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Legenden!Strom<br />
Kung-Fu<br />
in G-Dur<br />
BLIND ILLUSION waren schon eine Bay Area-Band, lange bevor es diesen Terminus gab.<br />
Unser Mike traf sich vor der Show im Salzburger Rockhouse mit Gründungsvater und Kung-Fu-Meister<br />
Mark Biedermann und Gitarren-Legende Doug Piercy zum entspannten Smalltalk.<br />
Wenn ihr BLIND ILLUSION einer Person beschreiben<br />
müsstet, die nichts mit eurer Art von Heavy Metal anfangen<br />
kann, was würdet ihr sagen?<br />
Mark: Progressive Thrash Metal! Wir mögen<br />
MAHAVISHNU ORCHESTRA und Bay Area Thrash<br />
Metal! Wir stehen auf Bands wie SHOCK THERAPY<br />
und RETURN TO FOREVER, aber auch auf klassische<br />
Musik und Jazz.<br />
Doug: Was BI so interessant macht, ist die Tatsache,<br />
dass wir alle von so vielen Stilen beeinflusst sind. Wir<br />
sind alle im Herzen Musiker, und ich zum Beispiel<br />
höre viel Latin Music, progressiven Metal, Jazz-Rock<br />
… ich mag alles, was irgendwie exotisch und „neu“ ist.<br />
M: Als ich nach dem Abgang von Dave White der<br />
Sänger von BI wurde, musste ich mich entscheiden,<br />
wie ich mich präsentieren wollte. Also „studierte“<br />
ich Jim Morrison und David Bowie. Ich bin nicht<br />
im Geringsten so wie die beiden, aber das definierte<br />
meinen Charakter als Sänger. Wenn du den Song<br />
„Amazing Maniacal Monolith“ vom aktuellen Album<br />
hernimmst, da hörst du den David Bowie raus!<br />
D: Wir haben viel experimentiert bei den Songs auf<br />
„Wrath Of The Gods“, das war echt ein Spaß und genauso<br />
wollten wir das haben.<br />
Und dann wärt ihr ja nur eine weitere, normale „Bay<br />
Area Thrash Band“ …<br />
© Westing Eye Productions, LLC 2021<br />
du „Another One Bites The Dust“ und denkst dir:<br />
What?! Was für eine Band macht denn sowas? Oder<br />
„Bicycle Race“ … So sehe ich die Musik, und bin froh,<br />
dass wir unser aller Kreativität auch ins Songwriting<br />
einfließen lassen können.<br />
M: Eine meiner All Time Faves ist die Band WAR! Die<br />
hatten so viele verschiedene Song-Einflüsse, Eric<br />
Burdon hat da zu Beginn auch gespielt. Und wir wollen<br />
uns in unserem Metal-Terrain bewegen, wie es<br />
WAR im Funk Rock taten. Viele ihrer Songs waren Hits<br />
und du kannst so eine Band einfach nicht „wiederholen“.<br />
Wenn jemand zu mir sagt: „Hey, eure Songs bleiben<br />
mir echt im Gedächtnis!“, dann haben wir schon<br />
mal was richtig gemacht. Und ich hab mir jetzt sogar<br />
ein Keyboard-Pedal zugelegt.<br />
Mark, du hast mir vorhin erzählt, du wolltest in den<br />
Achtzigern eine Country-Band mit Cliff Burton (1986 verstorbener,<br />
legendärer METALLICA-Bassist; Anm.) gründen<br />
… möchtest du drüber reden?<br />
M: Oh verdammt, warum nicht (lacht)? Die GHOST<br />
KINGS (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen<br />
Alternative-Trio aus Oregon; Anm.) - das war<br />
verdammt heiß damals, mein guter Freund, Scary<br />
Eric, spielte Slidegitarre. Meine Mutter sagte damals:<br />
„Sohn, bevor ich sterbe, möchte ich sicher sein, dass<br />
du für dich sorgen kannst. Ich weiß, du hast deinen<br />
Heavy Metal, aber schreib mir doch einen Song, bei<br />
dem ich mit dem Fuß mitstampfen kann.“ Also tat<br />
ich das. Ich schrieb Songs wie „King Hobo“, „Dirt Road<br />
Oke“ … du willst über Hits reden? Das ist wie CCR, jeder<br />
Song hat eine Hook, jeder Song ist Unterhaltung<br />
und macht Spaß!<br />
D: (ist die ganze Zeit am Lachen und hat sich wieder<br />
einigermaßen gefangen) Die Songs sind alle in G-Dur,<br />
es ist, als würden ein paar Verrückte im Irrenhaus<br />
Country Music spielen!<br />
M: Als würden LED ZEPPELIN in der „III“-Phase mit<br />
ZZ TOP jammen!<br />
D: Mark hat in seinem Leben ja sehr viel Country-<br />
Musik gehört und hat sich die ganzen coolen Tricks<br />
angeeignet. Ich komme da vom anderen Ende der<br />
Galaxie und bin eher immer drauf aus, Gitarren-<br />
Harmonien einzufangen, während er sich im<br />
Chicken Picking (Country-Gitarren-Technik; Anm.)<br />
perfektionierte!<br />
M: Yeah! Roy Clark, Jerry Reed, Bill Monroe! Hey, die<br />
GHOST KINGS – also Scary und ich - haben sogar<br />
mal mit David Grisman (bekannter amerikanischer<br />
Mandolinenspieler; Anm.) auf einer Guitar Show gezockt!<br />
Ich weiß nicht, was dir das sagt, mir sagt es: Er<br />
ist einer der besten Mandolinenspieler und ist sogar<br />
mit den GRATEFUL DEAD im Studio gewesen! Und<br />
wenn du Glück hast, hörst du von den GHOST KINGS<br />
noch, bevor ich 90 bin!<br />
Ein kleiner Schwenk zur Bay Area-Szene. Die Band gibt’s<br />
seit 1978. Und die ganze Szene kam eigentlich erst danach<br />
so richtig ins Rollen …<br />
D: Ja, da explodierte sprichwörtlich der Goldtopf,<br />
wenn du so willst.<br />
Und obwohl es die Szene in dieser Form ja nicht mehr gibt,<br />
wird immer noch drüber gesprochen und die Musik ist<br />
immer noch omnipräsent.<br />
D: Das war eine elektrisierende Zeit, man konnte es<br />
spüren. Jeder, der da involviert war, wusste: das ist<br />
etwas Großes. Jeder hatte da seinen Part, ich war damals<br />
in einer progressiven Rockband namens ANVIL<br />
CHORUS. Und just, als wir an einem musikalischen<br />
Scheideweg standen, tauchten plötzlich EXODUS und<br />
METALLICA auf! Wir hingen alle im „Ruthie’s Inn“ (näheres<br />
dazu in der Info-Box!) rum, ich machte dort<br />
den Tontechniker, nahm auch bei mir zu Hause einige<br />
Sachen mit diversen Bands in meinem kleinen<br />
Studio auf. Und ich sollte auch den Live-Sound von<br />
EXODUS machen, es war so 1982 oder 1983, eine wirklich<br />
geile Zeit.<br />
M: Erzähl mal, wen EXODUS auf ihre erste Tour mitgenommen<br />
haben!<br />
D: Oh, ja, sie nahmen Mark und mich mit (lacht)!<br />
Ich zum Beispiel höre auch gerne elektronische Musik…<br />
D: Ja! Ich höre auch gerne House Music oder<br />
DEADMAU5!<br />
D: Genau. Denk dran, was etwa QUEEN gemacht haben.<br />
Die hatten so viele verschiedene Stile in ihrer<br />
Musik, und die machten vor nichts Halt! Da sind<br />
heavy Songs wie „Death On Two Legs“, und dann hörst<br />
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