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JONAS, 18 JAHRE, 13. KLASSE<br />
… strotzt vor Engagement und Tatendrang.<br />
Der 18-jährige Abiturient leitet die Schülerzeitung,<br />
ist Teil der Schüler- sowie Landesvertretung<br />
und interessiert sich brennend<br />
für Start-Ups.<br />
Ich habe mich für das Profil Wirtschaft und<br />
Politik entschieden, weil für mich schon<br />
seit mehreren Jahren feststeht, dass ich<br />
beruflich in der freien Wirtschaft arbeiten<br />
möchte. Neben finanziellen Themen macht<br />
mir in der Schule momentan besonders das<br />
Erlernen von Spanisch viel Freude und bringt<br />
Abwechslung in den Alltag. Dieser Aspekt<br />
ist mir ebenfalls für meine Karriere wichtig,<br />
genauso wie selbständiges und freies<br />
Arbeiten. Dies sehe ich im Bereich Start-Ups<br />
verwirklicht. Durch ein Praktikum im Bereich<br />
Finanzierung für Start-Ups konnte ich bereits<br />
wichtige Einblicke und Kontakte gewinnen.<br />
Zusätzlich wirke ich beim Social Business<br />
eines Freundes mit: Wir verwenden Abfälle<br />
der Kaffeeproduktion für die Produktion<br />
eines Energydrinks. Dabei nutzen wir die<br />
koffeinhaltige Kaffeekirsche, die meist nach<br />
dem Entwenden der bekannten Kaffeebohne<br />
übrig bleibt. Durch mein Engagement in der<br />
Schüler- und Landesvertretung erlerne ich<br />
wichtige Kompetenzen der Projektarbeit<br />
wie Organisation und Zeitmanagement. Die<br />
Leitung unseres schuleigenen Bordesholmer<br />
Lindenblatts bereitet mich ebenfalls auf<br />
meinen doch etwas unüblichen Berufswunsch<br />
vor. Nach dem Abitur möchte ich<br />
Wirtschaftspsychologie studieren und dann<br />
hoffentlich in die Branche einsteigen.<br />
Die Superkraft meiner Wahl wäre unendliche<br />
Energie. So könnte ich mehr Zeit für<br />
meine unterschiedlichen Projekte nutzen<br />
und sie nicht für Schlaf oder Pausen verwenden<br />
müssen.<br />
„Die HBS und meine dortige Aufgabe<br />
ist für mich mehr als nur ein Job.“<br />
Heidemarie Homm ist DaZ-Koordinatorin der Schule<br />
und dem Schulmotto „Wir sind bunt” verpflichtet<br />
Lieber Jonas,<br />
beim beliebten interdisziplinären Studiengang<br />
Wirtschaftspsychologie werden<br />
wichtige Elemente und Funktionsweisen der<br />
Wirtschaft vermittelt und auf das Verhalten<br />
der Menschen bezogen. Je nach Hochschule<br />
unterscheiden sich Aufbau und Spezialisierung<br />
des Studiums. Viele von ihnen richten<br />
das Studium international aus und binden<br />
ausländische Perspektiven ein, weswegen<br />
Auslandsaufenthalte und -semester explizit<br />
empfohlen oder sogar im Studienverlaufsplan<br />
vorgeschrieben sind. Das ist eine<br />
hervorragende Möglichkeit, die Du (auch<br />
freiwillig) nutzen solltest, andere Länder und<br />
Hochschulen kennenzulernen. Eine weitere<br />
Möglichkeit ist, das Bachelorstudium und das<br />
Masterstudium an unterschiedlichen Orten<br />
zu absolvieren. Wirtschaftspsychologie wird<br />
nicht nur an deutschen Hochschulen angeboten,<br />
sondern lässt sich auch im Ausland<br />
studieren. Ein Vorteil für dich wäre, wenn<br />
dann die Kurse auf Englisch stattfinden, wie<br />
es zum Beispiel an Universitäten in den USA,<br />
Neuseeland oder an der Aarhus University in<br />
Dänemark der Fall ist.<br />
TEXT Anja Nacken | FOTO Caren Detje<br />
Heidemarie Homm ist in Bordesholm zur<br />
Schule gegangen und hat Mathe und Geographie<br />
auf Lehramt studiert. Seit 2<strong>01</strong>1 ist<br />
sie an der HBS und ist durch eine erworbene<br />
Zusatzqualifikation seit der ersten Flüchtlingswelle<br />
2<strong>01</strong>5/16 als Koordinatorin für<br />
den DaZ-Bereich (Deutsch als Zweitsprache)<br />
der Schule zuständig.<br />
Mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen<br />
unterstützt sie die Sprachentwicklung ihrer<br />
etwa 60 Schützlinge aus vielen Flüchtlingsgebieten<br />
dieser Welt und sorgt somit für<br />
die wichtige Integration in den normalen<br />
Unterricht. Aktuell gibt es an der HBS drei<br />
DaZ-Kurse, die sich an den unterschiedlichen<br />
Sprachniveaus und dem entsprechenden Förderbedarf<br />
der Kinder orientieren. Der Alphabetisierungskurs<br />
richtet sich an die Kinder,<br />
die das deutsche (lateinische) Alphabet<br />
aufgrund ihrer Herkunft nicht kennen – diese<br />
besuchen zunächst ausschließlich den DaZ-<br />
Unterricht. Des weiteren gibt es Kinder die<br />
teilintegrativ beschult werden, bedeutet,<br />
dass sie zwar Teil einer Klassengemeinschaft<br />
sind, dort an Sport, Kunst und Musik teilnehmen<br />
und je nach individuellem Sprachstand<br />
und Leistungsvermögen zusätzlichen<br />
DaZ-Unterricht erhalten. Als dritte Gruppe<br />
gibt es noch die DaZ-Schülerinnen und<br />
Schüler, die die Regelschulklassen besuchen,<br />
aber je nach erreichten Sprachniveaus noch<br />
Unterstützungsbedarf haben. Ziel ist es, alle<br />
Kinder sukzessive in den Regelschulbetrieb<br />
einzugliedern und deren soziale Integration<br />
zu fördern. Heidemarie Homm liebt ihre<br />
Arbeit und ist stolz auf die sichtbaren Erfolge,<br />
dennoch steht sie dem System nicht ganz<br />
unkritisch gegenüber: „Wir betreiben eine<br />
tolle Integrationsarbeit an unserer Schule,<br />
aber manchmal würde ich mir wünschen,<br />
dass sich die Kinder mit DaZ-Bedarf nicht so<br />
häufig in ihren muttersprachlichen Gruppen<br />
austauschen würden, sondern<br />
durch eine direkte Teilnahme<br />
am Regelbetrieb schneller<br />
darauf angewiesen wären,<br />
sich auch mit anderssprachigen,<br />
sprich deutschen,<br />
Kindern zu verständigen<br />
– das erweitert meiner<br />
Meinung nach nicht<br />
nur die Beschulungssondern<br />
auch die<br />
Sozialisationsfelder<br />
und trägt zu einer<br />
schnelleren Eingliederung<br />
bei.“<br />
Für die engagierte<br />
Lehrerin sind weder<br />
das Motto der Schule<br />
„Wir sind bunt“ noch<br />
die Siegel-Auszeichnung<br />
„Schule gegen Rassismus –<br />
Schule mit Courage“ sinnleere<br />
Sprüche, sondern tatsächlich<br />
gelebter Alltag in Bordesholm. Sie<br />
ist davon überzeugt, dass ihre Schule<br />
auch gerade für die DaZ-Kinder eine tolle<br />
Möglichkeit bietet, um anzukommen, und<br />
das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein.<br />
Wenn sie sich etwas für den DaZ-Bereich<br />
wünschen könnte, wäre das ein größeres<br />
Raumangebot. Sie erwartet mit Spannung<br />
die Fertigstellung des Neubaus und hofft,<br />
dort „noch differenzierter mit den Kindern<br />
arbeiten zu können.”<br />
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