätzlich hat eine gesunde Gewichtsreduktion<br />
positive Auswirkungen auf<br />
Gesundheit und Psyche. Eine langfristig<br />
angelegte Umstellung hin zu einem gesunden<br />
Lebensstil mit weniger Gewicht kann<br />
nicht nur die Herzgesundheit positiv beeinflussen.<br />
Mehrere Studien zeigen auch,<br />
dass sich bei Männern mit Erektionsstörungen<br />
und einem BMI von 25-40 kg/m²<br />
durch eine Gewichtsreduktion die erektile<br />
Funktion wieder verbessern lässt. 6<br />
www.sterolsan.de<br />
SO WIRKT STEROLSAN<br />
Sterolsan wirkt auf natürliche Weise im<br />
Magen-Darm-Trakt. Das aufgenommene<br />
Nahrungsfett wird im Magen und später<br />
im Dünndarm in seine Bestandteile, Glycerid<br />
und freie Fettsäuren, zerlegt.<br />
Der Wirkstoff Polyglucosamin bindet sich<br />
an die freien Fettsäuren. Dadurch können<br />
diese vom Körper nicht mehr aufgenommen<br />
werden. Sterolsan bremst effizient<br />
die Aufnahme der verzehrten Nahrungsfette<br />
um bis zu 2/3. 5<br />
1<br />
https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/Programme/<br />
2022-06_maennergesundheit_faktenblatt.pdf<br />
2<br />
https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/praevalenz/<br />
3<br />
gesund.bund.de. Gesund leben. Gesund älter werden: Mit guter Ernährung<br />
und viel Bewegung. https://gesund.bund.de/ernaehrung-und-bewegungim-alter<br />
(Stand 31.10.20<strong>23</strong>)<br />
4<br />
Gewichtszunahme im Alter: Ursachen und Krankheitsrisiken.<br />
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Gewichtszunahme-im-Alter-<br />
Ursachen-und-Krankheitsrisiken,gewichtszunahme100.html#:~:text=F%C<br />
3%BCr%20eine%20altersbedingte%20Gewichtszunahme%20gibt,Muskel<br />
zellen%2C%20sinkt%20der%20sogenannte%20Grundumsatz (31.10.20<strong>23</strong>)<br />
5<br />
Cnubben, N. H. et al. A single oral dose of a polyglucosamine influences<br />
the bioavailability of [9-(14)C]-Oleic acid in adult female Gottingen minipigs.<br />
BMC Obes 3, 18, doi:10.1186/s40608-016-0096-2 (2016).<br />
6<br />
Li, H. et al. Effect of weight loss on erectile function in men with overweight<br />
or obesity: A meta-analysis of randomised controlled trials. Andrologia 54,<br />
e14250, doi:10.1111/and.14250 (2022).<br />
85
WELLBEING<br />
/<br />
altern<br />
Text: Felix Just<br />
EAT, PRAY,<br />
LOVE (& WALK)<br />
DER GUIDE ZUM 100-WERDEN<br />
ILLUSTRATIONEN: PCH.VECTOR_FREEPIK.COM<br />
86<br />
4/20<strong>23</strong>
Bereits 2008 veröffentlichte „National Geographic“-Autor Dan Buettner seinen Bestseller<br />
„The Blue Zones: Lessons for Living Longer From the People Who’ve Lived the Longest“.<br />
In diesem beschreibt der Reporter das globale Phänomen, das einige Menschen offenbar<br />
länger leben lässt als der Rest unserer Spezies. An bestimmten Orten, die von Buettner als<br />
Blue Zones bezeichnet werden, scheint der Zahn der Zeit nämlich gemächlicher an seinen<br />
Bewohnern zu nagen als andernorts. Aber warum leben diese Menschen länger als andere?<br />
In seiner Erforschung der Blue Zones, die erstmals von den Wissenschaftlern Gianni<br />
Pes und Michel Poulain beschrieben wurden, identifizierte Buettner fünf Regionen,<br />
in denen es mehr Menschen gibt, die 100 Jahre oder älter werden, als irgend sonst<br />
auf der Erde: Sardinien, Ikaria in Griechenland, Okinawa, Loma Linda in Kalifornien<br />
und die Nicoy-Halbinsel in Costa Rica.<br />
Schaut man sich einmal die Ernährungsgewohnheiten<br />
der Menschen an, die in den<br />
von Buettner beschriebenen Blue Zones<br />
leben, muss man feststellen: In allen fünf<br />
Regionen gilt die Faustregel „weniger ist<br />
mehr“. Kohlenhydratarmes Gemüse, wenige<br />
oder keine Milchprodukte und noch<br />
weniger Fleisch landen auf den Tellern.<br />
Dafür werden umso mehr Nüsse gegessen,<br />
Beeren und Früchte, die besonders reich<br />
an Antioxidantien sind, Olivenöl, Bohnen in jedweder<br />
Form und regelmäßiger Genuss von Alkohol. Ja, richtig<br />
gehört! Wer länger leben will, soll saufen. Gut, in Maßen.<br />
Eigentlich nur ein bis zwei Gläser, dafür aber täglich.<br />
Auf Sardinien schwört man beispielsweise auf den<br />
lokal angebauten Wein und Ziegenmilch. Auf Okinawa<br />
trinkt man statt Wein Sake. Einen Unterschied scheint es<br />
nicht zu machen. Auch hier zählt man mit achtzig noch<br />
zu den jungen Hüpfern.<br />
EAT<br />
Seegras, Kurkuma und Reis sollen außerdem zur Langlebigkeit<br />
beitragen. Auf abgepackte und industriell<br />
verarbeitete Produkte wird in den Blue Zones weitestgehend<br />
verzichtet. Fleisch wird nur etwa fünf Mal im<br />
Monat gegessen, und die kleinste Mahlzeit des Tages ist<br />
das Abendbrot, das häufig schon am späten Nachmittag<br />
eingenommen wird. Auf Okinawa praktizieren die<br />
Menschen außerdem das traditionelle „Hara hachi bu“,<br />
das hier schon die ganz Kleinen lehrt, mit dem Essen<br />
aufzuhören, wenn der Magen FAST voll ist.<br />
87
WELLBEING<br />
/<br />
altern<br />
PRAY<br />
Ein Großteil der Menschen, die in den<br />
Blue Zones leben, beschreiben sich selbst<br />
als gläubig oder zumindest als spirituell.<br />
Welcher Glaubensgemeinschaft sie angehören,<br />
ist dabei völlig egal. Die meisten<br />
der 20.300 Einwohner im kalifornischen<br />
Loma Linda sind Mitglieder der protestantischen<br />
Freikirche der Siebenten-<br />
Tags-Adventisten. Diese verbietet unter<br />
anderem das Fernsehen, das Rauchen<br />
und auch das Tanzen. Inwieweit ein tanzfreies<br />
Leben ein gesünderes Leben ist,<br />
können wir nicht beurteilen, geraucht<br />
wird aber zum Beispiel auch in den anderen<br />
Blue Zones nicht.<br />
Auf Okinawa leben die Menschen nach<br />
dem „Ikigai“-Mantra, auf der Nicoyan-<br />
Halbinsel folgen sie dem Sprichwort „Plan<br />
de vida“. Beides lässt sich auf ähnliche<br />
Weise übersetzen: „Einen Grund haben<br />
aufzustehen“. Es gibt Studien, die belegen,<br />
dass Menschen mit einem Sinn im Leben<br />
rund sieben Jahre länger leben. Und damit<br />
ist nicht zwingend die Arbeit oder beruflicher<br />
Erfolg gemeint. Blue Zoners sind<br />
Experten in Stressbewältigung. Auf Okinawa<br />
wird einmal am Tag der Ahnen gedacht,<br />
die Adventisten beten, die Menschen auf<br />
Ikaria halten ein Mittagsschläfchen, und<br />
auf Sardinien wird täglich Siesta gemacht.<br />
Family first! Wer hundert<br />
Jahre oder älter werden<br />
will, sollte sich ein Beispiel<br />
an den Bewohnern der Blue<br />
Zones nehmen und eine<br />
gute Beziehung zu seiner<br />
Familie pflegen. Oft leben<br />
mehrere Generationen<br />
im selben Haushalt oder<br />
zumindest in unmittelbarer<br />
Nähe. Die meisten leben in<br />
einer Beziehung, was laut<br />
diverser Untersuchungen<br />
zu mindestens drei Jahre<br />
längerer Lebenserwartung<br />
führt. Sex im hohen Alter<br />
halbiert die Sterblichkeit<br />
sogar um die Hälfte. Dafür<br />
reicht schon intensives<br />
Kuscheln mit dem Partner<br />
zweimal pro Woche.<br />
LOVE<br />
88<br />
4/20<strong>23</strong>
WALK<br />
Menschen in den Blue Zones pumpen<br />
keine Gewichte, sie versuchen<br />
sich nicht in Triathlons, und die<br />
meisten haben ein Fitnessstudio<br />
noch nie von innen gesehen. Dafür<br />
bewegen sie sich auf natürliche<br />
Weise oft mehr und länger als<br />
andere Menschen. Strecken, die<br />
zu Fuß bewältigt werden können,<br />
werden gelaufen. Wer das Land<br />
hat, unterhält einen Garten, in<br />
dem jene Nahrungsmittel angebaut<br />
werden, die ebenso bedeutend<br />
für die Blue-Zones-Diät sind. Wer<br />
regelmäßig aktiv ist, beugt Entzündungen<br />
vor, die als Hauptursache<br />
für die meisten altersbedingten<br />
Krankheiten gelten. Außerdem<br />
reduziert ein aktives Leben das<br />
Risiko, an Krebs oder Osteoporose<br />
zu erkranken.<br />
89
WELLBEING<br />
/<br />
ernährung<br />
MATCHA<br />
DAS GRÜNE<br />
WUNDER<br />
90<br />
4/20<strong>23</strong>
Interview: Felix Just<br />
Vegan, glutenfrei, Superfood – und jetzt Matcha?<br />
Wir haben mit dem Teeexperten Thomas<br />
Grömer von aiya über die Vorteile und Tradition<br />
hinter dem grünen Wunderprodukt gesprochen.<br />
Matcha-Tee wird im Gegensatz zu<br />
normalem Tee nach dem Trocknen<br />
gemahlen und anschließend in Pulverform<br />
aufgegossen. Was sind die Vorteile<br />
dieses Verfahrens?<br />
Um die Frage besser beantworten zu<br />
können, muss man zunächst erwähnen,<br />
dass diese Methode im 12. Jahrhundert von<br />
Mönchen erfunden wurde, die sich überlegt<br />
haben, aus Tee mehr als nur einen<br />
Aufguss zu machen und vor allen Dingen<br />
alle Inhaltsstoffe aus der Pflanze zu beziehen.<br />
So sind sie darauf gekommen, den<br />
Tee zu mahlen und zu pulverisieren. Nach<br />
wie vor sind viele Medikamente in Asien in<br />
Pulverform zu haben, denn diese Darreichungsform<br />
verstärkt die Wirkung. So viel<br />
zum historischen Hintergrund. Inzwischen<br />
wissen wir, dass das nicht verkehrt war,<br />
denn nur zehn Prozent der Inhaltsstoffe im<br />
Grüntee sind überhaupt wasserlöslich. Das<br />
heißt, neunzig Prozent der guten Gründe,<br />
weshalb wir grünen Tee trinken, kommen<br />
gar nicht bei uns an. Beim Matcha-Tee<br />
sind hundert Prozent der Inhaltsstoffe<br />
verfügbar, da der Tee im Ganzen konsumiert<br />
wird.<br />
aiya produziert den Matcha-Tee auf<br />
traditionelle Weise. Was bedeutet das<br />
konkret in der Produktion?<br />
Zunächst wird der Tee auf dem Teefeld<br />
lange Zeit überschattet. Warum? Wenn<br />
man dies nicht tut, dann wird der Tee<br />
recht bitter und viele von den Inhaltsstoffen<br />
gehen durch die Sonneneinstrahlung<br />
verloren. Im Grunde kann man sich<br />
das vorstellen wie bei unserer Haut, die<br />
ungeschützt vor der UV-Strahlung auch<br />
Schaden nimmt. Gleichzeitig sorgt die<br />
Überschattung für die vermehrte Bildung<br />
von Aminosäure im Tee, was den Tee<br />
besonders mild macht. Nach der Ernte<br />
werden die Blätter gedämpft und getrocknet<br />
und anschließend von Stängel und<br />
Äderchen befreit. Das reine Blattfleisch<br />
wird dann in Granitsteinmühlen zermahlen.<br />
So eine Granitsteinmühle schafft in<br />
der Stunde 30 Gramm. Das entspricht in<br />
etwa einer Dose aiya-Matcha.<br />
Wo genau werden die Teeblätter angebaut<br />
und gewonnen?<br />
Unsere Teefelder befinden sich in Südwestjapan<br />
auf der Insel Kyushu. Das ist eine Region,<br />
in der es kaum industrielle Landwirtschaft<br />
gibt, sondern vor allem Bioprodukte<br />
hergestellt werden.<br />
Matcha ist nicht nur gesund, sondern soll<br />
auch noch schön machen …<br />
91
WELLBEING<br />
/<br />
ernährung<br />
Antioxidantien sind eines der wichtigsten<br />
Key Words im Beauty-Bereich. Wenn man<br />
sich jetzt einmal verschiedene Lebensmittel<br />
und sogenannte Superfoods mit<br />
Antioxidantien ansieht, dann muss man<br />
feststellen, dass Matcha zehn bis hundert<br />
Mal mehr davon enthält. Granatapfel,<br />
Olivenkerne, Blaubeeren, Açaí: Das sind<br />
alles tolle Produkte, aber was den Anteil an<br />
Antioxidantien angeht, schlägt Matcha sie<br />
alle und schützt die Haut so zum Beispiel<br />
vor freien Radikalen. Achtung, Matcha ist<br />
keine Tagescreme und kann keinen Sonnenschutz<br />
ersetzen!<br />
Man kann mit Matcha aber noch viel<br />
mehr machen. Kuchen zum Beispiel.<br />
Welche der vielen Matcha-Kreationen ist<br />
denn besonders einfach zuzubereiten?<br />
Der Matcha-Latte, also Matcha mit heißer<br />
geschäumter Milch oder im Sommer<br />
auch mit eiskalter Milch. Das ist nicht<br />
nur megaerfrischend, sondern gibt auch<br />
noch viel mehr Energie als beispielsweise<br />
Kaffee. Ansonsten ist ein Klassiker die<br />
Matcha-Schokolade. Die kann man fertig in<br />
Deutschland auch schon kaufen, oder man<br />
macht sie auf Basis von weißer Schokolade<br />
ganz einfach selbst.<br />
Du bist Europas einziger ausgebildeter<br />
Teeexperte für japanische Tees. Sind die<br />
Europäer Teemuffel?<br />
Ja, aber es wird langsam besser. (lacht)<br />
Wir merken, dass es im Teebereich immer<br />
mehr junge, frische Unternehmen und<br />
Start-ups gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen<br />
und ihm einen neuen Anstrich<br />
geben. Der Millennial-Kunde oder der<br />
moderne Kunde in Deutschland ist sicherlich<br />
wesentlich tee-affiner als vorherige<br />
Generationen. Allerdings kann man Konsumenten,<br />
die sich auch für Design und<br />
Fashion interessieren, keinen grünen Tee<br />
in einer ollen Tüte verkaufen. Das funktioniert<br />
nicht. Die Leute wollen heute über<br />
die Verpackung, über die Aufmachung und<br />
über die Story erreicht werden. Das ist zum<br />
Beispiel bei Kosmetikprodukten auch nicht<br />
anders. Wir haben mit aiya versucht, in<br />
diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle<br />
einzunehmen und die Sache etwas anders<br />
anzugehen, als man es vielleicht sonst von<br />
Tee gewohnt ist.<br />
"Wenn man sich jetzt einmal<br />
verschiedene Lebensmittel<br />
mit Antioxidantien<br />
ansieht, dann muss man<br />
feststellen, dass Matcha<br />
zehn bis hundert Mal mehr<br />
davon enthält."<br />
Wie trinkst du persönlich deinen<br />
Tee am liebsten?<br />
Ich trinke ihn immer pur und hoch dosiert<br />
– ich glaube, das ist nicht besonders<br />
massentauglich. Ich nehme beim Matcha-<br />
Tee, anders als wir es auf der Verpackung<br />
empfehlen, nicht zwei Löffel, sondern<br />
acht. (lacht) Da muss man schon ordentlich<br />
Gas geben, dass man den Tee überhaupt<br />
verrührt bekommt.<br />
Wo kann ich aiya-Matcha erhalten?<br />
Du findest uns im hochklassigen Teefachgeschäft<br />
oder natürlich online auf<br />
unserer Website.<br />
Es gibt einen Streichtest, um falschen<br />
von echtem Matcha-Tee zu unterscheiden.<br />
Wie funktioniert der?<br />
Du nimmst einen halben Teelöffel von<br />
einem Matcha, den du testen möchtest,<br />
und einen halben Teelöffel von einem<br />
aiya-Matcha. Dann häufst du beide auf ein<br />
Blatt Papier und fährst mit dem Zeigefinger<br />
in diese Häufchen hinein, wobei du<br />
92<br />
4/20<strong>23</strong>
einen Strich ziehst. Dein Zeigefinger ist<br />
der Ort im Körper, der die höchste Dichte<br />
an Gefühl und Sensorik hat. Alles, was<br />
sich leicht körnig anfühlt und einen Widerstand<br />
gibt, das ist kein echter Matcha.<br />
Echter Matcha ist so fein vermahlen wie<br />
Babypuder.<br />
Was würdest du jemanden sagen, der<br />
Matcha-Tee noch nie probiert hat?<br />
Vorteil Nummer eins: Matcha macht<br />
richtig wach. Wenn du dachtest, Kaffee<br />
sei ein Muntermacher, dann probiere<br />
mal eine Tasse Matcha. Der zweite Vorteil<br />
sind die vielen gesunden Inhaltsstoffe.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
sagt, man sollte etwa fünf Portionen Obst<br />
und Gemüse am Tag zu sich nehmen. Ich<br />
weiß nicht, wie es dir geht, aber das ist<br />
mitunter gar nicht so leicht umzusetzen.<br />
Mit Matcha-Tee hast du schon mal zwei<br />
bis drei dieser Portionen abgedeckt. Und<br />
das Dritte: Es schmeckt einfach sehr gut.<br />
Und noch etwas vielleicht: Es ist etwas<br />
anderes, ob dein Tee in der Küche so vor<br />
sich hinzieht oder ob du ihn aktiv zubereitest.<br />
Wenn du dich 5 Minuten nur mit Tee,<br />
heißem Wasser und dem Bambusbesen<br />
beschäftigst, dann ist das wie ein Mini-<br />
Detoxing für den Geist.<br />
www.aiya-europe.com<br />
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93
WELLBEING<br />
/<br />
ernährung<br />
ASTRONAUTEN-<br />
NAHRUNG<br />
FRÜHSTÜCKEN WIE<br />
NEIL ARMSTRONG<br />
Zugegeben, Neil Armstrong hat sich weder aus der Tube noch von reinem Pulver ernährt.<br />
Tatsächlich aß der erste Mann auf dem Mond so ziemlich alles von Cheddar bis hin zu Hotdogs<br />
und anderen amerikanischen Schweinereien.<br />
Was MANA als Alternative zu Brötchen und<br />
Rührei vorschlägt, ist vielleicht das, was<br />
sich der Laie unter Astronautennahrung<br />
vorstellt, hat aber mit Armstrongs Ernährung<br />
wenig zu tun. Vielmehr ist es die europäische<br />
Antwort auf Soylent – das in den<br />
USA bereits weit verbreitet ist – und der<br />
Versuch, eine holistische Ernährungsstrategie<br />
anzubieten, die ganz ohne tierische<br />
Erzeugnisse und Gentechnik auskommt.<br />
Wir haben das Energiepulver getestet.<br />
Zunächst einmal: Ja, MANA (Origin)<br />
schmeckt gut. Irgendwie wie ein Müsliriegel,<br />
den man zu lange in Milch gebadet hat,<br />
nur weniger süß. MANA schmeckt nussig<br />
und ein klein wenig nach Vanille. Und<br />
satt macht es auch. Für die Zubereitung<br />
einer Portion benötigt man nicht länger<br />
als fünf Minuten. Zwei bis drei Löffel des<br />
Pulvers werden mit 300 bis 450 ml Wasser<br />
gemischt – fertig. Drei bis vier Portionen<br />
dieses Verhältnisses sollen den täglichen<br />
Bedarf an den wichtigsten Nährstoffen<br />
komplett decken.<br />
Und was steckt drin? Fett aus Meeresalgen<br />
und Kokosnüssen, Soja-Eiweiß, Glukose<br />
und Fruktose aus Rüben, Akaziensaft,<br />
Kohlenhydrate aus Mais, HMB – ein<br />
körpereigener Stoff, der dem Muskelaufbau<br />
dient –, und Vielfachzucker aus<br />
Hafer. Außerdem ist MANA reich an vielen<br />
wichtigen Vitaminen, Zink und Kalzium.<br />
Ernährungsexperten schätzen die Inhaltsstoffe<br />
als ausreichend für den Bedarf des<br />
Körpers ein, raten aber dennoch dazu,<br />
sich nicht ausschließlich von Shakes zu<br />
ernähren, da die Kiefermuskulatur und das<br />
Gebiss auf das Kauen angewiesen sind.<br />
MANA ist kein Diät-Drink und kein Ersatz<br />
für einen Abend mit Freunden im Restaurant,<br />
aber sehr wohl eine gute Alternative,<br />
wenn’s mal wieder schnell gehen muss,<br />
aber auf wichtige Nährstoffe nicht verzichtet<br />
werden soll.<br />
www.drink-mana.de<br />
94
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WELLBEING<br />
/<br />
fitness<br />
Text: Nico Januszewski<br />
FITNESS-APPS<br />
Das Smartphone hat man immer dabei, oft auch beim Training. Warum dann nicht einfach<br />
vom Telefon beim Work-out helfen lassen? Mittlerweile gibt es plattformübergreifend<br />
ein reichhaltiges Angebot an Fitness-, Gesundheits- oder Abnehm-Apps. Die kompetente<br />
Beratung von Ärzten oder Sportmedizinern ersetzen sie nicht, sind aber für alle, die abnehmen,<br />
fit werden oder einfach trainieren möchten, durchaus interessant.<br />
DACADOO TRACKER<br />
Dacadoo möchte seine Nutzer für ein gesünderes, aktiveres Leben begeistern.<br />
Vom digitalen Blutdruckmessgerät und Aktivitätstracker bis zur<br />
digitalen Personenwaage – alle Daten fließen in den persönlichen Health<br />
Score mit ein, der den persönlichen Gesundheits- und Fitnessstatus anzeigt.<br />
Über soziale Netzwerke lassen sich die eigenen Werte teilen und<br />
mit anderen Nutzern vergleichen.<br />
www.dacadoo.com<br />
FITBIT<br />
Darf ich das essen? Bin ich viel gelaufen? Fragen, auf die Fitbit stets eine<br />
Antwort parat hat. Lebensmittel, Wasserkonsum, Training und Aktivitäten<br />
lassen sich unterwegs aufzeichnen. Der integrierte Ernährungsplan<br />
unterstützt eine gesunde Ernährung und hilft, das Wunschgewicht zu<br />
erreichen und zu halten. Die erlaubte Kalorienanzahl wird durch den<br />
Tracker angepasst – wer sich viel bewegt, darf auch mehr essen.<br />
www.fitbit.com<br />
NIKE TRAINING CLUB<br />
Der Nike Training Club bietet sowohl Ganzkörper-Workouts als auch<br />
durch Profisportler angeleitete, gezielte Übungen. Das Training kann<br />
dem eigenen Musikgeschmack angepasst werden und Audio-Anleitungen<br />
dienen der zusätzlichen Motivation. Wie bei fast allen Fitness-Apps können<br />
Workout-Status und Trainingsfortschritt bei Twitter und Facebook<br />
geteilt werden.<br />
www.nike.com/de/ntc-app<br />
96<br />
4/20<strong>23</strong>
RUNKEEPER<br />
RunKeeper ist der Trainer für die Hosentasche. Via GPS lassen sich Läufe,<br />
Walking-Touren, Radtouren und Wanderungen detailliert aufzeichnen.<br />
Über Kopfhörer gibt es Statistiken, Fortschritte, Coachings und natürlich<br />
Musik. Eigens erstellte Pläne helfen dabei, festgelegte Fitnessziele zu erreichen.<br />
Auch hier können Trainingserfolge und Aktivitäten bei Facebook<br />
und Twitter geteilt werden. Wer noch mehr Motivation braucht, kann sich<br />
von Freunden bei Work-outs oder Rennen live unterstützen lassen.<br />
www.runkeeper.com<br />
SPORTS TRACKER<br />
Der Sports Tracker macht aus dem eigenen Handy einen Sportcomputer<br />
mit direkter Verbindungsmöglichkeit in soziale Netzwerke. Trainingsergebnisse<br />
werden aufgezeichnet und sofort analysiert. Die Bandbreite<br />
der ermittelten Daten reicht dabei von Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
bis Kalorienverbrauch. Sogar ein Bluetooth-Herzfrequenzmessgerät ist<br />
separat erhältlich. Die App überwacht den Trainingserfolg und gibt auf<br />
Wunsch sogar Rückmeldung. Über die Homepage von Sports Tracker<br />
lassen sich alle Daten und Fotos schließlich mit Freunden und Trainingspartnern<br />
teilen, auch bei Facebook oder Twitter.<br />
www.sports-tracker.com<br />
JRNY<br />
Revolutionäres “Motion Tracking” bringt künstliche Intelligenz in die Fitness-Praxis.<br />
Die Technologie ermöglicht das automatische Mitzählen der<br />
Wiederholungen und gibt eine Rückmeldung auf die Übungsausführung.<br />
Diese neue Erfahrung erfordert nur ein Tablet, um intelligentes Coaching<br />
zu bieten und Übungen adäquat anzuleiten. Die Motion-Tracking-Technologie<br />
verfolgt mehrere Bewegungsdimensionen, während der Benutzer<br />
Workouts unter Anleitung eines Trainers absolviert.<br />
www.jrny.com<br />
MCI<br />
Wie hebt sich MCI von anderen Fitness Apps ab? Ganzheitlicher Ansatz,<br />
Expertenbetreuung durch Sportwissenschaftler, adaptive und individuelle<br />
Trainingspläne, starke Community und wöchentliche Coach-Calls<br />
machen es führend. Für Anfänger bis Profis, für Muskelaufbau oder Abnehmen.<br />
Mit über 700 Übungen, Ernährungstracking, Mobility-Routine<br />
und Cardio-Training sticht MCI hervor.<br />
www.mcisolutions.de<br />
97
IMPRESSUM<br />
CHEFREDAKTEUR:<br />
Felix Just (V.i.S.d.P.)<br />
HERAUSGEBER:<br />
blu media network GmbH<br />
Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />
Tel: 030 4431980, Fax: 030 44319877<br />
GESCHÄFTSFÜHRER: Christian Fischer<br />
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Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />
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