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Stark!e Ladies<br />
Frauenpower aus Österreich:<br />
Eine mit knapp 300 Besuchern ausverkaufte EP-Release-Show in Wien zur neuen EP „WITCHES BREW“,<br />
29 Auftritte, vor allem im D-A-CH-Raum, 5 Songs, 2 Videos, 1 EP.<br />
Das ist die beträchtliche Ausbeute der Rockband VULVARINE im Jahr 2023.<br />
Robin (Bassistin der Band) gibt uns an einem regnerischen Abend (ja tatsächlich, es gibt auch noch Regentage)<br />
kurz nach dem Releasekonzert am 20. Oktober die Ehre und lässt das Jahr 2023 Revue passieren:<br />
Robin: „Es war auf jeden<br />
Fall ein turbulentes<br />
Jahr. Wir waren Anfang<br />
Jänner gleich einmal im Studio<br />
und absolvierten einen fetten<br />
Block, wo alles eingespielt und<br />
aufgenommen wurde für die<br />
jetzt im Oktober erschiene EP<br />
„WITCHES BREW“. Und bis Ende<br />
März zog sich dann auch noch das Mastering hin. Die<br />
nachfolgenden Monate waren dann geprägt von dem<br />
Drumherum, welches zu einem Release dazugehört:<br />
Vom Gestalten des Artworks über die Merchplanung<br />
bis hin zum Fixieren des Releasegigs.<br />
Dann hat uns aber nach den Studioaufnahmen unsere<br />
Gitarristin Mika aus privaten Gründen verlassen.<br />
Das fanden wir einerseits aus menschlicher<br />
Sicht sehr schade, andererseits ist es auch immer<br />
eine Herausforderung, wenn von heute auf morgen<br />
eine Person weniger im Team ist. Und dann musst<br />
du natürlich die Prioritäten ändern. Die To-Do-Liste<br />
wurde eingefroren und stattdessen wurde mit dem<br />
Casting begonnen: Wir hatten einige Termine und die<br />
erste, Stasha aus Slowenien, hatte uns gleich überzeugt.<br />
Aber es gab eben Bedenken hinsichtlich des<br />
Wohnorts. Sie wohnt eben nicht nur nicht in Wien,<br />
sondern gleich in einem anderen Land. Daher haben<br />
wir uns die anderen Bewerberinnen auch noch<br />
angesehen.<br />
Am letzten Tag haben wir sie<br />
daher gefragt, ob sie uns heiraten<br />
will… Und sie hat „Ja“ gesagt<br />
(lacht).“<br />
(Anm.: Nicht nur, dass hier eine<br />
Band ihre Gitarristin gefunden<br />
hat, beim Releasekonzert<br />
stand Mika in der ersten Reihe<br />
und hat die Band voll abgefeiert. Das finden wir<br />
stark!).<br />
Diese vielen Tätigkeiten, auch das Reisen, sind schon anstrengend,<br />
oder?<br />
R: Die Urlaubstage gehen alle für die Band drauf.<br />
Und heuer war unser stärkstes Jahr. Es ist eben kontinuierlich<br />
gestiegen, und das wollen wir auch so.<br />
Aber mit fünf Wochen Urlaub ist es schwierig - die<br />
Selbstständigen haben es hier daher ein wenig leichter<br />
(lacht).“<br />
VULVARINE haben zwar mittlerweile das Booking an<br />
GRöli Music nahezu komplett ausgelagert, aber bei<br />
VULVARINE ist immer noch das Gefühl vorherrschend,<br />
dass sie alles selbst machen (und sie sind damit erfolgreicher<br />
als manch anderer).<br />
Wir sind auf jeden Fall stur (lacht). Wir haben ganz<br />
klare Vorstellungen davon, wo wir hinwollen, wie wir<br />
dorthin wollen, was wir verkörpern möchten. Und bei<br />
einem Label hast du entweder viele Freiheiten, dafür<br />
geht aber nicht so viel weiter, wie man gerne hätte.<br />
Oder du bist bei einem Label, welches dich zu sehr<br />
knebelt. Wo du zwar hie und da eine Finanzspritze<br />
bekommst, wo du aber dann auch abliefern muss<br />
– auch wenn es dir zeitmäßig nicht reinpasst.<br />
Trotzdem ist dieses Thema für das nächste Jahr eines<br />
der größeren Ziele. Dass wir ein Label finden,<br />
mit dem wir diesen Mittelweg beschreiten können.<br />
Das uns (auch zeitmäßig) Freiheiten lässt, wobei das<br />
beim Sound und der Optik sowieso gesetzt ist. Aber<br />
uns andererseits bei der Promotion und vielleicht<br />
auch finanziell doch unter die Arme greift. Also ein<br />
kleines Label, welches aber fleißig ist.<br />
Erzähl uns doch bitte etwas über das neueste Werk des<br />
Vulvarocks, die EP „Witches Brew“!<br />
R: Unsere mythologische Figur Vulvarine, unser übermenschliches<br />
Wesen mit besonderen Fähigkeiten, die<br />
durch die Band wieder zum Leben erweckt worden<br />
ist, ist nunmehr auf dem Planeten angekommen. Sie<br />
hat jetzt eine menschliche Gestalt angenommen und<br />
erlebt nunmehr all das, welches Frauen in unserer<br />
Gesellschaft erleben. Und jeder Song stellt eines dieser<br />
Erlebnisse dar.<br />
Genial umgesetzt ist eines dieser Erlebnisse im neuen<br />
Video „White Pricks“!<br />
R: Der Song ist sicher nicht generell an alle weißen<br />
Männer gerichtet. Aber es lässt sich leicht ableiten,<br />
wer damit gemeint ist: Nämlich die ganzen politischen<br />
Ausbeuter, die allesamt oben stehen und bei<br />
uns die Zügel anziehen.<br />
VULVARINE halten bei gesellschaftskritischen Themen,<br />
gerade den Umgang mit Frauen betreffend, generell nicht<br />
hinter dem Berg – sondern gehen damit bisweilen auch<br />
an die Öffentlichkeit!<br />
R: Es ist nicht so, dass da bei jedem Konzert abwertende<br />
Situationen entstehen. Es gibt viele Abende, wo gar<br />
nichts passiert. Aber unlängst hatten wir einen Gig,<br />
wo uns allen einige komischen Zusammentreffen<br />
und Bemerkungen passiert sind. Es ist ganz wichtig,<br />
dass wir verstehen, dass wenn dir so ein Erlebnis<br />
passiert, du nicht das Opfer bist. Durch das (anonymisierte)<br />
Schaffen von Awareness drehst du den<br />
Spieß um und bekommst die Kraft, dich nicht entmutigen<br />
zu lassen. Und es geht uns auch darum,<br />
dass die Leute checken, dass das auch wirklich passiert.<br />
Nämlich oft und viel. Du brauchst ja nur bei<br />
einer Baustelle vorbeigehen und ein Hakler ruft dir<br />
etwas nach. Natürlich waren wir darauf vorbereitet.<br />
Wir haben gewusst, dass das passieren wird. Aber es<br />
ist uns wichtig, dass wir hier dagegenhalten und etwas<br />
dagegen tun.<br />
Die an das Fenster klopfende Regentropfen werden lauter<br />
und es ist leider Zeit für heute. Aber seid gewiss, diese<br />
Story wird nicht die letzte gewesen sein. VULVARINE<br />
wird uns noch öfters im Stark!Strom über den Weg laufen.<br />
VULVARINE sind 30 Konzerte pro Jahr nicht genug,<br />
das wird noch mehr! Das Ziel ist, im Rock die große Lücke<br />
an fehlenden Frauenbands zu füllen. Die Bandschöpfung<br />
„Vulvarine“ ist gerade erst am Planeten angekommen. Die<br />
Reise hat also jetzt erst begonnen. Mit viel Leidenschaft<br />
und Herzblut gehen VULVARINE ihren Weg und wir werden<br />
noch viel Gutes von den fünf Frauen hören.<br />
https://vulvarine.band/<br />
R: Das DIY ist auf jeden Fall sehr tief verankert<br />
und so haben wir auch 2019 begonnen. Und in<br />
vielen Bereichen ist es immer noch so. Ich würde<br />
Für die große Tour im Mai/Juni, die uns bis nach behaupten, dass das Booking der einzige Bereich<br />
Belgien geführt hat, sind wir mit einem Substitut losgefahren.<br />
Aber dieser musste aus gesundheitlichen Aber auch hier hat es eine Übergangsphase gege-<br />
ist, wo wir nicht mehr auf DIY unterwegs sind.<br />
Gründen nach 5 Tagen w.o. geben. Im Krisenmodus ben, bis wir uns eingependelt haben. Bis wir verstanden<br />
haben, nicht mehr alles selbst machen zu<br />
haben wir uns unter anderen bei Stasha gemeldet:<br />
„Könntest du dir vorstellen, dass du morgen nach müssen. Natürlich holen wir uns für Musikvideos<br />
Düsseldorf eingeflogen wirst, wir dich aufklauben, oder Fotoshootings Experten ins Boot. Aber was<br />
und wir die restlichen fünf/sechs Shows gemeinsam<br />
spielen?“ Sagt sie nur „OK“ – und lernt dann in ganzen Kampagnen, die wir machen, sei es auf<br />
die Grundhaltung, den Grundspirit betrifft, die<br />
einem Tag das komplette Set (Damals beim Casting Social Media, die neue Merchline oder generell<br />
wurden nur drei Nummern gespielt, Anm.). Und so Businessentscheidungen, das kommt schon alles<br />
haben wir Stasha eingeflogen und haben mit der von uns. Und ja, auch das private Geld ist hier immer<br />
noch Part Of The Game.<br />
Tour weitergemacht. Und das hat super funktioniert.<br />
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© Markus Morawetz<br />
Bernhard