20.12.2023 Aufrufe

STARK!STROM #35

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Strom-kreis<br />

CADU<br />

Psychotic Parade<br />

(Stone Free Records)<br />

Eines gleich vorweg: Ein breitgefächerter<br />

Musikgeschmack ist Voraussetzung,<br />

will man sich von dieser Band angesprochen<br />

fühlen. Das Quartett mit Hauptwohnsitz in der<br />

Bundeshauptstadt hat sich einen (alt)kurdischen Begriff für<br />

„Hexerei“ und „Magie“ als Namen für das Unternehmen ausgesucht,<br />

und kredenzt auf seinem bereits zweiten Langeisen<br />

ein wahres Sammelsurium an teils gewöhnungsbedürftigen,<br />

mit auch eher abgefahrenen, zugleich aber durchaus auch<br />

„bezaubernden“ Klängen. Dafür ist neben einem offenbar<br />

sehr ausgeprägten Gespür für feine Arrangements in erster<br />

Linie der emotionsgeladene und vereinnahmende Vortrag<br />

von Vokalakrobatin Scharmien Zandie verantwortlich, die mit<br />

Gitarrist Clemens Hackmack 2016 den Grundstein für die<br />

Formation gelegt hat.<br />

Wer Musik sucht, die sich perfekt dazu eignet, sich schlicht<br />

„fallen zu lassen“ und abzutauchen, liegt her definitiv richtig.<br />

Der von den MusikerInnen selbst als „Trip Rock“ bezeichnete<br />

Mix enthält zwar auch konventionelle Rockklänge, erhält<br />

aber durch unzählige psychedelische Einschübe (nachzuhören<br />

u.a. in 'Lucid Dreaming' https://www.youtube.com/<br />

watch?feature=shared&v=sVTw4Lc-SV4 nicht nur reichlich<br />

Tiefgang, sondern auch einen gewissen Entspannungseffekt. Für<br />

zusätzliche Abwechslung sorgen folkloristische Einsprengsel<br />

und orientalische Rhythmen, die Teil eines in sich stimmigen<br />

Ganzen geworden sind.<br />

„Psychotic Parade“ - das von der Band übrigens als „Abbild<br />

unserer heutigen Gesellschaft - im Wandel, im Aufbruch, im<br />

Verlassen des Alten, im Entdecken des Neuen, aber auch im<br />

Finden des Abgründigen“ betrachtet wird – sei hiermit wärmstens<br />

empfohlen!<br />

https://caduofficial.com/<br />

<br />

Walter<br />

CHAOS INSIDE<br />

The Raven, The Joker<br />

And The Machine<br />

(Mars Music Productions)<br />

Dass diese Band einiges auf dem Kasten<br />

hat, sollte sich inzwischen herumgesprochen<br />

haben, schließlich konnte sie bereits mit ihrer ersten EP<br />

einigen Staub aufwirbeln. Noch besser lief es für CHAOS INSIDE<br />

jedoch mit „AN 602“, dem ersten Longplayer. Selbiger brachte der<br />

von „Joker“ Andy Gammauf (G,V) und „Raven“ Petra Grooves (B)<br />

geführten Formation nicht nur ausnahmslos gute bis euphorische<br />

Reviews für ihren ebenso abgefahrenen wie abwechslungsreichen<br />

Vortrag ein, sondern auch diverse Konzertangebote.<br />

Wer das Trio (dem seit 2022 Roman „Machine“ Daucher als<br />

Drummer angehört) etwa bei unserem letzten Fest in der<br />

„Szene“ erleben durfte, wird wissen, dass CHAOS INSIDE musikalisch<br />

nicht nur über jeden Zweifel erhaben sind, sondern<br />

ihre Technik auch mit Entertainment zu kombinieren wissen.<br />

Ihre Musik ist zwar nach wie vor nicht ganz einfach zu beschreiben,<br />

und schon gar nicht in irgendeine Genre-Schublade<br />

zu quetschen.<br />

Am Umstand, dass ihr neuer Dreher von der ersten Nummer an<br />

mitreißt, und zudem vor Ideen förmlich überquillt, ändert das<br />

aber nichts. Ebenso wenig an der Tatsache, dass CHAOS INSIDE<br />

nach wie vor unvorhersehbar bleiben. So halten sich erneut<br />

knallharte Passagen und elegante, melodische Momente die<br />

Waage. Da offenbar jedoch vermehrt auf Hooks und Melodien<br />

Wert gelegt wurde, schafft es die Formation locker, trotz unterschiedlichster<br />

Stilmittel, die von „modernen“, elektronischen<br />

Einsprengsel bis hin zu fast schon romantischen Piano-Sounds<br />

reichen, die Zuhörerschaft nicht nur blendend zu unterhalten,<br />

sondern Songs wie 'Old Man' (Danke, wär' aber nicht nötig<br />

gewesen:-), 'Banshee' oder 'Demons' auch dauerhaft in deren<br />

Langzeitgedächtnissen zu platzieren. Thumbs Up!<br />

https://www.chaosinside.at<br />

<br />

Walter<br />

DEVIL MAY CARE<br />

Mandala<br />

(self/superlifepromo)<br />

Auf jeden Fall kümmern sich DEVIL<br />

MAY CARE um unser aller Seelenheil<br />

– ihre Aussagen zu Religion und deren<br />

Missbrauch sind unmissverständlich – bei allem Respekt und<br />

aller Toleranz – es bedürfte schon eines Kunststückes, ihnen<br />

daraus einen Strick zu drehen.<br />

Wobei das Würzburger Quartett auch sonst um andere strittige<br />

Themen nicht verlegen ist und aufgreift, woran sich andere<br />

gerne die Finger verbrennen. Die Gefahr besteht bei DEVIL<br />

MAY CARE nicht, ihre Texte sind wohldurchdacht, intelligent,<br />

aber auch gefühlvoll und melancholisch.<br />

Schlussendlich geht es aber um die Musik, die zwischen<br />

Hardcore, Metalcore unterhaltsam changiert, Thrash-Elemente<br />

hinzuzieht, aber auch leiseren Klängen Raum gibt - und auch<br />

diese Mischung ist wohldurchdacht, ohne dass die Originalität<br />

auf der Strecke bleibt – Produzent Flo Nowak (u.a. Emil Bulls)<br />

setzt die Band optimal in Szene, sodass sich zu aller Ernsthaftigkeit<br />

und ehrlichem Engagement auch ein mächtiger<br />

Hörspaß einstellt.<br />

www.devilmaycare.band<br />

<br />

Claudia<br />

THE DAMNED<br />

Darkadelic<br />

(earMUSIC)<br />

2026 wird ein besonderes Jahr für<br />

THE DAMNED. Nicht etwa, weil das<br />

nächste Album bereits angekündigt<br />

und in Produktion wäre – zwischen „Darkadelic“ und „Evil<br />

Spirits“ (2018) lagen 5 Jahre und eine Pandemie, zwischen<br />

dem Vorgänger „So, Who’s Paranoid?“ (2008) ganze 10 (!).<br />

Das Punk- Quartett ist schon etwas länger im Dienst, lang<br />

genug, um 2026 50-jähriges (!) Bandbestehen zu feiern. Keine<br />

Selbstverständlichkeit, besonders nicht für Gruppen, die in<br />

der turbulenten Punk- Frühphase hastig in Pub-Hinterstuben<br />

und alten Fahrradkellern zusammengewürfelt wurden. Die<br />

Briten rund um Vokalist David Vanian schafften es allerdings<br />

nicht nur durch jene Zeit zu navigieren, sie waren sich<br />

auch für keinen Trend zu schade und gingen mit der Zeit.<br />

Von Post-Punk und New Wave (auf „Strawberries“ (1982))<br />

über den aufkommenden Gothic Rock („The Black Album“<br />

(1980)) bis hin zu Psychobilly und Psychedelic Rock wurde<br />

tüchtig adaptiert und mit den eigenen Punk- Wurzeln vermischt.<br />

Perfekte Voraussetzungen für ein abwechslungsreiches<br />

Spätwerk also. Hält „Darkadelic“ – nomen est omen? – also<br />

was es verspricht? Für das Cover gibt es jedenfalls schon mal<br />

keine Bonuspunkte, auch wenn die (vermutlich?) gewünschte<br />

Anlehnung an „Rubber Soul“ (THE BEATLES 1965) irgendwie<br />

erkennbar ist, wirkt das Cover von „Darkadelic“ beinahe ulkig.<br />

Das ist doppelt schade, da sich dahinter eine mehr als solide<br />

Punk-und-Artverwandte-Platte verbirgt. Dem 67- jährigen<br />

Vokalisten, der mal raue Punkklänge, mal düster-dumpfes<br />

Gothic-Grummeln anstimmt, merkt man sein Alter ebenso<br />

wenig an wie dem 69-jährigen Raymond Burns AKA CAPTAIN<br />

SENSIBLE.<br />

Klar, Popkünstler, gerade im Bereich des Rock oder Metals, werden<br />

auch immer älter und lassen sich zur 666sten Abschiedstour<br />

hinreißen. THE DAMNED liefern mit „Darkadelic“ zwar weniger<br />

eine Tour de Force durch psychodelische Gefilde, dafür aber<br />

eine höchst kompetente und abwechslungsreiche Mischung,<br />

die uns durch (fast) 50 Jahre Bandgeschichte führt, wahrlich<br />

ein gelungenes Spätwerk.<br />

https://www.officialdamned.com/<br />

<br />

Luna<br />

FELS<br />

An Exercise in Balance<br />

(Eigenveröffentlichung 2023)<br />

Die Gretchenfrage vorweg: Welches<br />

Genre spielen FELS denn eigentlich?<br />

Gute Frage, die Band selbst würde dieses<br />

wohl bewusst mit einem vagen „Rock“ beantworten. Darf es etwas<br />

spezifischer sein? An Riffs und ausladenden Melodiebögen<br />

mangelt es den Tirolern sicherlich nicht, ebenso wenig an<br />

wabernden Synthies, häufig tauchen auch Heavy Metal-<br />

Rhythmen und proggige Songstrukturen auf – von den 12<br />

Tracks ist keiner kürzer als vier Minuten, die Hälfte knackt auch<br />

die Fünf-Minuten-Marke locker. Durchaus ein ambitioniertes<br />

Unterfangen für ein Erstlingswerk, möchte man meinen. Wirft<br />

man einen Blick auf die musikalische Vorerfahrung der<br />

verhältnismäßig jungen Band blickt man allerdings auf<br />

mehrere Jahrzehnte musikalische Erfahrung – Lead-<br />

Vocalist und Keyboarder Mario Hirzinger dürfte österreichischen<br />

Metalenthusiastinnen als ehemaliger Keyboarder der<br />

Symphonic Metal-Wunderwuzzis SERENITY bekannt sein. Kein<br />

Wunder also, dass auch „An Exercise in Balance“ Keyboard-<br />

Sounds und große Melodieideen in den Vordergrund stellt. Fans<br />

von STEVEN WILSON und DREAM THEATER werden hierbei voll<br />

auf ihre Kosten kommen, doch auch Fans von AOR oder melodischeren<br />

Metalkünstlerinnen dürfen sich bedenkenlos von FELS<br />

auf einen groovigen Interstellar Overdrive entführen lassen.<br />

https://fels.band/<br />

<br />

Luna<br />

JACOBS MOOR<br />

Pandemia<br />

(self)<br />

JACOBS MOOR, eine Band aus Musikern<br />

aus der Bundeshauptstadt sowie OÖ,<br />

meldet sich mit der 5 Tracks umfassenden<br />

EP „Pandemia“ wieder eindrucksvoll zurück. Wie in<br />

letzter Zeit üblich ist ein Teil des Materials bereits vorab als<br />

Single inkl. Video ausgekoppelt worden. Musikalisch lässt die<br />

EP jedenfalls erwartungsgemäß keine Wünsche, offen, d.h.<br />

dynamisch-moderner Thrash/Power Metal auf hohem Niveau<br />

lautet die Devise. Die Protagonisten verfügten auch über jahrelange<br />

Erfahrung in diversen Bands (Stygma IV, Third Moon)<br />

usw. und verstehen hörbar ihr Handwerk, und schaffen es<br />

dabei geradezu meisterlich, den Songs trotz anspruchsvollfacettenreicher<br />

Ausrichtung auch dank packender Refrains<br />

durchaus auch eine eingängige Note zu verpassen. Auf jeden<br />

Fall eine der besten Vertreter ihre Genres hierzulande, unbedingt<br />

mal anchecken.<br />

www.jacobsmoor.com<br />

<br />

Thomas Hutterer<br />

36 37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!