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Strom-schlag<br />
Jeff Hartlaub<br />
SAMSTAG<br />
03. FEBRUAR 2024<br />
SIMM CITY WIEN<br />
Alle Jahre wieder …<br />
TICKETS UND INFO BEI OETICKET.COM<br />
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8<br />
Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, ist<br />
wieder mal diese Zeit. Diese Zeit, wo man<br />
etwas stiller wird und vielleicht in sich geht<br />
und das Jahr nochmal Revue passieren lässt,<br />
mit all den Höhen und Tiefen.<br />
Und es ist wieder die Zeit der unsäglichen<br />
Schrottify-Playlists. Menschen mit meiner<br />
Meinung nach gesundem Hausverstand<br />
und Intellekt unterstützen hier ein fragwürdiges<br />
Gewinnmodell, in dem die, die das<br />
eigentliche Fundament bilden – nämlich<br />
Bands und Musiker – meistens leer ausgehen.<br />
Was kümmert mich die enorme Reichweite,<br />
wenn Kunst (in diesem Fall halt die<br />
Musik) quasi gratis überall verfügbar ist?<br />
Man begibt sich damit selbst als talentierter<br />
Künstler auf das Niveau von Fahrstuhl- und<br />
Kaufhausmusik, von Schlagern und Volksverdummungs-Mucke.<br />
Denn alles sprudelt<br />
einem in einem gleichförmigen Stream entgegen<br />
– „The Sound Of Muzak“ in Reinform.<br />
Natürlich kann man sich seine Playlists zusammenstellen<br />
und Genres ein- oder ausblenden.<br />
Natürlich gibt es genug talentierte<br />
Bands, denen die Reichweite helfen mag.<br />
Das ändert aber auch nichts daran, dass<br />
sich ein glatzköpfiger Schwede jeden Tag<br />
ins Fäustchen lachen darf, ob der Naivität<br />
vieler und der Unwissenheit mancher, während<br />
er seine Milliönchen am Konto zählt.<br />
Schrottify ist genial. Für seinen Erfinder jedenfalls.<br />
Denn es ist die ultimative Melkmaschine<br />
für eine ohnehin ausgezehrte Musikindustrie,<br />
in der einerseits einige wenige<br />
Philanthropen teures Vinyl oder Boxsets<br />
erwerben, andererseits die Masse jedoch<br />
hirnlos ebensolche Musik in Dauerschleife,<br />
möglichst gratis aus dem World Wide Web<br />
zuzelt. Und bitte glaubt nicht, dass irgendjemanden<br />
irgendwelche Playlists interessieren,<br />
wo in schöner Hirnlosig- und Regelmäßigkeit<br />
– nach dem Prinzip „du hast ´ne<br />
Playlist, also mach ich halt auch eine“ noch<br />
schnell ein paar Künstler in vorgefertigte,<br />
bunte Bildchen gestopft werden, die wahrscheinlich<br />
nie irgendeinen Cent für ihre<br />
Musik sehen werden.<br />
Darum würde ich mir zum Jahresabschluss<br />
echt wünschen: Stoppt Plattformen wie<br />
Schrottify! Supportet lokale Bands, kauft<br />
Tapes, Platten oder gar CDs, oder gebt<br />
euer Geld dort aus, wo es auch beim<br />
Künstler ankommt.<br />
Rutscht gut rüber<br />
& bleibt cool,<br />
euer Mike<br />
Tickets auf oeticket.com<br />
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