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PDF 31 - Deutsche Sprachwelt

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Seite 12 Bunte Seite<br />

„Sorge um’s Image“ der FAZ<br />

Von Klemens Weilandt<br />

orge um’s Image“ – Wenn man<br />

S eine solche Überschrift liest,<br />

muß man sich wirklich Sorgen machen.<br />

Diese gelten selbstverständlich,<br />

kennt man nur die Überschrift,<br />

ganz abstrakt (oder doch konkret?)<br />

der deutschen Sprache.<br />

An „Image“ nimmt kaum noch jemand<br />

Anstoß. Jeder und jede ist um nichts<br />

mehr als um sein oder ihr Image besorgt.<br />

Das darf nie und nimmer Schaden<br />

nehmen, schon gar nicht, wenn<br />

man sich das seinige mühsam erworben<br />

hat. Imagepflege ist ständig das<br />

Erfordernis der Stunde, des Tages, der<br />

Woche. Früher waren Menschen um<br />

ein gutes Ansehen bemüht, wenn es<br />

besonders anspruchsvoll ausgedrückt<br />

werden sollte, um eine gute Reputation,<br />

ganz schlicht um einen guten Ruf.<br />

Aber „image“ – das klingt eindrucks-<br />

und bedeutungsvoll, vor allem dann,<br />

wenn es gequetscht ausgesprochen<br />

wird, etwa „immitsch“. Geschenkt!<br />

Denn was ist schon „Image“ neben<br />

„um’s“? Das trifft den Leser oder<br />

die Leserin wie ein Bums, ein Keulenschlag:<br />

Apostrophitis im Fieberwahn!<br />

In einer Überschrift bereitet<br />

die Schreibweise besonderes Vergnügen,<br />

sie läßt taumeln und lädt<br />

zum Veitstanz ein. Warum dann aber<br />

sich Sorgen machen?<br />

Sie sind Ausdruck der Fürsorge! Die<br />

stellt sich wie von selbst ein, wenn<br />

Von Dagmar Schmauks<br />

DSW-Silbenrätsel<br />

1. belesener Singvogel – 2. Pilzbefall in einer Behörde – 3. feierliche Maßeinheit<br />

– 4. frohlockender Senior – 5. Verdauungsschnaps für Beerdigungen<br />

– 6. jemand, der Klöppelarbeiten untersucht – 7. Zugvogel am<br />

Straßenrand – 8. Pflegeutensil für Erhebungen – 9. junge Mädchen durch<br />

die Luft unterwegs – 10. betrunkener Singvogel – 11. ständige Ablehnung<br />

eines nordischen Hirsches – 12. Luftbewegung über Feldern – 13. Gerät<br />

zum Aufheizen von Beziehungen – 14. wichtiger Posten im Haushaltsplan<br />

eines Ritters – 15. geborgte Melodie – 16. auf Borstenvieh pusten – 17.<br />

Ursache von Weideflächen – 18. Säuberung von Zahlungsmitteln – 19.<br />

abgeknicktes Schneidegerät – 20. fröhliche Begrüßung einer fernöstlichen<br />

Meditationstechnik – 21. kindliche Quelle – 22. Mehrzweck-Bauchorgane<br />

– 23. Augenblick der Umkehr – 24. Krallenfüße von Kernobst<br />

– 25. tropfende Melodie – 26. verläßliche Hinweise – 27. Aufforderung,<br />

Mist mit Kunstschnee zu bedecken – 28. jemand, der schmale Straßen<br />

schlägt – 29. runder Datenträger für Lyrik – 30. trauriges Gespenst<br />

ak – amts – be – be – bel – ber – bi – birgs – bit – bla – bord – brun – buch –<br />

chen – chen – de – dich – dreh – dros – dung – e – en – er – fern – fest – fink<br />

– flug – for – gas – ge – geist – geld – greis – grill – grund – hau – hei – ju<br />

– jung – jung – kamm – kel – ker – ker – kir – klau – klek – kom – kon – lei<br />

– leih – me – mel – ment – mes – mo – nen – nie – nie – ren – ren – rü – sche<br />

– schei – schen – scher – schim – schnaps – schnei – schwal – schweins – se<br />

– se – sel – sen – sen – sen – ser – spit – stein – stungs – takt – tat – ter – ter –<br />

tungs – ü – wä – wahr – wei – wei – wein – wie – win – win – zei – zen – zen<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>_Ausgabe <strong>31</strong>_Frühling 2008<br />

Lösungen: 1. Buchfink – 2. Amtsschimmel<br />

– 3. Festmeter – 4. Jubelgreis – 5.<br />

Leichenbitter – 6. Spitzenforscher – 7.<br />

Bordsteinschwalbe – 8. Gebirgskamm – 9.<br />

Jungfernflug – 10. Schnapsdrossel – 11.<br />

Nieren – 12. Ackerwinde – 13. Kontaktgrill<br />

– 14. Rüstungsetat – 15. leihweise – 16.<br />

Schweinsblasen – 17. Wiesengrund – 18.<br />

Geldwäsche – 19. Winkelmesser – 20. heizen<br />

– 21. Jungbrunnen – 22. kombinieren<br />

– 23. Drehmoment – 24. Kirschenklauen –<br />

25. kleckerweise – 26. Wahrzeichen – 27.<br />

Überschneidung – 28. Gassenhauer – 29.<br />

Dichtungsscheibe – 30. Weingeist<br />

Prof. Dr. Dagmar Schmauks ist in der Arbeitsstelle<br />

für Semiotik an der Technischen Universität<br />

Berlin tätig. Semiotik ist die Wissenschaft<br />

von den Zeichen.<br />

Einladung zum Zweiten Köthener Sprachtag<br />

am 20. und 21. Juni 2008 in Köthen/Anhalt, ausgerichtet von der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft<br />

Bitte deutlich schreiben!<br />

Anmeldung<br />

n Ich nehme am Zweiten Köthener Sprachtag (20. und 21. Juni 2008) teil<br />

und bringe ____ Personen mit. Bitte senden Sie mir die Tagungsunter-<br />

lagen (endgültiges Programm, Hotelliste) zu.<br />

man sich erinnert, wo diese Überschrift<br />

zu lesen war. Es war, man mag<br />

es bezweifeln, aber das hilft nicht an<br />

der Tatsache vorbei, in der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung (FAZ) am<br />

3. Januar dieses Jahres auf Seite 29.<br />

Richtig, in ihrem Feuilleton! In dem<br />

Teil, der von Frank Schirrmacher<br />

geleitet wird. Und der wurde erst im<br />

Herbst 2007 mit einem Sprachpreis<br />

ausgezeichnet, der wiederum seine<br />

Redaktion jubilieren ließ, die ihm und<br />

sich prompt mit der Überschrift „Stilsicher“<br />

ein sprachliches Denkmal<br />

setzte (FAZ, 29. Oktober 2007). Die<br />

Logik des Zusammenhangs leuchtet<br />

ein, sie leuchtet wie Venus am wolkenlosen<br />

Abendhimmel. Stilsicher!<br />

Gelegentlich ertappt man sich bei<br />

der Frage, ob Stil nicht besser Stiel<br />

geschrieben werden sollte, um ein<br />

schlagkräftiges Instrument zur Hand<br />

zu haben, mit dem man dem Feuilleton<br />

der FAZ, Frank Schirrmacher<br />

inbegriffen, Beine machen kann.<br />

Zurück zu den Quellen guten Stils<br />

müßte man sie treiben, die Schreiberlinge.<br />

Wenn sie sich nicht selbst<br />

Sorgen um ihr Image machen, müssen<br />

es andere für sie tun. Schließlich<br />

haben auch die FAZ-Leser ein Image<br />

zu verlieren.<br />

Von Schirrmachers Laudator, dem<br />

Vorsitzenden des <strong>Deutsche</strong>n Germanistenverbandes,<br />

Thomas Anz,<br />

wüßte man gern, wie er auf diesen<br />

___________________________________________________________<br />

Name, Vorname<br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Straße<br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Postleitzahl und Ort<br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Elektronische Post<br />

_________________________________________________________________________________________<br />

Datum und Unterschrift<br />

Schicken Sie die ausgefüllte Anmeldung bitte bis spätestens zum <strong>31</strong>. Mai 2008 an:<br />

Homöopathie- und Wissenschaftsservice Köthen GmbH, Herrn Dipl.-Ing. Hans-Werner<br />

Thote, Springstraße 28, D-06366 Köthen/Anhalt, Telefon +49-(0)3496-303702,<br />

Telefax: +49-(0)3496-30370 oder an: sprachtag@fruchtbringende-gesellschaft.de<br />

Beitrag zur Fortentwicklung der<br />

deutschen Sprache im Feuilleton der<br />

FAZ reagiert. Oder ist das alles viel<br />

zu profan, um einen Germanisten<br />

aufzuschrecken, wo er doch nur an<br />

dem interessiert zu sein scheint, was<br />

Schirrmacher „in ein historisches<br />

Ereignis oder in einen literarischen<br />

Erfolg“ verwandelt? Unsere bäuerlichen<br />

Altvorderen wußten: Kleinvieh<br />

macht auch Mist!<br />

Klemens Weilandt war Schulabteilungsleiter<br />

der Bezirksregierung<br />

Hannover. Er verfaßte das Buch<br />

„Deutsch – oder so“ (Verlag Leuenhagen<br />

& Paris, Hannover 2005, 12,90<br />

Euro). Seine Glossen zur Sprache erscheinen<br />

in Buchform zur Frankfurter<br />

Buchmesse im Herbst dieses Jahres.<br />

N<br />

un hat es auch<br />

Klaus Zumwinkel<br />

erwischt,<br />

besser: endlich<br />

wurde er erwischt<br />

und der Steuerhinterziehung<br />

überführt. Er hat damit<br />

als weiterer Protagonist neben der<br />

Siemens-Konzernleitung und vielen<br />

anderen dazu beigetragen, Deutschland<br />

in aller Welt als korrupt und<br />

verlogen darzustellen.<br />

N<br />

ach dem großen Erfolg des<br />

Ersten Köthener Sprachtages,<br />

der im August 2007 stattfand<br />

– die DEUTSCHE SPRACHWELT<br />

berichtete –, lädt die Neue Fruchtbringende<br />

Gesellschaft (NFG) auch<br />

in diesem Jahr Sprachfreunde und<br />

Sprachvereine zu einer Tagung für<br />

die deutsche Sprache ein. Die NFG<br />

schlägt erneut eine Brücke von<br />

der Vergangenheit in die Zukunft<br />

der deutschen Sprache. Veranstaltungsort<br />

ist voraussichtlich wieder<br />

die Lutzeklinik, Springstraße 28, in<br />

D-06366 Köthen/Anhalt. Der Eintritt<br />

zu sämtlichen Veranstaltungen<br />

ist frei. Das Programm enthält unter<br />

anderem folgende Beiträge:<br />

Beiträge zur Geschichte<br />

Dr. Dr. Egbert Gueinzius, Vorsitzender<br />

des Bitterfelder Kultur- und<br />

Heimatvereins: „Mein Vorfahr Christian<br />

Gueintz“ – Michael Mühlenhort,<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

der Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg: „Der Grammatiker und<br />

Gegenhalten statt Einknicken<br />

Von Thomas Paulwitz<br />

prachausrutscher sind bei<br />

S der FAZ leider keine Ausnahme<br />

mehr. So hat die FAZ<br />

Anfang Februar einen „Reading<br />

Room“ im Netz eröffnet (http://<br />

readingroom.faz.net), in dem<br />

ein Fortsetzungsroman in deutscher<br />

Sprache veröffentlicht,<br />

vorgestellt und erörtert wird.<br />

War das Wort „Lesesaal“ dem<br />

Herausgeber Frank Schirrmacher<br />

zu deutsch? Nach Auskunft des<br />

FAZ-Redakteurs Patrick Bahners<br />

war es „unserem Herausgeber<br />

wichtig, daß Englisch die<br />

Leitsprache des Internets ist“.<br />

Offenbar ist es in der Frankfurter<br />

Hellerhofstraße unbekannt,<br />

daß Deutsch nach Englisch die<br />

verbreitetste Sprache im weltweiten<br />

Netz ist. Wohl aufgrund<br />

dieser Unkenntnis spricht die<br />

FAZ im Netz auch nicht schlicht<br />

von Datenschutz, sondern von<br />

„Privacy Policy“. Schirrmacher<br />

gehört außerdem dem vom<br />

Loveletters für Zumwinkel<br />

Was das an dieser Stelle zu suchen hat?<br />

Nun, es ist kein Zufall, daß Menschen,<br />

die über kein festes Wertebild verfügen,<br />

auch die Sprache korrumpieren.<br />

Nicht ohne Grund wurde Zumwinkel<br />

einmal zum „Sprachpanscher“ gekürt.<br />

Die Werte und die Sprache verkommen<br />

zu lassen, paßt zusammen.<br />

Leider hat er sich freikaufen können.<br />

Wie gern hätte ich nämlich dazu<br />

aufgerufen, ihm Funletters, Lovelet-<br />

Sprachgelehrte Christian Gueintz“ –<br />

Musikalisch-literarischer Abend<br />

Beiträge zur Gegenwart<br />

Sönke Krüger, Textchef der Zeitung<br />

„Welt am Sonntag“: „Politisch korrekte<br />

Sprache“ – Klemens Weilandt,<br />

Berliner Senat eingesetzten<br />

zwölfköpfigen „Berlin Board“<br />

an, das einen Erkennungsspruch<br />

für die Hauptstadt finden sollte.<br />

Ergebnis: „Be Berlin“.<br />

Inzwischen werden Forderungen<br />

lauter, daß Schirrmacher<br />

den mit 30 000 Euro dotierten<br />

Sprachpreis, den ihm der Verein<br />

<strong>Deutsche</strong> Sprache im Herbst<br />

2007 verlieh, wieder zurückgeben<br />

soll. In seiner Dankesrede<br />

hatte Schirrmacher noch gesagt:<br />

„Es gibt keine schönere<br />

Herausforderung für uns als<br />

diese: Nicht nur das Internet<br />

zu erobern, sondern auch gegenzuhalten<br />

und Optionen anzubieten.“<br />

Gegenhalten sieht<br />

anders aus.<br />

Vergleiche auch: Thomas Paulwitz,<br />

„FAZ: Nach dem Einknicken<br />

folgt der Sprachpreis“, DSW 28<br />

(2/2007), Seite 4.<br />

ters, Lucky Päcks und andere seiner<br />

Erzeugnisse mit Sprachschrott-<br />

Bezeichnungen ins Gefängnis zu<br />

schicken. Er hätte dann Zeit genug<br />

gehabt, darüber nachzudenken, ob<br />

sie ihn wirklich lustig und glücklich<br />

gemacht oder ihn doch eher entsetzt<br />

hätten. Doch die Möglichkeit ist ihm<br />

nun genommen worden. Schade eigentlich,<br />

meint<br />

Ihr Anglizismenmuffel<br />

Wolfgang Hildebrandt<br />

ehemaliger Schulabteilungsleiter der<br />

Bezirksregierung Hannover: „Sprachverderbnis<br />

– eine Quelle der Heiterkeit?“<br />

– Prof. Dr. Hermann Dieter,<br />

Stellvertretender Vorsitzender des<br />

Arbeitskreises Deutsch als Wissenschaftssprache<br />

(ADAWIS): „Sprachenvielfalt:<br />

Erkennen von Werten<br />

statt wertfreies Erkennen“ – „Haus<br />

der deutschen Sprache in Köthen“ –<br />

Dr. Dietrich Voslamber, Vorstandsmitglied<br />

des Vereins <strong>Deutsche</strong> Sprache:<br />

„Die Stellung der deutschen<br />

Sprache in der Europäischen Union“<br />

– Dr. Georg Winter, Haus der Zukunft,<br />

Hamburg: „Sprechsport macht<br />

Schule“ – Moderierte Diskussion:<br />

„Sprachpflege 2010: Künftige Rolle<br />

und Aufgaben für Sprachvereine“<br />

Weitere Programmpunkte sind geplant.<br />

Das endgültige Tagungsprogramm<br />

wird sowohl auf www.<br />

fruchtbringende-gesellschaft.de veröffentlicht<br />

als auch nach der Anmeldung<br />

zugeschickt.

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