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Bonewie Januar 2024

Das Magazin für Avenwedde, Friedrichsdorf, Spexard und Umgebung

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Unterhaltung / Service<br />

Irgendwie schaut mein Frauchen<br />

heute etwas traurig aus<br />

der Wäsche. Was ist nur mit<br />

ihr los? Sie macht auch keine<br />

Anstalten, mich endlich für<br />

den Spaziergang anzuleinen.<br />

Das ist seltsam. Sonst sind<br />

wir um diese Zeit längst<br />

unterwegs. Ich müsste auch<br />

mal dringend pieseln.<br />

Sie sitzt da auf ihrem Sessel<br />

und macht nichts, sie liest<br />

nicht, sie strickt nicht, sie<br />

telefoniert nicht. Ungewöhnlich<br />

ist das und so langsam<br />

mache ich mir echt Sorgen.<br />

Da, jetzt legt sie schon<br />

wieder die Hände auf ihren<br />

Bauch und stöhnt. Ob sie<br />

Bauchschmerzen hat, so wie<br />

ich neulich?<br />

Ich lege ihr meinen Kopf aufs<br />

Knie und versuche sie zu hypnotisieren.<br />

Gequält lächelt<br />

sie mich an und krault mich<br />

ein wenig hinter den Ohren.<br />

Das tut gut, aber es reicht<br />

nicht. Ich will raus! Jetzt!<br />

Wäre ich noch etwas beweglicher,<br />

dann würde ich ihr auf<br />

den Schoß springen. Aber<br />

das kann ich nicht mehr,<br />

es ist schon blöd genug,<br />

dass ich nicht einmal mehr<br />

aufs Sofa kann. Dort war es<br />

immer so schön gemütlich,<br />

besonders dann, wenn Frauchen<br />

und ich gemeinsam<br />

dort lagen.<br />

Wir sind zwei alte Damen,<br />

mein Frauchen und ich. Aber<br />

ich finde, dass wir beide noch<br />

ganz passabel aussehen und<br />

im Großen und Ganzen sind<br />

wir auch gesund, meist jedenfalls.<br />

Überredet<br />

Ob ich einfach mal meine<br />

Leine holen sollte?<br />

Doch, die hängt an der Garderobe<br />

und ich komme nicht<br />

dran. Ob es hilft, wenn ich sie<br />

anbelle, die Leine? Einen Versuch<br />

ist es wert. Also dann!<br />

„Was machst du denn für ein<br />

Getöse, Emmi?“, fragt Frauchen.<br />

Endlich steht sie auf,<br />

seufzt, zieht ihre Schuhe an und<br />

die dicke Jacke. Dann befestigt<br />

sie die Leine an meinem Halsband<br />

und dann habe ich erreicht,<br />

was ich wollte. Es geht raus an<br />

die frische Luft. Das tut uns<br />

beiden gut. Frauchens Wangen<br />

röten sich sogar ein wenig.<br />

„Hast recht gehabt, Emmi,<br />

nach draußen zu gehen war die<br />

beste Idee des Morgens. Schau<br />

mal, wie herrlich die Sonne<br />

scheint!“<br />

Nach dreimaligem Pieseln<br />

und einmal „Ihr wisst schon<br />

was“, gehen wir noch ein<br />

Stückchen weiter. Hach, wie<br />

gut, dass ich mich durchgesetzt<br />

habe. Frauchen kann<br />

froh sein, dass sie mich hat!<br />

„Wie froh ich bin, dass ich<br />

dich habe“, sagt Frauchen<br />

in diesem Moment. „Ohne<br />

dich hätte ich mich heute<br />

nicht aufraffen können!“<br />

„Sag ich doch!“, denke ich<br />

und springe an ihr hoch.<br />

Wir tun uns gut, wir beide,<br />

echt!<br />

© Regina Meier zu Verl<br />

www.reginameierzuverl.<br />

wordpress.com<br />

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