PDF 31 - Deutsche Sprachwelt
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<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>_Ausgabe <strong>31</strong>_Frühling 2008 Anstöße<br />
Seite 11<br />
Wettbewerb<br />
für Schullesebücher<br />
er Verein „Lernen für die Deut-<br />
D sche und Europäische Zukunft<br />
e.V.“ hat einen Wettbewerb für deutsche<br />
Lesebücher für die Klassen 5<br />
und 6 ausgeschrieben. Diese Bücher<br />
sollen mit ihren Beiträgen Schülern<br />
die deutsche Kultursprache als<br />
Vorbild vermitteln und so zu einem<br />
kultivierten Umgang der Menschen<br />
miteinander beitragen. Dabei sind<br />
sowohl Stücke aus der großen deutschen<br />
literarischen Vergangenheit<br />
gefragt als auch Originalbeiträge.<br />
Außerdem sollen die Bücher Werte,<br />
wie sie in vielen Landesverfassungen<br />
festgeschrieben sind, zum Erlebnis<br />
machen, zum Beispiel: Ehe und Familie,<br />
Mutterschaft und Kinder, Ehrfurcht<br />
vor Gott oder Liebe zu Volk<br />
und Heimat.<br />
<strong>Deutsche</strong> Lesebücher, so der Verein,<br />
sollen Lesefreude wecken und zur<br />
Persönlichkeitsbildung beitragen, damit<br />
junge Menschen hoffnungsfroh<br />
leben und den Wunsch entwickeln,<br />
nicht nur zum eigenen Glück und<br />
Wohl zu handeln, sondern<br />
auch für andere<br />
Menschen dazusein.<br />
Die Schönheit<br />
von Tugenden wie<br />
Liebe, Treue, Ehrlichkeit,<br />
Tapferkeit<br />
soll veranschaulicht<br />
werden im Gegen-<br />
satz zur Häßlichkeit von Haß, Egoismus,<br />
Treulosigkeit, Verlogenheit,<br />
Feigheit.<br />
Die ausgesetzte Preissumme beträgt<br />
10 000 Euro. Die Jury kann diese<br />
Summe im ganzen an einen herausragenden<br />
Wettbewerbsteilnehmer<br />
vergeben oder auch aufteilen. Der<br />
Preis kann auch bei Vorlage eines<br />
druckreifen Manuskriptes als Druckkostenzuschuß<br />
verwendet werden.<br />
Geplanter Termin: Schuljahresende<br />
2008. Die Schirmherrschaft über diesen<br />
Wettbewerb hat der Augsburger<br />
Bischof Walter Mixa übernommen,<br />
die Mitglieder der Jury sind Persönlichkeiten<br />
aus unterschiedlichen<br />
Fach- und Gesellschaftsbereichen.<br />
(dsw)<br />
Kontakt: Wolfram Ellinghaus, Hesselteicher<br />
Str. 66, D-33428 Harsewinkel,<br />
Telefon +49-(0)5247-4502,<br />
Telefax 49-(0)5247-405449,<br />
ldez.e.v@web.de<br />
Die DSW in der Presse<br />
Zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2008<br />
führte <strong>Sprachwelt</strong>-Mitarbeiterin Ursula Bomba mit dem Hörfunk<br />
der „<strong>Deutsche</strong>n Welle“ ein Gespräch auf englisch (!).<br />
Am 21. Februar 2008 erschien außerdem in der Tageszeitung<br />
„Die Welt“ der folgende Beitrag:<br />
Das Kulturgut Sprache<br />
soll besser geschützt werden<br />
Von Sören Kittel<br />
[…] Aktuell fordert die Berliner CDU, daß „die deutsche Sprache als Kulturgut<br />
gestärkt und geschützt“ wird. In einem parlamentarischen Antrag für<br />
die nächste Abgeordnetenhaussitzung werden der Berliner Senat und die<br />
Bundesregierung aufgefordert, „einer Verdrängung von Teilen des deutschen<br />
Wortschatzes durch Anglizismen und Jargons entgegenzuwirken“. Man wolle<br />
zwar keine neuen gesetzlichen Regelungen schaffen, sagt der kulturpolitische<br />
Sprecher Michael Braun, aber die bisher schon geltenden Regelungen besser<br />
überwachen. Wie genau man allerdings gegen Backshop und Boarding Ticket<br />
vorgehen will, läßt der Antrag offen. Konkreter geht die Zeitung „<strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Sprachwelt</strong>“ vor. Sie bemängelt, daß die immer stärkere Ausrichtung auf Englisch<br />
in der Bildung zunehmend auf Kosten von Deutsch als Muttersprache<br />
geht. Und sie bezieht sich dabei ganz konkret auf den „Tag der Muttersprache“.<br />
Dabei wurde dieser von der Unesco ins Leben gerufen, um auf die weltweit<br />
rund 2 000 gefährdeten Sprachen aufmerksam zu machen – in Deutschland<br />
gehört das Sorbische dazu. Und da paßt es der „<strong>Deutsche</strong>n <strong>Sprachwelt</strong>“<br />
auch nicht, daß das Goethe-Institut derzeit einen Wettbewerb um das schönste<br />
Fremdwort durchführt. […]<br />
Ebenfalls am 21. Februar 2008 erschien in der „Nürnberger Zeitung“<br />
der folgende Beitrag:<br />
Ist Englisch zu sehr auf<br />
dem Vormarsch?<br />
Von Christian Ebinger<br />
Wenn Edmund Stoiber einen Satz sagt wie „Bayern hat eine gute Performance<br />
in Deutschland“, dann läuft das für die in Erlangen erscheinende Zeitung<br />
„<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>“ unter der Rubrik „Sprachpanscherei“, Unterabteilung<br />
„Politikerkauderwelsch“. Die Zeitung will eine lebendige deutsche Sprache<br />
erhalten und warnt zum heutigen internationalen Tag der Muttersprache davor,<br />
daß Englisch in der Bildung immer mehr Raum einnimmt und dies auf<br />
Kosten von Deutsch als Muttersprache gehe. In Krippen und Kindergärten,<br />
an Schulen und Hochschulen sei Englisch auf dem Vormarsch, moniert die<br />
Sprachzeitung. Dabei gerate der Wert einer gut beherrschten Muttersprache in<br />
den Hintergrund. Fremdsprachen sind in den Augen der Sprachzeitung zwar<br />
wichtig, „doch nur wer seine Muttersprache beherrscht, kann eine andere<br />
Sprache gut erlernen“. Es sei bedenklich, daß Englisch in allen Bundesländern<br />
schon in der Grundschule Pflichtfach ist. Zwar erweiterten Fremdsprachen<br />
den Gesichtskreis, ließen sich aber niemals so gut wie eine Muttersprache<br />
beherrschen. […]<br />
Voller Tatendrang<br />
Die Neue Fruchtbringende Gesellschaft feierte ihr einjähriges Bestehen<br />
it einer Mitgliederversammlung<br />
M und einer Festveranstaltung<br />
beging die Fruchtbringende Gesellschaft<br />
am 19. Januar in der Köthener<br />
Schloßkapelle den ersten Jahrestag<br />
ihrer Wiedergründung. Die Neue<br />
Fruchtbringende Gesellschaft (NFG)<br />
knüpft an die sprachpflegerische<br />
Tradition der ursprünglichen Gesellschaft<br />
von 1617 an. Innerhalb eines<br />
Jahres hat die NFG mit zahlreichen<br />
Tätigkeiten von sich reden gemacht.<br />
Nur einige Stichworte seien genannt<br />
(die DSW berichtete): Köthener<br />
Sprachtag, Köthener Sprachforum,<br />
Schülerwettbewerb „Schöne deutsche<br />
Sprache“, Reiner Kunzes Rede<br />
zur deutschen Sprache und so weiter.<br />
Auch in diesem Jahr gibt es ein reiches<br />
Programm. Am 1. Januar trat<br />
die Vorsitzende Uta Seewald-Heeg<br />
in der neuen Sprachsendung des Mitteldeutschen<br />
Rundfunks auf, die von<br />
Jürgen von der Lippe moderiert wird<br />
und dementsprechend „Frei von der<br />
Lippe“ heißt. Im Februar trat das 100.<br />
Mitglied bei. Der Schülerwettbewerb<br />
„Mein liebstes Sprichwort“ (DSW<br />
30, Seite 9) steht in diesem Jahr erstmals<br />
unter der Schirmherrschaft des<br />
Kultusministers Sachsen-Anhalts,<br />
Jan-Hendrik Olbertz. Der Einsendeschluß<br />
für den Wettbewerb wurde<br />
außerdem bis zum 30. April 2008<br />
verlängert. Der Köthener Sprachtag,<br />
das Treffen der Sprachfreunde und<br />
Sprachvereine, findet dieses Jahr bereits<br />
im Juni statt (siehe Seite 12).<br />
Der Bachchor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin<br />
Martina Apitz Bild: pau<br />
Die Festveranstaltung am 19. Januar,<br />
die die NFG gemeinsam mit<br />
dem Historischen Museum und dem<br />
Verein für Anhaltische Landeskunde<br />
ausrichtete, bot Gelegenheit, sich<br />
über das bisher Erreichte zu freuen<br />
und zuversichtlich in die Zukunft<br />
zu blicken. Der Bachchor unter der<br />
Leitung von Kirchenmusikdirektorin<br />
Martina Apitz umrahmte den<br />
Nachmittag musikalisch. Zunächst<br />
richtete sich der Blick auf das historische<br />
Mitglied Diederich von<br />
dem Werder, über den Gabriele Ball<br />
von der Sächsischen Akademie der<br />
Wissenschaften zu Leipzig sprach.<br />
Danach wandte sich Kurt Gawlitta<br />
vom VDS Berlin dem Thema „Un-<br />
sere Nachbarn – unsere Sprachen: Ist<br />
ein gemeinsamer Kampf möglich?“<br />
zu. Gawlitta zeigte an Beispielen aus<br />
Italien und Frankreich, daß auch die<br />
anderen europäischen Sprachen vom<br />
Angloamerikanischen bedrängt werden.<br />
Während in Italien, auch wegen der<br />
Bedeutung der Dialekte, der Landessprache<br />
wenig öffentliche Aufmerksamkeit<br />
geschenkt werde und auch<br />
nur kleinere Sprachorganisationen<br />
wie „Allarme Lingua“ existierten,<br />
unterscheide sich die Lage in Frankreich<br />
davon deutlich. Auf staatlicher<br />
Ebene funktioniert ein seit Jahrzehnten<br />
eingespieltes System zur<br />
Wortbildung mit offizieller Veröffentlichung<br />
der Wörtervorschläge im<br />
Amtsblatt. Das Sprachschutzgesetz<br />
von 1994 widmet sich dem Gebrauch<br />
der französischen Sprache im öffentlichen<br />
Raum, wendet sich also nicht<br />
ausdrücklich gegen die englische<br />
Sprache. Die Organisation französischsprachiger<br />
Staaten (OIF) versucht<br />
weltweit, einem Gegenmodell<br />
zur Globalisierung angloamerikanischer<br />
Prägung zum Durchbruch zu<br />
verhelfen. Auf Nichtregierungsebene<br />
besitzt Frankreich einige einflußreiche<br />
Sprachvereine, zum Beispiel<br />
die „Défense de la Langue Française“<br />
(DLF). Die sprachpolitische Zusammenarbeit<br />
in Europa beschränke<br />
sich jedoch auf Vereinsebene derzeit<br />
noch auf Informations- und Ideenaustausch,<br />
so Gawlitta. (dsw)<br />
Niedersachsens Politiker<br />
wollen Anglizismenflut bekämpfen<br />
ine große Mehrheit der Bewerber<br />
E zur niedersächsischen Landtagswahl<br />
will Anglizismen zurückdrängen.<br />
Das läßt sich aus der Befragung<br />
„Sprachprüfsteine“ der Aktion <strong>Deutsche</strong><br />
Sprache (ADS) schließen. Die<br />
Ergebnisse wurden kurz vor der Landtagswahl<br />
im Januar bekanntgegeben.<br />
Erfreulich ist, daß das Sprachbewußtsein<br />
offenbar parteienübergreifend<br />
wächst. Jedoch gibt es unter den Parteien<br />
unterschiedliche Neigungen. Die<br />
ADS hatte von November 2007 bis<br />
Anfang Januar dieses Jahres die 380<br />
Kandidaten der vier damaligen Landtagsparteien<br />
befragt. 105 Politiker<br />
antworteten, 46 davon wurden in den<br />
152köpfigen Landtag gewählt.<br />
81 Prozent der Antwortenden wollen in<br />
ihrer künftigen Parlamentsarbeit dafür<br />
eintreten, „die Flut von Anglizismen<br />
einzudämmen“. Bei CDU und SPD<br />
(96 und 97 Prozent) ist die Bereitschaft<br />
dazu am größten, bei den Grünen am<br />
geringsten (40 Prozent). Eine niedersächsische<br />
Entsprechung zur Initiative<br />
„Sprachlicher Verbraucherschutz“ der<br />
CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten<br />
um Julia Klöckner würden 71 Prozent<br />
unterstützen. Am stärksten ist hier der<br />
Rückhalt wiederum bei CDU und SPD<br />
(92 und 90 Prozent), am geringsten bei<br />
den Grünen (35 Prozent).<br />
Eine Mehrheit von 60 Prozent lehnt<br />
jedoch einen eigenen Grundgesetzartikel<br />
zur deutschen Sprache ab. Befürworter<br />
gibt es mehrheitlich nur in der<br />
CDU (50 Prozent), während die SPD-<br />
Bewerber dieses Ansinnen am deutlichsten<br />
ablehnen (87 Prozent). Für<br />
den frühen Unterricht in einer Fremdsprache<br />
treten 84 Prozent der antwortenden<br />
Kandidaten ein, am stärksten<br />
in CDU und SPD mit über 90 Prozent.<br />
Das Argument, daß früher Englischunterricht<br />
auf Kosten von Deutschstunden<br />
geht, geriet dabei gegenüber<br />
den Vorstellungen „je früher, desto<br />
besser“ oder „die Globalisierung erfordert<br />
es“ in den Hintergrund.<br />
Die Rechtschreibung in der überarbeiteten<br />
Fassung von 2006 halten nur<br />
20 Prozent der antwortenden Politiker<br />
für gelungen, eine Mehrheit lehnt sie<br />
ab, am stärksten die FDP-Bewerber<br />
(77 Prozent). Bei den SPD-Bewerbern<br />
trauen sich in dieser Frage 52 Prozent<br />
kein Urteil zu. Die wirkliche Meinung<br />
der SPD-Landtagsabgeordneten ist<br />
nicht klar, denn die Antworten waren<br />
in der Regel nahezu wortgleich, also<br />
vermutlich von oben vorgegeben.<br />
Auch wenn die Antworten der Grünen<br />
häufig nicht den Vorstellungen<br />
der Sprachpfleger entsprechen, waren<br />
sie teilweise sehr sorgfältig und ausführlich<br />
abgefaßt.<br />
Unterdessen konnte die ADS zwei<br />
neue Ehrenmitglieder gewinnen: die<br />
Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner,<br />
Sprecherin der Unionsinitiative<br />
„Sprachlicher Verbraucherschutz“,<br />
Hermann Neemann, der Vorsitzende<br />
der ADS, überreicht der Bundestagsabgeordneten<br />
Julia Klöckner die Urkunde<br />
zur Ehrenmitgliedschaft.<br />
und den Komponisten, Textdichter<br />
und Produzenten Frank Ramond.<br />
„Aus seiner Feder stammen die anspruchsvollsten,<br />
witzigsten und zugleich<br />
glaubwürdigsten deutschen<br />
Chanson-, Jazz- und Pop-Texte“,<br />
heißt es in der Begründung. (dsw)<br />
Die DSW in der Presse<br />
Die Winterausgabe DSW 30 erzielte ein großes Presseecho.<br />
Am 24. Dezember 2007 verbreitete die Nachrichtenagentur dpa<br />
die folgende Meldung, die eine große Zahl von Medien aufgriff:<br />
<strong>Deutsche</strong> Sprachschützer:<br />
Wieder Weihnachten statt „X-Mas“ feiern<br />
rlangen (dpa) – Für Rückbesinnung auf deutsche Traditionsbegriffe wie<br />
Christkind, Heiligabend oder Nikolaus hat der Verein für Sprachpflege<br />
zum Weihnachtsfest plädiert. Durch eine gedankenlose Übernahme von<br />
Wörtern wie „Christmas“ oder „X-Mas“ in den deutschen Sprachgebrauch sei<br />
inzwischen eine gezielte „Amerikanisierung“ und „Cocacolisierung“ des besinnlichen<br />
Weihnachtsfestes erfolgt, heißt es in einem Beitrag der Zeitschrift<br />
„<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>“ unter dem Titel „Santa Claus muß raus“. Die in dem<br />
Verein zusammengeschlossenen Sprachschützer, die die Zeitschrift herausgeben,<br />
waren in den vergangenen Jahren vor allem durch ihren Kampf gegen die<br />
Rechtschreibreform hervorgetreten. In einer deutschen Großstadt habe es gar<br />
im Advent ein „Charity-Run“ unter dem Titel „Lauf, Santa, lauf“ gegeben,<br />
heißt es in dem Beitrag weiter. Auch „die belästigende Bedröhnung mit amerikanischen<br />
‚Christmas-Songs‘ in den Kaufhäusern und aus dem Radio“ mache<br />
es schwer, in der „staden Zeit“ zur Ruhe zu kommen. Und während die Strompreise<br />
stiegen, „lassen Lichtorgien in Gärten, auf Terrassen und an Häusern<br />
Leuchtmittelhersteller und Energieriesen frohlocken“. Gleichwohl wachse die<br />
Kritik an dieser Entwicklung. In diesem Sinne wünschen die Sprachschützer:<br />
„Frohe und besinnliche Weihnachten.“