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Dübener Wochenspiegel - Ausgabe 1 - Jahrgang 2024

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<strong>Dübener</strong><br />

WOCHENSPIEGEL<br />

17. Januar <strong>2024</strong> HEIMATGESCHICHTE 17<br />

Heimatgeschichte<br />

Die Pianistin Louise Hauffe – ein <strong>Dübener</strong> Kind<br />

(Düben/Wsp). Jede Stadt hat oder<br />

hatte berühmte oder doch bekannte<br />

Menschen, die in ihren Mauern geboren<br />

wurden. Das trifft auch für<br />

die Stadt (Bad) Düben zu. Hier erblickte<br />

am 2. Januar 1836 die spätere<br />

Pianistin Louise Hauffe das Licht der<br />

Welt. Sie war das erste von insgesamt<br />

neun Kindern. Ihr Vater, der Musikus<br />

Gottlieb Hauffe, betrieb eine kleine<br />

Musikschule, wo junge Menschen<br />

eine Ausbildung an verschiedenen<br />

Instrumenten sowie im Fach Gesang<br />

erhielten. Man kann wohl davon ausgehen,<br />

dass Gottlieb Hauffe auch seine<br />

Tochter Louise unterrichtete.<br />

Mit gerade einmal 14 Jahren gab sie<br />

schon ihr erstes Konzert, welches<br />

begeistert aufgenommen wurde. Von<br />

1850 bis 1855 studierte sie dann am<br />

Leipziger Konservatorium Klavier und<br />

nahm Unterricht in Komposition, Musikgeschichte<br />

und Musiktheorie. Die<br />

„Neue Zeitschrift für Musik“ vom 1.<br />

Januar 1854 berichtete von den Abonnementskonzerten<br />

im Dezember 1853,<br />

dass am 17. des Monats der junge<br />

Johannes Brahms von Robert Schuhmann<br />

als neue „Kunsterscheinung“<br />

präsentiert wurde. Einen Tag später<br />

gab das Konservatorium im Saal des<br />

Heimatgeschichte<br />

Kurznachrichten aus Schwemsal von 1911<br />

(Söllichau/Wsp). Die einst in Düben<br />

erschienene Zeitung „<strong>Dübener</strong> Nachrichten“<br />

brachte auch viele Meldungen<br />

aus den umliegenden Städten und<br />

Gemeinden. So auch aus Schwemsal.<br />

Von dort wurde Folgendes berichtet:<br />

„Am Sonnabend, dem 21. Januar 1911,<br />

wurden zwei kleine Mädchen von<br />

drei und vier Jahren aufgegriffen. Sie<br />

konnten nur angeben, dass ihr Vater<br />

Wilhelm heiße und irgendwo Kaninchen<br />

holen wollte. Auf telefonische<br />

Anfrage wurde festgestellt, dass die<br />

Kinder seit acht Uhr früh im Nachbardorf<br />

Rösa vermisst wurden.“<br />

Am 24. Januar 1911 machten sich drei<br />

Knaben von 14 Jahren auf dem Friedhof<br />

mit alten Bruchstücken von Grabdenkmälern<br />

zu schaffen. Einer von<br />

ihnen geriet mit der Hand zwischen<br />

die Kanten zweier Platten, wodurch<br />

ihm der kleine Finger der rechten Hand<br />

vollständig abgedrückt wurde.<br />

Im Mai kam es zu einer besonders<br />

großen Plage von Maikäfern. Die<br />

Schulkinder der Gemeinde mussten<br />

tagelang, vor allem im Forstrevier<br />

Tornau, die Käfer einsammeln. Diese<br />

hatten sich schon über die Eichen und<br />

auch über die Obstbäume hergemacht.<br />

Täglich kamen so zwischen ein und<br />

zwei Zentner Maikäfer zusammen.<br />

Vom 16. Juni 1911 wird Folgendes<br />

berichtet:<br />

Gewandhauses eine Abendunterhaltung.<br />

Das Publikum war ausgewählt,<br />

denn unter den Gästen befand sich<br />

auch der König von Sachsen. Auf der<br />

Bühne spielte Louise Hauffe ein Stück<br />

von Mendelssohn Bartholdy. Anfangs<br />

etwas aufgeregt, gelang es ihr aber,<br />

das Publikum von ihrem Können zu<br />

überzeugen.<br />

Seit 1856 gastierte sie vornehmlich<br />

im Leipziger Gewandhaus. Sie spielte<br />

die Werke von Bach und Beethoven<br />

genauso gut, wie die von Mozart,<br />

Schubert und Schumann. Wo sie auftrat,<br />

begeisterte sie ihr Publikum. Und<br />

sicher wird das Geld, was sie jetzt<br />

verdiente, auch ihrer Familie geholfen<br />

haben.<br />

Trotz ihres großen Erfolges kam Louise<br />

Hauffe auch immer wieder nach Düben.<br />

So gab sie, gemeinsam mit ihrem<br />

Vater und dessen Schülern, Konzerte<br />

in Düben. Wie am 1. Osterfeiertag<br />

1857. Hier kamen allerdings in erster<br />

Linie Stücke aus damalig bekannten<br />

Opern und Operetten zum Vortrag.<br />

Bis auf ein Stück von Carl Maria von<br />

Weber. Die leichte Muse überwog also<br />

zu Ostern. Ein weiteres Konzert gab<br />

sie in Düben am 1. Weihnachtsfeiertag<br />

1859. Ihr Konzert im März 1863<br />

„Ein etwas tragikomisches Ereignis<br />

spielte sich gestern Abend vor der<br />

Wohnung des im Ort bekannten Heilkundigen<br />

ab. Kommt da im Laufe des<br />

Nachmittags ein Holzfuhrmann, der<br />

seinen kranken Gaul, wegen seines<br />

Zustandes, im Wald vom Wagen hatte<br />

abspannen müssen, zu dem immer<br />

hilfsbereiten Mann. Die sofort verabreichte<br />

Arznei versagte jedoch die<br />

erhoffte Wirkung. Den armen Gaul verließen<br />

die Kräfte, so dass er auf offener<br />

Straße vor dem Fenster seines Helfers<br />

stöhnend zusammenbrach. Hier erhielt<br />

er, von dem eiligst herbeigerufenen<br />

Abdecker, den Gnadenstoß. Die ganze<br />

kam bei nicht allen <strong>Dübener</strong> Musikliebhabern<br />

an. Das Konzert lobte der<br />

Kritiker der <strong>Dübener</strong> Zeitung, aber es<br />

war auch ein Stück von St. Heller zu<br />

hören, welches als zu modern und nicht<br />

für das <strong>Dübener</strong> Publikum geeignet<br />

war. Zwei Jahre später begab sich<br />

Louise Hauffe auf eine Konzertreise<br />

nach Wien, wo sie eine wahre Welle<br />

der Begeisterung auslöste. Selbst die<br />

härtesten Kritiker lobten sie über<br />

alle Maßen.<br />

Szene litt nicht an Zuschauermangel.“<br />

Des Weiteren wird berichtet, dass der<br />

jetzige Domänenpächter, Herr Amtsrat<br />

Gerber, sich zurückziehen und den ihn<br />

noch lange Jahre bindenden Pachtkontrakt<br />

auf den Rittmeister a. D. Braune<br />

überlassen will. Falls die Regierung<br />

die Zustimmung nicht versagt, dürfte<br />

der Wechsel zustandekommen. Dies<br />

war notwendig, da die Domäne dem<br />

Staat gehörte.<br />

Am 1. Juli wurde, bei der Ausübung<br />

ihres Berufes die Bezirksleichenschauerin<br />

Frau Pohle aus Rösa, vom<br />

Tode überrascht. Die 30 Jahre alte<br />

Frau hatte in Schwemsal gerade eine<br />

1872 hatte sie zum musikalischen Erfolg<br />

auch Glück in der Liebe. Sie heiratete<br />

den Musikverleger und Stadtrat<br />

Raimund Härtel (Verlag Breitkopf &<br />

Härtel). Ob sie danach noch Konzerte<br />

gab, ist nicht bekannt. Dafür hatte sie<br />

aber großartige Freunde. In ihrem<br />

Haus verkehrten die Musikgrößen<br />

ihrer Zeit – neben Johannes Brahms<br />

auch Anton Rubinstein und andere.<br />

Eine besondere Freundschaft gab es<br />

zwischen Louise Hauffe und Clara<br />

Schumann, welche ebenfalls Pianistin<br />

war. Obwohl Clara Schuhmann<br />

die Nummer eins in Europa war und<br />

Louise Hauffe die Nummer zwei, gab<br />

es nie Konkurrenzkampf zwischen<br />

beiden.<br />

Heute erinnert der Louise-Hauffe-Ring<br />

(mit einem nichtssagenden Anhänger<br />

am Straßenschild) und eine sehr<br />

schöne Erinnerungstafel im Park, am<br />

Froschbrunnen nahe des Kurhauses,<br />

an diese bemerkenswerte Frau. Die<br />

Tafel im Park stiftete die sächsische<br />

Staatsregierung im Rahmen der Aktion<br />

„Frauenorte“ der Stadt Bad Düben.<br />

Und Bad Düben ist immer noch die<br />

einzige Stadt im Landkreis Nordsachsen<br />

mit einem derartigen Gedenkort.<br />

Lutz Fritzsche<br />

Leiche eingesargt, als sie plötzlich ein<br />

heftiges Unwohlsein befiehl. Sie begab<br />

sich zu im Dorf wohnenden Verwanden<br />

und bat sie in Vorahnung ihres Todes,<br />

sich doch ihrer Kinder anzunehmen.<br />

Wenige Stunden darauf gab sie ihren<br />

Geist auf.<br />

Ebenfalls im Juli sollte Schwemsal aus<br />

der Parochie Söllichau ausgepfarrt werden<br />

und nun zur <strong>Dübener</strong> Kirche kommen.<br />

Dies hätte den Vorteil, dass der<br />

zweite Pfarrer von Düben dann Pfarrer<br />

von Schwemsal wäre. Alle stimmten<br />

freudig zu. Als es dann aber um die<br />

Bezahlung der Stelle ging, endete die<br />

Sache in einem Jahre langen Streit.<br />

Im Oktober, an einem Sonntagabend,<br />

erschreckte ein gellender Hilferuf die<br />

Bewohner des Ortes. Da die Rufe<br />

immer dringlicher wurden, eilten aus<br />

den Gehöften sofort etwa zwei Dutzend<br />

handfeste Männer herbei. Es stellte sich<br />

jedoch heraus, dass die Sache nicht<br />

ganz so schlimm war. Der Rufer hatte<br />

Verwandte zu Besuch und mit diesen<br />

war er in Streit geraten. Darauf kam es<br />

zu einer kräftigen Prügelei, bei welcher<br />

der Hausherr augenscheinlich den<br />

Kürzeren gezogen hatte. Nach dem auf<br />

der Straße wieder Ruhe eingekehrt war,<br />

ging der Streit im Haus munter weiter.<br />

Auch schon vor über 100 Jahren war<br />

also den Schwemsalern nichts Menschliches<br />

fremd. Lutz Fritzsche

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