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PDF 31 - Deutsche Sprachwelt

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Seite 8 Besprechungen<br />

Von Thomas Paulwitz<br />

ie Kampagnen für die Reinheit<br />

D der deutschen Sprache sind<br />

weitaus weniger Zeichen einer besonderen<br />

Liebe zum schönen und passenden<br />

Ausdruck als vielmehr Spielfelder<br />

eines nationalen, globalisierungsfeindlichen<br />

Ressentiments.“ Dieser Satz,<br />

erschienen 2007 in der Süddeutschen<br />

Zeitung, gab dem Stilkritiker Wolf<br />

Schneider den letzten Anstoß für sein<br />

neuestes Buch „Speak German. Warum<br />

Deutsch manchmal besser ist“.<br />

Obwohl dieser Titel äußerst zurückhaltend<br />

formuliert ist – warum lediglich<br />

„manchmal“ besser? –, hat er es<br />

in sich. In seiner Übersetzung nimmt<br />

der Buchtitel unmittelbar Bezug auf<br />

Eduard Engels Verdeutschungswörterbuch<br />

„Sprich deutsch! Ein Buch zur<br />

Entwelschung“ von 1916.<br />

Handelt es sich hier also um ein trojanisches<br />

Pferd im Kampf gegen die<br />

Anglomanie? So scheint es, denn<br />

Schneider lobt erst einmal Englisch:<br />

„wunderbar einfach“, „von großer<br />

Kürze und Kraft“, „fast auf der ganzen<br />

Welt verstanden“, „eine großartige<br />

Sprache“. Mit diesem Lobgesang<br />

hält sich Schneider jedoch nicht lange<br />

auf, und er geht sogleich dazu über,<br />

die Vorzüge der deutschen Sprache<br />

herauszustreichen. Überzeugend legt<br />

er dar, warum sie mit Fug eine „Weltsprache“<br />

zu nennen ist.<br />

Empfehlung unseres Lesers Friedrich Brunner<br />

N<br />

ächstes Jahr ist wieder ein<br />

Schillerjahr. Darum möchte<br />

ich ein Buch vorstellen, das ich<br />

zu Weihnachten geschenkt bekam:<br />

„Möglichst Schiller – Ein Lesebuch“,<br />

verfaßt von Christiana Engelmann<br />

und Claudia Kaiser, leider<br />

in reformierter Rechtschreibung. Es<br />

ist wirklich ein Lesebuch, das heißt,<br />

es ist für jedermann gedacht und<br />

kann von jedermann verstanden werden.<br />

Die Einführung trägt den Titel<br />

„Friedrich Schiller und das 21. Jahrhundert“.<br />

Es folgen zehn weitere Abschnitte<br />

mit einzelnen Kapiteln, zum<br />

Beispiel „Eines Freundes Freund<br />

zu sein“ oder „Wer wagt es‚ …?“<br />

(Schillers Balladen). Texte werden<br />

zitiert und dann besprochen. Wissenswertes<br />

über Schillers Leben ist<br />

miteingeflochten.<br />

Aus beruflichen Gründen und bedingt<br />

durch die Zeitläufte bin ich kein gro-<br />

Bestellschein für den Buchdienst<br />

Alle in dieser Ausgabe vorgestellten Bücher können Sie, sofern nicht anders angegeben, über unseren Buchdienst<br />

bestellen. Wir liefern Ihnen auch gerne jeden anderen im Buchhandel erhältlichen Titel.<br />

Mit Ihrer Bestellung unterstützen Sie die DEUTSCHE SPRACHWELT!<br />

Ich bestelle folgende Titel zur Lieferung durch Ihren Buchdienst:<br />

Anzahl Autor/Titel Preis (Euro)<br />

Name, Vorname<br />

Land, PLZ, Ort<br />

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Ort, Datum, Unterschrift<br />

Sprich deutsch!<br />

Das neue Buch von Wolf Schneider<br />

Wolf Schneider Bild: privat<br />

Auf jeden Fall ist es ein mutiges Buch,<br />

eine entschiedene Liebeserklärung an<br />

die deutsche Sprache. Schneider hat<br />

nicht nur zahlreiche Argumente gegen<br />

die Sprachverpanschung zusammengetragen,<br />

sondern auch für Deutsch.<br />

Selbstverständlich weist er dabei ausführlich<br />

auf die „Aktion Lebendiges<br />

Deutsch“ hin, die er im Jahr 2006<br />

zusammen mit drei anderen Männern<br />

gründete. Seither schlagen die vier<br />

monatlich ein deutsches Wort für einen<br />

überflüssigen Anglizismus vor und<br />

Schiller näherkommen<br />

ßer Theatergänger geworden. Wohl<br />

aus diesem Grunde bin ich dank<br />

dieses Buches, das ich aufmerksam<br />

und mit zunehmender Freude gelesen<br />

habe, Schiller nähergekommen.<br />

Vom „Don Karlos“ kannte ich nur<br />

den Ausspruch: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“<br />

Schiller ist eben zeitlos.<br />

Der Philosoph Schiller ist mir bisher<br />

zwar nicht ganz unbekannt gewesen,<br />

jedoch ist es unter den heutigen Verhältnissen<br />

bemerkenswert, daß diese<br />

Seite seines Schaffens dargestellt<br />

wird: Schiller als Ursprung des Idealismus.<br />

Schiller, der idealistische<br />

deutsche Jüngling schlechthin; und<br />

Schiller, der Ästhet, der die Menschen<br />

durch und über die Schönheit<br />

zur Wahrheit, Freiheit und zum Frieden<br />

geführt sehen möchte.<br />

Unter der Zwischenüberschrift<br />

„Schiller als Erzieher“ schreiben<br />

die Verfasserinnen: „Schon Gott-<br />

Straße (kein Postfach!)<br />

Einsenden an: DEUTSCHE SPRACHWELT • Postfach 1449 • D-91004 Erlangen<br />

Ferndruck (Fax) 0049-(0)91<strong>31</strong>-480662 • buchdienst@deutsche-sprachwelt.de<br />

bitten um Vorschläge für deutsche Entsprechungen<br />

zu einem ausgewählten<br />

Anglizismus.<br />

Leider kommt bei dieser Darstellung<br />

zu kurz, daß nicht nur diese vier Männer,<br />

sondern eine breite Phalanx von<br />

Sprachvereinen und -initiativen schon<br />

seit einigen Jahren für die deutsche<br />

Sprache kämpft. Zwar werden „Einrichtungen<br />

für Sprachkultur“ aufgezählt,<br />

darunter jedoch vor allem Organisationen<br />

wie der <strong>Deutsche</strong> Sprachrat, die<br />

Wiesbadener Gesellschaft für deutsche<br />

Sprache und das Mannheimer Institut<br />

für deutsche Sprache, die sich bislang<br />

wenig rühmlich bis kontraproduktiv<br />

im Kampf gegen die Überflutung der<br />

deutschen Sprache mit nichtssagendem,<br />

verwirrendem, unverständlichem<br />

und prahlerischem Denglisch hervorgetan<br />

haben. Die Sprachpanscherwahl<br />

des Vereins <strong>Deutsche</strong> Sprache, der<br />

„Anglizismenindex“, die DEUTSCHE<br />

SPRACHWELT oder der „Tag der<br />

deutschen Sprache“ bleiben zum Beispiel<br />

unerwähnt. Dennoch bietet das<br />

Buch allen Freunden der deutschen<br />

Sprache eine gute Schützenhilfe.<br />

Wolf Schneider, Speak German.<br />

Warum Deutsch manchmal besser<br />

ist, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg<br />

2008, 192 Seiten, 14,90 Euro (in reformierter<br />

Rechtschreibung).<br />

hold Ephraim Lessing hatte mit der<br />

Schrift ‚Die Erziehung des Menschengeschlechts‘<br />

(1780) dem aufklärerischen<br />

Erziehungsgedanken einen<br />

entscheidenden Impuls gegeben.<br />

Das Weimarer Klassikprojekt, das<br />

die Bildung des ‚ganzen Menschen‘<br />

mit allen Talenten zu fördern sucht<br />

und bis zur Mitte des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts Vorbild war, ist in<br />

letzter Zeit rapide in Vergessenheit<br />

geraten, da Schüler meist nur nützliche<br />

Schlüsselkomponenten für den<br />

Arbeitsmarkt erwerben sollen.“ Da<br />

denkt man sofort: „Oje, wenn das<br />

man gut geht!“ Es geht aber gut.<br />

„Möglichst Schiller“, ein Lesebuch<br />

für Jugendliche und Erwachsene!<br />

Christiana Engelmann, Claudia Kaiser,<br />

Möglichst Schiller, dtv – Reihe<br />

Hanser Nr. 62196, München 2004,<br />

377 Seiten, kartoniert, 7,50 Euro.<br />

DSW <strong>31</strong>/08<br />

Versandkosten für Deutschland und Österreich bei Bestellungen unter 100,– Euro: 2,30 Euro, sonst versandkostenfrei.<br />

Andere Länder: nur gegen Vorauskasse (z.B. Scheck); Versandkosten: zehn Prozent vom Auftragswert, mindestens 2,30 Euro!<br />

Auf Ihre Bestellung haben Sie gem. Fernabsatzgesetz ein gesetzliches Widerrufsrecht von 14 Tagen. Wenn Sie von diesem Widerrufsrecht<br />

Gebrauch machen, müssen Sie bei einem Bestellwert bis 40,– Euro die Kosten der Rücksendung selbst tragen, es sei denn, die gelieferte<br />

Ware entspricht nicht der bestellten.<br />

Anzeige<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Sprachwelt</strong>_Ausgabe <strong>31</strong>_Frühling 2008<br />

Üble Überheblichkeit<br />

Langenscheidts „Übelsetzungen“<br />

Von Rominte van Thiel<br />

eim ersten Blättern und Lesen<br />

B in dem Büchlein „Übelsetzungen<br />

– Sprachpannen aus aller Welt“<br />

wird der Leser schmunzeln oder auch<br />

laut lachen, denn es sind fotografisch<br />

dokumentierte Kuriositäten auf Warn-,<br />

Hinweis- und Werbetafeln, in Produktbeschreibungen<br />

und Gebrauchsanweisungen<br />

in deutscher Sprache, oft<br />

so bar jeden Sinnes oder mit erst zu<br />

enträtselndem Sinn, daß sie teils wie<br />

dadaistische Kunstwerke anmuten.<br />

Wie könnte sonst ein Schild warnen:<br />

„Ich bin in Gefahr, nicht zu geschehen“.<br />

Weiter findet sich ein Putzprodukt<br />

namens Enviro-Schmarotzen, das<br />

„sollte seintrockne nie nässen! Kann<br />

seindirektLieblingstier. Aufgreift Lint<br />

und Haar von rinnen.“ In dem Büchlein<br />

finden sich Bilder von Speisekarten,<br />

auf denen „Geheilter Manchego<br />

oder Sattelschlepper“, Hamsgemacht<br />

Kroketen, KunstiErwürgt Salat oder,<br />

ziemlich makaber anmutend, „Sortierte<br />

von Schädeln“ angeboten werden.<br />

Mancher Text auf den Fotos läßt sich<br />

überhaupt nicht enträtseln, manches<br />

verhüllt dichterisch, was gemeint ist,<br />

so wenn von den Bewohnern des „entfernsten<br />

Dorfes von Samos“ die Rede<br />

ist, die „gelaufen, um nach ihren Felder<br />

und Olivenöle zu gehen, indem sie<br />

durch ihren Tieren die Beschaffungen<br />

aus Karlovassi oder ihren Mitmenschen<br />

in Notlage nach dem Arzt der<br />

Stadt transportierten.“ Einiges entschlüsselt<br />

der Journalist Titus Arnu,<br />

der zu fast jedem Beispiel einen mehr<br />

oder minder humorvollen Begleittext<br />

geschrieben hat, durch gedankliches<br />

Nachverfolgen der oft allzu wörtlichen<br />

Übersetzung oder der Übersetzung auf<br />

dem Umweg über mehrere Sprachen.<br />

So spaßig viele der Sprachpannen<br />

sind, so überheblich und deswegen ei-<br />

„Symphonie triomphale“<br />

er schlesische Komponist Hugo<br />

D Ulrich (1827 bis 1872) ist heute<br />

weitgehend unbekannt. Gerhard Helzel<br />

hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />

ihn vor dem Vergessen<br />

zu bewahren. Aus diesem<br />

Grund hat Helzel Ulrichs<br />

„Symphonie triomphale“<br />

erstmals eingespielt. Diese<br />

Symphonie zeichnet vor allem<br />

ihre heitere und gleichzeitig<br />

majestätische Stimmung<br />

aus. „Ich habe mich<br />

bemüht, diese einmalig schöne<br />

Symphonie einzuspielen,<br />

um sie einmal selbst hören<br />

zu können. Aber wenn auch<br />

nen schalen Geschmack hinterlassend<br />

sind manche der Erläuterungstexte.<br />

Zwar ist zu wünschen, daß länger in<br />

Deutschland lebende<br />

Ausländer auch<br />

die deutsche Sprache<br />

beherrschen,<br />

andererseits ist es<br />

arrogant und anmaßend,<br />

zu erwarten,<br />

daß auch auf dem<br />

fernsten Archipel<br />

Deutsch gesprochen<br />

und fehlerfrei geschrieben wird. Wenn<br />

auf einer Speisekarte ein GROBER<br />

VORSPEISENTELLER angeboten<br />

wird, so ist leicht zu erraten, daß der<br />

Schreiber unser ß für ein B angesehen<br />

hat. Aber: Hand aufs Herz, kennen wir<br />

alle Sonderzeichen in den Schriften unserer<br />

europäischen Nachbarn oder noch<br />

fernerer Länder oder beherrschen wir<br />

ihre Sprachen?<br />

Wenn man auf diese gesammelten<br />

Stilblüten trifft, wäre im Bewußtsein<br />

dessen, daß man sich im Ausland bemüht<br />

hat, den deutschen Gast zu informieren,<br />

zu umwerben oder zu warnen,<br />

wohlwollendes Lachen statt manchmal<br />

Häme besser angebracht, vor allem weil<br />

der erläuternde Text in Neuschriebversion<br />

an einigen Stellen Sprachpannen<br />

aus Deutschland bietet. Zu lachen gibt<br />

es natürlich genug in diesem Büchlein,<br />

über den „Schicklichanzug“ für<br />

den Besuch einer griechischen Kirche,<br />

über „Fußball-Ventilatoren der Welt“,<br />

die man in einer Liverpooler Kneipe<br />

willkommen heißt, wie auch über die<br />

„alte Frifeurin gegen das Hotel Tansel“,<br />

weswegen das Buch ein harmlosnettes<br />

Mitbringsel sein könnte.<br />

Langenscheidt Übelsetzungen<br />

– Sprachpannen aus aller Welt,<br />

mit Texten von Titus Arnu, Langenscheidt<br />

KG, Berlin und München<br />

2007, 127 Seiten, 9,95 Euro.<br />

andere sie hörten, würde ich mich sehr<br />

freuen“, so Helzel. Wer sich ein Bild<br />

von der Symphonie machen will, kann<br />

den Anfang des 1. und 2.<br />

Satzes von der „Klassika“-<br />

Seite kostenlos herunterladen:<br />

www.klassika.info/<br />

Komponisten/Ulrich_Hugo/<br />

index.html (dsw)<br />

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Die Symphonie kann<br />

gegen Rechnung beim<br />

Autor bestellt werden für<br />

16 Euro + 2 Euro Porto:<br />

Dipl.-Ing. Gerhard Helzel,<br />

Timm-Kröger-Weg 15,<br />

D-22335 Hamburg, Telefon<br />

+49 (0)40-505374.<br />

Kostenlose öffentliche<br />

IDO-Kurse<br />

finden regelmäßig<br />

in Berlin statt!

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